Mittwoch, 30. September 2020

Vielbedeutigkeit

Manche sagen gerne
Ambiguität was ich aber
Eher albern finde trotz
Philosophischer Erklärung
Aus anderen Sprachen
Weil es um die eindeutig
Nicht geht sondern um die
Eindeutigkeit im Deutschen
Der wohl präzisesten Sprache
In der Kant die Welt beschrieb
Andere merken es nicht mal
Klagen über den Verlust von
Vielfalt in der Natur die real
Immer ärmer überall wird
Finden aber dafür die Vielfalt
Im Supermarkt erschlagend
Menschen sehen weltweit
Immer einheitlicher aus
Werden von Ketten dabei
Ernährt wie eingekleidet
Tippen dabei auf Smartphones
Die sie wo weiblich gerne
Um den Hals heute hängen
Legen in dieser Uniformität
Höchsten Wert auf Individualität
Stärken Persönlichkeit wie den
Der Norm entsprechenden Körper
Mit Yoga-Varianten nach Mode
An weltweit ähnlichen Geräten
Nur Doppeldeutiges gilt als
Sexistisch also unmoralisch
Erkennen sie eindeutig die
Politisch korrekten Sittenwächter
Warum vermutlich auch die
Bigotten Amerikaner eine
Sehr geringe Toleranz der
Mehrdeutigkeit gegenüber haben
Während Sokrates schon vor
Über 2400 Jahren den Zweifel
Für menschlich hielt wollte
Schon sein Schüler Platon
Eindeutigkeit im Staat haben
Gaben die Religionen gerne
Eindeutige Antworten auch
Wenn es Spekulation blieb
Galt diese als klare Wahrheit
Die unsere Gerichte sogar
Immer noch bei Aussagen
Unter Eid strafbewehrt fordern
Obwohl jeder der logisch denkt
Weiß die Wahrheit ist stets
Die Erfindung eines Lügners
Kein Mensch kann sie kennen
Was eine Mehrdeutigkeit im
Juristischen Alltag mitbringt
Die dem Anspruch widerspricht
Warum viele Juristen aufhören
Zu denken wenn es um die
Dort Rituale noch geht die nur
Billige Konventionen sind doch
Auch im Kern unseres Wesens
Der tiefsten Gefühle Wohnsitz
Wollen wir eindeutiges gerne
Versprechen uns ewige Liebe
Die flüchtig wie der Wind wieder
Verschwindet als wäre nie
Etwas gewesen zuvor was
Manche nachhaltig verwirrt
Weil der Begriff Liebe die
Mit heilgsten Eiden geschworen
Straflos verschwinden darf
Sogar als verrückt dann gilt
Wer das nicht akzeptieren kann
Was doch der Natur entspricht
Weil Gefühl eindeutig schien
Es scheint uneindeutig auch
Im Kern des Lebens zu bleiben
So wenig es wahre Liebe gibt
So uneindeutig bleibt alles was
Mit Gefühl noch zu tun hat stets
Sicher ist dabei alleine dass
Alles im Fluß ist also nichts
Sicher ist außer das Ende
Nach dem nichts mehr kommt
Woran nur Gläubige zweifeln
Mit ihrer Deutung des Lebens
Bleibt es das beste was es
Sendet nach Fontane

jens tuengerthal 30.9.20

Volksbeherrschaft

Die Regelung öffentlicher Dinge
Ist die Basis römischen Staates
Aus ihr entstand die Republik
Auch schon dem Namen nach
Wer auch immer sie beherrscht
Dagegen meint Demokratie
Die Herrschaft des Volkes die
Für die Republik nicht notwendig
Aber immer normaler auch wird
Wobei direkte und repräsentative
Demokratien sich unterscheiden
Im Grade der je Mitwirkung
Was es unbedingt braucht
Welche Punkte auch mal
Vernachlässigt werden können
Streiten alle Seiten gerne
Ob die Volksherrschaft gleich
Auch populistisch sein muss
Oder besser es nie wäre
Streiten in den Demokratien
Die Parteien wie in den USA
Demokraten und Republikaner
Während erstere die Demokratie
Als Fundament retten wollen
Meint der republikanische Kandidat
Im Namen des einfachen Volkes
Das ihnen Mehrheiten schenkte
Noch sprechen zu können 
Tut dies mit soviel Gefühl 
Dass er cholerisch unterbricht
Lächerlich unglaubwürdig wird
Zumindest für die Demokraten
Die sich ihrem Namen zum trotz
Gegen Populismus aussprechen
Ein sehr erfahrenes Mitglied der
Politischen Kaste dazu auswählten
Der sich altersgemäß mühsam nur
Gegen den tobenden Trump schlug
Kindergarten der Staatsmänner mit
Einem ungebildeten Idioten der
Sich für natürlich genial hält
Betrachte ich das Theater vor
Wahlen wünschte ich mir fast
Eine Aristokratie schon zurück
Ohne solch populäre Ausreißer
Und weiss doch ein Trump ist
Wie ein Nero das Produkt der
Pekuniären Eliten in den USA
Zwei weiße alte Männer die
Um das höchste Amt im Staat
Ringen zeigten sich allein
Erwartungsgemäß öde was
Müde macht darüber zu reden
Auch wenn einer zu laut war
Verdeckt Lärm mangelnde Bildung
Viel weniger als er sie offenbart
Ein Duell ist stets ein Zweikampf
Mit potentiell tödlichen Waffen
In dem um Fragen der Ehre
Mit dem Leben gefochten wird
Erklärt uns heute Wikipedia
Bei denen mancher wünscht
Sie erledigten sich beide wie das
System parteilicher Herrschaft
So schreibe ich angewidert dazu
Möchte aber viel lieber nichts
Mit dem peinlichen Theater
Tief im Westen zu tun haben
Wie überhaupt mit Politik oder
Dem sich überschätzenden Staat
Der nur gut verwalten soll als
Zuverlässiger Nachtwächter der
Die Freiheit präzise hütet aber
Bitte mit weniger Ideologie
Eine langweilige Verwaltung
Ordnet öffentliche Angelegenheiten
Diese sei beamtisch autonom
An Recht und Ordnung gebunden
Das übliche eben ansonsten
Möge sie still ihre Arbeit tun
Als Dichter möchte ich gern
Davon nicht belästigt werden
Sich wesentlichen Dingen dafür
Um so intensiver zu widmen
Wie Philosophie Liebe und Lust
Vor allem mehr Zeit für Literatur
Herrschaft wird überschätzt
Politik ist nichts als Verwaltung
Schweige dazu lieber meistens
Besonders wo es so peinlich
Wie leider nicht töfliche Duelle
Was der Show zumindest etwas
Von Shakespeare noch gäbe
So hatten wir bloß den einen
Peinlich ungebildeten Choleriker
Der sachfremd sich in Worthülsen
Nur wiederholte statt was zu sagen
Wie eine kafkaeske Gestalt die
Zu alt für ihren Job wie alles neue
Längst ist aber damit noch
Vertrauen in den Wechsel will
Trump liefert zumindest Show
Der Rest ist dazu Schweigen
Ein schlichtes Grauen was
Belegt die Welt gehört einfach
Gut verwaltet und fertig die
Volksherrschaft ist so überschätzt
Wie die weißer alter Männer
Denke ich der langsam alt wird
Lieber über Kultur schreibt

jens tuengerthal 30.9.20

Dienstag, 29. September 2020

Weltpuffende

Über Rudolf Borchardts Weltpuff
Verlor ich schon das eine oder
Andere Wort an dieser Stelle
Nun wo ich ihn beendete kommt
Der Abschluss des Rezensenten
Der wenig Gründe zur Kritik bisher
Fand und sich der Mäkelei enthielt
Nun könnte ich über das allerletzte
Kapitel der fast 1000 Seiten doch
Ein wenig nörgeln weil sie diese
Ansonsten grandiose Kulturgeschichte
Weder abschließen noch den Bogen
Aus der Adelswelt in die bürgerliche
Wieder zurückschlagen helfen etwas
Irgendwie fehlt es rund zu machen aber
Was im Nachlass spät entdeckt wurde
Dessen Veröffentlichung die Erben
Noch über Jahre verzögerten wie
Die Tagebücher der Brüder Goncourt
War nur ein Fragment ohne Lektor
Oder Abschluss des Autors selbst
Der sich in seiner Genialität zu gerne
In vielfältigen Ideen auch verzettelte
Zwischen Versen auf der Suche nach
Vollkommenheit bleibt am Ende als
Geschichte für das erste mal auch
Manchmal nicht mehr als die Tante
Weil alles zuvor schon erzählt wurde
Sehe ich also von der Offenheit ab
Der manchmal fehlenden Gliederung
Mit der ein guter Lektor ein Werk
Lesbarer wie verkäuflicher macht
Auf die hier bewusst verzichtet wurde
Um ganz nah am Fragment zu bleiben
Bleibt nur ein grandioses Werk von
Geradezu barocker Fülle genauso
Im sexuellen wie in der Kulturgeschichte
Die es wie nebenbei noch erzählt in allem
Dabei von so großer Bildung wie Lust
Es war Hochgenuss wie Bildungsreise
Die ich dankbar miterleben durfte
Reicher geworden dadurch fragt sich
Nur was es vollendet geworden wäre
Oder ob im freien Wurf des Kenners
Sich die Größe des Werks offenbart
Weiß es nicht genau aber kann es
Auch wie es ist jeder Leserin die sich
In dessen Zeilen vielfach verehrt wie
Bewundert sehen kann empfohlen
Genuß und Gewinn war es mir

jens tuengerthal 29.9.20

Fünfziger

Fünfzig Jahre nun
Habe ich wider Erwarten
Alles noch überlebt 
Weiss nicht wie
Weniger noch warum
Leben bleibt sinnlos
Zum Glück damit wir es
Jeder nach seiner Fasson
Genießen können
Aber da ich schreibe
Wie hier wohl lesbar
Geht es noch weiter
Ein Kind gezeugt
Mehr Frauen geliebt
Als Casanova aufzählt
Was keine Leistung ist
Liebenswert war jede
Wären noch viel mehr
Als je mich erhörten
Der Rest der Rede hier
Kaum weiter wert
Begann der Geburtstag
Bei meiner Geliebten
Der inzwischen längsten
Auch zeitlich gesehen
Las ihr Borchardt vor
Aus dem Weltpuff Berlin
Eine Hand am Buch
Die andere im Ursprung
Der Welt wie Corbiere meinte
Dem ich gerne zustimme
Höre sie nun im Schlaf
Noch Nachbeben und
Was so befriedigend beginnt
Kann ruhig weitergehen
Ob es die Hälfte war wenn
Nur wenige noch verdoppeln
Ist mir völlig egal wenn ich
Noch einmal ein Jahr
Beginnen darf mit dem
Geschenkten kleinen Tod
Könnte nie mehr sein
Alles übrige wird egal
Während sie im Traum
Num weiterbebt bin ich
Zufrieden dankbar weil
Mehr kaum sein kann
Habe geliebt gelebt
Verloren gefunden und so
Geht es noch weiter
Bis es eines Tages endet
Trinke einen Tee dazu
Nach Rotwein zuvor
Später eine letzte Zigarette
Bevor ich mich zu ihr lege
Ob es nur ein Traum ist
Oder der normale Wahn
Weiss ich nicht zu sagen
Nun ist Halbzeitpause
Was immer noch kommt
Abpfiff war schon längst
Ging trotzdem weiter
Es war gut so bis jetzt
Reich und voller Liebe
Was könnte mehr sein
Denk ich und freu mich
Sein ist einfach bis es
Ungefragt endet
Mehr nicht nun bin ich
Ein oller fünfziger
Es könnte viel schlechter
Anfangen und also ist
Wohl alles gut so

jens tuengerthal 29.9.20 

Montag, 28. September 2020

Liebesmut

Liebe zu wagen kostet viel
Mut zumindest mit genug
Schmerzhafter Erfahrung
Denke ich und denke aber
Lieber nicht darüber nach
Aber selbst wenn wäre es
Völlig müßig weil die Liebe
Nie überlegt kommt also
Ist der Liebesmut keiner
Sondern Gefühlssache
Ein Glück

