008a Heimatfamilie
Was ist die Heimat der Familie oder ist diese selbst Heimat?
Zwei Fragen in einer und noch dazu ein sehr komplexes Thema, auf das ich eigentlich keine Antwort habe und bei dem ich mir nicht mal sicher bin, ob ich überhaupt etwas davon verstehe, auch wenn ich es mir immer gewünscht habe als Kind, eine Heimat zu haben, während ich so oft umzog und nur Familie als Heimat kennenlernte.
Nach Wiki ist Heimat ein ziemlich weites Feld:
“Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen. Der Begriff „Heimat“ steht in einer speziellen Beziehung zum Begriff der „Siedlung“; dieser bezieht sich, und damit im Gegensatz zum Wohnplatz, in der Regel auf eine sesshafte Lebensform, d. h. auf ein dauerhaftes bzw. langfristiges Sich-Niederlassen und Wohnen an einem Ort bzw. in einer Region. Der Heimatbegriff befindet sich in ständiger Diskussion.”
Wenn ich gefragt werde, was meine Heimat ist, komme ich immer etwas ins Schwimmen, weil ich nicht sagen kann, was alle sagen, habe nicht einen Ort sondern viele und weiß nicht wo. Geboren bin ich in Bremen, gelebt habe ich dort nur mein erstes Jahr - ganz nah der Weser, am Osterdeich, in dem Haus, in dem schon mein Großvater aufwuchs und an das ich nahezu keine Erinnerungen mehr habe. Laufen gelernt habe ich angeblich am Richard, wie der Platz in der Straße meiner Großeltern mütterlicherseits hieß. Dort war ich aber später noch häufiger, warum sich ganz frühe mit späteren Erinnerungen mischen.
Zu Bremen hab ich ein heimatliches Gefühl, ich mag die Bremer, die Art, wie sie schnacken und ihre Traditionen - von der Eiswette bis zum Bürgerpark und der Schaffermahlzeit. Vieles davon habe ich durch meine Großeltern noch kennengelernt, deren Geburtstage im Schütting oder besser unter ihm, im Club zu Bremen oder im Parkhotel gefeiert wurde, wo meine Mutter wohl auch arbeitete, bis sie mit mir schwanger war. Es sind kleine hanseatische Kreise und seltsam blind fand ich mich immer in Bremen zurecht, ohne zu wissen warum - nicht nur von der Sögestraße zum Schnoor, auch andere Wege fand ich intuitiv, wenn ich mal da war, ohne zu wissen warum.
Der letzte Besuch in Bremen war die Beerdigung meiner Großmutter. Es ist eigentlich damit gestorben für mich und dennoch, wenn ich jemanden bremisch reden höre, oder Werder Fans sehe, fühle ich eine tiefe Verbundenheit zu der alten Hansestadt, ihren hanseatischen Gewohnheiten und rieche wieder das Frühstück bei meiner Großmutter mit frischen Kaiserwecken vom Bäcker gegenüber oder höre die Großmutter am Flügel spielen, sehe das Focke-Museum vor mir, in dem auch so viele Familiengeschichten standen und manche Möbel von den Freundinnen meiner Großmutter, die stundenlang davon erzählen konnte. Denke ich daran, breitet sich ein warmes, wohliges und heimatliches Gefühl in mir aus, sehe ich Bilder von Bremen, in dem ich erwachsen nie lebte, von dem ich, außer als Enkel, nichts weiß, außer den aktuellen Tabellenstand von Werder vielleicht, fühle ich, was andere Heimat nennen.
Mit einem Jahr zog ich nach Frankfurt und lebte dort zunächst in einer hässlichen Siedlung in Schwanheim, die zur Universitäts Klinik gehörte, zehn Jahre lang mit meinen Eltern in wachsenden Wohnungen, während meine Familie noch um zwei Schwestern anwuchs, bis wir an den Stadtrand gen Wetterau für weitere fünf Jahre zogen. Wollte nie umziehen, auch wenn mir das dann Haus mit Garten sehr verlockend gegen die bisher Wohnung schien. In Schwanheim beginnen die Erinnerungen an meine Kindheit, den Kindergarten, die Grundschule, meine Freunde und was wir zusammen alles anstellten. Als ich mit meinen späteren Freundinnen, etwa nach einem Besuch im Städel, dort entlang fuhr, um ihnen zu zeigen, wo ich groß wurde, schien es mir seltsam fremd schon, obwohl ich zehn Jahre dort lebte. Das Seppsche, wie die Dorfkneipe in Alt-Schwanheim heißt, hatte ich noch in aktiverer und besserer Erinnerung als diese Siedlung zwischen Main und Stadtwald gelegen. Der Ort an dem ich den größten Teil meiner Kindheit verbracht habe, löst keine warmen Gefühle in mir aus, ist keine Heimat geworden irgendwie.
