010 Was bleibt
Am Ende fragen wir uns, was bleibt, von uns, noch zu sagen, immer übrig, für die Zukunft und vieles mehr auf das ich kaum eine Antwort weiß und die meine Tochter als die nächste Generation der Familie schneller finden wird als ich es könnte, weil sie anders schaut.
Weiß nicht, ob sie ein Buch für ihre Kinder schreiben wird oder dieses fortsetzt, über all die Dinge, die ich vergessen habe und zu denen ich nichts sagte, sei es aus Takt oder, was wahrscheinlicher ist, aus Ahnungslosigkeit.
Lese ich meinen Liebling Montaigne könnte ich noch ewig Themen finden, so schrieb dieser etwa schon vor über 400 Jahren sehr ausführlich über das männliche Glied, seine Standkraft und deren Mängel und Fehlen, ein bis heute hoch interessantes Thema, meist schrieb ich ja eher über die weibliche Lust und meine Erwartungen daran, statt meine eigene Impotenz zu thematisieren. Aber so ungern wie ich Martin Walser lese, der sich mehr oder weniger seit dreißig Jahren nur darum dreht, so wenig möchte ich die Leser mit solchen Dingen weiter belästigen, sondern lieber zumindest die obigen Fragen zu beantworten suchen, auch wenn es dem Philosophen in mir eigentlich genügt, sie gestellt zu haben.
Weiß nicht, ob ich die Halbzeit schon überschritt - gemessen an meinen Großvätern wohl, verglichen mit den Großmüttern eher nicht und es sind mir solche Mutmaßungen auch völlig egal und wenn es morgen endete, möchte ich sagen können, es war gut und alles ist gut so, ich habe nichts verpasst, wonach ich mich sehnte. Komme ich als genetischer Mann nach meinen Großväter oder wiegen da stärker viele auch weibliche Eigenschaften, die ich von meiner Mutter erbte, könnte ich nun fragen und tue es nicht, weil ich es völlig egal finde und mich nicht für so schrecklich bedeutend halte, dass ich es zum Thema weiter machte als gerade nötig.
Habe nicht die Welt gesehen und auch nicht alle Bücher gelesen, die mich reizten, noch geschrieben, was ich alles mal schreiben wollte, will aber die Welt auch nicht weiter als in Büchern sehen, finde es nicht interessant, irgendwo hinzufahren und halte diese Neigung für völlig überschätzt im Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Mehr erfahre ich über einen Ort, wenn ich darüber lese oder die vielen Berichte der anderen studiere, die schon Reisen unternahmen, denen ich nicht noch hinterher trotteln muss, um Abenteuer zu erleben oder sonstigen Unsinn zu tun.
Die Welt verträgt es nicht mehr gut, wenn alle sie bereisen wollen. Im Gegenteil sollten wir diesen Wahn dringend einstellen, um weiter gut leben zu können. Ein Ort zu dem alle pilgern, interessierte mich schon immer eher weniger und darum muss ich nirgendwo mehr hin, sondern bleibe lieber wo ich bin, um mehr Zeit zu finden, meinen Geist zu bewegen. Zwischen Buchseiten und in eigenen Gedanken immer unterwegs und aktiv, frage ich mich eher, wie ich alles lesen soll, was ich gerne läse, wenn ich noch irgend Zeit auch mit anderen Menschen verbringen soll, auch wenn ich mich immer häufiger frage, welcher soziale Kontakt es wirklich wert ist, nicht zu lesen oder darüber zu schreiben.
Es gibt ja auch noch Menschen, die sich daneben auch noch von Bildern oder Tönen aus Fernsehen oder Radio berieseln lassen, was ich eigentlich nie tue, wenn ich es sozial vermeiden kann, weil es beim Lesen nur stört. So lebe ich vermutlich in vielem neben der Welt und habe mit dem, was andere die Wirklichkeit nennen, nichts zu tun, bin ein Autist in seinem Bücherturm, den die Realität nicht sonderlich tangiert, da er sie, schaut er doch mal heraus, häufig eher nervig, abstoßend und dumm findet und warum sollte ich mich damit weiter abgeben, als ich es unbedingt muss.
