Montag, 30. Januar 2017

EroStory 006

Museumslust

Habe riesige Lust ins Museum zu gehen, dachte ich schon beim Aufwachen. Sollte ich nun schauen, wo welche Ausstellung lief und wusste doch, es war eigentlich völlig egal wohin, solange ich an irgendwelchen Objekten vorbei flanieren und die Menschen dort beobachten konnte.

Museen sind eigentlich die erotischsten Orte der Welt. Zum Glück weiß es noch kaum einer und wir Wissenden, werden uns hüten, es weiterzuerzählen, sollen sie doch alle denken, wir gingen nur zum Bilder oder Sachen anschauen dort hin, dann bleiben wir Liebhaber mehr  unter uns mit unserer geheimen Lust. Es ist dabei fast egal, was sie ausstellen, und wenig Bezug zum Thema Erotik schadet nicht, im Gegenteil.

Die Spannung zwischen Betrachter und Objekt, verrückt unseren Blickwinkel ein wenig und wir beobachten sogleich auch andere als seien sie zufällig anwesende Kunstobjekte der aktuellen Ausstellung. Nichts ist für den Flaneur schöner, als ungestört zu beobachten, weil wir zur Anschauung ja genau ins Museum gehen und so findet dieser dort seine sinnliche Bestimmung.

Berlin hat schon allein auf der Museumsinsel eine herrliche Pracht an Sammlungen - nehmen wir noch das Kulturforum, die Neue Nationalgalerie, die romantischen Stüler Bauten in Charlottenburg und den Hamburger Bahnhof dazu, ist die Jahreskarte der hiesigen Staatlichen Museen für den Flaneur der Eintritt ins Paradies.

Manche Museen eignen sich noch mehr als andere diese Anschauungslust zu befriedigen. Die Alte Nationalgalerie scheint es von den Objekten her, mit ihren Monets, Renoirs und Cezannes, den Liebermann Schätzen und vielem mehr - doch ist das Bode Museum mit seinen verwinkelten Räumen und Galerien, noch paradiesiescher, für den, der seine Lust nicht nur aus der Ansicht heraus befriedigen kann.

Das Neue Museum bot auch viele Räume und im ägyptischen Bereich immer eine spannungsgeladene Erotik, dort ließ sich natürlich gut küssen, versteckt hinter hier und dort stehenden Steinungetümen - darum für Dates, hervorragend sicher geeignet, aber darum ging es mir ja heute nicht. Ich hatte einfach Lust auf Museum, wollte meine alten Freunde dort besuchen, womit ich mehr die je Kunstwerke meine als deren wechselnde Wärter, ein wenig flanieren und mich daran freuen, nichts sonst.

Neues Museum war ich auch lange nicht oder doch lieber die Alte Nationalgalerie, ich schwankte ein wenig und da absichtslos nur als Betrachter kommend, kam es auf die Verstecke im Bode diesmal nicht an, auch das Café mit Blick über die Spree, so verlockend es von außen schien, blieb dem Flaneur fremder als die kleinen Ecken in der Buchhandlung unter der Alten Nationalgalerie, die auch den hervorragenden Tee hatten.

Hatte ich genug vom einen Haus, lag das andere daneben und ich musste nicht erst wieder die Insel umrunden - die Entscheidung war also gefallen. Radelte den Berg hinunter am Hackeschen Markt vorbei zur Museumsinsel und als ich dort von hinten kommend ankam, fiel die Entscheidung aus dem Bauch, es zog mich zu den Impressionisten, in den Traum voller Licht.

Dachte an Schadows, Ruhendes Mädchen, wie sie so in Marmor geschlagen, wie hingegosssen am Wendepunkt lag und das stete Bedürfnis über ihre kühlen androgynen Formen zu streicheln, was den Kitzel unberührt, an ihr vorbeizugehen, noch deutlich erhöhte. Während dieser kalte, weiße Stein durch die aus ihm geschlagene Form ganz heiße Gefühle weckte, wie Rodin es uns auch bei verschiedenen Figuren so meisterhaft vorführte, beginnt in mir der Kampf zwischen der Sehnsucht dies Werk zu berühren und der Lust des nur Beobachters. Der Flaneur bleibt meist allein, um es zu sein. Was war ich wirklich und was wollte ich am Ende bleiben?

