Montag, 31. August 2020

Vaterbildwandel

Gibt es noch ein Vaterbild oder viele?

Das Vaterbild, mit dem ich noch in den siebzigern aufwuchs, hat sich völlig gewandelt. Während es in meiner Kindheit noch normal war, dass der Vater berufstätig war und die Mutter den Haushalt führte, sich meist um die Kinder kümmerte, die Väter diese Aufgabe wenn überhaupt am Abend oder am Wochenende übernahmen, auch wenn die Ausnahmen schon in meiner Kindheit begannen, wurden sie doch noch bestaunt, ist das heute ganz anders geworden.

Erinnere mich etwa, dass die Mutter meines damals besten Freundes, sich von ihrem Mann, auch einem Arzt, trennte, weil sie Medizin studieren wollte und ihm das nicht gefiel, was sicherlich eine verkürzte Wiedergabe ist, aber so ähnlich wurde es uns damals kommuniziert. Sie zog dann in eine WG, finanzierte sich ihr Studium selbst und in der Villa mit vielen Leuten, kam es mir immer etwas chaotisch vor. Es war ein ganz anderes Modell als das, was ich gewohnt war aber ihre Kinder sind alle sehr erfolgreich geworden nach gesellschaftlichen Maßstäben, was ich von mir nicht unbedingt behaupten kann aber das ist ein sehr weites Feld.

Bei mir war der Vater von morgens bis abends in der Klinik und arbeitete nach dem Dienst noch wissenschaftlich, um in seiner Karriere vorwärts zu kommen, irgendwann die Professur und den begehrten Chefarztposten zu bekommen. Unsere Mutter kümmerte sich um Haushalt, Kinder und alles übrige, hielt ihrem Mann den Rücken frei. Nebenbei organisierte sie irgendwann noch Frauengruppen, es waren eben die siebziger, engagierte sich immer sozial und bildete sich, soweit Zeit neben drei kleinen Kindern blieb, noch weiter.

Am Wochenende fuhr ich häufiger mit meinem Vater in den Wald zu langen Wanderungen, zum Hüttenbau oder um Fossilien zu suchen. Er übernahm allen schweren Aufgaben und war sich für nichts zu schade, schleppte bei Umzügen sogar mal die Waschmaschine alleine, worauf er mächtig stolz war und was zur Familiensaga wurde. Später kümmerte er sich um den Garten, auch dies mir geradezu Herkules-Kräften, die Bewunderung abrangen, mir aber auch irgendwie fremd waren. Warum jemand nach Stunden in der Klinik noch am Wochenende wie ein Berserker im Garten rackerte, hat sich mir nie erschlossen, wie mir die Freude an der Gartenarbeit immer eher fremd blieb, was daran gelegen haben könnte, dass ich ab meinem 11. Lebensjahr auch immer wieder mal im Garten helfen musste, bis mich genug Allergien davon irgendwann verschonten. 

Doch war das Bild klar, der Vater war der starke Mann, der alles konnte und diese Rolle auch mit Leidenschaft ausfüllte. Lange habe ich danach gestrebt auch so zu wirken, bis mir klar wurde, dass mich das nicht erfüllte und meine Begabung eher auf anderem Gebiet lag. Natürlich habe ich, wie mein Vater in seiner Jugend, einsame Wanderungen mit minimaler Ausrüstung auch im Winter gemacht, um mich zu beweisen und es meiner Familie zu zeigen. Das war ganz nett und nicht schlecht, es mal erlebt zu haben, genau wie meine kurze Pfadfinderzeit, die ich später als einsamer Waldläufer fortsetzte, doch fand ich es immer schon wesentlich reizvoller im Sessel beim Tee ein gutes Buch zu lesen, schöne Bilder anzuschauen oder mich an schönen Frauen in einem Café zu erfreuen, als in der wilden Natur zu leben, das tat ich nur, weil es ja von mir als Mann erwartet wurde.

Auch als ich Vater wurde, ging ich noch mit meiner Tochter und ihrer Mutter campen und hielt den erfahrenen Abenteurer hoch, der ich irgendwie war und als der ich vor meiner Tochter glänzen wollte, war aber andererseits in dieser Rolle eigentlich falsch. Glücklich war ich über die vielen Stunden, die ich ihr vorlas oder Geschichten erzählte. Es dauerte noch einige Jahre, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich all dies Abenteurertum völlig albern fand und mich viel lieber geistigen Dinge widmete, am glücklichsten in meiner kleinen, langsam wachsenden Bibliothek war und nicht viel mehr brauchte.

Warum Menschen freiwillig in schaukelnde Segelboote steigen, wenn sie nicht müssen, wilde Fahrradtouren unternehmen, die ich natürlich auch einst gemacht habe, um dem Vorbild der Väter und Onkel zu genügen, wozu ich sogar meinen schwulen besten Freund noch nötigte, weil es angeblich so toll wäre, im Wald zu leben - wobei diese Tour zumindest kulinarisch sicher die beste aller Waldfahrten wurde, weil dieser eben auch ein begnadeter Koch und Genießer war, während ich noch die rauh männliche Fahrtenküche vertrat, wie sie dem alten Vorbild der Abenteurer entsprach, mit dem ich groß wurde, obwohl mein Vater durchaus exquisit zu kochen verstand, was mir in Jugendzeiten noch unmännlich vorkam.

Von all diesem Unsinn habe ich mich glücklicherweise befreit. Koche wenn nötig gerne und nicht ganz schlecht. Muss nicht auf irgendwelche kältesten Berge klettern oder abenteuerliche Touren mehr erleben, nicht weil ich selbst genug machte, sondern weil ich mir eingestand, was mir wichtig ist und was ich für verzichtbar halte, warum ich nicht unmännlich sein muss, wenn ich ein Stubenhocker, Leser und Dichter bin, sondern einfach ein anderes Bild vom Mann lebe, als es in meiner Kindheit anerkannt war.

Der Prozess der Wandlung verbunden mit Erkenntnis begann bei mir als ich Vater und Hausmann wurde, die gewohnt mütterliche Rolle in vielem übernehmen musste. Dies führte bei mir zunächst zu Abwehrreflexen etwa gegen das Putzen, was ich nur, wenn absolut notwendig mit großem Widerwillen durchführte, wenn auch wesentlich exzessiver als ich es je getan hätte, um den Anforderungen meiner Partnerin zu genügen, die eher jungfräulich streng waren. Fühlte mich beim Putzen schlecht und als Mann erniedrigt, was natürlich völlig albern ist, ich aber bis heute noch nicht völlig überwinden konnte, warum ich diese Tätigkeit nach Möglichkeit vermeide und lieber den vielen Bücherstaub großzügig übersehe.

Dies obwohl ich es gerne ordentlich und schön habe aber die gesellschaftliche Prägung war anscheinend stärker als Vernunft und das Bedürfnis, es schön und ordentlich zu haben. Um so mehr genoss ich es, wenn ich mit Frauen zusammen war, die dies gerne und mit Liebe taten. Konnte das auch voller Liebe bewundern und mich dankbar zeigen aber ich fühlte mich dennoch schlecht dabei.

Über die Rolle als Vater und Hausmann auf dem Spielplatz habe ich schon berichtet. Es war anfangs seltsam aber ich gewöhnte mich mit der Zeit daran und da ich die Gesellschaft von Frauen schon immer gerne mochte, wusste ich es auch zu genießen, wenn auch mit einem leicht schlechten Gewissen, weil es doch meine Aufgabe als Mann gewesen wäre, für den Unterhalt der Familie zu sorgen, was meine Partnerin aber besser konnte.

Es prallen momentan immer noch das traditionelle und das neue Vaterbild zusammen und versuchen nebeneinander zu existieren. Unter der Regierung Merkel hat sich sehr viel gewandelt im Selbstverständnis und es ist inzwischen auch in konservativen Familien normal Elternzeit als Mann zu nehmen, wie schon an anderer Stelle erzählt oder Hausmann zu werden, wie es mein Schwager für sich entschieden hat und womit beide wohl sehr gut leben. Auf der anderen Seite stehen reaktionäre Kräfte, die sich im Umfeld der AfD und in sehr konservativen Kreisen der CDU und CSU noch finden, die teilweise versuchen, das tradierte Bild, wieder hochzuhalten und alle Probleme der Gesellschaft auf die veränderten Rollen zurückzuführen.

Die Konflikte zwischen diesen verschiedenen Bildern vom Vater und seiner Rolle in der Familie haben teilweise ein durchaus aggressives Potenzial. Hier stehen sich konservative Migranten und deutsche Reaktionäre in vielem näher als sie ahnen. Dies gilt auch in deren Abneigung gegen andere etwa homosexuelle Lebensformen und sonstige Formen der Sexualität, die nicht dem gewohnten Durchschnitt entsprechen.

Doch hat sich das Bewusstsein in der Mehrheit der Bevölkerung hier wohl deutlich gewandelt. Nach jüngsten Umfragen im Rahmen der Gesetzesänderung befürworten über 85% der Deutschen die homosexuelle Ehe und deren Gleichberechtigung auch bei Adoption und künstlicher Befruchtung. Es ist wohl nur eine sehr kleine, leider laute Minderheit, die sich noch dagegen äußert.

Wie das Beispiel Russland und USA zeigen, ist es jedoch möglich, dass solche Randgruppen, wenn sie genug Lärm machen, eine Mehrheit erlangen können. Diese Menschen suchen die Konfrontation und Provokation wie das Beispiel Trump zeigt und wie auch der Umgang mit Homosexuellen in Russland immer wieder vorführt. Auch darum ist es wichtig, darüber offen zu reden und sich diesen abwegigen Positionen laut entgegenzustellen. Das Bild vom Vater hat sich seit meiner Kindheit gewandelt und gibt mehr Menschen die Chance, ihrer Art entsprechend zu leben und glücklich zu werden.

Fühle mich viel wohler damit, nicht mehr den Abenteurer zu spielen, nach dem Vorbild meines Vaters und meines Patenonkels, dem ich schon abwegigerweise in meinem Studienwunsch gefolgt bin. Aber ich habe über vierzig Jahre gebraucht, um mich aus der alten Rolle zu befreien und meinen Weg zu finden, auch weil von Männern ja erwartet wird, dass sie entschieden sind, tun, was nötig ist und ihrer Rolle entsprechen. Das bin ich weder noch und es ist gerade als Künstler ein lebenslanger Weg und ein ewiges Ringen, was es nicht einfacher macht aber zumindest wurde mir so zumindest irgendwann die Richtung klar und ich kann auch als Vater der Mann sein, der ich bin, was viele absurde Wege entbehrlich macht, die vorher schon gegangen wurden. Nur wo ich mich auf das konzentriere, was ich kann, werde ich in dem, was ich tue, gut sein und alles andere wird müßig. Wo ich das lebe, kann ich auch als Vater meinen Talenten entsprechend präsent sein und wirken, statt überall glänzen und der größte sein zu wollen, wie ich es noch von meinem Vater in Erinnerung hatte, was ihn vermutlich viel Kraft für seine sanften Seiten gekostet hat, von der Dichtung bis zur Malerei.

Denke, es ist gut, alte Bilder über Bord zu werfen und zu leben, was einem liegt. Klar weiß ich, wie ich im Wald ein Feuer machen und darauf kochen kann - aber ich muss es nicht mehr tun, um es mir oder anderen zu beweisen. Anzuerkennen, dass wir in einer Kultur und Zivilisation leben und es ein Verdienst sein kann, sich mit geistigen Dingen und Fragen mehr zu beschäftigen, als wie ein Steinzeitmensch in der Natur überleben zu spielen, war für mich ein wichtiger Schritt, um meine Rolle zu finden, mit der ich natürlich auch mal hadere und ringe, was mir ziemlich menschlich erscheint. Die verbleibende Zeit zu nutzen, das zu leben, was mir liegt und was ich kann, scheint mir auch für meine Rolle als Vater das wichtigste, weil wir nur das weitergeben können und in dem gut sind, was uns entspricht und wenn ich als Literat und Dichter in Erinnerung meiner Tochter bleibe, wäre mir das wichtiger als ein Abenteurer, Jäger oder Bauer zu sein.