Gelegentlich finden sich völlig unerwartet auch Schätze im Meer der Belanglosigkeiten, die einen tieferen Einstieg und eine eingehende Beschäftigung lohnen. Dann freue ich mich darüber, rede und diskutiere mit Engagement und streite mich gern, um zu lernen. Aber war es das, kann ich meiner Tochter ein Leben neben der Welt empfehlen, als zöge ich mich, um glücklich zu sein in Epikurs Garten zurück, der hier eben voller Bücherregale steht?
Was sie glücklich macht und wonach sie sich sehnt, muss sie selbst herausfinden und erforschen und ich finde, es gibt keine schönere und spannendere Aufgabe im Leben, als in sich zu gehen, um sich darüber klar zu werden, was einem wirklich gut tut und gefällt, was am Ende bleibt, wenn ich mich frage, wie war dieses Leben.
Schaue zurück bin ich, auch wenn ich vielleicht erst die Hälfte hinter mir hab, glücklich und genieße jeden Tag, was ist. Es war ein Stück Arbeit alle Erwartungen abzuwerfen und mit dem, was ist in seiner eben Mangelhaftigkeit und geringen Schönheit, die Dinge sind, wie sie sind, zufrieden zu sein, doch hat es sich gelohnt, alle Zweifel einzustellen, um glücklich zu sein. Ob eingestellte Zweifel dann bei mir angestellt sind oder sich einfach in nichts auflösen, weil sie völlig ohne Belang sind, frage ich mich nicht wirklich jeden Tag.
Es bleibt von mir nichts, als ein Haufen Bücher, der an meine Erben geht und den sich bisher meine Tochter mit niemanden teilen müsste, soweit ich weiß, was Vorteile und Nachteile hat in der Verantwortung wie in der Sache an sich. Habe keine Seele die wandern könnte, noch glaube ich an eine sonstige Fortexistenz, halte diesen ganzen spirituellen Unsinn nur für eine Beschäftigungstherapie für geistig unterforderte Feiglinge, die lieber nicht kritisch denken wollen. Damit urteile ich natürlich sehr hart über etwas, was mir auch egal sein könnte, weil es für mich nicht existiert und doch sehe ich die im Aberglauben und seinen Varianten daraus entstandenen Vorurteile und die folgende geistige Enge, die Menschen seit langem quält, statt frei und glücklich zu sein. Da finde ich es auch mal ok, diesen ganzen Mist so zu nennen und für mehr Aufklärung, Freiheit und Vernunft zu plädieren.
Dummheit gibt es von alleine. Vernunft müssen wir uns erarbeiten. So gesehen ist die Haltung, die ich einnehme und die jeden Aberglauben ablehnt nicht die bequemste und könnte einem, der immer das Streben nach Lust und Glück für am wichtigsten hält, unnötig beim Streben nach Glück behindern, da sie Arbeit erfordert und also irgendwie auch stresst, vor allem, wenn mit Gläubigen diskutiert werden muss, die sich beschweren, wie ich es wagen könnte mit meinem Glauben, für den sie den Atheismus aus ihrem engen Horizont logisch halten, weil sie sich nicht vorstellen können, dass es eine glückliche Welt ohne gäbe, ihren heiligen Glauben einen Aberglauben zu nennen, was ich mir denn da anmaße.
Suche keinen Streit und will mich nie mit Narren streiten, weil es nur Unfrieden bringt. Natürlich nenne ich jeden Glauben nach dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes, der die Freiheit auch des Glaubens garantiert, logisch einen Aberglauben. Der Begriff kam im Mittelalter auf, in der Übergangszeit zwischen Karolingern und Merowingern als Herrschern im Nachfolgereich des römischen Reichs im Norden und suchte die Abgrenzung zum alten vorigen Glauben mit seinen Opfern und Kulten, die das Christentum nicht mehr wollte und brauchte und nur ausnahmsweise, wenn sie vom Bischof von Rom, der sich Vater nennt, genehmigt wurden, noch zulässig sind. Es diente also zur Abgrenzung des einen dogmatischen Monotheismus gegen andere vorherige Formen des Glaubens, die in der heutigen Gesellschaft aber gleichberechtigt alle sein müssten und so, nenne ich jeden Glauben, diesen Grundsätzen folgend, Aberglauben.