Eher erinnerte mich an Frankfurt, den Eisernen Steg, den Römerberg mit dem Weihnachstmarkt, das Museumsufer auf der anderen Mainseite und natürlich das Städel, dessen ausgesuchte Sammlung ich heute noch liebe und bei jeder sich bietenden Gelegenheit besuche. Das Städel, in dem ich als Kind Malkurse machte und der Goethe mit den zwee linke Fieß, der inzwischen nicht mehr im Eingang hängt, ist mir mehr Heimat in Frankfurt als irgendwas, wenn ich auch eine enge Beziehung zum Senckenberg durch meinen Vater hat, war dieses Naturkundemuseum mit seinen vielen ausgestopften Tieren und den riesigen Dinosaurierknochen immer auch unheimlich für mich, ist weniger Heimat je gewesen als das Städel mit seinen liebsten Bildern und das ist es trotz der etwas mutigen neuen Farbgebung, die etwas viel selbst glänzen will, statt die Bilder schön sein zu lassen, immer noch. So ist nicht die Stadt Frankfurt mir heimatlich sondern einzig ein Museum dort.
Viel mehr Heimat war mir, auch als wir noch in Schwanheim lebten das Haus meiner Großeltern mit ihrem damals gefühlt riesigen Garten in Petterweil, diesem Dorf inmitten der Wetterau. Erinnere die Einrichtung jedes Zimmers genau, die große Truhe im Flur, vor den Glasbausteinen, in denen die Familienfahne verborgen lag, die der Großvater zu großen Festen und zur Freude von uns Enkeln auch mal einfach so, aufzog. Das Biedermaier-Zimmer, in dem die kleinen Mahlzeiten eingenommen wurden, das Kaminzimmer mit dem Tisch mit den Engeln und der Kommode mit den vielen Schubladen voller Geheimnisse, das Arbeitszimmer meines Großvaters in Kirsche, das nun bei meinen Eltern steht, wo es mich immer noch etwas befremdet, so sehr ich diese wunderschönen schlichten Kirschmöbel liebe. Petterweil wurde für mich zum Inbegriff einer glücklichen Kindheit zum oft Sehnsuchtsort, trotz der manchmal Strenge des Großvaters, der Grotepater hieß.
Erinnere mich genau an den Weg in die Felder, wo der Stall stand, von dem aus mein Großvater ausritt bis ins hohe Alter. An den Vorgarten eine Straße weiter, voller Gartenzwerge, an dem wir Enkel gar nicht vorbei gehen wollten. Denke an den Garten und wie wir uns die Wiese herunter rollten, an die Vorratskammer der Großmutter mit der teils viele Jahre alten Erdbeermarmelade, die wir ganz heimlich naschten. Wie wir um das Haus rannten und Fangen oder Verstecken spielten. Dies auch in den grünen Regentonnnen meines Großvaters und das kleine Stück, wo er seine Birnen züchtete. An die Bank hinter der Doppelgarage unter dem großen Baum, ich meine es war auch ein Apfelbaum, auf der wir zum Abschied oder am Abend saßen, auf der Taunusblick stand, auch wenn der Taunus meist nicht mehr zu sehen war und wo wir zum Abschied immer schon ein wenig traurig, Kein schöner Land, zusammen sangen. Denke an die Zeremonie der großen Verehrung, wenn wir uns alle unserer Großmutter oder dem Großvater in zeremonieller Weise nähern mussten, mit Verbeugung und einer genauen Abfolge von Küssen - Details dieses Rituals habe ich leider vergessen und so wird meine Generation, wenn sie denn solchen Unsinn je praktizieren will, sich vielleicht etwas neues ausdenken müssen.
So ist Heimat für mich eng mit Familie verbunden und ihren Festen, ist weniger ein Ort als ein Ritual, denn Petterweil wurde auch von den Erben verkauft, keiner wollte da leben, alle hatten ihre Heimat und Arbeit andernorts. Nun wohnt ein Vetter von mir mit seiner Frau unweit, der den weiten Weg aus Südafrika nahm, sich ganz nah der alten Enkelheimat niederzulassen. Dennoch ist die Wetterau für mich eine Heimat geworden, erinnere mich an bestimmte Bäume, auch durch das große Engagement eines meiner Onkel im Umweltschutz, der uns Kindern die Natur nahe brachte - es breitet sich in mir, wenn ich Wetterau höre, auch dieses warme wohlige Gefühl aus.
