Seit der Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten herrscht in der bürgerlichen Mitte Krisenstimmung und die Angst greift um sich, was wohl werden wird, wenn dieser Kerl wahr macht, was er ankündigte.
Dies tut es in den USA, wo sie langsam merken, was es heißt, einem neureichen Aufsteiger ins höchste Amt zu wählen und welche Gefahren es birgt, wenn so einer plötzlich für die Gemeinschaft entscheidet, der vorher nur große Show machte und relativ erfolgreicher Bauunternehmer war. Einer der keine Ahnung vom Gemeinwesen hat und was es ausmacht, dessen Werte verspottet, wenn er verkündet, nur ein Buch gelesen zu haben, in seinem Leben und der dafür den Jubel der breiten Masse bekam, die ungebildet und darin verharrend chancenlos, das Gefühl hat, da käme einer von ihnen an die Macht, der es den da oben mal richtig zeigt.
Wie ein Multimilliardär es schaffte, mit dummen sexistischen Sprüchen die Massen auf seine Seite zu ziehen und dafür eine engagierte Demokratin mit Hilfe seines russischen Gönners alt aussehen ließ, ist eine Offenbarung unserer Zeit, in der Medien Wahlen mitentscheiden und soziale Netzwerke mehr Politik machen, als viele ahnen, jene Netze, die Obama trugen und in den Himmel hoben, waren auch Trumps Echoraum und sind es bis heute.
Dort war Clinton nicht präsent, während sie aber von da aus angeschwärzt wurde und für keine Schlagzeilen sorgen konnte, sie trendete kaum, während Trumps Sprüche immer wieder zwar aufregten aber die Bewegung der Masse nutzte, verstand wo sie stehen und wie er sie abholen kann - die ungebildete, unzufriedene Mehrheit, die sich meckernd im Netz äußert und heute dieser, morgen jener Verschwörungstheorie hinterherläuft. Dieser Volkskörper hat keine feste Meinung oder Überzeugung, so wenig wie AfD Anhänger, sondern ist trotzig und hat mindestens einmal im Leben schon gedacht, dass sie es denen da oben doch gern mal zeigen würde.
Ist Trump, sind Erdogan und Putin die Zukunft der Demokratie, weil die Masse durch ständigen Fernseh- und noch mehr Internetkonsum so verblödet ist, dass nur noch Sprüche überzeugen, der Auftritt wichtiger ist als das Ergebnis?
Die Gefahr scheint vielen immer größer und stellt die Frage, ob die Demokratie reif ist für das Zeitalter sozialer Netzwerke, in denen der kleine Mann gern mit allen denkbaren Verschwörungen Meinung macht, statt sich an die zuständigen Organe des Staates noch zu halten. Dort boomen und trenden die Sprüchemacher, mit den einfachen Antworten und genau dort hat eine Mutti Merkel es mit ihrer nüchtern sachlichen Art, die stets das alternativlos notwendige tut, schwerer noch, als auf der politischen Bühne, wo sie inzwischen als gelassene Königin ruhig, in ihren Netzwerken gesichert, ihr Reich regiert.
Die Tücken des Wahlrechts und die dabei möglichen gezielten Eingriffe der Russen haben den Wahlsieg desjenigen möglich gemacht, der Millionen Stimmen weniger hatte und auch wenn es damit in Deutschland besser aussieht, wir auf unsere Geschichte hoffen können, die manche abhält, die rechten Schreihälse zu wählen - es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch hier ein RTL II tauglicher Kandidat mit goldenem Schlafzimmer wie Trump auftaucht und viele, die sich verstanden fühlen, mitzieht.
So fragt sich eine bürgerliche Klasse, die seit Jahrzehnten die Intelligenz und damit die Führung der Staaten dieser Welt und ihrer Behörden und Unternehmen stellt, was wird aus unseren Werten, wenn so einer seinen Stil durchsetzt. Das kollektive Spießertum als endzeitliche Apokalypse regiert die Welt auf Soap-Niveau und statt Bibliotheken gibt es neue Multiplexkinos für Serienfreaks.
Italien hatte seinen Berlusconi und ist ihn nur mühsam nach vielen Anläufen trotz klar krimineller Verwicklungen diesen dubiosen Medienunternehmer wieder los geworden und krankt heute noch an den Folgen dieser Herrschaft - dass nun ein Mitglied der Berlusconi Partei das Europäische Parlament führt, zeigt, es kann auch hier ganz schnell kippen und was Österreich mit seinem Burka und möchtegern Kopftuchverbot gerade veranstaltet, spottet auch aller europäischen Freiheit Hohn und es ist nur zu hoffen, dass diese Albernheiten nur zur Ausbremsung der dortigen Populisten dienen sollen, denn vernünftige Gründe gibt es dafür ebensowenig wie für das Dekret Trumps, das für immer mehr Probleme sorgt.
Eine seltsame Situation ist entstanden - ein traditionell eher wertkonservatives bürgerliches Lager, sieht sich im Widerstand gegen einen Unternehmerpräsidenten, diesen Aufsteiger ohne Bildung, auch wenn er in manchem dem amerikanischen Ideal entspricht, ist er einfach eine Nummer zu viel und zu peinlich.
Noch halten viele Getreue zu ihm, die hoffen, er wird sich schon die Hörner abstoßen, doch ist ein solcher Weg beim US-Präsidenten nicht vorgesehen, dem zieht keiner Grenzen als Senat und Repräsentantenhaus und wenn es arg kommt ein Impeachment, wofür Trump erst seine Partei kollektiv gegen sich aufbringen müsste, was er, bis auf schon jetzt hörbare Einzelstimmen, durch divide et impere zu verhindern wissen wird. Seine cholerische Reaktion auf jegliche Kritik wurde auch wieder sichtbar, daran wird sich wenig ändern, solange der Apparat ihm folgen muss.
Die einzige Chance, ihn im Amt zu halten, wenn er seine Wahlversprechen für die breite Mehrheit der Mitte nicht einhält, wird ein Krieg sein, der von allem ablenkt. Die ersten Weichen stellt der etwas trumpelige Präsident ja schon in China, fürchten ängstliche Europäer.
Sie vergessen eines. Trump ist zwar misstrauisch, ungebildet und plappert viel dummes Zeug, aber er wäre nicht der erfolgreiche Unternehmer, der er ist, wenn er nicht fähig, wäre, sich auf neue Situationen schnell und flexibel einzustellen, nicht führen könnte, der tumbe Idiot wäre, als den ihn die kulturellen Schwergewichte der Medien derzeit gerne darstellen. Ein Unternehmer beginnt keinen Krieg ohne ganz offensichtliche Gewinnaussichten, weil Kosten und Risiko dabei nie kalkulierbar sind.
Zwar könnte ein kriegerischer Konflikt wohl dafür sorgen, dass die Wirtschaft kurzzeitig boomt und viele junge Männer von der Straße verschwinden, es friedlicher und ruhiger wird, auch weil viele einfach tot sind, aber es war unternehmerisch nie lohnend und ein unnötig hohes Risiko, dass er nicht mehr kalkulieren könnte, gerade für seine ausländischen Investitionen. Vermutlich macht er nur viel Wind.
Die ruhige Reaktion Merkels nun, scheint angemessen und vernünftig - ihre erste Reaktion, in der die deutsche Kanzlerin den neuen POTUS mahnte, sich gut zu benehmen in Sachen Verträge und Menschenrechte, war hoffentlich nur eine Retourkutsche für seine Ausfälligkeiten im Wahlkampf.
Es verschieben sich erstaunlich viele unumstößliche Grenzen gerade, warum manches für ein Zeitalter des Umbruchs spricht, was auch der verbreiteten Unsicherheit gut entspräche. Nur was folgt auf die gerade rechtsstaatliche Demokratie, wohin geht es?
Der typisch unternehmerische Freihandel mit seinen internationalen Abkommen wird von Trump abgelehnt, ist nun die versammelte Linke darum für den rechten Frauenfeind?
Das Idol vieler radikaler Linker und Pegiden, der russische Präsident Putin, soll, geht es nach Trump, sein Freund werden und hat gute Aussichten, wie sein Freundschaftsdienst bei der Wahl zeigte. Er spielt mit der Angst sehr vieler, die lange ignoriert wurde und der sich im demokratischen Sektor in Deutschland nur noch die CSU annimmt und wovon der Afd tönt.
Die könnte auch nichts ändern, so wenig wie Trump eine sinnvolle Mauer bauen kann und die Mexikaner diese bezahlen werden. Die politische Weltlage ist komplex und die Akteure handeln langsam und vorsichtig. Die USA hatten an der Konfrontation mit Russland ein massives ökonomisches Interesse. Die Rüstungsindustrie und ihre vielen wichtigen Arbeitsplätze braucht einen Krieg ohne Opfer aber mit viel großer Geste und teuren Waffen. Die NATO-Präsenz im Baltikum steht dafür.
Wer dies wichtige Ziel der Rüstungsindustrie unterminiert und gar Frieden mit Putin sucht, braucht dringend einen anderen Konflikt, um ungestört aufzurüsten. Der wird wohl mit China gesucht und Europa wird aus dem amerikanischen Interesse stärker herausfallen. Ob der Kontinent davon mehr profitiert oder verliert, ist noch ungewiss. Die Populisten in Polen und Ungarn werden einen eisigen Wind aus allen Richtungen spüren und brauchen darum neue Perspektiven - die Angst aus der Konfrontation genügt nicht länger, vor allem dann nicht, wenn Deutschland sich besser mit Russland vertragen sollte - dahingestellt, ob das unter Merkel und Putin noch möglich ist.
Putin sucht nicht die Freundschaft und Anerkennung eines Trump, er will wieder als Freund nach Europa kommen, als Partner und Gönner, der seinem großen Land einige übrig gebliebene Privilegien der Supermacht UDSSR erhält. Dazu muss er nicht das Baltikum erobern, doch eine EU-Aufnahme der Ukraine, wird nur mit Russland gemeinsam möglich sein, deren Gasschulden und die zu lange enge Verquickung machen dies erforderlich und alle wissen das eigentlich, auch wenn sie gerade anders reden.
Wo sich die USA im Streit gen China und Asien wenden, noch ein wenig Mexiko provozieren will, kann Russland Syrien lösen und Europa als Partner einbinden, von dem die USA sich kurzsichtig schnell zurückziehen. Viele intelligente, junge Amerikaner und Ausländer, die vor allem in Kalifornien für viel Geld gute Arbeit leisten, werden sich stärker nach Europa konzentrieren, was die Basis des Wohlstands verschieben wird, wenn Europa schnell genug und steuerlich flexibel reagiert.
Europa hielte sich klugerweise in der Syrienkrise völlig raus, es ist nicht unser Konflikt - wir müssen weder den IS besiegen noch plötzlich Assad aus dem Amt vertreiben, was viele Konflikte auf einmal vernünftig löste und ohne Angst vor Islamisten verlören die Rechten ganz schnell jede Zustimmung, sehen wir von den ewig Gestrigen ab.
Es ist tragisch, was in Afrika teilweise und auch in Syrien und dem Irak passiert, auch Afghanistan ist in einem katastrophalen Zustand, doch ginge es allen besser, wenn Europa nicht mehr meinte, dort entscheidende Kraft sein zu müssen und die einen auf Kosten der anderen besiegen wollte, was immer nur die Ärmsten träfe und die Staaten weiter radikalisierte. Unser Hauptinteresse dort, ist es legitime Kunden für unsere großen militärischen Exporte zu finden, die gerade Verbündeten an deutsche Waffen und Technik zu gewöhnen, um diese bald exportieren zu können. Darum war wohl die kurzzeitige militärische Präsenz nach dem 11. September 2001 nötig. Mehr ist es nicht.
Der Erfolg in Afghanistan und im Irak wie Syrien zeigt, Frieden finden die Völker nur miteinander - Europa brauchte auch von der Reformation bis weit nach dem Westfälischen Frieden allein im religiösen Bereich und bekriegte sich dennoch munter über politische Nichtigkeiten weiter. Die Bundeswehr hat bestimmt im Rahmen des ihr möglichen gute Arbeit meist geleistet, nur viel konnte sie nicht tun, zu ändern war ohnehin nichts. Sie hat nur relativ gutes Marketing für deutsche Waffenschmieden gemacht, mehr nicht.
Manche hofften die imaginäre Front im Osten würde ein solcher wunderbarer kalter Kriegsschauplatz für den europäischen Rüstungsmarkt, der ohne Tote auskommt und dafür bestens modernste Technik präsentieren könnte. Doch gäbe es auch mit geringer amerikanischer Unterstützung keine echte Chance gegen die Massen der russischen Armee und das wissen alle Beteiligten und macht Putin mit seinen Muskelspielen auch zu gern deutlich, womit diese Drohgebärde der NATO außer dem Marketing für die eigene Industrie nur der Festigung der Position des russischen Präsidenten dient, so paradox es noch klingt.
Ähnlich stärkt Trumps Einreiseverbot nicht etwa die Demokratie und hilft gegen Terror, sondern stärkt die Führung der Terrorgruppen, die genau das prophezeiten, schafft damit eine fortgesetzt unsichere Weltlage, die es den Populisten leichter macht mit der Angst zu spielen. Dieser tödliche Kreislauf, der mit Aufrufen zum Krieg bis zur völligen Vernichtung geführt werden sollen, ist in Europa lang bekannt und sein Ende war fürchterlich, Deutschland kann ein Lied davon singen im Chor mit Hiroshima und Nagasaki vielleicht.
Darum wird jeder mit Vernunft nun dringend auf Deeskalation setzen, was dem großen Kind Trump, der sich weiter ungezogen benimmt, viel Spielraum gibt und mancher fragt sich schon, was wohl sein Sudetenland noch wird und warum Europa es nicht geschafft hat, seine imperial weltweit starke Position noch bis weit nach dem letzten Weltkrieg konstruktiv zu nutzen, um zu gestalten.
Für die Zukunft und den Umbruch stellt sich die Frage, wer ihn führt und wie wir handlungsfähig und attraktiv zugleich bleiben. Dies bedeutet kurzfristig eine massive Erhöhung der Ausgaben für Rüstung, statt weiterer Schuldentilgung, um die Position der europäischen Mitte zu stärken. Langfristig muss es um eine Schlüsselposition nach Osten gehen, die den Beitritt Russlands als Partner zur EU klärt und möglicherweise ein neues Verteidigungsbündnis etabliert, je nachdem, wie lange Trump in den USA erfolgreich sein kann.
Um die Stabilität zu gewährleisten, zeigt die EU mit ihrer von Wahlen unabhängigen Kommission vielleicht ein Musterbeispiel künftiger indirekter Demokratie, die Ausreißer wie einen Trump am sichersten verhindert. Fraglich ist, wie und wo sich die Mitte etabliert und wie sie sich mit den Eliten vernetzt, um Kontinuität zu gewährleisten. Es geht dabei auch um die typisch bürgerlichen Ideale, deren Untergang Thomas Mann schon so wortreich wie ironisch in den Buddenbrooks beklagte und in deren Kreisen, ein Typ wie Trump nur Nase rümpfend belächelt würde, egal was er bewirkt oder nicht.
Google und Apple sind ein Teil der Basis dieser neuen Eliten, sie haben Milliarden im steuerfreien Raum derzeit deponiert - sie nach Europa zu locken, wäre für alle Seiten lohnend, was nach den Wahlen im September, wenn auch der vorher gewählte französische Präsident inthronisiert wurde, verhandelt wird. Besser wäre es die Unsicherheit nun zu nutzen, die in den USA herrscht und mit einer starken Kommission ökonomisch zuverlässig durchzuregieren, egal was die Bürger zufällig mal wählen, wenn sie wie die französischen Linken etwa und die britischen Torries dafür stimmten diesmal nicht von der Mitte und der Mehrheit mit Geld gewählt zu werden, braucht es für dauerhaften Erfolg mehr Kontinuität als einen wahlweisen Wechsel.
Die Kommission in der Hand einer führenden deutschen Politikerin mit einem starken Franzosen an ihrer Seite, wäre nun wichtiger als ein geduldeter Luxemburger, um Kontinuität zu gewährleisten. Dann könnte sich die CDU hier neu aufstellen unter von der Leyen oder der Ministerpräsidentin des Saarlandes und es würde dem Risikofaktor Populismus kein Raum gelassen - was vielleicht weniger demokratisch auf den ersten Blick wirkte aber Europa und seinen Bewohnern besser täte, als die Trump-Kur den USA wohl tun wird. Wo die Entscheidungen stärker von einer übernationalen Kommission getroffen würden, die Europa als dann quasi Nation regierte, griffen die lächerlichen Forderungen der Populisten nicht mehr und ihre Bedeutung würde verloren gehen, weil sie nichts bewirkten, die Stimmen völlig verschwendet wären.
Es braucht eine Bewegung, die Europa stark macht und neu öffnet, um Russland als Partner ins Boot zu holen, dahingestellt, ob Merkel dies als oberste EU Beamtin könnte, doch wäre sie als solche keine Gegnerin mehr, sondern ein Vollzugsorgan und ein überflüssiger Kampf endete. Wer die auch bürgerlichen Stimmen, die Angst vor Veränderung haben, nur überhört im Land, macht Populisten unnötig stark. So die wichtigen Entscheidungen in Europa getroffen werden, hat sich manches Geschrei erledigt - Verantwortung wird delegiert und die zuständigen werden eingesetzt und nicht gewählt, um die Mehrheit der bürgerlichen Mitte gegen alle Radikalen dauerhaft zu gewährleisten.
Demokratie ist nur so gut, wie sie praktisch funktioniert - im Zeitalter des Internet, braucht es neue Wege, um die von den ganz großen Mehrheit gewünschte Stabilität auf Basis der Menschenrechte zu garantieren. Vielleicht kann langfristige bessere Bildung wieder mehr Partizipation auf allen Ebenen gestatten, auch wenn sich der teils sehr unterschiedliche Umgang mit der Meinungsmaschine Internet normalisiert hat und nicht mehr zwischen Neuland und Heiligenanbetung schwankt. Mit Putin im Osten und Trump im Westen, Erdogan und Assad im Süden als Nachbarn braucht es einen neuen vernünftigen Aufbruch Europas, der stabiler ist als kurzfristige Volksmeinungen manchmal zu schnell bewegter Massen.
Trauen wir den europäischen rechtsstaatlichen Institutionen, trauen wir unseren Beamten und Richtern, die regelkonform arbeiten. sich kontrollieren und lassen wir das Element der stärkeren Partizipation solange ruhen, bis wieder Frieden herrscht und eine vernünftige Ordnung geschaffen wurde, in der gebildete und gut ausgebildete Menschen natürlich mitentscheiden sollen. Es gibt, gerade wichtigeres zu tun, als Wahlkämpfe und große Versprechen zum Stimmungsumschwung.
Spannend dazu, wie sich in Frankreich das früher bürgerliche und das sozialistische Lager selbst für die Mehrheit vermutlich so unmöglich machen, dass der Kandidat der Mitte es noch leichter haben wird. Auch so kann Politik gestalten, um radikale Umbrüche zu vermeiden und zu gestalten. Eine beamtische europäische Regierung hätte es da noch leichter bei der Gestaltung und die nationalen Regierungswechsel wären ohne große Auswirkung künftig für den Kurs des Kontinents, den so eine große Koalition quasi allein regierte.
Nicht basisdemokratisch, aber so werden auch erfolgreiche Unternehmen nicht geführt, da nicht jede Entscheidung der Führung gleich populär sein wird. Eine leichte Stärkung des EP und eine eher beratende Funktion des Ministerrates machte viele Diskussionen überflüssig und hier könnte Merkel die Netzwerkerin und Organisatorin noch einmal für fünf oder besser sieben Jahre ihre Größe zeigen und Europa beamtisch alternativlos stabilisieren, statt hier mit Populisten zu diskutieren, die bedeutungslos würden.
Es steht ein neues Zeitalter an - wir wissen noch nicht, was es alles bringt und wie es für die Menschen wird - entscheidend wird sein, wo Stabilität und Zuverlässigkeit regieren und wie wir die sichersten Bündnisse flexibel und dauerhaft aufbauen. Die Demokratie muss im Zeitalter des Internet neu verortet werden, um die für Stabilität nötige Sicherheit zu bieten. Auch da ist Europa eine große Chance für uns. Wer die Mitte stabil halten will, darf auch die Ränder nicht vergessen und die Kunst wird es sein Kontinuität und Dauer unabhängig von Wahlen zu garantieren, wofür hier die EU stehen könnte, die zur gemeinsamen Währung nun die gemeinsame Sozialpolitik braucht, damit die Menschen endlich auch die breite längst Wohltätigkeit Europas spüren, da die Kommission als unabhängige Institution nicht mehr mit den nationalen Regierungen konkurrieren müsste.
So wären Frieden und Sicherheit in Europa und mit Russland dabei bis weit nach Asien hinein zuverlässig garantiert. Es wäre zunächst etwas postdemokratisch in Teilen, um den reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Ob Großbritannien dann neuer Bundesstaat der USA wird oder sich spaltet, ist relativ egal, dann bleibt England eben Brückenkopf mit Steuervorteilen, der von Europa umrahmt würde. Was zählt, ist Sicherheit kontinuierlich zu gewährleisten unter dem hohen rechtsstaatlichen Standards in Europa. Alles andere ergäbe sich langfristig.
Wenn einzelne, wie es ein Hitler tat, der demokratisch gewählt wurde, mit furchtbaren Folgen, die Demokratie durch Populismus gefährden können, was in Krisenzeiten immer mal passieren kann, braucht es eine Sicherheit für Kontinuität in Europa, für die eine solche Kommission stünde, denn nicht immer werden Abstimmungen das beste Mittel sein das auf viel Unbildung und Angst basierende postdemokratische Zeitalter zu beenden - da ist der Rechtsstaat zuverlässiger, der sich selbst kontrolliert.
jens tuengerthal 31.1.2017
Dienstag, 31. Januar 2017
Montag, 30. Januar 2017
EroStory 006
Museumslust
Habe riesige Lust ins Museum zu gehen, dachte ich schon beim Aufwachen. Sollte ich nun schauen, wo welche Ausstellung lief und wusste doch, es war eigentlich völlig egal wohin, solange ich an irgendwelchen Objekten vorbei flanieren und die Menschen dort beobachten konnte.