Sah sie sofort, als ich den großen Raum mit den Impressionisten betrat. Sie trug Rock und Stiefel zu Bluse und kurzem Tweed Blazer - sehr geschmackvoll und perfekt abgestimmt in den Farben zu ihren braunen, langen Haaren, die sie vermutlich Brünett nennen würde, aber auf diese Feinheiten kam es mir jetzt nicht an. Eine ausnehmend schöne Frau, wie sie dort zwischen der Figur von Rodin und den Bildern von Monet stand, lief mir schon fast das Herz über und allein dieser Anblick, hätte jeden Weg gelohnt.

Sie verweilte lange vor jedem Bild, betrachtete sie ganz genau - Kunsthistorikerin vermutlich, dachte ich - aber keine Studentin mehr, ging eher auf die vierzig zu, das Alter in dem Frauen erst wirklich schön werden und die Eierschalen des mädchenhaften Glanzes durch gereifte Schönheit ersetzt werden, du merkst, was du hast und was bleibt. Auch wenn keine Dame älter als 30 je wurde, was nun natürlich für den Gentleman eine gefährliche Fallgrube darstellt, bekenne ich mich dazu besonders die jenseits der 40 zu lieben, die wissen, was sie wollen und genießen können.

Sie gehörte dazu, passte in mein Beuteschema, auch wenn ich ja eigentlich nur lustvoll flanieren und beobachten wollte und so blieb ich vor der Rodin-Figur stehen, an der vorbei ich sie ganz genau beobachten konnte, ohne gleich aufzufallen. Freute mich an ihren weichen, schönen Bewegungen, die sehr rund wirkten, im Sinne von harmonisch, was sie tat, war abgerundet, dachte ich. Sie war nicht dick, kein Gedanke, nur auch nicht verhungert, schon weiblich, so genau richtig einfach, dachte ich und groß dabei, sie stünde fast auf Augenhöhe.

Als sie ihr für mich langes braunes Haar nahm und sich beim Betrachten der Bilder, ohne den Blick von diesen abzuwenden, einen hoch angesetzten französischen Zopf blind flocht, zerfloss ich schon fast vor hingebungsvoller Verehrung zu dieser vermutlich Traumfrau mit den edlen Reiterstiefeln, die ein wenig aussah wie die zehn Jahre ältere Schwester von Prinzessin Kate Windsor, der bezaubernden jungen Gattin von Prinz William.

Hach, was hatte ich für ein Glück, dachte ich, kaum im ersten Raum, darf ich eine solche schöne und stilvolle Dame beobachten, nirgendwo schwerhörige Schwäbinnen im Trainingsanzug, die ihren Audioguide so laut gestellt haben, dass sie noch das Bodemuseum an der Inselspitze mit beschallen könnten, keine Schulklasse sondern nur einige wenige Besucher, die beschäftigt schienen und gerade wir zwei allein in diesem riesigen Raum - vermutete ich mal, aber sicher war ich nicht, wollte jetzt aber auch nicht hektisch den Kopf nach hinten drehen. Es schien mir ein so glücklicher Zufall und ich genoss, was ich wähnte, ohne wissen zu wollen. Sie traf meinen Geschmack so sehr, dass ich nur noch überlegte wo und wie ich sie ansprechen sollte, denn ob stand eigentlich nicht mehr zur Diskussion.

War ich ganz ehrlich zu mir, dachte ich eigentlich, die ist es einfach, die will ich und sonst keine. Es war zu  perfekt, dieser englisch angehauchte Stil, nun noch mit geflochtenem Zopf, kaum geschminkt, natürlich schön und vor Bildern flanierend, fehlte nur noch, dass sie auch Tee trank und wir später zusammen in dem winzigen Café unter dem Museum zwischen den Bücherstapeln zusammen einen Tee in einer Nische tränken - warme Schauer erhoffter Vorfreude durchliefen mich, während ich eher nur noch sie beobachtete, als noch dem Rodin vor mir die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Das war unvorsichtig, geradezu leichtsinnig war ich dabei mich in diese Frau zu vergucken und vergaß die Kunst wie die Pflicht des Flaneurs immer nur nebenbei zu beobachten, um nicht zu belästigen. Beobachter sind wir Flaneure in der Welt der Museen auch, darum beschenken sie uns so reich mit ihrer Lust. Wer beobachten will, darf nicht auffallen, sich nicht in den Vordergrund spielen, nicht in die Geschichte eingreifen.