Warum ein allmächtiger Gott, der alles geschaffen hat, noch dazu nach seinem Bilde, dabei zu einem so mäßigen und charakterlich äußerst zweifelhaften Ergebnis kam, habe ich nie verstanden. So schien mir, was Menschen an Opfern und anderem Kult veranstalten schon immer eher als eine Beleidigung der Idee eines allmächtigen Wesens und Gottes und wäre, was Atheisten meinen, immer noch die geringste Kränkung eines solchen Wesens, wenn es denn existierte und nicht nur Produkt der Summe aus Ängsten und Phantasie immer war, die das Nichts nicht als Glück begriffen und darum irgendwelchen naiven Aberglauben vom Himmelreich seit Ewigkeiten nachbeteten.
Wer wäre ich, mit dem wenigen, was ich weiß, sicher sagen zu können, ob es allmächtige Götter gibt und sie über allem stehen? Der geringe Verstand, den mir die Evolution noch ließ und sofern dieser nicht noch zusätzlich durch die Anwesenheit holder Frauen weiter hormonell beeinträchtigt wird, sagt mir, gäbe es sie, hätten sie sicher keinen Grund, sich mit dieser peinlich, eitlen unvollkommenen Schöpfung als ihrem Werk zu schmücken, noch, wenn sie denn im Himmelreich lebten, sich mit uns abzugeben und den beschränkten niederen menschlichen Bedürfnissen, gar unsere lächerlichen Gebete zu erhören. All dies schien mir eine Verspottung der Idee Gottes und macht jenes vollkommene Wesen nur lächerlich, reduzierte es auf menschliches Maß, was die Christen so gern den Griechen mit ihren ach so menschlichen Göttern vorwarfen.
Es mag also Götter geben, kann meiner Tochter dazu nichts sicheres sagen, auch weil ich mich nicht weiter damit beschäftigen will, weil des dem Streben nach Glück nicht zuträglich zu sein scheint, sondern nur die Dummheit und Anmaßung vermehrt und den Horizont unnötig verengt. Doch scheinen mir jene, und das möchte ich ihr unbedingt mitgeben, die diese Götter zu kennen meinen und mit ihnen angeblich kommunizieren, häufig so anmaßend und kleinkariert, dass es die Idee eines vollkommenen Wesens, wenn es so eines denn gäbe, beleidigen muss, warum es immer besser ist, in dieser Frage seinen eigenen Weg zum Glück zu suchen, statt den Lehren anderer zu vertrauen, insbesondere wenn sie vorgebetet werden.
Kenne viele intelligente Menschen, die dennoch glauben und einer konventionellen oder weniger angepassten Form des Aberglaubens nachgehen. Muss nicht verstehen, warum sie das tun, will diese aber respektieren als Menschen, was mir auch wichtiger erscheint, als für meine Sicht der Wirklichkeit zu kämpfen, vor allem glücklicher macht, als Diskussionen in Glaubensfragen. So es am Ende nur um das Glück geht, scheinen mir viele Fragen heute überflüssig und ich kann auch zur Taufe der Tochter meines Freundes gehen, ohne mich darüber zu ärgern, dass dies arme Kind von den Eltern in eine unfreie Tradition gezwungen wird.
Das ist nicht ganz konsequent, aber da ohnehin alles endet und wir als erstes, ist es auch müßig, sich weiter danach zu fragen, wenn es glücklicher macht, mit mehr Menschen in Frieden zu leben, statt ihnen zu sagen, was sie deiner Ansicht nach falsch machen.
Es ist immer ein Drahtseilakt zwischen geistiger Konsequenz im Sinne des kategorischen Imperativs, dieser ach so deutschen höchsten Moral und Freiheit und einer möglichst großen Gelassenheit, die sich über nichts mehr aufregen muss und einfach glücklich mit allen Menschen leben kann.
Darum war es mir wichtig, das Denken meiner Tochter für eine kritische Sicht auch auf den Aberglauben zu öffnen, aber am Ende ist völlig egal, woran jemand glaubt, den ich liebe solange ich nur mit ihm glücklich bin und das fällt mit mehr Toleranz leichter als mit weniger.
Manche fragen sich, ob die Toleranz nur eine Sekundärtugend ist, bei der es nur um das rechte Maß geht, die aber für keine eigenen Werte steht. Das bezweifle ich entschieden. Für mich ist die Toleranz einer der wichtigsten Werte an sich, denn, was weiß ich schon wirklich als Mensch sicher, ist es da nicht überlebenswichtig einander in Toleranz und mit Respekt zu begegnen?