Museen sind eigentlich die erotischsten Orte der Welt. Zum Glück weiß es noch kaum einer und wir Wissenden, werden uns hüten, es weiterzuerzählen, sollen sie doch alle denken, wir gingen nur zum Bilder oder Sachen anschauen dort hin, dann bleiben wir Liebhaber mehr unter uns mit unserer geheimen Lust. Es ist dabei fast egal, was sie ausstellen, und wenig Bezug zum Thema Erotik schadet nicht, im Gegenteil.
Die Spannung zwischen Betrachter und Objekt, verrückt unseren Blickwinkel ein wenig und wir beobachten sogleich auch andere als seien sie zufällig anwesende Kunstobjekte der aktuellen Ausstellung. Nichts ist für den Flaneur schöner, als ungestört zu beobachten, weil wir zur Anschauung ja genau ins Museum gehen und so findet dieser dort seine sinnliche Bestimmung.
Berlin hat schon allein auf der Museumsinsel eine herrliche Pracht an Sammlungen - nehmen wir noch das Kulturforum, die Neue Nationalgalerie, die romantischen Stüler Bauten in Charlottenburg und den Hamburger Bahnhof dazu, ist die Jahreskarte der hiesigen Staatlichen Museen für den Flaneur der Eintritt ins Paradies.
Manche Museen eignen sich noch mehr als andere diese Anschauungslust zu befriedigen. Die Alte Nationalgalerie scheint es von den Objekten her, mit ihren Monets, Renoirs und Cezannes, den Liebermann Schätzen und vielem mehr - doch ist das Bode Museum mit seinen verwinkelten Räumen und Galerien, noch paradiesiescher, für den, der seine Lust nicht nur aus der Ansicht heraus befriedigen kann.
Das Neue Museum bot auch viele Räume und im ägyptischen Bereich immer eine spannungsgeladene Erotik, dort ließ sich natürlich gut küssen, versteckt hinter hier und dort stehenden Steinungetümen - darum für Dates, hervorragend sicher geeignet, aber darum ging es mir ja heute nicht. Ich hatte einfach Lust auf Museum, wollte meine alten Freunde dort besuchen, womit ich mehr die je Kunstwerke meine als deren wechselnde Wärter, ein wenig flanieren und mich daran freuen, nichts sonst.
Neues Museum war ich auch lange nicht oder doch lieber die Alte Nationalgalerie, ich schwankte ein wenig und da absichtslos nur als Betrachter kommend, kam es auf die Verstecke im Bode diesmal nicht an, auch das Café mit Blick über die Spree, so verlockend es von außen schien, blieb dem Flaneur fremder als die kleinen Ecken in der Buchhandlung unter der Alten Nationalgalerie, die auch den hervorragenden Tee hatten.
Hatte ich genug vom einen Haus, lag das andere daneben und ich musste nicht erst wieder die Insel umrunden - die Entscheidung war also gefallen. Radelte den Berg hinunter am Hackeschen Markt vorbei zur Museumsinsel und als ich dort von hinten kommend ankam, fiel die Entscheidung aus dem Bauch, es zog mich zu den Impressionisten, in den Traum voller Licht.
Dachte an Schadows, Ruhendes Mädchen, wie sie so in Marmor geschlagen, wie hingegosssen am Wendepunkt lag und das stete Bedürfnis über ihre kühlen androgynen Formen zu streicheln, was den Kitzel unberührt, an ihr vorbeizugehen, noch deutlich erhöhte. Während dieser kalte, weiße Stein durch die aus ihm geschlagene Form ganz heiße Gefühle weckte, wie Rodin es uns auch bei verschiedenen Figuren so meisterhaft vorführte, beginnt in mir der Kampf zwischen der Sehnsucht dies Werk zu berühren und der Lust des nur Beobachters. Der Flaneur bleibt meist allein, um es zu sein. Was war ich wirklich und was wollte ich am Ende bleiben?
Sah sie sofort, als ich den großen Raum mit den Impressionisten betrat. Sie trug Rock und Stiefel zu Bluse und kurzem Tweed Blazer - sehr geschmackvoll und perfekt abgestimmt in den Farben zu ihren braunen, langen Haaren, die sie vermutlich Brünett nennen würde, aber auf diese Feinheiten kam es mir jetzt nicht an. Eine ausnehmend schöne Frau, wie sie dort zwischen der Figur von Rodin und den Bildern von Monet stand, lief mir schon fast das Herz über und allein dieser Anblick, hätte jeden Weg gelohnt.
Sie verweilte lange vor jedem Bild, betrachtete sie ganz genau - Kunsthistorikerin vermutlich, dachte ich - aber keine Studentin mehr, ging eher auf die vierzig zu, das Alter in dem Frauen erst wirklich schön werden und die Eierschalen des mädchenhaften Glanzes durch gereifte Schönheit ersetzt werden, du merkst, was du hast und was bleibt. Auch wenn keine Dame älter als 30 je wurde, was nun natürlich für den Gentleman eine gefährliche Fallgrube darstellt, bekenne ich mich dazu besonders die jenseits der 40 zu lieben, die wissen, was sie wollen und genießen können.
Sie gehörte dazu, passte in mein Beuteschema, auch wenn ich ja eigentlich nur lustvoll flanieren und beobachten wollte und so blieb ich vor der Rodin-Figur stehen, an der vorbei ich sie ganz genau beobachten konnte, ohne gleich aufzufallen. Freute mich an ihren weichen, schönen Bewegungen, die sehr rund wirkten, im Sinne von harmonisch, was sie tat, war abgerundet, dachte ich. Sie war nicht dick, kein Gedanke, nur auch nicht verhungert, schon weiblich, so genau richtig einfach, dachte ich und groß dabei, sie stünde fast auf Augenhöhe.
Als sie ihr für mich langes braunes Haar nahm und sich beim Betrachten der Bilder, ohne den Blick von diesen abzuwenden, einen hoch angesetzten französischen Zopf blind flocht, zerfloss ich schon fast vor hingebungsvoller Verehrung zu dieser vermutlich Traumfrau mit den edlen Reiterstiefeln, die ein wenig aussah wie die zehn Jahre ältere Schwester von Prinzessin Kate Windsor, der bezaubernden jungen Gattin von Prinz William.
Hach, was hatte ich für ein Glück, dachte ich, kaum im ersten Raum, darf ich eine solche schöne und stilvolle Dame beobachten, nirgendwo schwerhörige Schwäbinnen im Trainingsanzug, die ihren Audioguide so laut gestellt haben, dass sie noch das Bodemuseum an der Inselspitze mit beschallen könnten, keine Schulklasse sondern nur einige wenige Besucher, die beschäftigt schienen und gerade wir zwei allein in diesem riesigen Raum - vermutete ich mal, aber sicher war ich nicht, wollte jetzt aber auch nicht hektisch den Kopf nach hinten drehen. Es schien mir ein so glücklicher Zufall und ich genoss, was ich wähnte, ohne wissen zu wollen. Sie traf meinen Geschmack so sehr, dass ich nur noch überlegte wo und wie ich sie ansprechen sollte, denn ob stand eigentlich nicht mehr zur Diskussion.
War ich ganz ehrlich zu mir, dachte ich eigentlich, die ist es einfach, die will ich und sonst keine. Es war zu perfekt, dieser englisch angehauchte Stil, nun noch mit geflochtenem Zopf, kaum geschminkt, natürlich schön und vor Bildern flanierend, fehlte nur noch, dass sie auch Tee trank und wir später zusammen in dem winzigen Café unter dem Museum zwischen den Bücherstapeln zusammen einen Tee in einer Nische tränken - warme Schauer erhoffter Vorfreude durchliefen mich, während ich eher nur noch sie beobachtete, als noch dem Rodin vor mir die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Das war unvorsichtig, geradezu leichtsinnig war ich dabei mich in diese Frau zu vergucken und vergaß die Kunst wie die Pflicht des Flaneurs immer nur nebenbei zu beobachten, um nicht zu belästigen. Beobachter sind wir Flaneure in der Welt der Museen auch, darum beschenken sie uns so reich mit ihrer Lust. Wer beobachten will, darf nicht auffallen, sich nicht in den Vordergrund spielen, nicht in die Geschichte eingreifen.
Prompt drehte sie sich, feinfühlig wie solche Frauen nunmal sind, was wäre sie auch für ein Idealbild von Frau, wenn sie meine Blicke nicht spürte, denke ich noch, als wir uns beide anschauen. Erwischt fühlte ich mich und seltsam, schien sie das gleiche zu denken, auch wenn sie doch nichts tat, als sich diese Monets anschauen. Mist, dachte ich, war unaufmerksam, hätte sie lieber in dem kleinen Nebenraum angesprochen, wäre irgendwie geheimnisvoller gewesen.
Wir schauten uns beide einige Momente zu lang an, als wären wir Kunst hier und nun ging es darum, wer als erstes seine Fassung wiederfand und die Führung übernahm - soweit funktionierte mein Verstand noch, nur ob er noch etwa vernünftiges hervorbringen würde, schien mehr als fraglich.
“Kennen wir uns?”, fragte sie nicht unfreundlich aber doch ein wenig erstaunt und kam mir damit zuvor.
“Ja, äh, also nein, glaube ich, also zumindest bis jetzt…”, stotterte ich etwas verwirrt los, kein eleganter Einstieg, aber gerade noch die Kurve gekriegt.
“Wunderbare Kunst hier, so viel Wärme im Januar”
“War auch ganz vertieft in diese außergewöhnliche Schönheit”, versuchte ich zum Kompliment anzusetzen.
“Ja, der Rodin ist stark, so viel Ausdruck, unglaublich.”
“Der auch, ja …”, strahlte ich sie an und war gespannt, ob sie reagieren würde.
“Bin das erste mal hier und völlig beeindruckt. Wohne noch nicht so lange in Berlin”, lenkte sie höflich ab, doch ihr Lächeln zeigte, sie hatte mich gehört.
“Es ist eines der schönsten Museen - aber die Nachbarn sind auch großartig, bin gerne und regelmäßig hier.”
“Dann kann ich bestimmt noch was lernen …”, ließ sie ihren Satz offen enden - wir waren die Anrede noch umgangen - schätzte uns etwa ein Alter, vielleicht war sie auch etwas älter, bei Frauen war das ja manchmal schwer einzuschätzen.
“Lerne auch bei jedem Blick auf die Bilder, auch wenn sie schon wie alte Freunde sind und ich sie immer wieder besuche.”
“Ob wir wohl, so ein wenig …”, sie schaute fragend und ich wusste, was sie meinte, ohne dass sie den Satz vollenden musste.
“Wir können gerne ein wenig zusammen flanieren - was könnte schöner sein als in so schöner Begleitung, Kunst anzusehen - aber ich weiß nicht viel darüber”, brachte ich ihren Satz zuende und verneigte mich vor ihr lieber tiefstapelnd, bevor ich mich vor einer Kunsthistorikerin blamierte.
“Das wäre ja schön, ach, ich auch nicht, schaue nur mit Lust und Liebe auf die Bilder.”
“Na dann”, vollendete ich die Verbeugung und deutete einen Handkuss auf die mir formvollendet gereichte Hand an und reichte ihr meinen Arm, den sie tatsächlich annahm.
“Darf ich mich vorstellen”, begann ich und nannte meinen Vornamen, um die Klippe, die wir schon die ganze Zeit mehr oder weniger elegant umschifften, hinter uns zu lassen.
Fühlte mich gerade wie der glücklichste Mann der Welt - war im Museum, nur zum flanieren, ohne jede Absicht, begegnete der älteren Schwester von Prinzessin Kate in weniger verhungert, hatte diesen Traum am Arm und fand den Tag einfach perfekt.
“Welches ist deine liebstes Bild hier?”
“Weiß ich gar nicht, sie sind so verschieden und doch jedes für sich so unglaublich schön, wäre die Frau an meinem Arm nicht noch schöner, fiele die Wahl wohl schwer”, wich ich erstmal elegant aus.
“Ok, danke, und von denen an der Wand?. ließ sie nicht locker.
“Die Monets, sind wundervoll in ihrer Zartheit, aber der Renoir, wie er ihr Feuer gibt oder der Sisley dort, ich könnte es wirklich nicht einfach so sagen - habe keinen Liebling, die Liebermänner nebenan”, und ich wies mit dem freien Arm in die Richtung des Raumes, in dem die deutschen Impressionisten hingen, “wie ich überhaupt die deutschen Impressionisten auch sehr mag”.
“Dann lass uns gleich mal dahin gehen…”, sprang sie auf die Anregung sofort an.
“In Ruhe, wir haben ja Zeit, würde die Runde von der anderen Seite machen - erst die Romantiker und das Biedermaier und als Krönung auf dieser Etage dann Liebermann - was meinst du?
“Lasse mich gerne führen …”, lachte sie und schmiegte sich ein wenig an meinen Arm - sie mochte Nähe und Berührungen, wie ich - das passte gut.
In Ruhe schauten wir uns noch die französischen Expressionisten an, bogen dann ab und machten die Runde, entlang der kitschig romantischen Bilder, bis an der Spitze Schadows Ruhendes Mädchen auftauchte und ich spürte ihr Entzücken - auch diese Leidenschaft teilten wir also.
“Jedesmal, wenn ich an dieser wunderbaren Plastik vorbeigehe, muss ich mich mühsam beherrschen, sie nicht zu streicheln.”
“Ja! Genau das dachte ich auch gerade.”
“Auch wenn es nur glatter Marmor wäre und keine warme weiche Haut”, setzte ich an und streichelte dabei ein wenig über ihre Hand, die an meinem Arm hing. Wenn ich jetzt noch schreibe, dass wir uns dabei tief in die Augen sahen, wird es einfach zuviel, denke ich noch, aber dummerweise, kümmert sich das Leben nicht immer um solche Fragen von Stil und gutem Geschmack.
Wir küssten uns über der Ruhenden und es war ein Traum. Sie duftete ganz klassisch, Chanel No.5 oder so etwas, vanillig mit einem Hauch Bergamotte, ganz dezent und unaufdringlich. Dachte ich müsste schreien vor Glück und wusste gar nicht, wie ich das verdiente, fragte mich, was wohl als nächstes käme oder ob ich nur träumte.
“Kennst du das kleine Café hier unten?”
“Nein, leider nicht, magst du es mir später zeigen?”, hach, sie konnte es einfach, mit einem Augenaufschlag, schaffte sie es, dass ich mich großartig und wie ein König fühlte - wie gerne wollte ich dieser Frau alles zeigen und alles mit ihr erleben, welch Traum, sinnierte ich und wuchs langsam über mich hinaus. Beim nächsten Kuss bei dem neuen Liebermann mit den Waisenkindern, wagte ich ein wenig über ihre Rundungen zu streicheln, sie ließ es gern geschehen und erwiderte es mit Leidenschaft - käme noch beim Schreiben ins Stottern, wollte ich beschreiben, wie großartig, es sich anfühlte, wie toll ich mich fühlte, wie schön das Leben war.
Klar ich kannte sie noch nicht, wusste nichts über sie - sie sprach zumindest Hochdeutsch, mit leicht nordischem Einschlag, war kunstinteressiert, wusste vermutlich mehr als ich, was keine Kunst war aber konnte bewundern und den anderen, sich großartig fühlen lassen - was mehr konnte ich mir je erträumen, eine Frau, die gern ins Museum geht, sich sehr geschmackvoll kleidet, locker und liebevoll ist, dabei klassisch gebildet und mit perfekten Umgangsformen, wie es mir schien, der immer nur so tat und sich vermutlich häufiger blamierte - fragte mich, was sie wohl machte, wenn sie nicht im Museum war.
“Und was machst du, wenn du nicht gerade deine Freunde im Museum besuchst oder wildfremde Frauen verführst”, lachte sie mich an, als könnte sie meine Gedanken lesen und brachte mich endgültig aus der Fassung.
“Schreiben. Ich schreibe und flaniere durchs Leben. Blogger, Journalist, Autor, naja, wie so viele hier - und du?”
“Ach, ganz langweilig - so ein bisschen Lobbyarbeit für Verbände - muss darum leider häufiger ins Ausland und bin viel unterwegs. Heute Nacht nach China, so Business-Kram halt, keine Kunst leider.”
“Du wärst gern Künstlerin?”
“Wenn ich irgendwas so gut könnte, klar. Lieber was für die Ewigkeit schaffen als so langweilige internationale Verträge aushandeln.”
“Du bist Juristin?”
“Ja, hat sich nichts besseres gefunden und ohne große Begabung, hab ich halt mal Jura studiert”, erzählte sie bescheiden lachend, als wäre es nichts.
“Hab ich auch mal, in Heidelberg damals, naja, lange her.”
“Also auch Jurist?”
“Bloß nicht, ich schreibe nur, zu mehr hat es nie gereicht”, lachte ich sie an.
“Als könnte es je mehr geben, die besten deutschen Dichter…”
“Waren alles Juristen, hab ich mir auch immer im Studium gesagt.”
“Wobei mir ja Goethe näher ist als Kafka”, landete sie den nächsten Volltreffer.
“Noch so eine Übereinstimmung und ich mache dir gleich einen Heiratsantrag du schönste aller Lobbyistinnen. Ich liebe Weimar.”
“Dann sollten wir da mal hinfahren, wenn ich aus China zurück bin - kenne es kaum, nur mal Goethehaus, Kunsthalle und Theater, hatte nur wenig Zeit, war neben einer Konferenz meines Unternehmens.”
“Du arbeitest viel.”
“Leider, als Unternehmerin, nimmt dir keiner was ab und ich frag mich immer wozu, am Ende zählt doch mehr jede Minute, die du genossen hast.”
“Schon wieder ein Volltreffer, genau wie Epikur es lehrte und Lukrez es so schön beschrieb.”
“Genau, das de rerum - kennst du zufällig die Wende, wie die Rennaissance begann?”
“Mein Lieblingsbuch, klar kenne ich das.”
Bevor ich die verehrte Leserin nun weiter mit der Summe unserer Übereinstimmungen langweile, konnte auch nicht glauben, dass es so etwas wirklich gab, träumte wohl eher, halte ich lieber inne und erzähle, wie es mit der großen Leidenschaft zu der perfekten Frau dann weiter ging und endete.
Es stimmte zu viel, passte zu gut, es war einfach zu perfekt romantisch, als dass es wirklich sein könnte - aber vorher tranken wir noch einen Tee und da es voll war im Café, nahm sie einfach auf meinem Schoß Platz und ich streichelte sie ein wenig unauffällig unter ihrem Rock, was sie spürbar sehr genoss. Sie trug wenig und das war sehr feine Seide vermute ich, gesehen hab ich es ja nie. Alles war gut und das Leben schöner, als ich es zu träumen wagte - dann kam ihre Assistentin ins Café, sie stand sofort von meinem Schoss auf, bevor sie uns sehen konnte, verabschiedete sich schnell und sehr höflich, stellte mir die junge Assistentin vor, die nur sagen wollte, dass der Wagen warte - eine flüchtige Umarmung und weg war sie.
Sie hatte mir ihre Karte geben wollen aber in der Aufregung und Hektik, hatten wir das ganz vergessen, die junge Dame war ganz aufgeregt gewesen, sie hatte sie schon überall gesucht und der Flieger ging ja in einer Stunde mit dem Minister. Vielleicht sollte ich sie googlen, dachte ich, der Vorname war nicht alltäglich, das Gesicht auch nicht - aber irgendwie war es jetzt auch gut so, es war zu perfekt, wäre kitschig geworden, wenn es so etwas tatsächlich gibt, dann werden wir uns wiedersehen, dachte ich, trank meinen Tee und freute mich über den Besuch im Museum und meine Freiheit. Habe nichts davon gehört, dass die Maschine abgestürzt wäre, sonst aber auch nichts mehr, manchmal ist das Leben wie ein schneller schöner Besuch im Museum, sonst nichts. Der Flaneur bleibt Beobachter.
jens tuengerthal 30.1.2017
Habe riesige Lust ins Museum zu gehen, dachte ich schon beim Aufwachen. Sollte ich nun schauen, wo welche Ausstellung lief und wusste doch, es war eigentlich völlig egal wohin, solange ich an irgendwelchen Objekten vorbei flanieren und die Menschen dort beobachten konnte.
Museen sind eigentlich die erotischsten Orte der Welt. Zum Glück weiß es noch kaum einer und wir Wissenden, werden uns hüten, es weiterzuerzählen, sollen sie doch alle denken, wir gingen nur zum Bilder oder Sachen anschauen dort hin, dann bleiben wir Liebhaber mehr unter uns mit unserer geheimen Lust. Es ist dabei fast egal, was sie ausstellen, und wenig Bezug zum Thema Erotik schadet nicht, im Gegenteil.
Die Spannung zwischen Betrachter und Objekt, verrückt unseren Blickwinkel ein wenig und wir beobachten sogleich auch andere als seien sie zufällig anwesende Kunstobjekte der aktuellen Ausstellung. Nichts ist für den Flaneur schöner, als ungestört zu beobachten, weil wir zur Anschauung ja genau ins Museum gehen und so findet dieser dort seine sinnliche Bestimmung.
Berlin hat schon allein auf der Museumsinsel eine herrliche Pracht an Sammlungen - nehmen wir noch das Kulturforum, die Neue Nationalgalerie, die romantischen Stüler Bauten in Charlottenburg und den Hamburger Bahnhof dazu, ist die Jahreskarte der hiesigen Staatlichen Museen für den Flaneur der Eintritt ins Paradies.
Manche Museen eignen sich noch mehr als andere diese Anschauungslust zu befriedigen. Die Alte Nationalgalerie scheint es von den Objekten her, mit ihren Monets, Renoirs und Cezannes, den Liebermann Schätzen und vielem mehr - doch ist das Bode Museum mit seinen verwinkelten Räumen und Galerien, noch paradiesiescher, für den, der seine Lust nicht nur aus der Ansicht heraus befriedigen kann.