Vielleicht könnten wir viele der gerade gesellschaftlichen Konflikte durch die lauten Randgruppen besser befrieden, wenn sich jeder mehr um das kümmerte, was ihm liegt und Freude macht, denn was wir mit Liebe tun, machen wir gut und damit tun wir uns und anderen besser aber das ist natürlich nur meine persönliche Ansicht, der nach einigen vorigen Versuchen als Abenteurer und Waldläufer festgestellt hat, wie glücklich ich mit Büchern und Geschichten bin und das ich am besten in dem bin, was mich glücklich macht und ich nicht mehr wie ein Ritter Turniere fechten muss, sondern mich auf die Rolle als Minnesänger bescheiden kann, die mir mehr liegt. Auch als solcher ein guter Vater sein zu können und weg von Erwartungen zu kommen, könnte das beste Vaterbild bringen.

jens tuengerthal 31.8.20

Unsterblichkeit

Ist die Unsterblichkeit jemals
Erstrebenswert oder eher nie
Weil sie das Leiden unendlich
Auch verlängerte mit dem wir
Menschen meist kämpfen müssen
Fragen sich ein Physiker wie
Ein Metaphysiker im Dialog
In Giacomo Leopardis großem
Werk den Opuscula Moralia
Die ich heute mal wieder las
Während der Physiker ganz
Aufgeklärter Humanist hierbei
Sich dafür einsetzt widerspricht
Ihm der Metaphysiker entschieden
Leben sei nur der Verlängerung
Wenn überhaupt wert wenn es
Als solches schön sei was aber
Doch seltene Ausnahme sei
Warum es besser sei dieses
Auch frei beenden zu können
Weil wertvoll nur das Schöne
Nicht das Leben an sich sei
Fragte mich wer recht hatte
Wie sehr hoffen wir verliebt
Doch noch auf Unsterblichkeit
Zumindest dieser einen Liebe
Wo Reste von Vernunft blieben
Sagen wir dann bis zum Tod
Der auch gesetzlich als Scheidung
Gilt wie es in der Trauformel hieß
Was heute pragmatisch ersetzt
Um die Liebe damit viel weniger
Lebensgefährlich sein zu lassen
Welch normative Illusion wohl
Doch frage ich mich etwa an den
Fliegenden Holländer denkend
Der erst durch unschuldige Liebe
Von seiner Unsterblichkeit erlöst
Wird und seine Reise beendet
Was an Unsterblichkeit jemals
Erstrebenswert sein könnte oder
Ob es die Sucht der Raser ist
Die stets durchs Leben eilen
Ohne je innezuhalten womit
Diesen die so viel noch wollen
Das Grenzenlose erstrebenswert
Wohl scheinen könnte und wie fern
Ein solches Leben unserer Natur ist
Die beschränkte Zeit uns gibt um
Was ist begrenzt genießen zu können
Während alles Unendliche ewig unfrei
Machte vor allem uns die Freiheit nähme
Unser Leben zu beenden was doch
Größter Ausdruck der Willensfreiheit ist
Wie schon Lukrez und Epikur lehrten
Weil sich für das Nichts entscheiden
Können alles Leid auch relativiert
Da doch ein Ausweg bleibt während
Unsterblichkeit oder ewige Jugend
Ein verflucht grenzenloses Sein
Nur schenkte was zwar der Mode
Der Welttouristen wohl entspräche
Die meinen Dinge sehen zu müssen
Wie überflüssige Bücher sie lehren
Aber dem kritischen Geist nur zeigt
Wie schädlich dieser Wahn nicht nur
Für unsere Umwelt sicher ist sondern
Uns vom Kern des Seins entfernt
Was nach seiner Natur beschränkt ist
So mag für geistlose Wesen wohl die
Ständige Bewegung ein Ersatz sein
Der die innere Leere kompensiert
Doch genießt bewusster wer sich
Der Grenzen allen Seins bewusst ist
Sie nicht zu verschieben trachtet
Sondern lieber mit dem lebt was ist
Auch wenn viele Menschen bis heute
Sich Unsterblichkeit für ihre Seele
Träumen was immer diese sein soll
Leugne sie lieber um frei zu sein
Ändert der Aberglaube nichts an der
Natur die natürlich vergänglich ist
Macht alles was wir darüber hinaus
Uns erfinden immer unfrei weil es
Jenseits dessen liegt was wir noch
Entscheiden oder bestimmen können
Warum der freie Mensch logisch die
Unsterblichkeit flieht um lieber das
Was ist als solches zu genießen
Was nur begrenzt schön sein kann
Wie alles Unendliche ein zuviel wäre
Vollkommene Schönheit nicht mehr
Schön sondern zu perfekt wäre um
Menschlich noch schön zu sein
Die kleinen Fehler liebenswert machen
Wie operierte Schönheit immer hässlicher
Als was Natur uns als solche mitgab
Das Gleichgewicht dadurch zerstört
Aber vermutlich werden immer viele
Von vollkommener Schönheit träumen
Nasen Brüste Glieder korrigieren um
Am Markt der Liebe erfolgreich zu sein
Die Spuren des Alters wegspritzen um
Den Traum von Unsterblichkeit in der
Jugendlichen Schönheit zu leben sich
Für den Anschein gerne vergiften weil
Das verfluchte Bild der Unsterblichkeit
In vielen Köpfen noch mit der Liebe
Auf die wir alle irgendwie hoffen
So tief verbunden ist auch wenn wir
Wären wir ehrlich nie um der Schale
Wegen geliebt werden wollen scheint
Die Hoffnung darauf doch unsterblich
Wie so viele menschliche Fehler die
Es gut machen dass wir es nicht sind
Sondern der Kampf ein Ende hat
Besser wir genössen bis dahin mehr
Was ist statt unsterblich sein zu wollen
Es wäre nur ein endloser Fluch

jens tuengerthal 31.8.20

Sonntag, 30. August 2020

Sozialverwandt

Verändert sich Familie durch soziale Verwandtschaft?

Es gibt verschiedene Formen der sozialen Verwandtschaft, die in parallel gelebt werden und sich teilweise sogar überschneiden. Vor einigen Jahren wurden endlich die Partnerschaften homosexueller Paare der Ehe gleichgestellt, auch beim Adoptionsrecht, was eine neue Form der sozialen Familie eingeführt hat. Länger bekannt sind schon die Patchworkfamilien, wo sich Kinder aus vorigen Partnerschaften oder auf egal welche Art gezeugte Nachkommen mit teils eigenen neuen wie denen des neuen Partners zusammenfinden.

In diesem Bereich gibt es auch viele Adoptionen, also Annahmen fremder Kinder als eigener, um in der neuen Familie eine Gemeinschaft zu bilden, den Kindern das Gefühl von Gleichberechtigung zu geben. Dazu kommen nun die Kinder homosexueller Partner, die entweder durch künstliche Befruchtung, Adoption oder aus vorigen herterosexuellen Beziehungen kommen. Kinder sind damit nicht immer natürliche Nachkommen ihrer Eltern.

So ganz neu ist diese Entwicklung nicht. Bei den Römern wurde sie schon lange akzeptiert und war gängige Praxis. So sind einige Kinder aus dem Geschlecht der Julianer etwa, die Kaiser wurden, angenommene, galten aber wie eigene, konnten sogar beim Erbe der Kaiserkrone bevorzugt werden, um den besten Nachfolger zu finden, dahingestellt, ob das dabei immer gelungen ist.

Einige Untersuchungen haben festgestellt, dass die Zahl der Missbrauchsfälle in Patchwork Familien, etwa in den USA, wo die Studie durchgeführt wurde, deutlich erhöht war. Ob das an einer geringeren Hemmschwelle gegenüber den angenommenen Kindern liegt oder das Sozialverhalten in solchen Familien ein anderes ist, weil die Offenheit für andere Lebensformen größer ist, konnte dabei nicht nachgewiesen werden. Zumindest scheint es in dieser Konstellation für Kinder ein höheres Risiko sexuellen Missbrauchs zu geben. Möglich ist auch, dass sich Täter mit einer solchen Neigung bewusst Frauen mit Kindern aussuchen und das für ihre Zwecke ausnutzen, womit noch nichts über die Tauglichkeit dieses Modells im übrigen gesagt werden könnte.  Enthalte mich darum jeder Bewertung und gebe nur wieder, wovon ich in Christina von Brauns Blutsbande las, denke aber es sollte im Interesse der Kinder genau beobachtet werden. 

Habe, meines Wissens, nur ein Kind und war mit dessen Mutter über viele Jahre in einer nicht staatlich legalisierten Beziehung bei geteiltem Sorgerecht verbunden. In diesen Fällen, muss der Vater, also auch ich, ausdrücklich seine Vaterschaft erklären und die Mutter wurde in unserem Fall mehrfach und eindringlich gefragt, ob sie wirklich ein geteiltes Sorgerecht wolle, was dagegen im Falle ehelicher Kinder vermutet wird. Hier gilt ein Kind als vom Vater stammend, wenn es in der Zeit des Bestands der Ehe gezeugt wurde, ohne dass es einer weiteren Prüfung oder genauerer Nachweise bedarf. Die Väter ehelicher Kinder werden also durch eine Vermutung gegenüber den nichtehelichen privilegiert, da der Staat ein Interesse am Bestand der Ehe als Ordnungsform der Familie hat.

Dies zeigt sich auch beim Familiennamen, den das gemeinsame Kind trägt und der also auch einen guten Teil seiner Identität ausmacht. In der Ehe gibt es genaue Regelungen, welchen Namen gemeinsame Kinder führen, falls die Partner sich nicht schon für einen gemeinsamen Namen entschieden haben. Bei einer nicht staatlich legitimierten Partnerschaft, entscheiden dies die Partner und ich wurde bei der Eintragung meiner Tochter, die auch auf Wunsch meiner damaligen Partnerin hin, meinen Nachnamen tragen sollte, mehrfach gefragt und mich erklären und rechtfertigen wie die ausdrückliche Erklärung meiner Partnerin dazu vorlegen, weil der nichteheliche Vater als zweifelhaft behandelt wird.

Dafür gibt es gute Gründe, um eine Diskriminierung der Mütter zu vermeiden, die lange Zeit eher üblich war. Inwieweit das nun zu einer Diskriminierung der Väter führte, ist eine andere Frage. 

Neue Fragen dazu stellen sich in homosexuellen Partnerschaften oder in Fällen der künstlichen Befruchtung. Wie wäre es etwa, wenn sich ein Paar zusammenfindet, bei dem die Frau ein Kind durch künstliche Befruchtung bekam, der Partner später dazu kam und das Kind wie ein eigenes annimmt, frage ich mich - würde sich der Name des Kindes automatisch ändern, wenn die Eltern heiraten und sich für einen Familiennamen entscheiden würden, dürfte das Kind mitentscheiden?

Was ist bei einem homosexuellen Paar, das in ein einer eingetragenen Partnerschaft lebt und als solche ein Kind adoptiert, aber keinen gemeinsamen Familiennamen führt, wessen Name hätte dabei Priorität?

Das Thema sozialer Verwandtschaft scheint in vieler Hinsicht komplex und wird vermutlich noch Grund für manche spitzfindige juristische Streitigkeiten geben, bei denen auch das Namensrecht eine nicht geringe Rolle spielen dürfte, das inzwischen Doppelnamen eher ausschließt, um Kinder und Ämter zu entlasten aber damit nicht unbedingt zu mehr Gerechtigkeit führte.

Wie ist es mit angenommenen aber nicht adoptierten Kindern, die in einer Familie aufwuchsen aber da nicht adoptiert, keine privilegierten Rechte gegenüber den natürlichen Kindern haben, sondern erbrechtlich sogar klar benachteiligt wären?

Angesichts vieler neuer Formen des Zusammenlebens und der Verbindung, stellt sich mir die Frage, inwieweit es nicht eine klare und einfache Regelung zum Wohle der Kinder bräuchte oder sich der Staat besser mehr zurückhielte und Eltern in Fragen des Namens und ähnlicher Dinge alleine entscheiden ließe.

Die Blutsverwandtschaft kann ich nicht beenden. Wenn sich der Erbe nicht völlig daneben benimmt, ist eine Enterbung meist unzulässig. Bei der sozialen Verwandtschaft kann das anders sein. Ist eine solche Unterscheidung gerecht gegenüber adoptierten oder sonst angenommenen Kindern?

Verhindert die Unterscheidung, die es juristisch gibt, nicht die natürliche Integration und Annahme, weil diese Kinder rechtlich eine andere Stellung haben?

Frage mich, was gerechter oder besser wäre und mehr zur Integration beitragen könnte. Eine völlige Gleichstellung mit den natürlichen Kindern wäre eigentlich das rechtlich gebotene. Unklar ist nur, ob dies nicht zu einer Diskriminierung dieser Kinder führte. Halte die mögliche Diskriminierung der natürlichen Kinder gegenüber den sozialen oder angenommenen aber für verkraftbar und weniger tragisch als eine Fortsetzung der rechtlichen Diskriminierung der angenommenen Kinder.

Doch wandeln wir hier noch auf einen dünnen Grat wechselnder Akzeptanz in der Gesellschaft, der sich erst langsam verändern wird. Die rechtliche Grundlage völliger Gleichberechtigung wäre in dieser Hinsicht ein gutes Zeichen für Familien, die diesen Schritt wagen, um den Bestand der neuen Beziehungen zu schützen. Zuvorderst sollte immer der Schutz der Kinder stehen.

