Samstag, 18. Juni 2016

Kulturgeschichten 0262

Sieg und Niederlage

Sieg und Niederlage liegen oft dicht
Beieinander und manchmal ist es nur
Der Zufall der die Welt verändert
Durch die Macht der Sieger

Nicht jeder Sieg führt zum Ziel
Manchmal gibt erst die Niederlage
Kraft genug dem späteren Sieger der
Im Untergang erst merkt was er verlor

Durch die Zeiten dabei zu springen
Offenbart erstaunliche Parallelen
Unabhängig vom jeweiligen Ort
Fragt sich was sich je lohnte

Am 18. Juni 217 vor Christus kam es
In der Schlacht von Raphia zum alles
Entscheidenden Kampf im bereits
Vierten Syrischen Krieg schon damals

Pharao Ptolemaius der einst seine Mutter
Berenike ermorden ließ und seine Schwester
Heiratete besiegte die Seleukiden unter
Antiochos III. genannt dem Großen

Was von der Schlacht bekannt ist berichtete
Der griechische Historiker Polybios sowie das
Raphia Dekret danach fielen über 10.000 Seleukiden
Dagegen nur knapp 2000 siegreiche Ägypter

Die Ägypter hatten die 222 v.Chr. beginnenden
Auseinandersetzungen verzögert um ihre Armee
Zu reformieren und strategisch aufzurüsten was
Sie um 10.000 Mann überlegen am Ende mache

Die Ägypter verloren viele Reiter während die
Seleukiden alle Kampfelefanten abgeben mussten
Ptolemaios kehrte triumphal nach Alexandria zurück
Das Ziel des Krieges war vollkommen erreicht

Antiochos wurde erst später ein Großer denn
Bei dieser Schlacht verlor er durch jugendlichen
Leichtsinn so verfolgte er auf seinem Flügel
Fliehende Ägypter zu weit und entblößte sich

Ganze 1270 Jahre später besiegten die Normannen
Am 18. Juni 1053 in der Schlacht von Civitate das
Eigentlich überlegene päpstliche Heer nehmen sogar
Papst Leo IX. gefangen der die Normannen anerkennt

Der Papst ein gebürtiger Elsässer hatte sich bereits
Mit Kaiser Heinrich III. beraten wie er gegen die
Gefürchtete Normannenplage vorgehen sollte
Worauf der Kaiser ihm nur 600 Schwaben mitgab

Dennoch sammelte der Papst eine vielfach überlegene
Armee um sich zur Verteidigung von Süditalien die
Jedoch fast nur aus Fußtruppen bestand die den
Normannischen Reitern weit unterlegen waren

Leo hatte auf die Unterstützung aus Byzanz gehofft
Die eigentlich zugesagt war deren Eintreffen aber
Von den Normannen erfolgreich verzögert wurde
Was die Niederlage noch beschleunigte

Der Papst wurde neun Monate gefangen genommen
Musste die Herrschaft der Normannen anerkennen
Die geringe Hilfe des Kaisers trübte daraufhin über
Jahrhunderte das Verhältnis von Kaiser und Papst

Unklar ist ob sich der Papst selbst ergab um sein
Leben zu retten oder die Stadt ihn auslieferte um
Nicht geschliffen zu werden klar aber war der Sieg
Der bis die Staufer erbten Normannen siegen ließ

Erst 103 Jahre später am 18. Juni 1056 erkennt
Papst Hadrian IV. im Vertrag von Benevent den
Er mit Wilhelm I. von Sizilien schloss die faktische
Herrschaft der Normannen an was den Kaiser ärgert

Noch einmal über 100  Jahre später besiegte dann
Am 18. Juni 1391  Timur den Toktamisch der die
Berühmte Goldene Horde anführte nach dem Tod
Des Dschingis Khan im Streit um die Vorherrschaft

