Dienstag, 7. Juni 2016

Kulturgeschichten 0248

Brückentag

Am 7. Juni 1905 gründete sich
In Dresden die Künstlergruppe
Von Expressionisten die Brücke mit
Kirchner Bleyl Schmidt-Rotluff Heckel

Passt eine Gruppe zu denen die
Mit der Geschichte brechen wollen
Um ihren starken Ausdruck zu finden
Im je einzelnen Gefühl

Künstler sind Individualisten
Arbeiten für sich um genial dann
Aus dem Nichts etwas zu schöpfen
Was berührt und Dauer hat

So das Bild des Künstlers
Das diese selber gern kultivieren
Auf irgendwann Entdeckung hoffend
Wenn sie nicht vergessen werden

Kunst wird oft als solche erst
Von der Nachwelt erkannt wie
Gewürdigt bis dahin leidet sie als
Unverstandener Solitär vor sich hin

Manchmal in der Hoffnung doch noch
Zu Lebzeiten groß raus zu kommen
Was häufiger Traum ins Nichts bleibt
Dennoch behalten manche ihre Form

Andere suchen ähnlich Denkende die
Als Künstlergruppe Gedanken teilen
Sich gegenseitig befeuern wie in dem
Immer einsamen Ringen stärken

Die Künstlergruppe die sich auch KG
Noch nannte bestand zunächst aus 4
Architekturstudenten die damit zu den
Wegbereitern des Expressionismus wurde

Später kamen noch Max Pechstein sowie
Emil Nolde dazu der Name jedoch geht
Noch auf Karl Schmidt-Rotluff zurück
Wobei unklar blieb was er bedeutete

Nüchterne bezogen es auf die vielen Brücken
Die in Dresden immer wieder Motiv waren
Andere sahen es als Metapher zum Uferwechsel
Einige sahen Nietzsches Zarathustra darin

Danach seien sie Brücken über die dereinst
Höhere schreiten mögen auf dem Weg hinüber
Zumindest war das Wort vielschichtig konnte
Zum anderen Ufer führen ohne Programm zu sein

Den Brückemalern waren auch psychische Momente
Besonders wichtig und der darin vermutete Kern
Der Dinge dabei wollten sie ihre Mitmenschen
Aufrütteln und beunruhigen über das was sie sahen

Im Gründungsjahr wussten sie noch lange nicht
Wo es hingehen sollte dafür um so mehr wovon
Sie weg wollten dazu verfasste Kirchner ein Programm
Das am 9. Oktober 1906 präsentiert wurde

Das auch in Dresden als Handzettel verteilte Programm lautete also:

"Mit dem Glauben an Entwicklung, an eine neue Generation der Schaffenden wie der Geniessenden rufen wir alle Jugend zusammen. Und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen, älteren Kräften. Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.“

Trotz dieser Weite und Offenheit war
Ein einheitlicher Gruppenstil erklärtes
Ziel der KG Brücke deren wesentliches
Merkmal starke farbliche Kontraste sind

Dazu kam der Verzicht auf Details wie
Der holzschnittartige Charakter der Malerei
Die zu kantigen Formen und um so kühnerer
Raumgestaltung dabei führte

Bald mieteten sie sich ehemalige Läden als
Lager und Atelier in Dresdens Friedrichstadt an
Ihre je Freundinnen wurden ihre Aktmodelle
Sie lasen Nietzsche Arno Holz Walt Whitman

Diese erste Phase war wohl sehr produktiv
Jedoch blieb wenig davon noch erhalten
Da Heckel meist alte Bilder übermalte
Schmidt-Rotluff frühe Arbeiten vernichtete

Die Gruppe erweiterte sich sodann auch um
Passivmitglieder die nur finanziell beitrugen
Oder wie die Kunsthistorikerin Rosa Schapire
Werkverzeichnisse erstellte sich allem widmete

Als Pechstein für einen Auftrag gen Berlin zog
Vereinbarten sie gemeinsames Malen am See
Bei Moritzburg mit verschiedenen Aktmodellen
Was den einheitlichen Stil wieder weiter prägte

Die Berliner Secession lehnte die Bilder
Von Pechstein ab was die Gründung der
Neuen Secession zur Folge hatte der die Brücke
Mitglieder beitraten was zunächst ein Reinfall war

Ende 1911 zogen auch die übrigen Brücke Mitglieder
Gen Berlin um mehr Kontakt zu Sammlern wie zu
Händlern zu bekommen ein aufgeschlosseneneres
Publikum als in Sachsen noch zu finden

Das Leben in der Großstadt beeinflusste die Künstler
Nachhaltig und sie lernten neue Formen kennen
Gemeinsam mit dem Blauen Reiter stellten sie
In der Galerie Goltz in München aus