Prompt drehte sie sich, feinfühlig wie solche Frauen nunmal sind, was wäre sie auch für ein Idealbild von Frau, wenn sie meine Blicke nicht spürte, denke ich noch, als wir uns beide anschauen. Erwischt fühlte ich mich und seltsam, schien sie das gleiche zu denken, auch wenn sie doch nichts tat, als sich diese Monets anschauen. Mist, dachte ich, war unaufmerksam, hätte sie lieber in dem kleinen Nebenraum angesprochen, wäre irgendwie geheimnisvoller gewesen.

Wir schauten uns beide einige Momente zu lang an, als wären wir Kunst hier und nun ging es darum, wer als erstes seine Fassung wiederfand und die Führung übernahm - soweit funktionierte mein Verstand noch, nur ob er noch etwa vernünftiges hervorbringen würde, schien mehr als fraglich.

“Kennen wir uns?”, fragte sie nicht unfreundlich aber doch ein wenig erstaunt und kam mir damit zuvor.
“Ja, äh, also nein, glaube ich, also zumindest bis jetzt…”, stotterte ich etwas verwirrt los, kein eleganter Einstieg, aber gerade noch die Kurve gekriegt.
“Wunderbare Kunst hier, so viel Wärme im Januar”
“War auch ganz vertieft in diese außergewöhnliche Schönheit”, versuchte ich zum Kompliment anzusetzen.
“Ja, der Rodin ist stark, so viel Ausdruck, unglaublich.”
“Der auch, ja …”, strahlte ich sie an und war gespannt, ob sie reagieren würde.
“Bin das erste mal hier und völlig beeindruckt. Wohne noch nicht so lange in Berlin”, lenkte sie höflich ab, doch ihr Lächeln zeigte, sie hatte mich gehört.
“Es ist eines der schönsten Museen - aber die Nachbarn sind auch großartig, bin gerne und regelmäßig hier.”
“Dann kann ich bestimmt noch was lernen …”, ließ sie ihren Satz offen enden - wir waren die Anrede noch umgangen - schätzte uns etwa ein Alter, vielleicht war sie auch etwas älter, bei Frauen war das ja manchmal schwer einzuschätzen.
“Lerne auch bei jedem Blick auf die Bilder, auch wenn sie schon wie alte Freunde sind und ich sie immer wieder besuche.”
“Ob wir wohl, so ein wenig …”, sie schaute fragend und ich wusste, was sie meinte, ohne dass sie den Satz vollenden musste.
“Wir können gerne ein wenig zusammen flanieren - was könnte schöner sein als in so schöner Begleitung, Kunst anzusehen - aber ich weiß nicht viel darüber”, brachte ich ihren Satz zuende und verneigte mich vor ihr lieber tiefstapelnd, bevor ich mich vor einer Kunsthistorikerin blamierte.
“Das wäre ja schön, ach, ich auch nicht, schaue nur mit Lust und Liebe auf die Bilder.”
“Na dann”, vollendete ich die Verbeugung und deutete einen Handkuss auf die mir formvollendet gereichte Hand an und reichte ihr meinen Arm, den sie tatsächlich annahm.
“Darf ich mich vorstellen”, begann ich und nannte meinen Vornamen, um die Klippe, die wir schon die ganze Zeit mehr oder weniger elegant umschifften, hinter uns zu lassen.

Fühlte mich gerade wie der glücklichste Mann der Welt - war im Museum, nur zum flanieren, ohne jede Absicht, begegnete der älteren Schwester von Prinzessin Kate in weniger verhungert, hatte diesen Traum am Arm und fand den Tag einfach perfekt.

