Freitag, 30. Oktober 2020

Coronasophie Tag 1

Ab Montag gilt wieder ein dann
Beschränkter Lockdown im Land
Über den noch juristisch gestritten
Wie politisch debattiert werden wird
Auch wenn er bereits beschlossen ist
Aber nötig und vernünftig mir scheint
Wollte heute eigentlich wie so viele
Hier nochmal in meine liebste Bar
Zu den Bösen Buben gen Mitte als
Quasi Abschiedsfest vor der Pause
Doch entschied ich mich dagegen
Zwar bin ich auch nicht sicher ob
Es mit Gastronomie und Kultur nicht
Die Falschen trifft die wenig zur
Verbreitung beitrugen weil sie schon
Strengen Auflagen vorher folgten
Doch ging es politisch hier darum
Ein Zeichen zu setzen um dem nun
Wieder exponentiellen Wachstum der
Erkrankungen wie auch der Toten
Etwas deutlich entgegenzusetzen
Was für den Rückzug in die quasi
Quarantäne im eigenen Heim steht
Was auch nicht mit vielen noch geteilt
Werden soll auch wenn weiterhin 
Die Unverletzlichkeit der Wohnung
Vor dem Interesse an Kontrolle noch
Vorrang hat was einerseits gut so ist
Andererseits das Risiko deutlich erhöht
Das weiterhin Leben gefährdet wird
Weil es immer genug Idioten gibt
All dies mögen Juristen debattieren
Zum verfassungsgemäßen Ergebnis
Am Ende noch zu kommen was mich
Viel mehr interessiert aber ist die Frage
Was macht Isolation mit mir und wohin
Treibt sie dann die Gedanken auch
Wenn gewisse Ausnahmen in Einzelfällen
Gestattet werden um damit auch dem
Wahnsinn ein wenig vorzubeugen vielleicht
Sexualität nicht auf Onanie zu beschränken
Zumindest für die meisten hier Singles
In kleiner Runde sind Treffen möglich was
Die Isolation nicht vollkommen macht aber
Doch eine Chance zu neuen Gedanken gibt
Statt sich mit anderen irgendwo zu treffen
Weil ich diese Unterbrechung richtig finde
Beginne ich sofort mit ihr da bei mir keine
Staatskanzlei gerichtsfeste Beschlüsse erst
Formulieren muss sondern ich einfach aus
Eigenem Entschluss damit anfange mich
Wie Montaigne einst in meinen Bücherturm
Wenn auch mit leider kleinerer Bibliothek
Dafür aber im Gegensatz zu Michel noch
Am Ende des 16. Jahrhunderts heute mit
Internet solange der Strom fließt wie Tee
Aus China Indien und Japan aber dafür
Keinem Weinberg vor der Tür und bisher
Ohne Korrespondenz mit Königen oder
Mitgliedern der Bundesregierung gerade
Der Gedanke scheint mir so verlockend
Des Rückzugs nicht die Korrespondenz
Mit Mutti auch wenn ich sie für klug halte
Es vielleicht sogar spannend wäre doch
Ist es bisher noch kein Thema für beide
Dass ich sogar den sonst sehr reizvollen
Freitäglichen Besuch bei den Bösen Buben
Bis zum Ende der Zeit verschob um so das
Was ich kategorisch richtig finde auch zu
Leben und dementsprechend zu handeln
Als Motivation genügt mir dabei die Chance
Durch dieses Verhalten die Kurve ein wenig
Abflachen zu helfen damit Leben zu retten
Schön wäre es gewesen in der Bar noch
Von allen Abschied zu nehmen besonders
Von einigen die schon näher standen doch
Schien mir die Pflichterfüllung hier wichtiger
Als die liebe Gewohnheit da gerade erst die
Durchbrechung dieser eine Chance gibt
Den bisherigen Verlauf zu verändern dabei
Treibt mich weniger eigene Angst vor der
Infektion auch wenn ich mit Asthma wohl
Zur Risikogruppe zählte was mich aber
Bisher auch von nichts abhielt wenn ich
Sonstigen Antrieben folgte die nicht immer
Einen Abstand von über einem Meter
Noch einhielten doch denke ich es braucht
An dieser Stelle einen klaren Bruch mit den
Gewohnheiten um noch was zu retten damit
