Samstag, 25. August 2018

Lektüren

Sich in den Wald setzen
Mit der Natur leben kann
Jeder ohne große Bildung
Darüber klug zu schreiben
Braucht es reichlich davon

Thoreau spricht auch über
Seine Lektüre im Wald die
Ein Spiegel seiner Bildung
Die sich gern klassisch zeigt
Auf das Original dabei pocht

Mehr Bildung ist für Thoreau
Der Schlüssel zum Wohlstand
Einer Nation wie ihrer Bürger
Sie möchte er mit allen Mitteln
Lieber mehr gefördert wissen

Erst geistige Feinheit würde
Den Reichtum der Nationen
Dauerhaft vergrößern weil
Sie das Fundament der Kultur
Die den Edelmann krönt ist

Statt billiger schlechter Romane
Sollten sie lieber Klassiker lesen
Was geistige Größe erst ausmache
Nach der jeder streben sollte
Fraglich wer darüber urteilen darf

Finde sein Bemühen ehrenwert
Aber mit mehr Erfahrung müßig
Menschen lesen immer am liebsten
Wenn sie es mit Lust am Buch tun
Statt mit Zwang dem Gewissen folgend

Dazu gibt es verschiedene Wege
So unterschiedlich wie alle Leser
Wer Menschen bilden will muss
Die Bildung lustvoll geil machen
Damit verführt was gut tun soll

Wer Massen lesen lassen will
Sollte über seinen Horizont weit
Hinweg oder zurückschauen um
Die Bedürfnisse auch zu treffen
Statt von sich nur auszugehen

Literaten lieben Elfenbeintürme
Dahinein ziehen sie sich exklusiv
Als die Leser des Guten zurück
Erhoben über die tumbe Masse
Die begeistert ihre Bücher kauft

Ist es wichtiger den Homer noch
Im altgriechischen Original zu lesen
Lukrez lateinisch zu buchstabieren
Das Alte Testament auf hebräisch
Den Konfuzius gar auf chinesisch

Kommt es mehr auf das Denken
Dabei wie dadurch an als auf das
Längst uralte Wort der Klassiker
Die nur durch Deutung überleben
Weil Originalität stets Illusion ist

Soll lebendig aktiv sein was gut ist
Oder tot in starrer Gestalt erhalten
Nur längst vergangener Mode nach
Deren Echo sie lediglich noch wäre
Statt die Zukunft zu gestalten

Eine Diskussion wie oft im Theater
Für und wider des Regietheaters
Wurden längst zur Glaubensfrage
Die seltsamste Auswüchse findet
Das Publikum ist gern empört

Lektüre soll sicher aufwecken wie
Zum Denken anregen weiterhin
Um Gesellschaft mitzugestalten
Was starr ist stirbt dabei schlicht
Was an und aufregt aber lebt

Mancher erregt sich über Moden
Auf den Bühnen wie in Büchern
Etwa den Grad der Sexualität dort
Als sei es nicht nur ein Spiegel
Eines natürlich sexuellen Lebens

Eine Gesellschaft entwickelt immer
Die ihr entsprechende Lektüre auch
Sex ist ein immer aktuelles Thema
Wichtiger ist das noch gelesen wird
Als wer dabei Originale buchstabiert

Vielleicht ist der Anspruch gegenüber
Thoreau gesunken der gern die alten
Klassiker als Zentrum noch hochhielt
Vielleicht sind wir einfach toleranter
Um mehr noch teilhaben zu lassen

Selbst schrieb Thoreau auf englisch
Wie Montaigne die Essais französisch
Obwohl beide Latein gut noch konnten
Was beiden sicher mehr Leser brachte
Als humanistische bloße Exklusivität

Gut ist was begeistert und lesen lässt
Was ich gern lese ist meine Sache
Solange Menschen überhaupt lesen
Freue ich mich daran doch genug
Egal ob Klassiker oder ganz trivial

Gerne fragte ich den Klassiker hörigen
Thoreau wer deren Konsens überhaupt
Machte und mit welchem Hintersinn dabei
Worum geht es uns bei der Lektüre noch
Wie wichtig ist ihm die reine Lust dabei

Vielleicht ist es auch typisch puritanisch
Sich gegenüber den großen Klassikern
Klein und unbedeutend fühlen zu wollen
Statt Lektüre voller Lust zu genießen
Von der Thoreau eher weniger wusste

So spiegelt jeder Spiegel seine Zeiten
Vor allem den Horizont des Verfassers
Was er ist und als was er scheinen will
Wobei mir Thoreau zu sehr Lehrer war
Der allen sagte was gut für sie wäre

Könnte auch so eine Liste erstellen
Sicher stünden darauf Werke Manns
Oder Goethe und auch Montaigne
Vermutlich auch der gute Thoreau
Aber das ist für andere eher egal

Es erleichtert die Kommunikation sicher
Wenn es einen Konsens der Lektüre gibt
Aber leicht wird auch schnell langweilig
Warum ich mich vor alle  Rezepten hüte
Der Lust hier lieber folge als Thoreau

jens tuengerthal 25.08.2018

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