Freitag, 16. Oktober 2020

Sperrstundenverwirrung

Die Sperrstunde verwirrt alle
Regierungen Richter Bürger
Gilt sie oder nicht und wie
Sinnvoll ist sie wirklich noch
Oder gerade jetzt fragt sich
Während Berliner Richter
Sie als Unrecht aufhoben
Führte NRW sie neu ein
Unklar wer dagegen klagt
Bleibt noch völlig offen
Was sagt die nächste Instanz
Geht Vertrauen verloren wenn
Der Rechtsstaat mal streitet
Oder belegt es wie gut dieser
Auch in Krisenzeiten funktioniert
Plädiere für letzteres denn
Natürlich irrt die Verwaltung
Nicht nur ausnahmsweise mal
Sondern im Neuland gerne 
Dann muss korrigiert werden
Was kein Drama ist sondern
Rechtsstaat eben beweist
Dann wird kritisch geprüft
Vernünftig hoffentlich auch
Endlich neu entschieden
Wir brauchen mehr Vernunft
Aber weniger Gehorsam der
Nicht mehr kritisch denkt nur
Soweit es dagegen nötig ist
Sollten wir Klarheit haben
Noch wissen wir wenig
Sein wir achtsam aber
Wach und kritisch dabei
Freue mich über dieses
Urteil des Verwaltungsgerichts
Weitere Instanzen werden folgen
Verbote der Beherbung werden
Teils aufgehoben teils nicht
Forscher träumen von Absperrung
Ganzer Risikogebiete wie am RKI
Richter werden diese leicht
Totalitären Träume begrenzen
In der Mitte liegt die Vernunft
Wir werden weiter darüber streiten
Das ganze nennt sich Demokratie

jens tuengerthal 16.10.20

Liebesmut

Liebe erfordert viel Mut
Besonders angesichts der
Immer wieder tragischen
Folgen solcher Geschichten
Die wenig Hoffnung machen
Es ändere sich je etwas
Im konventionellen Rahmen
Dennoch wagen immer noch
Erstaunlich viele das große
Abenteuer mit ungewissem
Ausgang jedesmal wieder
Als lernten sie nichts aus
Schmerzvoller Erfahrung
Im Gegenteil halten wir
Die Vernünftigen für eher
Gefühllos wie unfähig zu
Echter Liebe während wir
Im normalen Leben sie für
Narren ansonsten hielten
Aber die Liebe setzt alle
Bedingungen außer Kraft
Warum wer es wirklich wagt
Soviel Mut wie Wahnsinn
Immer wieder beweist
Allerdings fragt sich ob
Wer ein Narr längst ist
Noch ohne jeden Durchblick
Mutig sein kann oder eher
Blind dem Gefühl folgt was
Zwar mutig klingt angesichts
Der oft katastrophalen Folgen
Aber nüchtern betrachtet eher
Schlicht bescheuert wohl ist
Wenn auch im besten Sinne
So folgen wir wahrem Gefühl
Ganz im Sinne der Natur die
Auf Fortpflanzung noch zielt
Solange ich mich frage ob es
Vernünftig sein kann sich zu
Verlieben bin ich es nicht
Jenseits aller Fragen beginnt
Was uns bescheuert ausmacht
Und so erfordert die Liebe wohl
Am Ende keinen Mut wenn sie
Kommt ist sie da und ist was sie ist
Mehr ist es nicht wie Erich wusste
Also hilft nur abwarten und Tee
Trinken bis zum nächsten mal

jens tuengerthal 16.10.20

Lippenöffnung

Wenn Lippen sich treffen
Nennen wir es gern küssen
Keusch noch wo ungeöffnet
Erotisch wo nicht geschlossen
Lustvoll wenn eindringlicher
Sich zwei innig verschlingen
Gipfelt die Lust wo zungig
Alle Lippen geöffnet auch
Der Perlentaucher wieder
Aufgetaucht fündig wird
Um sich am Überfluss
Ganz zu verschlucken
Am Ende wieder die nun
Geöffneten Lippen zu küssen
Bevor sie sich endlich ganz
Versunken umeinander
Schließen im Kuss

jens tuengerthal 16.10.20

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Kastensex

Drohen wir alle Vielfalt der Welt 
In Kästchen nur vermeintlicher
Wegzusortieren und damit zu
Erledigen statt offen zu bleiben
Frage ich mich nach der Lektüre
Eines weiteren Kapitels im Buch
Die Vereindeutigung der Welt von
Thomas Bauer und neige wieder
Dazu seinen sehr katholischen
Schemen zu widersprechen die
Sich vor der unterscheidenden
Welt zu fürchten scheinen also
Meinen die LGBTQ-Differenzierung
Die natürlich ungenügend ist
Führe mehr zur Kästchenbildung
In der Identität die Uneindeutiges
In Zwischenwelten gerade sexuell
Nicht mehr einfach zuließe was
Dem Betrachter fragwürdig schon
Erscheint aber weil es die Vielfalt
Wo sie Gleichberechtigung fordert
Als zu schematisch bezeichnet
Frage ich mich warum Bauer hier
Tomaten und sexuelle Orientierung
Die zuerst ein Akt der Befreiung ist
Mit vorigem Rassismus gleichsetzt
Was auch dann absurd mir scheint
Wenn ich die Zucht von Monsanto
Als kritisch für die Vielfalt sehe
Weil es beim Kampf um Anerkennung
Als Weg zur sexuellen Freiheit
Gerade nicht um Gleichmacherei
Sondern Anerkennung der Vielfalt
Die als solche gut ist eher geht
Zwar mag im Versuch der Definition
Dessen was LGBTQ ist auch Schemen
Geben die nicht alles erfassen
Zwischenformen übersieht die
Für viele noch Normalität sind
Weil ein klares Bekenntnis zur
Eigenen Sexualität ihnen noch
Aus vielen Gründen verwehrt wird
Deren stärkster lange noch im
Aberglauben lag wie ihn auch die
Von Bauer als vieldeutig gelobte
Katholische Kirche bis heute 
Vertritt und bestraft auch wenn
Ihre Mitarbeiter dafür die größte
Organisation für sexuellen Missbrauch
Über Jahrtausende aufgebaut haben
Hinter einem moralischen Mantel
Der gerade die Befreiung mit dem
Angebllich unfreien LGBTQ Kästchen
So nötig machte die Bauer verurteilt
Sehe zwar die Gefahr bloßer zu
Schlichter Sortierung unter dem
Neuen Deckmantel doch gibt dieser
So viel mehr an Freiheit um die
Eigene Identität zu finden dass
Die Benennung am Ende doch
Für viel mehr Vielfalt sorgt als
Es bis dato gab und darum doch
Das geringere Übel ist während
Wer Rom für Ambiguität lobt aber
LGBTQ kritisiert sich eher als ein
Ewiggestriger Konservativer zeigt
Denn als Anwalt der Vielfalt offenbart
Die ihm scheinbar ferner liegt
Möge jeder mit Sex nach seiner
Fasson glücklich dann werden

jens tuengerthal 15.10.20

Exponentialwunder

Manche wundern sich noch
Über den radikalen Anstieg
Der Coronazahlen momentan
Andere wiederholen nur was
Schon im Frühjahr klar war
Exponentielles Wachstum kommt
Immer schubweise sehr heftig
Erhöht um ein vielfaches des
Vielfachen rasend schnell
Was kein Wunder logisch ist
Sondern schlichte Mathematik
Mit sich selbst mal genommen
Vervielfacht sich das Ganze
Dabei wird nicht nur addiert
Was an Infekten dazukommt
Sondern selbiges multipliziert
Noch dazu mit sich immer mehr
Es ist keine Glaubensfrage
Wie gestern ein Covidiot noch
Gegenüber mir argumentierte
Den ich für belesen wie zugleich
Leichtsinnig klug auch noch hielt
Der sich im Nachtleben beschränkt
Deshalb genervt alles übertrieben
Findet und dumm autoritär aber
Nichts vom Wachstum versteht
Dabei ist es keinerlei Wunder
Sondern Natur die funktioniert
Berechenbar nachvollziehbar
Wer sich da verfolgt fühlt hat
Andere psychische Probleme
So mahnte die Kanzlerin noch
Die Ministerpräsidenten dringend
Zu nötigen Maßnahmen ohne den
Üblichen Egoismus in Konkurrenz
Sie begriffen es wohl nur teilweise
Die Diskussion um das hier völlig
Unsinnige Beherbergungsverbot
Was Grenzen im Land zieht wie
Testkapazitäten unnötig bindet
Offenbart viel Uneinsichtigkeit
Solange die Infekte exponentiell
Wachsen ist alles Reisen asozial
Gehört aus allen Risikogebieten
Von alleine schon verboten
Verbietet sich mit etwas Vernunft
Wer es dennoch tut braucht nie
Staatlichen Schutz noch sondern
Sollte verantwortlich gemacht werden
Also persönlich dafür haften 
Wenn Gefahr so nah droht
Wachstum exponentiell ist
Damit unkontrollierbar wird
Geht es nicht um lokale Interessen
Sondern bundesweite Gefahren
Die eine klare Reaktion erfordern
Den Lockdown zu verhindern
Nur beweist die nervige Diskussion
Wie gut die Demokratie funktioniert
Haben inzwischen alle bemerkt
Nun könnte Merkel das nötige
Bitte schnell regeln um noch
Schlimmeres zu verhindern
Sonst geht es exponentiell weiter

jens tuengerthal 15.10.20

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Freitoddialog

Mit dem wunderbaren Dialog
Zwischen Plotin und Porphyrios
Seinem Schüler der Epikur nahe
In vielem auch stand während
Plotin in Nachfolge Platons steht
Enden die Opuscula Moralia
Jene düstere dialogische Operette
Auf die Moral und das Leben die
Der schon tragisch früh mit 39
Versterbende aber immer kranke
Giacomo Leopardi so weise wie
Genial mit 27 schrieb so das
Sein wie seine Normen so sehr
Hinterfragte dass kein Ausweg
Mehr möglich schien als sich
Verfrüht zu verabschieden um
Noch unübertroffen zu bleiben
Ob mangelndes Zutrauen dazu
Genügt weiter zu machen wäre
Angesichts des großen Opus des
Auch am zu vielen Lesen erkrankten
Genies wohl der Frage wert die
Gleich zum Thema der beiden
Philosophen führt die sich über das
Recht und den Grund zum Freitod
Angesichts des Jammers des Lebens
Auseinandersetzen und während der
Jüngere Porphyrios seinem Lehrer
Plotin zu beweisen versucht dass er
Gute Gründe hätte zu gehen gerade
Angesichts des Jammers der Welt
Wie dem was ihm bevorstände
Erläutert warum Platon irrte der
Die Drohung der Folgen des Freitod
Als Grund zur Angst entwarf um die
Menschen zur Ordnung zu mahnen
Welche angesichts des Schreckens
Den das Leben mit Schmerzen wie
Anderen Leiden ausübt unfair wäre
Was indirekt die christliche Hölle auch
Als alberne Drohung infragestellt damit
Geradezu revolutionär im 19. Jahrhundert
Im katholischen Italien noch war
Vielen bis heute vorkommt die sich
Immer noch icht vorstellen können
Dass nach dem Tod alles endet
Nichts mehr ist als Freiheit vom Leid
Darum aus Furcht vor Strafe weiter
Noch ihr Elend ertragen ohne eine
Perspektive warum der Himmel auch
Als weiterleben erfunden wurde um
In der realen Aussichtslosigkeit des
Elends der meisten diesen noch im
Erfundenen Jenseits zumindest
Eine Verbesserung zu versprechen
Die zwar keiner überprüfen kann
Warum sie auch fest glauben sollen
Im Glaube Sicherheit zu finden der
Doch nur jenseitige Angst verbreitet
So nimmt Porphyrios die Position des
Epikur ein der auch vertrat es sei gut
Aufrecht im rechten Moment zu gehen
Wenn es keine Perspektive mehr gibt
Allerdings bis dahin das gute Leben
Lieber mit Freunden in seinem Garten
Bei Brot Wein und Käse genießen wollte
Uns so versucht Plotin nach anfänglich
Moralischen Ermahnungen die nicht
Gegen die Entschlossenheit des
Freundes verfingen diesen zumindest
Mit Liebe zu ermahnen ihn doch nicht
Im realen Elend allein verlassen
Sich lieber gegenseitig beizustehen
In dem mühseligen Leben was doch
Gemeinsam erträglicher wäre und holt
Ihn damit da ab wo der am Leben längst
Verzweifelte steht um gemeinsam noch
Das Beste daraus zu machen worin auch
Eine Pflicht der Freundschaft bestünde 
Die alle Mühsal besser ertragen lässt
So wollen sie unter Freunden bleiben
Die auch nach ihrem Tod noch von ihnen
Gut reden werden in Erinnerung womit
Eine nicht transzendente Brücke über
Das Leben und ein Grund guten Handelns
In der Gegenwart eingeflochten wird der
Auf jede Erfindung verzichtet und in der
Freundschaft Grund zu Sein genug findet
Es gibt wohl viele gute Gründe auch am
Leben und der Quälerei zu verzweifeln
Doch gibt es auch manchmal noch einen
Zu bleiben den Freunden zuliebe womit
Die genialen oft todesnahen Texte des
Klugen und gebildeten Leopardi der ein
Lesender Fürst aus Überzeugung war
Einen wunderbaren Abschluss fanden
Es ist Unsinn das Elend der Welt wie
Der vielen Leidenden schön zu reden
Weder ist alles wunderbar noch steht
Uns wenn wir hier gut sind ein Paradies
Bevor sondern nur Nichts was aber
Aufzuschieben aus Freundschaft oder
Liebe doch manchmal noch lohnen kann
Wie auch das Ende großer Liebe immer
Grund genug sein kann zu gehen dann
Aber Freunde zu finden die einem sagen
Bleib damit wir es gemeinsam ertragen
Es so schön wie eben möglich machen
Ist ein wunderbares Ende denke ich
Der auch schon manches mal sehr nah
Diesen Gedanken so auch zurückfand
Warum auch diese Worte wieder denen
Geweiht sein ohne alles Übersinnliche
Die Grund genug zu bleiben gaben
Denn mehr als Nichts ist immer noch