“Welches ist deine liebstes Bild hier?”
“Weiß ich gar nicht, sie sind so verschieden und doch jedes für sich so unglaublich schön, wäre die Frau an meinem Arm nicht noch schöner, fiele die Wahl wohl schwer”, wich ich erstmal elegant aus.
“Ok, danke, und von denen an der Wand?. ließ sie nicht locker.
“Die Monets, sind wundervoll in ihrer Zartheit, aber der Renoir, wie er ihr Feuer gibt oder der Sisley dort, ich könnte es wirklich nicht einfach so sagen - habe keinen Liebling, die Liebermänner nebenan”, und ich wies mit dem freien Arm in die Richtung des Raumes, in dem die deutschen Impressionisten hingen, “wie ich überhaupt die deutschen Impressionisten auch sehr mag”.
“Dann lass uns gleich mal dahin gehen…”, sprang sie auf die Anregung sofort an.
“In Ruhe, wir haben ja Zeit, würde die Runde von der anderen Seite machen - erst die Romantiker und das Biedermaier und als Krönung auf dieser Etage dann Liebermann - was meinst du?
“Lasse mich gerne führen …”, lachte sie und schmiegte sich ein wenig an meinen Arm - sie mochte Nähe und Berührungen, wie ich - das passte gut.

In Ruhe schauten wir uns noch die  französischen Expressionisten an, bogen dann ab und machten die Runde, entlang der kitschig romantischen Bilder, bis an der Spitze Schadows Ruhendes Mädchen auftauchte und ich spürte ihr Entzücken - auch diese Leidenschaft teilten wir also.

“Jedesmal, wenn ich an dieser wunderbaren Plastik vorbeigehe, muss ich mich mühsam beherrschen, sie nicht zu streicheln.”
“Ja! Genau das dachte ich auch gerade.”
“Auch wenn es nur glatter Marmor wäre und keine warme weiche Haut”, setzte ich an und streichelte dabei ein wenig über ihre Hand, die an meinem Arm hing. Wenn ich jetzt noch schreibe, dass wir uns dabei tief in die Augen sahen, wird es einfach zuviel, denke ich noch, aber dummerweise, kümmert sich das Leben nicht immer um solche Fragen von Stil und gutem Geschmack.

Wir küssten uns über der Ruhenden und es war ein Traum. Sie duftete ganz klassisch, Chanel No.5 oder so etwas, vanillig mit einem Hauch Bergamotte, ganz dezent und unaufdringlich. Dachte ich müsste schreien vor Glück und wusste gar nicht, wie ich das verdiente, fragte mich, was wohl als nächstes käme oder ob ich nur träumte.

“Kennst du das kleine Café hier unten?”
“Nein, leider nicht, magst du es mir später zeigen?”, hach, sie konnte es einfach, mit einem Augenaufschlag, schaffte sie es, dass ich mich großartig und wie ein König fühlte - wie gerne wollte ich dieser Frau alles zeigen und alles mit ihr erleben, welch Traum, sinnierte ich und wuchs langsam über mich hinaus. Beim nächsten Kuss bei dem neuen Liebermann mit den Waisenkindern, wagte ich ein wenig über ihre Rundungen zu streicheln, sie ließ es gern geschehen und erwiderte es mit Leidenschaft - käme noch beim Schreiben ins Stottern, wollte ich beschreiben, wie großartig, es sich anfühlte, wie toll ich mich fühlte, wie schön das Leben war.

Klar ich kannte sie noch nicht, wusste nichts über sie - sie sprach zumindest Hochdeutsch, mit leicht nordischem Einschlag, war kunstinteressiert, wusste vermutlich mehr als ich, was keine Kunst war aber konnte bewundern und den anderen, sich großartig fühlen lassen - was mehr konnte ich mir je erträumen, eine Frau, die gern ins Museum geht, sich sehr geschmackvoll kleidet, locker und liebevoll ist, dabei klassisch gebildet und mit perfekten Umgangsformen, wie es mir schien, der immer nur so tat und sich vermutlich häufiger blamierte - fragte mich, was sie wohl machte, wenn sie nicht im Museum war.