jens tuengerthal 28.9.20

Landlust

Am Ende des Weltpuffs Berlin
Borchardts erotischer Autobiografie
In eleganter Romanform verfasst
Verlässt der Autor die Großstadt
Treibt der Dichter als Ich-Erzähler sich
Auf ländlichen Gütern im nirgendwo
Um Berlin herum beschreibt dabei
Auch mit großer Treffsicherheit diese
Welt des Landadels der sich die sonst
Große Langweile auf den Gütern mit
Jagden Pferden Zucht von Pflanzen wie
Unzucht am liebsten bunt durcheinander
Vertreibt und wo alle Standesgrenzen
Fallen wie die Altersgrenzen während
Er von Baronin zu Gräfin wechselt aber
Auch die noch sehr jungen Töchter 
Wunschgemäß nicht auslässt wird das
Sittenbild der bürgerlichen Gesellschaft
Noch um eines des Adels ergänzt der
Den bürgerlichen Juden Borchardt als
Einen von Borchardt natürlich begrüßt
Denn standesgemäß muss es ja sein
Wenn einer dort etwas gelten soll was
Im Jahre 1901 noch Bedeutung hatte
Ob sie es mit einem reichen Berliner
Juden einfach täten wäre die Frage
Der hier nicht nachgegangen werden muss
Die ihn in diese Welt einführt hat
Zumindest seinen Vater schon verehrt
Wo er mit seinem Intellekt so sehr glänzt
Wie mit seinem Tatwerkzeug das ihn
Von Gutsherrin zu Gutsherrin wandern
Aber auch die dort immer Gäste noch
Nebenbei verwöhnen lässt da bescheibt
Borchardt mit kleinen Bemerkungen ganz
Nebenbei auch die Welt des Adels die
Sich bis heute nicht geändert hat auch
Wenn der Sex und seine ewige Potenz
Dort seltener ein Thema sind aber der
Autor schafft es auch hier das leicht
Blaustrümpfige Element dabei exakt
Wiederzugeben und adelt so sogar
Die wilde Lust etwa mit den Geschichten
Aus dem Märchenreich des Orients
Die sie sich immer erotischer erzählen
Thematisiert nonchalant auch Impotenz
Die Männer gerne Frauen zuschieben
Auch wenn es eher umgekehrt ist
Wie der Autor aus Erfahrung bestätigt
Gibt sich dabei unbedarft ahnungslos
Bis es zur Sache geht wie überhaupt
Auf den Gütern manches gespielt wird
Schein und Fassade zu wahren auch
Die dort beschriebene große Eleganz
Wiederholt sich im Landhausstil von
Gut zu Gut mit gewisser Ähnlichkeit
Wie es Wossen-Asserate in seinen
Manieren so treffsicher beschrieb die
Natürlich ohne Sex schilderndass
Sich von 1900 bis in die Gegenwart
Nur sehr wenig dort geändert hat
Was der Autor aus eigener Erfahrung
Lächelnd bestätigen kann ohne dabei
Über Sex sprechen zu wollen der zwar
Immer wieder exaltiert aber elegant 
Wie Frauen verehrend beschrieben wird
Womit sich Borchardt auch in der Welt
Des Adels die seiner Zeit tatsächlich
Noch eine eigene auch regierende war
Von der heute nur die Formen blieben
Die dafür umso lieber gepflegt werden
Sich einen Sinn noch zu erhalten wie
Den Zusammenhalt weiter zu stärken
Als Insider und Kenner auch erweist
Enthalte mich dazu jeder Bewertung
Außer der literarischen voller Lob für
Borchardt der so treffsicher beschreibt
Dass nach dem Bürgertum auch noch
Der Landadel seine Kulturgeschichte
Als Sittengeschichte nebenbei bekommt
Wie er es dabei schafft auch noch dem
Sex Adel zu geben und in ihm die Sitten
Dieser nicht mehr Kaste widerzuspiegeln
Hat viel Humor und zeigt den genauen
Blick des Beobachters seiner Zeit auch
Wenn darüber weniger geredet wird
Passt sich der jüdische Bürgersohn hier
Der Welt des Landadels voll an schafft es
Die übliche Folklore des Sex sogar noch so
Blaustrümpfig zu erzählen dass diese Welt
Deutlich und sichtbar wird wofür ich als
Autor große Bewunderung hege weil es
Können beweist im Reden über das über
Das sonst nicht geredet wird noch genau
Die beobachtete Welt zu spiegeln um so
Eine genaue Kulturgeschichte zu erzählen
Auch wenn sie einen Gegenstand hat 
Über den eher nicht geredet wird um die
Würde und den Anstand zu wahren gibt
Vieles auch im Gespräch darüber wie die
Genauen Beobachtungen zur Zahl der in
Ihren Ehen frustrierten aber sexuell doch
So bedürftigen Menschen besser wieder
Was eine Gesellschaft ausmacht als es
Viele Kulturgeschichten je beschrieben
Rudolf Borchardt schreibt über seinen Sex
Aber gibt dabei ein genaues Sittenbild 
Seiner Zeit und ihrer Gewohnheiten
Weit über die Sexualität hinaus die
Wie zu allen Zeiten auch nicht anders
War als wir es heute treiben doch
Zeigt der Umgang mit dem Thema
Die Leichtigkeit der Damenwechsel
Auch wie austauschbar alles wird
Warum was bleibt mehr als Lust ist
Die schnell befriedigt werden kann
Sogar wenn sein unglaublicher Schwanz
Der angeblich alle Frauen verzückt nur
Eine kleine Spielerei ist die mehr ein
Treppenwitz der Kulturgeschichte ist
Aber wie wir es auch drehen am Ende
Fing alle Kultur mit dem Sex an wie
Den daraus resultierenden Folgen
Die zum Nest- oder Höhlenbau führten
Wobei der Stil der Höhle für immer
In welcher Art auch immer zwischen
Den Geschlechtern strittig sein wird
Aber diese Erfahrung dahingestellt
Ist zumindest sie ein bedeutender Teil
Der kulturellen Entwicklung auch wenn
Dann Kultur nur ein Ausfluss des Sex
Noch wäre hatte sie zumindest ein
Schönes Vorspiel bis dahin was
Viel über verbleibendes Glück verrät

jens tuengerthal 28.9.20

Sonntag, 27. September 2020

Sonntagabendstimmung

Es ist ein typischer Sonntag
Fast nichts los am Helmholtzplatz
Sitze als einziger noch vor dem
Café Misirlou was nun Bar ist
Es ist wirklich Herbst geworden
Drinnen ist es noch voller
Wenige Autos fahren vorbei
Es ist dunkel und etwas feucht
Freue mich auf die Kerzen
Später auf dem Diwan
Sonntage machen einfach
Die große Einsamkeit spürbar
Die Sehnsucht anzukommen
Um sich nicht länger nur gut
Abzulenken auch wenn alle
Vernunft sagt es ist gut so
Schreit die Stille vom Platz
Möchte mein Herz nehmen
Damit das Gefühl wieder die
Gut eingespielte Vernunft
Vom sicheren Platz verdrängt
Während Dunkelheit und Stille
Fast schon gewonnen hätten
Rettete ein kurzes Gespräch
Mit einem karibischen Bekannten
Wieder die Reste von Klarheit
Es ist ja nur Sonntag heute
Wie jede verfluchte Woche
Seit ich den Traum begrub
Um die Freiheit zu genießen
Deren Preis die Sonntage sind
An denen das Gefühl mit mir
Ohne alle Vernunft tanzt 
Aber vielleicht ist es gut so
Immer wieder zu merken
Wie groß echte Gefühle sind
Die alles besiegen können
Nun sitzt einer zwei Tische weiter
Beim Rotwein und liest am
Telefon unter seiner Kapuze
Wir ziehen uns alle zurück
Ein Sonntagabend im Herbst
Kälte kriecht in die Finger
Und die Liebe endet nie
Bis alles irgendwann endet
Morgen ist dann Montag

jens tuengerthal 27.9.20

Weltenursprungende

Wie begann die Welt und wie
Wird sie ein Ende finden lässt
Giacomo Leopardi in seinen
Großartigen Opuscula Moralia
Fragen und führt dafür ein wohl
Apokryphes Fragment des Straton
Von Lampsakos an das er
In einem Kloster auf dem Athos
Gefunden und übersetzt haben will
Von dem der Teil über das Ende
Wohl aus neuerer Zeit stammte
Oder zumindest dann vollendet
Erst wurde während der Ursprung
Genau die Ansichten des Straton
Wiedergibt der um 340 vor Christus
Geboren wurde und das von Aristoteles
Begründete Athener Lyzeum leitete
Sich aber mehr physikalischen Fragen
Zuwandte was ihm den Beinamen
Der Physiker eintrug so führte er wohl
Unter dem Einfluss des Epikur die
Teilchentheorie der Materie in die
Naturphilosophie der Peripatetiker ein
Er vertrat auch den Teilchencharakter
Des Lichts und spekulierte bereits
Lange vor Galilei über den Freien Fall
Daneben wird ihm eine atheistische
Naturphilosophie nachgesagt die alle
Natur als Mechanismus begreift in dem
Transzendente Einflüsse keine Rolle
Mehr spielten warum er alle metaphysischen
Erklärungen für Naturphänomene ablehnte
Vertrat daher einen strikten Empirismus der
Auf Beobachtung und Experiment allein setzte
Fragte nur nach dem Wie der Vorgänge
In der Natur nicht nach dem warum so nahm
Straton zentrale Eigenschaften des modernen
Wissenschaftsverständnisses schon vorweg
Wie alle materiellen Dinge ein Ende haben
Hatten sie auch alle logisch einen Anfang
Leitet er den Ursprung her nur die Materie
Selbst hatte nie einen Anfang existierte
Von jeher aus eigener Kraft sie sei nicht
Vergänglich wie die verschiedenen Formen
Des Daseins die sich aus ihr bilden wie
Die Welt die einen Anfang hat und ein Ende
So hätte die Materie Kräfte in sich die sie
Bewegen oder in verschiedene Richtungen
Treiben aus ihr unzählige Kreaturen forme
Die durch eine Ordnung verbunden seien
Sich also Welt nenne aber was ständig formt
Zerstört auch zugleich solange sie neues
Noch entstehen lässt gäbe es Leben aber
Wo nicht mehr sei sie untergegangen wie
Unzählige vor und nach ihr schon aber die
Materie aus der alles bestehe ginge nie
Verloren womit Straton schon 300 vor den
Energieerhaltungssatz quasi anders gesagt
Vorausnahm was aus purer Reflektion ohne
Eine Ahnung vom Kern der Atome wie ihrem
Wesen geradezu genial ist auch wie es
Leopardi noch über Jahre vorher in seiner
Geschichte wiedergibt zeugt von einer tiefen
Einsicht in die Vorgänge der Natur die wir
Noch lange nicht beweisen oder berechnen
Aber wohl weise schon erahnen konnten
Auch das erwartbare Ende der Welt leitet er
Physikalisch her und während sich Dinge
Wie Individuen wieder verlieren aber ständig
Neue sich entwickeln und entstehen schiene
Kein Ende absehbar wüssten wir nicht dass
Die Erde um ihre eigene Achse rotiere warum
Alles von den Polen zur Mitte gezogen würde
Bis sie irgendwann flach würde mit einem
Loch dann in der Mitte wie ein Ring der
Unter Last der Rotation zerbräche worauf
Die Reste in die Sonne wohl fielen oder
Auf andere noch bestehende Planeten
Was aber für alle Planeten wie auch die
Sonne gelten müsse weil alles was entsteht
Durch Wirkung der Kräfte wieder vergeht
Auch wenn wir nicht berechnen könnten
Wann dies geschehen würde doch wird
Die Kreisbewegung der Himmelskörper
Also das Fundament unserer jetzigen
Natürlichen Ordnung dafür sorgen dass
Dies Universum und seine Ordnung 
Den Kräften der eigenen Ordnung folgend
Untergeht und sich selbst zerstört da aber
Zwar alle Planeten und Sterne eines Tages
Verschwunden sein werden aber nicht
Ihre Materie werden sich aus dieser neue
Kreaturen mit neuen Gattungen und Ordnungen
Bilden aus denen neue Welten wieder entstehen
So wird es zahllose Welten vor uns gegeben
Wie ebenso endlos viele nach uns doch über
Die Eigenschaften dieser können wir nicht mal
Vermutungen anstellen lässt Leopardi den Text
Von Straton oder wer immer ihn vollendete enden
Zwar lässt Leopardi Straton von Materie sprechen
Doch im eigentlichen geht es ihm um die Energie
Den Energieerhaltungssatz formulierte zwar erst
Helmholtz 1847 in Berlin der auch wenn Bohr ihn
Für Quantenprozesse zunächst bezweifelte heute
Für alle geschlossenen Systeme also auch das
Unermesslich große Universum als etabliert gilt
So hat der griechische Philosoph auf den Spuren
Des Epikur die Erkenntnisse unserer Physik über
2000 Jahre vorausgenommen weil er die Natur
Wie alles Sein logisch im Kontext verstand sich
Aus der Beobachtung schon vieles auch ergibt
Was der Aberglaube Jahrtausende verdunkelte
Der einen Schöpfer als Begründer annahm wie
Für den Anfang wilde Phantasien entsponn die
Menschen gerne glaubten um sich von der
Natur im werden und vergehen abzusetzen
Dem Leben höheren Sinn zu geben den es
Für Naturbeobachter nicht haben kann die
In allem werden und vergehen nur sehen
Dies aber nicht moralisch bewerten warum
Der Tod ihnen wie Epikur kein Schrecken ist
Sondern einfach nichts mehr was allen vorher
Qualen ein Ende bereitet der aber nicht da ist
Solange wir leben warum alle Furcht umsonst
Es steckt in dieser natürlichen Betrachtung der
Welt von Ursprung zu Untergang sehr viel
Kluge Philosophie die nicht am Sein leidet
Sondern es nimmt wie es ist statt noch eine
Seele oder Unsterblichkeit hinzuzudichten
Weil sie Sein als vergänglich begreift in
Der logischen Bewegung aller Natur vom
Anfang bis zum Ende in dem wir nur den
Kurzen Zwischenraum genießen können
Dem stimme ich nickend zu und denke
An die Versuche mancher späterer Physiker
Noch transzendente Phantasien in ihre Bilder
Von der Welt mit einzubauen wie auch im
Universum was sich selbst genügt noch
Raum für einen Schöpfer zu finden den
Keiner braucht als ängstliche Unvernunft
Es bleibt ein natürlich Kommen und Gehen
Mehr als genießen können wir nicht