jens tuengerthal 14.10.20

Liebesepos

Der Parzival als das große
Epos über Ritterlichkeit wie
Den heiligen Gral lag mir
Bisher immer eher fern auch
In seinem Weg zur Religion
Der den Atheisten nur nervte
Doch wie sehr verkannte ich
Welch großen Liebesepos
Wolfram von Eschenbach
Mit diesem Roman in Versen
Schuf der vor allem von den
Starken Frauen erzählt um
Parzival und Gawain wie
Ihrer Liebe und dem Weg
Der zu ihnen führt was sie
Zu welchen Handlungen
Mit weitreichender Wirkung
Verführte und wie sehr die
Liebe und ihre Irrwege alles
Bestimmt im Leben der Helden
Als Teil der Artusepik werden
Aventiuren nach Ritterart erlebt
Doch scheint der übliche Rahmen
Von Kämpfen und Abenteuern
Mehr das Mittel zu sein von
Liebe und Sex zu erzählen
Sind die emotionalen Prüfungen
Wichtiger als die Kämpfe der
Ritter um ihr Heldentum
Wenn der erst Narr Parzival
Durch emotionale Reifung
Im Gespräch mit dem Eremiten
Zum Gralsritter wird sind es
Stets Frauen die Gawain wie
Parzival reifen lassen wie die
Kraft des Bösen Klingsor der
Einst vom Gatten seiner Geliebten
Der Frau des Königs von Sizilien
In flagranti beim Sex ertappt
Kastriert wurde und dafür nun
Frauen gefangen hält die Gawain
Zu befreien sich durch das
Verzauberte Schloss des Herzogs
Welcher der Magier auch ist
Kämpfen muss was nach der
Überfahrt ins jenseitige Reich
Das neben der Welt also liegt
Gawains große Aufgabe wird
Als Retter der Frauen des
Impotenten Magiers mit seiner
Standhaften Manneskraft die
Am Schluss nur völlig erschöpft
Das Schild des Glaubens über
Sich hält als letzte feste Burg
Für das Geistige was nach
Allen eroberten Betten noch
Jenseits besiegter Löwen bleibt
Und so wird auch der ach so
Heilige Gral als Symbol für die
Ewige Jugend in der Wirkung
Zum Viagra des Mittelalters
An dem Ort an dem Ritter
Ihre Standkraft ganz nackt
Ohne jede Rüstung und Waffe
Beim nötigen zarten Minnedienst
Auch noch beweisen müssen
Im eben Ursprung der Welt
Was Christen nur des Reizes
Wegen auf den Kopf stellten
Weil verkehrt wie von hinten ist
Aber Delta der Venus bleibt
Wo sich im zusamnen Kommen
Erst wahre Liebe auch beweist
Und sich damit alle Kreise als
Vereinigung der Welt schließen
In der es jenseits aller Sagen
Um Lust und Liebe nur geht
Der Parzival handelt von nichts
Als großer Liebe und Sex
Verschlungen erzählt wie mit
Religion verbrämt aber doch
Bleibt die Liebe zu starken
Frauen die errungen sein wollen
Kern allen menschlichen Seins
Der Rest ist bloße Dekoration
Auch wenn wir tun als sei es
Genau anders herum und die
Magie nicht Teil der Natur
Die uns damit gern überlistet
Sogar Wiederholung noch so
Reizvoll zu finden wie beim
Alleresten mal was aber im
Schnee stapfend schöner ist
Als beim Sex meistens noch
Dafür im geteilten Gipfel das
Höchste Glück der Welt uns
Beschert für das zu sterben lohnt
Weil mehr ohnehin nicht mehr kommt
Wo kleiner Tod untertreibend scheint
Was himmlische Bilder vom Gral
Als geheimem Schlüssel dazu
Erst tiefgehend verständlich macht
Liebe und Lust zu teilen ist alles
Mehr kann nie sein aber wenn du
Eins zumindest genießt sei lieber
Bescheiden zufrieden der Weg ins
Paradies ist eng verschlungen
Unerwartet tut er sich auf wo du
Es am wenigsten erwartest noch
Doch tief versunken dann wird
Alles irdische miteinander erst
Zu höherer sexueller Weihe
Im perfekten Akt überschritten
Um nichts anderes geht es
Im Parzival als Sex und Liebe
Was mir doch nahe liegt

jens tuengerthal 14.10.20 

Dienstag, 13. Oktober 2020

Herbstwanderung

Wie bunt leuchtet wieder
Der Herbst an den Bäumen
Wie herrlich sind die Farben
Ein Leuchten wo die Sonne
Sie unter blau bescheint
Dezent herbstlich getönt
Wenn wie so oft bedeckt
Neues Leben und naher Tod
Nebeneinander wie zugleich
Auf kleiner Herbstwanderung
Vom Hansaviertel die Spree
Entlang den Berg hinauf alle
Spiele der Farben genossen
Leuchtend strahlend in der
Immer wieder Sonne gerade
Am Anfang wie Ende besonders
Dafür mild gedämpft inmitten
Unter mehr Wolken dort ist
Eine Herbstwanderung im
Hochrisikogebiet die beste
Form kontaktloser Fortbewegung
Und so immer ein bunter Genuss
Irgendwie zwischen den Welten
Sterbend erst erblühend wie viele
Wunderbare kleine Tode zeigt
Der Herbst uns alles was Leben
Kann in einer Jahreszeit als Königin

jens tuengerthal 

Herbstlicht

Herbstlicht ist klarer 
Trotz gelegentlich Nebel
Ist es wo himmelblau
Oben ein Traum unten
Keiner vergisst den November
Mit so wenig Licht überhaupt
Wenn Grau alles dominiert
Was Heine den traurigen Monat
In Deutschlands Wintermärchen
Noch nannte aber eigentlich eine
Typische Herbstgeschichte war
Die über Fürstenwilkür klagte
Heller und schöner scheint mir
Die Stadt in der Oktobersonne
Klarer und weicher zugleich
Höre im Hansaviertel deutlich
Den überall Verkehr aber
Sehe Natur und Beton am
Tiergartenrand versöhnt
Während das Grün sterbend
Noch wunderbar bunt wird
Wirkt das Blau sommerlich
Dachkanten spiegeln das Licht
Gleißender Sonne ganz nah
Es ist halt Herbst mehr nicht

jens tuengerthal 13.10.20

Montag, 12. Oktober 2020

Glücksschmiede

Sind wir die Schmiede unseres
Glücks oder stets Opfer des
Allmächtigen Schicksal was
Nimmt oder gibt ohne unseren
Willen dabei weiter zu beachten
Betrachte ich das Universum
Als ganzes ist mein Wille nichts
Ob der Rand der Lichtstraße
Auf dem wir zufällig leben
Von uns gewollt ist oder nicht
Betrifft die Energie nicht 
Welche ihn weiterhin bewegt
Untergehen oder bestehen lässt
Es kommt auf uns so gesehen
Überhaupt nicht mehr an
Es kommt und geht dort
Was Natur allein bewegt
Egal was wir wollen würden
Darum interessiert es mich
Überhaupt nicht was dort ist
Wie wir uns dabei fühlen
Hängt an unserer Haltung
Über diese entscheiden wir
Insofern das Gefühl bestimmt
Was auf Dauer glücklich macht
Hängt das dem gegenüber wir
Ohnmächtig sind in der Wirkung
Allein an unserem Willen womit
Sich zeigt wir können nichts
Ändern haben aber zugleich
In der Hand wie es wirkt
So gleicht die Willensfreiheit
Einer Illusion wie sie aber auch
Bestimmender Teil unserer Natur ist
Damit selbstverständlich Wirklichkeit
Vieles ist so beides zugleich uns
Zwischen Traum und Realität
Können wir uns zumindest
Vormachen alles sei so wie
Wir es wollen und damit
Glücklich leben und was
Mehr sollten wir wollen

jens tuengerthal 12.10.20

Absturz

Die radikalen Rechten sind
Abgestürzt bei der Wahl in
Wien was nur lokal eine
Bedeutung hat aber zeigt
Auch die Wähler der Populisten
Sind nicht naiv sondern
Bestrafen Lügen deutlich
Was zu gelassenem Umgang
Mit allen Populisten nun rät
Lieber weniger Polarisierung
Sie erledigen sich meist selbst
Die Demokratie ist stabil
Ignorieren und blamieren
Nach kurzer Regierung
Hat die Erben Haiders
Natürlich geschrumpft
So wird alles gut so
Es braucht weniger
Radikale Antifaschistischen
Als Geduld und Vertrauen
In eine starke Mitte die
Letztlich stabil bleibt