Kurz danach kam es zum Ausschluss von Pechstein
Da er ohne Erlaubnis der anderen in der Secession
Ausgestellt hatte wobei alle in finanzieller Not waren
Die Gruppe trat aus der Neuen Secession aus

Als Kirchner 1912 in der Chronik sich selbst als wahres
Einziges Genie darstellte kam es zum Streit mit den übrigen
Er beschuldigte die übrigen Mitglieder in Kritiken unter
Pseudonym beim ihm noch abgeschaut zu haben

Kirchner zog sich nach dem Streit immer weiter zurück
Im Mai 1913 beschlossen die noch übrigen sodann
Die Auflösung der Gruppe von der sich Kirchner als er
Jahre später die Chronik veröffentlichte distanzierte

Die ersten Themen der Brücke waren Stadtleben
Zirkus und Varieté Mensch in Bewegung Akte wie
Landschaften wozu sie in den Jahren zahlreiche
Ausflüge teils gemeinsam noch unternahmen

Im Durchgangsraum der Leipziger Kunsthalle fand 1905
Die erste Brücke Ausstellung statt 1906 in Braunschweig
In Dresden selbst wurde im September 1906 erstmals
In der Lampenfabrik gemeinsam ausgestellt

Bei dieser ersten Ausstellung wurde wie es sich gehört
Ein Akt von der Polizei vorab verboten womit die Gruppe
Ihren kleinen Skandal schon hatte und damit Presse
Dennoch wurde die Ausstellung kein Erfolg

Die Dresdner reagierten größtenteils ablehnend
Nannten die Künstler Hottentotten im Frack
Dafür gab es in den Folgejahren teils erfolgreiche
Wanderausstellungen in ganz Deutschland

Großes Vorbild der Brückemaler war van Gogh
Vor allem hinsichtlich Pinselführung und Farben
Auch Paul Gauguin beeinflusste die Gruppe mit
Seinen Bildern aus Tahiti 1906 in Dresden gezeigt

Viele Anregungen erhielte sie aus dem Dresdner
Kupferstichkabinett namentlich für Kirchner war
Albrecht Dürer ein Pfadfinder der Gestaltung auch
Afrikanische Kunst aus dem Völkerkundemuseum wirkte

In der Weimarer Republik erlangten ehemalige Mitglieder
Große Popularität und beeinflussten auch den Film
Nach 1933 galt der Expressionismus als Entartete Kunst
In der Ausstellung dazu war die Hälfte von Brückemalern

Nach dem Krieg machte 1957 der Oldenburger Kunstverein
Eine für die Brücke bahnbrechende Ausstellung und 1967
Eröffnete das Brücke Museum in Berlin auf Anregung von
Schmidt-Rottluff mit 400 Gemälden und tausenden Zeichnungen

Die Brücke genießt neben dem Blauen Reiter heute unter
Kunstkennern den Ruf Deutschlands bedeutendster Beitrag
An der Weltkunst des 20. Jahrhunderts zu sein auch wenn
Dies wie alle Urteile in der Kunst immer nur relativ gültig ist

Wird Kunst nur bedeutend wenn sie zunächst aneckt
Alte Tabus bricht und ein neues Sehen eröffnet oder
Sind längst alle Grenzen überschritten kann Kunst heute
Frei um das Schöne in hässlicher Welt ringen

Der Gegensatz zwischen Welt und Kunst ist nötig
Damit diese vordenken kann und sich solitär stellt
Als Gegensatz zu den Gewohnheiten die schnell
Blind werden für das was ist

Das ganz Weltliche der Eitelkeit zeigt aber auch
Einer Künstlergruppe die heute als ganz groß gilt
Die Grenzen menschlicher Fähigkeiten und ihrer
Bedürfnisse auf in denen wir zu oft fest stecken

Ob Künstler damit besser für sich bleiben
Oder als Gruppe erst die größte Kraft haben
Wird sich nie für alle beantworten lassen
Zumindest ist es ein Weg zu geballter Kraft

Bräuchte es nicht für das neue Jahrtausend
Wieder den Mut sich unter einer Idee wie
Einem Motto zu finden um gemeinsam dann
Grenzen zu erkunden und zu überschreiten

Statt nur nach dem Markt zu schielen vielleicht
Noch einmal die große Linie zu denken wagen
Die als ganzer Stil alle Ebenen umfasst wie die
Gesellschaft ästhetisch wie sozial prägen hilft

Der Geburtstag der Brücke sollte Mut machen
In den Künsten gemeinsam aufzubrechen um
Den großen Wurf zu wagen eines gemeinsam
Erstrittenen künstlerischen Weges für morgen
jens tuengerthal 7.6.2016

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