jens tuengerthal 27.9.20

Schemapolitik

Politik läuft nach Schemen
Manche zeigen direkt auf
Für wie blöd Antsträger
Ihre Wähler noch halten
Die sie mit steter Wiederholung
Belügen können wie Scholz
Der höhere Steuern für Reiche
Als Totschlagargument fordert
Was alle Jahre wieder kommt
Womit sich der ohnehin völlig
Chancenlose zu früh gekommene
SPD Kandidat destruktiv bloß
Um interne Zustimmung noch
Ringend lächerlich macht
Wer soll diesen Kandidaten 
Noch warum überhaupt wählen
Ihn als Finanzminister ernst nehmen
Der für kein Lager steht sich nur
Parteiintern links anbiedert was
Zeigt er hat allein kein Format
Weniger als Schröder heute
Wer vor den Linken buckelt
Hat keine Perspektive mehr
Als diesen zerstrittenen Haufen
Für Momente lächeln zu lassen
Wird bundesweit nie etwas
Der Typ ist damit erledigt
Die SPD schießt sich selbst ab
Seltsam dagegen agiert Söder
Der sich staatsmännisch milde
Öffentlich entschuldigen kann
Weniger poltert als jeder der
CSU Kandidaten vor ihm
Von Merkel gelernt hat
Siegen lernen heißt in die
Breite erfolgreich gehen
Die Mitte besser zu besetzen
Statt am Rand nur zu buhlen
Wie es die Grünen tun wenn
Sie sich nicht wieder selbst
Mit Multikulti im Weg stehen
Was manchen nie vermittelbar
Schwarz-Grün unter Söder
Eventuell als Ampel noch lässt
Zerrupfte SPD Wege finden
Oder macht sie überflüssig
Linke und AfD erledigen sich
Wie alle Populisten hoffentlich
Von ganz alleine wie leider
Der naive linke SPD Flügel nie
Warum sie solange klein bleibt
Bis denen ein Kandidat mit Format
Gehörig das Maul wieder stopft
Wahlen werden in der Mitte
Gewonnen wer um die Ränder
Ringt hat schon verloren
Es ist immer das gleiche
Schema in der Politik
Manche merken es nicht
Was für Scholz spricht aus
Erfahrung und eigener Sicht
Er macht solchen Unsinn
Die Koalition mit den Erben
Der SED in weite Ferne noch
Rücken zu lassen was doch
Aus Sicht der Mitte zumindest
Sehr verdienstvoll noch ist
Kein Grund ihn zu wählen
Dafür gibt er eher weniger
Was bei der Parteiführung
Verdienstvoll genug ist
Alles läuft nach Schema
Auch wie Merz in jede
Bereitgestellte Falle tappt
Zeigt es geht mehr um die
Ruhe denn kurze Erfolge
Politik läuft nach Schemen
Die Ränder mögen das wie
Es die Mitte auch erwartet
Erstaunlich erfolgreich hat
Merkel mit Ruhe und Deeskalation
Die Richtung für Jahre vorgegeben
Mehrheit wird genau dort gemacht
Der Rest ist parteiintern oder ohne
Aussicht auf Mehrheit am Rand
Weiter um Stimmen buhlend
Nach erwartbarem Absturz ist
Die Linke in der SPD hoffentlich
Auf Jahre erledigt aber vermutlich
Glaubt diese selbst noch es läge
Am rechten Kandidaten alleine
Der aber streng nach Schema
Linke Träume öffentlich bedient
Chancenlos weiter zu bleiben

jens tuengerthal 27.9.20

Regionalkriege

In Berg-Karabach bekriegen sich
Aserbaidschanische Soldaten mit
Armenischen Rebellen beschuldigen
Sich gegenseitig der Verantwortung
Für den Ausbruch neuer Gewalt
Die Region im Kaukasus war
Zu Zeiten der UDSSR noch an
Aserbaidschan gegangen obwohl
Mehrheitlich Armenier dort wohnen
Was fast so schlimm ist als ob
Franken zu Bayern käme oder
Baden zu Württemberg gar das
Rheinland mit der Pfalz oder der
Nordrhein an Westfalen gebunden
Das Elsass deutsch oder auch
Französisch sein müsste wie
Basken oder Katalanen sich als
Spanier fühlen sollen was allen
Wohl schwerfiele aber dennoch
Friedlich funktioniert solange
Menschen besseres zu tun haben
Als um Zugehörigkeit zu kämpfen
Wohlstand den Wahnsinn ersetzt
Europa zeigt wie es gehen kann
Wohlstand und Arbeit sind der
Schlüssel zum Frieden immer
Wer etwas zu verlieren hat an
Leben und Eigentum lässt sich
Schwerer von Sektierern die es
Überall und immer geben wird
Zu Unsinn motivieren der doch
Krieg eigentlich immer ist aber
Wo Geist und Perspektive fehlen
Hat der Wahnsinn ein Zuhause
Wie Pegida in Sachsen zeigte
Impfgegner mit rechtsradikalen
Pegidioten heute demonstrieren
Die sich auch Freiheitskämpfer
Zum Wohle der Deutschen
Nennen in ihrem Wahnsinn der
Lieber an Verschwörung glaubt
Statt kritisch irgend zu denken
Aber uns wunderbar vorführt
Wie gefährdet der Frieden ist
Wenn wenige Verrückte die
Unwissenheit und Ängste nutzen
Menschen aufzubringen auch
Wenn es nur um Krankheit geht
Warum der Kaukasus fern liegt
Aber der Wahnsinn manchmal
Ziemlich nah kommt es also
Gute Gründe gibt den Frieden
Auch hier zu verteidigen wie
Die Idioten zu beschäftigen
Damit sie nicht auf so viele
Dumme Ideen nebenbei kommen
Krieg ist sehr gut vermeidbar
Wohlstand und Beschäftigung
Helfen dabei nachhaltig
Aufklärung und Vernunft tragen
Viel zum Frieden dauerhaft bei
Wie den Wahnsinn so zu nennen
Denn es ist weit bis in den
Kaukasus und doch liegt er
Ganz schnell ganz nah wenn
Der Wahnsinn erst los geht

jens tuengerthal 27.9.20

Nebelklarheit

Nach dem großen Regen
Legt sich Nebel übers Land
Die Konturen verschwimmen
Es ist endlich richtig Herbst
Manche fürchten den Nebel
Weil alles irgendwie unklar
Bleibt und wird sich sogar
Der begrenzte Horizont in
Realer Ungenauigkeit am
Ende noch verliert so findet
In der Unschärferelation
Des Herbst manches zu sich
Was vorher ganz klar schien
Verschwimmt im grauen Brei
Dem großen Gleichmacher
Der sich über alles legt
Ohne auf Stand zu achten
Womit im Nebel sich alles
Verliert wie sein kann
Wie es ist weil sich alles
Dem kurzem Blick unterordnet
Hinter dem alles unsichtbar bleibt
Was uns nicht ganz nah ist
So zeigt uns der Herbst wieder
Wie es ist sonst nichts aber
Schön ist es

jens tuengerthal 26.9.20

Bubentreffen

Mal wieder Böse Buben Bar
Herrenrunde im Raucherraum
Es geht um Fußball und Wein
Was ja im DFB zusammenkommt
Mit dem Freiburger Präsidenten
Und dem Weingut im Kaiserstuhl
Den es nun auch bei Aldi gibt
Wie Matthias uns berichtete
Was dem Dichter wieder zeigte
Barbesuch bildet in allem
Wie das Rätsel des Supercup
Mit Bayern gegen den BVB
Der diesmal ausnahmsweise
Am 30.9. statt wie sonst im
Sommer stattfindet und weil
Die Bayern beide gewannen
Gegen den letztjährigen Sieger
Des Cup was allen Rätsel noch
Aufgab dass der Dichter mit Hilfe 
Von Wiki nun lösen konnte zuvor
Löste sich das Bubentreffen auf
Die Gruppe verteilte sich mit
Dem Plan im Rutz dem einzigen
3 Sterne Restaurant der Hauptstadt
Currywurst essen zu gehen was
Einer der üblichen Witze war
Auch wenn es um die Ecke wär
Überraschend brachte mir dann
Matthias der Chef persönlich
Den bei seinem Sohn georderten
Grauburgunder vorbei um sich
Auf später zum schwätzen
Wieder zu verabreden und so
Ist wieder alles wie immer hier
Zwischen den vielen Büchern
In der Marienstraße in Mitte
Sogar die Sessel sind wieder da
Im Raucherraum voller Bücher
Auch wenn sie neu alt sind
Der Dichter nutzt die Pause
Allein zum Schreiben dann
Kommt ein Schauspieler mit
Seiner süßen Freundin der er
Von neuen Plänen erzählt
Während sie mit zarter süßer
Stimme von anderem wie
Ihren frisch schwarz gefärbten
Haaren erzählt die sie kurz
Bevor sie den Raum verlassen
Noch sinnlich säuselnd öffnet
Höre Matthias durchs Fenster
An der Bar wieder sich sehr
Engagiert um seine Gäste
Kümmern in guter Stimmung
Alles scheint wie immer 
Wie schön ist es doch
Zurückzukehren an einen
Vertrauten Ort und sich
Einfach wohlzufühlen
Was für ein Ende nur
Etwas zu kitschig ist