jens tuengerthal 12.10.20

Authentizitätswahn

Der Wahn nach Authentizität
Greift immer mehr um sich
Diagnostiziert Thomas Bauer
In Die Vereindeutigung der Welt
Diesmal sehr treffend für alle
Bereiche von Kunst bis Architektur
Aber auch etwa für den Islamismus
Wie dem Bedürfnis diesem zu folgen
Beschreibt es dabei als ein typisch
Artifizielles Problem dem genau die
Ambiguität fehle weil es nur auf eine
Schlichte Eindeutigkeit in eben der
Vermeintlichen Authentizität zielt
Die zum Wert an sich wird auch
Wenn ein Fanatiker genauso
Authentisch ist wie ein Fälscher
Fragt sich was am Ende bleibt
Von der vermeintlichen Echtheit
Die Bauer im Widerstreit zur Kultur
Als dem vom Menschen geschaffenen
Sieht von dem sich entfernt wer mehr
Nach der Natur in allem noch sucht
Die sich in der Authentizität ausdrücke
Richtig dabei ist sicher dass Kunst
Die authentisch sein will eigentlich
Sich ihres Werts als Kultur beraubt
Das also paradoxe Bedürfnis wird nun
Zum Werkzeug einer großen Lüge
Die ihre Wurzeln in einem Ideal hat
Was schon Rousseau so erwartbar
Wie verlogen beschwor die viele
Im zurück zur Natur sehen aber dabei
Die Wurzeln dieser Ideologie ignorieren
Die eigentlich schon bei Adam und Eva
Wie der Geschichte vom Paradies als
Gegenentwurf zum Gilgamesch-Epos
Ihren Anfang nahm in der babylonischen
Gefangenschaft der Juden wie dem
Versuch der jüdischen Priester mit der
Verschriftlichung ihrer Religion wie dem
Eigenen Gründungsmythos der Kultur
Der weiter entwickelten Babylonier ein
Ideal entgegen zu stellen welches ihr
Volk zusammenhalten kann was mit der
Sage vom ursprünglichen Paradies wie
Der Vertreibung aus diesem geschah
Einer schlichten Opposition zum viel
Kultivierteren Gilgamesch-Epos in dem
Eine Stadtkultur ihre Zivilisation feiert
Woraus in allen von diesen Texten
Weltweit beeinflussten Kulturen sich
Das zurück ins Paradies Ziel entwickelte
Was die Jünger Rousseaus in der Natur
Andere im geaberglaubten Himmel sehen
Die Moderne in der Authentizität sieht die
Wie eine nicht hinterfragbare Monstranz
Vor sich her getragen noch wird ohne die
Gründe oder Folgen kritisch zu reflektieren
Monstrosität in der Architektur legitimiert
So ist die Beschwörung von Authentizität
Als Wert das Bedürfnis nach Natürlichkeit
Die wesensmäßig das Gegenteil von Kultur
Als menschlich geschöpfter Welt ist warum
Eine Kultur die zuerst Authentizität erstrebt
Ihr den höchsten Marktwert auch gibt sich
Aus Gründen die im Aberglauben liegen
Dessen sie sich selten noch bewusst ist
Selbst beseitigt und ad absurdum führt
Kultur lebt davon kultiviert zu sein also
Nicht naturbelassen sondern geformt
Nur geben sich alle gern der Illusion hin
Die reine Natur wirklich zu lieben obwohl
Sie dies nur in menschlicher Form wollen
Doch lassen entsprechend immer mehr
Menschen etwa im Internet alle Kultur
Also auch den Anstand im Gespräch
Fallen was dann eben authentisch ist
Auch wenn sich noch empört wird
Ist dies nur die logische Konsequenz
Die zu hinterfragen so nötig wäre um
Kultur wieder kultiviert zu schätzen
Statt wertlose Authentizität zu loben
Die zurück zur unkultivierten Natur
Den entsprechend rohen Mensch führt
Wie sie Reality-TV so gerne verkauft
Mit der erwartbar primitiven Verrohung
Fern aller Kultur was auch Bauer zurecht
Deutlich kritisiert dabei jedoch verpasst
Die Gründe der Entwicklung zu hinterfragen
Welche in Babylon ihren Anfang nahm wo
Ein besiegtes schlichtes Hirtenvolk seine
Identität mit dem Ideal vom authentischen
Paradies unter ihre Anhänger warf was
Die drei abrahamitischen Religionen dann
Über die ganze Welt weitertrugen woraus
Ein Rousseau so sehr schöpfte wie die
Kunst und Kultur bis in unsere Tage
Statt den eigenen Wert zu schätzen
Die kultivierende Wirkung der Kultur
Die Vielseitigkeit zulässt wie hervorbringt
Zwar irrt Thomas Bauer wenn er meint
Authentizität schade Vieldeutigkeit mehr
Sie sucht diese im individuellen was echt
Alleine sein soll ja gerade aber der Wunsch
Nach einer idealen Natur negiert alle Kultur
Die unseren Umgang zivilisiert wie Kunst
Als hohes Kulturgut erst wertvoll macht
So sucht der Authentizitätswahn gerade
Den individuellen und echten Ausdruck
Schadet Vieldeutigkeit also nicht auch
Wenn es zu Bauers konservativem Tenor
Gut passt dies zu bemängeln irrt er dabei
Führt seine These aufs Glatteis von dem
Er keinen Boden mehr gewinnen kann
Den Wahn zur Authentizität kritisiert er
Richtig mit teils guten Argumenten doch
Ihm seine Natur vorzuwerfen geht fehl
Weil diese gerade Vieldeutigkeit bringt
Die aus authentischem Ausdruck resultiert
Falsch an ihm ist seine logische Ablehnung
Der Kultur bei Erhöhung unkultivierter Natur
Als vermeintliche authentische Kunst die
Schlicht unkultiviert wertlos damit bleibt
Was kritikwürdig ist statt mangelnder
Ambiguität die sie gerade fördert womit
Thomas Bauer sich in seiner Kernthese
Ohne Argument in die falsche Richtung
Verrante und etwas unstimmig wird was
Jedes weitere Wort an dieser Stelle hier
Überflüssig macht es bleibt nur Schweigen
Ideologie braucht keine Logik ist aber
Auch ohne jede nötige Schlüssigkeit

jens tuengerthal 11.10.2020

Sonntag, 11. Oktober 2020

Schmerznah

Heute traf ich zum Tee
Auf einer Bank eine Dame
Wir plauderten ein wenig
Uns einander vorzustellen
Fand sie sehr schön aber
Oder doch lieber weil leidend
Am Verlassen worden sein
Was ich zu gut auch kenne
Vielleicht darum erkannte
So sprachen wir vom Leid
Mehr als von den Träumen
Ihres ging über 15 Jahre
Halb so lang dauert es
Wieder frei zu sein sagen
Manche mit viel Erfahrung
Enthalte mich da lieber
Sage die Liebe kann alles
Wenn sie da ist und will
Nur ganz am Ende der Stunde
Auf einer Bank am Platz
Mit Regenschauer dazwischen
War die Zukunft ein Thema
Rein theoretisch natürlich
Es klingt eigentlich absurd
Da treffen sich zwei blind
Zum ersten mal mit vielleicht
Absicht zu irgendwas Schönem
Und reden vom Leiden an
Anderen die Geschichte sind
Aber es war irgendwie vertraut
Wir kannten es ja beide so gut
Was immer daraus wird
Findet Nähe sich manchmal auch
Eher überraschend wenn zwei
Sich vom Leid erzählen aber
Vor allem relativiert es alles
Die Frage die am Ende bleibt
Warum tun wir uns das für den
Traum von Liebe immer wieder an
Ob es bessere Lösungen gibt
Oder die Natur es schlicht so will
Wenn wer seine wirklich kennt
Bis es wer herausfindet machen wir
So weiter wie wir es kennen
Hoffen versuchen scheitern
Bis wir irgendwann merken
Es ist immer das gleiche
Das können wir weiter machen
Oder es lassen je nach Laune
Manche ändern auch was
Und werden damit glücklich
Bilden sie sich zumindest ein
Aber was weiß ich schon
Vom Glück und überhaupt
Wer sich so fühlt wird es sein
Denk ich und wünschte nur
Manchmal den Schlüssel dazu
Schon gefunden zu haben
Betrachte alles liebevoll
Eine Geschichte ganz ohne
Berührung noch - Ende offen
Vielleicht war es ein Märchen

jens tuengerthal 11.10.20

Sperrstundenlauf

Der Helmholtzplatz völlig leer
Ist eigentlich unvorstellbar
Dachte ich bis März zum
Ersten Lockdown als alles
Geschlossen war im ersten
Frühling der Platz tot war
Kein Café und keine Bar
Überhaupt geöffnet hatte
Dagegen ist es jetzt mild
Kein Grund zur Aufregung
Bei der vorletzten Runde
Um den Platz kurz vor 23h
Schien alles noch normal
Die Bars voll die üblichen
Kandidaten schlossen früh
Aber bei der letzten Runde
Gegen 3h schliesslich war
Alles brav geschlossen nur
Auf dem Platz tantzten noch
Junge Menschen in Gruppen
Bis höchstens 5 wie ich dabei
Erstaunt feststellte ganz korrekt
Traf Menschen mit Hund die
Sonntag länger schlafen wollen
Wie Flaschensammler ansonsten
War weniger los als Heilig Abend
Aber mehr als noch im April
Nicht so gespenstisch noch
Standen überall die Spuren
Der gerade Nacht flaschenweise
So geht das Leben weiter nur
Eben früher und weniger
Am und auf dem Platz
Hörte aus einigen Wohnungen
Relativ dezent noch Musik
Es ist noch kein Lockdown
Wir sind freier als andere
Die in Europa weit schlimmeres
In den letzten Monaten erlebten
Etwas mehr Ruhe ist viele
Leben wohl wert

jens tuengerthal 11.10.20

Gentlemansmärchen

Gentlemansmärchen


Es war einmal ein Gentleman
Der suchte nach seine Dame
Traf viele und wusste nicht was
Die eine oder andere nun wollte
Ein Gentleman aber weiß genau
Wie er sich einer Dame gegenüber
Verhalten soll und wird alles tun
Jede Frau in seiner Gegenwart
Voller Verehrung auf diesen Thron
Zu setzen vor dem er sie anbetet
In angemessen gebotener Form
Um sich einer Dame gegenüber
Seinem Wesen nach zu verhalten
Dass sie verehrungswürdig bleibt
Er kennt die kleinen Regeln alle
Die eine Frau zur Dame erheben
Die hier keiner Erwähnung bedürfen
Wie er jedoch reagieren soll wenn
Frau sich dadurch diskriminiert fühlt
Lieber normal behandelt werden will
Halt wie ein Typ und nicht verehrt
Oder zwischen edler Prinzessin
Und unzähmbarer Furie wechselt
Was keiner ahnt der es nicht erlebt
Verwirrt die aussterbende Gattung
Des Gentleman noch immer etwas
So gibt es auch gute Gründe warum
Ein Gentleman selten verheiratet ist
Um immer Gentleman zu bleiben
Was einem Ehemann schwer fällt
Gar in einer Beziehung kaum noch
Bei allem Bemühen möglich scheint
Weil eine Dame stets als Dame wie
Es ihr gebührt zu behandeln schwer
Wird wenn lächerlicher Alltag dominiert
So fragte er sich ob es besser wäre
Das Ideal aufzugeben um wie viele
Halt mit einer Frau zusammen zu sein
Oder bei sich zu bleiben dafür lieber
Wunderbare Liebhaberinnen zu haben
Die ihrem Wesen nach fehlerlos sind
Es schätzen so behandelt zu werden
Bei immer kleiner werdender Auswahl
Weil Damen fast so selten schon sind
Wie früher Drachen oder Einhörner
Doch musste nichts entschieden werden
Weil die verehrten Damen es so wollten
Womit wie er endlich glücklich erkannte
Alles bleiben konnte wie es ist und auch
Das ewige Leiden ein Ende hat und er
Nur sich treu sein muss um doch noch
Alle glücklich zu machen die es wollen
Weil nur eine Dame den Gentleman auch
Schätzen kann wie umgekehrt dieser nur
Mit einer solchen glücklich wird warum
Am Ende nur eine Prinzessin bleibt die
Immer als Dame verehrt wird weil sie
Wohl nie eine Ehefrau wird was im Leben
Manches klärt und vieles erleichtert
Und so konnte er sich aus dem Leiden
An der Realität verabschieden um dafür
Lieber zu genießen was ist weil sich
Auch der Gentleman nicht bemühen muss
Dinge zu ändern die nicht zu ändern sind
Es lieber nimmt wie es ist um darin das
Größtmögliche Glück zu finden da
Alles andere nur angestrengt wäre
Und wenn sich das Leben ändert
Die Dame etwas anderes wünscht
Wird er genau das genießen
Weil eine Dame immer Recht hat
Endet alles Leid im endlichen Glück
Und es bleibt alles wie es ist bis
Die Dame etwas anderes wünscht
Und so bleiben wenn sie nicht
Gestorben sind am Ende alle glücklich
Wie Märchen halt so enden aber
Manchmal werden sie auch wahr
Wie immer das dann heißt
War doch alles nur ein Märchen
Von Dame und Gentleman
Die kaum einer mehr kennt

