Samstag, 17. Oktober 2020

Leserleben

Viele wollen was erleben
Unternehmen darum etwas
Wollen immer was machen
Um nicht unbeschäftigt zu sein
Was ihnen langweilig wäre
Dachte lange auch ich müsste
Mehr machen um bloß nichts
Zu verpassen und quälte mich
Darum auf Reisen oder zu
Meist mich bald langweilenden
Veranstaltungen mit zu vielen
Menschen dabei um mich was
Aber zumindest den Vorteil hatte
Dabei schöne Frauen gelegentlich
Noch beobachten zu dürfen was
Eine meiner liebsten Formen des
Naturgenusses immer noch ist
Ließe ich das Lesen beiseite was
Wo es mich fesselt noch von jeder
Schönheit genug ablenken kann
Warum meine liebste Bar einen
Raum voller Bücher ohne Musik
Neben dem sonstigen Treiben hat
Wo ich Lesen und Schreiben kann
Gelegentlich mit Bekannten noch
Einige Worte wechsle um sich am
Caféleben zu beteiligen doch erste
Priorität hat immer die Lektüre
In die einzutauchen ich meistens
Den üblichen Gesprächen vorziehe
Dies ohne etwas gegen Menschen
Zu haben besonders wo weiblich
Aber das eigentliche Leben findet
Für mich zwischen Buchseiten statt
Die Realität ist eine bloße Illusion
Denke ich in Bücherwelten versinkend
Zu gerne und wie weit entführen mich
Diese jeden Tag nach Laune noch
Wie heute wieder wo ich mit Anne Weber
In den Versen ihres wahrlich großartigen
Werks Annette ein Heldinnenepos durch
Frankreich zu Zeiten des Weltkrieges mit
Einem Mitglied der Résistance wandelte
Ein wenig in der italienischen Renaissance
Auf den Spuren Petrarcas spazierte um
In Erinnerung dessen zu Montaigne noch
Zu greifen der neben dem Galiani Band
Mit den Texten aus der Renaissance
Seinen Platz noch immer hat und so
Nochmal nach Frankreich zu ziehen
Von wo ich für ein Kapitel sodann noch
Nach Palästina ging zu Josephs Vater
Der sich bei seinem Onkel noch verdingt
In Manns großem Joseph und seine Brüder
Für einige Seiten im Mittelalter zu weilen
So bleibt die Lektüre immer ein Erlebnis
Was mich mit seiner Vielfalt erfüllt wie
Glücklich macht und genug in der Welt
Herumtreibt als dass ich den Drang hätte
Noch irgendwo hin zu müssen um dort
Die Worte zu finden die meine Verse
Suchen vom Glück zu erzählen was
Ein Leben als Leser ist voller immer
Neuer unerwarteter Erlebnisse die
Jenseits aller äußeren Mißgunst oder
Des hässlichen Ehrgeiz mit dem sich
Menschen so gerne übertrumpfen nur
Dem sich erschließt der liest sich also
Auf die Reise in seinem Kopf begibt
Dem größten Universum was wir nur
Haben und betreten können denke ich
Glücklich ein Leser geworden zu sein
Auch dank meiner viel vorlesenden
Mutter die früh diese Liebe weckte
Und habe so in einer kleinen Bibliothek
Eine Welt die größer ist als alles was
Ein nicht mehr zeitgemäßes Reisen
Durch die Welt mir offenbaren könnte
Das da sein wird von vielen überschätzt
Viel wichtiger ist ein glückliches Dasein
Was sich der Leser mit seiner Lektüre
Selbst erschafft und so lebe ich mit
Wenig dessen ich bedarf zwischen
Schönen Büchern und habe alles
Was Mensch nur erleben kann noch
Seitenweise vor mir und bin dankbar

jens tuengerthal 17.10.20

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen