Wessen bedarf es zum leben
Woran hängen wir wirklich
Was ist wem unentbehrlich
Warum viel weniger noch
Früher war ich wochenlang
Bei jeder Jahreszeit noch
Mit Zeltbahn und Schlafsack
Allein in den Wälder wandern
Heute käm es mir seltsam vor
So lange ohne Steckdose sein
In Smartphonezeiten undenkbar
Bräuchte wohl Solarzellen dafür
Thoreau der Walden schrieb
Zog sich mit fast nichts zurück
An den Waldensee um sich dort
Ein Haus zu bauen und zu leben
Er stellt viele modische Bedürfnisse
Schon damals in den 1850ern infrage
Öffnete den Blick für andere Kriterien
Wie Stabilität und Bequemlichkeit
Spannend aber wird die Frage dann
Wenn wir schauen wie der Denker
Selbst seine hehren Ideale lebte
H.D. Thoreau war da konsequent
Konsequenz an sich ist noch kein Wert
Sie kann es werden sofern Grundlage
Konsequenten Handelns eine Ethik ist
Die einen moralischen Mehrwert gibt
Er liebte es in der Natur zu leben
Warum seine Toleranz relativ klein
Gegenüber modischen Interessen
Groß für Nichtstun in der Natur war
So zeigt sich auch beim Philosophen
Der Bedürfnislosigkeit wie schwer
Bedarf und Nichtbedarf fassbar ist
Weil wir alles für uns gut färben
Thoreau wurde vielen zum Guru
Sein zurück zur Natur wie auch
Die Beschränkung auf wesentliches
Zeigte ein Bedürfnis vieler Menschen
Vieles heutiges konnte er damals nicht
Bedenken oder Antworten dazu geben
Anderes bleibt zeitlos gültig warum es
Gern zum Eklektizismus bei ihm kommt
Wer konsequente Denker nur noch
Ausschnittsweise nutzt wird ihnen
Damit sicher nicht gerecht muss
Also besser selber denken
Der Bedarf ist völlig unterschiedlich
So ist mein Bedarf an Büchern sicher
Größer als der allermeisten Menschen
Aber auch da weniger vom üblichen
Weil das Besondere mir wertvoll ist
Lese ich konsequent nur besondere
Von mir als gut bewertete Bücher
Auf die ich noch dazu Lust habe
Thoreau macht mir gerade Freude
Wieder einmal lese ich ihn gerne
Mit ganz neuen Gedanken dazu
Als wäre er kein toter Dichter
Was anregt und bewegt reizt mich
Neue Gedanken aber im klassischen
Gewand bitte also konservativ elegant
Entspricht Thoreau wie auch Epikur
Uraltes Zeug das ich noch stets lese
Wie Lukrez und seine großen Verse
Oder die anderen alten Dichter auch
Goethe und sein Umfeld immer gern
Bedarf ich Goethes und Weimars
Zum glücklichen Leben wirklich
Oder ist er nur einer von vielen
Der sich im Chor aller relativiert
Bedurfte ich Thomas Mann
Den bürgerlichen Dichter
Mit dem ich mich so nah
Bis auf die Knaben fühlte
Bedarf der Mensch des Sex
Um glücklich leben zu können
Ist Befriedigung unentbehrlich
Zum großen Glück immer
Können Menschen unbefriedigt
Oder ohne solche gemeinsamen
Höhepunkte überhaupt glücklich
Sein oder sind es 95% also nie
Der Bedarf stellt viele Fragen
Braucht es Wasser oder Wein
Ginge ein Leben ohne Tee je
Wer braucht noch den Kaffee
Vielleicht beginnt Größe erst da
Wo das Bedürfnis nachlässt
Anderen zu sagen wessen sie
Bedürfen bedürfnislos zu sein
jens tuengerthal 17.2018
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