Das Neue Museum bot auch viele Räume und im ägyptischen Bereich immer eine spannungsgeladene Erotik, dort ließ sich natürlich gut küssen, versteckt hinter hier und dort stehenden Steinungetümen - darum für Dates, hervorragend sicher geeignet, aber darum ging es mir ja heute nicht. Ich hatte einfach Lust auf Museum, wollte meine alten Freunde dort besuchen, womit ich mehr die je Kunstwerke meine als deren wechselnde Wärter, ein wenig flanieren und mich daran freuen, nichts sonst.
Neues Museum war ich auch lange nicht oder doch lieber die Alte Nationalgalerie, ich schwankte ein wenig und da absichtslos nur als Betrachter kommend, kam es auf die Verstecke im Bode diesmal nicht an, auch das Café mit Blick über die Spree, so verlockend es von außen schien, blieb dem Flaneur fremder als die kleinen Ecken in der Buchhandlung unter der Alten Nationalgalerie, die auch den hervorragenden Tee hatten.
Hatte ich genug vom einen Haus, lag das andere daneben und ich musste nicht erst wieder die Insel umrunden - die Entscheidung war also gefallen. Radelte den Berg hinunter am Hackeschen Markt vorbei zur Museumsinsel und als ich dort von hinten kommend ankam, fiel die Entscheidung aus dem Bauch, es zog mich zu den Impressionisten, in den Traum voller Licht.
Dachte an Schadows, Ruhendes Mädchen, wie sie so in Marmor geschlagen, wie hingegosssen am Wendepunkt lag und das stete Bedürfnis über ihre kühlen androgynen Formen zu streicheln, was den Kitzel unberührt, an ihr vorbeizugehen, noch deutlich erhöhte. Während dieser kalte, weiße Stein durch die aus ihm geschlagene Form ganz heiße Gefühle weckte, wie Rodin es uns auch bei verschiedenen Figuren so meisterhaft vorführte, beginnt in mir der Kampf zwischen der Sehnsucht dies Werk zu berühren und der Lust des nur Beobachters. Der Flaneur bleibt meist allein, um es zu sein. Was war ich wirklich und was wollte ich am Ende bleiben?
Sah sie sofort, als ich den großen Raum mit den Impressionisten betrat. Sie trug Rock und Stiefel zu Bluse und kurzem Tweed Blazer - sehr geschmackvoll und perfekt abgestimmt in den Farben zu ihren braunen, langen Haaren, die sie vermutlich Brünett nennen würde, aber auf diese Feinheiten kam es mir jetzt nicht an. Eine ausnehmend schöne Frau, wie sie dort zwischen der Figur von Rodin und den Bildern von Monet stand, lief mir schon fast das Herz über und allein dieser Anblick, hätte jeden Weg gelohnt.
Sie verweilte lange vor jedem Bild, betrachtete sie ganz genau - Kunsthistorikerin vermutlich, dachte ich - aber keine Studentin mehr, ging eher auf die vierzig zu, das Alter in dem Frauen erst wirklich schön werden und die Eierschalen des mädchenhaften Glanzes durch gereifte Schönheit ersetzt werden, du merkst, was du hast und was bleibt. Auch wenn keine Dame älter als 30 je wurde, was nun natürlich für den Gentleman eine gefährliche Fallgrube darstellt, bekenne ich mich dazu besonders die jenseits der 40 zu lieben, die wissen, was sie wollen und genießen können.
Sie gehörte dazu, passte in mein Beuteschema, auch wenn ich ja eigentlich nur lustvoll flanieren und beobachten wollte und so blieb ich vor der Rodin-Figur stehen, an der vorbei ich sie ganz genau beobachten konnte, ohne gleich aufzufallen. Freute mich an ihren weichen, schönen Bewegungen, die sehr rund wirkten, im Sinne von harmonisch, was sie tat, war abgerundet, dachte ich. Sie war nicht dick, kein Gedanke, nur auch nicht verhungert, schon weiblich, so genau richtig einfach, dachte ich und groß dabei, sie stünde fast auf Augenhöhe.
Als sie ihr für mich langes braunes Haar nahm und sich beim Betrachten der Bilder, ohne den Blick von diesen abzuwenden, einen hoch angesetzten französischen Zopf blind flocht, zerfloss ich schon fast vor hingebungsvoller Verehrung zu dieser vermutlich Traumfrau mit den edlen Reiterstiefeln, die ein wenig aussah wie die zehn Jahre ältere Schwester von Prinzessin Kate Windsor, der bezaubernden jungen Gattin von Prinz William.
Hach, was hatte ich für ein Glück, dachte ich, kaum im ersten Raum, darf ich eine solche schöne und stilvolle Dame beobachten, nirgendwo schwerhörige Schwäbinnen im Trainingsanzug, die ihren Audioguide so laut gestellt haben, dass sie noch das Bodemuseum an der Inselspitze mit beschallen könnten, keine Schulklasse sondern nur einige wenige Besucher, die beschäftigt schienen und gerade wir zwei allein in diesem riesigen Raum - vermutete ich mal, aber sicher war ich nicht, wollte jetzt aber auch nicht hektisch den Kopf nach hinten drehen. Es schien mir ein so glücklicher Zufall und ich genoss, was ich wähnte, ohne wissen zu wollen. Sie traf meinen Geschmack so sehr, dass ich nur noch überlegte wo und wie ich sie ansprechen sollte, denn ob stand eigentlich nicht mehr zur Diskussion.
War ich ganz ehrlich zu mir, dachte ich eigentlich, die ist es einfach, die will ich und sonst keine. Es war zu perfekt, dieser englisch angehauchte Stil, nun noch mit geflochtenem Zopf, kaum geschminkt, natürlich schön und vor Bildern flanierend, fehlte nur noch, dass sie auch Tee trank und wir später zusammen in dem winzigen Café unter dem Museum zwischen den Bücherstapeln zusammen einen Tee in einer Nische tränken - warme Schauer erhoffter Vorfreude durchliefen mich, während ich eher nur noch sie beobachtete, als noch dem Rodin vor mir die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Das war unvorsichtig, geradezu leichtsinnig war ich dabei mich in diese Frau zu vergucken und vergaß die Kunst wie die Pflicht des Flaneurs immer nur nebenbei zu beobachten, um nicht zu belästigen. Beobachter sind wir Flaneure in der Welt der Museen auch, darum beschenken sie uns so reich mit ihrer Lust. Wer beobachten will, darf nicht auffallen, sich nicht in den Vordergrund spielen, nicht in die Geschichte eingreifen.
Prompt drehte sie sich, feinfühlig wie solche Frauen nunmal sind, was wäre sie auch für ein Idealbild von Frau, wenn sie meine Blicke nicht spürte, denke ich noch, als wir uns beide anschauen. Erwischt fühlte ich mich und seltsam, schien sie das gleiche zu denken, auch wenn sie doch nichts tat, als sich diese Monets anschauen. Mist, dachte ich, war unaufmerksam, hätte sie lieber in dem kleinen Nebenraum angesprochen, wäre irgendwie geheimnisvoller gewesen.
Wir schauten uns beide einige Momente zu lang an, als wären wir Kunst hier und nun ging es darum, wer als erstes seine Fassung wiederfand und die Führung übernahm - soweit funktionierte mein Verstand noch, nur ob er noch etwa vernünftiges hervorbringen würde, schien mehr als fraglich.
“Kennen wir uns?”, fragte sie nicht unfreundlich aber doch ein wenig erstaunt und kam mir damit zuvor.
“Ja, äh, also nein, glaube ich, also zumindest bis jetzt…”, stotterte ich etwas verwirrt los, kein eleganter Einstieg, aber gerade noch die Kurve gekriegt.
“Wunderbare Kunst hier, so viel Wärme im Januar”
“War auch ganz vertieft in diese außergewöhnliche Schönheit”, versuchte ich zum Kompliment anzusetzen.
“Ja, der Rodin ist stark, so viel Ausdruck, unglaublich.”
“Der auch, ja …”, strahlte ich sie an und war gespannt, ob sie reagieren würde.
“Bin das erste mal hier und völlig beeindruckt. Wohne noch nicht so lange in Berlin”, lenkte sie höflich ab, doch ihr Lächeln zeigte, sie hatte mich gehört.
“Es ist eines der schönsten Museen - aber die Nachbarn sind auch großartig, bin gerne und regelmäßig hier.”
“Dann kann ich bestimmt noch was lernen …”, ließ sie ihren Satz offen enden - wir waren die Anrede noch umgangen - schätzte uns etwa ein Alter, vielleicht war sie auch etwas älter, bei Frauen war das ja manchmal schwer einzuschätzen.
“Lerne auch bei jedem Blick auf die Bilder, auch wenn sie schon wie alte Freunde sind und ich sie immer wieder besuche.”
“Ob wir wohl, so ein wenig …”, sie schaute fragend und ich wusste, was sie meinte, ohne dass sie den Satz vollenden musste.
“Wir können gerne ein wenig zusammen flanieren - was könnte schöner sein als in so schöner Begleitung, Kunst anzusehen - aber ich weiß nicht viel darüber”, brachte ich ihren Satz zuende und verneigte mich vor ihr lieber tiefstapelnd, bevor ich mich vor einer Kunsthistorikerin blamierte.
“Das wäre ja schön, ach, ich auch nicht, schaue nur mit Lust und Liebe auf die Bilder.”
“Na dann”, vollendete ich die Verbeugung und deutete einen Handkuss auf die mir formvollendet gereichte Hand an und reichte ihr meinen Arm, den sie tatsächlich annahm.
“Darf ich mich vorstellen”, begann ich und nannte meinen Vornamen, um die Klippe, die wir schon die ganze Zeit mehr oder weniger elegant umschifften, hinter uns zu lassen.
Fühlte mich gerade wie der glücklichste Mann der Welt - war im Museum, nur zum flanieren, ohne jede Absicht, begegnete der älteren Schwester von Prinzessin Kate in weniger verhungert, hatte diesen Traum am Arm und fand den Tag einfach perfekt.
“Welches ist deine liebstes Bild hier?”
“Weiß ich gar nicht, sie sind so verschieden und doch jedes für sich so unglaublich schön, wäre die Frau an meinem Arm nicht noch schöner, fiele die Wahl wohl schwer”, wich ich erstmal elegant aus.
“Ok, danke, und von denen an der Wand?. ließ sie nicht locker.
“Die Monets, sind wundervoll in ihrer Zartheit, aber der Renoir, wie er ihr Feuer gibt oder der Sisley dort, ich könnte es wirklich nicht einfach so sagen - habe keinen Liebling, die Liebermänner nebenan”, und ich wies mit dem freien Arm in die Richtung des Raumes, in dem die deutschen Impressionisten hingen, “wie ich überhaupt die deutschen Impressionisten auch sehr mag”.
“Dann lass uns gleich mal dahin gehen…”, sprang sie auf die Anregung sofort an.
“In Ruhe, wir haben ja Zeit, würde die Runde von der anderen Seite machen - erst die Romantiker und das Biedermaier und als Krönung auf dieser Etage dann Liebermann - was meinst du?
“Lasse mich gerne führen …”, lachte sie und schmiegte sich ein wenig an meinen Arm - sie mochte Nähe und Berührungen, wie ich - das passte gut.
In Ruhe schauten wir uns noch die französischen Expressionisten an, bogen dann ab und machten die Runde, entlang der kitschig romantischen Bilder, bis an der Spitze Schadows Ruhendes Mädchen auftauchte und ich spürte ihr Entzücken - auch diese Leidenschaft teilten wir also.
“Jedesmal, wenn ich an dieser wunderbaren Plastik vorbeigehe, muss ich mich mühsam beherrschen, sie nicht zu streicheln.”
“Ja! Genau das dachte ich auch gerade.”
“Auch wenn es nur glatter Marmor wäre und keine warme weiche Haut”, setzte ich an und streichelte dabei ein wenig über ihre Hand, die an meinem Arm hing. Wenn ich jetzt noch schreibe, dass wir uns dabei tief in die Augen sahen, wird es einfach zuviel, denke ich noch, aber dummerweise, kümmert sich das Leben nicht immer um solche Fragen von Stil und gutem Geschmack.
Wir küssten uns über der Ruhenden und es war ein Traum. Sie duftete ganz klassisch, Chanel No.5 oder so etwas, vanillig mit einem Hauch Bergamotte, ganz dezent und unaufdringlich. Dachte ich müsste schreien vor Glück und wusste gar nicht, wie ich das verdiente, fragte mich, was wohl als nächstes käme oder ob ich nur träumte.
“Kennst du das kleine Café hier unten?”
“Nein, leider nicht, magst du es mir später zeigen?”, hach, sie konnte es einfach, mit einem Augenaufschlag, schaffte sie es, dass ich mich großartig und wie ein König fühlte - wie gerne wollte ich dieser Frau alles zeigen und alles mit ihr erleben, welch Traum, sinnierte ich und wuchs langsam über mich hinaus. Beim nächsten Kuss bei dem neuen Liebermann mit den Waisenkindern, wagte ich ein wenig über ihre Rundungen zu streicheln, sie ließ es gern geschehen und erwiderte es mit Leidenschaft - käme noch beim Schreiben ins Stottern, wollte ich beschreiben, wie großartig, es sich anfühlte, wie toll ich mich fühlte, wie schön das Leben war.
Klar ich kannte sie noch nicht, wusste nichts über sie - sie sprach zumindest Hochdeutsch, mit leicht nordischem Einschlag, war kunstinteressiert, wusste vermutlich mehr als ich, was keine Kunst war aber konnte bewundern und den anderen, sich großartig fühlen lassen - was mehr konnte ich mir je erträumen, eine Frau, die gern ins Museum geht, sich sehr geschmackvoll kleidet, locker und liebevoll ist, dabei klassisch gebildet und mit perfekten Umgangsformen, wie es mir schien, der immer nur so tat und sich vermutlich häufiger blamierte - fragte mich, was sie wohl machte, wenn sie nicht im Museum war.
“Und was machst du, wenn du nicht gerade deine Freunde im Museum besuchst oder wildfremde Frauen verführst”, lachte sie mich an, als könnte sie meine Gedanken lesen und brachte mich endgültig aus der Fassung.
“Schreiben. Ich schreibe und flaniere durchs Leben. Blogger, Journalist, Autor, naja, wie so viele hier - und du?”
“Ach, ganz langweilig - so ein bisschen Lobbyarbeit für Verbände - muss darum leider häufiger ins Ausland und bin viel unterwegs. Heute Nacht nach China, so Business-Kram halt, keine Kunst leider.”
“Du wärst gern Künstlerin?”
“Wenn ich irgendwas so gut könnte, klar. Lieber was für die Ewigkeit schaffen als so langweilige internationale Verträge aushandeln.”
“Du bist Juristin?”
“Ja, hat sich nichts besseres gefunden und ohne große Begabung, hab ich halt mal Jura studiert”, erzählte sie bescheiden lachend, als wäre es nichts.
“Hab ich auch mal, in Heidelberg damals, naja, lange her.”
“Also auch Jurist?”
“Bloß nicht, ich schreibe nur, zu mehr hat es nie gereicht”, lachte ich sie an.
“Als könnte es je mehr geben, die besten deutschen Dichter…”
“Waren alles Juristen, hab ich mir auch immer im Studium gesagt.”
“Wobei mir ja Goethe näher ist als Kafka”, landete sie den nächsten Volltreffer.
“Noch so eine Übereinstimmung und ich mache dir gleich einen Heiratsantrag du schönste aller Lobbyistinnen. Ich liebe Weimar.”
“Dann sollten wir da mal hinfahren, wenn ich aus China zurück bin - kenne es kaum, nur mal Goethehaus, Kunsthalle und Theater, hatte nur wenig Zeit, war neben einer Konferenz meines Unternehmens.”
“Du arbeitest viel.”
“Leider, als Unternehmerin, nimmt dir keiner was ab und ich frag mich immer wozu, am Ende zählt doch mehr jede Minute, die du genossen hast.”
“Schon wieder ein Volltreffer, genau wie Epikur es lehrte und Lukrez es so schön beschrieb.”
“Genau, das de rerum - kennst du zufällig die Wende, wie die Rennaissance begann?”
“Mein Lieblingsbuch, klar kenne ich das.”
Bevor ich die verehrte Leserin nun weiter mit der Summe unserer Übereinstimmungen langweile, konnte auch nicht glauben, dass es so etwas wirklich gab, träumte wohl eher, halte ich lieber inne und erzähle, wie es mit der großen Leidenschaft zu der perfekten Frau dann weiter ging und endete.
Es stimmte zu viel, passte zu gut, es war einfach zu perfekt romantisch, als dass es wirklich sein könnte - aber vorher tranken wir noch einen Tee und da es voll war im Café, nahm sie einfach auf meinem Schoß Platz und ich streichelte sie ein wenig unauffällig unter ihrem Rock, was sie spürbar sehr genoss. Sie trug wenig und das war sehr feine Seide vermute ich, gesehen hab ich es ja nie. Alles war gut und das Leben schöner, als ich es zu träumen wagte - dann kam ihre Assistentin ins Café, sie stand sofort von meinem Schoss auf, bevor sie uns sehen konnte, verabschiedete sich schnell und sehr höflich, stellte mir die junge Assistentin vor, die nur sagen wollte, dass der Wagen warte - eine flüchtige Umarmung und weg war sie.
Sie hatte mir ihre Karte geben wollen aber in der Aufregung und Hektik, hatten wir das ganz vergessen, die junge Dame war ganz aufgeregt gewesen, sie hatte sie schon überall gesucht und der Flieger ging ja in einer Stunde mit dem Minister. Vielleicht sollte ich sie googlen, dachte ich, der Vorname war nicht alltäglich, das Gesicht auch nicht - aber irgendwie war es jetzt auch gut so, es war zu perfekt, wäre kitschig geworden, wenn es so etwas tatsächlich gibt, dann werden wir uns wiedersehen, dachte ich, trank meinen Tee und freute mich über den Besuch im Museum und meine Freiheit. Habe nichts davon gehört, dass die Maschine abgestürzt wäre, sonst aber auch nichts mehr, manchmal ist das Leben wie ein schneller schöner Besuch im Museum, sonst nichts. Der Flaneur bleibt Beobachter.
jens tuengerthal 30.1.2017
Sonntag, 29. Januar 2017
Erostory 005
Sontagslust
Es war einer dieser Sonntage aus dem Bilderbuch der Gläubigen - die Sonne schien, kaum einer rührte sich, außer zu früh am Morgen die Kirchenglocken, als die Clubgänger sich gerade hingelegt hatten, sonst war einfach nichts los und alle konnten sich mit sich beschäftigen. Die Gläubigen beteten, Familien gingen spazieren, die Streber lasen und bereiteten die Woche vor, Typen wie ich, die noch müde von der Nacht davor waren, wachten langsam auf und überlegten, ob sie ihre Morgenlatte lieber onanierend würdigen sollten oder es klüger war, die Kräfte zu sparen für wer weiß, was noch kommt.
Aber es war Sonntag, da kam nichts und passierte nichts, die polnischen Arbeiter gähnten sich rauchend im Hof an und die Nachbarin im Ersten schloss mehrmals geräuschvoll ihr Fenster, um sich über den Gestank zu beschweren. Vermutlich hatte sie zu wenig Sex, dachte ich, wollte aber auch nichts daran ändern. Sie war irgendwas zwischen 50 und 80 und gehörte zu denen, die schon mit Mitte vierzig keine Frauen mehr waren, wie die lange verheirateten Männer, die mehr als Träger denn als Hengste noch dienen dürfen. Nun wollte sie wieder zuschlagen, aber ich lächelte ihr zu und winkte mit einem Handkuss zwei Etagen herunter und um die Ecke quasi.
Sie lächelte zurück, winkte und schloss das Fenster ganz leise und ich fragte mich, wie lange das wohl anhalten würde. Irgendwann würde ich mich vermutlich nackt ans Fenster stellen müssen zum winken, damit sie noch eine Woche durchhielt. Ging mich ja nichts an, dachte ich, nervt nur manchmal und wenn sie sich aufregt, stirbt sie schneller und die Wohnung geht vielleicht an hübsche Erasmus-Studentinnen aus irgendwo. Aber so was durfte ja keiner denken und erst recht nicht sagen.
Jetzt war zumindest Ruhe und ich konnte meinen Tee trinken - was, wenn ich das Haus heute einfach nicht verlasse, die Welt draußen alleine Sonntag spielen lasse und hier für mich bleibe, bis eine kommt oder keine, was meist passiert, wenn du nichts dafür tust und ich lese anstatt.
Wollte ich etwas tun und wen wollte ich überhaupt, fragte ich mich beim Blick in den winterblauen Himmel, der durch die ungeputzten Scheiben immer etwas verraucht aussah. Ist eben viel Sand in der Stadt. Märkische Streusandbüchse hieß es mal, früher als es noch einen Kurfürsten gab und die Mark hier und Preußen da war. Heute gibt es nichts mehr davon. Nur noch Fußballvereine, die so heißen und Mark spielt mit Kevin Nintendo, damit sie sich ihre neuen Jeans in der Sandkiste nicht schmutzig machen.
Ging meine Nachbarinnen in Gedanken durch und fragte mich, ob manchmal das Gute wirklich nahe liegt. Ob sie auch noch lagen oder schon lange standen, so wie ich nur in der Mitte. Die im ersten mit den kräftigen Hüften zur blonden Mähne mit genug oben, gefiel mir schon lange - sie war meist allein...
Was für ein Unsinn, dachte ich, als ob meine Nachbarinnen hier nur sitzen und darauf warten, dass ich sie auf meine Morgenlatte rufe. Im Hinterhaus gab es noch die Musikerinnen, Symphoniker oder Philharmonie, wo spielten die noch, fragte ich mich - im Sommer hörte ich sie manchmal über das Fenster zum Hof üben. Dann gab es noch die Pfarrerin, die ganzen Muttis, manche auch süß aber die waren jetzt mit ihren Vatis und den Kindern spazieren, schlechte Zeit irgendwie, Sonntag eben.