jens tuengerthal 10.10.20

Samstag, 10. Oktober 2020

Salonkultur

Die bürgerliche Kultur ist als
Salonkultur gewachsen bis
Die Café und Kneipenkultur
Sie in Berlin ablöste ergänzt
Noch durch die rauhe Variante
Der Späti-Kultur die aber nun
Alle unter das Gebot der
Frühen Schließung fallen um
Die Pandemie wieder in den Griff
Zu bekommen Leben zu retten
Weil es nötig und richtig ist
Fragt sich was Berlin tub kann
Das in den Nächten erst lebt
Die schönsten Gespräche führt
So bietet uns Corona eine Chance
Zur Wiederbelebung der Salonkultur
Im kleinen Freundeskreis sich
Zu Lesungen oder Musik bei Wein
Oder Tee beieinander zu treffen
Die Krise kreativ zu nutzen um
Etwas neues zu entwickeln
Was es schon einmal gab
Nun in die Zeit wirklich passt
Den Notwendigkeiten entspricht
Einander die Häuser öffnet um
Das verlorene Miteinander der
Langen Nächte in Berlin weiter
Leben zu lassen statt zu klagen
Das gerade mögliche genießt
Eine Entwicklung anstößt die
Geistig mehr bringen könnte
Als Corona je erwarten ließ
Es ist eine geistige Aufgabe
Zur Debatte von Themen
Die einander die Türen öffnet
Mehr zueinander führt und so
In der Krise der Großstadt ein
Schöneres Gesicht gibt über
Die reanimierte Salonkultur

jens tuengerthal 10.10,20

Bücherepoche

Die Renaissance ist die
Bücherepoche weil sie
Darin noch ihren reinsten
Ausdruck als zuerst geistige
Wende zum Menschen fand
Ihre Kunst ist so berühmt
Wie ihre Architektur wurde
Gilt uns als zeitlos schön
Von der großen Produktion
An Literatur blieb weniger
In aktiver Erinnerung oder
Wo noch wie Dantes Inferno
Boccaccios Decamerone
Zumindest in Erinnerung
Doch zu selten gelesen
Weil unsere Zeit visuell
Wie schnell geprägt lieber
Auf Bilder schaut als sich
In lange Lektüre vertieft
Dabei ist was revolutionär
An der Renaissance war
Kind einer geistigen Wende
Sie liebe ich lange schon
Gegen Ende bei Montaigne
Der noch im Geist des
Humanismus erzogen wurde
Dem Thomas Mann viel später
Mit Settembrini im Zauberberg
Ein literarisches Denkmal schenkte
Geistig reich aber real ärmlich
Wie alle dort dem Tode geweiht
Was zum Zeitpunkt der Handlung
Dem Vorabend des 1. Weltkrieges
Als Schlafwandler Europa quasi
Bewusstlos in den Untergang
Ohne Umkehr führten genau zeigt
Wie wichtig dies Denken ist
Was den Menschen endlich
In den Mittelpunkt stellt wie
Nah es andererseits immer
Dem Abgrund in seiner alles
Überragenden Intensität ist
Was freue ich mich darauf
Lesend in diese Welt nun
Tiefer wieder einzutauchen
Um die Zeit des Umbruchs
In der wir mit Corona leben
Geistig zurückblickend wie
Die Renaissance auf die Antike
Auf diese wie die Renaissance
Lernbegierig zu blicken um
Die Welt besser zu verstehen
Und beginne den Tauchgang
Der mich ich weiß noch nicht
Wohin führen wird irgendwann

jens tuengerthal 10.10.20

Freitag, 9. Oktober 2020

BeLiebig

Die Liebig 34 wurde nun
Zügig ohne Drama geräumt
Im Umfeld wird es wieder
Ein wenig Randale geben
Es war allein die legitime
Vollstreckung aus einem
Titel des Eigentümers
Beendete eine illegale
Hausbesetzung soweit so
Normal und rechtsstaatlich
Doch fragt sich mit Grund
Warum dies jetzt nötig war
In Zeiten von Corona nur
Alle Beteiligten gefährdet
Wie unverhältnismäßig hier
Der Staat handelt denke ich
Auch wenn es rechtmäßig
War blieb es unnötig denn
Die Kosten des Kaufs haben
Sich längst amortisiert was
Rechtlich kein Argument ist
Dennoch von den Gegnern
Der Räumung vorgebracht
Wird wie die vermeintlichen
KO-Tropfen der Eigentümer
Sei vorbestraft oder reich
Was nichts an seinem Recht
Auf Eigentum ändern kann
Gegen diese Räumung
Spricht alleine der Zeitpunkt
Die also Verhältnismäßigkeit
Warum wir tausende Polizisten
Zur Durchsetzung eines zivilen
Anspruchs verwenden wo es
Diese zur Corona-Kontrolle
Weit dringender noch bräuchte
Dann könnte alle erstmal
Abwarten und Tee trinken
Was besser ist als Gewalt
Ob staatlich oder gegen
Diesen der Bürgerrechte
Dort nur verteidigen musste
Aber dafür beschimpft wird
Im rituell linken Modus
Die Räumung ist derzeit
Rechtens und legitim dabei
Ist egal wer vorbestraft ist
Fraglich ob der Stadt nicht
Auf Verhältnismäßigkeit hier
Verweisen und sich besser
Aus dem Privatrecht völlig
In Zeiten wie diesen doch
Heraushielte aus Weisheit
Wo keine Ungerechtigkeit
Einem Beteiligten droht
Sich in allem Zeit lässt
Bis Eigentümer lieber
Dem Senat verkaufen
Der Genossenschaften aus
Besetzten Häusern machte
Womit allem mehr gedient
Als mit Gewalt und Kampf
Vielleicht siegt doch noch
Eines Tages die Vernunft
Über schlichtes Recht

jens tuengerthal 9.10.20

Preußenliebe

Der alliierte Kontrollrat löste
Preußen nach dem letzten
Großen Krieg den Hitler der
Eingebürgerte Österreicher
Mit Vernichtungswille auslöste
Dabei sei hier dahingestellt
Dass Österreich viel länger
Teil deutschen Reichs war
Als es solitär nun existiert
Ehrlicherweise könnte sich
Keiner von uns vor der
Historischen Verantwortung
Drücken was viele dennoch
Lieber tun statt ehrlich zu sein
Mit sich und ihrer Geschichte
Dafür wurde Preußen aufgelöst
Mit Schande und Tugenden
Was nicht mehr ist kann nie
Verantwortung übernehmen
Preußen gibt es nicht mehr
Und nun starb auch noch
Sein liebevollster Chronist
Seit Fontane nicht mehr ist
Günter de Bruyn der Theodor
In manchem auch ähnlich
Mit längst über neunzig noch
Stimme in märkischer Provinz
Wie er Preußens Geschichte
Weise warm innig wie klug
Zu erzählen wusste war viel
Machte Preußen lebendig
Von Als Poesie gut zu
In Zeiten schwerer Not mit
Finckensteins als einer Familie
Im Dienste Preußens oder der
Luise wie Unter den Linden ist
Der alte de Bruyn grandios
Geworden wie gewachsen
Der in der DDR widerstand was
Mit Christa Wolf ihn verband
Das wiedervereinigte PEN-Zentrum
Lange verantwortlich leitete
Den ich Anfang der 90er noch
Mit Zwischenbilanz kennenlernte
Nun ist der alte Preuße nicht mehr
Seine Literatur wird uns bleiben
Bis nächstes Jahr regiert noch
Angela Merkel auch so eine
Still große Preußin was dann
Kommt oder bleibt vom Geist
Des alten Preußen ist offen
Daran sich heute erinnern
Könnte helfen nicht zu vergessen
Was Preußen einmal war

jens tuengerthal 9.10.20

Renaissancetaucher

Welch wunderbares Glück ist es
In Bücherwelten tief einzutauchen
Tobias Roths Welt der Renaissance
Die heute bei Galiani neu erschien
Mit vielen Texten der großen Geister
Aus der italienischem Renaissance
Eröffnet dieses in schönster Form
Was freu ich mich darauf lesend
Durch diese Epoche zu wandern
Über die ich schon so viel las
Deren Quellen aber bisher nur
Ausschnittsweise teils genoss
Während sich nun dieser Kosmos
In seiner ganzen Breite offenbart
So wächst die Vorfreude auf die
Lektüre schon beim ersten Blättern
Wie gut so etwas schönes noch
Vor sich zu haben denke ich
Und so geht das Leben
Mit Büchern weiter
Wie gut

jens tuengerthal 8.10.20

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Regensonne

Lausche dem herbstlichen
Regen in der Küche sitzend
Betrachte die Sonnenblume
Erinnerung an den Fünfzigsten
Den ich nicht mehr feierte
Sieht so sommerlich aus
Denke ich lächelnd
Draußen ist es grau
So bleibt es erstmal
Bis nächstes Jahr
Es wird langsam
Kälter im Land
Liebe ja den Herbst
Und spüre doch genau
Was Rilke meinte
Als er dichtete
Wer jetzt allein ist
Wird es lange bleiben
Mehr nicht

jens tuengerthal 8.9.20

Liebesvernunft

Zu lieben ist einfach
Unvernünftig sagt die
Vernunft während das
Gefühl lieber schweigt
Aus Erfahrung klüger
Würde ich manchmal gern
Wirklich vernünftig aber
Die Liebe ist stärker als
Der beste Wille noch
Was vielleicht gut so ist
Hoffe ich halb unbelehrbar
Es könnte ja mal gut gehen
Auch wenn sich fragt was
Gut noch wäre wenn ich
Längst in der besten aller
Welten mit Geliebten lebe
Warum schon der Gedanke
Völlig unvernünftig wohl ist
Aber es geht ja auch um
Liebe das endet selten mal
Wirklich vernünftig dafür
Aber um so sicherer

jens tuengerthal 8.10.20

Glückslyrik

Louise Glück gewann den
Nobelpreis für Literatur als
Lyrikerin aus den USA steht
Sie für das gute Amerika was
Unter dem noch Präsidenten
Der keiner Erwähnung wert
Im Schatten völlig verschwand
Ein doppelt glücklicher Griff
Für die Lyrik wie für die Staaten
Die sich nun besinnen können
Was sie einst groß machte
War nicht Großmäuligkeit eines
Geschmacklos ungebildeten der
Peinlich neureich sich inszeniert
Eine aus ungarisch jüdischer
Familie stammende Stimme die
Ihre Magersucht so überwand
Wie ihr Verstummen Ende der 60er
Eine starke Stimme der Einwanderer
Die auch ohne einen Abschluss
Zur Dozentin in Yale wurde die
Mit ihrer feinen weiblichen Poesie
Der Lyrik neue Flügel verlieh
Freue mich als Dichter sehr
Über diesen Preis für Glück der
Zugleich ein Glück für die Lyrik
Der feinen zarten Stimmen ist
Bei der ein Windhauch Fels wurde

jens tuengerthal 8.10.20

Liebesfreiheit

Sich von der Liebe befreien
Wollen wäre doppelt Unsinn
Liebe ist Ausdruck von Freiheit
Nicht wollen was ist aber unfrei
Glücklich mit dem weiter leben
Was kommt befreit nachhaltiger
Als Wille je könnte auf der Suche
Nach der verlorenen Zeit findet
Sich Ewigkeit wieder zwischen
Den Zeilen der verweilenden
Augenblicke die eine neue
Entdeckung der Langsamkeit
Mit sich allein glücklich offenbart
Was mehr als genug wohl ist
Ein Leben liebevoll zu genießen
Denn allein Liebe ist unsterblich
Was sie übermenschlich macht
Und mich also nichts angeht
Der ich nur ein Mensch bin
Wir Menschen sind vergänglich
Können nur was bleibt genießen
Solange etwas von uns da ist
Möge die Liebe ewig dauern
Bis dahin genieße ich lieber
Was bleibt in meinen Grenzen
Dann habe ich am Ende mehr
Genossen als getrauert viel
Mehr geliebt als gelitten
In Summa gewonnen

jens tuengerthal 8.10.20

Liebesewig

Wir schworen uns einst
Ewige Liebe mit vollem
Herzen aus Überzeugung
Wäre ich irgend pragmatisch
Wüsste ich nun die Ewigkeit
Dauerte keine zwei Jahre
Zumindest bei jungen Damen
Die so vollkommen schön
Einem immer sein wollen
Danach verspottete sie mich
Hielt mich für nicht mehr
Normal weil für mich Ewigkeit
Kein Ende hat wie die Liebe
Es sonst immer wieder hatte
Sie war pragmatisch romantisch
Was groß ist soll groß bleiben
Dachte ich und fühlte mich
An Eide gebunden wie sie
Liebende auf aller Welt
Täglich vermutlich brechen
Fand sie immer die Schönste
Was ihr am wichtigsten war
Und lächel heute darüber
Vielleicht war ich etwas naiv
Es war ja auch das erste mal
Dass ich an die Ewigkeit die
Es in Wirklichkeit nie gibt
Weil alles Sein endlich ist
Nur der Wahnsinn bleibt
Immer noch grenzenlos
Hingebungsvoll geglaubt habe
Statt pragmatisch von einer
Zur nächsten wie vorher und
Von kleinen Dramen mal
Abgesehen war es wirklich
Irgendwie das erste mal
Damals bei Nr. 180 noch
18 Monate gingen vorbei
Inzwischen fast verdoppelt
Bleibt die ewige Liebe das
Was sie mir noch schien
Liebenswert und verrückt
Ein verklärtes Ideal wohl
Sie ging wie sie einst kam
Aus schwäbischer Provinz
Ohne Worte natürlich weg
Für immer verschwunden
Im Nichts aus dem sie einst
Ungefragt auftauchte mich
Für ewig zu erobern was
Erstaunlich nachhaltig gelang
Habe großartige Frauen
Nach ihr treffen dürfen die
Ihr jede auf ihre Art weit
Überlegen waren vermutlich
Erstaunlich oft in der Länge
Sicher aber im Alter stets
Die großer Liebe wert wären
So viel Gutes mir teils taten
Wie die Pflegebedürftige nie
Habe den Eid nie gebrochen
Sie wohnt nun nicht mehr
Bei mir dafür tief in mir noch 
Was große Freiheit schenkt
Wirklich gefährlich wird mir
Solange die Herzbesetzerin
Noch sich in mir breit macht
Keine je werden genieße es
Wie es kommt bindungslos
Muss keinen Unsinn mehr
Versprechen kann dafür das
Was ist bedingungslos 
Für alle Zeit nun genießen
So gesehen bin ich ihr doch
Dankbar nie war weniger
Drama in meinem Liebesleben
Weiß nicht ob es ewig so bleibt
Und ich als zum Glück sterblicher
Fliegender Holländer noch ewig
Weiter segeln muss bis mich
Eine reine Liebe einst erlöst
Oder ich lieber weiter ohne
Traum und Drama genieße
Was kommt und ist bis das
Nicht ewige Leben endet
Was weiß ich schon denk ich
Alles ist eben endlich außer
Das Versprechen ewiger Liebe
Was endlose Freiheit schenkt
Bis auch das endet

jens tuengerthal 7.10.20

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Kunstbedeutung

Hat Kunst noch Bedeutung
Oder verlor sie mit der
Abstraktion jeden Zusammenhang
Ist sie nur noch selbstreflexiv
Bemisst sich ihr Erfolg nur
Noch am aktuellen Marktwert
Der teilweise politisch benutzt
Wie etwa die CIA den Aufstieg
Des abstrakten Expressionismus
Als radikalen Gegenentwurf zum
Sozialistischen Realismus dieser
Linken Fortsetzung totalitärer
Ästhetik aus dem Faschismus
Die sich solidarisch gab mit
Arbeitern auf niedrigem Niveau
Pollock und Rothko reich machte
Ohne tieferen Sinn als contra
Zu geben im Kalten Krieg was
Sich bis heute in der Architektur
Nicht geändert hat die Städte mit
Gesichtslos glatten Kuben die nur
Jeden Kitsch vermeiden wollen
Dafür alle Schönheit lieber töten
Andere Sichten als retro abtun
Diese Kunst bei der auch in der
Musik E und U verschmelzen ohne
Einen Inhalt damit zu gewinnen
Ist inhaltlich wohl bedeutungslos
Wie Thomas Bauer nicht falsch
Wie leicht erzürnt mit der Stimme
Der viele Stammtische zustimmen
In seinem in vielen klugen Buch
Zur Vereindeutigung der Welt über
Den Verlust der Mehrdeutigkeit
Als Kassandra des Kapitalismus
Klug zu bedenken gibt auch wenn
Er mit der Suche nach Lösung
Für Vielfalt im Religiösen völlig
Abdriftet und den Henker der
Alten Vielfalt zur Hebamme der
Vielfältigen Zukunft machen will
Die es unter Gläubigen nicht gibt
Weil schon die Annahme einer
Glaubenswahrheit jede Ambiguität
Mit totalitärem Denken erschlägt
Was Bauers teilweise richtige
Kritische Analyse schnell zum
Populistischen Dogmatismus macht
Der nur klug formuliert eben doch
Leider unnötig eng und schlicht bleibt
Versteckt reaktionäre Position ist
Zu viele gewohnte Muster in seiner
Radikalen Dekonstruktion gerade
Herrschender Moden der Kunst
Wie Architektur und Musik ohne
Eigene Perspektive bedient die
Dem kritischen Mainstream genügt
Der alles tut nicht solcher zu sein
Aber damit keine Kunst ist sondern
Ein unzufriedenes Genörgel allein
Solches führt selten irgend weiter
Was schade ist sofern die Analyse
Dogmatischer Mängel herrschender
Lehre und Mode Aussichten gab
Festzustellen wie destruktiv Adorno
Wie die Frankfurter Schule blieb
Ist gut und nützlich für die Freiheit
Betreibe ich seit Anfang der 90er
Nur führt Dekonstruktion nirgendwo
Hin sondern kreist depressiv um sich
Die Aufdeckung der realen Unfreiheit
Ist Bauers großer Verdienst aber
Seine Antwort darauf ist keine
Geistige Unfreiheit was Religion
Logisch ist führt nicht zur Freiheit
Wer mit dieser Perspektive den
Sehr kritikwürdigen herrschenden
Dogmatismus angreift hat keine
Was eigentlich schade ist denn
Für Freiheit sich einsetzen ist gut
Sie mit Unfreiheit zu erkämpfen
Bleibt dagegen aussichtslos

jens tuengerthal 7.10.20

Dienstag, 6. Oktober 2020

Kaminglück

Kaminglück

Nach sehr herbstlicher Wanderung
Auf der ich die Kanzlerin traf was
Bei ihr vorm Haus kein Zufall ist
Doch selten genug es zu notieren
Sie kam mit 2 Autos ich zu Fuß
Ihr dabei nur freundlich zunickte
Ohne zu wissen ob sie es merkte
Ging es an der Spree entlang weiter
Durch Mitte und Tiergarten bis ins
Hansaviertel im teilweise Dauerregen
Mit S- und Straßenbahn fuhr ich nun
Entgegen voriger kleiner Pläne
Wieder zurück auf den heimischen Berg
Nun auf dem Diwan vor dem Kamin liegen
Einen warmen Tee und gute Bücher
Neben sich ist heimisches Glück das
Fast biedermeierlich anmutet doch
Was mir bewusst macht wie gut es
Einem geht mit Dach über dem Kopf
Einer kleinen Bibliothek um sich
Heißem Tee in der Thermoskanne
Während der Regen laut auf die
Fensterbank wie im Hof prasselt
Genieße ich dankbar alles wie es ist
Den Herbst als Lesezeit beim Tee
Weniger einsam mehr zweisam
Wäre vielleicht noch schöner
Denke ich manchmal sehnsüchtig
Aber wer wollte unbescheiden sein
Angesichts all dessen was nun ist
Ermahn ich mich und lächle vorsichtig
Vom geteilten Glück bleibt nichts
Der Genuss für sich hat Dauer
Gewöhne mich an das was ich nie
Wollte aber nun genießen lernte
Es ist alles gut so wie es ist zum
Glück keinen Garten aber Bücher
Wie Tee im Überfluss genug da
Auch Spekulatius fehlen nicht
Wie die Illusion eines Kamins ist
Gerade genug zur Zufriedenheit
Sag ich mir und fühl es fast schon

jens tuengerthal 6.10.20

Schwarzlöchriges

Schwarze Löcher sind ein
Sehr spannendes Thema
Bei der Beobachtung des
Alls im Großen wie der
Atome im Kleinsten weil
Eins sich im andern findet
Dass nun mal wieder ein
Deutscher Physiker dafür
Genobelt wurde ist schön
Während die Physikerin
Noch Kanzlerin hier ist
Lässt aber zugleich auch
Über das Nichts nachdenken
Was dahinter steckt wenn
Alles in etwas verschwindet
Sich Energie sogar verliert
Was sie natürlich nicht tut
Denke ich lächelnd dabei
Wie ähnlich das All uns ist
Wohin die Liebe verschwindet
Wenn sie kein Echo findet
Ob sie verloren geht oder
Nur das Bezugssystem ändert
Wie relativ doch alles damit ist
Im All wie in der Liebe aber so
Gilt im Großen wie im Kleinen
Und ich nehme es wie es ist
Manche bleibt ein Leben lang
Ein schwarzes Loch jedem
Andere Sterne gehen auf 
Alles dreht sich um die Sonne
Die jeder Stern für sich ist
Bis er irgendwann erlischt
Fast wie in der Liebe denk ich
Und lächel dazu was sonst
Geht ja nur um Physik

jens tuengerthal 6.10.20

Geschichtskorrekt

Wie blicken wir korrekt
Auf und in die Geschichte
Ist es wichtiger überhaupt
Noch historisch zu schauen
Oder lieber nicht als falsch
Was ist der Erinnerung wert
Wo sollten wir lieber mahnen
Sind große Militärs heute noch
Der Verehrung wert und wo
Müssen wir Verantwortung
Noch viel mehr übernehmen
Für das vergangene Schlachten
Sind Bismarck und Moltke
Noch eines Denkmals wert
Als opferreiche Krieger die
Menschenleben riskierten
Ein Prinz Eugen wird noch
Immer gewürdigt obwohl er
25.000 Türken niedermetzelte
Gehört ein Thälmann beseitigt
Der mit die Weimarer Republik
Als östlich verklärter Täter noch
Zu beseitigen half und was
Aus kolonialen Zeiten ist noch
Würdigender Erinnerung wert
Wofür müssen wir uns schämen
Sind ethnologische Sammlungen
Nicht immer bloßer Kolonialismus
Darf die Ästhetik der NS-Zeit je
Wieder schön gefunden werden
Wie ähnlich ist sie der sozialistischen
Gleicht sich nicht alles Totalitäre
Wer sollte wie Verantwortung noch
Übernehmen und ist dabei wessen
Lehrer zur guten richtigen Moral
Darf überhaupt wer den anderen
Sagen was gut und richtig ist
Verhalten sich die Moralapostel
Jeder Generation wirklich besser
Ist Sensibilität Ausdruck von mehr
Zivilisation oder eher der Anfang
Vom Untergang einer Kultur die
Damit zu viel Schwäche zeigt
Fragt sich der Beobachter des
Zeitgeschehens der dabei noch
Die Kommentare dazu liest die
Geschichte für ihre jeweilige
Ideologie benutzen wollen
Bin nicht völlig sicher was
Künftig als korrekt gelten wird
Das unterliegt auch Moden
Doch betrachte ich die kritische
Auseinandersetzung mit viel
Wohlwollen weil sie sich mit
Geschichte noch beschäftigt
Was war gegenwärtig betrachtet
Auch das historische Bild der Frau
Bedarf dringend der Korrektur
Denke ich diese verehrend was
Keine Garantie für Objektivität ist
Aber aktuell ist feministisches
En Vogue und sehr gefragt wie
Im heute verspotteten Wilhelminismus
Die Marine ganz oben schwamm
Manche nerven diese ewig neuen
Säue die durchs historische Dorf
Immer wieder getrieben werden
Betrachte es mit viel Interesse
Weil es Geschichte aktuell hält
Ansonsten enthalte ich mich gern
Weil wenig des Urteils wert ist
Historisch auf lange Sicht aber
Nachzudenken meist gut tut
So befürworte ich jede Debatte
Unabhängig vom Ergebnis weil
Diskurs historisches Bewusstsein
Und damit Verantwortung stärkt
Die eigentlich sonst so lächerliche
Besserwisserei der Bescheidwisser
Verstärkt hier das Bemühen um
Einen kritischen Geist der selbst
Erkennt es gibt viele Antworten
Die sich gut begründen lassen
Dem Fanatismus die Spitze nimmt
Liberale Freiheit dafür verstärkt
Die es heute so dringend braucht