Nicht über Leben entschieden werden muss
Weil wir mangels Kapazitäten nicht mehr alle
Retten können das retten wollen wie können
Ist ja schon lange mein Thema irgendwie
Hat schon zu Kinderzeiten bei der damals
Jugendfeuerwehr angefangen und bis heute
Innerlich und moralisch keine Ende gefunden
Im Gegenteil ist dieser Gedanke sogar stärker
Als der Wunsch lieben Gewohnheiten zu folgen
Doch der an der Grenze zur unterlassenen
Hilfeleistung stehende Fall in dem Ärzte
Patienten sterben lassen müssen weil es
Nicht genug Platz zur Behandlung gibt ist ein
Moralisches Drama was es zu vermeiden gilt
Das den zeitweisen Rückzug Grund genug
Bereits gäbe weil es zum einen asozial wäre
Ärzte damit zu Tätern zu machen die von uns
In eine Situation gedrängt wurden in der sie
Entscheidungen treffen müssen die niemals
Gesetzlich legitimiert werden können auch
Wenn Ethikkommissionen den Anschein uns
Geben wollten wir also die Retter bestraften
Zum anderen wenn ich etwas tun kann was
Leben rettet will ich gerne alles versuchen
Fühle mich dazu moralisch auch verpflichtet
Dabei das angenehme mit dem nützlichen
Noch zu verbinden macht den strengen Kant
Den kategorischen Leitfaden deutscher Moral
Ein wenig epikureisch was mir gut gefällt
Warum nicht Gutes tun und es genießen
Im Rückzug in die Bibliothek komme ich
Dem geträumten besten aller Leben
Schon relativ nah und ignoriere dafür
Auch die manchmal lästigen sonstigen
Bedingungen des Lebens ohne Bürgergeld
Was in dieser Phase noch wichtiger wäre
Aber das würde schon wieder zu politisch
Zumindest wird es eine Zeit davon zu
Erzählen auf der Suche nach einer
Philosophie für den Lockdown die das
Leben unter den gerade Bedingungen
So angenehm wie möglich mir machte
Darum geht es bei dem Experiment der
Coronasophie unter dem ich mir nun
Täglich unmaßgebliche Gedanken über
Das Sein unter den Bedingungen des
Lockdown mache und davon erzähle
Vielleicht dem eigenen Wahnsinn so
Vorab oder hinterher auf die Spur noch
Kommen kann zumindest mich frage
Was auf sich geworfen das Leben so
Angenehm wie nur möglich macht
Da stehen zuerst Bücher und Tee
Wie ein bis zur Decke reichender
Stapel an Spekulatius natürlich aber
Auch die Ruhe in Gedankenwelten
Die weiß im Rückzug Gutes zu tun
Was vielleicht den Blick schärft für das
Worauf es mir ankommt und was mich
Auf wesentliches reduziert ausmacht
Womit und ob ich glücklich sein kann
In der Welt der Bücher und Geschichten
Ob in der Not eine Chance liegen kann
Die mehr entwickelt als ich bisher sehe
Werde den täglichen Gedanken folgen
Die Leserinnen daran teilnehmen lassen
Um zu sehen wozu diese Zeit gut ist
So geht es in die nächsten vier Wochen
Darum was die Veränderung mit meinen
Gedanken und der Moral dazu macht die
Dem Handeln zugrunde liegen sollte
Zumindest theoretisch und Kant treu
Die vielleicht sogar vier Monate werden
Bis der Frühling Erleichterung bringt
Oder 8 Monate bis zum Sommer der
Schon letztes mal Erleichterung brachte
Über ein Jahr bis genug geimpft wurden
Was wird sich am Verhalten künftig ändern
Wohin führt mich dieser Weg noch außer
Zu mir und wie zufrieden werde ich sein
Die Not zur Tugend gemacht zu haben
Indem ich mich schon zurückzog was ist
Mehr und länger genießen zu können
Zumindest darin mal konsequent zu sein
Im Sinne eines kategorischen Denkens
Im Schatten der größtmöglichen Lust

jens tuengerthal 30.10.20

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