Dienstag, 21. Juni 2016

Kulturgeschichten 0265

Glaubensmassaker

Über den Islam schimpfen die Pegiden
Weil er zu grausamen Massakern nur
Verführe und also unmenschlich sei
Das Abendland unkultiviert bedrohe

Ob sie das Abendland meinen in dem
Der industrielle Masenmord einst in
Gaskammern beamtisch deutsch gut
Organisiert wurde das keiner entkäme

Oder dachten sie an die Kultur die
Einst zu tausenden Hexen und Ketzer
Verbrannte um des Glaubens willen
Noch bis ins 18. Jahrhundert  hinein

Denken sie an den Islam der uns erst
Mathematik und Medizin wiederbrachte
Im dunklen Mittelalter einst weil doch
Ein sizilianischer Staufer Kontakt hielt

Denken die ängstlichen Schreihälse
Überhaupt je oder fürchten sie sich nur
Weil gruseln leichter fällt als denken
Vor allem wenn es kritisch infrage stellt

Wer sich über die Grausamkeiten des IS
Lautstark erregt sollte lieber bedenken
Was hier noch vor wenigen Jahren geschah
Menschen im Namen des Führers mordeten

Alle die nun meinen die Nazis sein eben
Eine unchristliche Ausnahme im sonst so
Frommen Abendland sein an die Kriege
Der Religionen allein in Europa erinnert

Der Islam ist 650 Jahre jünger als das
Im übrigen genauso grausame Christentum
Nicht mal 400 Jahre müssen wir zurück
Um Parallelen deutlich zu bemerken

Es ist im übrigen nie die Religion auch
Wenn in deren Namen gemordet wird
Sondern stets einzelne die sie dazu nur
Nutzen als Ausrede der Grausamkeit

Ob es ohne besser wäre ist unsicher
Die grausamsten Mörder aller Zeiten
Hitler Stalin und Mao hatten keinen
Glauben noch irgend Religion

Fanatiker sind nicht der Glaube an sich
Doch zu merken wie sehr sich alle
Gewohnheiten auch grausam gleichen
Relativiert manche kultivierte Ansprüche

Am 21. Juni 1621werden vor dem Altstädter Rathaus
In Prag auf Befehl von des deutschen Kaisers
Ferdinand II. 27 protestantische böhmische Adlige
Hingerichtet und zur Abschreckung zerteilt

Die Köpfe von 12 der Hingerichteten aufgespießt
Hand und der Kopf des Grafen von Schlick eines
Der Anführer des Aufstandes wird für 10 Jahre
An den Altstädter Brückenturm genagelt

Es ist mitten im Dreißigjährigen Krieg
Die Zeiten sind grausamer noch als
Im Menschenrechte sichernden Europa
Der Schwedentrunk ist noch aus Gülle

Gefoltert wurde damals gern auch mit
Ziegen die Salz von Fußsohlen leckten
Bis sich die Opfer wirklich totlachten doch
Das hat Simplicissimus gut genug beschrieben

Kein neuer Dichter muss sich an diesem Gräuel
Wieder versuchen außer es sei zur Erinnerung
Wohin uns die Intoleranz führt und zu fragen
Wovor sich Ahnungslose denn fürchten

Die Opfer von Prag waren Teil des Ständeaufstandes
In der böhmischer Adel gegen die Habsburger rebellierte
Der Aufstand war Folge einer europäischen Krise aber
Mehr noch deutlichster Ausdruck dieser und Auslöser

Auslöser von 30 Jahren Krieg in und um Deutschland
Der auch die 100 Jahre um die Niederlande einschloss
In dem es um rechten Glauben mehr ging als die darin
Vermeintlich nur liegende Freiheit der Reformation

Die Idee Luthers trug viel Freiheit in sich als Reaktion
Auf die Kirche der Renaissance die mit Ablass wie
Inquisition grausam wie protzig herrschte statt sich
Christlich lieber zu bescheiden auch im Geist

Doch wandte der Reformator sich von der Reformation
So sehr ab wie vom Bauernkrieg und wurde so zum
Kirchengründer der auch nur eine weitere intolerante
Sekte sich ausbreiten half mit klarer Konsequenz

Die Franzosen bekamen einen Hugenotten zum König
Dem zwar später Paris eine Messe wert der aber doch
Im Geiste der Toleranz regierte doch dem Reich fehlte
Ein solcher Henry IV wir hatten Karl und Ferdinand hier

In Böhmen wo Prag liegt und das Gemetzel  stattfand
Standen sich lange schon Hussiten und Katholiken
Gegenüber wobei erstere die Mehrheit waren während
Letztere die Herrschaft dagegen brutal ausübten

Noch 1609 hatte Kaiser Rudolf II. aus Dankbarkeit
Für Unterstützung gegen seinen Vetter Matthias
Den Glaubenszwang im Majestätsbrief untersagt
Ein Kollegium zum Schutze Andersgläubiger eingesetzt

Als Matthias dann doch Rudolf folgte als Kaiser und König
Verlegte er seinen Sitz wieder nach Wien und ließ durch
Seine Stadthalter in Prag die Situation wieder eskalieren
Der religiösen Konflikt verschärfte sich erneut

Als Matthias erkrankte standen für die Nachfolge sowohl
Philipp III. von Spanien wie Erzherzog Ferdinand bereit
Der es schließlich wurde und sofort die Rekatholisierung
Mit Feuer und Schwert in Böhmen begann gegen die Stände