Fraglich nur, ob etwa im hohen Alter angenommene Kinder, die nur die eigenen ausbooten sollen, gerecht sein können und wer dabei mehr Schutz verdient. Kann Erbe oder seine Erwartung überhaupt je schutzwürdig sein?

Es stellen sich in einer komplexen Gesellschaft immer mehr Fragen, je nach Art des Zusammenlebens. Fraglich jedoch erscheint mir, ob es auf diese eine allgemeine Antwort geben kann oder wir statt immer feinerer juristischer Regelungen, die den Streit verhindern sollen, nicht immer mehr Rechtsstreitigkeiten bekommen an denen vor allem Anwälte gut verdienen und das unterstützenswert ist.

Wäre weniger Regelung und mehr Freiheit bei einem klar vorrangigen Schutz der Kinder nicht das wichtigste?

Wenn wir dies aber anerkennen würden, müssten wir fragen, was am wichtigsten für die Kinder ist und wie wir sie vor Zwist nachhaltig schützen können.

Könnte mir vorstellen, dass ein Wahlrecht der Kinder hinsichtlich ihres Namens mit Erreichen der Volljährigkeit die einfachste und beste Lösung wäre, dem Streit aus dem Weg zu gehen. Auch mehr Mitsprache der Kinder könnte manche Konflikte verhindern und vielleicht die Einigkeit in der Familie erhöhen, auch wenn das manchen noch unvorstellbar scheint. Trauen wir den Menschen mehr zu, haben sie auch die Chance, sich besser zu zeigen und die Dinge in ihrem Sinne zu ordnen. Was auch für viele andere Konflikte in der sozialen Familie gilt, die eben vom Miteinander mehr lebt, als vom Gegeneinander und manchen Rosenkrieg verhindern könnte unter dem besonders die Kinder leiden.

Familie könnte so eine soziale Heimat werden, in der wir auch wahlverwandt sein können, wenn wir uns so wohl und gebunden fühlen. Weniger Regelung und mehr Suche nach gemeinsamen Lösungen, könnte ein besserer Weg sein als der Kampf um Recht. Es gibt nicht die eine Antwort auf alle Fälle, sondern es ist in jedem Fall anders, darum sollten wir weniger auf Gesetze als auf moderierte Gespräche setzen, um Konflikte nachhaltig zu lösen.

jens tuengerthal 30.8.20

Samstag, 29. August 2020

Partnerwahl

Wonach wählen wir Partner aus?

Die gewählten Verwandten, mit denen wir uns entscheiden ein Leben und hoffentlich auch ein Bett zu teilen, sind unserem Leben die nächsten. Außerhalb des Berufes, verbringen wir die meiste Zeit mit ihnen. Eine vernünftige Auswahl, würde sich also empfehlen, um nicht nach dem ersten Rausch der Hormone ernüchtert und enttäuscht zu erwachen.

Doch wann treffen wir je dabei eine vernünftige Entscheidung?

Die meisten Beziehungen beginnen heute hormonell gesteuert, weil wir uns verlieben und oder sexuell begehren. Dabei ans Ziel der Sehnsucht zu kommen, versprechen wir uns meist noch in völliger Unkenntnis des anderen manches, was wir später oder schon bald Liebe nennen. Im Alltag wundern wir uns dann, warum die wunderbare Zeit plötzlich endet, der oder die andere, für den wir vorher voller Glück schwärmten, uns plötzlich unerträglich erscheint, auch wenn sich bei nüchterner Betrachtung nur zeigt, was immer schon da war, die vorhandenen Eigenschaften haben wir nur unter dem Einfluss von Hormonen und Gefühlen erfolgreich verdrängt.

Kann mich nicht erinnern, eine Beziehung allein aus Vernunftgründen begonnen zu haben - wann haben wir auch wirklich die Wahl dazu, denke ich dabei und erinnere mich der Verwirrung,   in die mich die hormonelle und emotionale Steuerung immer wieder gestürzt haben. Bin unter Einfluss dieser unvernünftigen Steuerung mit einer vermeintlich großen Liebe zusammengezogen und wunderte mich später über das verstärkte Auftreten der vorher schon sichtbaren und bekannten Eigenschaften. Hätte sie in diesem Zustand beinahe und gerne geheiratet, weil sie mir so vollkommen erschien und diese Liebe als das größte Glück, welchen guten Grund sollte es für die Ehe sonst geben, denke ich immer noch manchmal, auch wenn mich Erfahrung und Vernunft eines besseren belehrt haben könnten.

Entsprechend stürzte ich nach dem Ende solcher Achterbahnfahrten mehr als einmal in tiefste Zweifel auch am Leben, weil ich so sehr und ganz an die Liebe glauben wollte, für sie lebte, was nun vollends unvernünftig scheint, statt froh zu sein, das ewige Theater hinter mir zu haben. Aber wir entscheiden in emotionalen Dingen eben selten vernünftig, Depressionen fragen nicht, ob es passt, wenn sie auftauchen, und wir wundern uns hinterher über das manchmal erschreckende Ergebnis. Vielleicht gibt es Menschen, die all das sehr vernünftig regeln und ordnen, sollte ich nicht wir sagen, sie verdienten sicher Bewunderung, mir ist das noch nie gelungen, im Gegenteil, es fing immer emotional und von Hormonen getrieben an und kaum eine wichtige Entscheidung wurde nach ruhiger Abwägung und vernünftig getroffen. Nicht mal meine Verlobungen, also die Versprechen ein Bündnis auf Lebenszeit zu führen, habe ich sonderlich abgewogen unter Berücksichtigung aller Umstände bisher entschieden, sondern immer eher von großem Gefühl und einem gemeinsamen Traum getrieben, vielleicht noch mit der Hoffnung auf sexuelle Erfüllung, wobei die dabei selten eine große Rolle spielte, eher der Wunsch eine Familie zu gründen.

War mir sehr bewusst, was das Eheversprechen bedeutet und was ein Lebensbund heißt, hatte es von meinen Eltern und Großeltern vorgelebt bekommen, sah vernünftigerweise die Hindernisse, die schon für die Liebe im Eheversprechen liegt aber wollte es dennoch immer wieder und würde es immer noch nicht für mich ausschließen, auch wenn ich sehr hoffe dabei nun vernünftiger und weniger emotional vorzugehen, was eine große Illusion schon war.

Was macht es also aus, was ein glückliches und gemeinsames Leben sein könnte?

Sicher gehört bei einer Beziehung auch die Liebe dazu, spielt die zentrale Rolle, spätestens seit der Romantik, wollen alle gern ihren Lebensbund darauf gründen, während vorher eher Vernunftgründe maßgebend waren und Ehen arrangiert wurden, wie es bis heute in vielen Teilen der Weltüblich ist. Dazu gehört auch der schöne Sex, wobei der mit zunehmendem Alter oft an Bedeutung verlieren kann aber nicht muss - manche entdecken auch erst jenseits der 50, was wirkliche Lust sein kann, nichts ist unmöglich. Viel wichtiger aber, und oft vernachlässigt, ist die Frage, was ein gemeinsames Leben ausmacht, wie der Alltag funktioniert und was an schönen Dingen geteilt werden kann.

Für mich wäre daher immer zentral, sehe ich von der gern idiotischen Hormonsteuerung einmal ab, ob ich mit meiner Partnerin die Liebe zu guten Büchern teilen kann, welche gemeinsamen Unternehmungen beiden Freude machen würden, was an kulturellen und sonstigen Dingen mit Freude geteilt werden könnte, wie kompatibel die Familien wären, insofern mir Familie sehr wichtig ist, womit die gemeinsame Zeit, die immer knapp bemessen ist, gerne und mit Lust verbracht würde. All diese Punkte entdecken wir oft erst lange nach der schon längst unter Einfluss der Hormone getroffenen Entscheidung. Dann kann es zufällig gut passen oder eben eher weniger, was oft zu großen Enttäuschungen führt, weil es sich doch vorher so schön anfühlte und im Rausch der Hormone noch große Versprechen gemacht wurden.

Der alte Spruch, drum prüfe sorgsam, wer sich ewig bindet, hat vernünftig betrachtet viel wahres in sich und ich würde ihn sofort unterschreiben, dahingestellt, ob ich auch immer danach handeln werde. Jemanden zu finden, mit dem du ohne viel Streit klar kommst, mit dem das Leben sich gut und harmonisch anfühlt, ist für ein dauerhaft glückliches Leben viel bedeutender als der größte sexuelle Reiz und die heißesten Gefühle und Liebesversprechen, deren Haltbarkeit bekanntlich oft relativ kurz gemessen am Ausmaß der Ankündigung sind. 

Es gibt sehr wenige Menschen, mit denen dir das gelingt, könnte sie vermutlich an einer Hand aufzählen, vielleicht gibt es auch nur einen oder eine für jeden und wenn du das Glück hast, die oder den zu treffen, würde ich inzwischen sagen, genieß es und denke über nichts anderes mehr nach, weil es ist, wie es ist, zumindest vernünftig betrachtet, doch wer ist in diesen Dingen schon vernünftig und wägt all diese Dinge nüchtern ab. So könnte ich noch lange über die vernünftige Partnerwahl wie ihre guten Gründe sprechen und wäre doch nicht sicher, ob ich im entscheidenden Moment von Vernunft geleitet würde oder, wie es mein Großvater gelegentlich angeheitert auszudrücken pflegte, genau dann das Hirn im Hintern sitzt und schieben hilft. Zumindest zu wissen, was gut und richtig wäre, worauf es im Leben wirklich ankommt, ist ja schon mal ein Fortschritt - ob dieser dann wirklich weiterführt, bleibt unklar und so bleibt es weiter spannend, wohin das Leben uns am Ende verführt und wieviel wir davon selbst und vernünftig entscheiden. Gerade bei der in so vielem entscheidenden Frage der Partnerwahl entscheiden wir doch meist viel weniger als wir glauben, zumindest war es bei mir bisher so und ich habe noch von niemandem gehört, der es entscheidend anders gemacht hätte, weil wir in Fragen der Liebe eben auch aus dem Bauch und nach dem Herz entscheiden.

jens tuengerthal 29.8.20

Auflösungserscheinung

Die Demo der Covidioten wie
Manche Politiker sie nannten
Leichtfertig wie populistisch
Wurde wegen Missachtung
Der Hygienevorschriften schnell
Wie erwartbar wieder aufgelöst
Was ohne vorherige behördliche
Verbote gelassener gewesen wäre
So einen Beigeschmack leider hat
Der keiner Demokratie gut steht
Inhaltlich stimme ich der Behörde
Völlig zu keiner will diese Narren
Hier in Berlin außer verwirrten
Attilas hier und dort die besser
Bei ihren Burgern blieben statt
Die Mehrheit weiter zu nerven
Die Gesundheit der Polizisten
Unnötig zu gefährden aber das
Müssen wir um der Demokratie
Willen ertragen denn Corona ist
Wie Merkel treffend formulierte
Eine demokratische Zumutung
Aber die sollten wir möglichst
Gelassen aushalten insoweit
Wörtlich der Kanzlerin folgend
Wir schaffen das sicherlich
Doch besser demokratisch statt
Mit rituellem Antifaschismus
Der eher das Gegenteil erreicht
Bin nicht ihrer Meinung aber
Sagen dürfen sie diese in Berlin
Diese Toleranz hat hier länger
Tradition als alle Parteien die
Bei abweichenden Meinungen
Lieber verbieten statt ertragen
Sich an Preußens Toleranz
Erinnern täte vielen besser
Die Demokratie zu verteidigen
Verbote helfen da nicht
Diese Leute sind peinlich
Eine schwäbische Invasion
Der schlichten Gemüter die
Lieber Verschwörungstheorien
Folgen statt kritisch zu denken
Eine echte Zumutung für uns
Freie Berliner die zu ertragen
Die sich Freiheitskämpfer noch
Dazu in ihrem Egoismus nennen
Aber da müssen wir drüber stehen
Diese demokratische Zumutung
So tolerant aushalten wie auch
Den schwarzen Block zum 1. Mai
Wer verbietet stärkt die Spaltung
Fördert die Verschwörung nur
Erreicht alleine das Gegenteil
Berlin ist da nicht klug regiert
Es braucht mehr preußische
Toleranz statt linker Meinung
Den Frieden zu erhalten denn
Eine Demokratie die Demos
Verbietet ist lang keine mehr
Zeigt Auflösungserscheinungen
Was ich für gefährlicher halte
Als einige schwäbische Covidioten
Die kann Deutschland ertragen
Sein wir sicher wir schaffen das