Nicht lange danach nur 38 Jahre später besiegten
Die Franzosen am 18. Juni 1429 im immer noch
Hundertjährigen Krieg in der Schlacht von Patay
Die Engländer mit Hilfe der plötzlich Jeanne d’Arc

Unter Sir John Falstoff verlieren die Engländer
Orleans und werden weiter nach Norden gedrängt
Auch wenn sie letzlich verdrängt werden und verlieren
Kostete Johanna ihr Erfolg später das Leben

Nur 23 Jahre später zeigte sich der heilige Geist
Der Kirche wieder die Johanna später heilig sprach
In der päpstlichen Bulle Dum diversas mit der Papst
Nikolaus V. das Erobern ungläubiger Länder gestattete

Mit diesem Privileg eroberte König Alfons V. von Portugal
Länder Westafrikas und führte die Bewohner mit der
Ausdrücklichen Duldung des Papstes in die Sklaverei
Es waren ja nur Schwarzfrikaner die es traf

Heute ist Sklaverei sogar im Vatikan verpönt
Der sich an herrschende Meinung immer anpasste
Noch immer wird sich angemaßt den Glauben
Durch Missionare weiterzutragen zu den Heiden

Auch die reformierten Kirchen betreiben Mission
In Afrika oder dort wo es ihnen nötig scheint
Sogar in Indien wo es prozentual mehr Christen gibt
Als in Ostdeutschland lebten zur Wiedervereinigung

Wie schon zu Anfang gesehen hindern auch fatale
Niederlagen nicht daran ein Großer zu werden
Ein berühmtes Beispiel dafür ist Friedrich der Große
Der oft dem Tod näher als dem Leben im Krieg war

Seine erste Niederlage im Siebenjährigen Krieg
Erlitt er am 18. Juni 1753 in der Schlacht bei Kolin
Gegen die Österreicher unter Feldmarschall Daun
Dabei verloren fast 23.000 ihr Leben

Kolin liegt in Böhmen das Friedrich strategisch
Besetzte wie Sachsen zuvor weil er es konnte
Ihm andernfalls die Einkesselung wie auch
Vernichtung gedroht hätte seiner Herrschaft

Der Streit ging um Schlesien schon zehn Jahre
Friedrich hatte es Maria Theresia einst geraubt
Weil er es konnte und Österreich schwach war
Infolge der pragmatischen Sanktion ihres Vaters

Maria Theresia verzieh ihm das nie und setzte
Ganz Europa gegen den Preußen in Bewegung
Sie blieb am Ende erfolglos aber Friedrich nicht
Völlig siegreich wenn auch ungeschlagen groß

Der Besitz Schlesiens und seiner Rohstoffe
War eine wichtige Basis für Preußens Aufstieg
Von dem damals noch keiner ahnte der auch
Weniger durch königliches Verdienst kam

Diesmal noch scheiterte Friedrich mit seiner
Taktik der schiefen Schalchtordnung die ihm
Im Dezember bei Leuthen den Sieg bescherte
Nur Seydlitz und Tauentzien retteten noch was

Ob Friedrich seinen fliehenden Grenadieren
Wirklich zurief ‘Hunde wollt ihr ewig leben’ ist
Nicht verbürgt aber nicht unwahrscheinlich
Die Belagerung Prags wurde aufgegeben

Für siegreiche Österreicher gab es danach den
Militär-Maria-Theresien-Orden als Verdienst
Seydlitz wurde vom Oberst zum Generalmajor
14.000 tote Preußen und 9000 Österreicher

Die Schlacht entschied nichts und war bloß ein
Kurzes Aufatmen für Österreich die dies feierten
Friedrich lernte aus der Niederlage und wurde
Bei Leuthen mit Ziethen noch gefährlicher

Entscheidend dagegen war ein anderer Sieg
18. Juni 1815 schlugen die Briten unter Wellington
Vereint mit den Preußen unter Blücher Napoleon
In der Schlacht bei Waterloo vernichtend