jens tuengerthal 26.9.20

Samstag, 26. September 2020

Vollkommenheitsstreben

Gibt es vollkommenes Sein unter
Den Menschen sind sie je zu loben
Oder wird das Elend nur schlimmer
Ist die Kritik verbunden mit Spott
Das einzige Mittel noch dem realen
Elend nützliches abzugewinnen statt
Im Hohn völlig abzustürzen den Hauch
Einer noch irgendwie Perspektive
Für künftige Besserung zu geben 
Fragte sich auch Giacomo Leopardi
In seinen Opuscula Moralia im Dialog
Von Timander und Eleander der dies
Philosophisch klug wie literarisch schön
Ausmalt während sich Timander noch
Als Humanist und Verteidiger des armen
Menschengeschlechts gibt weist Eleander
Strengstens zurück etwas gegen die
Menschheit zu haben deren Teil er sei
Sondern lobt am Ende sogar einen Preis
Aus einem erheblichen Teil seines Erbes
Für die Ehrung der ersten vollkommenen
Menschen aus die er noch nicht gesehen
Seinen guten Willen zu demonstrieren
Nachdem Timander ihn lange ermahnt
Seine Schriften seien unmoralisch weil
Sie den Menschen verspotteten statt ihn
Zu moralischem Streben zu ermuntern
Was doch die Pflicht aller Denker sei
Das Streben nach Vollkommenheit
Weiter als nützlich zu unterstützen
Worauf Eleander erwidert er halte zwar
Die Menschheit die er wirklich liebe für
Vollkommenheitsfähig aber noch weit
Davon entfernt es je zu werden woraus
Am Ende die Auslobung des Preises
Aus seinem Erbe resultiert die deutlich
Zeigt zu Lebzeiten werden sie es nicht
Doch will ich ihnen bei allem Spott gut
Auch wenn die Aussichten schlecht sind
Den Tempel der Vollkommenheit noch
Je für Menschen zu errichten womit
Leopardi wunderbar das Streben der
Aufklärung nach Vollkommenheit die
Wie die Freimaurer zu denen noch viele
Der großen Aufklärer zählten bevor es
Ein Altherrenverein wurde den Tempel
Der Humanität einst errichten wollten
Der aus den nach Vollkommenheit eben
Strebenden Menschen besteht die dafür
Aus Timeanders Sicht zu motivieren sind
Während Eleander ohne es ausdrücklich
Zu sagen die intellektuelle Anforderung
Etwas erhöhte und über den Spott die
Widerstandskraft der Vernunft steigert
Die verspottete Intelligenz bei ihrem
Ehrgeiz packt und also indirekt motiviert
So scheint der gute Wille beider einig
Nur die Wege unterschiedlich worauf
Sich am Ende fragt ob Leopardi keinem
Oder beiden sich nahe fühlt die er
Auf so kluge Art sich lächerlich
Machen lässt in ihrem Streben
Auch wenn Eleander überlegen bleibt
Ist sein bitterer Spott mit hehrem Ziel
Nichts anderes als Timeander direkt
Mit seiner Klage über dessen Hohn
Als schädlich für die Moral vorbringt
Warum sich wohl so mancher fragt
Wie wirklich ist die Wirklichkeit
Wessen Streben kommt uns näher
Haben wir die freie Wahl nach Laune
Können wir Tempel der Vollkommenheit
Ruhig vom Erbe versprechen weil sie
Die Menschheit und keiner von ihr je
Tatsächlich erreichen wird weil sie
Auf ewig im Widerstreben gefangen
Lasse es an dieser Stelle lieber offen
Wie richtig Leopardi liegen könnte
Um zum Guten motivierte nicht noch
Zu frustrieren was kaum noch fair wohl
Für einen eigentlich Humanisten wäre
Wer klug genug ist denkt von alleine
Durschaut den ganzen Trug schon lang
Dem Rest hilft auch die Weisung nicht
Es bleibt eben unvollkommen wohl im
Menschlich allzu menschlichen stets

jens tuengerthal 26.9.20

Herbstliebe

Liege auf einem Bett
Lausche Regen und Bäumen
Die im herbstlichen Unwetter
In den sichtbaren Kronen wogen
Während der Regen weiter
Auf die Metallabdeckung am
Geländer des Balkons prasselt
Nur die nahe S-Bahn ist lauter
Ein Tag ideal zum Teetrinken
Gemacht für Leser und Genießer
Denke ich dankbar auch dafür
Gerade hier sein zu können
Staune darüber was glücklich
Machen kann und wie dankbar ich
Dafür bin nirgendwo hin zu müssen
An einem Herbsttag wie diesem
Es warm und kuschelig zu haben
Mit Licht Büchern und Tee nun hier
Manche wollen gerne viel machen
Bin lieber zufrieden mit dem was ist
Ob die Liebe zum Herbst der im
Gleicht frage ich mich und wann
Dieser überhaupt beginnt nach
Alter oder Lebensgefühl dann
Wäre ich schon lange gern darin
Während viele Frauen lieber
Noch Sommer spielen sich sogar
Dafür willentlich quälen dafür
Jünger statt zufrieden zu sein mit
Dem was ist denke ich oft dabei 
Stünden Herbstfarben ihnen so gut
Freue mich an meiner wieder
Herbstlichen Zufriedenheit und trinke
Genüsslich meinen Tee während ich
Wind und Regen noch lausche
Lese in uralten Büchern aus
Dem letzten Jahrtausend
Was mir relativ nahe liegt
Denn ich liebe den Herbst

jens tuengerthal 26.9.20

Freitag, 25. September 2020

Urighahn

Es soll nach jüdischer Lehre
Zumindest behaupten es einige
Einen urigen Hahn geben der
Halb im Himmel lebt und halb
Auf der Erde steht von wo so
Sein Krähen zu uns ertönt
Wie Giacomo Leopardi in den
Opuscula Moralia einleitend uns
Lesern erzählt offenbart er hätte
Dessen Morgengesang gefunden
Denn er in Prosa wiedergibt
Auch wenn das Original noch
Gedichtet worden wäre was mich
Was mich eher motiviert als hindert
Davon in schlichten Versen zu erzählen
So ruft er die Schlafenden auf
Sich aus der falschen Welt der
Nur Träume in die wahre zu 
Begeben wo sie wie immer
Leidvoll ihre Pflicht tun sollen
Hier endete der friedliche Schlaf
Der wenn er ewig währte doch
Die Wirklichkeit zu Nichts machte
Die Sterblichen seien noch nicht
Vom Leben befreit solange sie sind
Enden alle Träume am Morgen
Auch wenn der Schlaf wirkt wie ein
Kleiner Tod und uns erfrischt wir
Ohne schon bald sterben würden
So ist jeder Tag dem Leben ganz
Vergleichbar ähnelte darum der
Morgen voller Tatkraft der Jugend
Während die Zweifel dem Alter mit
All seinem Leiden ähnlich wären die
Immer zunehmend wachsen bis
Irgendwann alles ein Ende findet
Wachsen diese erschöpft an Abend
Kaum erreicht der Mensch je den
Gipfel seiner Kraft beginnt diese
Schon wieder zu schrumpfen weil
Im Sein eben nichts von Dauer ist
Weil alle Natur auf den Tod zielt
So strebt jeder Teil des Universums
Unermüdlich dem Tod entgegen
Wäre nicht täte er es nicht so
Wie auch das Universum auf das
Nichts in unbekannt ferner Zeit
Die vielleicht sogar berechenbar
Dem Nichts wieder zustrebt sich
In der vollkomenen Stille auflöst
Und so würde kommt der Hahn
Zum Schluss der Morgengesangs
Das wunderbar schreckliche Geheimnis
Universellen Seins bevor es wer
Erklärt und begriffen habe sich
Wieder auflösen und vergehen
Es bliebe einfach nichts übrig
Was so genial schon wieder ist
Auch wenn es eher lyrisch denn
Philosophisch zu sehen ist
Weil in der Philosophie was nie
Begann auch kein Ende hat aber
Das zyklische im Sein zu begreifen
Die Nichtigkeit all unserer Mühen
Um das wenige was neben Leid
Das zur Natur eben gehört noch
Genießen zu können gäbe dem
Himmlisch irdisch urigen Hahn
Ein konstruktives Widerwort was
Im kleinen Moment vorm Nichts
Was alles ergreift und umfasst
Eine lustvolle Perspektive gibt
Als Zwischenraum des Seins
Der sich um das real existierende
Elend weniger kümmerte als den
Augenblick verweilend genösse
Was lyrisch nah zu Goethe kommt
Der dies Bild im Faust nutzt der
Rastlos von der Liebe dazu verführt
Seine Seele dafür dem Teufel gab
Was immer dieser Aberglaube an
Ein spirituelles Hokuspokus auch
Sein soll der so genannt wird ist
Das zeitlose Gefühl genau der
Schlüssel zur Überwindung jener
Tödlichen Realität die ewig zum
Nichts strebt in dem wir meinen
Es könnte doch alles lohnen statt
Nur pflichtgemäß erledigt zu werden
Wie der größte Teil der Lebenszeit
Der allermeisten wenn sie nicht
Träumen realistisch betrachtet
Immer mehr aussieht was wir aber
Lieber keinem so deutlich sagen
Weil das schon Lächerliche dann
Auch noch bewusst tragisch würde
Sich zu viele fragten wofür sie die
Kurze Zeit verschwendeten die nur
Zum Genießen am Ende uns blieb
Bis alles wieder zu nichts wird
Woran keine Gesellschaft die noch
Funktionieren soll Interesse hat
So geht es eben jeden Tag weiter
Wir verschwinden kurze Zeit im
Nichts der Träume um gestärkt
Mit wiedergefühlter Jugend zu
Erwachen und über den Tag
Am Ende zum Tod zu kommen
Es war erfolgreich wo wir nach
Den Normen gut funktionierten
Während gescheitert ist wer nicht
Den Weg des Leidens für kleine
Belohnungen mitgeht woraus sich
Auch viele Hobbys entwickelten
Mit denen sich Menschen quälen
Um sich davon erschöpft erholend
Wieder jung und stark zu fühlen als
Spiegele dies den nächsten Frühling
Beschleunige nicht nur ihr Ende
So hetzen wir durch die ganze Welt
Quälen uns an Maschinen in Studios
Lassen uns Sinn am liebsten noch
Mit gymnastischen Übungen verbunden
Die als Yoga gut bezahlt werden geben
Weil der Hahn mit seinem Morgengesang
Natürlich völlig richtig liegt es einfach
Nichts mehr mit allem wäre wenn nur
Einer sich bewusst machte dass all
Dies verzweifelte Gezappel ein Nichts
Im spurlos verschwindenden Sein ist
So bliebe uns allein wie Epikur schon
2000 Jahre vor Leopardi erkannte die
Lust am Augenblick den wir genießen
Als einzig lebenswertes Gut im Sein
Womit eine Gesellschaft die zuerst
Auf Leid und Pflichterfüllung setzt
Damit alles wie geplant funktioniert
Nicht weiter existieren könnte was
Die größere Furcht vor Veränderung
Weckte die allen Unsinn ertragen lässt
Darum hört lieber nicht auf den Hahn
Der bewusst macht wie unsinnig alles
Streben logisch immer sein muss weil
Alles was entsteht vergeht nichts bleibt
Quält euch lieber weiter mit der Hoffnung
Die danach Erschöpfung bliebe als Glück
Damit es immer weitergeht wie bisher
Nichts sich aus dem nichts verändert
Mehr erkennen könnten worauf es
Am Ende im Sein nur ankam
Es bliebe nur ein Traum
Also lasst euch wecken
Quält euch munter weiter
Damit alles bleibt wie es ist

