Mittwoch, 15. Juni 2016

Kulturgeschichten 0257

Ballschlacht

Bälle sind dankbar zu beschreiben
Denken wir an den von Lampedusa
Seitenlang im Leoparden geschilderten
Als Abbild untergegangener Welten

Beim Wiener Kongress waren sie beides
Lust am Spiel wie zugleich weit darüber
Ort anderer Stufen der Diplomatie bei
Der Neuaufteilung Europas nach Napoleon

Doch der verbannte Inselkaiser kehrte zurück
Die Europäer mussten sich noch einmal einig
Zeigen um den Korsen zu schlagen wie aus
Dem monarchischen Europa zu vertreiben

Am Vorabend der Schlacht von Waterloo
Genauer am Vorabend der bei Quatre-Bras
Die noch ein Vorgeplänkel zu Waterloo war
Das Napoleon vereinigt den Rest gab

Am 15. Juni 1815 lud die  Herzogin von Richmond
Zum Ball in ihrem Palais in Brüssel also drei Tage
Vor Waterloo und obwohl oder weil nur 25% aller
Anwesenden Frauen waren wurde er berühmt

Die britische Historikerin Elizabeth Pakenham nennt
Ihn den berühmtesten Ball der Geschichte was
Bestimmt ein wenig übertrieben sein mag doch
Der Bedeutung der Anwesenden entspricht

Am gleichen Tag war es bereits zu kleineren
Scharmützeln gekommen bei denen noch die
Keuzung von Quatre-Bras gehalten wurde
Noch während des Balls kamen neue Depeschen

Sie erreichten den Herzog Wellington berichteten
Vom Eintreffen der Preußen wie deren Scharmützeln
Unweit von Brüssel nun auch die er unter Blücher
Bei Waterloo Nachts so sehnlich erwartete

Zwei der Anwesenden fanden in den nächsten Tagen
Den Tod namentlich der Herzog von Wolfenbüttel und
General Picton und alle Anwesenden wussten um
Diese drohende Möglichkeit gegen den genialen Korsen

Der Ball war so gesehen ein feierliches Souper im
Angesicht des Todes der vielen Realität wurde im
Letzten Gefecht des kleinen Franzosen bei Waterloo
Die Anwesenden kannten sich schon aus Wien

Todesnähe und Schlachtenspannung gaben dem
Abend seinen Flair und einige Damen wurden von
Den mehrheitlich Offizieren die im Schatten des Todes
Wie der bevorstehenden Schlacht tuschelten betanzt

Es ist diese Ausnahmesituation die den Ball wohl
In der Erinnerung aller Teilnehmer zu solch einem
Mehr als besonderen Ereignis machten wissend
Am nächsten Tag töten wir heute noch tanzen wir

So gesehen war es die doppelte Spannung der
Typisch ritterlichen Haltung der sich zugleich
Im Kampf wie in der Minne üben soll um sich
In der Liebe wie im Krieg zu vervollkommnen

Vielleicht klingt diese Nähe von Ball und Tanz
Zu Schlachtenlärm und Morden uns pervers
Doch wieviel näher sind wir vermutlich auch
Im Straßenverkehr täglich ungeahnt dem Tod

Diese Spannung aus dem Wissen um die
Gefahr in die sich diese Männer begeben
Den vielleicht letzten Tanz genießend ist
Der Zauber zwischen Leben und Tod

Manchmal wenn wir uns dem einen
Besonders zuneigen sind wir dabei
Dem anderen um so näher was zeigt
Wie relativ alle Zuneigung immer ist

Der schönste Ball fand also historisch
Im Schatten des Todes statt wie die größte
Lust im kleinen Tode gerne endet wird
Mit diesem Ball ein Gipfel erreicht

Frieden erstreben ist fraglos gut
Aber wo nicht auch im Schatten des
Todes noch zu feiern hat zumindest
Viel Größe sogar im Untergang
jens tuengerthal 15.6.2016

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