Meine ersten Lieben waren dort in Bad Vilbel am Rand der Wetterau, das ich seltsam auch wieder kaum erinnere, auch wenn ich den Plan der Stadt vor meinem inneren Auge sehe, den Fluss Nidda, der durch den Kurpark fließt, das alte Rathaus am Ende der Hauptstraße noch vor mir sehe, auch wenn ich seit Ewigkeiten nicht mehr dort war. Fünf Jahre lebte ich in der Wasserstadt am Rande der Wetterau, erinnere mich aber besser an den Wald, in dem ich viel mit dem Hund spazieren ging, als die Stadt selbst, die für mich in meiner Erinnerung nur aus einer Hauptstraße besteht, um die herum Siedlungen wuchsen - es gab noch den Festplatz, auf dem das jährliche Volksfest stattfand, von dem ich nicht mehr weiß, wie es heißt - als Kind fand ich solche Feste wunderbar, heute sind sie mir eher ein Grauen und ich habe es vollständig verdrängt. Besuchte später noch Freundinnen und wenige Freunde in Vilbel, hatte mal wieder eine Liebe dort, aber es verschwand ohne heimatliche Gefühle aus meiner Erinnerung, obwohl ich dort der Feuerwehr eng verbunden war, nie wegziehen wollte.
Nach fünf Jahren aber war es wieder soweit, nach dem beruflichen Aufstieg meines Vaters zum Chefarzt zogen wir gen Heidelberg. Wollte nicht weg, nicht meine Freunde verlieren, war todunglücklich darüber und unzufrieden mit der ganzen Welt, fand den Ort, an den wir zogen spießig, kleinkariert und der Dialekt war ja so furchtbar, ich wollte da nicht hin und genau so fühlte ich mich auch dort erstmal.
Das damals noch völlig popelige Walldorf, war nur durch den IKEA und sein Autobahnkreuz bekannt. Heute kennt es dank SAP, die sich dort in der Sparkasse etwa um die Zeit gründeten, als wir auch in die Kurpfalz zogen, die ganze Welt. Mit der Arroganz des Großstädters, der aus einem Vorort der Weltstadt Frankfurt kam, in der ich groß wurde, begann ich die Schule dort und fand alles furchtbar. So blieb ich lange blind auch für die Schönheit dieser neuen Heimat und ihrer Umgebung - wie gut der Wein ist, der dort in der Nähe angebaut wurde, lernte ich erst später schätzen und Heidelbergs romantische Schönheit, hat mich noch nie so sehr beeindruckt. Erst fand ich sie kitschig, dann zu touristisch und als ich selbst dort studierte, zwar schon schön aber auch nichts besonderes, nur nett eben.
Ein wenig Gefühl von Heimat für die Region, in der ich nun lebte, entwickelte ich im Studium, als wir einem Freund, der auf einer nahe gelegenen Burg wohnte und dort wunderbare Weinberge hat, bei der Renovierung in seinem kleinen Schlößchen in der Kleinstadt am Neckar halfen. Seine Familie lebte seit hunderten von Jahren dort, er war ortsverbunden, auch wenn sein Geschlecht erst nach der Zeit des Götz von Berlichingen, dem die Burg einmal gehörte, die Güter dort erwarb, aus Rheinhessen an den Neckar zog, er seine Schulzeit auf einem Internat am Bodensee absolvierte. In seiner Bibliothek noch das letzte Turnierbuch mit ihm durchgeblättert, mit dem seine Vorfahren sich unter den Rittern dort einen Namen machten. Eine Art Poesiealbum für Ritter und ihr Kräftemessen, das einzige Exemplar auf der Welt außer noch einer Ausgabe in der vatikanischen Bibliothek. Bei ihm spürte ich eine enge Verbundenheit zu seiner Heimat, auch beim Gang durch seine Weinberge oder wenn wir dort gerade geschossenes Wild verspeisten, Silvester uns das Feuerwerk von der Burg aus ansahen. Das hatte was, auch die alte Rüstung des Götz, die er oben in der Burgruine ausstellte, gab mir ein Gefühl wie bedeutend diese irgendwie wohl auch meine Heimat historisch einmal war. Sein besonders guter Riesling von den Steilhängen auf dem Weg zu seiner Burg, zeigte mir, was Heimat auch sein konnte und wie schön die Gegend war.
Als ich es meinen späteren Freundinnen aus Berlin kommend zeigte, entwickelte sich erstmals etwas wie Heimatstolz hinsichtlich der Schönheit dort. So wurde es mir mit Abstand erst später zur Heimat und über den Dialekt, den ich früher so schrecklich und primitiv fand, als würde jemand schlecht gelaunt Wortbrocken auskotzen, klang es für mich zuerst, kann ich heute liebevoll lächeln, höre den Anklang des französischen und finde es in Ordnung so. Durch die regelmäßigen Familienfeste, die nun im Haus meiner Eltern stattfinden, das zum neuen Mittelpunkt der Familie wurde, nachdem es Petterweil nicht mehr gab, ist dies popelige aber stinkreiche Walldorf für mich zu einer Heimat geworden, mit der ich meinen Frieden gemacht habe, zumindest, solange ich in Berlin lebe und nur ab und an dort bin.