Also doch onanieren, dachte ich und überlegte schon, was ich mir dazu ansehen wollte, als es klingelte. Es war dieses kurze Klingeln, nicht so lang von unten, sondern kurz, direkt vor der Tür und ich fragte mich, wer da wohl was wollen könnte. Sprang aus dem Bett und zur Tür, da stand sie, völlig unbekannt, bildschön und lächelte die Tür an.
‘Bestimmt Wachturm und möchte mich bekehren, dachte ich, passt ja zu diesem Sonntag. Nun gut, dann sollte sie ihren Spaß haben, dachte ich und schloss die Tür auf.
“Hallo, ‘tschuldigung, bin neu hier und wollt fragen, ob sie vielleicht…” - kein Wachturm schoss es mir durch den Kopf, der ich mich schon auf eine lustige Diskussion eingestellt hatte, unrasiert, im Schlafanzug mit völlig wilden Haare und wenig an - “...etwas Salz für mich haben.”
“Das Sonntagsei ohne, geht ja gar nicht”, lachte ich sie an, erfreut über meinen Witz.
“Genau, aber daran hab ich gestern nicht mehr gedacht.”
“Hast du ein Gefäß?”, war eine naheliegende Frage, doch sie schaute mich etwas verwirrt an und stotterte nur “wozu das?”
War die wirklich so schüchtern wie sie hübsch war, fragte ich mich oder warum senkte die immer so verschämt den Blick wie eine Bibelschülerin aus dem ländlichen Georgia. Da sah ich an mir herunter und merkte, warum sie so genau schaute - der noch eben zur Selbstbefriedigung bereite James hatte sich vorwitzig durch die schnell angezogene Boxer stibitzt und schaute sich die Welt an, besonders die hübsche Nachbarin, war ja auch ein schöner Anblick.
“Ok, verstehe, ist halt Sonntag…”
“Macht doch nichts, ist doch alles schick so”, sagte sie, als plauderten wir noch über Salzgefäße und nicht meinen vorwitzigen Schwanz, den ich schleunigst wieder verschwinden ließ.
Nein, schüchtern war sie offensichtlich nicht, sondern hatte einen guten Humor schien mir. Überlegte, ob ich noch etwas dazu sagen sollte oder lieber nicht. Es war ein schöner doppelbödiger Anknüpfungspunkt und auch von daher war ich neugierig, wie es nun weiterging.
Bat sie also herein, damit ich ihr das Salz irgendwo reinfüllen konnte, am besten etwas, dass sie bald zurückbringen musste, um ein Wiedersehen angezogen zu schaffen. Da zog sie einen kleinen silbernen Salzstreuer aus der Tasche - sie hatte wirklich Stil.
“Da rein?”
“Ja, sorry, ich war eben abgelenkt …”
“Schon ok, freut mich, wenn er so schöne Frauen noch ablenken kann …”
Sie lachte laut und herzlich und ich reichte ihr mein Salz, natürlich das feine aus dem Himalaya - wenn schon denn schon. Die hatte ja auch sichtbar Klasse und Stil.
“Mach mal, denke du hast da mehr Fingerspitzengefühl als ich …”
“Hoffentlich zumindest dabei”, erwiderte sie so schnell, dass ich einen Moment brauchte den doppelten Sinn zu bemerken, der eigentlich sogar dreifach zu hören war, wenn ich wollte.
“Wüsste nicht, wo nicht, wäre aber neugierig zu erfahren, wo überall noch…”
“Im Hier und Jetzt?”, schoss sie lachend zurück - sie war richtig gut, schon damit war der Tag gerettet.
“Da wir noch keine Vergangenheit miteinander haben, kann es ja nur um Gegenwart und Zukunft gehen, vermute ich, aber, was weiß ich schon, was Frauen denken…”
“Temporär denken wir vielleicht weniger und schauen erstmal nur.”
“Und was wäre dann ausgleichende Gerechtigkeit?”
“Schauen wir mal, würde der Bayer wohl sagen”, sagte sie und lachte laut auf.
Sollte ich sie nun packen und in den Arm nehmen und küssen - nachdem sie schon meinen Schwanz genau betrachtet hatte, waren wir ja irgendwie vertraut, fand ich. Andererseits, wenn sie nicht wollte, oder mich zu schnell fand, versaute ich mir unnötig das Klima im Haus, wer weiß, wie oft wir uns künftig begegneten - besser war wohl, ich schwieg dazu. Manchmal reizte nichts die Frauen mehr als langes Schweigen.
“Hat es dir die Worte verschlagen?”, fragte sie sehr charmant und lächelte wieder so, dass ich ihr vermutlich auch verzeihen würde, wenn sie mich einen impotenten Sack genannt hätte und ich schaute sie selig an.
“Was soll ich reden? Eine schöne Frau betrachten, ist manchmal genug Glück im Leben…”
“Danke für die Blumen und das Salz - bis bald hoffentlich”, läutete sie die Verabschiedung ein.
Wollte sie nun wirklich gehen, ihr Ei essen oder wollte sie noch aufgehalten werden, spielte nur damit, mich zu provozieren, wie Frauen ja immer spielen, wenn sie es nicht gerade mal ernst meinen, aber dann spielen sie auch, damit es keiner merkt oder sie dadurch merken, wie ernst es uns überhaupt ist. Habe mal versucht diese verschiedenen hypothetischen Gedankenwelten der Frauen, jenes was wäre wenn und ob, graphisch nachzuvollziehen, aber ich habe es aufgegeben, es war am Ende nur noch ein einziges etwas chaotisches Gekrakel verschiedener relevanter Beziehungsgeflechte, die alle irgendwie kreisförmig zusammenhingen. Es überstieg mein bescheiden männlich lineares Denken, was zumindest in Fragen von Lust und Liebe eher linear und zielorientiert ist. Da ran, rein, raus, halten oder weg, könnte ich Mann reduzieren, während für Frau seine Ex und seine Exex und deren Kinder oder der Ex der Ex der mit ihrem Ex wiederum und überhaupt eine wichtige Rolle spielen. Kurz gesagt, ich hatte keine Ahnung, was sie wollte, als sie sich verabschiedete.
Darum und weil es mit meinem schlichten Verstand viel zu lange gedauert hätte, all dies nachzuvollziehen, brachte ich sie zur Tür und hätte sie doch lieber an mich gezogen, um sie erstmal zu küssen und dann auszuziehen, auch mal zu schauen eben. Aber ich war ja ein kultivierter Mann, der nur seiner Nachbarin ein wenig von seinem Himalaya Salz lieh und ich hatte keine Bedürfnisse und sie war ja Nachbarin also ein Wesen ohne Geschlecht, wie jene, die so gern die Fenster knallt zwischen 50 und 80.
An der Tür nahm ich mir dann doch ein Herz und umarmte sie, wenigstens ein Bussi zum Abschied, dachte ich und wir fuhrwerkten etwas impulsiv in entgegen gesetzte Richtung mit unseren Köpfen herum, wer behauptet so etwas geschehe je ohne Absicht, hat, glaub ich, noch nie eine Frau geküsst, um schließlich doch mit den Lippen aufeinander zu landen.
Ein Kuss ist ein Kuss, sonst nichts, heißt noch gar nichts. Wenn der Kuss länger als eine Minute dauert, heißt es schon mehr und wenn Frau meine Hände die auf ihr hin und herwandern, um tiefer zu gelangen, nicht zurückweist, muss das hinterher auch nichts gehießen haben, ich wollte es ja so. Aber wenn sie im gleichen Moment an dem ich endlich über Umwege ihre Mitte erreiche, auch zugreift mit Entschlossenheit, dann scheint alles ok zu sein und geht seinen Weg, dachte ich immer.
So ist das theoretisch - praktisch kochten ihre Eier noch und als sie meinte, die seien bestimmt längst hart, musste ich lachen und schaute sie dabei an, mit dem prustenden Lachen beider, das zugegeben etwas pubertär war, flog der Moment einer sinnlichen Stimmung wieder davon. Und so ging sie nach ihren Eiern schauen und ich ließ meine baumeln und stieg unter die Dusche, neugierig, ob sie wohl gleich wiederkäme.
jens tuengerthal 29.1.2017
Es war einer dieser Sonntage aus dem Bilderbuch der Gläubigen - die Sonne schien, kaum einer rührte sich, außer zu früh am Morgen die Kirchenglocken, als die Clubgänger sich gerade hingelegt hatten, sonst war einfach nichts los und alle konnten sich mit sich beschäftigen. Die Gläubigen beteten, Familien gingen spazieren, die Streber lasen und bereiteten die Woche vor, Typen wie ich, die noch müde von der Nacht davor waren, wachten langsam auf und überlegten, ob sie ihre Morgenlatte lieber onanierend würdigen sollten oder es klüger war, die Kräfte zu sparen für wer weiß, was noch kommt.
Aber es war Sonntag, da kam nichts und passierte nichts, die polnischen Arbeiter gähnten sich rauchend im Hof an und die Nachbarin im Ersten schloss mehrmals geräuschvoll ihr Fenster, um sich über den Gestank zu beschweren. Vermutlich hatte sie zu wenig Sex, dachte ich, wollte aber auch nichts daran ändern. Sie war irgendwas zwischen 50 und 80 und gehörte zu denen, die schon mit Mitte vierzig keine Frauen mehr waren, wie die lange verheirateten Männer, die mehr als Träger denn als Hengste noch dienen dürfen. Nun wollte sie wieder zuschlagen, aber ich lächelte ihr zu und winkte mit einem Handkuss zwei Etagen herunter und um die Ecke quasi.
Sie lächelte zurück, winkte und schloss das Fenster ganz leise und ich fragte mich, wie lange das wohl anhalten würde. Irgendwann würde ich mich vermutlich nackt ans Fenster stellen müssen zum winken, damit sie noch eine Woche durchhielt. Ging mich ja nichts an, dachte ich, nervt nur manchmal und wenn sie sich aufregt, stirbt sie schneller und die Wohnung geht vielleicht an hübsche Erasmus-Studentinnen aus irgendwo. Aber so was durfte ja keiner denken und erst recht nicht sagen.
Jetzt war zumindest Ruhe und ich konnte meinen Tee trinken - was, wenn ich das Haus heute einfach nicht verlasse, die Welt draußen alleine Sonntag spielen lasse und hier für mich bleibe, bis eine kommt oder keine, was meist passiert, wenn du nichts dafür tust und ich lese anstatt.
Wollte ich etwas tun und wen wollte ich überhaupt, fragte ich mich beim Blick in den winterblauen Himmel, der durch die ungeputzten Scheiben immer etwas verraucht aussah. Ist eben viel Sand in der Stadt. Märkische Streusandbüchse hieß es mal, früher als es noch einen Kurfürsten gab und die Mark hier und Preußen da war. Heute gibt es nichts mehr davon. Nur noch Fußballvereine, die so heißen und Mark spielt mit Kevin Nintendo, damit sie sich ihre neuen Jeans in der Sandkiste nicht schmutzig machen.
Ging meine Nachbarinnen in Gedanken durch und fragte mich, ob manchmal das Gute wirklich nahe liegt. Ob sie auch noch lagen oder schon lange standen, so wie ich nur in der Mitte. Die im ersten mit den kräftigen Hüften zur blonden Mähne mit genug oben, gefiel mir schon lange - sie war meist allein...
Was für ein Unsinn, dachte ich, als ob meine Nachbarinnen hier nur sitzen und darauf warten, dass ich sie auf meine Morgenlatte rufe. Im Hinterhaus gab es noch die Musikerinnen, Symphoniker oder Philharmonie, wo spielten die noch, fragte ich mich - im Sommer hörte ich sie manchmal über das Fenster zum Hof üben. Dann gab es noch die Pfarrerin, die ganzen Muttis, manche auch süß aber die waren jetzt mit ihren Vatis und den Kindern spazieren, schlechte Zeit irgendwie, Sonntag eben.
Also doch onanieren, dachte ich und überlegte schon, was ich mir dazu ansehen wollte, als es klingelte. Es war dieses kurze Klingeln, nicht so lang von unten, sondern kurz, direkt vor der Tür und ich fragte mich, wer da wohl was wollen könnte. Sprang aus dem Bett und zur Tür, da stand sie, völlig unbekannt, bildschön und lächelte die Tür an.
‘Bestimmt Wachturm und möchte mich bekehren, dachte ich, passt ja zu diesem Sonntag. Nun gut, dann sollte sie ihren Spaß haben, dachte ich und schloss die Tür auf.
“Hallo, ‘tschuldigung, bin neu hier und wollt fragen, ob sie vielleicht…” - kein Wachturm schoss es mir durch den Kopf, der ich mich schon auf eine lustige Diskussion eingestellt hatte, unrasiert, im Schlafanzug mit völlig wilden Haare und wenig an - “...etwas Salz für mich haben.”
“Das Sonntagsei ohne, geht ja gar nicht”, lachte ich sie an, erfreut über meinen Witz.
“Genau, aber daran hab ich gestern nicht mehr gedacht.”
“Hast du ein Gefäß?”, war eine naheliegende Frage, doch sie schaute mich etwas verwirrt an und stotterte nur “wozu das?”
War die wirklich so schüchtern wie sie hübsch war, fragte ich mich oder warum senkte die immer so verschämt den Blick wie eine Bibelschülerin aus dem ländlichen Georgia. Da sah ich an mir herunter und merkte, warum sie so genau schaute - der noch eben zur Selbstbefriedigung bereite James hatte sich vorwitzig durch die schnell angezogene Boxer stibitzt und schaute sich die Welt an, besonders die hübsche Nachbarin, war ja auch ein schöner Anblick.
“Ok, verstehe, ist halt Sonntag…”
“Macht doch nichts, ist doch alles schick so”, sagte sie, als plauderten wir noch über Salzgefäße und nicht meinen vorwitzigen Schwanz, den ich schleunigst wieder verschwinden ließ.
Nein, schüchtern war sie offensichtlich nicht, sondern hatte einen guten Humor schien mir. Überlegte, ob ich noch etwas dazu sagen sollte oder lieber nicht. Es war ein schöner doppelbödiger Anknüpfungspunkt und auch von daher war ich neugierig, wie es nun weiterging.
Bat sie also herein, damit ich ihr das Salz irgendwo reinfüllen konnte, am besten etwas, dass sie bald zurückbringen musste, um ein Wiedersehen angezogen zu schaffen. Da zog sie einen kleinen silbernen Salzstreuer aus der Tasche - sie hatte wirklich Stil.
“Da rein?”
“Ja, sorry, ich war eben abgelenkt …”
“Schon ok, freut mich, wenn er so schöne Frauen noch ablenken kann …”
Sie lachte laut und herzlich und ich reichte ihr mein Salz, natürlich das feine aus dem Himalaya - wenn schon denn schon. Die hatte ja auch sichtbar Klasse und Stil.
“Mach mal, denke du hast da mehr Fingerspitzengefühl als ich …”
“Hoffentlich zumindest dabei”, erwiderte sie so schnell, dass ich einen Moment brauchte den doppelten Sinn zu bemerken, der eigentlich sogar dreifach zu hören war, wenn ich wollte.
“Wüsste nicht, wo nicht, wäre aber neugierig zu erfahren, wo überall noch…”
“Im Hier und Jetzt?”, schoss sie lachend zurück - sie war richtig gut, schon damit war der Tag gerettet.
“Da wir noch keine Vergangenheit miteinander haben, kann es ja nur um Gegenwart und Zukunft gehen, vermute ich, aber, was weiß ich schon, was Frauen denken…”
“Temporär denken wir vielleicht weniger und schauen erstmal nur.”
“Und was wäre dann ausgleichende Gerechtigkeit?”
“Schauen wir mal, würde der Bayer wohl sagen”, sagte sie und lachte laut auf.
Sollte ich sie nun packen und in den Arm nehmen und küssen - nachdem sie schon meinen Schwanz genau betrachtet hatte, waren wir ja irgendwie vertraut, fand ich. Andererseits, wenn sie nicht wollte, oder mich zu schnell fand, versaute ich mir unnötig das Klima im Haus, wer weiß, wie oft wir uns künftig begegneten - besser war wohl, ich schwieg dazu. Manchmal reizte nichts die Frauen mehr als langes Schweigen.
“Hat es dir die Worte verschlagen?”, fragte sie sehr charmant und lächelte wieder so, dass ich ihr vermutlich auch verzeihen würde, wenn sie mich einen impotenten Sack genannt hätte und ich schaute sie selig an.
“Was soll ich reden? Eine schöne Frau betrachten, ist manchmal genug Glück im Leben…”
“Danke für die Blumen und das Salz - bis bald hoffentlich”, läutete sie die Verabschiedung ein.
Wollte sie nun wirklich gehen, ihr Ei essen oder wollte sie noch aufgehalten werden, spielte nur damit, mich zu provozieren, wie Frauen ja immer spielen, wenn sie es nicht gerade mal ernst meinen, aber dann spielen sie auch, damit es keiner merkt oder sie dadurch merken, wie ernst es uns überhaupt ist. Habe mal versucht diese verschiedenen hypothetischen Gedankenwelten der Frauen, jenes was wäre wenn und ob, graphisch nachzuvollziehen, aber ich habe es aufgegeben, es war am Ende nur noch ein einziges etwas chaotisches Gekrakel verschiedener relevanter Beziehungsgeflechte, die alle irgendwie kreisförmig zusammenhingen. Es überstieg mein bescheiden männlich lineares Denken, was zumindest in Fragen von Lust und Liebe eher linear und zielorientiert ist. Da ran, rein, raus, halten oder weg, könnte ich Mann reduzieren, während für Frau seine Ex und seine Exex und deren Kinder oder der Ex der Ex der mit ihrem Ex wiederum und überhaupt eine wichtige Rolle spielen. Kurz gesagt, ich hatte keine Ahnung, was sie wollte, als sie sich verabschiedete.
Darum und weil es mit meinem schlichten Verstand viel zu lange gedauert hätte, all dies nachzuvollziehen, brachte ich sie zur Tür und hätte sie doch lieber an mich gezogen, um sie erstmal zu küssen und dann auszuziehen, auch mal zu schauen eben. Aber ich war ja ein kultivierter Mann, der nur seiner Nachbarin ein wenig von seinem Himalaya Salz lieh und ich hatte keine Bedürfnisse und sie war ja Nachbarin also ein Wesen ohne Geschlecht, wie jene, die so gern die Fenster knallt zwischen 50 und 80.
An der Tür nahm ich mir dann doch ein Herz und umarmte sie, wenigstens ein Bussi zum Abschied, dachte ich und wir fuhrwerkten etwas impulsiv in entgegen gesetzte Richtung mit unseren Köpfen herum, wer behauptet so etwas geschehe je ohne Absicht, hat, glaub ich, noch nie eine Frau geküsst, um schließlich doch mit den Lippen aufeinander zu landen.
Ein Kuss ist ein Kuss, sonst nichts, heißt noch gar nichts. Wenn der Kuss länger als eine Minute dauert, heißt es schon mehr und wenn Frau meine Hände die auf ihr hin und herwandern, um tiefer zu gelangen, nicht zurückweist, muss das hinterher auch nichts gehießen haben, ich wollte es ja so. Aber wenn sie im gleichen Moment an dem ich endlich über Umwege ihre Mitte erreiche, auch zugreift mit Entschlossenheit, dann scheint alles ok zu sein und geht seinen Weg, dachte ich immer.
So ist das theoretisch - praktisch kochten ihre Eier noch und als sie meinte, die seien bestimmt längst hart, musste ich lachen und schaute sie dabei an, mit dem prustenden Lachen beider, das zugegeben etwas pubertär war, flog der Moment einer sinnlichen Stimmung wieder davon. Und so ging sie nach ihren Eiern schauen und ich ließ meine baumeln und stieg unter die Dusche, neugierig, ob sie wohl gleich wiederkäme.
jens tuengerthal 29.1.2017
EroStory 004
Dreierchance
Vielleicht sollte ich doch nicht immer so viel Tee trinken, dachte ich, gerade hatte ich begonnen zu schreiben, als es mich schon wieder in die hinteren Räume trieb. War wieder in meiner Lieblingsbar um die Ecke und hatte mit Glück sogar meinen Lieblingsplatz ergattert, der Weg war also nicht weit. Musste nur durch den Vorhang in meinem Rücken und dann gleich die erste links, beruhigte ich mich, um nicht zu genervt über meine Primanerblase zu sein.
War halt so, kannte ich ja schon bald 30 Jahre, seit meinem Unfall, musste ich halt manchmal flitzen, auch so gesehen war der Platz eigentlich ideal, wenn ich ihn auch eher als eine Art tiefer gelegten Hochsitz schätzte, von dem aus ich beobachten konnte, wer dort wie hin ging und auch die entspannten Gesichter auf dem Rückweg anlächeln konnte. Es war ein etwas abgelegener Platz aber irgendwie auch ideal für mich als Flaneur, der am liebsten nur daneben sitzt und beobachtet.
Andere Menschen gingen in eine Bar, um andere kennenzulernen und wenn möglich nicht alleine wieder zu gehen, sondern auch den Rest der Nacht horizontal oder noch irgendwo zappelnd zu teilen. Konnte auch nett sein, bestimmt, aber in Summa war die Zahl der meist belanglosen Gespräche doch so langweilig, dass ich lieber als echter Flaneur nur noch Beobachter blieb und von den üblichen Begattungsriten der Großstädter in der Nacht eher Abstand hielt, um sie zu beobachten und zu beschreiben.