jens tuengerthal 29.8.20

Freitag, 28. August 2020

Bürgergoethe

Zu Goethes Geburtstag sei heute
Dem Bürger Goethe gedacht der
Als solcher vielleicht die wichtigste
Rolle seines Lebens spielte die ihn
Zum Dichter der Deutschen machte
Deren Wesen sehr bürgerlich ist
Heute noch mehr als zur Goethezeit
Wo der Staat vom Adel regiert wurde
Abgesehen von den freien Städten
Geboren in Frankfurt aus teilweise
Altehrwürdiger Familie stammend
Von der mütterlichen Seite her war
Die Familie Textor als Bürger schon
In der Stadt ehrwürdig stellten mit
Dem Großvater einen Bürgermeister
Wie Goethe in Dichtung und Wahrheit
Berichtet wie er als Knabe noch bei
Der Kaiserkrönung auf dem Balkon
Des Römers die Feier miterlebte
Er hatte ein gutes Leben in Frankfurt
Die Familie war angesehen wohnte
In einem schönen Haus war vermögend
Genug dass sein Vater der Jurist war
Schon nicht mehr arbeiten musste
Sich um die Bildung des Sohnes wie
Der Tochter nicht zu vergessen kümmerte
Doch woher kam das Vermögen in der
Heute Bankenstadt war das noch kein
Selbstverständnis sondern war vom
Großvater Friedrich Georg Göthé wie
Sich der aus Thüringen stammende
In Frankreich ausgebildete Schneider
Noch nannte bis der Vater latinisierte
Des Ansehens unter Bürgern wegen
Dieser von Goethe eher verschwiegene
Handwerker war ein sehr erfolgreicher
Gewandschneider zu Frankfurt der
Die Höfe bis Böhmen belieferte sogar
Einmal mit Goethes Ururgroßvater
Dem Heidelberger Juristen Textor der
Nach dem pfälzischen Erbfolgekrieg
Einem Ruf nach Frankfurt erst folgte
Wo er Justiziar der Stadt werden sollte
Durch Heirat der Kinder sich etablierte
Bis der Enkel Bürgermeister wurde
Wovon der dann Weimarer Goethe
Stolz in Dichtung und Wahrheit erzählt
Während er den Vater seines Vaters
Den wohlhabenden Handwerker der
Aus Nichts ein Vermögen sich schuf
Lieber stillschweigend überging weil
Es dem Selbstwert nicht entsprach
Was Goethes Leben lang finanzierte
Bis er als Geheimer Rat zu Weimar
Auch dort juristisch irgendwie tätig
Dank Wohlwollen des Herzogs sein
Eigenes Auskommen wie Titel fand
Herr von Goethe wurde worauf er
Weniger wert wohl legte als Schillers
Dessen Frau von Familie die Geltung
Bei Hof so wichtig war wie sie auch
Goethes so bürgerliche späte Ehe
Mit Christiane eher kritisch sah
Von den Kommentaren der Stein
Sei an dieser Stelle ganz abgesehen
Die andere Gefühle rühren mochten
Sofern sie nicht Anna-Amalia selbst war
Goethe war in Weimar wie in Frankfurt
Ein Bürger und verkehrte mit den
Guten Familien zu denen auch die
Brentanos zählten was später noch
Eine romantische Rolle spielen sollte
Die Betonung des ehrwürdigen Textor
Großvaters der auch Johann Wolfgang
Getauft worden war zeigt wie wichtig
Goethe die Verwurzelung in der Stadt
Wie ihrer bürgerlichen Gemeinschaft war
So war der auch Naturforscher zwar stets
Dichter und Denker aber mehr Zeit wohl
Verbrachte er mit der Verwaltung ob als
Theaterdirektor oder Bibliothekar wie
Mitglied der Sachsen-Weimarer Regierung
Mit der Ausnahme der Reise nach Italien
Jener Auszeit die sich der Beamte nahm
Vom Herzog großzügig dabei bezahlt
Auch kreativ noch weiter zu arbeiten
Am meisten erinnern wir den Künstler
Der als Dichter und Autor unsterblich
Doch Goethes Leben bestimmte mehr
Seine Existenzs als Bürger zuerst in
Frankfurt wie später in Weimar wo
Im Haus am Frauenplan viele Gäste
In bürgerlicher Tradition verkehrten
Ob seine Mitgliedschaft in der Loge
Der Freimaurer in Weimar wie später
Mit dem Herzog bei den Illuminaten
Auch den Bürger Goethe zeigt oder
Wie es gedacht war klassenlos eher
Zu sehen sein sollte mag dahinstehen
Überragend war sein Engagement hier
Weder noch warum auch das Gerücht
Der Herzog und Goethe wollten bei
Den von Knigge lange auch geführten
Illuminaten nur spionieren unwichtig ist
Sicher zumindest ist wie sehr Goethe
Auch in bürgerlicher Tradition stand
Dem Textor Großvater auch darum
Ein literarisches Denkmal setzte noch
Viel mit der Mutter über das Leben
In der einst Heimat Frankfurt schrieb
In Gedenken an den Bürger Goethe
Sei dem Dichterfürsten gratuliert als
Großem bürgerlichen Literaten auch

jens tuengerthal 28.8.20

Alles

Alles in einer finden wollen
Trägt das Scheitern schon
In sich während gelassen
Genießt wer sich an dem
Grenzenlos freuen kann
Was ist statt mit Erwartung
Sicher enttäuscht zu werden
So liebe ich lieber ganz ohne
Große Hoffnung habe dafür
Immer mehr real davon was
Vernünftig ernüchtert klingt
Ist in Wirklichkeit eine große
Liebeserklärung an die
Möglichkeiten des Glücks
Was alles sicher sein kann
Wird eine mir immer mehr
Ohne etwas zu müssen
Nennen manche es Liebe
Genieße lieber namenlos

Dzdw 28.8.20

Enthaltsamheiter

Enthaltsamheiter

Enthaltsamkeit ist das Gegenteil
Von einem lustvollen Leben
Setzt auf Verzicht statt Genuss
Auch wenn Entsagung so auch
Zu einem Rausch werden kann
Liegt sie dem Epikuräer fern
Außer um das Wesentliche so
Angemessen zu würdigen
Als Mittel zur Konzentration
Der Lust die sich so steigert
Wie auch weniger mehr wird
Wo wir was bleibt um so mehr
Dafür als besonders genießen
Die Perspektive können wir
Dabei auf den Verzicht legen
So am Mangel weiter leiden
Oder im weniger aufgehen
Um angemessen zu würdigen
Was eigentlich alles da ist
Glücklicher damit zu leben
Statt Mangel zu empfinden
Was einfach einleuchtend klingt
Fällt vielen Menschen schwer
Sobald es Gewohnheiten betrifft
Wie kleine Beispiele zeigen können
Auf Urlaub einmal zu verzichten
Weil Corona es nahelegte lag
Vielen völlig fern obwohl diese
Sonst weniger asozial wären
Niemandes Leben gefährden
Wollen würden es aber tun
Aus unbewusster Gewohnheit
Die nicht reflektiert was sie tut
Kaum einer der gerne fliegt würde
Dafür auch zugleich töten wollen
Nimmt es aber aus alter Gewohnheit
Wider besseres Wissen in kauf
Zerstören die Welt die sie lieben
Wie die meisten gerne vorgeben
In ihrer touristischen Umarmung
Die durch Besichtigung zerstört
Von Kant dagegen zu lernen hieße
So zu handeln dass in jedem Moment
Alles was wir tun allgemeines Gesetz
Werden könnte und aufgeklärt wäre
Wer sich dabei aus selbstverschuldeter
Unmündigkeit befreien würde also
Vernünftig am Gewissen prüfte was
Verantwortbar wie nötig wäre um
Gut leben zu können wüsste genau
Was danach sittlich geboten wäre
Pflegte kein tödliches Vergnügen
Auf Kosten leidender anderer
Sondern genösse Ruhe für sich
Ohne anderen damit zu schaden
Leben noch unnötig zu riskieren
Übte Enthaltsamkeit im Schaden
Könnte guten Gewissens genießen
Statt sich moralisch zu belügen
Lernte vom großen Geist Kant
Welche Reisen wirklich bilden
Was so einfach wie erfolgreich
Für das persönliche Glück wäre
Aufklärung und Mündigkeit dabei
Ganz nebenbei noch verschenkte
Warum der Sommer der eigentlich
Gebotenen Enthaltsamkeit besser
Als Chance zur Entdeckung eines
Nicht asozialen Lebens genutzt
Worden wäre statt die Folgen nun
Überrascht lautstark zu beklagen
Die so absehbar wie der Verlauf
Der viele Unbeteiligte töten wird
Wie keiner Kreuzfahrten macht
Wer nur etwas Verantwortung hat
Weil die Folgen untragbar tödlich
Sicher können wir weiter machen
Was Reiseindustrie uns nahelegt
Damit zum Vergnügen die Leben
Vieler Menschen riskieren was
Zumindest die Anzahl der Gefährder
Schnell deutlich reduzieren würde
Eine Art von Auslese sicher wäre
Neugierig nur wäre ich dabei wer
Dafür die Verantwortung übernimmt
Kategorisch sittlich wie ehrlich
Oder sich lieber unmündig belöge
Den unmündigen Idioten gäbe
Ohne Verantwortung zu übernehmen
Denn wir wissen was wir tun
Könnten es zumindest wissen
Mangelte es nicht am Verstand
Übe mich derweil lieber heiter in
Enthaltsamkeit so wird weniger mir
Zur immer mehr Quelle der Lust
Bei konsequent gutem Gewissen
Was die Nachaltikosophie mir zum
Dauerhaften Lustgewinn macht
Mit immer weniger mehr erleben
Macht mündig frei und zufrieden

jens tuengerthal 27.8.20

Donnerstag, 27. August 2020

Vaterunsicher

Was ist sicher an der Vaterrolle?

Die moderne Technik hat es ermöglicht die Vaterschaft mit sehr hoher Sicherheit nachzuweisen, womit die klassische Unsicherheit wegfiel, die durch soziale Dominanz in der patrilinearen Gesellschaft ausgeglichen werden sollte. Andererseits ist das klassische Rollenmodell im Prozess der Emanzipation weggefallen und Väter mussten ihre Rolle zwischen Haushalt und Beruf neu finden und definieren, was gelegentlich auf Schwierigkeiten und Widerstand stieß, in Ausläufern auch noch stößt, was die Dominanz klassisch dominanter Typen wie Putin oder Trump erklären kann.

Der Prozess der Emanzipation, der de facto nach den 2. Weltkrieg zur normativen Gleichstellung führte, um die noch verschiedene Kämpfe geführt wurden, hat seit der Kanzlerschaft Merkels in Deutschland eine andere Richtung genommen. Es ist durch Änderung der Gesetzgebung auch in Fragen der Kinderbetreuung inzwischen ein anderes gesellschaftliches Selbstverständnis gewachsen. Auch in traditionellen Familien ist es inzwischen normal, dass Väter Erziehungszeit nehmen und sich gemeinsam um die Kinder gekümmert wird, was in meiner Kindheit noch die große Ausnahme war, auch als ich zu Beginn der neunziger mein Studium begann noch als exotisch eher und der Karriere schädlich galt, wird heute als soziale Kompetenz gesehen.

Als ich noch zur Zeiten von Kanzler Schröder Vater wurde und vernünftigerweise eine zeitlang Hausmann, bis meine Tochter mit eineinhalb in den Kinderladen kam, war ich auf dem Spielplatz noch eher die Ausnahme unter vielen Muttis hier im Prenzlauer Berg. Das hat sich in den letzten Jahren völlig gewandelt. So ist heute etwa mein Schwager Hausmann geworden, während meine Schwester ihre Karriere verfolgte. Auch sie brachten ihre Kinder inzwischen früh in die Kita, was bei uns noch kritisch gesehen wurde, zumindest im Westen, während es im Osten als selbstverständlich und besser so galt. Hier hat sich unter der Kanzlerschaft von Merkel auch auf Initiative ihrer ersten Familienministerin von der Leyen ein relativ rasanter Bewusstseinswandel durchgesetzt, der die Egalität verstärkte.

So weit so gut im Sinne des Feminismus, der sich auch in ländlichen Regionen immer weiter durchsetzt. Dies ist für Kinder und Väter, die früher wenig vom Heranwachsen ihrer Kinder mitbekamen, eine große Chance. Mit einer gewissen Verzögerung ziehen langsam auch die Führungspositionen der Wirtschaft nach und Elternzeit ist kein notwendiges Karrierehindernis mehr, was auch die Chancen der Frauen im gebärfähigen Alter auf Führungspositionen bei gleicher Qualifikation erhöht hat. Das ist lobenswert und trägt zu mehr gesellschaftlicher Gleichheit bei, kann langfristig auch die immer noch große Einkommenslücke schließen helfen.