Damit war das Kapitel Napoleon in Europa
Endgültig beendet der Kaiser der Franzosen
Wurde nach St. Helena verbannt eine Epoche
Die Europa auch in vielem befreite endete

Die Hoffnung vieler Freiheitskämpfer gegen
Napoleon der mit dem Code Napoleon erst
Vielen Rechtssicherheit gebracht hatte auf
Eine freiheitliche Verfassung erfüllte sich nicht

Die vorher Monarchen sicherten wie zuvor
Schon auf dem Wiener Kongress geplant
Ihre Macht und das Versprechen von etwa
Verfassungen wurde nach Karlsbad vergessen

Es sollte noch lange dauern bis in Deutschland
Freiheit und Demokratie dauerhaft siegten gegen
Reaktion und Adel noch am 18. Juni 1849 vertrieben
Die Schwaben das Rumpfparlament aus Stuttgart

Dahin war die Frankfurter Nationalversammlung
Geflohen um noch die Idee hoch zu halten vom
Deutschen Nationalstaat den später dann Bismarck
Preußisch autoritär von oben herab realisierte

Am 18. Juni 1940 schließlich kam es zu zwei Aufrufen
Die ihre Völker zum Widerstand und zum Durchhalten
Anhielten beide in London der eine im Rundfunk von
General De Gaulle der andere im Unterhaus von Churchill

Im Kampf gegen das sogenannte Tausenjährige Reich
Wie sich die kurze dunkle deutsche Episode nannte
Rief Churchill die Engländer auf so zu kämpfen dass
Wenn es einer in 1000 Jahren sieht sagt sie taten alles

Noch über 40 Jahre später am 18. Juni 1982 musste
Der Präsident und Kriegsbefürworter Leopoldo Galtieri
Nach der Niederlage im Falklandkrieg gegen England
Seinen Posten räumen für General Alfredo Saint-Jean

Wo sich Kriege je auf Dauer über die Jahrtausende
Gelohnt hätten ist schwer ersichtlich kurze Siege
Haben meist verheerendere Niederlagen zur Folge
Es kostete vor allem immer viele Menschenleben

Der Krieg gegen Nazi-Deutschland war siegreich
Wie erfolgreich auf den Ruinen konnte erst das
Freie demokratische Deutschland aufgebaut werden
Doch scheint diese eine Ausnahme eher gering

Östlich blieb es totalitär nur rot statt braun
Westlich zu tolerant gegenüber vorher Tätern
Zumindest fest eingebunden noch immer
Wurde es mehr Partner als Gefahr

Auch gemessen an der Zahl der Opfer hätte wohl
Eine frühere Kooperation mit dem Wiederstand
Der den Kontakt nach England suchte vieles
Weit schlimmeres verhindern können noch

Zurück zum Pragmatismus dem es nur um sich
Wie den Genuss des eigenen Lebens geht
Er hilft solche Verfehlungen besser verhüten
Als der Glaube an höhere Ideale je

Platon und Aristoteles sind die falschen
Ratgeber schon lange orientieren wir uns
Lieber an Epikur oder seinen Schülern
Denen es immer mehr um sich ging

Mehr als das eigene Glück gibt es nie
Tod gibt es nichts mehr und der größte
Genuss ist friedlich liebend also gerade
Nicht im Strom der Masse mitlaufend

Es braucht wenig zum Glück im Leben
Darauf mehr achten statt weiter ewige
Kalte und heiße Kriege auszufechten
Die unsinnige Menschenopfer bleiben

Dafür gibt es viele Ansätze wie Ideen
Doch fängt jeder Friede bei uns an
Verhindern wir Niederlagen ohne Krieg
Eher als mit berechnender Hoffnung

Nahezu nichts ist den Tod je wert
Verbreiten wir die Philosophie vom
Individuellen Glück lieber als den
Wahnsinn vom Kampf der Kulturen
jens tuengerthal 18.6.2106

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