Wer nur beobachtet, macht sich immer verdächtig im Kreis derer, die kennenlernen wollen und dafür den üblichen Austausch von Belanglosigkeiten in Kauf nahmen, weil sie nicht gleich fragen konnten, was sie eigentlich wollten. Franz Hessel beschrieb das in seinem Flaneur in der Großstadt schon treffender, als ich es je könnte, jedenfalls sei er allen Leserinnen zum Nachempfinden des Gefühls des nur Beobachters empfohlen, denn so ging es mir immer wieder, wenn ich den Ort mal wechselte und in dem Café noch nicht so bekannt war, auch wenn ich zugegeben, in den Cafés um meinen Platz nirgendwo mehr völlig unbekannt war.
Hier am etwas Abseits gelegenen Platz vor dem Vorhang, der jenseits des sonstigen Geschehens an der Bar lag, die ich aber im Blick hatte, war ich geradezu ideal aufgehoben. Die meisten kamen irgendwann mal vorbei, um die dort Örtlichkeiten zu konsultieren und so war ich dabei und hielt doch Abstand, konnte die Bar beobachten und sah, was geschah, ohne teilnehmen zu müssen, sondern konnte manchmal sogar horchen, immer jedoch Zuschauer sein, wie sie sich annäherten oder verpassten und dann mehr oder weniger enttäuscht getrennte Wege gingen. Manche packte schon hier solche Leidenschaft, dass sie auch über das Küssen hinaus anfingen, sich zu erfühlen. Dies ging so weit, wie es der Anstand, der in dieser Stadt weite Grenzen hat, noch erlaubte und manchmal auch darüber hinaus, bis sie selbst merkten, es wäre eher Zeit zu gehen.
Kenne dies auch noch aus der Zeit, als ich selbst suchte und nicht nur beobachtete und es fiel nicht immer leicht, das Benehmen eines Gentleman mit der Lust in Einklang zu bringen, doch galt ja noch immer, ein solcher darf alles, solange er es mit Stil und Achtung gegenüber der Dame tut und wenn ich auch nicht dazu neige, mich zu loben, lieber bescheiden bin, gerade was das angeht, kann ich zumindest sagen, mich immer um viel Stil dabei und vor allem die Achtung der Damen, die ich gerade verehrte, bemüht zu haben, mögen diese entscheiden, ob es gelang. Und es konnte so sehr weit gegangen werden, je nach Kleidung der Beteiligten auch relativ unauffällig noch. Der Griff unter den Rock musste nicht jedem auffallen, wenn sich beide innig genug dabei umarmten. Dies konnte wohl auch die eine oder andere am vielleicht unpassenden Ort schon zum höchsten Glück bringen, vermute ich, jedenfalls lächelten manche so selig, als sei dem so und dies war eher kein Ort an dem sich die Konsumenten beglückender Rauschgifte sonst trafen.
Diese Erinnerungen, gingen mir durch den Kopf, der ich gerade an meinem Lieblingsplatz angekommen, mich nun getrieben fühlte, schnell nach nebenan zu verschwinden, um meinen Schwanz über eines der dortigen Becken zu halten. Hatte also, weil ich ja gerade erst kam, noch niemanden kommen sehen, noch keinen Überblick über die Gäste, es war ja auch noch sehr früh, gegen halb zehn, schätzte ich. Jetzt schnell zu verschwinden, war wohl das beste, dann wäre mein Riesling da, wenn ich erleichtert wiederkomme.
Was für eine unsinnig lange Vorrede, dafür, dass ich nur mal pissen gehen wollte, denke ich und erhob mich sofort, ging durch den Vorhang und öffnete die Tür. Dies Klo war eigentlich ein mittelgroßer Raum, der durch eingezogene dünne Wände dreigeteilt worden war. Vorne am Ein- oder Ausgang das Waschbecken, was bei viel Betrieb, manchmal zu kleinen Staus im nur etwa einen Meter breiten ersten Räumchen mit Waschbecken und Spiegel führte, dahinter ein offener Raum, quasi der Durchgang zur Toilettenkabine in dem aber drei Pissoirs hängen, warum er eher der am meisten frequentierte ist und weiter wollte ich, als ich aufstand eigentlich auch nicht gehen. Doch kaum wollte ich mich an das vor der Klotür gelegene durch Duchamps zur Kunst gewordene Ding stellen, um meinem Rinnsal freien Lauf zu lassen, wie es Henry Miller so wunderbar beschreiben konnte, wenn er an den Pariser öffentlichen Orten stand, die den höher gelegenen Nachbarn guten Einblick boten und ihm dafür den Blick in manchmal schöne Augen gab, da spürte ich noch ein anderes Bedürfnis und beschloss, wenn ich schon aufgestanden und hier war, konnte ich genauso auch eins weiter gehen und selbiges gleich miterledigen, um dann in jeder Hinsicht erleichtert, die nächste Geschichte in Ruhe zu schreiben.
Ließ also die Pissoirs ungenutzt dort hängen und öffnete die Tür zur letzten, etwa 1,5m breiten Kabine am Ende, die sichtbar unverschlossen war, was mich erst auf die Idee gebracht hatte, wenn es schon offen und frei ist, womit später nicht unbedingt mehr zu rechnen war, wenn es sich füllte - ach ich eiere hier ewig rum, für eine Sache, die real keine Minute dauerte und tue so als sei ich Proust oder Joyce und dürfte den auf erotisches hoffenden Lesern hier mit Nichtigkeiten die Zeit stehlen, suchte gar die verlorene Zeit. Doch, ganz ehrlich, bin ich davon überzeugt, dass keiner Zeit stehlen kann, wir sie nur gewinnen können, wenn wir sie verschwenden, was ich hiermit tat und auch den verehrten Leserinnen die Chance bot, denn gleich geht es ohne weitere Umwege zur Sache, sozusage ganz ohne Vorspiel, was ja eher nicht mein Fall war.
Die Kabine war offen aber nicht leer, wie ich überrascht feststellte, die eine der sonst Kellnerinnen mit der sehr üppigen Figur, dem wallenden langen schwarzen Haar und der weitflächigen Körperbemalung stand nach vorne gebeugt, die Hände auf dem geschlossenen Klodeckel, streckte sie mir ihr sehr rundes und ziemlich entblößtes wunderschönes Hinterteil entgegen, von dem ich jedoch nur wenig sah, weil hinter ihr ein anderer Landsmann stand, dessen Hose in den Kniekehlen hing und der sie offensichtlich gerade penetrierte, wie es medizinisch korrekt wohl heißt und ich war noch um Korrektheit bemüht, schließlich war ich ja hier der Eindringling.
“Entschuldigt bitte, ich wusste nicht…”, begann ich stotternd und wollte schnell wieder verschwinden, wenn der Anblick auch nicht ohne Reiz war, ihre wirklich großen Brüste, hingen oben aus ihrem verrutschten Ausschnitt und zum ersten mal in all den Jahren, die ich nun hierher kam, konnte ich diesen auch eingepackt schon mehr als prächtigen Busen nun entblößt sehen und er war wunderbar.
Natürlich hing er ein wenig, er war eben echt und Natur, folgte den newtonschen Gesetzen der Schwerkraft, aber tat dies mit so viel junger Kraft und Fülle, dass es jeden Liebhaber weiblicher Schönheit begeistern musste. Mochte sie ja gern und wir begrüßten uns sonst immer mit Küsschen, wie alte Freunde, wenn wir uns sahen - schien mir aber gerade nicht so angebracht, oder sollte ich mich vor ihn zu ihr aufs Klo beugen - absurde Idee, aber ich war eben etwas perplex, nicht, dass ich so etwas noch nicht gesehen oder selbst gemacht hätte, aber doch nicht hier und nicht jetzt, dachte ich.
Als ich gerade die Tür wieder dezent schließen wollte und überlegte, ob ich es wagen könnte, mal den Ort für Damen nebenan zu konsultieren, rief sie mir schon von unten zu, als wäre es das normalste auf der Welt, mit ihrem südlichen Dialekt und der starken Stimme der angehenden Sängerin, “komm rein, mach doch mit…”
Täte ich es, wäre ich nicht mehr Flaneur, kein Beobachter des hiesigen Geschehens sondern Teilnehmer und das wollte ich ja nun eigentlich nicht - andererseits, genügte der Anblick ihres weißen großen, straffen Hintern vollauf, mich jeden anderen Gedanken verwerfen zu lassen und ich zögerte einen Moment, fragte mich, ob es ihm wohl auch recht wäre, doch auch er, wie eben die Menschen aus diesem so gastfreundlichen Land im Süden Europas so sind, lud mich herzlich ein, doch mitzumachen.
Weiß nicht, ob sie alle so gern ihre Freunde zum Sex einladen, wenn sie zufällig vorbeikommen, aber zumindest ist doch aus der Geschichte bekannt, dass dieses Volk schon ein sehr entspanntes Verhältnis zur Sexualität hatte, als in den Urwäldern Germaniens noch nach Kultur gesucht werden musste. Dann meint er es vermutlich so, dachte ich und war drauf und dran, zur Tat zu schreiten, um die wunderbare Gelegenheit zu nutzen, da erwachten wieder die Skrupel und außerdem musste ich ja und was würde das peinlich, wenn mir mitten dabei dann, um es medizinisch wieder mit Abstand zu sagen, die Winde abgingen. Würde also die gute Gelegenheit wohl ungenutzt verstreichen lassen, um nicht in größeren Peinlichkeiten dabei zu landen, dachte ich, etwas bedauernd.
Doch dann schaute sie mich bittend an und ich ahnte, wie eine Absage sie nun enttäuschen würde - also musste ich einen diplomatischen Ausweg finden, der ihr gerecht wurde, die mehr als reizvoll war, wenn auch vielleicht etwas zu sehr und alles etwas viel gerade, aber mir doch zumindest einen Moment des Rückzugs ließe.
“Zu gerne würde ich…” sagte ich, “aber ich muss wirklich ziemlich nötig, gehe kurz nach nebenan und dann, ok?”
Das war für sie ok, die im übrigen nun wieder mit Stöhnen beschäftigt war, weil er seine rhytmischen Stöße fortsetzte, die ich nun nicht weiter betrachten wollte, um zunächst die anderen Bedürfnisse zu erledigen.
Fragte mich nur, ob ich als Mann nun auf den Ort für Damen gehen sollte, sich das für einen Gentleman gehörte oder völlig ausgeschlossen war und wie erkläre ich es einer möglicherweise dort anwesenden Dame, grübelte ich. Nun, am besten würde ich dann wahrheitsgemäß antworten, weil unsere Kabine gerade von einem Herren und einer Dame besetzt waren. Vielleicht hatte ich ja Glück und es passierte nichts und ich hatte zumindest einige Minuten Zeit, darüber nachzudenken, ob ich einen Dreier mit ihr und ihm wollte.
Klar hatte ich Lust und wie ich wollte, aber erinnerte ich mich an das letzte mal mit den drei Frauen und da war ich Mitte zwanzig und ziemlich fit noch, fand ich es eigentlich nur geil aber nicht schön, es fehlte dem Sex dabei alle Zärtlichkeit, es wurde eher sportlich ein Wettberwerb der Befriedigung in dem einer den anderen überbot. Gut, hier war es eine Frau mit zwei Männern, wenn ich dazu kam, aber zärtlich wäre das auch nicht, sondern eine schnelle Nummer auf dem Klo eben. Andererseits, würde ich mit ihr sonst sicherlich eher nie ins Bett gehen, sie war mehr als zwanzig Jahre jünger als ich, nicht wirklich mein Typ und darum schadete es auch nicht. Noch etwas unentschlossen verschwand ich das erste mal in meinem Leben auf der Damentoillette, um dem wirklich dringenden Bedürfnis nachzugeben.
Während ich so dort saß und sinierte, große Erleichterung überall verspürte, hörte ich jemand kommen und fürchtete schlimmstes - gleich würde ich irgendeiner Frau erklären müssen, was ich hier machte und dabei versuchen, möglichst locker und selbstverständlich zu sagen, dass nebenan gerade ein Mann und eine Frau beschäftigt wären und ich also ausweichen musste. Im Grunde war das ja gerecht, dachte ich einen Moment, wenn eine Frau es bei den Herren treibt, konnte ich es auch bei den Damen tun und dennoch hoffte ich, ungeschoren davon zu kommen.
Doch es ging die vordere Tür und ich fragte mich, ob nun der nächste eingeladen würde. Aber es war der Stimme nach der Barkeeper, der in der mir fremden südlichen Sprache irgendetwas rief, was ich nicht verstand. Nun, ich war ja hier fertig und konnte wieder weg, die Hände würde ich mir nebenan lieber waschen, nicht unnötig an diesem Ort verweilen, der mich nur zu Ausreden nötigte, die ich nicht mochte.
So kam ich wieder in den Nebenraum, noch nicht entschlossen, was ich nun sagen sollte, wenn sie die Einladung erneuerten, denn abgeneigt war ich ja auch nicht ganz. Da kamen sie mir unerwartet einigermaßen wieder angezogen entgegen. Nun begrüßte sie mich mit den üblichen Bissous auf beide Wangen und flüsterte, ob ich H, den Barkeeper gehört hätte und ich sagte, wahrheitsgemäß ja, aber nicht verstanden natürlich, konnte ihre Sprache ja nicht - der Chef ist gekommen, lachte sie mir ins Ohr, ach darum der schnelle Aufbruch, nun, dann hatten sich ja alle Fragen erledigt, dachte ich, wusch mir die Hände und schrieb darüber, statt es zu erleben, wie es sich für einen Flaneur gehört.
jens tuengerthal 28.1.2017
Vielleicht sollte ich doch nicht immer so viel Tee trinken, dachte ich, gerade hatte ich begonnen zu schreiben, als es mich schon wieder in die hinteren Räume trieb. War wieder in meiner Lieblingsbar um die Ecke und hatte mit Glück sogar meinen Lieblingsplatz ergattert, der Weg war also nicht weit. Musste nur durch den Vorhang in meinem Rücken und dann gleich die erste links, beruhigte ich mich, um nicht zu genervt über meine Primanerblase zu sein.
War halt so, kannte ich ja schon bald 30 Jahre, seit meinem Unfall, musste ich halt manchmal flitzen, auch so gesehen war der Platz eigentlich ideal, wenn ich ihn auch eher als eine Art tiefer gelegten Hochsitz schätzte, von dem aus ich beobachten konnte, wer dort wie hin ging und auch die entspannten Gesichter auf dem Rückweg anlächeln konnte. Es war ein etwas abgelegener Platz aber irgendwie auch ideal für mich als Flaneur, der am liebsten nur daneben sitzt und beobachtet.
Andere Menschen gingen in eine Bar, um andere kennenzulernen und wenn möglich nicht alleine wieder zu gehen, sondern auch den Rest der Nacht horizontal oder noch irgendwo zappelnd zu teilen. Konnte auch nett sein, bestimmt, aber in Summa war die Zahl der meist belanglosen Gespräche doch so langweilig, dass ich lieber als echter Flaneur nur noch Beobachter blieb und von den üblichen Begattungsriten der Großstädter in der Nacht eher Abstand hielt, um sie zu beobachten und zu beschreiben.
Wer nur beobachtet, macht sich immer verdächtig im Kreis derer, die kennenlernen wollen und dafür den üblichen Austausch von Belanglosigkeiten in Kauf nahmen, weil sie nicht gleich fragen konnten, was sie eigentlich wollten. Franz Hessel beschrieb das in seinem Flaneur in der Großstadt schon treffender, als ich es je könnte, jedenfalls sei er allen Leserinnen zum Nachempfinden des Gefühls des nur Beobachters empfohlen, denn so ging es mir immer wieder, wenn ich den Ort mal wechselte und in dem Café noch nicht so bekannt war, auch wenn ich zugegeben, in den Cafés um meinen Platz nirgendwo mehr völlig unbekannt war.
Hier am etwas Abseits gelegenen Platz vor dem Vorhang, der jenseits des sonstigen Geschehens an der Bar lag, die ich aber im Blick hatte, war ich geradezu ideal aufgehoben. Die meisten kamen irgendwann mal vorbei, um die dort Örtlichkeiten zu konsultieren und so war ich dabei und hielt doch Abstand, konnte die Bar beobachten und sah, was geschah, ohne teilnehmen zu müssen, sondern konnte manchmal sogar horchen, immer jedoch Zuschauer sein, wie sie sich annäherten oder verpassten und dann mehr oder weniger enttäuscht getrennte Wege gingen. Manche packte schon hier solche Leidenschaft, dass sie auch über das Küssen hinaus anfingen, sich zu erfühlen. Dies ging so weit, wie es der Anstand, der in dieser Stadt weite Grenzen hat, noch erlaubte und manchmal auch darüber hinaus, bis sie selbst merkten, es wäre eher Zeit zu gehen.
Kenne dies auch noch aus der Zeit, als ich selbst suchte und nicht nur beobachtete und es fiel nicht immer leicht, das Benehmen eines Gentleman mit der Lust in Einklang zu bringen, doch galt ja noch immer, ein solcher darf alles, solange er es mit Stil und Achtung gegenüber der Dame tut und wenn ich auch nicht dazu neige, mich zu loben, lieber bescheiden bin, gerade was das angeht, kann ich zumindest sagen, mich immer um viel Stil dabei und vor allem die Achtung der Damen, die ich gerade verehrte, bemüht zu haben, mögen diese entscheiden, ob es gelang. Und es konnte so sehr weit gegangen werden, je nach Kleidung der Beteiligten auch relativ unauffällig noch. Der Griff unter den Rock musste nicht jedem auffallen, wenn sich beide innig genug dabei umarmten. Dies konnte wohl auch die eine oder andere am vielleicht unpassenden Ort schon zum höchsten Glück bringen, vermute ich, jedenfalls lächelten manche so selig, als sei dem so und dies war eher kein Ort an dem sich die Konsumenten beglückender Rauschgifte sonst trafen.
Diese Erinnerungen, gingen mir durch den Kopf, der ich gerade an meinem Lieblingsplatz angekommen, mich nun getrieben fühlte, schnell nach nebenan zu verschwinden, um meinen Schwanz über eines der dortigen Becken zu halten. Hatte also, weil ich ja gerade erst kam, noch niemanden kommen sehen, noch keinen Überblick über die Gäste, es war ja auch noch sehr früh, gegen halb zehn, schätzte ich. Jetzt schnell zu verschwinden, war wohl das beste, dann wäre mein Riesling da, wenn ich erleichtert wiederkomme.
Was für eine unsinnig lange Vorrede, dafür, dass ich nur mal pissen gehen wollte, denke ich und erhob mich sofort, ging durch den Vorhang und öffnete die Tür. Dies Klo war eigentlich ein mittelgroßer Raum, der durch eingezogene dünne Wände dreigeteilt worden war. Vorne am Ein- oder Ausgang das Waschbecken, was bei viel Betrieb, manchmal zu kleinen Staus im nur etwa einen Meter breiten ersten Räumchen mit Waschbecken und Spiegel führte, dahinter ein offener Raum, quasi der Durchgang zur Toilettenkabine in dem aber drei Pissoirs hängen, warum er eher der am meisten frequentierte ist und weiter wollte ich, als ich aufstand eigentlich auch nicht gehen. Doch kaum wollte ich mich an das vor der Klotür gelegene durch Duchamps zur Kunst gewordene Ding stellen, um meinem Rinnsal freien Lauf zu lassen, wie es Henry Miller so wunderbar beschreiben konnte, wenn er an den Pariser öffentlichen Orten stand, die den höher gelegenen Nachbarn guten Einblick boten und ihm dafür den Blick in manchmal schöne Augen gab, da spürte ich noch ein anderes Bedürfnis und beschloss, wenn ich schon aufgestanden und hier war, konnte ich genauso auch eins weiter gehen und selbiges gleich miterledigen, um dann in jeder Hinsicht erleichtert, die nächste Geschichte in Ruhe zu schreiben.
Ließ also die Pissoirs ungenutzt dort hängen und öffnete die Tür zur letzten, etwa 1,5m breiten Kabine am Ende, die sichtbar unverschlossen war, was mich erst auf die Idee gebracht hatte, wenn es schon offen und frei ist, womit später nicht unbedingt mehr zu rechnen war, wenn es sich füllte - ach ich eiere hier ewig rum, für eine Sache, die real keine Minute dauerte und tue so als sei ich Proust oder Joyce und dürfte den auf erotisches hoffenden Lesern hier mit Nichtigkeiten die Zeit stehlen, suchte gar die verlorene Zeit. Doch, ganz ehrlich, bin ich davon überzeugt, dass keiner Zeit stehlen kann, wir sie nur gewinnen können, wenn wir sie verschwenden, was ich hiermit tat und auch den verehrten Leserinnen die Chance bot, denn gleich geht es ohne weitere Umwege zur Sache, sozusage ganz ohne Vorspiel, was ja eher nicht mein Fall war.
Die Kabine war offen aber nicht leer, wie ich überrascht feststellte, die eine der sonst Kellnerinnen mit der sehr üppigen Figur, dem wallenden langen schwarzen Haar und der weitflächigen Körperbemalung stand nach vorne gebeugt, die Hände auf dem geschlossenen Klodeckel, streckte sie mir ihr sehr rundes und ziemlich entblößtes wunderschönes Hinterteil entgegen, von dem ich jedoch nur wenig sah, weil hinter ihr ein anderer Landsmann stand, dessen Hose in den Kniekehlen hing und der sie offensichtlich gerade penetrierte, wie es medizinisch korrekt wohl heißt und ich war noch um Korrektheit bemüht, schließlich war ich ja hier der Eindringling.
“Entschuldigt bitte, ich wusste nicht…”, begann ich stotternd und wollte schnell wieder verschwinden, wenn der Anblick auch nicht ohne Reiz war, ihre wirklich großen Brüste, hingen oben aus ihrem verrutschten Ausschnitt und zum ersten mal in all den Jahren, die ich nun hierher kam, konnte ich diesen auch eingepackt schon mehr als prächtigen Busen nun entblößt sehen und er war wunderbar.