jens tuengerthal 6.10.20

Gewissenlos

Über 200.000 Tote allein
In seinem asozialen Land
Rühren diesen Typen nicht
Er nutzt seinen angeblichen
Corona-Infekt für Propaganda
Die noch mehr gefährdet
Es wird immer schlimmer
Was soll ein Europäer sagen
Der nicht auf dies Niveau will
Am besten schweige ich wohl
Wissend es ändert nichts
Weil laute Geschmacklosigkeit
Auch ohne jede Bildung noch
Genug Aufmerksamkeit bringt
Die Welt überall beherrscht
Warum zu Trump am besten
Schweigen nur noch passt
Diese Familie ist zu peinlich
Es ist nicht meine Welt
Was kann ich ihm wünschen
Es würde dann wohl kriminell
Darum schweige ich besser
Auch das Recht hat keine
Taugliche Antwort mehr parat
Wer einen Massenmörder tötet
Und über 200.000 sind Masse
Bliebe ein Mörder dennoch
Entziehe mich lieber dieser
Peinlichen Inszenierung ganz
Das ist eben Amerika
Es sei
Ohne mich
Der Europäer bleibt

jens tuengerthal 6.10.20

Casanovapalast

Apropos Casanova ist ein
Wirklich barocker Tauchgang
Den Miklós Szentkuthy schrieb
Schon nach wenigen Seitem
Wird deutlich was Thomas Mann
Meinte als er über Szenkulthy
Sagte er sei ein wacher Geist
Der im höchsten Sinne Spaß
Versteht und ihn inszeniert
Wie er den heiligen Alfonso
Mit Casanova verbindet der
Den Papst regelmäßig besucht
Dabei in kleinen Ausflügen noch
Die Geschichte von dessen Wahl
Als Scherz zu erzählen weiß
Streift eine solche Vielfalt von
Welten dass ich als Leser
Staunend begeistert sofort
Fasziniert anbiss es kaum mehr
Abwarten kann weiterzulesen
Mit Szenkuthy diesem klugen
Autor noch tiefer zu tauchen
Es wird ein opulentes Vergnügen
Denke ich dabei lächelnd als
Dankbarer Leser immer

jens tuengerthal 5.10.20

Montag, 5. Oktober 2020

Uneindeutigkeit

Ist Kunst noch wirklich frei
Wie unterscheidet sich von
Von politischem Aktionismus
Wie sehr beschränken Dogmen
Die kreative Freiheit völlig weil
Kunst nur dann relevant ist
Wo sie der Markt wahrnimmt
Gilt in allen Künsten hierbei
Von Musik über Malerei wie
Bildhauerei bis Dichtung ein
Ähnliches Dogma der Moderne
Die nur die Abstraktion noch
Zulässt fragt Thomas Bauer
In die Vereindeutigung der Welt
Über den Verlust an Vielfalt durch
Das Ende der Mehrdeutigkeit
Dies sind berechtigte Fragen
Angesichts einer Welt die
Rasend schnell in gewohnten
Schemen nur noch reagiert
Statt frei zu reflektieren was
Ihr Sein ausdrückt wie es wo
Ästhetischen Ausdruck findet
So scheint es als sei die Kunst
Nach dem 2. Weltkrieg zur
Gefangenen der Abstraktion
Als einzig nicht faschistischer
Form der Kunst geworden die
Ihr Dogma von Architektur bis
Mode gesinnungsethisch verklärt
Viel Hässliches produziert
Als Uniform der Postmoderne
Einfordert was jedoch wieder
Zu kurz greift denke ich als
Beobachter und Teilnehmer
Des künstlerischen Prozesses
Es mag schlichte Dogmen
Wohl am Markt noch geben
Weil dieser entscheidet was
Verkaufbar nach Mode ist
Doch zeigt mir der Besuch
Der Berliner Galerien wie
Das alte Dogma nur noch
Totes Echo vergangener Zeit ist
Die längst keine Zukunft mehr hat
Oder diese kreativ gestaltet
So tauchen in allen Bereichen
Einzelne auf nach Schema
Aber was bleibt ist besonders
Dies zu ernst zu nehmen
Scheint eher zu kurzsichtig
Wie Bauer gut beobachtet
Aber vorschnell anlysiert
In Folgerungen zu erwartbar
Konventionell antikonventionell
Stimme zu bezüglich zu vieler
Kunst beschränkender Dogmen
Aber so sind alle Zeiten stets
Große Kunst wirkt stärker
Ist das bemerkenswerte dennoch
Überwindet ihre Schranken
Schafft das besondere Werk
Was die Kenner erkennen
Die Furcht vor der Enge als
Begrenzung zeugt eher von
Eigener Enge im Denken
So ist die Beschäftigung mit
Ambiguitätstoleranz wichtig
Zum Verständnis der großen
Zusammenhänge aber taugt
Nichts als Versuch eigene
Geschmacksurteile noch mit
Neuer Dogmatik durchzusetzen
Kann schlicht urteilen dass
Viel von Schönberg oder Riehm
Nicht mein Geschmack mehr ist
Aber sobald ich dem Ansatz als
Dogmatisch verurteilen will wird
Das ästhetische Urteil zum neuen
Dogma was mich damit nicht
Besser macht als die Gegner
Besser schweige ich dazu
Alles freundlich belächelnd
Und höre für mich Bach
Schaue Liebermann an
Urteile nach Geschmack
Statt philosophisch über
Kunst die mir gefällt
Egal ob Kunst nun von
Können oder Müssen kommt

jens tuengerthal 5.10.20

Kalenderdialog

Würden wir nochmal leben wollen
Mit allem Leid und Glück oder es
Doch lieber nehmen wie es kommt
Um weiter zu hoffen nächstes Jahr
Würde mit dem blinden Schicksal
Alles besser werden statt nochmal
Das gleiche Leben leben zu müssen
Uns lieber auf bessere Zeiten verlassen
Für die es keine Sicherheit geben kann
Fragt Giacomo Leopardi gewohnt genial
Im Dialog zwischen Kalenderverkäufer
Und einem Passanten der nach dem
Diskurs zumindest zum Kunden wird
Was gegenwärtig den Umsatz verbessert
Aber zuvor in sokratischer Manier den
Kalenderverkäufer befragt warum er
Hoffe dass im nächsten Jahr doch alles
Viel besser werden müsste statt nur
Weiterzugehen wie bisher und warum
Keiner wünscht es nochmal zu leben
Um alles besser und richtig zu machen
Weiß nicht ob diese Neigung klug ist
Es weise sein kann noch zu hoffen
Oder besser wäre etwas zu ändern
Statt auf ungewisse Zukunft zu setzen
Doch scheint die Neigung verbreiteter
Als der Wunsch etwas zu ändern weil
Viele lieber ungewiss noch hoffen um
Sich nicht der traurigen Realität zu stellen
Was weniger Perspektive wohl böte
Zumindest alle Hoffnung vielen raubte
Mit der sich scheinbar besser lebt als
Im klaren Angesicht der Realität aber
Vielleicht ist dieser Blick auf das Leben
Auch die Bedingung der Liebe und was
Bliebe uns noch ohne die am Ende

jens tuengerthal 5.10.20

Westöstlich

Vom einst östlichen Helmholtzplatz
Südlich zur Museumsinsel gewandert
Ab der es dann der Spree folgend
Gen Westen ging bis ich kurz vorm
Reichstag nach Westberlin kam
An Kanzleramt Schwangerer Auster
Schloss Bellevue und Tiergarten
Vorbei am südlichen Ufer westlich
Bis ins Hansaviertel lief wo ich in
Nördlicher Richtung die Spree
Überquerte der ich nach kurzer
Pause wieder östlich entgegen lief
So wieder im alten Osten landete
Den ich in der Mitte durchquerte
Bis zur Ackerstraße der ich ganz
Von Anfang bis Ende entlang folgte
Um in ihrer Mitte wieder vom Osten
Berlins in den Westen zu kommen
Auf Höhe der Mauergedenkstätte
Den Humboldthain umwandernd
Bis zum Gesundbrunnen-Center
Von wo aus es nördlich wieder in
Den Osten auf den Berg ging
Auf dem ich nach 23km wieder
Dort ankam wo ich losgelaufen
Auch wenn es dort westlich wirkt
Sind doch noch östliche Elemente
Teilweise sichtbar ist zumindest
Die Mauer wo wir sie überschreiten
Auch wenn sonst nicht mehr da
Außer an der Gedenkstätte noch
Als Streifen im Boden erkennbar
Die Westen und Osten trennte
Unsichtbar aber ist die Mauer
Die westöstlich noch in vielen
Köpfen weiter steht und dabei
Höher gewachsen scheint als
Manche in der vereinigten Stadt
Heute noch sehen wollen doch
Ging diese Wanderung nicht
Durch noch östliche Bereiche
In denen der Osten noch spürbar
Im Gegenteil schien es eher so
Als ginge ich aus der reichen Mitte
In den armen Westen der heute
Ein Bezirk ist und doch zwei Welten
Westlich blieb es arm wie es war
Oder wohlhabend wie zuvor schon
Etwa im Hansaviertel an der Spree
Östlich wurde vieles viel schicker
Stehen mehr teurere Autos herum
Scheint es gediegen bürgerlicher
Westlich blieb es Arbeiterviertel
Mit hohem Migrantenanteil stets
Westöstlich durch Berlin wandern
Zeigt viele verschiedene Welten
Teilweise sogar in einer Straße
Die noch immer Welten trennen
Nur der Wohlstand verschob sich
Westöstlich eben zumindest auf
Dem Rückweg schien es mir so
Was zeigt wie nah fern sich doch
Manches westöstlich noch liegt
Wie Berlin noch immer viele Dörfer
Unter einem großen Namen sind
Der verschiedenes zusammenhält
Von Osten nach Westen wieder
Gen Osten von da in den Westen
Um am Ende im Osten anzukommen
Überschritt ich westöstlich manche
Grenzen ohne es zu merken außer
Im scheinbaren Reichtum teilweise
Wüsste ich es nicht was wieder zeigt
Am Ende sind sich Westen und Osten
Wenn auch fern näher als gedacht