Der Konflikt zwischen großteil protestantischem böhmischen
Adel und Ferdinand eskalierte bis zum Prager Fenstersturz
Von dem schon erzählt wurde an anderer Stelle genug
Jedenfalls wählten die Böhmen Ferdinand einfach ab

Weil so ganz ohne König ja auch nichts war im Reich
Wählten sie den Anführer der deutschen Kalvinisten
Friedrich von der Pfalz aus Heidelberg zum Winterkönig
Der mit Elisabeth Stuart wiederum verheiratet war

Dieser nun zweistimmige Kurfürst sollte den Böhmen
So hofften sie die Unterstützung Englands bringen war
Doch Elisabeth die einzige Tochter von König Jakob I
Dem Erben von Elisabeth I und Sohn von Maria Stuart

Auch Dänemark hofften die Böhmen auf diesem Wege
Für sich gegen den mächtigen Kaiser zu gewinnen
Auch Moritz von Oranien für die Niedelande sollte
Gewonnen werden nachdem Sachsen abgelehnt hatte

Friedrich der Kurpfälzer mit der Königstochter als Frau
Strebte nach höherem als der bescheidenen Kurpfalz
Kaiserwürde gar mit doppelten Stimmen wäre möglich
Habsburgers katholische Macht wäre gebrochen

Der Schachzug des Prager Direktoriums war also
Mehr als klug suchten sie doch einen der sich
Für Glaubensfreiheit wie ihre Krone einsetzte
Fanden in Friedrich von der Pfalz so beides

Der Vater seiner Frau Jakob I. war zwar Sohn
Jener katholischen Maria Stuart die einst noch
Versuchte Kusine Elisabeth zu stürzen darüber
Den Kopf verlor aber selbst Protestant blieb

England zumindest eine Phase relativer Ruhe
Brachte abgesehen vom Gunpowder Plot
Wie seiner wahnhaften Neigung Hexen noch
Im 17. Jahrhundert verbrennen zu lassen

Heute mutmaßten wohl Psychoanalytiker
Darüber ob es aus dem Hass auf die doch
Rothaarige Tante die seine Mutter noch
Köpfen ließ geschah nach langem Zögern

Selbst wenn es dabei auch um den
Konflikt der Religionen und den Kampf
Der Römer um die verlorenen Schafe
Noch ging war es in Böhmen kein Thema

Ferdinand verbündete sich mit Bayern
Denen er Böhmens Kurfürstenstimme
Vorab versprach als sei diese sein eigen
Was Habsburger Gebaren kennzeichnet

Außerdem holte er noch den Vatikan
Die Heilige Liga sowie vor allem Spanien
Ins Bündnis gegen die Aufständischen
Und feiges Sachsen verhielt sich neutral

Dafür hatte der Kaiser dem Protestanten
In Dresden noch Gebiete in der Lausitz
Wie in Schlesien zur Expansion versprochen
Was Solidarität schnell relativierte im Glauben

Als Tilly mit dem großen kaiserlichen Heer
Am Weißen Berg in Böhmen eintraf waren
Die undisziplinierten Protestanten im Heer
Der böhmischen Stände schnell geschlagen

Die Macht in Prag übernahmen sodann die
Kaiserlichen unter Lichtenstein und Wallenstein
Friedrich war geflohen das nicht entflohene
Direktorium wurde sodann verhaftet

Von den adligen Mitgliedern wurden dero 43
Zum Tode verurteilt und von diesen wiederum
Die 27 am 21. Juni 1621 hingerichtet wie über
Jahrzehnte vor Prag in Resten ausgestellt

Die Güter der Hingerichteten wurden konfisziert
Mit ihnen wurden konforme Adelige wie etwa
Wallenstein großzügig bedacht in Folge wurde
Die Wiener Position in Prag weiter gestärkt

Das Recht zur Königswahl wurde den Ständen
In Böhmen wieder aberkannt und zugleich wurde
Der Majestätsbrief von Rudolf II. zerschnitten
Gesetzgebung und Bodenreform blieben feudal

Als nun Bayern nach der pfälzischen Kurwürde
Griff um des Kaisers Versprechen zu bekommen
Brach der Aufstand im Reich endgültig aus der
Im Dreißigjährigen endete und gipfelte

Das ist die Kultur des Abendlandes das sich
Über Jahrzehnte grausamer noch metztelte
Als es der IS in Syrien gerade tut der nun
Mit deutscher Hilfe zerbombt wird

Eigentlich müssten sich die Sachsen doch
Die sich damals zum Massaker in Böhmen
Schlicht neutral verhielten besser mit dem IS
Als mit der Bundesregierung verstehen

Vielleicht ist es nötig endlich die Dinge beim
Namen zu nennen und den sächsischen
Rassismus als unpassend für Deutschland
Zu bezeichnen weil solche nicht gewollt sind

Eine kleine Gruppe deutscher Fans fällt
Bei der EM in Frankreich unangenehm auf
Mit Hitlergruß und Reichskriegssflagge als
Verdecktes Nazibekenntnis immer noch

Wer wundert sich dass diese Gruppe
Ausgerechnet aus Sachsen kam zu den
Radikalen Anhängern Dresdner und Leipziger
Clubs gehören bekannt für ihre Gesinnung

Wäre dies Land nicht viel schöner wenn
Wir Ostpreußen gegen Sachsen mit Polen
Tauschten und den gerde Innenminister
Bekommen sie noch umsonst dazui

Jenseits der politischen Ironie fragst sich
Warum aus Geschichte so wenig gelernt
Je wurde und manche noch stolz auf dies
Mörderische christliche Abendland sind
jens tuengerthal 21.6.2016

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