Natürlich hing er ein wenig, er war eben echt und Natur, folgte den newtonschen Gesetzen der Schwerkraft, aber tat dies mit so viel junger Kraft und Fülle, dass es jeden Liebhaber weiblicher Schönheit begeistern musste. Mochte sie ja gern und wir begrüßten uns sonst immer mit Küsschen, wie alte Freunde, wenn wir uns sahen - schien mir aber gerade nicht so angebracht, oder sollte ich mich vor ihn zu ihr aufs Klo beugen - absurde Idee, aber ich war eben etwas perplex, nicht, dass ich so etwas noch nicht gesehen oder selbst gemacht hätte, aber doch nicht hier und nicht jetzt, dachte ich.
Als ich gerade die Tür wieder dezent schließen wollte und überlegte, ob ich es wagen könnte, mal den Ort für Damen nebenan zu konsultieren, rief sie mir schon von unten zu, als wäre es das normalste auf der Welt, mit ihrem südlichen Dialekt und der starken Stimme der angehenden Sängerin, “komm rein, mach doch mit…”
Täte ich es, wäre ich nicht mehr Flaneur, kein Beobachter des hiesigen Geschehens sondern Teilnehmer und das wollte ich ja nun eigentlich nicht - andererseits, genügte der Anblick ihres weißen großen, straffen Hintern vollauf, mich jeden anderen Gedanken verwerfen zu lassen und ich zögerte einen Moment, fragte mich, ob es ihm wohl auch recht wäre, doch auch er, wie eben die Menschen aus diesem so gastfreundlichen Land im Süden Europas so sind, lud mich herzlich ein, doch mitzumachen.
Weiß nicht, ob sie alle so gern ihre Freunde zum Sex einladen, wenn sie zufällig vorbeikommen, aber zumindest ist doch aus der Geschichte bekannt, dass dieses Volk schon ein sehr entspanntes Verhältnis zur Sexualität hatte, als in den Urwäldern Germaniens noch nach Kultur gesucht werden musste. Dann meint er es vermutlich so, dachte ich und war drauf und dran, zur Tat zu schreiten, um die wunderbare Gelegenheit zu nutzen, da erwachten wieder die Skrupel und außerdem musste ich ja und was würde das peinlich, wenn mir mitten dabei dann, um es medizinisch wieder mit Abstand zu sagen, die Winde abgingen. Würde also die gute Gelegenheit wohl ungenutzt verstreichen lassen, um nicht in größeren Peinlichkeiten dabei zu landen, dachte ich, etwas bedauernd.
Doch dann schaute sie mich bittend an und ich ahnte, wie eine Absage sie nun enttäuschen würde - also musste ich einen diplomatischen Ausweg finden, der ihr gerecht wurde, die mehr als reizvoll war, wenn auch vielleicht etwas zu sehr und alles etwas viel gerade, aber mir doch zumindest einen Moment des Rückzugs ließe.
“Zu gerne würde ich…” sagte ich, “aber ich muss wirklich ziemlich nötig, gehe kurz nach nebenan und dann, ok?”
Das war für sie ok, die im übrigen nun wieder mit Stöhnen beschäftigt war, weil er seine rhytmischen Stöße fortsetzte, die ich nun nicht weiter betrachten wollte, um zunächst die anderen Bedürfnisse zu erledigen.
Fragte mich nur, ob ich als Mann nun auf den Ort für Damen gehen sollte, sich das für einen Gentleman gehörte oder völlig ausgeschlossen war und wie erkläre ich es einer möglicherweise dort anwesenden Dame, grübelte ich. Nun, am besten würde ich dann wahrheitsgemäß antworten, weil unsere Kabine gerade von einem Herren und einer Dame besetzt waren. Vielleicht hatte ich ja Glück und es passierte nichts und ich hatte zumindest einige Minuten Zeit, darüber nachzudenken, ob ich einen Dreier mit ihr und ihm wollte.
Klar hatte ich Lust und wie ich wollte, aber erinnerte ich mich an das letzte mal mit den drei Frauen und da war ich Mitte zwanzig und ziemlich fit noch, fand ich es eigentlich nur geil aber nicht schön, es fehlte dem Sex dabei alle Zärtlichkeit, es wurde eher sportlich ein Wettberwerb der Befriedigung in dem einer den anderen überbot. Gut, hier war es eine Frau mit zwei Männern, wenn ich dazu kam, aber zärtlich wäre das auch nicht, sondern eine schnelle Nummer auf dem Klo eben. Andererseits, würde ich mit ihr sonst sicherlich eher nie ins Bett gehen, sie war mehr als zwanzig Jahre jünger als ich, nicht wirklich mein Typ und darum schadete es auch nicht. Noch etwas unentschlossen verschwand ich das erste mal in meinem Leben auf der Damentoillette, um dem wirklich dringenden Bedürfnis nachzugeben.
Während ich so dort saß und sinierte, große Erleichterung überall verspürte, hörte ich jemand kommen und fürchtete schlimmstes - gleich würde ich irgendeiner Frau erklären müssen, was ich hier machte und dabei versuchen, möglichst locker und selbstverständlich zu sagen, dass nebenan gerade ein Mann und eine Frau beschäftigt wären und ich also ausweichen musste. Im Grunde war das ja gerecht, dachte ich einen Moment, wenn eine Frau es bei den Herren treibt, konnte ich es auch bei den Damen tun und dennoch hoffte ich, ungeschoren davon zu kommen.
Doch es ging die vordere Tür und ich fragte mich, ob nun der nächste eingeladen würde. Aber es war der Stimme nach der Barkeeper, der in der mir fremden südlichen Sprache irgendetwas rief, was ich nicht verstand. Nun, ich war ja hier fertig und konnte wieder weg, die Hände würde ich mir nebenan lieber waschen, nicht unnötig an diesem Ort verweilen, der mich nur zu Ausreden nötigte, die ich nicht mochte.
So kam ich wieder in den Nebenraum, noch nicht entschlossen, was ich nun sagen sollte, wenn sie die Einladung erneuerten, denn abgeneigt war ich ja auch nicht ganz. Da kamen sie mir unerwartet einigermaßen wieder angezogen entgegen. Nun begrüßte sie mich mit den üblichen Bissous auf beide Wangen und flüsterte, ob ich H, den Barkeeper gehört hätte und ich sagte, wahrheitsgemäß ja, aber nicht verstanden natürlich, konnte ihre Sprache ja nicht - der Chef ist gekommen, lachte sie mir ins Ohr, ach darum der schnelle Aufbruch, nun, dann hatten sich ja alle Fragen erledigt, dachte ich, wusch mir die Hände und schrieb darüber, statt es zu erleben, wie es sich für einen Flaneur gehört.
jens tuengerthal 28.1.2017
Samstag, 28. Januar 2017
Erostory 003
Supermarktcrash
Eigentlich gehe ich gern einkaufen, schlendere durch die Regale, stehe in Ruhe an der Kasse an und beobachte die anderen dort, besonders die Frauen vor oder hinter mir. Der Röntgenblick meiner Phantasie zieht sie dort schon mal aus, vermisst sie und überlegt, was sie wohl drunter tragen, wie und wo sie rasiert sind, wenn ich Lebensmittel einkaufe, stelle ich mir gerne auch vor, wie sie schmecken, die Frauen vor mir, nicht die Lebensmittel, die kenne ich ja meist, weil ich eigentlich fast immer das gleiche kaufe. Manchmal frage ich mich, was die Frauen wohl so denken, wenn sie gestresst an der Kasse stehen und wovon sie wohl träumen.
Viele Frauen träumen davon, ihren Märchenprinzen im Supermarkt kennenzulernen, habe ich oft gehört und lange gehofft mal einer dort zu begegnen, die genau das in mir erkennt. Habe viele Frauen getroffen in den letzten Jahren, denen es eigentlich peinlich war, sich in diesem Online-Portal kennengelernt zu haben und die alle davon sprachen, wie schön es wäre, sich einfach im Supermarkt kennenzulernen und ob wir das nicht lieber sagen wollen.
Im Supermarkt sind sie aber meist hektisch und gestresst, erledigen, was die Superfrau heute alles nebenbei macht und planen schon das Essen mit dem neuen Online-Date in Gedanken, wenn es denn nett wird und sie das erste mal für ihn kochen - aber dann ist es wieder nur so ein veganer Technikfreak, der nie die Augen von seinem Telefon lassen kann und sie kochen wieder nur für sich, obwohl sie ja eigentlich gerne - und ja, da sollte ich einhaken, ich koche auch gerne und gut, bin kein Veganer, will es auch nie werden, weil ich nicht glaube, dass Pflanzen weniger Gefühl als Tiere haben und wir eben immer töten, um zu leben, aber nein, das wird ja schon wieder zu politisch, vergess ich lieber wieder - aber sinnlich zusammen kochen und vielleicht mit den Einkaufswagen zusammenstoßen, denke ich, der selten nur noch einen Wagen nimmt sondern seinen Fahrradkorb am Arm trägt und so viel kaufe ich ja nicht ein, für mich alleine.
Zusammen einkaufen wäre bestimmt auch schön, denke ich. Viele mögen das nicht und haben keine Freude daran, während ich glücklich wäre, solange es noch nicht Alltag wurde und die Erwartungen mir Lesezeit raubten. Naja, ich schränke also schon wieder etwas ein und möchte doch so gern verträumt in die Gesichter der Schönen schauen, die hier im Supermarkt gerade an mir vorbeischieben.
Da fällt mir ein, ich sollte mir doch lieber einen Wagen holen, es macht so gelassen beim Einkaufen und wie soll ich mit einer mit dem Wagen zusammenstoßen, wenn ich keinen habe, sondern nur mit meinem schnell gefüllten Korb durch die Regale eile - nein, die Romantik muss auch eine Chance bekommen, eine echte und nicht nur eine geträumte, denke ich und vielleicht ist ja heute mein Tag.
Gehe zuerst durch die Obst und Gemüse Abteilung, in der die Waren wie auf einem Markt nett angerichtet präsentiert werden, nehme einen Apfel in die Hand und beginne, da es natürlich keine Marktfrauen im Supermarkt gibt, mit ihm zu verhandeln, nicke dem Apfel in meiner Hand freundlich zu. Frage nach, ach wirklich?, und die Kinder oder 1,99,- soso, Danke - gebe vermutlich gerade ein lächerliches Bild ab, denke ich, lege den Apfel lieber wieder zurück ins Regal und schaue mich um welche mich nun zufällig als ihren Märchenprinz entdecken könnte, nachdem wir vor dem Orangenberg zusammenstießen.
Die dort drüben, mit dem geflochtenen Zopf gefällt mir. Edler Öko-Schick, geschmackvoll und vermutlich belesen, denke ich und scanne sie schon mal vor dem inneren Auge, was sie wohl für Wäsche trägt - ist sie eher der Baumwollschlüpfertyp in naturbelassenem Hellbraun oder trägt sie sportliche Strings, weil ihr wichtiger ist, dass es schnell geht und funktioniert, vielleichet am Ende gar Designerwäsche, natürlich vom Öko-Label, weil die erfolgreiche Managerin natürlich ganz bewusst einkauft, träume ich vor mich hin und frage mich, was sie wohl gerade liest und wie so ein verträumter, etwas lebensferner Dichter zu so einer passte.
Auf ihrem schönen Hintern, zeichnete sich keine Unterwäsche ab, was für French Knickers oder String spricht, dachte ich - so wie sie die Haare trug, war die nie und nimmer nackt rasiert, dachte ich erfreut, schaute auf ihre Augenbrauen, die manchmal einen Hinweis auf die Schambehaarung geben, in Farbe oder Buschigkeit, aber auch völlig täuschen können, warum ich wieder davon absah - manchmal liebe ich auch kleine Überraschungen, so lange ich nicht plötzlich mit einer Nacktschnecke im Arm erwache, die mir ihr Arschgeweih entgegenstreckt und von ihrem nächsten Tatoo schwärmt. Bin wohl doch ziemlich langweilig konventionell und beschränkt, dachte ich, bald muss ich schon in der Frauen Union fischen gehen, weil bei den Grünen zu viele Veganer sind, schüttelte es mich und ich grinste zufrieden vor mich hin und wartete, was wohl als nächstes passierte.
Ziemlich zielbewusst ging sie vor, prüfte die Dinge kurz in der Hand, wählte, legte ab und ging weiter - kein hin und her, sie weiß, was sie will und wen, überlege ich und frage mich, wie ich das Gespräch beginne, wenn wir gleich zusammenstoßen würden, was mir unvermeidlich schien, wenn sie zwischen dem Gemüsestand und den Stapeln von Tütensuppen, die vor der ersten Reihe mit Kühlregalen an einem Stand beworben werden, hindurch will, um entweder zur Kasse zu kommen oder im hinteren Bereich, etwa an der Fleischtheke, denke es und schon läuft mir lustvoll das Wasser im Mund zusammen, weitere Einkäufe zu tätigen.
Aber so wie die aussah, kaufte sie bestimmt nur Bio-Fleisch aus regionaler Produktion, war ich mir sicher oder gar eine ethische Veganerin, die mich bekehren wollte, dachte ich mit Grauen und fragte mich, ob die erste Wahl wirklich gut war - überhaupt sollte es nicht alles zufällig geschehen? War so eine inszenierte Carambolage nicht völlig unecht?
Aber wenn sie es war und ich sie nun verpasste, weil ich so lange überlegte, hielt ich mich zur Eile an und drängte zur Entscheidung - sie war es einfach, so elegant und geschmackvoll, ein besonderer Schatz, egal ob Veganerin oder nicht, die wollte ich haben, riet es mir aus der Tiefe meiner Hoden zum zügigen Zugriff, weil aber keiner mich so gut kennt, wie ich, gelang es mir, diesen hormonellen Vorstoß wieder mit ausreichend intellektuellen Zweifeln zum Schweigen zu bringen - stellte mir die ewigen Diskussionen vor, ob die Teewurst sein müsse, warum die Salami so stinke im Kühlschrank und überhaupt wäre roher Schinken doch total ungesund. Dass sie, so gesund, wie sie war, bestimmt Nichtraucherin war, fand ich ja einerseits gut, wenn es im Bett so gut wurde, wie sie elegant war, wofür natürlich noch nichts sprach als meine Phantasie, könnte ich ja endlich aufhören, andererseits fand ich auch die Vorstellung nervig so eine kerngesunde Hippe an meiner Seite zu haben, die mich bei jeder Zigarette vorwurfsvoll ansah oder erstmal nicht mehr küsste.
Nun gab es genug Hinderungsgründe, die gegen diese offensichtlich kluge und elegante Frau sprachen, war vielleicht eine Nummer zu groß und vor allem, war alles jetzt so gewollt - ich stand zwischen den Tütensuppen und den Energy-Drinks, vor dem ersten Wurstregal, um sie abzupassen, von der ich mir die Rettung des heutigen Tages erhoffte und sie kam nicht.
Dann sah ich die Quelle der Verzögerung - die Schöne war Mutti und schleppte noch drei Kinder mit durch den Markt - ok, war gelaufen, die Zweifel hatten gewonnen, ich mag ja Muttis, aber ich mache sie lieber ohne ihre Kinder an, dann gibt es meist noch einen Papi dazu und so perfekt und geordnet wie die Dame aussah, brauchte ich mir da keine weiteren Hoffnungen mehr machen, gab ich resigniert auf. Na, sei doch froh, munterte ich mich auf, willste noch gleich drei Kinder dazu und eine Alte bei der alles immer picobello sein muss?
Wollte ich nicht, aber die war trotzdem einfach toll, grummelten die frustrierten unteren Regionen noch ein wenig triebhaft - aber, was solls, egal wie toll, was nützt mir eine tolle Schwärmerei aus der offensichtlich nichts werden kann. Fand mich nun damit ab, dass der erste Versuch, der sowieso viel zu gewollt war, also scheiterte noch bevor wir zusammenstoßen konnten und dachte schon, na wenn nicht heute, dann eben ein anderes mal und den ollen Spruch andere Mütter haben auch schöne Töchter, der aber angesichts der sonstigen Auswahl gerade nach hinten losging.
Andererseits war sie auffallend gelassen und ruhig mit den Kindern, ließ sie machen und schaute nur, wo sie blieben - war sie am Ende antiautoritär, mit so ganz verwöhnten Gören - wäre auch anstrengend, schien aber nicht so, die Kinder hörten erstaunlich gut, sie erhob nicht mal die Stimme und lachte viel mit ihnen - sie war wirklich ziemlich cool für eine dreifache Mutter, denn dass die Geschwister waren, sah ich sofort und ähnlich waren sie ihr auch.
So eine triffst du nur einmal, sie ist ein Unikat, grummelte es in mir, die passt zu dir, verdient viel Geld und du brauchst dir keine Sorgen mehr machen und unterhältst als Dichter und überhaupt ihre vielen Gäste, kümmerst dich nebenbei um die Kinder, schreibst in Ruhe die besten Bücher und lässt es dir endlich gut gehen. Greif zu, schreit es von unten, lass sie nicht entwischen, doch die Vernunft im Bündnis mit der Trägheit war stärker - welcher vernünftige Mann fängt etwas im Supermarkt mit einer gestressten Mutti mit 3 Kindern an, dachte ich, keiner natürlich, darum bleiben sie so lange bei ihren langweiligen Typen und haben so viel Zeit sich zurecht zu machen. Der Einkauf der Öko-Designer-Mode ist bestimmt auch so eine Ersatzhandlung für fehlenden Sex, ach, soll sie doch machen, geht mich ja nichts an, rief ich mich zur Ordnung und zur Toleranz auf - als ich mir dann aber vorstellte, wie sie nach dem Geigenunterricht der Tochter noch schnell für die Kinder kocht, um dann erst zum Pilates und dann zum Yoga zu gehen, wie die Muttis es hier eben so machen, wollte ich nur noch weglaufen. Nur gestresst wirkte sie eigentlich überhaupt nicht.
Wäre vermutlich auch weggelaufen, hätte ich nicht diesen bescheuerten Wagen - nun war ich eingesperrt und konnte entweder nur rückwärts wieder Richtung Wurstregal abtauchen, was gefährlich schien, da ich dann scharf um die Kurve müsste und Gefahr lief, den Stapel Dosen mit diesem blöden roten Bullen darauf umzuwerfen. Eine Peinlichkeit, die ich mir gern ersparen wollte und so musste ich eben warten, bis die Mutti sich mit ihren drei Bälgern durch die Gemüseabteilung hindurch und an mir vorbei gequält hätte, um ungesehen meinem zurückgezogenen Vorsatz wieder zu entkommen.
Stellte mich darauf ein noch einen Moment zu warten und zählte erst die Dosen auf dem Stapel neben mir, um dann pi mal Daumen zu schätzen, wieviele es wohl waren, las schließlich die Liste der Inhaltsstoffe der neuen Tütensuppe, die mich zu verführen begann. Klang ja wirklich lecker, dachte ich, vielleicht sollte ich mal probieren und alles Bio, war mir zwar egal, konnte aber ja nicht schaden - aß zwar nie Tütensuppe aber mit was sonst sollte ich mich nun beschäftigen, bis die gefährliche Traumfrau endlich vorüberglitt. Die Fachverkäuferin vom Suppenmarketing sah auch ganz nett aus eigentlich, also lieber schnell umdisponieren.
Sie würde gleiten wie eine Elfe dachte ich, elegant wie sie war und geriet schon wieder ins Schwärmen - Elfe mit Einkaufswagen und drei ganz frei erzogenen Kindern, die selbst entscheiden, ob sie sich nun entschuldigen möchten, schoss es mir durch den Kopf und ich schien wieder von der Vernunft gerettet, denn wenn ich ehrlich war, die Frau wollte ich und wenn ich könnte, wie ich wollte, also unter anderen Umständen und überhaupt - naja, aber ist eben so wie es ist und darum muss jetzt nicht weiter lamentiert werden und gleich war sie ja weg, um ihrem super korrekten Gatten die Designer-Loft-Wohnung schön zu machen.
Da plötzlich passierte es. Hatte mit allem gerechnet, aber damit nun gar nicht. Sie bog mit ihrem mit Obst und Gemüse gesund gefüllten Wagen ab Richtung Wurstregal, dorthin wo erst das Junk-Zeugs kommt - es war eigentlich nur eine Art Abkürzung an der ich da stand, wie ein geheimer Weg für Kenner, abseits der sonstigen Routenführung in diesem Supermarkt.
Und da knallte es auch schon. Sie schaute nach ihren Kindern, die um den Dosenstapel herumliefen und ich war völlig verwirrt, weil nun alles anders kam, als ich dachte und so hatte ich mir das doch nicht gedacht.
Unsere Wagen, die sich noch im letzten Moment ausweichen wollten, stießen mit großer Wucht zusammen und verhakten sich. Gerade hatte ich sie in Gedanken aufgegeben, da hing ich auch schon an ihr und kam nicht mehr los, dachte ich für Sekundenbruchteile.
Wir sahen uns an und genau das, muss dieser Superknall sein, von dem alle immer träumen, dachte ich und bekam weiche Knie vor Glück, dass noch keinen Grund hatte. Ihr schien es genauso zu gehen - oder war sie mit dem vierten Schwanger überlegte ich - jedenfalls schwankte sie leicht und stütze sich am Wagen ab. Völlig losgelöst, wie Major Tom einst sang, wollte ich ihr zu Hilfe eilen, ließ meinen Wagen, der mit ihrem verkeilt war in dem engen Gang einen Moment los, um sie aufzufangen, falls sie nun fiele.
Dass tat sie tatsächlich, weil ich Idiot den Wagen losgelassen hatte und daraufhin ihrer den meinigen in den Dosenstapel schob, der sofort zusammenbrach und die Blechungeheuer voller Zuckerenergie durch die Reihen rollen ließ. Wollte zu ihr, die mit dem Mund auf den Griff des Wagens geschlagen war, um sie als Ritter aufzufangen, wie es schöner nicht sein könnte und der Blick, den wir uns Sekunden vor unserem Zusammenstoß zuwarfen, gab wohl Grund zu schönsten Hoffnungen.