jens tuengerthal 4.10.20

Sonntag, 4. Oktober 2020

Abenteuergeschichten

Mit Abenteuergeschichten
Konnte ich lange wenig nur
Anfangen fand sie literarisch
Eher fragwürdig wie simpel
Weil geistig wenig geschah
Nicht mal große Gefühle
Spielten dabei eine Rolle
Aber wie nah kommen die
Vorher belächelten Abenteuer
Der Ritter der Tafelrunde mir
Wenn ich von Ginover lese
Die nach dem Sex mit Artus
Nach dem er männlich schläft
Während sie bald erwacht
Dahingestellt ob je befriedigt
Den Geschichten der Ritter lauscht
Die diese sich in muntrer Runde
Als wären sie unter sich erzählen
Von der Zartheit der Liebe zu
Dem jungen Mädchen das dem
Ritter beim Entkleiden dort half
Aus der schweren Rüstung
Die keiner alleine je auszog
Wie er am nächsten Tag dann
Mit vollem Herzen weiterreitet
Um seine Abenteuer zu bestehen
Geradezu genial wie Ralf Vollmann
In seinem Frauenkatalog plötzlich
Männlicher Abenteuerlust die mich
Sonst so anödete eine weibliche
Seite gab die neugierig macht
Denke ich und freue mich auf
Weitere Abenteuer der Ritter
Aus Sicht einer verehrten Frau
Was zählt für diese wirklich
Denn welches Abenteuer wäre
Je größer als das der Liebe
Welches dem Leben gefährlicher
Denke ich lächelnd dabei denn
Wie die Ritter sich mit Feinden
Wilden Tieren oder Unwettern
Schlagen ist ganz nett aber die
Musterhafte Wiederholung der
Immer gleichen Geschichten die
Bei Scott mich so langweilten
Wie bei May schon immer
Während es sobald sich das
Abenteuer mit großem Gefühl
Vermischt meine Neugier wach ist
Nicht eitel selbstbezüglich wie im
Werther der mich anwiderte
Auf keinen Fall kitschig oder
Wie meistens literarisch mäßig
Sondern als großes Abenteuer
Was über allem noch schwebt
Kern des Seins eigentlich ist
Vielleicht ist für mich die Liebe
Das große Abenteuer neben
Dem alle Drachen Zwerge sind
Denke ich und freue mich
Darauf darüber zu schreiben
So viel Geschichten wie das
Jahr Tage voll Lust und Liebe
Im Abenteuer Geschichte
Versteckt offenbart - heißa
Das wird ein wilder Ritt
Und ist nur ein Leben
Voller Liebe zu den Frauen

jens tuengerthal 4.10.20

Gleichgültigkeitsgefahr

Beim Leben in parallelen Welten
Wie es real existirende Normalität
In zivilisierten Gesellschaften ist
Fragt sich was am Ende übrig bleibt
Ob die Gleichgültigkeit neben dem
Dogma der schlichten Zahlen was
Der freie Markt uns diktiert noch
Platz für Mehrdeutigkeit uns lässt
Der parallel dazu entstehende
Fundamentalismus weniger ein
Antipode als Entsprechung ist
Was an Alternative uns bleibt
In einer voll kalkulierten Welt
Die alles Tun nach seinem Wert
Der ökonomisch kalkulierbar sei
Bemisst statt Raum für Deutung
Oder unberechenbares Sein noch
Zuzulassen um aus dem Chaos
Tanzender Sterne wieder neues
Geboren werden zu lassen weil
Ohne alles stromlinienförmig wird
Aber dafür einfach berechenbar
Wogegen kreative Geister sich
Um unkalkulierbar zu bleiben
Was ihren Wert erst ausmacht
Ihrer Natur nach wehren müsse
Die ökonomische Welt aber die
Alles berechenbar scheinbar macht
Gibt sichere wahre Antworten wie
Der Fundamentalismus dem sie
Als Ordnung der freien Welt nur
Scheinbar entgegengesetzt ist
Beide verkünden letzte Wahrheiten
Die einen aufgrund Eingebung
Die anderen vermittels Berechnung
Welche aber logisch vergisst dass
Nicht alle Welt berechenbar ist
Das stärkste menschliche Potential
Im effizienten Kostendruck ignoriert
Damit genau wie der in sich schon
Beschränkte Fundamentalismus die
Welt um vieles ärmer macht was
Zu verteidigen künstlerisches Chaos
Um so mehr noch dienen sollte
So ist religiöser Fundamentalismus
Nicht der Gegenpol des globalen
Kapitalismus sondern seine nur
Entsprechung weil die Freiheit
Wie der Geist der Toleranz nie
Bei Wahrheitsbesitzern wohnt
Mit mehr Vielfalt leben lernen
Wird die Aufgabe der Zukunft

jens tuengerthal 4.10.20

Samstag, 3. Oktober 2020

Wiedervereinigungslust

Wie steht es nach 30 Jahren um die
Wiedervereinigte Lust fragte ich mich
Sind Ossis oder Wessis besser im Bett
Oder ist schon der Ansatz völlig falsch
Kann nach Ost oder West beim Sex
Wie in der Liebe unterschieden werden
Hatte beides zu gleichen Teilen etwa
Zwei meiner Verlobten waren Wessis
Zwei kamen dafür aus Neufünfland
Guten wie schlechten Sex gab es mit
Beiden auch Erfüllung fand ich hier
Wie dort wobei sich fragt was was ist
Wenn dies nun ein Wessi schreibt der
Seit über 20 Jahren im Osten lebt aber
In einem von Wessis wimmelnden Kiez
Wo du schon wissen muss wo du noch
Ureinwohner treffen kannst was aber
Die Suche danach reizvoller macht
Wenn zwischen allen Yoga-Muttis eine
Gestandene Ost-Frau ein Erlebnis ist
Was so allgemein Blödsinn ist weil es
Zarte und Grobe hüben wie drüben gibt
Feinsinnige wie weniger empfindsame
Sich nicht nach Geburtsort unterscheiden
Vielleicht gibt es ein anderes irgendwie
Selbstverständnis im Leben je nachdem
Wo du aufgewachsen bist aber auch das
Unterscheidet sich je nach eigener Haltung
Zum System wie Neigung zur Anpassung
Schlechte wie gute Gewohnheiten treten
Würde ich mit geringer Erfahrung sagen
Ähnlich häufig auf auch die großen Träume
Sind nicht wirklich unterschiedlich heute
Im Jahre 30 nach der Wiedervereinigung
Menschen waren hüben wie drüben stets
Unterschiedlich mehr oder weniger auch
Individuell oder angepasst nach Neigung
Dachte früher die Frauen aus dem Osten
Seien entspannter und lockerer im Bett
Doch es gibt dabei so viele oder sogar
Noch mehr Opfer von Missbrauch als im
Alten Westen was jede Wirklichkeit wieder
Völlig verfälscht weil diese natürlich nie
Wirklich entspannt genießen können
Wobei es auch reiner Zufall sein könnte
Dass ich mehr aus dem Osten traf oder
Die einfach lernten darüber zu reden
Weiß nicht was besser oder echter ist
Enthalte mich dazu jeden Urteils außer
Vielleicht dass ich mit Norddeutschen
Meistens langfristig besser kann was
Die eingebildete große Liebe zu einer
Schwäbin widerlegen könnte die mich
Sogar diese seltsame Mundart lieben
Lehrte zumindest zeitweise aber
Eigentlich mag ich klare Norddeutsche
Da weiß ich woran ich bin wie umgekehrt
Aber auch das könnte eine Illusion sein
Nur der vertraute Ton wie bei Muttern
Könnte mein Vertrauen leichter erobern
Ohne sexuell verifizierbare Gründe 
Habe nach 30 Jahren keinerlei Kriterien
Mit wem die Lust wirklich besser wäre
So gesehen scheint zumindest sexuell
Die Wiedervereinigung ein voller Erfolg
Dahingestellt ob es nicht in der Natur lag
Sich geschlechtlich vereinigen zu können
Wofür globalere Erfahrungen sprechen
Denn die Menschen machen es doch
Auf der ganzen Welt immer relativ ähnlich
So war das mit der Wiedervereinigung
Zumindest sexuell keinerlei Problem

jens tuengerthal 3.10.20

Frauenkatalog

Einen Frauenkatalog anlegen
Klingt heute schnell sexistisch
Wie eine Bestandsliste langsam
Alternder Casanovas ganz ohne
Würdigung besonderer weiblicher
Qualitäten die ich doch so verehre
Wie Casanova übrigens auch der
Als Mann die Frauen liebte was
Manchmal heute schwer scheint
Völlig fern läge solches mir doch
Was Rolf Vollmann mit seinem
Frauenkatalog 1200 in zehn Bildern
In der Anderen Bibliothek vorlegt
Ist das Gegenteil eines heutigen
Bunten Kataloges zum Bestellen
Nach Beliebiger Auswahl sondern
Eine endlich würdigende Aufzählung
Der besonderen starken Frauen
Aus der mittelalterlichen Literatur
In ihren verschiedenen Formen
Ob Artus Parzival oder Lancelot
Begeisternd sind die Romane 
Ihrer starken Frauen wegen die
Vollmann in diesem 423. Band 
Uns neugierigen Lesern vorstellt
Wie dann in Ausschnitte erzählt
Die tiefere Kenntnis der Literatur
Wie der Frauen die dabei schon
In der Einleitung offenbar wird
Erhöhen die Vorfreude auf die
Weitere Lektüre von der ich hier
Angemessen in Versen berichte
Ein Frauenkatalog als Würdigung
Großer literarischer Frauengestalten
Weckt beim Verehrer der Frauen
Dazu die alte Leidenschaft noch
Wie schön denke ich bei mir wenn
Bücher so vielfältig an wie erregen

jens tuengerthal 3.10.20

Freitag, 2. Oktober 2020

Kopernikomisch

Über die Sonne die das
Kreisen satt war schrieb
Giacomo Leopardi einst
Ein kluges Dramolett noch
Was uns erklärt wie der
Thorner Domherr Kopernikus
Das Bild von der Welt völlig
Veränderte indem er plötzlich
Die Sonne in den Mittelpunkt
Stellte um die sich alles drehte
Statt wie zuvor die Erde als
Zentrum um das alles kreiste
Noch länger zu sehen denn
Die kopernikanische Wende
Hat ihren Grund schlicht in
Der Trägheit der Sonne die
Lieber um sich kreisen ließ
Wie es ihrer Majestät wohl
Eher entspricht als sich noch
Ins geozentrische Weltbild
Länger plagend zu fügen
Den Mensch im Mittelpunkt
Als Krönung der Schöpfung
Des erfundenen Gottes so
Anzubeten als wäre er etwas
Irgend besonderes und nicht
Für Königin Sonne nicht mal
Auf die Entfernung überhaupt
Nur erkennbar also im System
Der Sonne damit völlig egal
Die einfach ihre Ruhe will
Mit der Morgenstunde die
Fürchtet die Menschheit
Werde ihr geozentrisches
Weltbild nicht einfach aufgeben
Vereinbart die Sonne mit einem
Philosophen zu sprechen der
Es den Menschen vernünftig
Vermitteln soll wozu dann
Von der letzten Stunde besucht
Die er schon für sich fürchtet
Kopernikus auserwählt wird
Der sich mit Bedenken dennoch
Dem Wunsch der Majestät fügt
Beruhigt wird dass ihm nichts
Geschieht sofern er nur sein
Buch dem Papst widmet was
Der Domherr und Astronom tat
Womit die kopernikanische Wende
Auf Wunsch der Sonne eintrat
Und wissenschaftlich begründet
Auch ohne Verbrennung des
Entdeckers von Rom akzeptiert
Bis heute gültige Lehre wurde
Mit viel Humor schildert Leopardi
So den Wandel des Weltbildes
Schiebt der Faulheit der Sonne zu
Für was noch manche im Feuer
Büßen mussten was der Preuße
Kopernikus einst entdecke der
Für sein Risiko großen Ruhm
Bis heute ernten durfte nicht
Wie Bruno oder Galilei noch
Die Inquisition fürchten musste
Weil er einfach sagte was ist
Indem er nicht am Thron der
Kirche zu Rom rüttelte deren
Zeit in Preußen gezählt war
Damit lässt Leopardi mit Witz
Eine Vieldeutigkeit zu die einst
Rom bis zur Reformation im
Geist der Renaissance noch
Im Widerspruch stark sein ließ
Der spätestens mit dem Polen
Als Papst dem totalen Dogma
Statt kluger Ambiguität wich
Wovon Leonardi nichts wusste
Der mit der Idee der Widmung
Die Kopernikus wirklich für
Papst Paul III. vornahm die
Eitelkeit der Römer vorführte
Wie dem klugen Kompromiss
Statt Konfrontation Vorrang gab
So ist dies kluge Buch immer
Wieder lesenswerte Freude
Wirkt geradezu weise