Ob es eine eher konservative, noch dazu kinderlose Regierungschefin brauchte, um diese zeitgemäße und gerechtere Politik auch in den traditionell konservativen Kreisen der Wirtschaft durchzusetzen, ist eine Frage, die nicht ohne Berechtigung scheint. Zumindest haben es die Sozialdemokratie oder die Grünen in der Zeit ihrer Regierung nicht geschafft, vergleichbare Veränderungen durchzusetzen. Ob sie ein größeres Selbstverständnis dafür schufen, ist unklar. Zumindest haben sie es noch nicht geschafft eine Frau länger erfolgreich in eine Führungsposition zu bringen, das Scheitern von Andrea Nahles sprach hier Bände, wie es künftig gehen wird, ist noch unklar, kann aber hinsichtlich der hier thematisierten Vaterrolle und ihrer größeren Unsicherheit dahinstehen.

Mit der Zunahme der Emanzipation nahm auch die Sehnsucht eines Teils der Frauen nach traditionellen Männern und ihrem Rollenverständnis zu, was sie andererseits gesellschaftlich ablehnten, fanden nicht wenige sexuell durchaus reizvoll, woraus manche erwartbare Konflikte entstanden. Parallel dazu nahm die Impotenz und das sexuelle Desinteresse bei vielen Männern zu. Ob dies am höheren Anteil von Pillenresten, also Östrogenen, im Trinkwasser lag, ist wissenschaftlich noch unklar. Beweise gibt es dafür bisher nicht. Eine Rolle könnte aber auch das unsichere Rollenverständnis spielen, in dem Männer der Gegenwart sich sehen.

Einerseits sollen sie verständnisvoller Vater und zärtlicher Partner sein, der aber bitte seine Aufgaben im Haushalt auch selbstverständlich wahrnimmt, was aufgrund eines unterschiedlichen Verständnisses der notwendigen Ordnung immer wieder auch zu Konflikten führt, andererseits, auch bewunderte Macher und starke Kerle, die ihren Mann stehen. Hausmänner werden immer noch von manchen verspottet, auch wenn das Selbstverständnis langsam zunimmt, sehen sie sich, wie ich in der noch frühen Phase sehr stark, dazu genötigt, ihre Rolle zu rechtfertigen, die mal als emanzipiert gelobt, dann auch nur milde belächelt wird. Es gibt kein Selbstverständnis in den Rollen und Aufgaben mehr und alles muss immer wieder ausgefochten und diskutiert werden, was nicht immer ohne Schäden für die Beziehung und die sexuelle Leidenschaft abläuft.

So war mein Ehrgeiz beim Putzen immer relativ gering ausgeprägt und ich empfand es nie als Auszeichnung dort zu glänzen, eher das Gegenteil erstrebenswert. Die Vaterrolle als Spielpartner meiner Tochter zu glänzen, nahm ich dagegen mit wesentlich mehr Engagement wahr. Dies kann in manchen Fällen auch umgekehrt sein, allerdings ist das Modell, was mir meine Eltern auch vorlebten, noch weiter verbreitet und führt immer wieder zu Rollenkonflikten.

Unsicher geworden ist die Notwendigkeit des Mannes als Erzeuger auch durch die künstliche Befruchtung und andere neue Formen der Fortpflanzung, die noch in der Entwicklung begriffen sind. So stehen sich die einerseits nun biologische Sicherheit der Vaterschaft, die allerdings meist nur zur Abwehr einer solchen und der mit ihr verbundenen Geldzahlungen geprüft wird und wohl eher sehr selten, um die eigene Vaterschaft zu beweisen und die Unsicherheit der neuen Rolle gegenüber, wobei noch unklar ist, wohin die Entwicklung führt und was das für alle Beteiligten beste Modell der Zukunft ist.

Dies ist nach tausenden von Jahren, in denen das patrilineare Modell in unserem Kulturkreis dominierte, eine sehr rasante Veränderung mit offenem Ausgang, bei der sich immer mehr Männer fragen, was ist eigentlich unsere Rolle, welche Aufgaben müssen wir erfüllen, wofür werden wir anerkannt und geliebt, was macht uns glücklich, wie wollen wir in Zukunft leben. Inwieweit es in früheren Kulturen noch andere Modelle gab, wie die Schlüsselherrschaft der germanischen Frauen, von der Tacitus berichtet und andere stärker matriarchal geprägte Formen des Zusammenlebens ist noch relativ unklar, da hier zu großen Teilen die schriftliche Überlieferung der sozialen Strukturen fehlt.

Was kann ich als Mann noch tun, als mich mit Liebe, in das zu fügen, was ist, frage ich mich, dem die chauvinistischen Allüren fremd sind, die sich gerade ins letzte Gefecht stürzen und habe doch auch Frauen erlebt, die genau das von mir erwarteten, was mir fremd war und den Feminismus lieber verspotteten, von dem sie andererseits profitierten. International betrachtet prallen hier auch verschiedene Kulturen und Lebensweisen aufeinander, die manche Männer zur Partnersuche eher in fernere Länder ausweichen lassen, um in gewohnter Weise zu leben, auch wenn es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich Freiheit und Egaliät überall durchsetzen.

Die Erwartungen an die Rolle des Mannes sind höchst unterschiedlich und es ist müßig, sich um das eine oder andere bemühen zu wollen. Es scheint vernünftiger, sich selbst zu genügen und die Umstände und Bedürfnisse, so zu nehmen, wie sie eben sind, statt ein allgemeines Modell zu suchen, lieber mit den je Umständen, so glücklich wie möglich zu sein, weil es ist, wie es ist und ich froh sein kann, wenn sich eine findet, der das genügt und gefällt.

Als Vater habe ich nach der Zeit als Hausmann und in einer Beziehung die Rolle gewechselt, war nicht mehr der strenge eher autoritäre Vater, sondern lieber der Kumpel, der großzügig war, weil es mir mehr lag und habe mich damit wesentlich wohler gefühlt. So gesehen, war es vermutlich gut so. Würde aber meinen Fall nie verallgemeinern wollen und denke es bleibt wie die Rolle des Vaters auch in Zukunft unsicher. Tröstlich nur ist, dass es den Frauen mit den Veränderungen ähnlich gehen wird und beide gemeinsam Wege suchen müssen, mit denen wir langfristig glücklich werden. Vielleicht hilft es diese Zeit des Übergangs und der relativen Unklarheit als für beide nicht ganz einfach aber den eben normalen Wahnsinn zu halten, mit dem wir eben leben müssen, was anderes bleibt uns auch nicht, also empfiehlt es sich, nach meinem Empfinden, was ist, so sehr wie eben möglich, zu genießen.

jens tuengerthal 27.8.20

Mittwoch, 26. August 2020

Bürgerfamilie

Die bürgerliche Familie
Löst sich immer weiter
Aus traditionellen Strukturen
Viele trennen sich wieder
Verbinden sich danach neu
Kinder werden gemischt
Unter neuen Bedingungen
Homosexuelle dürfen heiraten
Auch Kinder als Paar haben
Durch künstliche Befruchtung
Um Gleichheit zu gewähren
Die Demokratie garantiert
Deren Werte sich wandeln
Wenig ist mehr sicher als
Die Hoffnung auf Liebe die
So unsicher wie immer ist
Als bloßes Gefühl Basis
Dauerhafter Gemeinschaft
Sein soll und selten kann
Was die Frage stellt wie die
Bürgerliche Gesellschaft der
Zukunft aussehen könnte
Welche Konstante dann trägt
Ob Familie anders definiert
Rollen neu verteilt werden
Wie das Ergebnis aussieht
Was es dabei bedeutet dass
Väter sicher sein können durch
Biologische Nachweise zugleich
Mutterrollen übernehmen um
Für gerechte Verteilung damit
Sorgen zu können für die sie
Einige gering schätzen während
Andere es natürlich erwarten
Frauen als Ernährer der Familie
Neue Aufgaben übernehmen
Wie funktioniert der Gleichklang
Nach altem Modell in anderer
Rolle als aufgewachsen noch
Was ist jemals selbstverständlich
Können wir alles infragestellen
Fragt sich wohl mancher noch
Aber tun es natürlich längst 
Weil der Alltag es erfordert
Dennoch sollen den Kindern
Werte von Familie vermittelt
Ihnen auch Sicherheit geben
Wissen wir irgend schon wie wir
In der Zukunft leben wollen
Was bleiben soll was geht
Um die bürgerliche Familie
Zusammenzuhalten oder ist
Deren Bestand überflüssig
Was aber ersetzt sie dann
Braucht Gesellschaft sie noch
Wer entscheidet darüber als
Diejenigen die es leben 
Sie täglich neu definieren
Müssen ohne festen Rahmen
Scheint alles im steten Fluss

jens tuengerthal 26.8.20

Regenlauschen

Dem Regen lauschen ist
Wie verliebt sein in die
Natur wie ihren Wandel
Der das Leben spiegelt
In jährlichem Zyklus
Immer wieder kehrend
Doch sich wandelnd
In unserer Wahrnehmung
Schon immer liebe ich
Den Herbst über alles
Mit Stürmen Regen Farben
Die Zeit der reifen Trauben
Von der Rilke einst dichtete
Wie einsam lange bleibt
Wer jetzt allein ist sich kein
Haus mehr baut dafür wie
Blätter treiben durch die
Alleen unruhig wandern
Wird in den Herbststürmen
Nach dem großen Sommer
Während es langsam wieder
Immer düsterer um uns wird
Das alte Jahr im Winter stirbt
Was manchem Furcht bringt
Vor grauen Nebeltagen mit
Immer weniger Licht noch
Erfüllt mich mit Glück denn
Was ist schöner als im Herbst
Dem Abschied behütet lauschen
Wenn wie jetzt im ersten Sturm
Der den Sommer uns austreibt
Regen auf Fensterbänke prasselt
Wind böenweise Bäume schüttelt
Wird es wieder wirklich schön
Vorm Kamin in geteilter Welt

jens tuengerthal 26.8.20

Zugehörigkeit

Wer gehört zur Familie?

Ist die Zugehörigkeit zur Familie ans Blut gebunden, das verwandt ist, oder ist die angenommene Familie genauso wichtig, vielleicht sogar näher, fragte ich mich bei der Lektüre von Christina von Brauns Blutbande immer wieder.

Die Römer lebten die Tradition der angenommenen Kinder, die zu Erben wurden, über Generationen. Diese konnten auch ehemalige Sklaven sein, die später Teil der Familie wurden. Das Blut, also die eigene Brut und Verwandtschaft, spielte für das politische und ökonomische Erbe eine geringere Rolle. Konnte aber musste nicht und wenn sich unter den Verwandten kein passender Erbe fand, wurde eben einer auch namentlich angenommen und gehörte dann als gewählter Erbe zur Familie, trug die Tradition des Namens weiter.

In meiner Familie spielte die Blutsverwandtschaft eine große Rolle und an Weihnachten waren früher nur Verwandte und wenige ganz enge Freunde anwesend, weil Weihnachten eben das Fest der Familie war, wie der Großvater betonte. Jedoch gehörten die angeheirateten Mütter der nächsten Generation genauso dazu, wie meine Großmutter väterlicherseits, die auch erst seit der Ehe den gleichen Namen trug. Familie wuchs durch Zeugung und dazu mussten neue Mitglieder von außen in den Clan integriert werden und dessen Riten erlernen, sich an die Gewohnheiten anpassen und jede färbte es auf ihre Art. Diese wurden uns vorgelebt als gäbe es sie schon immer und dürften nie enden.

Bei den großen Festen anwesenden Freunde wurden besonders geehrt, aber nie als Teil der Familie gesehen, was sie erbbiologisch ja auch nicht waren, während die Mütter der folgenden Generation ihr Erbgut auch an diese weitergegeben hatten. Die Linien waren klar patrilinear und wurden mit dem Namen weitergegeben. Gelegentlich durfte aber auch die Schwiegerverwandtschaft noch teilnehmen.

Häufig anwesend war in meiner Kindheit auch eine enge Freundin der Familie, die mit meinem Vater und seinen Brüdern aufwuchs und deren Tochter, die lange eine der engsten Freundinnen meiner Kindheit war. Ihre Mutter hat wohl zumindest mit zweien der Brüder meines Vaters wie ihm selbst in Jugendzeiten einen Flirt gehabt, was im Ton zwischen den Beteiligten teilweisen noch hörbar war. Sie gehörte einfach dazu und war irgendwie Teil der Familie und auch ihr zweiter Ehemann wurde als geehrtes Mitglied der Familie aufgenommen. Damit lösten sich die Grenzen schon zu Lebzeiten meines Großvaters etwas auf. Aber es waren seltene Ausnahmen.

Später, als meine Eltern die Tradition übernahmen, wurden die beiden zu Lebzeiten des zweiten Mannes noch weiter voll integriert. Nach dessen Tod hat sich das, eher erledigt. Ob das daran lag, dass die Ehefrauen der Brüder kein so großes Interesse an der Jugendfreundin ihrer Männer hatten, unterliegt der Spekulation, zeigt aber zumindest, dass die Zugehörigkeit relativiert werden kann, sofern sie nicht mehr in den akzeptierten Konsens passt und Macht wie Regie der Frauen auch in der scheinbar patrilinearen traditionsbewussten Familie größer sind, als es den Anschein hat.

