Mittwoch, 22. August 2018

Königsfreiheit

Ich bin König, soweit als das Auge mir reicht,
Mein Recht kann mir keiner bestreiten. [H.D. Thoreau nach William Cowpers)

Könige sind selten wirklich frei
Sie stehn im Zwang des Hofes
Hängen an Herrschaft über Land
Stehen ständig unter Beobachtung

Als freier Mensch wollte ich nie
Etwa König von Deutschland sein
In Knabenmorgenträumen war ich’s
Dort diente das Reich nur der Lust

Es gab weniger Pflicht als Vergnügen
Sicher kämpfte ich auch wohl Schlachten
Doch starb dabei niemand wirklich
Musste ich nirgendwo repräsentieren

Kein Boulevardblatt zerriss sich darüber
Wenn ich mal wieder sitzen blieb oder
Die Liebe mit Kummer oder ohne wechselte
Was ich tat wollte - außer den Eltern - keiner wissen

Die Gedanken sind frei sangen sie einst
Als Revolutionäre 1848 in Baden und Berlin
Daran hat sich erstaunlich wenig geändert
Unser Reich in Gedanken bauen wir allein

So bin ich viel weiter König als nur Augen
Reichen können denn auch das darunter
Öffnet sich meiner Phantasie stets willig
Untersteht in Gedanken mir einfach alles

Doch anders als der Kaiser der daran litt
Dass in seinem Reich die Sonne nie unterging
Bedrücken mich keine Sorgen ums Reich
Das glückliches Österreich einst erheiratete

Sicher fehlte mir auch dessen Aberglaube
Weil ich eben nichts über mir anerkenne
Fürchte ich weder Himmel noch Hölle
Bin ich einfach endlich dabei glücklich

Wird es zu viel im geträumten Königreich
Öffne ich einfach wieder die Augen schon
Bin ich aller Pflichten ledig und völlig frei
Weil meine Gedanken es eben können

Auch reisen trete ich darum wenn möglich
Nur noch mit geschlossenen Augen an
Damit sie mit einem Lidschlag beendet
Wenn das Reisen wie immer lästig wird

Das ist die wahre königliche Freiheit
Alle Welt ist mein ohne mich dabei
Zu irgendetwas verpflichten zu können
Brauche nichts als Phantasie dafür

Was sollte ich da mit vielen Millionen
Mit Macht Militär und Goldschätzen
Die nur Neider und Diebe wecken
Was meine ollen Bücher nie tun

Dies Recht heute ein König zu sein
Kann mir niemand bestreiten da es
Kind meiner Gedanken alleine ist
Was mehr wollte einer je werden

Denke bei der Lektüre von Thoreau
Auch an Max Stirner der seine Welt
Im Einzigen auch auf sich gestellt
Nichts über sich mehr anerkennt

Moralisch handelt ohnehin nur wer
Kants kategorischen Imperativ folgt
Also allein dem Gewissen treu ist
Niemanden mehr über sich hat

So sind Kant Stirner und Thoreau
Die Basis meines grenzenlosen
Königreichs auf der Suche nach
Dem Glück allein im Augenblick

Beherrsche niemanden auf der Welt
Möge jeder nach seiner Fasson leben
Gebe aber auch niemandem Macht
Über mich und mein endloses Reich

Vielleicht können wir erst glücklich leben
Wenn jeder ein König ist ganz für sich
Verantwortung für sein Reich übernimmt
Im Wissen es ist reine Phantasie

jens tuengerthal 22.08.2018

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