jens tuengerthal 26.9.20

Bibelflirt

Einige male klagte ich schon
Wie sehr der biblische Ton in
Joseph und seine Brüder nervt
Warum ich immer mal wieder
In der Lektüre pausiere dafür
Den vielfältigen auch erotischen
Weltpuff Berlin gerne vorziehe
In dem Vielfalt alles relativiert
Doch heute in ruhiger Minute
Wieder einige Kapitel gelesen
Darin wie Jakob Rahel begegnet
Sich auf den ersten Blick verliebt
Weiß die oder keine für immer
Mit ihrem Vater alles aushandelt
Als Verwandter zu ihnen zieht
Und war völlig begeistert davon
Wie Mann es dem Ton zum Trotz
Schafft einen erotischen Moment
Inmitten wüster Gegend zu kreieren
In der die vor Hitze vibrierende Luft
Vom Beben des Gefühls erschüttert
Eine rührende Liebesgeschichte erzählt
Fast bekam ich schon feuchte Augen
Dabei konsequent im biblischen bleibt
Den alten jüdischen Familiensagen
Deren Tonfall er gekonnt imitierend
Aber dennoch die zeitliche Brücke
Mit Leichtigkeit überwindet womit
Die Beteiligten gegenwärtig scheinen
Sich seit vielen tausend Jahren nie
Etwas zwischen Mann und Frau
Im ewigen alten Spiel geändert hat
Die Entstehung der Liebe aus der
Spontanen Begegnung gewürzt mit
Den bis heute üblichen Zutaten
Von bewusstem Abstand als Spiel
Von Zurückweisung und Anziehung
Was uns so emotional abhängig
Vom ersten Blick an macht und so
Auch hier wo der über zwanzigjährige
Jakob die zwölfjährige Rahel erblickt
Ihre schielende große Schwester beim
Später gemeinsamen Essen übersieht
Hässlich findet weil er sich in dieses
Zauberhafte junge Ding verschossen hat
Ist auch wenn im gravitätischen biblischen
Ton wieder daherkommend so zärtlich
Schön dass sich mein Herz ganz weit
Dem Gedanken der Liebe öffnete auch
Wenn mir vernünftigerweise gerade
Nichts ferner liegt als solche Abenteuer
Im emotionalen Bereich nach den letzten
Erfahrungen mit diesen Katastrophen
Aber es scheint doch die Natur eine
Sehnsucht in uns gepflanzt zu haben
Die Thomas Mann in dieser Szene mit
Seinem üblich leicht ironischen Ton zum
Klingen bringt und ich spürte wie mein
Herz vor diesem Traum höher schlug
Den ich vernünftig arrangiert doch längst
Aufgegeben zu haben meinte und so
Wirkt große Literatur auch dort wo
Unser Verstand es nie zulassen würde
Als Geschichte der Familien ist die Bibel
Eben immer auch eine ganz große
Liebesgeschichte die Mann spürbar
Macht und so zu Leben erweckt was
Der pathetische Ton fast schon erstickt
Aber um so ferner etwas liegt desto näher
Kann es uns kommen und berühren
Was ich bei der heutigen Lektüre spürte
Während ich innerlich noch den Kopf
Darüber schüttelte was Jakob denn
Mit diesem jungen Ding wollen kann
Von viel Erfahrung und Vernunft dabei
Geführt machte Mann spürbar wie sehr
Die Liebe ihre Gründe auch trotz des
Tones und der Ironie im Kleinen findet
Was dem der es nicht spürt wohl ewig
Unbeschreiblich bleiben wird und so
Eine geheime Welt wieder öffnete
Die ich aus Erfahrung lieber vergaß
So spürte ich schmerzvoll doch schön
Das sehnsüchtige Herz schlagen
Ohne zu wissen was es wollen könnte
Ist es voriger Beschlussfassung zum Trotz
Noch immer da und macht sich bemerkbar
Wo es durch große Literatur dazu angeregt
Wieder wirklich schlagen darf und denke
Solang die Liebe literarisch bleibt ist sie
Zumindest real relativ ungefährlich

jens tuengerthal 25.9.20

Menschenversuche

Zur Erprobung von Impfstoffen
Gegen Corona werden nun auch
Menschenversuche gemacht was
In Maßen nötig und normal ist
Wird hier zum Risiko weil sich die
Versuchskaninchen die zufällig
Menschen leider diesmal sind
Mit Corona infizieren lassen sollen
Um die Wirksamkeit voriger Impfung
Am Menschen direkt zu erproben
Wenn es gut geht kein Problem
Schwierig wird es nur sofern nicht
Bei einer noch neuen Krankheit
Deren Folgen wir nicht kennen
Es gilt als ethisch korrekt sofern
Wissenschaftliche Standards dabei
Eingehalten werden dennoch bleibt
Ein gewisser Vorbehalt der fragt
Müssen wir dies Risiko eingehen
Ist es wirklich unvermeidlich
Oder sollte nicht vorher aller
Menschenmögliche versucht werden
Was alternativ noch möglich wäre
Frage ich mich dabei mit Sorge
Vor allem wer tut so etwas warum
Die Forschung aus guten Gründen
Es könnte vielen Menschen helfen
Aber wie frei sind die Probanden
Was entscheiden sie nur aus Not
Weil sie den gut bezahlten Job
Gerade brauchen kann es dabei
Eine Pflicht geben oder eher nie
Deutsche Forscher meinen noch
Es gäbe dazu auch Alternativen
Solange dies so ist halte ich diese
Forschung noch für überflüssig
Vom Drang zum Erfolg getrieben
Der selten gutes bewirkt weil sich
Finanzielles Interesse mit anderem
Vermischt was nicht unbedingt dem
Wohle der Menschen dient warum
Die Versuche auch kritisch sind
Hoffe für alle Beteiligten es geht gut
Was nicht alternativlos ist sollten wir
Unwissend wie wir sind lieber noch
So lange wie möglich vermeiden

jens tuengerthal 25.9.20

Lusterfüllung

Welche Lust erfüllt wirklich
Eher die schnelle Befriedigung
Oder der langsame Genuss
Geht es um die eigene Lust
Zählt mehr das Geschenk
Für Höhepunkte des anderen
Wirklich Erfüllung zu finden
Fragt sich wer alles erlebte
Den schneller Sex nicht mehr
Reizt oder interessiert der
Das Beben der anderen
Um so mehr genießen kann
Weil erfüllte Lust jene ist
Die du schenken kannst
Um sie irgendwann dann
Zusammen zu finden
Mehr geht nicht denke ich
Heute mal sehen was
Morgen ist

jens tuengerthal 25.9.20

Liebeswallungen

Eben beobachtete ich noch
Im Café einen dramatischen
Abschied von einem Paar
Wo sie mit schwarzer Mähne
Ihn bis kurz vorm Schreien
Sich immer weiter steigernd
Warum auch immer anging
Schliesslich wutentbrannt
Aufsprang ihm etwas noch
Hinwerfend ging mit stolz
Erhobenem Kopf vor Wut
Sichtbar im Busen bebend
Während er der vorher schon
Eher undramatisch aussah
Der Typ ruhiger Professor
Nach ihrem hoch dramatischen
Abgang bedröppelt sitzen blieb
Verwirrt den Kopf schüttelte
Schaute zu ihm und lächelte
Den Verlassenen freundlich an
Wie gut kenne ich diese Dramen
Hatte sie mit der Prinzessin
Am Ende fast täglich bis sie
Tatsächlich ging und weg blieb
Was mich sehr lange quälte
Vor Schmerz fast umbrachte
Es war plötzlich wieder da
Die Erinnerung wie oft ich noch
Fassungslos hinter ihr her lief
Aber wie erleichternd ist es
Damit nichts mehr zu tun zu haben
Frei von Eifersucht oder Launen
Außer den eigenen zu leben
So schön die Liebe sein kann
Wenig ist so erschütternd wie
Solche Dramen mitzuerleben
Ungeahnt Teil davon zu werden
Wie gut ist es ohne dies zu leben
Sag ich mir ganz deutlich und laut
Um es nicht im schwachen Moment
Wieder genauso zu machen ohne
Zu wissen ob das Gefühl nicht
Den Verstand wieder besiegt
So gesehen war es lehrreich
Wieder im Café zu sitzen 
Weil nichts sich je ändern wird
Zwischen Männern und Frauen
Mit zuviel Gefühl

jens tuengerthal 24.9.20

Donnerstag, 24. September 2020

Gevögel

Über Vögel und ihren Gesang
Mit Gedanken von Leopardi
Aus dessen Opuscula Moralia
Nachgedacht wie sich einer
Deren Leichtigkeit nah fühlt
Ihren Gesang so sehr liebt
Wie er ihre Fähigkeit bewundert
Für Kälte in großer Höhe so gut
Gerüstet wie Wüste ganz unten
Ganz leicht überall hin reisen
Kaum irgendwo sesshaft sind
Womit mir plötzlich klar wurde
Warum die Vögel mir fremd sind
Der lieber am Boden bleibt als
Immer unterwegs zu sein sich
Geistig lieber bewegt wenn auch
Immer wieder gern vögelt und so
Findet sich im Fernen manche
Erstaunliche Ähnlichkeit doch
Zumindest im Klang was zeigt
Am Ende zählt das Echo allein
Oben oder unten

jens tuengerthal 24.8.20

Platzstimmung

Es wird langsam Herbst
Um den Helmholtzplatz
Noch sitzen die Menschen
Vor den Cafés plaudern
Schreiben und arbeiten
Wieder mit langen Hosen
Der Wind rauscht durch
Durch die noch grünen
Blätter die sich langsam
Zu verfärben beginnen
Es wird wieder bunter
Die Schönheit der grauen
Zeit im Jahr beginnt nun
Mit den schönsten Farben
Das Licht wird milder in
Dieser Jahreszeit hab ich
Vor fast 50 Jahren mit dem
Leben angefangen so ist
Jeder neue Herbst für mich
Ein neuer Anfang im Leben
Mag ich die gedeckten Farben
Die sich nun wieder zeigen
Das Geplauder wird leiser
Alle Geschichten vom Urlaub
Sind inzwischen erzählt 
Weniger Touristen sind übrig
Die hier sprechen in vielen
Sprachen wie immer auch
Durcheinander sich mischend
Mütter holen ihre Kinder ab
Rollen beschäftigt beladen
Am Flaneur im Café vorbei
Der Tee wird schneller kühl
Die Bedienung mit Mundschutz
Einzige Erinnerung an die Gefahr
In ach so schöner Stimmung
Freue mich am warmen Licht
Nun hat der Herbst begonnen
Von dem Rilke einst sagte
Wer jetzt kein Haus hat 
Baut sich keines mehr 
Wer jetzt allein ist
Wird es lange bleiben
Wohl am langsamen Sterben
Der Natur um sich leidend
Und doch ist es für mich hier
Vor dem Café am Platz
Mit dem Blick gen Westen
Ein neuer langsamer Frühling
Wie schön das Jahr doch
Vor seinem Ende erst wird
Denke ich und frage mich
Ob es dem Leben gleicht

jens tuengerthal 24.9.20

Mittwoch, 23. September 2020

Pandemir

Drosten sprach über das was
Uns nun pandemisch erwartet
Dass es jetzt erst richtig losgeht
Zeitungen machen Schlagzeilen
Daraus wie sonst gerne weil sie
Von der Aufmerksamkeit leben
Die Republik ist wieder aufgeregt
Fürchtet den neuen Lockdown
Dabei ist alles längst bekannt
Sobald es wieder kühler wird
Droht exponentielles Wachstum
Exponentiell heißt in Potenzen
Die schnell unkontrollierbar werden
Vielmehr als nur ein vielfaches
Wie wir es falsch machen können
Zeigten uns deutlichst die USA
Auch Frankreich und Britannien
Bewiesen es schon längst wieder
Trotz immer noch Leugnern bleibt
Die Gefahr sehr real solange bis
Ein tauglicher Impfstoff vorliegt
Was bis nächstes Jahr dauert
Mindestens wenn wir Glück haben
All das wissen wir schon seit März
Sie wiederholen was bekannt ist
Machen wir uns nichts mehr vor
Reisen steigert das Risiko noch
Große Versammlungen dazu
Hören wir mit beiden dies Jahr auf
Solange eine Lebensgefahr besteht
Muss der Staat vorausschauend handeln
Wir können den Lockdown verhindern
Indem wir konsequent vorsichtig sind
Weniger Schlagzeile dafür mehr Vernunft
Im Alltag könnte unsere Freiheit erhalten
Wer Lebensgefahr erhöht gehört dafür
Wie ein Täter bestraft es ist ganz einfach
Wenn wir nur konsequent denken
Der Schutz vor Pandemie fängt
Zuerst bei mir an wie ich auch
Die Freiheit am besten verteidige
Wenn ich Verschlimmerung verhindere
Noch ist längst nicht alles bekannt
Darum ist mehr Vorsicht immer besser
Als das Gegenteil wie in Amerika
Dann geht es schneller vorbei dabei
Ist egal ob andere anderes nun sagen
Eine Verschwörung des Staates fürchten
Die kompetentesten Wissenschaftler
Sind sich in der Sache einig warum
Wir uns die Diskussion sparen können
Konsequent entsprechend zu handeln ist
Möge der Staat sich daran halten
Damit meine Freiheit gegen die verteidigen
Die sie durch ihren Glauben gefährden
Zu wissen mehr als ¾ sehen es so beruhigt
Hinsichtlich der vorherrschenden Vernunft
Bleiben wir dabei und machen wir weiter
Ohne größere Aufregung es kommt nur
Was angekündigt und zu erwarten war

jens tuengerthal 23.9.20

Sexwert

Was ist Sex noch wert
Ist dies je messbar
Wenn ja wie und wo
Was ist der Maßstab
In Zeiten freier Verfügbarkeit
Verliert der Zauber sein Geheimnis
Wenn es alles überall schon gibt
Braucht es die Aufregung dabei
Die aus der Eroberung resultiert
Oder wird was kostbar war nun
Infolge Inflation völlig wertlos

