Donnerstag, 30. August 2018

Einsamheiter

Macht Einsamkeit uns traurig
Oder erheitert sie viel eher
Als Gegensatz zur Bedrängung
Die in Gesellschaft ständig ist

Thoreau schreibt über Einsamkeit
Wie wenig einsam er eigentlich war
Als er sich in die Einsamkeit zurückzog
Weiter als eine Meile kein Mensch

Wie ständig etwas Lebendes da war
Ob die Besucher nun Tiere oder auch
Andere Einsiedler waren fühlte er sich
Einsam nur weil er dort alleine war

Einsamkeit ist eine Zivilisationskrankheit
Weil wir ständige Gesellschaft so gewohnt
Haben manche allein Radio oder Fernsehen
Ständig am laufen um nicht einsam zu sein

Thoreau genoss es eine Welt für sich allein
Zu haben in der er Spuren aller Besucher
Sofort in seiner Umgebung erkennen konnte
Lernte den wohltätigen Regenklang lieben

Vor allem bekommt der Einsame mehr
Gespür für die Kräfte der Natur um ihn
Wo er aufmerksamer so mit und in ihr lebt
Merkt wie gesellig die Einsamkeit ist

Gerade in der Einsamkeit schätzte er
Gesellschaft viel eher nur in Maßen
Würdigte seltene Gäste mehr um sich
An der Ruhe danach auch zu freuen

In seiner Einsamkeit fand Thoreau auch
Das Allheilmittel der Natur für sich heraus
Was keine Mixtur von Quacksalbern war
Sondern ein Trunk unverdünnter Morgenluft

Tief im Wald einatmen ist erfrischend
Gerade am frühen Morgen wenn noch
Der Tau silbrig auf allen Zweigen liegt
Ist die Morgenluft erfrischender als alles

Kenne dieses Heilmittel nur zu gut
Nach vielen Nächten im Wald nur
Mit einer Plane bedeckt höchstens
Die Asche des Feuers noch vor mir

Die Morgenluft beflügelt viel mehr
Gerade reine Waldluft statt Stadtluft
Ist einer der feinsten Genüsse hier
Weil Tageshitze noch nicht erdrückt

Im tropischen Urwald dagegen wo
In äquatorialen Breiten konstante
Temperaturen schwül warm herrschen
Entfällt dieses Wunder natürlich

Einmal ganz allein im Wald erwachen
Von Vögeln Wild oder Sonne geweckt
Zeigt uns die Relativität der Einsamkeit
In immer überall auch belebter Umgebung

Auch bei Fahrten im Winter wenn ich
Im Schnee meinen Schlafplatz baute
Kamen zu jeder Zeit viele Geräusche
Manchmal mehr als mir dort lieb war

In kalten Nächten hörst du noch klarer
Jeder knackende Zweig schreckt auf
Die Tiere knirschen beim Laufen auch
Zapfen fallen mit Plopp in den Schnee

Völlige Ruhe im Sinn von Stille ist nie
Immer bewegt sich im Wald noch etwas
Was du desto mehr hörst je weniger du
Dich selbst bewegst also schlafen willst

Die ersten Male macht die Stadtbewohner
Die Geräuschkulissen im Wald noch nervös
Irgendwann schläfst du erschöpft dennoch
Wie im ständigen Brummen der Stadt

Dafür kannst du lauschend die Stille in dir
Dem einzigen Ort der lebend still sein kann
Besser hören wenn du ganz einsam bist
Was eine große Entdeckung immer ist

Manche schwärmen von der Wüste
Der Stille der dortigen Nächte wo
Nichts mehr wächst oder lebt andre
Gehen auf See solches zu erfahren

Bevorzuge eher den unruhigen Wald
Mitten im natürlichen Leben also um
Ruhe und Stille in mir zu finden was
Thoreau auch für sich so beschreibt

Heiter macht diese innere Ruhe
Die du einmal entdeckt überall
Wiederfinden kannst wo du bereit
Die Einsamkeit ganz zu genießen

Kann im Café ganz alleine sitzen
Während drumherum alle reden
Aufgeregt über ihre Wichtigkeiten
Und in Ruhe die Einsamkeit lieben

An der Einsamkeit leiden wir nur
Wo wir sie nicht genießen können
Was immer eine Frage der Haltung
Warum es mir einsam auch gut geht

jens tuengerthal 30.08.2018

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