Mein Vater bezeichnete sich immer als scheißliberal und vertrat in Diskussionen immer die Gegenposition, was mich als Kind teilweise wahnsinnig machte, weil er das dann auch mit ganz viel Engagement und Überzeugung tat, auch wenn es gar nicht seine Meinung war und ich mir mit ihm Diskussionen lieferte über Fragen, bei denen das Thema eigentlich völlig unstrittig war, wir nur stritten, weil er aus Prinzip die andere Seite vertrat.
Fand das furchtbar, konnte der Kerl nicht eine klare Meinung haben wie andere Väter, wie stand ich in Diskussionen mit meinen Freunden da, wenn diese als Autorität ihre Väter zitierten und ich sagen musste, der meine sagt es mal so und mal so?
Und was mache ich nun mit meiner Tochter, frage ich mich, überlege, wie lange sie mich wohl dafür noch verfluchen wird und wann sie es dankbar als ihre große Freiheit sieht, selbst und kritisch denken zu können, statt nur nachzuplappern, was andere vorgeben, ob sie das je so sehen wird und diesen ganzen Blödsinn lesen oder lieber ignorieren wird, um sich an ihrem Schminktisch in die Welt der Sternchen und Stars zu träumen, was ich auch gut verstände und solange sie das ausreichend glücklich macht, auch völlig ok finde. Nur darauf kommt es mir an, dass sie weiß, was sie glücklich macht und es leben kann. Wer sich dafür keine Fragen stellen muss, hat es eher leichter, denke ich manchmal.
Kann nichts an Antworten geben, die Suchende befriedigen. Habe von nichts wirklich Ahnung.
Fragt mich eine, was der Sinn der Leben ist, sage ich, es hat keinen, es ist einfach und das genügt. Zumindest weiß ich nichts andere und kann und will nichts anderes weitergeben.
Regt sich mein Vater darüber auf, was das für ein Leben ohne Sinn wäre, wie er es schon mehrfach tat, nun diskutiere ich es nicht mehr mit ihm, auch sein Herz zu schonen, antworte ich, ein Gutes, in dem es nur darum geht, so glücklich wie möglich zu sein. Weil eben nichts Sinn hat und es nur darum geht, aus dem was ist, irgendwie das Beste zu machen, sonst nichts.
Will jemand meine Ziele im Leben wissen, antworte ich, glücklich zu sein und wenn er dann nachfragt, er meint, was ich erreichen will oder wo ich noch hin möchte, sage ich immer, nirgendwo, ich bin wo ich sein will und möchte das so sehr wie möglich genießen, mehr nicht. Dies würde ganz schnell alle Bewerbungsgespräche beenden, weil kein Personaler diesen Satz in sein Schema pressen könnte, nach dem Menschen eingeordnet werden.
Eine Ex von mir war Läuferin und einmal begann ich auch zu laufen und tat das morgens um 5.45h, was sie unendlich bewunderte, wie sie sagte, ich spürte im Tonfall ihrer Stimme dabei so etwas wie Liebe und Bewunderung, was gut tat, weil sie nicht gerade eine Euphorikerin war und beim Sex jeder von uns aufpassen musste, nicht einzuschlafen. Dabei tat ich es nur, damit mich möglichst niemand peinlich keuchen sah und weil es mal nötig schien. Hatte keinerlei sportlichen Ehrgeiz im Gegensatz zu ihr, die sich noch mit blutigen Füßen ins Ziel kämpfen würde vermutlich, was mir immer zu blöd wäre. So fuhr sie auch sehr sportlich bei jedem Wetter mit dem Rad ins Büro und leistete fleißig und folgsam ihre Arbeit, ohne über eine weitere Karriere oder einen Aufstieg dort nachzudenken oder, was sie tat, kritisch infrage zu stellen.
Will auf keinen Berg klettern, nicht wie mein Vater noch mit über 60 mit dem Fahrrad die Alpen überqueren, muss mir nichts beweisen, im Gegenteil, stelle lieber infrage, statt zu beweisen. So gesehen hinterlasse ich meiner Tochter vermutlich wenig brauchbares für das Funktionieren in der Leistungsgesellschaft, die mich auch nicht interessiert. Von der Liebe zu den Büchern, sollte sie diese je teilen, hat sie nicht viel, das Zeug ist in Berlin eher Altpapier und wird kiloweise abgegeben.
Zu sehen, wie abseitig ist, was ich liebe und mir wichtig erscheint, befreit von dem Anspruch funktionieren zu müssen in einer Gesellschaft aus lauter lauten Leistungsträgern, die sich auch im Kneipengespräch ständig selbst übertreffen müssen.