Es bleibt eine schöne Form
Der Begegnung die uns näher
Bringt auch wenn albern scheint
Was wir dabei veranstalten
Beobachten wir es objektiv
Warum vielen die Verbindung
Mit Liebe dabei so wichtig ist
Was der bloßen Gymnastik einen
Vermeintlichen Tiefgang verleiht
Den manche wie ich etwa trotz
Gegenteiliger Erfahrung zu gerne
Für besonders wertvoll halten
Stärken soll der Sex zusätzlich
Das Immunsystem solange wir
Uns keinen Immundefekt dabei
Zuziehen der lange tödlich war
Was die Frage stellen könnte
Ob ein wenig Sex das wert war
Doch handeln wir dabei zu gerne
Triebhaft oder dem Gefühl folgend
Was immer aus diesem dann wird
Warum die Frage sich erübrigt
Wer ist von Trieben gesteuert noch
Vernünftig und kritisch wie Kant es
Von aufgeklärten Wesen erwartet
Den Wert des Sex mit den Kosten
Für Prostitution zu verrechnen ist
So falsch wie müßig weil guter nie
Käuflich und der Rest entbehrlich ist
Weiß nicht welchen Wert Sex hat
Noch welchen Zweck er verfolgt
Außer Fortpflanzung die seltenst
Die dahinter stehende Absicht ist
Im Gegenteil lieber vermieden wird
Irgendwann kein Thema mehr ist
Vielmehr reichen diese weit von
Selbstbestätigung über Erfüllung bis
Gelegentlich auch mal Befriedigung
Nicht zu selten wohl auch als ein
Tauschmittel für dadurch erhoffte
Emotionale oder materielle Werte
Was aber nur sekundär bleibt mit
Dem Sex an sich nichts zu tun hat
Vielleicht ist Sex auch total wertlos
Außer für das Immunsystem wie die
Dadurch auf welche Art auch immer
Gestärkte Psyche der Zweibeiner
Wäre dem so bliebe erstaunlich was
Menschen alles dafür opfern wie riskieren
Ob die moralische Bannung der Onanie
Also des autonomen Sex der damit
Unabhängigen Individuen möglicherweise
Mehr zur Sexwertschöpfung beitrug als
Es in der Natur je gelegen hätte warum
Die Dramatisierung vieler Ereignisse
Im Kontext mit Sex diesen erst so
Wertvoll und toll erscheinen lassen
Warum sich Prostitution wie Porno als
Gut verdienende Industrie in Rom
Bedanken dürften für die Wertschöpfung
Eigentlich eher komischer Gymnastik
Glaubte lange Sex würde mit Liebe besser
Sei erst wertvoll was aber auch nur eine
Variante der Pönalisierung als Steigerung
Sachlich nicht vorhandener Werte wurde
Welche die Illusion des Gefühls stabilisierte
Eigentlich ist Sex relativ lächerlich am Ende
Aber wo zwei Menschen sich gegenseitig
Emotional so berauschen können diese
Komische Veranstaltung voll Liebe zu sehen
Kann dieser wohl nichts mehr etwas anhaben
So gesehen kann im Umkehrschluss doch
Der Sex eine Ausdrucksform von Liebe sein
Die über den Grad der Verblendung urteilt
Schreibe darüber als hätte ich Abstand
Was natürlich nur theoretisch gilt denn
Im richtigen Moment ist der Verstand
Eher beschäftigt Wege ineinander
Möglichst reizvoll zu eröffnen
So ist der Sex am Ende wohl
Nichts wert aber schön wie
Nachweislich gesund

jens tuengerthal 23.9.20

Welterkunder

Während Globetrotter heute als
Hobby die Kontinente durchstreifen
Es zumindest bis Corona kam taten
Trifft die Erinnerung an Kolumbus
Der noch wirklich ins Ungewisse
Aufbrach den Seeweg nach Indien
Zu entdecken ein Bedürfnis vieler
Mobilität gilt noch als ein Wert
Dessen Folgen lieber ignoriert werden
Damals weil unbekannt heute wohl
Eher weil denken unbequem ist
Manche schweifen dazu ins Universum
Phantastische Welten zu erobern
Ins Unbekannte vorzudringen nachdem
Jeder Ort der Erde längst vermessen
Begrenzt wie Staaten zugehörig die
Weltteile als ihr Territorium betrachten
Giacomo Leopardi erkannte diese
Menschliche Sehnsucht und ließ sie
Im Dialog zwischen Christoph Kolumbus
Und Pietro Gutierrez wiederaufleben
Die zu seinen Opuscula Moralia gehören
Jener Operette Morali die uns lehren soll
Über unsere Leiden lieber zu lachen
Sie führen ihn auf der Santa Maria nach
Vielen Wochen auf See ohne Aussicht
Auf Land endlich zurück zum Kern
Auf die Frage des Freundes ob ihm
Nicht auch gelegentlich Zweifel kämen
Antwortet Kolumbus natürlich denn wie
Sollten ihm im Ungewissen keine kommen
Wo sie weder wissen ob der vermutete
Kontinent tief im Westen bewohnbar ist
Dort Menschen hausen oder nur Meer ist
Es einen westlichen Seeweg nach Indien
Geben kann oder alles ohne Land bleibt
Sie reden über Anzeichen wie vorige
Berechnungen die logisch dafür sprechen
Aber dass es natürlich keine Gewissheit
Geben kann sondern nichts sicher sei
Der Mensch so wenig wissen könne
Was ihm im Unbekannten erwarte wie
Wann sein Leben ein Ende findet auch
Wenn gewisse Dinge wahrscheinlich sind
Sich aus der Logik wohl vermuten lassen
So werden Seeleute die solches wagen
Wie Soldaten als todesmutig bezeichnet
Vermutet sie legten weniger Wert auf ihr
Leben doch wüssten im Gegenteil sie
Die es immer wieder riskierten es darum
Besonders zu schätzen und können den
Wert kleiner Dinge wie gerade eines Stück
Landes unter ihren Füßen höher schätzen
Als alle die ständig darauf herumstehen 
Warum Aufbruch und Gefahr uns erst
Schätzen ließen was alltäglich scheint
Die Möglichkeit des Glücks vermehrt
Wie auch die Globetrotter zu gerne
Heimgekehrt von ihren Abenteuern
Erzählen zu denen sie keiner zwang
Aus warmen Studierstuben aufzubrechen
Wie es auch in Humboldts Reiseberichten
Forsters Weltumseglung mit Cook wie den
Vielen anderen Schriften der Reisenden
Die ihre Leiden auf Reisen gern schildern
Ein jeder Leser immer finden kann wobei
Sich der mit Vernunft begabte fragen wird
Ob das Leid für die Reflektion erforderlich
Die Wertschätzung nicht viel besser im
Genuss gefunden werden könnte ohne
Zu längst unnötigen Reisen aufzubrechen
Dem toten Reflex asozialen Kommerzes
Die meist mehr erleben lassen als lehren
Auch wenn dies gegen die Mode geht
Nach der viel gilt wer überall gewesen
Von dort Abenteuern erzählen kann
Ob es Gründe gibt nachdem die Welt
Erobert und vermessen ist auch durch
Sie umkreisende Sattelitten überall nun
In die Weiten des Universums aufzubrechen
Oder lieber innezuhalten um zu genießen
Was da ist und zufrieden zu sein statt noch
Zu meinen irgendetwas zu müssen was
Nut zwanghafte Unfreiheit ausdrückt die
Unter Reisenden weit verbreitet ist welche
Dies oder das noch meinen sehen zu müssen
Besser diese Weltzerstörer läsen mehr
Etwa Leopardi über die hohe Kunst
Über unsere Leiden zu lachen vielleicht
Wären dann viele glücklicher mit dem
Was ist statt in lächerliche Dialektik ewig
Zu flüchten die meint es bräuchte Leiden
Um das Glück wertschätzen zu können
Zwar weiß der Seemann landend wohl
Den festen Grund zu schätzen nach
Wochenlangem Schaukeln was noch
In ihm schwankend weiter wirkt bis er
Wieder ankommt und die Dialektik seine
Sehnsucht nach der Ferne wachsen lässt
Erneut unsinnig aufbrechen lässt statt das
Mögliche nach Möglichkeit zu genießen
Weil Menschen immer noch glauben
Lust käme nur mit Leid im Duett daher
Schreibe es und überlege wie ich mich
Künftig quälen noch werde auf langen
Märschen durch die Stadt und merke
Wie zweifelhaft alle Moral doch ist
Schön wäre nur dächten mehr über die
Folgen ihres Handelns für andere nach
Wie des einen Vergnügen die anderen
Ihrer Zukunft beraubt damit jene noch
Dies oder das gesehen haben auch
Wenn es die angeblich geliebte Welt
Die sie nie ruhig genießen können
Damit immer weiter logisch zerstört
Denke über Leopardis Dialog nach
Bin froh vor Ort genießen zu können
Brächen mehr aus der Dialektik aus
Würde es vielleicht etwas ruhiger
Aber kritische Vernunft bleibt rar
Mehr Lesen könnte wohl helfen
Nur wer verrät es den anderen
Die statt Lesen lieber Netflixen
So ändert sich vermutlich nichts
Alles bleibt wie es ist bis wer es
Genussreich wie lustvoll vorlebt 
Oder der Laden einfach untergeht
Was mir nach 50 Jahren Leben
Egal sein könnte denn jetzt wird
Nur noch körperlich abgebaut die
Erhaltung der Restbestände wird
Immer teurer und bleibt Unsinn was
Als Gedanke zu Leopardi passt
Aber heute kein Thema sein soll
Dieser zumindest starb früh was
Die Weisheit seiner Worte noch
Viel schwerer wiegen lässt denke ich
Am Ende darüber lächelnd

jens tuengerthal 23.9.20

Dienstag, 22. September 2020

Lustreisen

Weiss nicht ob jeder Mann
Anders ist mangels genug
Persönlicher Erfahrung im
Erotischen Bereich dort bin
Eben nur eine schlichte Hete
Aber die Frauen denen ich
Je körperlich nah sein durfte
Waren alle unterschiedlich
Auf ihre Art einmalig wie ein
Wunder für sich weil jede ein
Anderes Wunder ist in vielem
Von Geschmack über Geruch
Die Art wie sie berührt werden
Besonders erregt ist auch wenn
Die Anatomie sich ähnelt doch
Bei jeder wieder anders ist
Jede Frau ein Wunder für sich
Was es wo gewünscht neu
Zu entdecken gilt auch immer
Eine erotische Welt für sich
So gesehen bin ich wohl doch
Ein Weltreisender geworden
Durfte von mehr Kontinenten
Kosten als unser Planet hat
In mehr Länder reisen als es
Auf unserer Erde gibt und so
Liegen die wertvollsten Reisen
Dort wo wir uns ganz nah kommen

jens tuengerthal 22.8.20

Totengespräche

Vor der Lektüre dieser Verse über einen Text von Leopardi sein alle gewarnt, die gerne weiter an die Seele wie der Geister Unsterblichkeit glauben wollen.