Auch durch meine Tochter, die ihre Großeltern und ihr Haus liebt, wie ich einst Petterweil, bekam das Elternhaus einen neuen Charakter von Heimat nun. Lese ich in der FAZ, dass mein ehemaliger Klassenkamerad es zum Finanzvorstand des Weltunternehmens in der alten Heimat brachte, lächle ich und denke, wäre ich nicht so arrogant damals aufgetreten, wer weiß, wo ich in dieser Gründerzeit noch gelandet wäre, hätte ich die Chancen gesehen und ergriffen, statt nur trotzig die popelige Gegend und den grässlichen Dialekt abzulehnen, solange ich dort lebte.
Berlin ist der Ort, an dem ich in meinem Leben nun am längsten lebe. Über 16 Jahre nun wohne ich in Berlin, eigentlich in Pankow, noch präziser in Prenzlauer Berg, das nur nach dem nördlicheren Vorort als Bezirk heute heißt, auch wenn es von der Art und Struktur nichts mit diesem popeligen Vorort zu tun, der doch noch sehr ostig sich anfühlt. Aber ist Berlin meine Heimat geworden je?
Sind es die drei Plätze geworden, um die ich die längste Zeit hier lebte in verschiedenen Abschnitten meines sonst eher unaufregenden Lebens?
Beim letzten Platz, an dem ich heute noch lebe, um den ich alle Cafés bis zum Abwinken gut kenne wie die Verkäuferinnen und Kassierer im Edeka-Markt, würde ich es fast sagen. Bin hier zuhause. Aber ein warmes Gefühl bekomme ich da nicht. Als ich mit meiner letzten Verlobten langfristig überlegte, teilweise in ihrer Eigentumswohnung in Charlottenburg und einem noch zu kaufenden Haus in Norddeutschland zu leben, war das für mich völlig ok. Wo meine Bücherregale in Berlin stehen, war mir relativ egal. Charlottenburg ist zwar furchtbar langweilig, aber auch sehr nett irgendwie und mit Frau wandeln sich ja manche Prioritäten und ein Haus an der See noch, irgendwo im Norden, ihr Schloss, wie sie sagte, klang sehr verlockend. Im Norden fühle ich mich ja heimatlich.
Was würde ich wohl vermissen von Berlin, wenn ich nicht nur zu Besuch und manchmal in der Provinz lebte, wo käme ich gerne an und was ist meine Heimat?
Heimat ist für mich Familie eher als ein Ort, denn so kann genausogut der Hof meines Onkels in Mecklenburg nahe Wismar Heimat sein, wenn wir uns dort jedes Jahr zu Ostern treffen, wenn es dort meist noch zu kalt ist, das nahe Meer zu genießen - bescheuert eigentlich, dass wir uns nicht im Sommer dort treffen, aber gehört halt dazu, ist Tradition geworden und so ist die Tradition allein wohl schon ein Stück Heimat.
Darum ist mir auch so wichtig, die Frau, die ich liebe, in meine Familie einzuführen und zu wissen, ob es passt, weil das eher mit nach Hause bringen für mich ist, als irgendein geografischer Ort, der sich ja beliebig verschieben kann. Von meinen Bremer Großeltern und der Heimat dort ist mir nur ein Anzug und ein Frack meines Großvaters geblieben sowie ein Trenchcoat. Seltsam eine alte Heimat mit Kleidung in Erinnerung bei sich zu haben. Petterweil ist verkauft und das Haus meiner Eltern an dem Ort, an den ich nicht wollte, der aber heute wirklich ganz nett in zauberhafter Umgebung mir zu sein scheint, ist es, wenn die Familie da ist, aber es könnte dies Haus auch irgendwo anders beliebig stehen, sogar in Bielefeld.
Passt die Familie und klappt es im Bett ist eigentlich alles gut. Hakt es beim einen oder anderen, hält es meist nicht lang, sagt die Erfahrung und ich frage mich, ob die Heimatliebe stärker ist sogar als das, was ich große Liebe nennen würde oder ob ich nur zu angepasst bin, um die tragische Romeo und Julia Liebe gegen die Familie durchzuziehen, wenn es nötig wäre und warum mir nicht eines von beidem genügen kann, was doch schon mehr ist als viele in der Liebe je finden. Doch solche Volltreffer sind selten und noch seltener auf Dauer, weiß ich inzwischen, aus Erfahrung kein bisschen klüger geworden.
Mit zunehmendem Alter und abnehmender Potenz vielleicht wandeln sich auch dabei die Prioritäten. Irgendwann heißt gut im Bett nur noch wunderbar anschmiegsam und friedlich, warum die Verbindung mit der Heimat des ortlosen Narren unbeabsichtigt zum zentralen Kriterium wird, das schon meine Auswahl mitbestimmt. Wen ich nicht vorstellen könnte, die hat keine Chance und seltsam genug war da auch die Vernunft bisher immer stärker als alle Leidenschaft und ich denke an Thomas Buddenbrook und seine Liebe zum Blumenmädchen, von der er genau wusste, dass er sie beenden musste, als es nach Amsterdam ging und er sich um eine ernsthafte und gute Partie bemühen würde.