Später gehörten lange Zeit auch die Kinder von afrikanischen Freunden meiner Eltern zum Clan und wurden bei Festen integriert, was auch auf das Betreiben meiner Mutter wohl zurückging, die schon lange offen für eine Erweiterung des Kreises war, sich zumindest so äußerte, auch wenn sie als Gastgeberin gerne über die beschränkten räumlichen Möglichkeiten klagte, waren über 20 Personen an der langen Tafel die Regel. 

Wie gerne jemand dort gesehen wurde, lag auch an dem Grad der Anpassung an die familiären Regeln und Rituale, die noch immer in nahezu gleicher Weise zelebriert werden - vom gemeinsamen Singen über das Gebet vor Tisch, bis zum Händegeben vor dem Beginn des Essens und nach dem Gebet.

Christina von Braun beschreibt für die jüdische Gemeinschaft eine interessante Veränderung der Traditionen, so werden in Israel für die Definition des Judentums noch großer Wert auf die Matrilinearität und die alten Regeln gelegt, während in den USA und Deutschland sich liberalere Traditionen herausbildeten, die auch etwa den Söhnen jüdischer Väter, die keine jüdischen Mütter hatten, gestatteten Mitglieder der Gemeinde zu werden und an rituellen Festen teilzunehmen. Dies teilweise auch dadurch begründet, dass es zu zahlreichen überkonfessionellen Ehen kam, bei denen nur der Vater jüdisch war und viele Einwanderer aus der ehemaligen UDSSR nicht mehr in der jüdischen Tradition aufwuchsen aber selbst etwa in Deutschland bereits den größeren Teil der Gemeinden bilden. Es zeigt sich also auch im traditionsbewussten Judentum, dass als Reaktion auf die Erstarkung des Christentums erst unter rabbinischer Führung, die matrilineare Tradition entwickelte, ein Aufweichen dieser. Dies aber stärker in der Diaspora als bei den Juden in Israel, wo es einen starken und lauten orthodoxen Einfluss gibt, der es für Kinder jüdischer Väter schwer macht, zur Gemeinschaft zu gehören, wenn sie keine jüdische Mutter haben.

In meiner eher protestantisch geprägten Familie gehören alle Nachfahren, zur Familie, ob sie  den Namen tragen oder nicht, Vater oder Mutter zum Stamm gehören, wird nicht unterschieden, alle nun Enkel sollen sich als Teil der großen Familie fühlen. Früher bildeten Taufe und Konfirmation den Ritus der Initiation in die Familie. Wüsste nicht, dass ein Kind der folgenden Generation getauft wurde. So findet die Familie durch Teilnahme an den gemeinsamen Festen, die meist Ostern oder Weihnachten stattfinden, als Gemeinschaft zusammen und nimmt ihre neuen Mitglieder auf, die in die alten Traditionen hineinwachsen. Das Neuland der neuen Medien ermöglicht weitere Kommunikation über die rituellen Feste hinaus und entsprechende Gruppen schaffen eine eigene Zugehörigkeit, können das Gefühl der Gemeinschaft stärken.

Eine andere Gemeinschaft, die über die Familie hinaus verband, war die Turnverbindung in der von mütterlicher wie väterlicher Seite einige seit Generationen Mitglied waren. Dort lernten sich etwa meine Eltern auf einem der jährlichen Stiftungsfeste kennen, die ich auch aus meiner Kindheit in guter Erinnerung habe, wenn ich auch nie als erwachsener Teilnehmer der dort Bälle war und mir also diese Möglichkeit der Partnerfindung fehlte, die aber durch vielfältige andere Wege ersetzt wurde. Ein Vetter der mütterlichen Linie fand wieder seine Partnerin dort. Die Großeltern der mütterlichen Linie fanden sich in ihrer Reitquadrille, die sich im Bremer Bürgerpark traf, während sich die Großeltern väterlicherseits bei einem Fest auf dem Gut eines Kadettenkameraden meines Großvaters in Güstrow fand. So fanden sich meine Großeltern beiderseits wie meine Eltern in einer durch Zugehörigkeit geprägten Gemeinschaft, was sie in der Familie weiterführten.

Die Mutter meiner Tochter lernte ich beim Griechen um die Ecke am Kollwitzplatz kennen, was keinerlei besondere Gemeinschaft bedeutet. Die allermeisten meiner Partnerinnen fand ich inzwischen auf virtuellem Wege irgendwo. Ob die dortigen Gemeinschaften eine Zugehörigkeit begründen, scheint mir eher zweifelhaft. Fraglich, ob diese teils zufällige, teils gezielte Findung den gleichen Wert hat wie die Zugehörigkeit zu einer geteilten älteren Gemeinschaft. Früher traf ich sie über Schule, Studium, in Cafés oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Zumindest Schule und Studium brachte die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft mit sich, doch hatte ich nur selten Partnerinnen aus meiner Schule oder Klasse, woran immer das lag.

Kannte aus meiner Zeit in der SPD schon Fälle, dass sich im politischen Bereich Paare fanden, was aber andererseits auch etwas verpönt war und als gefährlich galt, weil es die Gefahr in sich trug privates und politisches zu vermischen, im Falle des Scheiterns zu schaden. Fand und suchte dort niemanden, dahingestellt, ob das eher am Angebot oder der Nachfrage lag, war aber auch nie zu diesem Zweck dort gewesen und habe diese letzte Vereinsmitgliedschaft ohne weitere emotionale oder sexuele Bindung beendet. Spätere sexuelle und emotionale Kontakte mit Genossinnen, standen in keinem Zusammenhang mit deren Mitgliedschaft oder meinem Austritt.

Trotz der verstärkten Partnersuche im virtuellen Raum war es mir bei den Versuchen der Partnerschaft, die dort begannen, immer wichtig auch die gewohnten familiären Rituale zu integrieren. Vom Händereichen vor dem Essen, das Gebet ersetzte ich als Atheist durch einen Handkuss, der mir näher lag als irgendwelche höheren Wesen, bis zur Vorstellung bei den Familienfesten und damit Aufnahme in die traditionelle Gemeinschaft, was der Bindung noch mehr Tiefe und Seriosität geben sollte. Teilweise praktizieren meine Cousinen und Cousins es ähnlich. Sich bei den Festen mit Partner zu zeigen, gab den Beziehungsversuchen einen eheähnlichen Charakter und sollten die Zugehörigkeit der Partner zur Gemeinschaft begründen wie den eigenen Erfolg dabei verstärken. Wer mit Partner kam setzte die Tradition der familiären Gemeinschaft fort und konnte sich anerkannt fühlen. Dahingestellt, ob das je die Haltbarkeit erhöhte, manche grausten sich davor, fühlten sich nie anerkannt, was auch an denjenigen gelegen haben könnte, andere wuchsen voll in die Familie hinein und verschwanden dennoch wieder.

Entsprechend aufgewachsen, war für mich immer klar, dass ich eines Tages heiraten würde, auch wenn das bisher Illusion blieb, ist der Wunsch nach dieser Vervollständigung meiner selbst als Mitglied der Familie noch nicht verschwunden, habe ich mich immerhin viermal verlobt, also das Eheversprechen zumindest ohne größere juristische Konsequenzen vorgehabt zu geben. 

Die einzigen Reisen, die ich heute noch freiwillig antrete und die mich mit der sonst konsequent gelebten kantschen Tradition der Immobilität als nachhaltigeres Lebensprinzip brechen lassen, sind Familienfeste. Ob ich noch heiraten werde, weiß ich nicht, würde es jedoch nie ausschließen, so unsinnig ich, vernünftig, kritisch betrachtet, das Institut der Ehe finde, was der Liebe eigentlich entgegensteht, doch ist die Tradition, in der ich aufwuchs, so frei und gelockert sie mittlerweile wurde, stärker als alle Logik und Philosophie, was mich auch emotional für diesen Traum, so unrealistisch er sein mag, immer wieder anfällig machte, mit mehr oder weniger gravierenden emotionalen Folgen.

Wer zu meiner Familie gehört, weiß ich nicht sicher zu sagen. Sicher die engen Blutsverwandten im ersten Grad. Juristisch auch die weiteren Grade, denen ich mich aber wesentlich weniger verbunden fühle als einigen Mitgliedern der erweiterten Familie. Welche Pflichten und Rechte daraus resultieren, frage ich mich selten. Es ist eher ein Gemeinschaftsgefühl, was durch traditionelle Zugehörigkeit zur Gemeinschaft begründet wurde. 

Es gibt einige Freunde aus Kindertagen, die ich dazu zählen würde, wenn ich auch mit den wenigsten noch in Kontakt stehe und das eher theoretisch betrachte. So etwa fehlt mir jedes Jahr an Weihnachten eine schon lange nach Paris verheiratete Freundin aus Kinderzeiten wie ihre Mutter. Auch Teile des Freundeskreises meiner Eltern, die sich seit vermutlich bald 50 Jahren jährlich zum Adventssingen bei meinen Eltern treffen, sehe ich inzwischen als Teil der Familie, was auch daran liegen könnte, dass der gemeinschaftliche Gesang ein wichtiger Teil unserer familiären Rituale immer war.

Weiß nicht, ob ich diese oder irgendeine Tradition fortsetzen werden außer den bereits genannten Ritualen, die ich mit den jeweiligen Herzdamen pflege, um sie, teils auch noch ohne dass sie es ahnen, in die Gemeinschaft der Familie aufzunehmen. Bin nicht sicher, ob diese in ihrer rituellen Art und Weise der Zelebrierung älter sind als mein Großvater, der Anfang des vorigen Jahrhunderts geboren wurde und wer sie in das nächste weitertragen wird, wie Zugehörigkeit dann definiert wird. Komme nichtmal auf die Idee meine Geburtstage größer zu feiern und dazu die Familie einzuladen, was ansonsten nahe läge, mir aber zugleich fern lag, so sehr ich mich der Tradition verbunden fühle, deren Chronist ich literarisch wurde. Vielleicht ist es das Amt des Chronisten auch Abstand zu wählen, passend für den Beobachter, sich ein wenig zu entziehen aber wer weiß, vielleicht ändert sich diese Sicht auch eines Tages nochmal, weil die Zugehörigkeit stärker wirkt als alle Gewohnheit und jeder vernünftige Vorsatz.

Fragte ich mich, ob ich gerne ein großes Fest machen würde, zu dem ich alle Frauen einlüde, denen ich emotional oder körperlich nahe war, was vielleicht etwas unübersichtlich würde, lässt mich die Vorstellung lächeln, auch wenn mir, realistisch gedacht, ein normales Familienfest vermutlich näher läge, bei dem ich mir ungefähr vorstellen kann, wie es abliefe, weniger emotionale und sonstige Schlaglöcher lauern würden, es deutlich überschaubarer bliebe und ich mich schon aus Traditionsgründen vermutlich für die realistischere Lösung entschiede, finde ich den Gedanken der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft aus einmal geschlechtlicher oder emotionaler Nähe nicht uninteressant und überlege mir, bis es zum einen oder anderen kommt, wie ein französischer Film zum Thema wohl aussehen würde und lache darüber.