Wie sprechen die Toten wohl
Miteinander wie zu uns fragt
Sich mancher wohl angesichts
Des sicheren Übergangs der
Uns allen irgendwann bevorsteht
Sind sie oder nie mehr etwas
Wie es die Natur uns nahe legt
Überlegte Giacomo Leopardi
In seinen Opuscula Moralia gut
Gibt es im Gespräch zwischen
Friedrich Ruysch und seinen
Mumien was sich auf die von
Dem im 17. bis 18. Jahrhundert
In Amsterdam lehrenden Arzt
Präparierten Leichen bezog
Zu deren Konservierung er
Eine besondere Methode
Entwickelt hatte was ihn noch
Bis heute berühmt machte
Erstaunlich klug wieder oder
Erdachte es meisterhaft
So erfährt der gelernte Apotheker
Den die Mumien mit ihrer Musik
Geweckt hatten dass sie feierten
Weil das große mathematische Jahr
Zu Ende ging und sie zum ersten mal
Sprechen wie singen konnten was
Letzteres bereits ein Ende fand
Nur sprechen könnten sie noch
Eine Viertelstunde mit Lebenden
Denen sie antworten sollen
Ruysch fragt nach dem Erlebnis
Des Todes worauf sie keine
Antwort haben weil sie ihn nicht
Erlebten Sterben wie Einschlafen sei
Sie natürlich nichts erlebten weil
Die Fähigkeit zur Wahrnehmung
Nach der Natur mit dem Tod ende
So sei der Tod eher ein Lustgefühl
Ohne Schmerz weil solcher vital sei
Während im Tod einfach alles ende
Also auch jedes Leid das Gefühl
Dabei erinnere an wegdämmern
Der ruhigen Befriedigung nach
Dem kleinen Tod gliche dieser
Woran sie dann merkten dass
Der Tod eintrat beantworten ihm
Die Mumien nicht mehr sie sind
Wie er nun auch bemerkt tot
Von Nichts kommt nichts mehr
Wie klug ist dieser Dialog doch
Denke ich wenn ich mich an
Den eigenen Tod erinnere als
Minutenlang umgefahren mein
Herz nicht mehr schlug was
Wie die Leserin leicht bemerkt
Nicht das Ende der Geschichte
Für mich bereits war der dies
Nun 33 Jahre schon überlebte
Auf der Suche nach dem Glück
Denn ich erinnere mich an nichts
Weder die Tage davor genauer
Noch die Monate danach die ich
Bewusstlos verbrachte und also
Naturgemäß nichts bemerkte weil
Der angeschlagene Kopf der
Zuvor noch eine Autoscheibe
Zertrümmerte nicht dachte
Solang ich bewusstlos war
Warum ich auch an nichts litt
Bis mir bewusst wurde was war
Aber da lebte ich wieder warum
Alles nicht mehr schlimm war
So ist es mit dem wirklichen Tod
Wohl wie Leopardi klug erkannte
Ganz wie mit dem klinischen den
Dank Unaufmerksamkeit ich für
Minuten kennenlernen durfte schon
Es ist nichts mehr und damit auch
Nichts mehr was ich fürchten müsste
Wie Epikur schon so klug schrieb
Den Leopardi über Huysch aber
Nur für die erfundene Seele mit
Ins Gespräch bringt solange ich
Lebe ist der Tod nicht da aber
Wenn er kommt bin ich nicht mehr
Was Debatten über die Seele wie
Ihre geaberglaubte Unsterblichkeit
Völlig entbehrlich macht am Ende
Bleibt nur fraglich warum wir ihn
So fürchten und schrecklich finden
Manche sich ein Leben lang quälen
Nur ihm zu entgehen ob diese Sicht
Gesellschaftlich gewünscht nur ist
Damit nicht mehr früher entscheiden
Der Qual ein Ende zu machen
Vor allem aber nicht bemerken
Wie Epikur es uns schon lehrte
Dass am Ende nur Genuss zählt
Die Priester nicht arbeitslos werden
Menschen weiter gehorchen wie
Ihr Leben fürs Vaterland riskieren
Sich arbeitend weiter aufreiben
Damit es weitergeht wie bisher
Aber zum Glück war es nur die
Kluge Phantasie von Leopardi
Wo kämen wir auch hin wenn
Mehr Menschen bemerkten
Wie gut alles endet wenn sie
Nicht mehr sind

jens tuengerthal 22.9.20

Montag, 21. September 2020

Liebesalbtraum

Träumte heute Nacht sehr
Real von meiner verlorenen
Liebe die wieder zu mir kam
Dabei alles tat um mich zu
Verführen mit ihrer Schönheit
Wie mich dann im plötzlichen
Wechsel der Stimmung aus
Dem Nichts zu verstoßen
Und wieder bettelte ich Narr
Um ihre Liebe und sah damit
Die ganze Welt untergehen
Mit dem Verschwinden dieses
Engels der zugleich alles tat
Um mich zu erniedrigen nur
Wie Nabokovs Lolita einst
Sich Bestätigung eroberte
Erwachte gequält erschüttert
Besser war der nächste Traum
Nicht wirklich aber zumindest
Ohne sie die sich ungefragt
In mein Leben wieder schlich
Deute keine Träume die nur
Spiegeln was noch in uns ist
Glaube an kein Unterbewusstsein
Was immer unfrei macht
Nehme es wie es ist was nur
Auf kurze Zeit reduziert zeigte
Was mein Verstand längst weiß
Also das klare Bewusstsein
Wie es in der Liebe war und ist
Die selten vernünftig kommt
Deren naives Opfer ich wurde
Die Ewigkeit für ewig haltend
Dabei ist alle Natur endlich
Lächle über die Schönheit
Der geteilten Momente voller
Lust und Liebe in Erinnerung
Froh allem anderen entkommen
Zu sein und überlebt zu haben
Wünsche ihr alles Gute aber
Bitte ohne Drama mit mir
Natürlich nervt mich noch die
Ungerechtigkeit wie sie mich
Immer aufregen würde doch
War die realistische Erfahrung
Sehr lehrreich um nie wieder
Sein Herz leicht zu verlieren
Denke ich klar vernünftig
Die Warnung war deutlich
Zumindest in der Theorie
Ob die Liebe im Ergebnis
Je anders sein könnte bleibt
Die große Frage für mich
Klüger scheint mir davon frei
Ohne Albträume zu leben
Die mit der Sehnsucht wie
Dem Wunsch nach Ewigkeit
Wie ihn die Liebe gerne hegt
Natürlich eng verbunden sind
Habe einen Albtraum überlebt
Habe wunderbar lustvolle
Geliebte die alles übertreffen
Was ich mit Frau je erlebte
Wie Geliebte immer keine
Fehler haben weil die aus dem
Wunsch nach Ewigkeit ganz
Natürlich resultieren und denke
Eigentlich ist die Welt doch so
Die beste aller möglichen wie
Voltaire es im Candide sagte
Frage mich nur manchmal noch
Woher die Sehnsucht nach Liebe
Die nie erfüllt was sie verspricht
In uns Menschen kommt oder
Verkennt dabei nur ein zugegeben
Etwas naiver Mann die Frauen
Die mit den Worten der Lust
Alles versprechen um geliebt
Wie dabei begehrt zu werden
Doch tun es Männer oft nicht
Anders ohne jeden Skrupel
Weil die Lüge der Liebe zum
Ewigen Spiel der Geschlechter
Gehört als Teil unserer Natur
Wir alle begehrt und geliebt
Werden wollen mehr als alles
Auch wenn wir überzeugt sind
Diese Liebe sei die Wahrheit
Bis sie sich wieder verliert
Oder seltener uns überlebt
Bleibt sie natürlich Lüge
So war der Traum verbunden
Mit den Worten einer Hure
Die Rudolf im Weltpuff belehrt
Nachhaltig wirkungsvoll hoffe ich
Freiheit und Verstand künftig
Dauerhaft mir zu erhalten statt
Allein Gefühlen zu vertrauen
Die flüchtig wie der Wind nie
Eine Erklärung brauchen
Wenn sie einfach verschwinden
So kann ich für den Albtraum
Dankbar sein der mich wieder
Daran erinnerte auf was es
Wirklich ankommt in dem
Was an Leben mir bleibt
Dankbar und glücklich zu sein
Für alles was war um sich
Auf das zu freuen was kommt
Weil wir einzig sicher wissen
Dass es endet ist die Zeit
Die bleibt zum genießen da

jens tuengerthal 21.9.20


Sonntag, 20. September 2020

Selbstbeziehung

Kümmere mich gerne völlig
In Beziehung und aus Liebe
Selbstlos um andere kann
Bei der Rettung mich ganz
Vergessen und fragte mich
Selten was will ich eigentlich
Für mich außer Retter zu sein
Weil es doch gut war sich so
Für andere zu bemühen der
Altruismus besser doch ist
Als der verbreitete Egoismus
Wusste lange nicht was ich
Wirklich wollte außer lieben
Wie dafür geliebt zu werden
Nun bekomme ich endlich
Ohne Beziehung oder Liebe
Eine solche zu mir die zwar
Vieles übliches schnell erledigt
Außer Büchern Schreiben Kunst
Bleibt noch Denken und Sex
Den die meisten gerne haben
Wenn auch selten nach Wunsch
Weil wenige darüber reden was
Für sie selbst wirklich wichtig ist
Frage es mich auch immer mal
Am Ende bleiben nur die Worte
Weil Liebe ungeteilt einsam macht
So eine Welt für sich zu haben
Könnte Glück genug wohl sein
Bliebe nicht immer die Sehnsucht
Dies Glück teilen zu können 
Warum für andere da zu sein
Teil meines selbst wohl ist was
Nur geteilt glücklich sein kann
Ob das je möglich sein könnte
Dabei Probleme nicht überwiegen
Ist die immer wieder Frage
Auf die ich keine Antwort habe
Gleichgewicht scheint das Ziel
Zwischen Ego und Liebe 
Die Theorie ist soweit klar
Abgedroschen schon fast
Was es im Alltag bedeutet
Werde ich wohl ein Leben lang
Suchen müssen ohne zu wissen
Wohin es gehen soll doch
Beruhigend ist dabei immer
Was Fontane treffend sagte
Das beste was Leben sendet
Ist das Wissen dass es endet
Bis dahin suche ich weiter nach
Einer Beziehung mit mir selbst

jens tuengerthal 20.9.20

Bücherbeziehung

Die längste Beziehung habe ich
Zu Büchern und ihrer Lektüre
Sicher war die Familie schon da
Bevor ich noch lesen konnte
Aber näher kamen mir doch
Viele Bücher die ich las die
Tief in mich eindrangen um
Von dort aus mich zu prägen
Bekam sehr viel vorgelesen
Vor allem von meiner Mutter
Einer großen Bücherliebhaberin
Wie begnadeten Vorleserin auch
Was sie ihrem Sohn vererbte
Der seiner Tochter viel vorlas
Wie selbst mit Büchern lebt
Zu ihnen in inniger Beziehung
Näher als je eine Frau kam
Auch wenn ich mit einer schon
Die Bibliothek teilen wollte
Als beider Lebensglück kam
Es am Ende zum Glück nie
So weit denn Frauen gingen
Aber Bücher blieben immer
Warteten treu bis ich sie
Manchmal nach Jahren erst
Wieder in die Hand nahm
Die alte Liebe zu erneuern
Denn tiefe Liebe ist es wohl
Darum war ich auch völlig
Als Buchhändler ungeeignet
Wie sollte ich Geschäfte je
Mit meiner alten Liebe machen
Dazu fehlt dem großen Gefühl
Der notwendige Realismus wohl
Prostitution mochte ich noch nie
Auch käufliche Liebe genannt
Blieb darum ein armer Dichter
Der die Bücher immer liebte
Kein Geschäft mit seiner Liebe
Je machen kann oder wird
Weil Business mit Liebe nie
Gut geht ohne zu wissen
Was sonst Bedeutung hätte
Lebe ich zumindest diese Liebe
Konsequent bis zum Ende
So liebte ich wohl viele Frauen
Aber noch viel mehr Bücher
Summasumarum bleibe ich
Den Büchern darum treu bin
In polygamer Liebe monogam
Habe seitenweise Liebe noch
Vor mir im Leserleben
Mehr kann nie sein

jens tuengerthal 20.9.20

Beziehungslos

Beziehungslos lebt sich leicht
Lust wird unverbindlich nur
Genossen ohne große Gefühle
Wie Rudolf im Weltpuff schreibt
Seiner Zeit 100 Jahre voraus
Immer möglich in Berlin wo
Genug Einsame auf eine
Beschäftigung mit ihnen warten
Dankbar jede Zuwendung noch
In sich aufnehmen für Momente
Illusionärer Zweisamkeit die
Brücken über das Nichts bilden
Die einsame Leben gefühlt sind
Statt dessen immer beschäftigt
Zwischendurch unterhalten von
Von beziehungslosen Versuchen
Unverbindlich sexueller Paarung
Dabei keine Zeit zum nachdenken
Was manchen viel besser tut als
Bewusstsein über das Nichts
Hinter dem immer hippen 
Wir nennen es Leben nur
Manchmal wäre ich gerne
Verbindlicher noch doch
Lebe ich angepasst

jens tuengerthal 20.9.20

Samstag, 19. September 2020

Weltpuffwelt

Heute das Nachwort gelesen
Das den Weltpuff Berlin auch
Literarisch ins Werk des Autors
Einordnet und manches aufzeigt
Nicht weil ich schon fertig wäre
Sondern weil mich manches
Immer wieder wundern ließ
In diesem großartigen Roman
Der Fragment womöglich blieb
Wie so vieles was der Dichter
Rudolf Borchardt anfing aber
Im Überschwang für andere
Große Ideen liegen ließ wie
Im Weltpuff Berlin zu merken
Wo manches nicht stimmig ist
KaDeWe und Adlon gab es 1901
Zur Zeit der Handlung aus der
Jugend Rudolf Borchardts etwa
Noch nicht auch manche Clubs
Oder Tanzstätten tauchten erst
Später im Nachtleben auf doch
Zeigt sich Borchardt als guter
Kenner des Berliner Stadtlebens
Beschreibt Menüs en Detail wie
Rituale auch in den Bordellen die
Den erfahrenen Insider offenbaren
Es korrigierte nur kein Lektor
Manche Figuren haben reale Vorbilder
Sind diesen getreu nachgezeichnet
Wie Vater und Mutter insbesondere
Andere sind Kompositionen auch
Welche Vorbilder wie auf den
Reifen Autor wirkten der auf seine
Jugend zurückschaut während
Der Herausgeber Gerhard Schuster
Nur teilweise eher nebenbei würdigt
Wie Borchardt in seinem Werk zuerst
Eine Kulturgeschichte des Bürgertums
Schrieb wie der Sexualität dieser Zeit
Als unterhaltsame Nebensache dazu
Halte ich ersteres für den Kern des Buches
Aus einer nun schon fernen Zeit in der
Die Buddenbrooks auf den Markt kamen
In der Borchardt sexuell freizügiget
Freier als unsere befreite Zeit schrieb
Wenn auch auf Kosten der Frauen oft
Oder weniger öffentlich zumindest dabei
Die bürgerliche Kultur des Kaiserreichs
Sehr genau beschrieb von der viele
Etwas verschwommene Vorstellungen
Nur haben sich damit größere Verdienste
Erwarb als in dem meiner Meinung nach
Eher ironischen sexuellen Eskapaden
Des dort omnipotenten Rudolf Borchardt
Die aber immer noch zur Aufklärung über
Das ewige Spiel der Geschlechter dienen
In ihrer Schreibweise dabei eher wie auch
Schuster feststellt an Casanova erinnern
Den Mann der die Frauen liebte als an
De Sade oder Miller liebevoll stets mit
Leidenschaft und Verehrung geschrieben
Stets neue Superlative für jede findet der
Das Gefühl der Einmaligkeit gegeben wird
Was beide Geschlechter so sehr lieben
Auch sein immer wieder Spiel mit Sprache
Wie mit verschiedenen Sprachen die dabei
In der Konversation leicht nebeneinander
Bestehen und sich ergänzen auch wenn
Er sich bereits als Dichter bezeichnet
An den Inselband erinnernd der diesen
Großen Literaten schon vorstellte
Ein wunderbar ironisch eitles Spiel
Was noch über Manns Keuschheit 
Mit frecher Dreistigkeit 1938 spottet
Was ist als verspotteten wir die Moral
Der 80er was mir nicht nahe liegt
Es bleibt erstaunlich wie ein Autor
Aus bester Familie der tatsächlich
Die Promotion nie fertig schrieb für
Die der Vater ihn nach Berlin rief
Der dafür ein Jahr später verschwand
Lange nicht von seinen großen Ideen
Wirklich leben konnte dafür im Alter
In umso freizügigeren Stil schrieb
Der im Reich kaum zu veröffentlichen
Während er sich früherer Potenz
Nur noch sehnsüchtig erinnerte wohl
Als er mit 62 dieses Werk schrieb was
In vielem unvollendet blieb dennoch
Ein umstrittener Skandal lange war
Dessen Publikation die Erben noch
Zum Schutz der Familie verhindern
Wollten was nicht mehr gelang
Warum wir das Glück haben nun
In das Kaiserreich zu schauen mit
Den Augen des gebildeten Bürgers
Aus alter jüdischer Familie der dabei
Mit feinem Gespür für die Sitten
Beschreibt was die Menschen umtrieb
Und natürlich wie sie es trieben
Es lohnt unbedingt zu lesen auch um
Der Relativierung des freien Sex wegen
Der zur normalen Nebensache wird
Was manche Prioritäten korrigiert die
Viele noch immer leichtfertig setzen

jens tuengerthal 19.9.20

Todeszeitpunkt

Der Tod geht mich nichts an
Sage ich gerne mit Epikur
Und wenn er kommt fragt
Die ängstliche Mehrheit
Bin ich nicht mehr da
Erwidere ich ganz gewiß
Manchmal nur kommt er
Irgendwie unpassend
Denk ich in Gedanken
Bei Ruth Bader Ginsburg
Und weiß es ist 
Nur drei Monate mehr
Und sie hätte noch den
Schlechtesten Präsidenten
Diesen peinlichen Typen
Im Amt überlebt aber
Vielleicht erspart sie sich
Auch viel überflüssiges
Doch für sie die nun
Nicht meht ist ist alles
Egal was viel Freiheit schenkt
Die es auch nicht mehr gibt
Eine starke Frau hat ihren
Kampf gegen Krebs verloren
Gönne ihr Ruhe im Nichts

jens tuengerthal 19.9.20

Lochschwarz

Schwarze Löcher fressen ewig
Energie darin ähneln sie
Mancher Liebe sehr

Energie geht nie verloren
Liebe dauert ewiglich
Dunkel sind die Gründe

Am Ende bleibt Nichts
Alles Ewige löst sich auf
Nur der Schmerz wächst

jens tuengerthal 19.9.20

Freitag, 18. September 2020

Liebesglück

Was macht Liebesglück aus
Gibt es dieses überhaupt je
Oder ist es nur eine Illusion
Die uns Unglück ertragen lässt
Was meist die Mehrheit der Zeit
Die wir uns mit Liebe abgeben
Also in Beziehungen kämpfen
Nüchtern gerechnet ausmacht
Für den Traum erfüllter Lust
Wie emotionaler Anerkennung
Die wir am besten in uns finden
Statt sie bei anderen zu suchen
Die bestätigen sollen was uns
An uns selbst nicht mehr genügt
Ist die Liebe also ein Konsumgut
Was der Selbstbestätigung dient
Habe das Glück schon erfahren
Völlig selbstlos lieben zu dürfen
Doch überwog das Unglück meist
Zeitlich die euphorischen Momente
Wäre gern in der Liebe zufrieden
Wüsste was ich am anderen hätte
Genösse das Mögliche miteinander
Doch war es mir nie dauerhaft
Vergönnt sondern stets endlich
Traum mit schmerzhaften Folgen
Die mich fast das Leben kosteten
Was ich infolge nicht mehr schätzte
Warum der Verstand mir klar sagt
Gib den Traum auf und genieße
Das Leben in jedem Moment statt
Auf siche enttäuschte Erwartungen
Dein Glück aufbauen zu wollen
Fraglich wäre zwar was ohne bliebe
Doch bleibt es unvernünftig immer
Auf ein Glück allein zu setzen was
Nicht von meinem Willen abhängt
Nur wann ist die Liebe je vernünftig
Wirft der Traum vom Gefühl ein
Mit sich zufrieden zu sein ist stets
Der Anfang einer glücklichen Liebe
Sagen alle peinlichen Ratgeber
Diesen ausnahmsweise zu folgen
Könnte glücklicher machen als alle
Vorigen Versuche denke ich mir
Übe es noch ein wenig für mich
Aber solange ich es nur tue um
Glück in der Liebe zu finden bin ich
Noch auf dem Holzweg scheint mir
Zumindest sind Erkenntnis und Wille
Ein Anfang in die richtige Richtung
Am Ende kommt es ohnehin anders
Als vorher irgendwer gedacht hat
Einfluss darauf habe ich sehr wenig
Denke ich und genieße sonstiges
Vielleicht ist genossen zu haben
Ohnehin das größte Glück im Leben
Vom Liebesglück hab ich keine Ahnung
Sag dazu also lieber nichts mehr
Wäre nur unvernünftig was aber
Zumindest zum Thema mal passte
Emotionale Kompetenz suggerierte

jens tuengerthal 18.9.20

Bibliotheksglück

Welch Glück ist es doch
Dass es Bibliotheken gibt
Die das Wissen alter Zeiten
In schönster Form bewahren
Diese wunderbaren Orte voller
Bücher als Quellen des Geistes
Denke ich und trage doch längst
Eine Klassikerbibliothek die viel
Größer ist als meine kleine reale
Im Telefon mit mir herum was die
Bibliotheken zu Museen macht
Die ich zur Lektüre eigentlich
Nicht mehr bräuchte auch wenn
Das Lesen echter Bücher noch
Viel schöner ist als elektronischer
Warum ich noch mit ihnen lebe
Den treuesten Lieben des Lebens
Die sich nach Laune lesen lassen
Mit oder ohne Strom verfügbar
Könnte es anachronistisch sein
Doch gefällt es mir auch sehr gut
Alte Bibliotheken heute virtuell
Besuchen zu können statt noch
Dorthin reisen zu müssen wie
Generationen von Forschern es
Lange für einen Band zu reisen
Der in einer nur zu finden war
Nun findet sich alles Wissen
Unserer Welt auf Telefonen
Oder Tablets überall verfügbar
Wäre dies frei wären wir es
Mehr als es derzeit scheint
Auch wenn ich hoffe nie länger
Ohne Zugriff auf die allergrößte
Virtuelle Bibliothek sein zu müssen
Genieße ich es doch immer wieder
Einen Brockhaus zuhause zu haben
Das Wissen der letzten Ausgabe
In Leder gebunden gedruckt nun
Bei mir stehen zu haben als Basis
Dessen was ich bei Wiki nachlese
Das Lexikon mit dem ich aufwuchs
So mögen die realen Bibliotheken
In digitalisierten Zeiten überflüssig
Als Wissensspeicher geworden sein
Doch sind sie nun schönster Ausdruck
Einer gewachsenen Kultur die auf
Dauer und Fortbestand gerichtet ist
Also vom Frieden in sicheren Zeiten
Als Museum bis in die Gegenwart
Künden vom Traum aller Leser der
Welt voller zu lesender Bücher 
So sind alte Bibliotheken die Tempel
Des Humanismus im besten Sinne
In denen wir unsere Kultur feiern
Allein dafür lohnt ihre Erhaltung
Wie der anderer Sakralbauten
Nur lebten diese vom Glauben
An den Verstand und das Wissen
Sehen wir sie als die Kultstätten
Von Freiheit und Aufklärung wie
Die Enzyklopädie des Diderot einst
Den Geist der Revolution säte
Ausdruck egalitärer Aufklärung war
Als fein gebundenes Wissen der Zeit
Was ein Spiegel auch der Philosophie
Der Aufklärung war die endlich wieder
Fortsetzte was die Renaissance begann
Das Glück des Einzelnen zu betonen
Dessen folglich Freiheit im Zentrum stand
Wie gut ist es also dieses zu betonen
Ein friedliches Miteinander mit Büchern
Zu fördern die auf Wissen setzen statt
Auf Ideologie und Glaube nur wie es
In den USA unter Trump üblich wurde
Feiern wir diese Tempel der Aufklärung
Hegen wir museal unsere Bibliotheken
Auch wenn wir längst digital lesen
Sie sind was es von unserem Erbe
Für die Zukunft zu verteidigen gilt
Bibliotheken sind unser Glück

jens tuengerthal 18.9.20