Sich standesgemäß paaren, hieß das früher, nicht über und nicht unter Stand heiraten, war wichtig, um sich wohl zu fühlen, mit dem was war. Dabei waren meine Großeltern, die uns immer als Vorbild einer großen und glücklichen Liebe galten, das beste Beispiel für das genaue Gegenteil - so galt meine Großmutter, deren Vater sogar im Gefängnis gesessen hatte, als nicht standesgemäß für den gut bürgerlichen, dessen Vater zwar als Offizier vor Verdun gefallen war, so wie meine Großmutter Halbwaise war, als schlechte Partie, noch dazu mit ihrer leichten Behinderung, da sie an einer Knochentuberkulose erkrankt war. Der Großvater meines Grotepaters war doch immerhin Hofbibliothekar zu Gotha gewesen und mit den einflussreichsten Familien dort verwandt oder bekannt. Diese Hochzeit aus Liebe, war ein kleiner Skandal, dem aber bald 4 Knaben folgten, was gut in den Geist der Zeit passte und mit der nicht standesgemäßen Partie versöhnte.
Was immer Bürger so als standesgemäß ansahen. Es gibt aber Kreise in denen, das bis heute sehr wichtig ist. So war bei meiner ersten Verlobten, die von Familie war, den Eltern schon wichtig, zu wissen, dass mein Vater auch Chefarzt war, wenn wir schon kein standesgemäßes ‘von’ im Namen trugen, wie sie es sich vielleicht für ihre Tochter gewünscht hätten. Beim Adel ist es relativ einfach was standesgemäß noch ist und was schon nicht mehr. Herrschende Häuser nur untereinander aber das hat sich ja heute glücklicherweise alles erledigt und die jahrhundertelange Inzucht konnte einer gesunden Durchmischung weichen, es darf meist auch aus Liebe geheiratet werden, auch wenn es ein Fitnesstrainer in Schweden als Kronpriesinnengatte wird, was ja zur Frau des jetzigen Königs, jener Silvia Sommerlath aus Heidelberg passt, die Olympia-Hostess in München war, wo sie ihren Prinzen kennenlernte.
Dreimal habe ich mich inzwischen verlobt und also jeweils ein Eheversprechen abgegeben, was dann wohl im Interesse aller Seiten nicht weiter verfolgt wurde. Spannend finde ich, wie nahe das Wort sich versprechen am Versprecher liegt und versprochen und gebrochen sich nicht nur reimen. Finde die Idee, sich zu versprechen, ein Leben miteinander zu wagen, immer noch romantisch und schön, würde es immer wieder tun, dahingestellt, ob ich je heiraten möchte oder es eine Frau ewig mit mir aushalten könnte, was zugegeben am unwahrscheinlichsten ist. Möchte eigentlich gar keine Beziehung ohne beginnen, denn wenn ich nicht aufs Ganze gehe, kann ich es auch gleich lassen, wozu ich gerade ohnehin mehr tendiere, weil Nähe auf Dauer ohnehin überschätzt wird und Männer und Frauen nur bedingt zusammenpassen, es uns nur Gefühl und Trieb gern verdrängen und vieles ertragen lässt, aber, wer weiß - halte jede plötzliche Sinnesänderung im Sinne der Liebe für möglich und wenn sie kommt, ist es gut so.
Das Eheversprechen aber zeigt mir, wie wichtig mir Familie und Anbindung an alte Traditionen ist, wie zuhause ich heimatloser mich dort fühle, der einen Hafen der Liebe so sich wirklich sucht, um zumindest symbolisch vor Anker zu gehen. Dabei sage ich jetzt nichts dazu, ob ich mich überhaupt für fähig halte, eine monogame Beziehung zu führen, nicht mal weiß, ob es überhaupt Menschen gibt, die das ihrer Natur nach können oder solche Stagnation immer nur Konsequenz anderer Ängste ist. Es reden die von Treue und einziger Liebe am lautesten, die am stärksten um sie fürchten, weil sie Versuchung selbst zu gut kennen. Mein Ehversprechen hatte damit auch eher weniger zu tun, auch wenn das meine Verlobten, die alle nicht zu den leidenschaftlichsten Frauen gehörten, denen ich im Leben begegnete, wohl anders sahen, aber auch das ist ein weites Feld.
Wo die Treue von der Natur aus Liebe zum Zwang wird, ist die Leidenschaft längst tot und es halten nur noch Ängste und Formalien aneinander, würde ich mal behaupten und alle Frauen, die noch von der großen Liebe träumen oder überhaupt, würden mir vermutlich zornig widersprechen und kluge Männer mit Erfahrung vermutlich eher schweigen. Diese Erkenntnis und der offene Umgang damit kann den Umgang miteinander sehr entspannen.
Was ist mir wichtig an einer Frau, frage ich mich also.