Leider rollten die Dosen dazwischen, unter meine Füße und während ich gerade als Retter an ihre Seite hechten wollte unter Einsatz meines Lebens, kostete es mich die letzte Standkraft, ich bekam eine Dose unter die Füße, glitt aus, landete mit dem Hintern im Rest vom Dosenstapel und riß vorne den Fertigsuppenstand vor der entstetzt schauenden Verkäuferin um - es gab eben nirgendwo mehr echten Halt im Leben, dachte ich mit einem Anflug von Selbstironie, während sich der nach Bockshornklee stinkende Inhalt des brodelnden Topfes, der vom Stand fiel, über meinen Schoss ergoss.
Nun sah zumindest keiner mehr, wenn ich mir in die Hose machte, dachte ich vor Grauen über diesen Gewürzgestank in meinem Schritt und fragte mich, ob meine Hose dann wohl auf dem Kilometer bis zu mir nach Hause gefrieren würde und ich mit Bio-Curry-Eis bei mir ankäme. Was für eine Katastrophe, ich treffe die Traumfrau, sie fällt im wahsten Sinne des Wortes auf die Fresse und ich zerstöre bei dem Versuch, sie zu retten, den halben Supermarkt. Und das ohne Haftpflicht dachte ich ein wenig schuldbewusst.
In dem Moment, in dem ich gerade über die mögliche Steifigkeit in meiner feuchten Suppenhose sinierte, rollte mir noch der Einkaufswagen mit der Mutti daran über die Finger und quetschte diese so, dass ich aller vermeintlichen Tapferkeit als hier Superheld zum Trotz aufschrie. Zum Glück blutete es auch ordentlich und sah gefährlicher aus, als es sich anfühlte. Sie blieb schließlich im weitgehend verwüsteten Dosenstapel stecken, blutete ein wenig an der Lippe und würde vermutlich einen blauen Fleck am Kinn bekommen, aber das schien sie nicht weiter zu stören.
Voll schlechtem Gewissen kniete sie sich sofort über die Hand - sie sei Ärztin, ob sie mal sehen dürfte, was nötig wäre - bereitwillig reichte ich ihr die Hand, sie begann sie professionell zu untersuchen und ich sagte, mit ein wenig zusammengebissenen Zähnen, sei alles nicht so schlimm. Da zeigte sie mehr Größe als ich erwartet hätte - sie übernahm die volle Verantwortung für den Unfall, rechtfertigte sich nicht, sondern entschuldigte sich, fragte die Verkäuferin, ob sie den Schaden übernehmen solle, sie hätte nicht aufgepasst und fragte dies auch mich.
Eine Frau, die sich für etwas entschuldigte, für das keiner, was konnte, eigentlich, was durch meine träge Blödheit zustande kam, mich nicht dafür anbrüllte oder beleidigt sondern einfach besorgt war - es schien noch Wunder in dieser Welt zu geben, von denen ich bisher nichts geahnt hatte. Was war das Leben schön, auch mit Curry-Hosse nass und blutender Hand, ich konnte noch nicht glauben, dass dies gerade mir passierte, der eher das Gegenteil zur genüge kannte.
Nun war ich in der wunderbaren Position mich nicht verteidigen oder kämpfen zu müssen, sondern konnte ihr ganz großzügig und wie gerne alles vergeben. Meinte, sei ja nicht schlimm, die Hose käme in die Wäsche und dann sei alles gut. Aber sie ließ nicht locker, sie wollte die Finger ordentlich reinigen und die Wunde verarzten. Ich solle mit zu ihr kommen, mit der Hose könnte ich ja nicht Rad fahren, die würde ja steif frieren.
Bei diesen Worten sahen wir uns an, dachten beide das gleiche, mussten plötzlich furchtbar lachen und ich dachte nur noch, entweder ich renne jetzt ganz schnell hier weg oder ich bin in einem halben Jahr verheiratet. Es war einer dieser Blicke, die du nie wieder im Leben vergisst, es schien alles klar, sie hatte noch als Ärztin meine Hand genommen und hielt sie nun als Frau und eigentlich wollte ich sie küssen, müsste ich nicht so furchtbar lachen.
Bin nicht weggerannt und habe mich nicht geirrt. Sie hat meine Sachen gleich gewaschen und dann konnte ich ja nicht weg. Nun sitze ich hier, schaue aus dem Fenster, gerade ist sie einkaufen, auf dem Rückweg aus der Klinik, sie ist Chefärztin und eine große Nummer in der Forschung und die Kinder waren von ihrer Schwester, sie war irgendwie noch nicht dazu gekommen bisher, Beruf und Forschung hatten immer Vorrang. Männer hatten sie nie interessiert. Bevor es jetzt kitschig wird, hör ich lieber auf und erzähle wie ich mit der stinkenden Hose in Wirklichkeit nach Hause lief und mir alle Katzen und Hunde meines Kiezes hinterher liefen. Manchmal ist doch schade, denke ich, dass ich nicht an Märchen glaube, hätte doch so gut gepasst. Vielleicht wird ja doch noch mal ein Wunder geschehen.
jens tuengerthal 28.1.2017
Eigentlich gehe ich gern einkaufen, schlendere durch die Regale, stehe in Ruhe an der Kasse an und beobachte die anderen dort, besonders die Frauen vor oder hinter mir. Der Röntgenblick meiner Phantasie zieht sie dort schon mal aus, vermisst sie und überlegt, was sie wohl drunter tragen, wie und wo sie rasiert sind, wenn ich Lebensmittel einkaufe, stelle ich mir gerne auch vor, wie sie schmecken, die Frauen vor mir, nicht die Lebensmittel, die kenne ich ja meist, weil ich eigentlich fast immer das gleiche kaufe. Manchmal frage ich mich, was die Frauen wohl so denken, wenn sie gestresst an der Kasse stehen und wovon sie wohl träumen.
Viele Frauen träumen davon, ihren Märchenprinzen im Supermarkt kennenzulernen, habe ich oft gehört und lange gehofft mal einer dort zu begegnen, die genau das in mir erkennt. Habe viele Frauen getroffen in den letzten Jahren, denen es eigentlich peinlich war, sich in diesem Online-Portal kennengelernt zu haben und die alle davon sprachen, wie schön es wäre, sich einfach im Supermarkt kennenzulernen und ob wir das nicht lieber sagen wollen.
Im Supermarkt sind sie aber meist hektisch und gestresst, erledigen, was die Superfrau heute alles nebenbei macht und planen schon das Essen mit dem neuen Online-Date in Gedanken, wenn es denn nett wird und sie das erste mal für ihn kochen - aber dann ist es wieder nur so ein veganer Technikfreak, der nie die Augen von seinem Telefon lassen kann und sie kochen wieder nur für sich, obwohl sie ja eigentlich gerne - und ja, da sollte ich einhaken, ich koche auch gerne und gut, bin kein Veganer, will es auch nie werden, weil ich nicht glaube, dass Pflanzen weniger Gefühl als Tiere haben und wir eben immer töten, um zu leben, aber nein, das wird ja schon wieder zu politisch, vergess ich lieber wieder - aber sinnlich zusammen kochen und vielleicht mit den Einkaufswagen zusammenstoßen, denke ich, der selten nur noch einen Wagen nimmt sondern seinen Fahrradkorb am Arm trägt und so viel kaufe ich ja nicht ein, für mich alleine.
Zusammen einkaufen wäre bestimmt auch schön, denke ich. Viele mögen das nicht und haben keine Freude daran, während ich glücklich wäre, solange es noch nicht Alltag wurde und die Erwartungen mir Lesezeit raubten. Naja, ich schränke also schon wieder etwas ein und möchte doch so gern verträumt in die Gesichter der Schönen schauen, die hier im Supermarkt gerade an mir vorbeischieben.
Da fällt mir ein, ich sollte mir doch lieber einen Wagen holen, es macht so gelassen beim Einkaufen und wie soll ich mit einer mit dem Wagen zusammenstoßen, wenn ich keinen habe, sondern nur mit meinem schnell gefüllten Korb durch die Regale eile - nein, die Romantik muss auch eine Chance bekommen, eine echte und nicht nur eine geträumte, denke ich und vielleicht ist ja heute mein Tag.
Gehe zuerst durch die Obst und Gemüse Abteilung, in der die Waren wie auf einem Markt nett angerichtet präsentiert werden, nehme einen Apfel in die Hand und beginne, da es natürlich keine Marktfrauen im Supermarkt gibt, mit ihm zu verhandeln, nicke dem Apfel in meiner Hand freundlich zu. Frage nach, ach wirklich?, und die Kinder oder 1,99,- soso, Danke - gebe vermutlich gerade ein lächerliches Bild ab, denke ich, lege den Apfel lieber wieder zurück ins Regal und schaue mich um welche mich nun zufällig als ihren Märchenprinz entdecken könnte, nachdem wir vor dem Orangenberg zusammenstießen.
Die dort drüben, mit dem geflochtenen Zopf gefällt mir. Edler Öko-Schick, geschmackvoll und vermutlich belesen, denke ich und scanne sie schon mal vor dem inneren Auge, was sie wohl für Wäsche trägt - ist sie eher der Baumwollschlüpfertyp in naturbelassenem Hellbraun oder trägt sie sportliche Strings, weil ihr wichtiger ist, dass es schnell geht und funktioniert, vielleichet am Ende gar Designerwäsche, natürlich vom Öko-Label, weil die erfolgreiche Managerin natürlich ganz bewusst einkauft, träume ich vor mich hin und frage mich, was sie wohl gerade liest und wie so ein verträumter, etwas lebensferner Dichter zu so einer passte.
Auf ihrem schönen Hintern, zeichnete sich keine Unterwäsche ab, was für French Knickers oder String spricht, dachte ich - so wie sie die Haare trug, war die nie und nimmer nackt rasiert, dachte ich erfreut, schaute auf ihre Augenbrauen, die manchmal einen Hinweis auf die Schambehaarung geben, in Farbe oder Buschigkeit, aber auch völlig täuschen können, warum ich wieder davon absah - manchmal liebe ich auch kleine Überraschungen, so lange ich nicht plötzlich mit einer Nacktschnecke im Arm erwache, die mir ihr Arschgeweih entgegenstreckt und von ihrem nächsten Tatoo schwärmt. Bin wohl doch ziemlich langweilig konventionell und beschränkt, dachte ich, bald muss ich schon in der Frauen Union fischen gehen, weil bei den Grünen zu viele Veganer sind, schüttelte es mich und ich grinste zufrieden vor mich hin und wartete, was wohl als nächstes passierte.
Ziemlich zielbewusst ging sie vor, prüfte die Dinge kurz in der Hand, wählte, legte ab und ging weiter - kein hin und her, sie weiß, was sie will und wen, überlege ich und frage mich, wie ich das Gespräch beginne, wenn wir gleich zusammenstoßen würden, was mir unvermeidlich schien, wenn sie zwischen dem Gemüsestand und den Stapeln von Tütensuppen, die vor der ersten Reihe mit Kühlregalen an einem Stand beworben werden, hindurch will, um entweder zur Kasse zu kommen oder im hinteren Bereich, etwa an der Fleischtheke, denke es und schon läuft mir lustvoll das Wasser im Mund zusammen, weitere Einkäufe zu tätigen.
Aber so wie die aussah, kaufte sie bestimmt nur Bio-Fleisch aus regionaler Produktion, war ich mir sicher oder gar eine ethische Veganerin, die mich bekehren wollte, dachte ich mit Grauen und fragte mich, ob die erste Wahl wirklich gut war - überhaupt sollte es nicht alles zufällig geschehen? War so eine inszenierte Carambolage nicht völlig unecht?
Aber wenn sie es war und ich sie nun verpasste, weil ich so lange überlegte, hielt ich mich zur Eile an und drängte zur Entscheidung - sie war es einfach, so elegant und geschmackvoll, ein besonderer Schatz, egal ob Veganerin oder nicht, die wollte ich haben, riet es mir aus der Tiefe meiner Hoden zum zügigen Zugriff, weil aber keiner mich so gut kennt, wie ich, gelang es mir, diesen hormonellen Vorstoß wieder mit ausreichend intellektuellen Zweifeln zum Schweigen zu bringen - stellte mir die ewigen Diskussionen vor, ob die Teewurst sein müsse, warum die Salami so stinke im Kühlschrank und überhaupt wäre roher Schinken doch total ungesund. Dass sie, so gesund, wie sie war, bestimmt Nichtraucherin war, fand ich ja einerseits gut, wenn es im Bett so gut wurde, wie sie elegant war, wofür natürlich noch nichts sprach als meine Phantasie, könnte ich ja endlich aufhören, andererseits fand ich auch die Vorstellung nervig so eine kerngesunde Hippe an meiner Seite zu haben, die mich bei jeder Zigarette vorwurfsvoll ansah oder erstmal nicht mehr küsste.
Nun gab es genug Hinderungsgründe, die gegen diese offensichtlich kluge und elegante Frau sprachen, war vielleicht eine Nummer zu groß und vor allem, war alles jetzt so gewollt - ich stand zwischen den Tütensuppen und den Energy-Drinks, vor dem ersten Wurstregal, um sie abzupassen, von der ich mir die Rettung des heutigen Tages erhoffte und sie kam nicht.
Dann sah ich die Quelle der Verzögerung - die Schöne war Mutti und schleppte noch drei Kinder mit durch den Markt - ok, war gelaufen, die Zweifel hatten gewonnen, ich mag ja Muttis, aber ich mache sie lieber ohne ihre Kinder an, dann gibt es meist noch einen Papi dazu und so perfekt und geordnet wie die Dame aussah, brauchte ich mir da keine weiteren Hoffnungen mehr machen, gab ich resigniert auf. Na, sei doch froh, munterte ich mich auf, willste noch gleich drei Kinder dazu und eine Alte bei der alles immer picobello sein muss?
Wollte ich nicht, aber die war trotzdem einfach toll, grummelten die frustrierten unteren Regionen noch ein wenig triebhaft - aber, was solls, egal wie toll, was nützt mir eine tolle Schwärmerei aus der offensichtlich nichts werden kann. Fand mich nun damit ab, dass der erste Versuch, der sowieso viel zu gewollt war, also scheiterte noch bevor wir zusammenstoßen konnten und dachte schon, na wenn nicht heute, dann eben ein anderes mal und den ollen Spruch andere Mütter haben auch schöne Töchter, der aber angesichts der sonstigen Auswahl gerade nach hinten losging.
Andererseits war sie auffallend gelassen und ruhig mit den Kindern, ließ sie machen und schaute nur, wo sie blieben - war sie am Ende antiautoritär, mit so ganz verwöhnten Gören - wäre auch anstrengend, schien aber nicht so, die Kinder hörten erstaunlich gut, sie erhob nicht mal die Stimme und lachte viel mit ihnen - sie war wirklich ziemlich cool für eine dreifache Mutter, denn dass die Geschwister waren, sah ich sofort und ähnlich waren sie ihr auch.
So eine triffst du nur einmal, sie ist ein Unikat, grummelte es in mir, die passt zu dir, verdient viel Geld und du brauchst dir keine Sorgen mehr machen und unterhältst als Dichter und überhaupt ihre vielen Gäste, kümmerst dich nebenbei um die Kinder, schreibst in Ruhe die besten Bücher und lässt es dir endlich gut gehen. Greif zu, schreit es von unten, lass sie nicht entwischen, doch die Vernunft im Bündnis mit der Trägheit war stärker - welcher vernünftige Mann fängt etwas im Supermarkt mit einer gestressten Mutti mit 3 Kindern an, dachte ich, keiner natürlich, darum bleiben sie so lange bei ihren langweiligen Typen und haben so viel Zeit sich zurecht zu machen. Der Einkauf der Öko-Designer-Mode ist bestimmt auch so eine Ersatzhandlung für fehlenden Sex, ach, soll sie doch machen, geht mich ja nichts an, rief ich mich zur Ordnung und zur Toleranz auf - als ich mir dann aber vorstellte, wie sie nach dem Geigenunterricht der Tochter noch schnell für die Kinder kocht, um dann erst zum Pilates und dann zum Yoga zu gehen, wie die Muttis es hier eben so machen, wollte ich nur noch weglaufen. Nur gestresst wirkte sie eigentlich überhaupt nicht.
Wäre vermutlich auch weggelaufen, hätte ich nicht diesen bescheuerten Wagen - nun war ich eingesperrt und konnte entweder nur rückwärts wieder Richtung Wurstregal abtauchen, was gefährlich schien, da ich dann scharf um die Kurve müsste und Gefahr lief, den Stapel Dosen mit diesem blöden roten Bullen darauf umzuwerfen. Eine Peinlichkeit, die ich mir gern ersparen wollte und so musste ich eben warten, bis die Mutti sich mit ihren drei Bälgern durch die Gemüseabteilung hindurch und an mir vorbei gequält hätte, um ungesehen meinem zurückgezogenen Vorsatz wieder zu entkommen.
Stellte mich darauf ein noch einen Moment zu warten und zählte erst die Dosen auf dem Stapel neben mir, um dann pi mal Daumen zu schätzen, wieviele es wohl waren, las schließlich die Liste der Inhaltsstoffe der neuen Tütensuppe, die mich zu verführen begann. Klang ja wirklich lecker, dachte ich, vielleicht sollte ich mal probieren und alles Bio, war mir zwar egal, konnte aber ja nicht schaden - aß zwar nie Tütensuppe aber mit was sonst sollte ich mich nun beschäftigen, bis die gefährliche Traumfrau endlich vorüberglitt. Die Fachverkäuferin vom Suppenmarketing sah auch ganz nett aus eigentlich, also lieber schnell umdisponieren.
Sie würde gleiten wie eine Elfe dachte ich, elegant wie sie war und geriet schon wieder ins Schwärmen - Elfe mit Einkaufswagen und drei ganz frei erzogenen Kindern, die selbst entscheiden, ob sie sich nun entschuldigen möchten, schoss es mir durch den Kopf und ich schien wieder von der Vernunft gerettet, denn wenn ich ehrlich war, die Frau wollte ich und wenn ich könnte, wie ich wollte, also unter anderen Umständen und überhaupt - naja, aber ist eben so wie es ist und darum muss jetzt nicht weiter lamentiert werden und gleich war sie ja weg, um ihrem super korrekten Gatten die Designer-Loft-Wohnung schön zu machen.
Da plötzlich passierte es. Hatte mit allem gerechnet, aber damit nun gar nicht. Sie bog mit ihrem mit Obst und Gemüse gesund gefüllten Wagen ab Richtung Wurstregal, dorthin wo erst das Junk-Zeugs kommt - es war eigentlich nur eine Art Abkürzung an der ich da stand, wie ein geheimer Weg für Kenner, abseits der sonstigen Routenführung in diesem Supermarkt.
Und da knallte es auch schon. Sie schaute nach ihren Kindern, die um den Dosenstapel herumliefen und ich war völlig verwirrt, weil nun alles anders kam, als ich dachte und so hatte ich mir das doch nicht gedacht.
Unsere Wagen, die sich noch im letzten Moment ausweichen wollten, stießen mit großer Wucht zusammen und verhakten sich. Gerade hatte ich sie in Gedanken aufgegeben, da hing ich auch schon an ihr und kam nicht mehr los, dachte ich für Sekundenbruchteile.
Wir sahen uns an und genau das, muss dieser Superknall sein, von dem alle immer träumen, dachte ich und bekam weiche Knie vor Glück, dass noch keinen Grund hatte. Ihr schien es genauso zu gehen - oder war sie mit dem vierten Schwanger überlegte ich - jedenfalls schwankte sie leicht und stütze sich am Wagen ab. Völlig losgelöst, wie Major Tom einst sang, wollte ich ihr zu Hilfe eilen, ließ meinen Wagen, der mit ihrem verkeilt war in dem engen Gang einen Moment los, um sie aufzufangen, falls sie nun fiele.
Dass tat sie tatsächlich, weil ich Idiot den Wagen losgelassen hatte und daraufhin ihrer den meinigen in den Dosenstapel schob, der sofort zusammenbrach und die Blechungeheuer voller Zuckerenergie durch die Reihen rollen ließ. Wollte zu ihr, die mit dem Mund auf den Griff des Wagens geschlagen war, um sie als Ritter aufzufangen, wie es schöner nicht sein könnte und der Blick, den wir uns Sekunden vor unserem Zusammenstoß zuwarfen, gab wohl Grund zu schönsten Hoffnungen.
Leider rollten die Dosen dazwischen, unter meine Füße und während ich gerade als Retter an ihre Seite hechten wollte unter Einsatz meines Lebens, kostete es mich die letzte Standkraft, ich bekam eine Dose unter die Füße, glitt aus, landete mit dem Hintern im Rest vom Dosenstapel und riß vorne den Fertigsuppenstand vor der entstetzt schauenden Verkäuferin um - es gab eben nirgendwo mehr echten Halt im Leben, dachte ich mit einem Anflug von Selbstironie, während sich der nach Bockshornklee stinkende Inhalt des brodelnden Topfes, der vom Stand fiel, über meinen Schoss ergoss.
Nun sah zumindest keiner mehr, wenn ich mir in die Hose machte, dachte ich vor Grauen über diesen Gewürzgestank in meinem Schritt und fragte mich, ob meine Hose dann wohl auf dem Kilometer bis zu mir nach Hause gefrieren würde und ich mit Bio-Curry-Eis bei mir ankäme. Was für eine Katastrophe, ich treffe die Traumfrau, sie fällt im wahsten Sinne des Wortes auf die Fresse und ich zerstöre bei dem Versuch, sie zu retten, den halben Supermarkt. Und das ohne Haftpflicht dachte ich ein wenig schuldbewusst.
In dem Moment, in dem ich gerade über die mögliche Steifigkeit in meiner feuchten Suppenhose sinierte, rollte mir noch der Einkaufswagen mit der Mutti daran über die Finger und quetschte diese so, dass ich aller vermeintlichen Tapferkeit als hier Superheld zum Trotz aufschrie. Zum Glück blutete es auch ordentlich und sah gefährlicher aus, als es sich anfühlte. Sie blieb schließlich im weitgehend verwüsteten Dosenstapel stecken, blutete ein wenig an der Lippe und würde vermutlich einen blauen Fleck am Kinn bekommen, aber das schien sie nicht weiter zu stören.
