Was ist die Ehe heute noch
Als romantisches Überbleibsel
Das seit spätestens Romantik
Versorgung mit Gefühl verband
Sorgte früher einer für den andern
Finanziell sexuell kulinarisch erblich
Sind heute erwartungsgemäß beide
Möglichst finanziell selbständig wenn
Warum aber heiratet überhaupt noch
Wer unabhängig ist ums sich dafür
Formal abhängiger zu machen fragt
Adorno scharf in den minima moralia
So lebt nach dem großen Denker
Dem einst Kopf der Frankfurter Schule
Die Ehe nur noch als schmähliche Parodie
In einer Zeit fort die längst allem was
Das Menschenrecht Ehe ausmachte
Den Boden entzog und zum Trick wurde
Bei dem jeweils einer die Verantwortung
Für alles Üble das er begeht nach außen
Dem anderen zuschiebt während sie
In Wirklichkeit längst trüb sumpfig nur
Gemeinsam noch existieren können
Adorno meint anständig sei eine Ehe erst
Die in ökonomischer Unabhängigkeit frei
Miteinander existiert statt immer abhängig
Als Interessengemeinschaft sich zu bedingen
Da Ehe als Interessengemeinschaft unweigerlich
Die Erniedrigung der Interessenten bedeutete
Aber dennoch in der perfiden Welteinrichtung
Keiner wüsste wie sich dem zu entziehen
Wer nun meint nur die wirklich Reichen seien
Diesen niedrigen Interessen enthoben und frei
Könnten wahrhaft aus Liebe etwa heiraten irrt
Da die Verfolgung der Interessen längst allen
Reichen zur zweiten Natur wurde warum sie
Eben ihre finanziellen Privilegien nur erhalten
Indem sie dieser gierigen Natur auch folgen
Ohne eine Hoffnung auf Entkommen weil
Doch stets noch genug da ist
Weiter als Adorno es noch sah sind wir
Finanzielle Unabhängigkeit ist Standard
Wird normalerweise eigentlich erwartet
Erledigt sich nur gern mit Kindern dann
Was viele Lieben sehr hart erprobt warum
Der Ausdruck Liebe machen für das Zeugen
Der Kinder eine gewisse Ironie woh enthält
Sind sie doch oft genug die sicherste Form
Liebe und Leidenschaft zu verbannen
Die Ehe ist ein Institut des Staates was
Privilegien an wohlgefälliges Verhalten
Knüpft im gesellschaftlichen Sinne eher
Unromantisch ein Rechtsinstitut ist was
Besonders bei der Trennung als Scheidung
Dem Staat noch manches Geld einbringt
Was ihm durch das Scheitern entging
Ob die Ehe einen moralischen Mehrwert hat
Weiß ich nicht zu beantworten da weder die
Staatliche Legitimation noch die durch den
Aberglauben dazu taugt ein solcher zu sein
Moral braucht allein das freie Gewissen des
Einzelnen was diese Bindung schon formell
Als solche eigentlich einschränkt und darum
Höchst fragwürdig im kantschen Sinne scheint
Nicht umsonst heiratete der Königsberger nie
Auch vom Umgang mit Frauen ist eher wenig
Bekannt außer der Haushälterin dauerhaft
Worauf die Ehe aber heute keinesfalls reduziert
Werden darf soll sie nicht schon vor Beginn
Wieder als völlig verkannt beendet werden
Es gibt gute Gründe mit Adorno auch heute
Wo wir nicht spekulativ sondern auch finanziell
Relativ frei uns in der Ehe verbinden anzunehmen
Sie sei ein untaugliches Objekt für den falschen
Zweck der schon an seiner Form logisch scheitert
Da die unfreie Liebe keine mehr sein kann
Die Normierung der Emotionen mithin schadet
Einzig der gesellschaftlichen Ordnung damit dient
Einem Akt der Anpassung gegen den Gefühl
Als natürlich impulsive Liebe logisch revoltiert
Nicht nur das Scheitern so vieler Ehen
An sich und den Teilnehmern begründet
Vorige Vermutung noch vertiefend doch
Immer noch wagen auch vernünftige
Menschen sich in diesen Stand hinein
Tun sie das als Akt der Anpassung an
Gesellschaftliche Forderungen weil sie
Eigentlich unabhängig wissen müssten
Wie schädlich die gesetzliche Ordnung
Dem erhofften Gefühl logisch immer ist
Folgen sie also einfach der Tradition nur
Aus träger Gewohnheit die sich so gern
Mit Wohlbefinden in uns ausbreitet wie
Die Fettränder unserer Körperlichkeit
Im zunehmend trägeren Alter auch
Kann es kaum beantworten fürchte ich
Zumindest wenig vernünftig auch Adorno
Widerlegen da doch eigentlich gerade die
Selbst gewählte Abhängigkeit ein Kernpunkt
Glücklicher Liebe für mich und ich selbst auch
Ohne alle großen romantischen Neigungen
Meine Liebste sofort heiratete wenn sie will
Statt kritisch darüber zu denken was wohl
Vernünftig wäre aber mir im Gefühl hier
Aus einer Summe von Gründen fernliegt
Zumindest erhoffe ich dauerhaftes Glück
Als erhöhten Mehrwert davon auch wenn
Die vermutlich Illusion mir längst klar ist
Doch wie glücklich wären wir überhaupt
Noch ohne emotionale Unvernunft die
Uns zu formell geordneten Dingen auch
Verführt die eigentlich völlig unvernünftig
Eine größere Probe für die Liebe sind als
Alles vorher miteinander erlebte dabei
Sollten doch beide wissen dass wer liebt
Sich keinesfalls jemals auf die Probe
Stellen sollte um nicht sicher dabei
Enttäuscht zu werden in Wirklichkeit
jens tuengerthal 31.08.2018
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