jens tuengerthal 25.5.20

Dienstag, 25. August 2020

Beziehungsdialektik

Braucht jede Beziehung
Die auch geschlechtlich
Eine gewisse Dialektik
Um die Spannung zu halten
Mit der erst aufregend wird
Was sonst zu ähnlich sich wäre
Aller Schwüre von Einmaligkeit
In der Liebe zum Trotz die
Stets ewig unwiederholbar
Sich zu sein versichert um
Es der Gewohnheit zum Trotz
Miteinander auszuhalten wie
Dieses Tun besonders zu finden
Auch wenn das nur Reiben
Der Geschlechtsorgane
Aneinander eher schlicht ist
Sind wir uns zumindest verliebt
Des Zaubers dieser atavistischen
Vorgänge vollkommen sicher
Welche nüchtern betrachtet wohl
Eher lächerlich uns erschienen
Aber lieber unterwerfen wir uns
Auch dabei den Hormonen noch
Den Bestand der Art zu sichern
Was die Gaukelei ursprünglich war
Als es nüchtern kritisch zu betrachten
Was wenigen dabei gut stände
Eher lustvoll stöhnend wie Tiere
Als menschlich nachdenklich
Sogar in überwunden geglaubte
Rollen der Geschlechter dabei
Nur noch stöhnend statt redend
Verführerisch verfallend aber
Am Ende vollkommen glücklich
Außer wir betrachten es mit Distanz
Was so wenig zu empfehlen ist
Wie die Aufhebung der Dialektik
Weil Natur eben natürlich ist

jens tuengerthal 25.8.20

Glücksdauer

Glücksdauer

Kann Glück Dauer haben
Tritt es eher zufällig ein
Oder kann es erstrebt werden
Wie es die Verfassung der USA
Als Freiheitsrecht garantiert
Ohne die Erfüllung zu definieren
Wird die Empfindung zugelassen
Darf es ganz unterschiedlich sein
Manche streben nach Höhepunkten
Des Glücks oder der Lust als höchstes
Ziel eines geglückten Lebens in den
Momenten der Euphorie für die sie
Immer wieder unter großer Mühe
Geistige oder reale Berge besteigen
Sie erleben ein stetes Wechselspiel
In dem intensivste Glücksmomente mit
Größtem Leiden ständig abwechseln
Epikur und Kant dagegen streben
Nach einem gefestigten Zustand
Der Beständigkeit wie Dauer des
So gelebten Glücks in einer Welt
In dem Glückseligkeit das Leben
Eines vernünftigen Menschen ist
Dem es im ganzen seiner Existenz
Nach Wille und Wunsch geht
Damit in Übereinstimmung mit seiner
Natur lebt die ihn zum Glück führt
So wird das kantsche Glück weniger
Orgiastisch euphorisch sein als der
Jenseitige Glücksglaube des Augustinus
Oder die Empfindungen der Euphoriker
Dafür versprechen sie Kontinuität die
Im sittlichen Maßstab des KI gelebt wird
Wer sein Glück auf eine Liebe nur setzt
Oder auf den großen Lotteriegewinn hofft
Hängt sein Glück an Voraussetzungen
Die nicht von ihm wie seiner Überlegung
Abhängen ist damit glücklich allein nach
Den Gesetzen des Zufalls wie der Dinge
Außerhalb seines Verhaltens ist also
In seinem Glücksstreben stets unfrei
Wie Romeo und Julia musterhaft zeigten
Die nur unglücklich damit enden konnten
Während wer auf sein Verhalten setzt
Dauerhaft glücklich leben kann nicht
Vom zufälligen Gefühl anderer was
Nie Produkt seines Willens sein kann
Insofern es auf das des anderen ankommt
Dessen Beweggründe unberechenbar sind
Auch wenn es Indizien dafür geben kann
Die in der Liebe etwa die Euphoriker oft
Dazu verführt den so erstrebten Zustand 
Durch Kontrolle des anderen zu verstetigen
Weshalb sie Eifersucht für den legitimen
Ausdruck ihrer Liebe halten während
Die Kant und Epikur folgenden Liebenden
Dagegen ihr Glück aus sich suchen um so
Mit dem zufrieden zu sein was ist wie das
Was sie glücklich macht nicht an das aus
Unzählbaren Gründen motivierte Verhalten
Des anderen alleine zu hängen um sich
In ihrer Zufriedenheit nicht abhängig vom
Gefühl eines anderen dauerhaft zu machen
Was nach aller bisherigen Erfahrung auch
Die Chance dauerhaften Glücks erhöht
Auch den Grundsätzen des KI entspricht
So mögen die Euphoriker egal welchen
Geschlechts sie auch sein mögen wohl
Gelegentlich intensivere Erfahrungen
Des Glücks machen was jedoch da
Von unvernünftigen Zufällen abhängig
Keine Dauer verspricht warum auch die
Kantsche Definition der Glückseligkeit
Als einer nach Wunsch und Wille
Gestalteten Existenz in Summa mehr
Vor allem anhaltendes Glück verspricht
Während alle Euphorie Wechselspiel
Ohne Dauer bleibt dessen Bestand nie
Vom eigenen guten Verhalten abhängt
Was alles Tun ethisch wertlos machte
Sondern es an den anderen kettet
Wie den bloßen Zufall seiner Gefühle
Womit Euphoriker unfrei stets sind
Wie unaufgeklärt damit auch unmündig
Was ihnen die Chance raubt jemals
Dauerhaft glücklich zu bleiben auf der
Steten Achterbahn ihres Lebens warum
Die Erfahrung lehrt wo zu leben lohnt
Für jene die dauerhaft glücklich also
Frei selbstbestimmt wie zufrieden ihr
Leben auch geteilt weiterführen wollen
Was auf Dauer und in Summa mehr
Vor allem selbstbestimmt und frei ist
Also Teile des Glücks in sich trägt
Während die scheinbar großartige
Euphorie aller Voraussetzungen
Des dauerhaften Glücks entbehrt
Was mir zeigt wie ich leben möchte
Worauf ich lieber verzichte um so
Langfristig glücklicher zu bleiben
Dem eigenen Glück Dauer zu geben
Ein also verlässlicher Partner zu sein
Gute Nachhaltigkeit lieber zu leben

jens tuengerthal 25.8.20

Montag, 24. August 2020

Lustethos

Welcher Ethik folgt die Lust
Gibt es gute oder schlechte
Dabei je wo wir einem Trieb
Nach der Natur folgen der
Sich nur gegen Widerstand
Nicht von alleine durchsetzt
Zeugt schon die Frage vom
Naturwidrigen Denken dem
Mensch nie entsprochen hat
Davon wie fremd Moral wurde
Die der Natur widerspricht
Was vorab die Frage stellt
Was natürlich für uns ist
Wann bewerten wir es als gut
Kommt es auf die Situation an
Wo bleibt die Willensfreiheit
Die uns entscheiden lässt
Mit der also Entscheidung
Dem Handeln infolge Wert gibt
Ist gut was die Lust befriedigt
Oder sie nachhaltig überwindet
Kann gegen unsere Natur je
Gut sein oder nur mit ihr im
Einklang bewusst triebhaft
Weil vernünftig sein muss
Was Natur im Zusammenspiel
Ihrer Kräfte in uns bewirkt
Genügt auch bei triebhaftem
Handeln der kategorische Imperativ
Als ethische Handlungsmaxime
Steht die egoistische Natur die
Nach Befriedigung strebt nicht
Im Gegensatz zur strengen Ethik
Weiß unsere Natur was gut ist
Wo wir ihrem Antrieb folgen
Oder ist diese einfach ohne
Jede Bewertung überflüssig
Solange die Beteiligten es so
Wollen und genießen können
Ist also erlaubt was gefällt wie
Marquis de Sade es formulierte
Was in unserer Zeit sehr fraglich
Scheint im Schatten von me too
Wie modischer Pädophilie die
Gesellschaftlich gefördert durch
Nacktrasur und Girlie-Look 
Zugleich auch verpönt wird womit
Das Drahtseil der Lust auf dem
Die Beteiligten balancieren deutlich
Wir haben normierte Verbote die
Bestimmte Lust strafbar machen
Ohne Natur eine Antwort zu geben
Als bestimmten Trieb krank zu
Nennen während Grenzen fließen
Weil sich ethische Sicht ändert
Ist heute Homosexualität erlaubt
Pädophilie unwerte Straftat
Wofür aus heutiger Sicht viel spricht
Während es vor 100 Jahren noch
Umgekehrt war ohne dass sich
Die Natur jemals geändert nur
Unser Blick auf sie wurde es
Welcher Ethos sollte dabei nun
Allgemein gültig sein können
Außer der KI im Einverständnis
Der an der Lust beteiligten
Sofern wir ihnen zutrauen
Eine Entscheidung zu fällen
Sie für mündig halten was
Beim Sexualtrieb unterschiedlich
Nach der Natur immer wohl ist
Vielleicht könnte der Blick auf
Die differente Natur uns helfen
Zu erkennen wie wenig Normen
Allgemein taugen ein Verhalten
Im Einzelfall zu bewerten warum
Es wohl besser wäre sich allein
Auf das nicht normierbare Ideal
Des KI auch beim Trieb zu verlassen
Erlaubt ist was beiden gefällt wie
Wo es ihre Lust egal wie befriedigt
Als ethisch gut zu bewerten was
Manche gültige Norm erschütterte
Aber ethisch glaubwürdiger wäre
Haben wir nur endlich den Mut
Unserer Natur zu vertrauen
Könnten wir lustvoll glücklicher
Werden statt seltsam bigott
Nach untauglichen wechselhaften
Normen noch immer zu urteilen

jens tuengerthal 24.8.20

RheinsNeuhardenberg

Tucholskys Rheinsberg ein
Bilderbuch für Verliebte im
Traumhaften Schlosspark
Von Neuhardenberg bei
Schönstem Spätsommerwetter
Nach einer wunderbaren
Landpartie vorgelesen zu
Bekommen leicht beschwingt
Von einem Glas Wein dabei
Nebeneinander genießen
Gemeinsam statt einsam
Ließ den Sonntag strahlen
Auch in der Erinnerung
Dankbar erfüllt genossen
Schon vergessen dabei fast
Wie er sich dreimal verlas
Während sie perfekt spielte
Mit der schwereren Rolle
Verliebtes Naivchen gab
Mit weiblicher Überlegenheit
Die ihn blass aussehen ließ
In ihrem Perfektionismus
Einen Kontrapunkt zur Rolle
Gab die sie lächelnd füllte
Während Wolf der eigentlich
Kurt von 1912 den Spießer
Als Mahner mimte der sich
Durch seine Versprecher
Der Lächerlichkeit preisgab
Von perfekter Claire auch
Im Spiel vorgeführt wie
Umgeworfen wurde leichthin
War das wäre es Absicht gewesen
Die perfekte Umsetzung wohl
Auch angesichts des tatsächlich
Tragischen Ende der echten Claire
Jener Else Weil die Tucholskys
Erste Ehefrau wurde genau
Neun Jahre nachdem sie
Wirklich in Rheinsberg waren
Als sie endlich 1920 für 4 Jahre
Heirateten als Ärztin und Dichter
Die 1911 noch im Kaiserreich
Ein Leben vor sich hatte was
Dann nach Auslieferung durch
Die Regierung in Vichy 1942
Sein Ende in Auschwitz fand
Als ihr Kurt der Wolf hieß
Schon sieben Jahre zuvor
An einer Überdosis starb
Die er im Göteburger Exil
Unklar ob dabei versehentlich
Als verbannter wie verbrannter
Deutscher Schriftsteller schluckte
So liegt über Claire und Wolf
Der romantischen Posse die
Kurt erst erfolgreich machte
Auch der Schatten der Realität
Wie so oft im deutsch-jüdischen
Nach der Unmenschlichkeit die
Nach 1933 Realität wurde
Die allen Beteiligten 1912 noch
Bei Erscheinen der Erzählung
Völlig fern lag die aller vielleicht
Unfreiwilligen Komik mehr gab
Im Wissen um das was kommt
Ohne der wunderbaren Glosse
Auf viele typische Erwartungen
Der guten bürgerlichen Welt
Ihren klugen Humor zu nehmen
Halte ich mich mit Kritik an der
Wunderbaren Lesung im Park
Am Ende völlig zurück denke
Er könnte etwas schlampig
Aber auch genial gewesen sein
Beides passte vollkommen
Weil gute Literatur wie ihre
Inszenierung vieles offenbart
Denke ich dankbar an den Genuss
In Schloss Neuhardenberg zurück
Wo Rheinsberg lächelnd erschien
Als ein Stück preußische Kultur
Die viel Geschichte auch lehrte

jens tuengerthal 23.8.20

Sonntag, 23. August 2020

Pflichtlust

Die Pflicht ist was muss
Lust dagegen ist gewollt
Lange lernte ich noch
Vom Großvater überliefert
Der träumte Leben sei Freude
Erwachte und sah es war Pflicht
Lebte und die Pflicht ward Freude
Ein preußisches Ideal kennen
Das die Pflicht als Überwindung
Der trägen Natur die gegen
Unsere Pflicht der Lust folgte
Erscheinen ließ womit Natur
Niedrig und triebhaft war
Während die Pflicht wie ihre
Erfüllung als Ideal galten was
Die niedrige Natur überwand
Was aber natürlich gegen die
Menschliche Natur war die nur
Mit der Illusion des Gegensatzes
Von Geist und Natur erst ein
Unnatürliches Konzept schuf
Um Spannung zu erzeugen
Die eine Lust eigener Art wurde
Statt die Natur nur zu genießen
Wie es ihr natürlich entspräche
So ist es mir heute Pflicht
Der eigenen Natur zu folgen
Um mit dieser im Einklang
Voller Lust zu leben statt
Auf Spannung zu schauen
Die nur Überwindung als
Befriedigung genießt lasse ich
Als höchste Pflicht der Natur
Ihren Lauf den ich geistig
In Harmonie bringen will
Statt einen Gegensatz aus
Dialektik die Natur nicht kennt
Dagegen stellen zu wollen
Wurde zur höchsten Pflicht mir
Den Geist im Einklang mit der
Eben Natur zu bringen um
Mit dem glücklich zu sein
Was ist was mir genügt
Zufrieden zu bleiben
Und was sonst sollte ich
Wollen im Leben