Zuerst ihre Liebe und Leidenschaft. Wenn es daran mangelt kann gute familienkompatibilität dies glatt ersetzen. Schönheit ist eine sehr relative Größe. So mag ich Frauen gerade sehr, die andere Männer schon mindestens als kräftig bezeichnen würden, an denen was dran ist zum liebhaben. Einige meiner großen Lieben und längeren Beziehungen waren aber das genaue Gegenteil und es hat der Liebe oder Leidenschaft, wenn es denn welche gab, keinen Abbruch getan und so sind Äußerlichkeiten mir mittlerweile egal. Sich intellektuell auf Augenhöhe zu begegnen, ist immer schön und macht das Leben leichter, doch sofern die anderen Faktoren passen, kann darüber auch großzügig hinweggesehen werden und bedenke ich, wovon ich alles keine Ahnung habe, hätte mich ein solches Kriterium bisher sehr einsam gemacht, was mir immer fern lag. Es kann sehr vieles das andere ausgleichen und mancher Kompromiss wird möglich, wenn das Gefühl dabei stimmt. So spielte ich auch gern den Romeo gegen die Familie, wenn sonst alles stimmt, doch zum Glück muss ich das gerade nicht.
Warum rede ich wieder über meine Frauen, wird meine Tochter bei der Lektüre wohl augenrollend denken, die nichts mehr hören will von meinen 180 Frauen, was auch eine rein symbolische Zahl sein könnte, schweige dazu lieber - weil die Liebe mir Heimat ist. Neben meiner Bibliothek, und Familie, ist sie die andere nicht geografische Heimat, die ich habe.
Gerade ist ein Freund von mir auf die Philippinen gezogen, um dort mit über 50 nochmal Vater zu werden mit seiner nicht mal halb so alten inzwischen Frau und freut sich an dem südlichen warmen Glück, dass ihm das Leben beschied. Er hat die alte Heimat verlassen, sein Haus vermietet, die Pferde in Pension gegeben, seine alte Standuhr steht bei mir und eine neue Heimat auf einer der vielen Inseln in der Liebe gefunden und was ich von ihm bei facebook so lese und sehe, scheint er ein glücklicher Mann zu sein. Etwas unkonventionell vielleicht aber doch liebenswert auch und was kann falsch sein, der Liebe zu folgen, kommt es dabei je auf Alter oder Geld an?
Die Heimat ist der Ort, an dem ich mich wohlfühle und mit dem ich mich gut und zuhause fühle. Dabei kann Sex eine Rolle spielen, aber das wichtigste ist es nicht, warum auch manche Ehen ohne Sex wunderbar halten, wenn beide erkennen, was sie verbindet ist mehr und wichtiger als der Austausch von Körperflüssigkeiten, den auch jeder für sich oder andernorts erledigen kann. Als etwas autistischer Leser und Autor bin ich in der Welt meiner Bücher zuhause und bin glücklich dort, wo meine Bibliothek ist.
Es gibt wenig, was mir so nahe kommt wie Bücher und Schreiben, die Welt der Worte. Sicher meine Tochter, qua natura, aber auch da denke ich an Montaigne, der darüber lange philosophierte, ob ihm sein biologisches Erbe an seine Tochter, nur eine Tochter überlebte von den mehreren ehelichen Geburten seiner Frau und wurde erwachsen, oder seine Worte wichtiger wären, dächte er über sein Erbe nach und worauf er mehr Mühe verwendete. Der dem schönen Leben und der Lust als Epikuräer nicht abgeneigte Montaigne, der in diesem Essais, von dem ich gerade spreche, zwar auch viel über seine Nierensteine klagt und wie sie ihn quälten, hat ein schlechtes Gewissen zu rechtfertigen, warum ihm, ehrlich gesagt, das Produkt seines Geistes wichtiger ist als seine Tochter. Er begründet es damit, dass ihre Entstehung Produkt seines Schwanzes sei, während seine Essais ja ein Kind seines Geistes sein und ihm damit natürlich noch näher als die Tochter wäre, die ja nur zur Hälfte aus ihm bestand.
Diese Rechtfertigung auch in Kenntnis von Montaignes geeier hier umging ich nun geschickt, indem ich dies Kind meines Geistes meiner Tochter widme und für sie schreibe, wann immer sie es auch lesen wird, junge Damen widmen sich nicht immer mit größter Leidenschaft der Philosophie und den wirren Gedanken ihrer Väter. Ob das wirklich geschickt oder geradezu aufdringlich dreist war, möge die Nachwelt entscheiden, mir ist nicht besseres eingefallen, um micht nicht entscheiden zu müssen, denn natürlich kenne ich den Konflikt von dem Michel aus Montaigne mit soviel Gefühl und Witz erzählt, nur zu gut.
