Sonntag, 9. Dezember 2018

Glaubensbefreit

Waren Kulturen ursprünglich gläubig
Begann Kultur erst mit dem Glauben
Überwindet Hochkultur ihn endlich
Oder gab es nie Kulturen ohne ihn

Vieles wissen wir nicht mangels
Irgend schriftlicher Überlieferungen
Der Ulmer Löwenmensch aber
Weist auf frühen Glauben hin

Am Ende der letzten Eiszeit also
Vor rund 40.000 Jahren glaubten
Frühe Menschen wohl an etwas
Schufen zumindest Figuren dazu

Figuren die Mensch und Löwe
In der geschnitzten Elfenbeinfigur
Zu irgendwelchen Zwecken einte
Sehr aufwendig hergestellt wurden

So scheint der Ulmer Vorkriegsfund
Ein Hinweis auf frühe Religiosität
Die Menschen Grund gab dafür Zeit
Von über 400 Stunden zu investieren

Einige Kulturen verneinten jedoch
Die Existenz von Göttern völlig
Betrieben keinen Totenkult und
Waren ohne Himmel glücklich

In anderen Kulturen entwickelte sich
Freiheit von erfundenen Göttern mit
Dem höheren Stand der Entwicklung
Etwa bei den Griechen und Römern

Der marxistische Atheismus war nie
Ein solcher sondern nur eine weitere
Wahrheitslehre mit Glaubenssätzen
Warum er kulturell eine Religion ist

Dies zeigt sich häufig am Erstarken
Von Formen des Glaubens in allen
Kulturen die diese Form der Diktatur
Wieder überwanden um frei zu sein

Pygmäen und Eskimos jedoch etwa
Kannten keine organisierten Formen
Des Glaubens und lebten mit der Natur
Deren Wege sie als natürlich ansahen

Es finden sich noch einzelne Beispiele
Von Kulturen auch ohne Glauben aber
Sie sind universell betrachtet eher die
Ausnahme denn vernünftige Regel

Die Gesellschaften ordnenden Werte
Von Glaube und Religion haben sich
In verschiedenen Formen verbreitet
Finden sich in fast allen Kulturen

Epikur ließ im noch staatlich religiösen
Griechenland die Götter zumindest
In eine ferne unberührte Welt entrücken
Damit keiner vom anderen tangiert sei

Der Atheismus seiner Lehre wäre damals
Eine Straftat gewesen warum sich nicht
Sicher sagen lässt ob diese Lehre nur die
Offizielle Lesart verbotenen Denkens war

Lukrez war dahingehend bereits freier
In seinem Lehrgedicht gab er wieder
Was geistiger Konsens gebildeter Römer
In der Spätzeit der Republik bereits war

Epikur und seinen freien Garten verehrend
Fürchteten sie den Tod nicht und sahen
Es als Aufgabe ihr Leben zu genießen
Wenn es Götter gab waren sie irrelevant

Überliefert aus den frühen Kulturen sind
Vielfach Spuren ihrer Religiosität noch
Zumindest wurden sie bisher so gedeutet
Um eigenen Erwartungen zu genügen

Von Stonehenge bis zum Hinkelstein
Meinen wir Naturreligion zu erkennen
Wissen nicht ob ihnen die Astronomie
Wichtiger war als etwa Astrologie vielen

War die Himmelsscheibe von Nebra
Eine Sternenscheibe zur Orientierung
Oder Teil eines Gottesdienstes schon
Gar beides zusammen und parallel

Wir trennen Glaube von Wissenschaft
Was in früheren Zeiten unüblich war
Aber auch die Spuren etwas verwischt
Wie etwas zu verstehen ist bleibt unklar

Druiden waren Hohepriester wie zugleich
Mediziner und Kräuterkundige die auch
Vielfach historisches Erbe weitergaben
Teil der Kultur der Gemeinschaft eben

Seit Kant spätestens braucht unsere
Kultur keine Religion mehr um Moral
Oder ethische Werte zu definieren
Wir wurden sozial Glaubensbefreit

Ob der kategorische Imperativ nun
Mit seinem komplexen Denken echt
Befreite scheint mehr als fragwürdig
Er könnte viele schlicht überfordern

Ist damit der Glaube einfach nur
Die primitivere Ethik für schlichte
Gemüter die der KI übersteigt
Damit alle sich zurechtfinden

Dann spräche manches für einen
Ursprünglichen Glauben bei dem
Nur unklar ist womit er begann ab
Wann Menschen Götter erfanden

Warum befreiten sich Völker von
Der Herrschaft höherer Wesen
Nahmen andere sie niemals an
Während einige es bis heute tun

Die USA waren wesentlich freier
Von Religion als sie im Geiste
Der Aufklärung sich gründeten
Als Republik befreiter Kolonien

Was gab Islam und Christentum
Solange Gewalt und Macht sich
Über den ganzen Erdball bis heute
Mit ihrem Aberglauben zu verbreiten

Friedrich der Große schrieb noch
Als Kronprinz atheistische Werke
Zu denen er sich später nicht mehr
Äußerte die Ordnung zu wahren

Welche Werte vermitteln wir denen
Die vom Glauben befreit aufwachsen
Sofern sie der Ki geistig überfordert
Genügt für die Moral ein Grundgesetz

Lässt sich aus der Geschichte bereits
Der Schluss ziehen das Religion uns
Gute Werte vermittelt weil alle es tun
Oder spricht Masse gegen erlesen

Weit entfernt davon Glaubensbefreit
Bereits zu leben sind wir oft paradox
Zwischen Gewohnheit und Wissen
Lassen wir uns von Tradition treiben

Der Glaube ist heute eher Accessoire
Bestimmter Lebensumstände denn
Überzeugung und wird entsprechend
Flexibel zur Einrichtung bloß benutzt

Will die Auflösung der Strukturen
Als atheistischer Kantianer nicht
Beklagen doch der Ersatz ist oft
Von noch weniger geistigem Niveau

Heidegger Hitler Sartre und Stalin
Einte zumindest kein Glaube
Was sie nicht moralischer oder
Ethisch vorbildlicher machte

Sie waren theoretisch zumindest
Näher am KI als viele ihrer Opfer
Praktisch aber ferner als Gläubige
Die ethisch viel besser handelten

So können wir heute sagen dass
Die Welt ethisch besser wäre wenn
Werte ohne Glauben begründet sind
Aber praktisch kein Beispiel taugte

Die Beispiele der Kulturen ohne sind
Eher spärlich gesät was noch nichts
Über den Wert der Seltenheit sagt
Fraglich wären Glück und Freiheit

Angesicht der riesigen Windmühlen
Des Aberglaubens fragt sich ob der
Kampf für freie Vernunft hier lohnt
Oder nur zum Don Quijote machte

jens tuengerthal 09.12.2018

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