jens tuengerthal 23.8.20

Samstag, 22. August 2020

Lustprinzip

Von Lust geleitet
Gehen wir gerne
Auch schwere Wege
Ob des hehren Ziels
Der tiefen Befriedigung
Scheint alles uns leicht
Was sexuell wie geistig
Immer Gültigkeit hat trägt
Weiter als Überwindung
Setzt positive Kräfte frei
So wir diese Lust dann
Auch aufgeklärt vernünftig
Begründen können wäre
In uns glücklich vereint
Was Menschen ausmacht
Wer dann noch dabei auch
Nachhaltig rücksichtsvoll
Dem kategorischen Imperativ
Entsprechend handelt kann
Tiefe Befriedigung aus dem
Guten an sich ziehen was
Glück genug wohl wäre

jens tuengerthal 22.8.20

Nachhaltigkosophie

Eine Philosophie des Lebens
Die Nachhaltigkeit zur Lust macht
Die eigenen Ressourcen nutzt
Ohne andere zu beeinträchtigen
Langsamkeit wiederentdeckt
Vollkommen genießen lässt
Geistige Welten sich erobert
Genuss an erster Stelle sieht
Bedürfnisse lustvoll befriedigt
Nachhaltig zufrieden macht
Dem kategorischen Imperativ
Als gelebtem Anspruch genügt
Dies willens voller Freiheit tut
Damit der Aufklärung auch dient
Vereinte alles Menschliche zur
Möglichst größten Zufriedenheit
Danach zu suchen sollte künftig
Vornehmste Aufgabe uns sein
So glücklich wie möglich zu leben
Was es konkret bedeutet werden
Die folgenden Verse nun suchen
Mit Vernunft und Liebe zur Sache

jens tuengerthal 22.8.20

Coronaval

Karneval oder Fasching
Als Fest zur Austreibung
Des dunklen Winters wie
Seiner Geister die später
Ordnungsgemäß christianisiert
Ist eine lasziv laut fröhliche
Massenveranstaltung die
Natürlich nicht stattfindet
In Zeiten der Pandemie
Eine Karnevalssitzung war
Quelle des ersten massiven
Ausbruchs in Deutschland
Weil Narren sich eben stets
Närrisch verhalten also
Weder Abstand noch Vernunft
Zu erwarten sind jemals
Dass darüber überhaupt noch
Diskutiert werden muss ist so
Lächerlich wie überflüssig
Statt verantwortungsbewusst
Voranzupreschen wie geboten
Lavieren uneinsichtige Veranstalter
Weiter um den heißen Brei herum
Als gäbe es eine ernsthafte Wahl
Zwischen Menschenleben und
Dessen Verspottung im Narren
Berlin und die Hansestädte leben
Seit Generationen gut auch ohne
Bis auf zugezogene Narren die
Sich zwar für bedeutend halten
Aber nun als Mitverursacher des
Ersten pandemischen Ausbruchs
Besser bescheiden schwiegen
Kein Karneval unter Corona
Damit wäre wohl alles gesagt

jens tuengerthal 22.8.20

Freitag, 21. August 2020

Sexmaß

Was ist der Maßstab
Für wirklich guten Sex
Gibt es diesen überhaupt
Oder ist es immer anders
Eine frühere Liebste wollte
Immer die Beste von allen
Für mich und vor sich sein
Was ich täglich bestätigte
Wollte ich Ärger vermeiden
Empfand es auch damals
Wie ich es sagte weil ich
Sie über alles liebte was
Aber mit Sexualität nichts
Jemals irgend zu tun hat
Aber was du so fühlst
Ist deine Realität dann
Doch würde ich heute sagen
Keine ist jemals vergleichbar
Wenn du liebst bist du nie
Objektiv in deinem Urteil
Aber die Liebe macht auch
Alles Erlebte zum schönsten
Der einzig taugliche Maßstab
Ist das Gefühl der Beteiligten
Auch wenn Sex auch ohne
Liebe wunderbar sein kann
Es technisch bestimmt ist
Bleibt es ohne eher sportlich
Was mich nicht mehr reizt
Weil die Illusion so schön ist
Das Tollste der Welt gerade
Mit einem Menschen allein
Erleben zu dürfen warum
Nach manchen Versuchen
Multiples mir reizlos erscheint
Andere lieben den Sport dabei
Mehr als emotionale Nähe
Finde es schnell zu konkurrent
Habe also keinerlei Maßstab
Traue nur meinem Gefühl
Genieße gern den Augenblick
Hingebungsvoll ohne Ehrgeiz
Vermeide jeden Vergleich um
Es einmalig schön zu haben
Womit ich am glücklichsten bin
Sollte jemals noch eine fragen
Ob sie auch die Beste ist
Werde ich sagen ich weiß es
Nicht weil ich nicht alle kennen
Aber schnell weglaufen danach
Weil Vergleich unglücklich macht
Jeder Moment einmalig ist der
Genießer in mir viel lieber
Den Augenblick verweilen lässt
Des größeren Wunders der
Liebe am Ende wegen

jens tuengerthal 21.8.20

Altersvorteile

Im Alter verlieren wir
Immer mehr wie uns
Häufig in Klagen über
Verluste wie Leiden daran
Vom Geist bis zur Potenz
Schwindet immer schneller
Was übermütig einst machte
Als Lebens höchstes Ziel
Uns glänzend einst erschien
Wird lächerlich mit Erfahrung
Schienen schöne Frauen mir
Einst nahezu jede Mühe wert
Verbog ich mich oft für Liebste
Sie bei Lust und Laune zu halten
Lasse ich heute gelassen ziehen
Was sich nicht bemüht oder passt
Genieße was bleibt dafür mehr
Weiß was nicht alleine kommt
Ist keinen Gedanken mir wert
Verlor an Kampfkraft wohl wie
An Antrieb um eine zu ringen
Noch für jede mich zu erheben
Gewann dafür an Gelassenheit
Wie Sicherheit im Wissen das
Kein Kampf im Leben lohnte
Was passt sich alleine findet
Wer wirklich will auch bleibt
So kann ich in der Minne wie es
Montaigne für das übrige schrieb
Ruhig sagen alles zu seiner Zeit
Findet sich was passt alleine
Nach seiner Natur muss keiner
Erkämpfen was zu ihm gehört
Für das was das Alter raubt
Schenkt es Gelassenheit
Die in so vielem das Leben
Uns ruhig wertvoller macht
Dachte lange was ich alles
Im Leben erreichen wollte
Genieße nun lieber was ist
Mehr als ein Hemd nimmt
Keiner am Ende noch mit
Nichts braucht es dann mehr
Dafür bis dahin genossen
Haben was Leben schenkte
Macht mich restlos zufrieden
Wo sich Liebe findet dies Glück
Gemeinsam zu genießen ist es
Gut so wo nicht keinen Gedanken
Wert weil alles seine Zeit hat
Planlos für die Zukunft dafür
Von allem Ballast befreit leben
Was ist ohne jede Erwartung
Gibt Leben und Liebe erst die
Freiheit glücklich zu gehen
Wenn es denn soweit ist
Bis dahin ganz da zu sein

jens tuengerthal 21.8.20

Bücherbetrachten

Manchmal betrachte ich nur
Die Bücher um mich herum
Freue mich an ihrer Schönheit
Streichle ihre Rücken ganz zart
Bin dankbar glücklich über die
Schätze mit denen ich lebe
Die ein erfülltes Leben geben
Als Leser wie als Bewohner
Einer kleinen Bibliothek die
Schon durch Anwesenheit
Glücklich zufrieden macht
Denke daran was alles noch
Zu lesen vor mir liegt wohin
Die Lektüre meine Gedanken
Entführen wird in die Welt
Ohne den Ort zu verlassen
Umfasst eine Bibliothek
Die ganze Welt für mich
Betrachte meine Bücher
Dabei voller Dankbarkeit
Was bin ich für ein reicher
Glücklicher Mensch heute
Der wenig mehr noch will
Beim Bücherbetrachten merkt
Wie wenig es nur braucht
Zufrieden zu leben stets
Auf Reisen zwischen Seiten
Ohne irgendwohin zu müssen
Wird Genügsamkeit zur Tugend
Helfen Bücher mir klimagerecht
Glücklich künftig zu leben

jens tuengerthal 20.8.20

Donnerstag, 20. August 2020

Liebesenttäuschung

Sich in der Liebe zu täuschen
Ist grausam enttäuschend
Besser noch ist es vorher
Zu erwachen um sicherer
Enttäuschung vorzubeugen
Mehr als einmal schon hätte
Die Liebe mich fast umgebracht
Klüger geworden bin ich nicht
Habe nie der Liebe abgeschworen
Bereue keinen Moment auch
Wenn das Leiden danach groß
Immer wieder war und sein wird
Wuchs ich damit an Erfahrung
Lernte wunderbare Frauen kennen
Nah und näher als je gehofft
Habe ein reiches Leben geführt
War wen ich liebte es auch wert
Enttäusche mich nur danach um
Nicht länger getäuscht zu sein
Wie weiter offen für die Liebe
Die in vielen Varianten erscheint
Von wilder Leidenschaft bis zu
Ruhiger Beständigkeit die darum
In der Lust nicht weniger
Leidenschaftlich sein muss
Vielleicht kommt einmal eine
Um zu bleiben und dann ist es
Gut so bis es weiter geht
Solange ich lebe und liebe
Was bliebe auch sonst als
Ersatz schönster Erfüllung
Habe ich nichts als die Liebe
Und ein paar Bücher noch
Aber das ist ja auch so eine
Liebe von mir irgendwie

jens tuengerthal 20.8.20

Feigheitsfolter

Feigheit sei die Mutter
Der Grausamkeit betitelt
Michel de Montaigne sein
Essay das von Beispielen
Von der Antike bis zu den
Klassischen Texten wimmelt
Für feige Grausamkeiten
Im Krieg oder Duell die so
Seine vernünftige Sicht wohl
Belegen helfen klug wie frech
Uns vorführen wie lächerlich
Feige ist wer den Gegner tötet
Was er als zu normal sieht
In seinen Zeiten in denen eine
Maria Medici strategisch auch
Gegner scharenweise vergiftete
Die Bartholomäusnacht noch
Ein Gemetzel ohne gleichen
Unter Protestanten brachte
Die in den Hugenottenkriegen
Immer wieder zurückschlugen
Bis Henri die Macht ergriff der
Als Konvertit Toleranz predigte
Waren es grausame Zeiten die
Keine 26 Jahre nach dem Tod
Des großen Essayisten sogar
In den 30jährigen Krieg führten
Der für feige Grausamkeit bekannt
Die aber nichts gegen die später
Feigheit von Nazis in Lagern 
Wie Atombomben auch war der
Amerikaner heute mit Drohnen
Leicht Konkurrenz machen die
Ein feiges Großmaul wählten
Um sich über das Ergebnis
Ohne jedes Niveau zu wundern
Was die Geschichte fortschrieb
Die Montaigne in der Antike begann
Es hat sich nichts geändert nur
Wer feige ist foltert grausam von
Der Inquisition bis Guantanamo
Offenbart Mangel an Größe die
Durch quälende Grausamkeit von
Feiglingen ohne Würde ersetzt
Wer wirklich Mut hat stellt sich
Dem Gegner lieber ideologisch
Denn Fanatiker wurden noch nie
Auf dem Schlachtfeld besiegt
Dafür leicht offen und in Freiheit
Was ihnen so fern liegt somit
Ihre Beschränkung offenbart
Was mutiger ist als von Ferne
Mit überlegener Technik billig
Mittelalterliche Krieger schlicht
Wegzubomben was alleine das
Völlige moralische Versagen
Des Westens bereits offenbart
Der besser seine Werte auch
Ihnen entsprechend verteidigte
Damit nicht länger nur Feigheit
Des großen Bruders die Welt
Regiert der die Regierung sich
Wählt die zu ihm auch passt
Spannender aber als das Land
Tief im Westen mit wenig Kultur
Wäre zu fragen wie sich all dies
Auf die engste Verbindung die
Menschen aus Gefühl finden
Auswirkt was die Liebe lehrt
Wer dort feige wie hinterhältig
Agiert und wer mit offenem
Visier in diesen Kampf zieht
Erzählt viel über Vertrauen
Was jemand wert sein kann
Denn letztlich ist die Liebe
Die schwerste Schlacht die
Wir im Leben zu kämpfen haben
Wer hier Scheingefechte führt
Schwächt sich auf Dauer nur
Wer einmal lügt bleibt dabei
Ehrlichkeit zahlt sich aus mit
Weitem Blick über das offene
Visier das den Ängstlichen in
Schwerer Rüstung den Blick
Für alle Zeiten wohl verstellt
Sie in sich gefangen hält als
Eben feige Opfer ihrer Ängste
Wie gut tut es davon frei zu sein
Niemals grausam sein zu müssen

jens tuengerthal 20.8.20