Samstag, 31. Oktober 2020

Coronasophie Tag 2

Einmal um den Platz gelaufen
Kurz bei Edeka eingekauft dabei
Gestaunt wieviele verkleidete
Kinder mit ihren Eltern noch nach
Süßigkeiten betteln gingen als
Wäre nichts passiert im Land
Sie wurden in Läden abgewiesen
Wegen strenger Coronaregeln
Die Cafés und Restaurants um
Den Helmholtzplatz waren mehr
Als gut gefüllt draußen wie drinnen
Scheinen alle unbedingt nochmal
Raus zu wollen mit erwartbarem
Ergebnis aber ich will weniger
Über andere urteilen als lieber
Den eigenen Gedanken folgen
Warum fühle ich mich freier
Wenn ich dem Verbot vorgreife
Jetzt schon tue was geboten ist
Statt noch einmal zu feiern bevor
Alles vier Wochen geschlossen ist
Überlege ich und denke über die
Prinzipien des kategorischen
Imperativ nach der mich dabei leitet
Weil ich die Reduktion der Kontakte
Gut und nötig finde die mich sogar
Eine Date-Einladung ins Theater
Der ich sonst gerne gefolgt wäre
Es hätte Romeo und Julia gegeben
Was könnte passender beginnen
Ablehnen ließ wenn auch höflich aus
Zeitgründen um sich die Diskussion
Vorab zu ersparen und nun fragte
Noch ein Date an mit dem ich
Schon lange vor dem Lockdown
Verabredet war und ich überlege
Wie ich hier korrekt reagiere ohne
Jemand zu verletzen was mir dabei
Völlig fern natürlich liegt aber denke
Lieber wäre ich konsequent um den
Eigenen Ansprüchen zu genügen
Das in dieser Situation gebotene
Zu tun die Kurve abzuflachen denn
Es sind wieder hundert Tote mehr
Während am Platz eine seltsame
Party-Stimmung war weil es zu
Erstaunlich milden Temperaturen
Eigentlich eklig feucht ist aber doch
Auch der Halloween Abend ohne
Party weil der große Corona-Geist
Durch die Welt spukt immer noch
Massenweise neue Opfer fordert
In dieser Situation der staatlichen
Pflicht vorauseilen und tun was
Geboten ist scheint mir richtig
Die anderen dazu zu verpflichten
Hielte ich dagegen für anmaßend
Obwohl ich mir sicher bin was nun
Angemessen und vernünftig ist
Suche ich den sozialen Kompromiss
Weil auch dieser Lockdown nur
Funktioniert noch wenn Menschen
Vernünftig sind und mitmachen
Ansonsten droht uns wie längst
Franzosen und nun Österreichern
Der peinliche Hausarrest den
Kein Staat verhängen sollte
So scheint mir der vorauseilende
Gehorsam nur vernünftig um so
Frei wie möglich es zu schaffen
Damit gehorche ich nicht bloß
Sondern tue selbständig was
In dieser Situation geboten ist
Was ich für richtig halte trotz
Gewisser Zweifel im einzelnen
Denn besser fände ich es
Wenn es keine Verbote bräuchte
Frei zu bleiben als Bürger tue ich
Was ich für geboten nun halte
Es muss mir kein Staat hier
Unnötige Grenzen ziehen
Bleibe damit im Lockdown frei
Während andere dann müssen
Was ich von mir aus längst mache
So sehe ich in der Entscheidung
Die nötigen Beschränkungen nun
Vorwegzunehmen einen Ausdruck
Eigener Freiheit und Überzeugung
Der Staat folgt mir damit nur noch
Wie die Herde während ich frei
Dazu entschlossen tue was nötig
Dies ließe sich im weiteren auch
Mit der exponentiellen Entwicklung
Die Zahlen explodieren lassen gut
Erklären und begründen doch mir
Ist der kategorische Imperativ hier
Maßstab genug um meine Freiheit
Auch in der Not noch zu verteidigen
So zu leben wie ich es richtig finde
Eine Verabredung einhalten aber
Im Rahmen dessen was ich für
Angemessen und geboten halte
Wäre so ein Kompromiss falls
Die Frage sich tatsächlich stellt
Was noch relativ offen scheint
In Freiheit dem Gebot vorgreifen
Es übernehmen weil nötig gibt mir
Die größtmögliche Freiheit dabei
Ist die Dummheit oder Ignoranz
Anderer zu beurteilen zum Glück
Nicht meine Aufgabe da jeder selbst
Mündig moralisch entscheidet was
In dieser Situation für ihn geboten ist
Moralisch besser handelten andere
Nur wenn sie ihrem Gewissen folgten
Womit das Thema erledigt ist für mich
Weil vermutlich viele lieber unfrei sind
Also eigentlich unaufgeklärt handeln
Sich trotz vielleicht Verstand noch
Wie Idioten benehmen ist es gut
Wenn der Staat für alle diejenigen
Die es nicht verstehen können ob
Aus Mangeln an Verstand oder nur
Der durch Gewohnheit geprägten
Unfähigkeit ihn zu benutzen Regeln
Erlässt denen sie ohne Verstand
Dann folgen können wie es ihnen
Vorgeschrieben wird weil sie zu faul
Sind selbst moralisch zu handeln
Was im Sinn Kant hier folgt ist
Die schlichte Erklärung meiner
Motivation so zu handeln wie es
Geboten und nötig mir scheint statt
Vom Staat gegängeltes Subjekt nur
Zu sein was die letzte Chance in
Freiheit nutzt Unsinn zu machen
Um dann beim erwartbaren Ergebnis
In Schranken gewiesen zu werden
Da bin ich lieber frei und tue was
Das Gewissen für nötig hält
Macht das Leben schöner
Vor allen bleibe ich mündig

jens tuengerthal 31.10.20

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