Bin ich zuerst Künstler oder Vater und worauf kommt es mir an? Was ist mir wichtiger, was von mir bleibt, die Erinnerung im biologischen Erbe meiner Tochter oder die geistige Erinnerung in meinen Schriften Würde ich meinem Opus den Vorzug geben, wenn ich entscheiden müsste?
Natürlich nicht, verkünde ich aus voller Überzeugung, wieviel wertvoller ist doch ein Mensch als eine nur Sammlung meiner wirren Worte und hoffe, es fragt niemand zu genau nach und die Realität stellt diese Frage nie wirklich, weil ich sie doch, indem ich dies Essais für meine Tochter nun schreibe, quasi genetisch überlistete. Lassen wir es mal dabei und hoffen wir, dass es keine weitere Verwirrung mehr gibt und alle mit dem glücklich sind, was ist. Zu wenig geliebt oder beachtet fühlen sich ja immer eher Menschen, die Probleme mit ihrem Selbstwert haben, wofür vorliegend nichts spricht und wenn sie nur halb so eitel wie ihr Vater wäre, dessen halbes genetisches Erbe sie ja mitschleppen muss, besteht zur Sorge nie Grund.
Die Bibliotheksfamilie ist auch noch so eine Welt für sich. Wer je Bücher liebte, kann es nachvollziehen und versteht, was ich meine, wenn ich sage, es gibt Bücher, wenn ich deren Rücken streichle allein, laufen mir wohlige Schauer der Erinnerung durch den Geist, wer nicht, wird seine Heimat andernorts haben. So lebe ich in einer WG mit meinen Büchern und wir tauschen ab und an Zärtlichkeiten miteinander aus, indem wir ineinander lesen. So gesehen kommt dies Leben meiner natürlichen Polygamie am nächsten wie es auch einer autistischen Neigung entspricht, die andere vielleicht nur die Flucht vor dem Gewöhnlichen nennen würden bei der eben nach oben hin, die Luft dünn wird, aber, was weiß ich schon, und so gehe ich erstmal von einer sozialen Behinderung meinerseits aus, die eine gewisse Inkompatibilität begründet.
Solange es so viele Bücher gibt, mit denen ich glücklich bin, wüsste ich nicht, was ich vermissen sollte in dem zurückgezogenen Leben des Bücherwurms und Autors, dem die meisten sozialen Treffpunkte eher langweilen, zumindest verglichen mit Büchern, außer es geht um Sex und Liebe, was immer wieder neu erstaunlich aufregend sein kann, auch wenn sich die Frauen nun doch eher im Detail nur unterscheiden in der Erinerung
Sitze und saß ja immer viel im Café und lauschte auch mal den Gesprächen der Nachbarn und denke immer wieder, wie gut, dass ich für mich meist dort bin und nur darüber schreibe, statt mich daran beteiligen zu müssen, was mir nach einer ewigen Wiederholung immergleicher Worte zu klingen, scheint ohne echten Fortschritt - der Mensch dreht sich seit Epikur vor 2300 Jahren aus seinem Garten berichtete, sozial im Kreis, es ist meist langweilig, außer der kleine Schritt vom Gespräch zum Sex und wie sich die Lust miteinander entwickelt, was erahnbar und sichtbar ist und was nicht oder die seltenen Fälle guter philosophischer Gespräche, die jedoch seltsam oft dem Triebbedürfnis in die Quere kommen.
Habe da noch kein taugliches Muster entdeckt und suche darum weiter, es zu verstehen, unsicher, ob es dann auch in der Sache langweilig wird, wie der meist gewissen Mustern irgendwann immer folgende Sex in längeren Beziehungen, außer beide Partner haben entweder viel Phantasie oder vergesse glücklicherweise noch schneller als sie erleben. Liebhaberinnen bleiben immer spannend, Partnerinnen ermüden irgendwann, was in der Natur der Sache liegt. Die Geliebte triffst du zur Lust, mit der Partnerin teilst du ein Leben mit allem auf und ab. Wessen schlechte Laune und Blähungen du manchmal auch nur erträgst, der reizt dich nicht so, wie die du nur gelegentlich siehst und dann nur zur Lust.
Ob es darum richtig ist, wie Montaigne es vorschlägt, die leidenschaftliche Liebe und die wilde Lust von der Ehe zu trennen, damit in dieser der gemächliche Beischlaf zur Fortpflanzung praktiziert, ansonsten aber ein Leben mit Achtung und Respekt geführt wird, das sich in guten wie in schlechten Zeiten kennt, scheint mir einer Überlegung wert. Dann behielte beides seinen Charakter und keines verlöre sich in zu großer Leidenschaft, die schnell auch verwirrt. Vielleicht schätzen wir die Liebe als Heimat falsch ein und überfordern sie auch, wenn sie nicht nur Konstanz und Sicherheit sondern auch Leidenschaft und Feuer bieten soll und täten darum besser daran bestimmte Bedürfnisse auszulagern, um die Ehe gut und stabil zu halten.
