Freitag, 24. August 2018

Zeitfluss

“Die Zeit ist nur ein Fluß, in dem ich fischen will, Ich trinke daraus, aber während ich trinke, sehe ich seinen sandigen Grund und entdecke, wie seicht er ist. Seine schwache Strömung verläuft, aber die Ewigkeit bleibt. Ich möchte in tieferen Zügen trinken, im Himmel fischen, dessen Grund voller Kieselsteine liegt.”
[Henry David Thoreau, Walden, Kapitel 2 am Ende]

Im ewigen Fluss der Zeiten sucht
Thorau stets nach dem wo und wofür
Er lebt und weiß wer achtungsvoll und
Ohne Eile ist zur Wirklichkeit vordringt

Er könnte leicht ohne Post leben meint er
Weil in unseren Zeiten zu eilig gelebt wird
Er sich aber gegen den eiligen Strom stellte
Vor über 150 Jahren als wäre es heute

Dringende Nachrichten verlacht er
Was wäre schon wirklich wichtig etwa
An englischen Ernten außer für die
Spekulanten und ihre darauf Wetten

Kaum können wir uns vorstellen ohne
Smartphone auf dem wir regelmäßig
Über alle Nachrichten informiert werden
Jeden Brief in Echtzeit bekommen zu leben

Ist die Zeit uns noch ein seichter Fluss
Auf dessen sandigen Grund wir durch
Klares Wasser noch blicken können
Oder längst eher eine trübe Untiefe

Sehen wir den Platz der Ewigkeit
Aus schwacher Strömung ragen
Oder liegt unser Himmelsgrund
Schon vorher voll tückischer Felsen

Reißen wir uns tödlich die Leiber auf
An jenen kantigen Felsen im Strom
Verbluten zwischen nichts und immer
In der Warteschleife der Unendlichkeit

Wie wäre es die Zeit nicht mehr halten
Zu wollen im ewigen hätte ich doch
Sondern einfach anstatt zu tun was
Wir schon immer eigentlich wollten

Sich kein morgen mehr länger quälen
Lieber vom gestern weiter schwärmen
In immer genossener Gegenwart weil
Was kommt doch immer besser wird

Nehme ich den riesigen Strom der Zeit
Als keinen Bach zwischen Hügeln die
Fundament meiner Staudämme waren
Sehe ich sandigen Grund mit Kieseln

Der Durchblick des klaren Wassers
Lässt tiefer blicken als wir hoffen
Solange wir in trüben Teichen fischen
In deren Schlamm die Aale modern

Lasse die Aale lieber am Grund
Mögen sie im Dreck weiter wühlen
Trinke aus klaren Quellen der Vernunft
Nehme den Zeitstrom an seinem Beginn

jens tuengerthal 24.08.2018

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