Freitag, 17. August 2018

Bedarf

Wessen bedarf es zum leben
Woran hängen wir wirklich
Was ist wem unentbehrlich
Warum viel weniger noch

Früher war ich wochenlang
Bei jeder Jahreszeit noch
Mit Zeltbahn und Schlafsack
Allein in den Wälder wandern

Heute käm es mir seltsam vor
So lange ohne Steckdose sein
In Smartphonezeiten undenkbar
Bräuchte wohl Solarzellen dafür

Thoreau der Walden schrieb
Zog sich mit fast nichts zurück
An den Waldensee um sich dort
Ein Haus zu bauen und zu leben

Er stellt viele modische Bedürfnisse
Schon damals in den 1850ern infrage
Öffnete den Blick für andere Kriterien
Wie Stabilität und Bequemlichkeit

Spannend aber wird die Frage dann
Wenn wir schauen wie der Denker
Selbst seine hehren Ideale lebte
H.D. Thoreau war da konsequent

Konsequenz an sich ist noch kein Wert
Sie kann es werden sofern Grundlage
Konsequenten Handelns eine Ethik ist
Die einen moralischen Mehrwert gibt

Er liebte es in der Natur zu leben
Warum seine Toleranz relativ klein
Gegenüber modischen Interessen
Groß für Nichtstun in der Natur war

So zeigt sich auch beim Philosophen
Der Bedürfnislosigkeit wie schwer
Bedarf und Nichtbedarf fassbar ist
Weil wir alles für uns gut färben

Thoreau wurde vielen zum Guru
Sein zurück zur Natur wie auch
Die Beschränkung auf wesentliches
Zeigte ein Bedürfnis vieler Menschen

Vieles heutiges konnte er damals nicht
Bedenken oder Antworten dazu geben
Anderes bleibt zeitlos gültig warum es
Gern zum Eklektizismus bei ihm kommt

Wer konsequente Denker nur noch
Ausschnittsweise nutzt wird ihnen
Damit sicher nicht gerecht muss
Also besser selber denken

Der Bedarf ist völlig unterschiedlich
So ist mein Bedarf an Büchern sicher
Größer als der allermeisten Menschen
Aber auch da weniger vom üblichen

Weil das Besondere mir wertvoll ist
Lese ich konsequent nur besondere
Von mir als gut bewertete Bücher
Auf die ich noch dazu Lust habe

Thoreau macht mir gerade Freude
Wieder einmal lese ich ihn gerne
Mit ganz neuen Gedanken dazu
Als wäre er kein toter Dichter

Was anregt und bewegt reizt mich
Neue Gedanken aber im klassischen
Gewand bitte also konservativ elegant
Entspricht Thoreau wie auch Epikur

Uraltes Zeug das ich noch stets lese
Wie Lukrez und seine großen Verse
Oder die anderen alten Dichter auch
Goethe und sein Umfeld immer gern

Bedarf ich Goethes und Weimars
Zum glücklichen Leben wirklich
Oder ist er nur einer von vielen
Der sich im Chor aller relativiert

Bedurfte ich Thomas Mann
Den bürgerlichen Dichter
Mit dem ich mich so nah
Bis auf die Knaben fühlte

Bedarf der Mensch des Sex
Um glücklich leben zu können
Ist Befriedigung unentbehrlich
Zum großen Glück immer

Können Menschen unbefriedigt
Oder ohne solche gemeinsamen
Höhepunkte überhaupt glücklich
Sein oder sind es 95% also nie

Der Bedarf stellt viele Fragen
Braucht es Wasser oder Wein
Ginge ein Leben ohne Tee je
Wer braucht noch den Kaffee

Vielleicht beginnt Größe erst da
Wo das Bedürfnis nachlässt
Anderen zu sagen wessen sie
Bedürfen bedürfnislos zu sein

jens tuengerthal 17.2018

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