“Und was machst du, wenn du nicht gerade deine Freunde im Museum besuchst oder wildfremde Frauen verführst”, lachte sie mich an, als könnte sie meine Gedanken lesen und brachte mich endgültig  aus der Fassung.
“Schreiben. Ich schreibe und flaniere durchs Leben. Blogger, Journalist, Autor,  naja, wie so viele hier - und du?”
“Ach, ganz langweilig - so ein bisschen Lobbyarbeit für Verbände - muss darum leider häufiger ins Ausland und bin viel unterwegs. Heute Nacht nach China, so Business-Kram halt, keine Kunst leider.”
“Du wärst gern Künstlerin?”
“Wenn ich irgendwas so gut könnte, klar. Lieber was für die Ewigkeit schaffen als so langweilige internationale Verträge aushandeln.”
“Du bist Juristin?”
“Ja, hat sich nichts besseres gefunden und ohne große Begabung, hab ich halt mal Jura studiert”, erzählte sie bescheiden lachend, als wäre es nichts.
“Hab ich auch mal, in Heidelberg damals, naja, lange her.”
“Also auch Jurist?”
“Bloß nicht, ich schreibe nur, zu mehr hat es nie gereicht”, lachte ich sie an.
“Als könnte es je mehr geben, die besten deutschen Dichter…”
“Waren alles Juristen, hab ich mir auch immer im Studium gesagt.”
“Wobei mir ja Goethe näher ist als Kafka”, landete sie den nächsten Volltreffer.
“Noch so eine Übereinstimmung und ich mache dir gleich einen Heiratsantrag du schönste aller Lobbyistinnen. Ich liebe Weimar.”
“Dann sollten wir da mal hinfahren, wenn ich aus China zurück bin -  kenne es kaum, nur mal Goethehaus, Kunsthalle und Theater, hatte nur wenig Zeit, war neben einer Konferenz meines Unternehmens.”
“Du arbeitest viel.”
“Leider, als Unternehmerin, nimmt dir keiner was ab und ich frag mich immer wozu, am Ende zählt doch mehr jede Minute, die du genossen hast.”
“Schon wieder ein Volltreffer, genau wie Epikur es lehrte und Lukrez es so schön beschrieb.”
“Genau, das de rerum - kennst du zufällig die Wende, wie die Rennaissance begann?”
“Mein Lieblingsbuch, klar kenne ich das.”

Bevor  ich die verehrte Leserin nun weiter mit der Summe unserer Übereinstimmungen langweile, konnte auch nicht glauben, dass es so etwas wirklich gab, träumte wohl eher, halte ich lieber inne und erzähle, wie es mit der großen Leidenschaft zu der perfekten Frau dann weiter ging und endete.

Es stimmte zu viel, passte zu gut, es war einfach zu perfekt romantisch, als dass es wirklich sein könnte - aber vorher tranken wir noch einen Tee und da es voll war im Café, nahm sie einfach auf meinem Schoß Platz und ich streichelte sie ein wenig unauffällig unter ihrem Rock, was sie spürbar sehr genoss. Sie trug wenig und das war sehr feine Seide vermute ich, gesehen hab ich es ja nie. Alles war gut und das Leben schöner, als ich es zu träumen wagte - dann kam ihre Assistentin ins Café, sie stand sofort von meinem Schoss auf, bevor sie uns sehen konnte, verabschiedete sich schnell und sehr höflich, stellte mir die junge Assistentin vor, die nur sagen wollte, dass der Wagen warte - eine flüchtige Umarmung und weg war sie.

Sie hatte mir ihre Karte geben wollen aber in der Aufregung und Hektik, hatten wir das ganz vergessen, die junge Dame war ganz aufgeregt gewesen, sie hatte sie schon überall gesucht und der Flieger ging ja in einer Stunde mit dem Minister. Vielleicht sollte ich sie googlen, dachte ich, der Vorname war nicht alltäglich, das Gesicht auch nicht - aber irgendwie war es jetzt auch gut so, es war zu perfekt, wäre kitschig geworden, wenn es so etwas tatsächlich gibt, dann werden wir uns wiedersehen, dachte ich, trank meinen Tee und freute mich über den Besuch im Museum und meine Freiheit. Habe nichts davon gehört, dass die Maschine abgestürzt wäre, sonst aber auch nichts mehr, manchmal ist das Leben wie ein schneller schöner Besuch im Museum, sonst nichts. Der Flaneur bleibt Beobachter.
jens tuengerthal 30.1.2017

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