So gesehen diente das Gebot der Treue, wie es die Kirche immer hochhielt, eher der Stabilität der Ehen, da es weniger um die tatsächliche Treue ging als das permanente moderat schlechte Gewissen, dass beide Parteien zu einem besonders aufmerksamen Verhalten gegenüber dem Partner brachte. Vermutlich entspricht diese Regelung am ehesten unserer Natur und ermöglichte dauerhafte Ehen und viel Leidenschaft nebenbei, die Triebe befriedigte und zugleich Quelle der Musen immer wieder wäre.
Eine solche Beziehung hat für beide Seiten Vorteile und ich wollte nicht der Richter über gut und böse wider meine Natur je sein. Wie offen darüber geredet und nachgedacht werden kann, scheint mir eine Frage der inneren und sittlichen Reife und auch der Erfahrung mit schönen Sex zu sein.
Die Partnerinnen, die Befriedigung beim Sex fanden und dies genießen konnten, hatten da eher mehr Verständnis als diejenigen, die es nur mitmachten ohne größere eigene Leidenschaft. Darüber nachzudenken, um Familie und Heimat besser zu erhalten, ohne Eifersucht leben zu können, wäre befreiend für viele Menschen wohl, doch leben zugleich noch mindestens so viele Menschen mit der Illusion der großen Liebe, die alles umfasst und wollen alles mit einem haben, auch wenn das logisch auf Dauer immer unvereinbar wird.
Stehe da gerade zwischen den Welten, betrachte es lächelnd, denk mir meinen Teil und lebe, was mir gefällt. Wer mit sich und seiner Natur im Reinen und des logischen Denkens fähig ist, wird vermutlich zu einem ähnlichen Schluss kommen, aber vielleicht werden sich Männer und Frauen diesbezüglich auch nie ganz verstehen, allerdings kann ich sagen, dass viele der Frauen, die das entspannt sahen, auch zu meinen besten Liebhaberinnen gehören.
Heimat ist kein Ort und Heimat ist ein Ort. Es ist ein Gefühl und eine vernünftige Lokalisierung dessen, was uns ausmacht. Es ist alles und nichts zugleich. Dazu vielleicht eine kleine Geschichte zum Schluss, die dies unklare Gefühl verdeutlicht.
Die Familie, deren Namen ich trage kommt seit ewigen Zeiten aus Thüringen, bis ins Mittelalter dort nachweisbar. Das ist die alte Heimat, aus der mein Großvater mit seinen vier Söhnen mit der Großmutter nach dem Krieg gen Westen flüchtete. Dieses Gefühl von Heimat habe ich jedesmal, wenn ich durch Thüringen fahre. Meine Liebe zu Weimar drückt dieses Gefühl ganz intensiv aus und Frauen aus Thüringen können mit nahezu nichts meinem Herzen ganz nahe kommen, einfach nur, weil sie von da sind und ich mal von da kam, also meine Familie hat und auch wenn es bis zur Wende für mich in einem anderen Land lag, von dem ich keine Vorstellung hatte und das für mich nur eine schlimme Diktatur war. Ein Leben hinter der Mauer ohne Meinungsfreiheit und Levis Jeans, ohne Bananen und Anannas, wobei ich erstere nur stopfend finde und letztere nicht vertrage, aber egal, ich könnte sie jederzeit kaufen, wenn ich wollte.
Einer meiner Vettern hat eine zauberhafte Thüringerin geheiratet und das ist ein Stück wie ankommen und er hat es geschafft, dachte ich immer wieder, auch wenn das völlig idiotisch ist. Habe inzwischen mehr als eine Frau aus Thüringen näher kennengelernt und phasenweise in mein Herz geschlossen, immer mit dem großen Gefühl von Heimat und mich wieder getrennt ohne Folgen für mein Heimatgefühl. Denke es würde immer wieder funktionieren und gäbe einer Frau bei mir immer einen Bonus, auch wenn es dafür null sachlichen Grund gibt und die Sächsinnen, die ich kennenlernte alle viel zauberhafter waren, zumindest teilweise.
Heimat verführt also auch zu unsinnigen Dingen, gerade in der Verbindung mit Familie und Gefühl. Darum ist es gut, sich dessen bewusst zu sein und auch gegen die Übermacht des Gefühls kritisch noch denken zu können. Wenn ich meiner Tochter das vermitteln kann, könnte sie auch in der Liebe ein riesiges Stück Freiheit gewinnen und es leichter haben, glücklich zu werden.
Glück ist keine absolute und feste Größe, die starr irgendwo steht und erstrebt sein will, sondern ein flexibler Zustand, mit dem wir mit der Welt leben lernen, sie uns zur Heimat oder Familie machen, denn jede Liebe ist auch immer ein wenig der Versuch eine Kernfamilie und damit ein Stück Heimat zu begründen, vielleicht brauchen wir das irgendwie immer.
jens tuengerthal 13.1.2017
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