jens tuengerthal 2.10.20

Trumperstar

Trump hat Covid
Er hat es bewusst riskiert
Lange Unsinn verbreitet
Bekam was er verdient
Denkt wohl so mancher 
Vermutlich täte es der Welt
Besser wenn es das war
Ohne alles aufzuzählen
Was er angerichtet hat
Ob er nur locker spielte
Dumme Sprüche machte
Um die Wirtschaft zu retten
Oder wirklich so naiv war
Nun ist er krank und zwar
Ist es noch zu früh für ein
Nihil nisi bene was keinem
Gewünscht sei aber so kann
Der Narzist der nie verliert
Einen Abgang finden der ihm
Manch fällige Abrechnung nun
Erspart und seine Anhänger
Werden dies Mitleid einfordern
Tun es online längst empört
Ob er stirbt oder nur erkrankt
Irgendwie doch noch überlebt
Bietet diese rechtzeitige Infektion
Ihm die Chance eines Abgangs
Ohne je verloren zu haben was
Ihm wichtiger sein könnte als alles
Ein amerikanischer Stern sinkt
Nur bekommt er dafür Mitleid
Weil keiner nun schadenfroh ist
Wer wollte auf sein Niveau sinken
Vielleicht ist das die große Chance
Eine peinliche Geschichte endlich
Noch friedlich zu Ende zu bringen
Er hat sich wohl bei Hope infiziert
Noch gibt es ein wenig Hoffnung
Für die Welt und Amerika

jens tuengerthal 2.10.20

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Wahrheitsterror

Ist die Wahrheit ein Instrument
Des Terror statt der Aufklärung
Die noch in Logen sie suchte
Es königliche Kunst nannte
Sich Toleranz auf die Fahnen
Schrieb die sie selten lebte
Weil es um wahre Wege ging
Doch auch jenseits der alten
Freimaurerei dem Verein
Mit dem höchsten Alter im
Durchschnitt der Mitglieder
Das ich jung zeitweise drückte
Spielt Wahrheit im Staat noch
Eine nicht unbedeutende Rolle
Macht wer unter Eid nicht die
Wahrheit spricht sich strafbar
Ald ob das einer je könnte weil
Die Wahrheit die Erfindung
Eines Lügners logisch ist da
Keiner sie kennen kann jeder
Nur aussagt was für wahr
In diesem Moment gehalten
Also ein nur relativer Augenblick
Wie die Philosophen wissen
Während alle Dogmatiker stets
Ihren Glauben als Wahrheit
Für alle Ewigkeit verkünden
Woran immer noch Menschen
Die es besser wissen könnten
Glauben und es Religion nennen
An was sie festhalten wollen
Obwohl oder weil diese auch
Wahrheiten verkünden sich
Dabei teilweise sogar noch
Für unfehlbar halten warum
Der anmaßende Wahrheitsanspruch
Systemimmanent quasi ist auch
Wenn er nur die Lügner offenbart
Ist er seit dem ersten Vatikanum
Ein unbestrittenes Dogma was
Aber konsequent gedacht doch
Dem Anspruch auf eine höhere
Wahrheit wohl entspricht die nur
Dazu dient dem Aberglauben der
Gegen alle Vernunft gelten soll
Ein transzendentes Fundament
Zu errichten was das Aber vor
Dem Glaube einsparen soll
Dafür Wahrheit verkündet die
Anfang allen Terrors auch ist
Mit dem das Christentum einst
Alle vorige Kultur vernichtete
Weil sie mit Vieldeutigkeit als
Wahrheitsbesitzer nichts mehr
Anfangen konnten wie es heute
Islamisten tun denen auch die
Ambiguitätstoleranz völlig fehlt
Was wichtige Voraussetzung
Heute zum Erfolg und Glück ist
Noch immer glauben viele
Alles sei eindeutig oder der
Wille eines höheren Wesens
Wer die Wahrheit kenne wisse
Bescheid und hätte also Macht
Warum manche sogar glauben
Es gäbe in Wahrheit eine große
Weltweite Verschwörung die
Je nach Phantasie erdacht wird
Ohne alle Grenzen der Vernunft
Was eine der Formen des Terror
Der Wahrheit der Gegenwart ist
Es gibt keine Wahrheit sondern
Nur zeitweise wahre Aussagen
Wie die Wissenschaft es weiß
Was Grundlage ihrer Arbeit ist
Wer Wahrheit fordert oder sogar
Seinen Glauben als solche
Verkündet ist ein Lügner
Wie ein Terrorist der den
Wahrheitsterror anstiftet
Damit ein Feind nötiger
Toleranz gegenüber der
Vieldeutigkeit der Natur
Beenden wir doch einfach
Den Terror der Wahrheit
Es gibt sie nicht

jens tuengerthal 1.10.20

Zornesfreiheit

Mit Montaigne über den Zorn
Nachgedacht den wir beide so
Gut kennen ob damit Umgang
Zu finden der Schlüssel zur
Freiheit für alle Beteiligten ist
So berichtet Montaigne über
Viele Beispiele aus der Antike
Was er so gerne tut ganz dezent
Seine Bildung einfließen zu lassen
Über die fatalen Wirkungen
Des unkontrollierten Zorns
Der besser nie unser Handeln
Leiten sollte weil er und selten
Bedacht oder vernünftig ist
Dem Zornigen infolge oft mehr
Noch schadet als dem Opfer
Wobei sich Montaigne zuerst
Über die Eltern beschwert die
Ihre Kinder im wütenden Zorn
Als wehrlose schlagen und wie
Absurd dieses Verhalten ist wo
Keiner gewöhnlich einschreitet
Was sich heute etwas änderte
So erinnere ich mich gut wie ich
Einen Vater anfuhr der seinen Sohn
An der Kasse des Supermarktes
Wo wir in der Schlange standen
Brutal ins Gesicht schlug doch
War die Wirkung eher bescheiden
Der Vater verstand kein deutsch
Jedenfalls tat er so dem Sohn war
Die ungeahnte Rettung eher peinlich
Er schien die Behandlung gewohnt
Zitterte selbst vor Zorn und war nicht
Wirklich bedacht und vernünftig auch
Wenn ich beifälliges Nicken einiger
Mütter erhielt passierte eher nichts
Ob dem Kind damit geholfen wurde
Der Vater das nächste mal nachdenkt
Oder einfach nur zuhause schlägt
Wo keiner ihn kontrollieren kann
Kann ich nicht beantworten auch ob
Die gewählten Worte weise waren
Angesichts meines Temperaments
Habe ich aus Erfahrung doch Zweifel
Noch kannte ich die Gründe des
Vaters für seinen brutalen Ausraster
Es stand mir also keinerlei Urteil zu
Dennoch fand ich es wichtig und gut
Als Bürger den Schwächeren dabei
Verteidigt zu haben wenn auch ohne
Einen nachhaltigen Erfolg der immer
Viel Zeit und Gespräche bräuchte so
Frage ich mich ob ich nicht lieber das
Jugendamt benachrichtigt hätte um es
Langfristig kontrollieren zu lassen doch
War ich aufgebracht in der Situation zu
Keiner so reflektierten Reaktion fähig
Warum ich kritisch betrachtet besser
Wohl mich völlig rausgehalten hätte
Montaigne beschreibt wie er auch mal
Im Zorn über ihre Dummheit seine Diener
Schlug was er meist noch bereute doch
Schlägt er als beste Reaktion auf Zorn
Der uns unfrei und unvernünftig macht vor
Ihm erstmal seinen Lauf zu lassen um
Einen Zusammenprall zweier Zorniger
So verhindern zu können was zumindest
Die Gefahr eines frontalen Zusammenstoßes
Mit beiden Kräften gegeneinander verhindert
Wo eine Seite dem ersten Zorn ausweicht
Den Dingen dann den Lauf lässt könnte es
Meint Montaigne weniger Schaden bringen
Als der wütende Zusammenstoß bringt
Der den Erzürnten meist blamiert was
Den Zorn noch weiter steigern kann
Wie den Angegriffenen ins Unrecht setzt
Auch wenn er sich nur verteidigt wird er
Von Wut getrieben eher jedes Maß
Verlieren und es hinterher bereuen
Wie es jeder kennt der zornig wird
Diesen nur durch geübte Gelassenheit
Zu unterdrücken hält Montaigne aber
Hier eher Epikuräer als Stoiker auch
Für unklug weil es auch unfrei macht
Warum am Ende der kurze freie Weg
Wohl der beste sei dem sich wer klug
Nicht mit eigener Wut entgegenstellt
Den Zornigen im Unrecht allein zu lassen
Was dem Opfer mehr Freiheit schenkt
Wie langfristig einer friedlichen Lösung
Zuträglicher ist als auch gerechtfertigter
Widerstand weil so auch dem Zornigen
Der Rückweg zur Vernunft erleichtert
Spürbar kennt Montaigne selbst auch
Die rasende Wut ohne jede Vernunft
Hat sich ihrer auch schon geschämt
Sieht aber im großen Zusammenhang
Das gelegentliche Auftreten des Zorns
Wenn einer bis zur Weißglut gereizt
Wie ich es selbst aus Beziehungen die
Das unvernünftige emotionale Element
Noch mitbringen kenne was immer die
Stets zu erstrebende Gelassenheit
Deutlich schwerer macht dabei
Dahingestellt ob das eine oder andere
Geschlecht mehr zur Provokation neigt
Sind diese Versuche in der Liebe doch
Eine gute Schule für das Leben mit dem
Zorn der zu mancher Natur dazu gehört
Auch wenn er nur provoziert auftritt gut
Wie gelassen umgehen zu lernen denn
Nichts ist schwerer als in Dingen der
Liebe ruhig und vernünftig zu bleiben
Auch wenn ich nicht wie Montaigne es
Auf die rechthaberischen Frauen dabei
Beschränken würde sondern lieber
Beiden rate zuerst auszuweichen um
In Ruhe reagieren zu können und wenn
Der Zorn schon seinen Lauf nahm doch
Eine Seite besser ausweicht um später
Ein gutes Ende wieder zu finden statt
Weitere Eskalation gefährlicher noch
Werden zu lassen ohne gutes Ende
So ist der Täter heute stets im Unrecht
Was gute Gründe der Gerechtigkeit hat
Weil das Recht auch Schwache schützt
Aber den Zornigen nicht vor Provokation
So mag dann zwar die Wut verständlich
Vieles vermutlich erklären können doch
Wird der Rechtsstaat den Täter bestrafen
Nicht den Provokateur zur Verantwortung
Ziehen weil Gewalt nie gerechtfertigt ist
Frei vom Zorn zu sein ist eine Befreiung
Die uns Ruhe und Zufriedenheit schenkt
Glücklich möge sich schätzen wer ganz
Frei davon auch wenn vermutlich keiner
Völlig ohne sein kann warum am Ende
Zählt wo es dazu kommt schlimmeres
Zu verhindern um so schnell wie möglich
Wieder frei und vernünftig zu handeln
So sehr sich auch im Recht wähnt wer
Durch andere zum Zorn gereizt wurde
Muss er sich bewusst machen dass
Wer im Zorn reagiert noch immer irrt
Dadurch stets ins Unrecht gerät was
Nicht gerecht sein mag aber ebne der
Preis des Rechtsstaates heute ist
Warum wir besser allein unsere Zunge
Wenn wir uns nicht beherrschen können
Einen Moment freien Lauf lassen aber
Alles übrige langfristig verschieben
Für einen guten Plan der Rache der
Wenn die Gemüter erst abgekühlt
Sich von alleine meist erledigt also
Der Zunge in der Wut Freiheit lassen
Den Rest auf später verschieben um
Dabei erfolgreich auch zu sein was
Den Frontalzusammenstoß verhindert
Beide es heil überstehen lässt aber
Auch der Natur des Zorns keine
Künstlichen Grenzen zieht die sich
Langfristig bösartiger rächen wie schon
Montaigne erkannte 350 Jahre noch
Vor der Idee vom Unterbewusstsein
Die er nicht brauchte um vernünftig
Zusammenhänge zu reflektieren

jens tuengerthal 1.10.20