Lauschte gestern zwei Herren, die sich kennenlernten. Sie stellten einander in englisch und deutsch vor, was der jeweils andere nur sehr mäßig konnte und versuchten sich dabei dennoch zu profilieren, indem sie das, was sie als ihre Hobbys und sonstiges beschrieben, als ihre besondere Begabung betonten, immer ein wenig bemüht den anderen noch trotz viel Unverständnis sprachlicher Art noch um einen Superlativ zu übertreffen.
Keine vornehme englische Bescheidenheit, sondern eher eine Hengstparade, bei der nur noch fehlte, dass sie in der Schwanzlänge konkurrierten und ich war wirklich nur amüsiert. Auch die Versuche der gegenseitigen Rechtfertigung, wenn es um eine Beziehung oder nicht ging, waren nicht ohne Komik. Fragte mich, was sie wohl sagen würden, sähen sie einen Film über sich, ob sie es noch bemerkten, wie komisch sie waren.
Eine Freundin von mir sagte neulich zu mir, ich stellte mein Licht immer zu sehr unter den Scheffel, könnte ruhig stolz betonen, was ich könnte und worin ich anderen weit überlegen bin. Aber, ehrlich gesagt, wüsste ich da wenig, wo es nicht noch einen gäbe, der vielleicht besser ist als ich und zweitens, fände ich es schrecklich peinlich, meinen Schwanz so auf den Tresen zu legen und zu sagen, bin ich nicht toll.
Glaube manche Frauen stehen auf solches Imponiergehabe. Bei denen habe ich dann wohl äußerst schlechte Karten, doch mein Bedauern darüber hält sich bisher noch in überschaubaren Grenzen. Bin lieber, wie ich bin und damit glücklich, statt etwas sein zu wollen, was ich nie war, um Erfolg zu haben. Wenn mich eine lieben sollte, was ja schon gelegentlich mal vorkam, wird sie das nicht für meine Show tun, hoffe ich zumindest, sondern mich als Wesen lieben, aber vielleicht ist das auch eine etwas altertümliche Sicht.
Der Freund, der seine Tochter taufen ließ, wovon ich ja schon hinlänglich oft berichtete, stammt aus einer alten bekannten Familie und lebt das mit einer Bescheidenheit und Natürlichkeit, die mir vorbildlich erscheint, auch wenn sie ebenfalls, wie manche schon immer über ihn sagten, nicht in die Zeit mehr passt. Einer seiner vielen berühmten Vorfahren hat mal den Spruch getan auf gut mecklenburgisch, was aber als echt preußisch damals galt, dass es besser sei mehr zu sein als zu scheinen und viel zu leisten, aber dabei wenig in Erscheinung zu treten. Das gefällt mir, je älter ich werde, umso besser.
Es passt nicht in eine Zeit der Marketingexperten und der Selbstvermarktung aller Orten, damit ist kein großes Geschäft zu machen, es ist nur, was es ist und gut ist es. Ruht in sich und zeugt von einer Gelassenheit, die mir dem Menschen würdiger scheint als jede großmäulige Präsentation. Eigentlich bin ich ja kein Stiller und Bescheidenheit lag mir immmer weniger als die intellektuelle Arroganz, doch gefallen mir die Worte des Vorfahren, der auch den Spitznamen der große Schweiger trug, immer besser, je mehr ich darüber nachdenke und danach zu streben, scheint mir mehr Zufriedenheit zu vermitteln, als die erhechelten Kurzstreckensiege unserer Sprinter unter den Stars am Markt.
Was weiß ich schon, fragte der große Montaigne in aller Bescheidenheit, womit er sich auch Sokrates angemaßten Nichtswissen bescheiden überlegen zeigt und in dieser Tradition sehe ich auch den Feldmarschall mit seinen Sprüchen, auch wenn er mir als Militär in vielem wesensfremd ist, die Gelassenheit, die daraus wachsen kann, wünsche ich meiner Tochter mehr als alles andere, denn dann plötzlich wird das Leben ganz leicht und wir quälen uns nicht mehr mit dem was sein könnte, sondern genießen mehr, was ist, weil alles gut so ist und es nicht mehr braucht. Ende also zufrieden und glücklich und wünsche es ihr.
jens tuengerthal 24.1.2017
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