Voll schlechtem Gewissen kniete sie sich sofort über die Hand - sie sei Ärztin, ob sie mal sehen dürfte, was nötig wäre - bereitwillig reichte ich ihr die Hand, sie begann sie professionell zu untersuchen und ich sagte, mit ein wenig zusammengebissenen Zähnen, sei alles nicht so schlimm. Da zeigte sie mehr Größe als ich erwartet hätte - sie übernahm die volle Verantwortung für den Unfall, rechtfertigte sich nicht, sondern entschuldigte sich, fragte die Verkäuferin, ob sie den Schaden übernehmen solle, sie hätte nicht aufgepasst und fragte dies auch mich.
Eine Frau, die sich für etwas entschuldigte, für das keiner, was konnte, eigentlich, was durch meine träge Blödheit zustande kam, mich nicht dafür anbrüllte oder beleidigt sondern einfach besorgt war - es schien noch Wunder in dieser Welt zu geben, von denen ich bisher nichts geahnt hatte. Was war das Leben schön, auch mit Curry-Hosse nass und blutender Hand, ich konnte noch nicht glauben, dass dies gerade mir passierte, der eher das Gegenteil zur genüge kannte.
Nun war ich in der wunderbaren Position mich nicht verteidigen oder kämpfen zu müssen, sondern konnte ihr ganz großzügig und wie gerne alles vergeben. Meinte, sei ja nicht schlimm, die Hose käme in die Wäsche und dann sei alles gut. Aber sie ließ nicht locker, sie wollte die Finger ordentlich reinigen und die Wunde verarzten. Ich solle mit zu ihr kommen, mit der Hose könnte ich ja nicht Rad fahren, die würde ja steif frieren.
Bei diesen Worten sahen wir uns an, dachten beide das gleiche, mussten plötzlich furchtbar lachen und ich dachte nur noch, entweder ich renne jetzt ganz schnell hier weg oder ich bin in einem halben Jahr verheiratet. Es war einer dieser Blicke, die du nie wieder im Leben vergisst, es schien alles klar, sie hatte noch als Ärztin meine Hand genommen und hielt sie nun als Frau und eigentlich wollte ich sie küssen, müsste ich nicht so furchtbar lachen.
Bin nicht weggerannt und habe mich nicht geirrt. Sie hat meine Sachen gleich gewaschen und dann konnte ich ja nicht weg. Nun sitze ich hier, schaue aus dem Fenster, gerade ist sie einkaufen, auf dem Rückweg aus der Klinik, sie ist Chefärztin und eine große Nummer in der Forschung und die Kinder waren von ihrer Schwester, sie war irgendwie noch nicht dazu gekommen bisher, Beruf und Forschung hatten immer Vorrang. Männer hatten sie nie interessiert. Bevor es jetzt kitschig wird, hör ich lieber auf und erzähle wie ich mit der stinkenden Hose in Wirklichkeit nach Hause lief und mir alle Katzen und Hunde meines Kiezes hinterher liefen. Manchmal ist doch schade, denke ich, dass ich nicht an Märchen glaube, hätte doch so gut gepasst. Vielleicht wird ja doch noch mal ein Wunder geschehen.
jens tuengerthal 28.1.2017
EroStory 002
Wäscheglück
Sie trug schöne Wäsche und wie sie diese trug, wollte sie auch, dass es jeder, der sie genauer ansah, wie ich gerade eben, bemerkte, sie legte also Wert auf das unten drunter und es war ihr nicht egal, wie sie wirkte, was an dem Lächeln mit dem sie meinen Blick erwiderte, sichtbar wurde.
Fragte mich, ob sie wohl auch Strümpfe trug und sah an ihr herunter. Kräftige Schenkel kamen aus dem über ihren breiten Hüften eng anliegenden Rock. Eine Walküre mit ihrer wilden roten Mähne und dem ausdrucksstarken Lachen und der eher betonten als verborgenen Oberweite in der sichtbar schönen Wäsche. Sie hatte viel Leidenschaft und wusste, was sie will, dachte ich und war vorsichtig begeistert. Frauen die auch körperlich mit mir auf Augenhöhe standen, traf ich auch nicht jeden Tag.
Manche Frauen tragen schöne Wäsche, weil sie diese lieben, sich darin schön und reizvoll finden und das eigene Empfinden trägt ja viel mehr zur realen Schönheit bei, als irgendein goldener Schnitt, lieben wir doch die Abweichungen oft mehr als das Ideal. Auch wenn Frauen dazu neigen, sich selbst viel kritischer zu sehen als Männer, wo noch jeder angespeckte Postbeamte, sich beim Blick in den Spiegel wie Adonis fühlt, während Frau auch noch die kleinste pickelige Abweichung vom erträumten Ideal an sich erkennt und entweder sofort zu beseitigen trachtet oder gekonnt zumindest übermalt, schafft Mann es solches zu ignorieren, bei ihr wie bei sich, was viele Frauen, ahnten sie es, vielleicht wesentlich entspannter und damit schöner machte.
Einige Frauen tragen solche Wäsche auch weniger für sich, denn als Mittel zum Zweck der Verführung, den sie verfolgen oder zumindest ein wenig mit beabsichtigen. Betrachteten wir den Akt der Verführung eher juristisch und mit Abstand, fragte sich mit welchem Vorsatz diese Frauen handeln, die zur Verführung einladen wollen, in dem sie sich so schön geschmückt präsentieren und dabei viel männliche Blicke auf ihre primären Reize locken wollen. Ist es, was der Jurist eine invitatio ad offerendum nennt, eine Einladung zum Angebot, wie die Waren im Supermarkt, bei denen der Kunde sein Angebot abgibt, wenn er die Waren aufs Band legt?
Oder ist es viel verborgener und indirekter, wie noch fast jede Frau mir gegenüber mit voller Überzeugung betonte, lassen wir mal offen, wie überzeugend sie dabei waren, wollen sie nie wirklich was, außer sich schön fühlen und haben vielleicht manchmal nichts dagegen, wenn sich zufällig was daraus ergibt?
Diese Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich mich an dem wunderbaren Lächeln der Walküre mir gegenüber erfreute. Sollte ich sie einfach fragen, um den Dialog mit der Unbekannten zu eröffnen, überlegte ich für Sekundenbruchteile, verwarf es aber wieder, denn wäre ein so direkter Angriff eines Gentleman würdig?
Natürlich kann ein Gentleman alles, solange er es mit Würde tut - nie jedoch wird er eine Dame in seiner Gegenwart in eine peinliche Situation bringen oder verunsichern, dachte ich mir und beschloss von der Frage erstmal abzusehen. Interessierte mich diese Dame überhaupt, dahingestellt, ob sie wirklich eine war, so nah kannten wir uns ja noch nicht, war eher die Frage, die mich umtrieb, war ich doch hier, um erotische Geschichten zu schreiben, nicht sie zu erleben, denn sie schien mir einem Kennenlernen nicht abgeneigt zu sein und alles jetzt schon sichtbare, ließ vieles darüber hinaus erträumen.
Ach komm, vergiss die Geschichte, redete ich mir zu, eine echte Frau ist hundertmal schöner als alle nur Literatur und würde ich mich in ihrer Gegenwart noch aufs Schreiben konzentrieren können, fragte ich mich nun ganz ernsthaft und verwarf alle Vorsätze, mich nicht schon wieder vom eigentlichen ablenken zu lassen.
Doch wie, wenn ich nicht nach der Absicht ihrer Wäsche fragen durfte, sollte ich ein Gespräch beginnen - wie immer, mit einem Spruch, der ein Kompliment für sie auch war oder mit einer stummen Verneigung und der Andeutung eines Handkusses, den eine Dame sofort verstünde und entsprechend erwiderte.
Letzteres schien mir am passendsten und schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, dann wüsste ich zumindest, wen ich vor mir hatte und ob weiteres Engagement der Mühe wert wäre. So setzte ich zu einer etwas raumgreifenden aber realtiv formvollendeten Verbeugung grinsend an und griff nach ihrer Hand, die Geste andeutend und nannte meinen Namen.
Sie erwiderte ebenso formvollendet nur mit dem englischen Vornamen und weckte damit meine Neugier noch mehr - ob sie wohl Schauspielerin war oder doch eher von Familie und war, was wir hier spielten für sie eigentlich echt und normal, nur an dem Ort vielleicht etwas ungewöhnlich. Es versprach also irgendwie spannend zu werden dachte ich. Egal ob Schauspielerin oder von Familie, sie hatte Stil und Geschmack, Humor noch dazu, es könnte ein interessanter Abend werden.
Immer noch jagte der Gedanke an ihre Unterwäsche scheinbar durch mein Gedächtnis, denn statt der vorigen Geste und Form entsprechend, begann ich das Gespräch auf ihr lautes Lachen hin nicht, wie ich es doch vorhatte mit einem schönen und neugierigen Kompliment, sondern sagte einfach, was ich doch auf keinen wollte, was ich gerade im Stillen vor mich hindachte.
“Tragen Frauen so etwas immer mit Absicht oder nur um ihrer selbst willen?”
Sie lachte mich weiter an, war aber sichtbar überrascht über die Frage und ich war völlig durcheinander, weil mein Mund zwar redete, was ich gerade dachte, aber doch eigentlich auf keinen Fall wollte und wäre es nicht so angenehm halbdunkel auch an der Bar gewesen, sie hätte wohl gesehen, wie ich errötete.
Sollte ich mich nun entschuldigen, weil ich Dinge sagte, die ich gar nicht sagen wollte, überlegte ich noch, egal wie idiotisch ich damit da stünde, wäre alles besser als eine Dame und das konnte sie dem Anschein nach zumindest sein, öffentlich zu beschämen. Legte mir gerade die Worte zurecht, diesen Ausrutscher als ein Versehen eines von so viel gegenwärtiger Schönheit wohl berauschten Narren zu entschuldigen mit einem augenzwinkernden Lachen - aber sie war schneller als ich.
“Sowohl als auch”, erwiderte sie, “schön, wenn es wirkt, aber natürlich hat eine Dame nie eine Absicht und darf von nichts überrascht werden.”
“Bei den Pfadfindern hieß das AZB, allzeit bereit”, fiel mir zugegeben relativ einfallslos dazu ein.
Die Klippe war umschifft und beide hatten das Gesicht bewahrt. Wie gut, dachte ich und freute mich auf das was nun kommen würde. Hoffentlich verließ mich mein Verstand nicht wieder im entscheidenden Moment und gedachte das Thema ihrer Wäsche nun tunlichst zu vermeiden, wusste ich doch nicht, wen ich da vor mir hatte. Während der großen Festivals kam auch einiges an Hochkarätern in die Stadt, auch wenn mir ihr Gesicht nicht bekannt vorkam bisher.
Während ich noch überlegte, wie ich zwischen höflichem Flirt und netter Plauderei höflich und korrekt lavieren sollte, war sie schon wieder schneller als ich und machte mich wieder sprachlos, als sie fragte, was sich Mann denn dabei denke, wenn er denn sehe.
“Mann dachte genau das, war er gerade unbeabsichtigt zu schnell sagte.”
“Was mir nun nicht verrät, ob Mann darin eine Absicht vermutet.”
“Nichts läge mir ferner, als einer Dame solche Absichten je zu unterstellen …”
Puh, dachte ich, endlich gehorchte der Mund wieder dem Verstand und den Geboten der Höflichkeit mehr als dem zugegeben wohl natürlich geweckten Trieb. Dies war sicheres Terrain dachte ich und freute mich schon auf die nächsten Komplimente, die ich ihr mit erhöhter Anrede machen wollte. Doch wieder, war sie schneller als ich noch denken konnte.
“Dann war die Frage entweder rhetorisch, eine Frechheit oder ein Trick des Unterbewusstseins, was eher dessen Absichten offenbarte …”, griff sie meinen Fehler auf und weidete sich zwinkernd und lachend daran.
Sie war wirklich klug und schnell, freute ich mich lachend über ihr Paroli, mit dem sie mit ihrem Florett mir elegant den Gürtel durchschnitt und schon stand ich fast ohne Hose vor ihr - aber, ich hatte es ja verdient nach meiner Dummheit.
Das Stichwort Unterbewusstsein rettete mich und ich griff es sofort auf.
“Glaube zwar nicht an ein Unterbewusstsein, weil es meinem Begriff von Freiheit widerspricht, aber ich muss zugeben, ich weiß nicht, was mich ritt, in Gegenwart einer Dame ungewollt zu sagen, was ein Gentleman nicht mal denken würde.”
“Zöge er nicht alle Möglichkeiten in Betracht und wäre er nicht für jeden möglichen Wunsch gewappnet, wäre er kein Gentleman”, schlug sich mit einem Augenaufschlag blitzschnell mit einer so geübten Eleganz, dass gegen Familie nur ihr rasend schneller Intellekt sprach, waren doch die wirklich großen Geistern nach jahrelanger Inzucht zu seltenen Ausnahmen geworden.
An ihrem Lächeln sah ich, dass ihr unser kleiner Kampf ebenso viel Freude machte wie mir und noch keineswegs sicher war, wie es ausgehen würde, ob sie mich mit Stil abblitzen ließ, weil ich mich zu blöd anstellte und zu langsam war, zu durchsichtig meine Absichten verfolgte oder wir beide mit unseren Gedanken längst in der Horizontalen waren und jeder nur noch darauf wartete, dass der andere den ersten Schritt dahin täte und ich wusste, wenn wäre das nun meine Aufgabe. Aber noch zögerte ich, wusste nicht, ob ich sie wollte oder lieber nicht, ich mich bei einer Dame von diesem Format nur blamieren konnte, sie mich als unter Niveau nur nett belächelte innerlich.
“Ob ich den hohen Ansprüchen eines Gentleman noch so sehr genügen kann, wie Ihre königliche Hoheit eine Dame sind, weiß ich nicht, zumindest wüsste ich nie einen schöneren Grund dafür, es zu versuchen”, erwiderte ich endlich mit dem gebührenden Stil und lieber drei Nummern größer als nochmal von ihr vorgeführt zu werden.
“Oh, ich bin erkannt, dabei bin ich doch ganz privat hier…”
Schon wieder hatte sie so schnell reagiert, dass ich nicht wusste, ob sie mich nun weiter hoch nahm oder einfach ihrer Natur folgte und ich tatsächlich einer mir noch unbekannten Prinzessin gegenüberstand. Zugegeben, war ich noch nie ein großer Leser der Regenbogenpresse und kenne die gekrönten oder ungekrönten Häupter der großen Familien entweder persönlich oder gar nicht. Wie ich vor einigen Jahren bei einem Fest meiner damaligen Verlobten in Paris mich ewig mit einem Windsor Prinzen unterhielt, ohne es zu merken und erst danach von ihr aufgeklärt wurde, wer da so nett mit mir plauderte. Aber das war vielleicht auch gut so, dachte mir nichts dabei und plauderte gänzlich ungezwungen, wie gerade auch, weil ich tatsächlich keine Ahnung hatte, wen ich da vor mir hatte.
“Ach ich weiß von nichts, täusche nur Ahnung vor”, stapelte ich tief, auch um Zeit zu gewinnen und ging die großen Familien, musste aber zugeben, dass ich keine Ahnung hatte - dass sie so gut deutsch sprach, musste nichts heißen, wie ich wusste. Auf diesem Niveau, wenn sie nicht gescherzt hatten, durchlaufen sie die besten Schulen, sprechen mehrere Sprachen, weil Konversation ihr Geschäft und ihre alte Kunst ist. Die roten Haare ließen Windsor vermuten, aber ich gab es auf, ich hatte keine Ahnung,
Dachte an den Leoparden von Lampedusa, der diese Eleganz und diesen Stil der das Sizilien der Revolutionszeit und der Einigungskriege unter Garibaldi so unnachahmlich schön beschrieb, eben von Innen kommend, mit dem Blick für die Kleinigkeiten, die es dabei ausmachen. So wie es auch seine königliche Hoheit Prinz Asfa Wossen-Asferate in seinem Werk Manieren tat, in dem der äthiopische Prinz, der schon Corpsstudent zu Tübingen war, den Deutschen so schön den eleganten Spiegel vorhielt, 200 Jahre nach dem großen Aufklärer Knigge, dem weithin unterschätzten Freiherrn, der nur an diesem Buch gemessen wurde, dabei wirkte er als Großmeister der Illuminaten so viel weiter für die radikale Aufklärung im Reich und damit gegen die Macht der Kirche.
Hatte mich wohl mal wieder etwas verloren, denn schon wieder erwischte sie mich bei einer Unaufmerksamkeit, brauchte ich zu lange, hatte ihre Erwiderung wohl überhört, denn sie fragte amüsiert, “Und wohin wanderten die Gedanken des Schreiberlings gerade, wenn ich fragen darf?”
Bevor ich mich wieder vergaloppierte oder in eleganten Ausreden verlor, versuchte ich es lieber mit absoluter Aufrichtigkeit, die ich nur mit einem kleinen Kompliment verzierte, als ich sagte, “Dachte an Lampedusa und den Leoparden, seine Beschreibung der alten Eleganz, von dem kam ich auf Wossen-Asferate und war gerade bis zu Knigge und den Illuminaten angekommen …”
“Als ich störte, dass tut mir aber leid, sind ja wichtige Gedanken, schreibt er gerade etwas dazu?”
Sie war umwerfend, schnell, intelligent und stand immer noch lachend mit wogendem Busen vor mir, von dem ich kaum mehr zu träumen wagte, schien mir eine Nummer zu groß, aber nun durfte ich mich nicht wieder in meinen Gedanken verlieren und erwiderte, “Ach, nichts von Bedeutung Hoheit, die Gedanken waren nur durch Ihrer Hoheit Eleganz angeregt…”
“Redeten wir nicht gerade noch von meiner Wäsche? Und nun verlieren wir uns zu Knigge und den italienischen Vettern, dann weiß ich ja nun um ihre Wirkung genug”, schloss sie gespielt schmollend und lachte dabei so sehr, dass ich mir nicht sicher war, wie weit wir spielten oder ob sie sich nur über mich lustig machte.
Was nun, sie machte es wieder zum Thema, es wäre wohl unhöflich, dass völlig zu ignorieren, “Wie an meinem Stottern nur zu deutlich bemerkbar, verfehlt diese ihre Wirkung auf meinen Verstand nicht und ich gebe nur noch dummes Zeug von mir”, erwiderte ich in jedem Sinne wahrheitsgemäß, was sie mit einem gnädigen Lächeln honorierte.
“Und was fange ich mit einem verwirrten, wenn auch zugegeben angenehm gebildeten Gentleman nun mit meiner schönen Wäsche an?”
“Oh, da fiele mir einiges ein”, ewiderte ich für meinen bisher nur bedingt zurechnungsfähigen Zustand, der immer stärker hormonell gesteuert schien, noch relativ schnell, doch war sie wieder schneller und verdutzte mich mit ihrer blitzschnellen Frage.
“Ja? Was denn?”
Dass lernten auch Prinzessinnen nicht auf der großen Bühne, diese Frau war nicht nur elegant und spielte die große Dame perfekt, sie war auch rasend schnell und wahnsinnig intelligent oder ziemlich frech.
“Wir könnten ja mit Tanzen anfangen, um sie zur Geltung zu bringen”, zog ich mich noch irgendwie aus der Affäre.
Sie nahm die ihr im alten Stil angebotene Hand und ließ sich von mir so zur Tanzfläche führen. Nichts ist leichter, als sich beim Tanzen näher zu kommen, zumindest, wenn einer ein halbwegs begnadeter Tänzer ist. Bin leider weder musikalisch, noch tanze ich gut, warum ich fehlendes Gefühl dafür durch um so stärkere Drehungen meiner Partnerin, die ich noch möglichst leidenschaftlich in meine Arme drehte, zu tarnen versuchte. Doch misslang auch dieser Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen mal wieder und sie merkte es.
“Ist ja schön in deinem Arm, aber dafür müssen wir nicht so tun, als ob wir tanzen, oder?”
“War wohl zu schüchtern diesem Wunsch Hoheit gegenüber direkter Ausdruck zu geben”, spielte ich unser Spiel weiter.
“Vergiss mal die Hoheit, darum bin ich nicht Inkognito hier”, ließ sie wieder alles offen und forderte mich zugleich heraus.
“Na dann”, umarmte ich sie lachend und schon lagen wir uns im leidenschaftlichen Kuss in den Armen, der mich doch überraschte aber mich zumindest auf vertrautes Terrain brachte. Sie drückte ihren schönen vollen Körper an mich und meine Hand rutschte vorsichtig über ihre Rückseite und drückte wohl am richtigen Ort zu, denn mit einem Ruck presste sie ihr Becken gegen meinen Oberschenkel, als wollte sie darauf zum Höhepunkt nun reiten.
Es waren nicht mehr so viele Leute da, wir fielen also auf in unserer Leidenschaft und ich fragte sie, um alle Peinlichkeit zu vermeiden, ob wir nicht zu mir gehen wollten, wäre um die Ecke.
“Au ja”, erwiderte sie mit der Leidenschaft nach der sie schon auf den ersten Blick aussah und ich freute mich auf eine heiße Nacht, als ein Mann in Uniform die Bar betrat und suchend um sich schaute.
“Oh verzeih mir”, schaute sie mich etwas überrascht und enttäuscht an, “da ist mein Fahrer, ich muss wohl …”
Was sollte ich nun tun, fragte ich mich völlig verzweifelt und alles in mir schrie, nein, nicht das jetzt, dachte ich, sie nimmt mich auf den Arm, war mir aber nicht sicher, was ich davon halten sollte. Sie war elegant und geschult genug, dass mir alles möglich schien. Beschloss unser Spiel fortzusetzen und verneigte mich zum Abschied wie zur Begrüßung, nahm ihre Hand und küsste sie.
“Habe die Ehre königliche Hoheit, auf bald hoffentlich…”
“Ja, auf bald, hoffentlich”, erwiderte sie und nickte dem Fahrer zu, der ihr in den Mantel half und die Tür aufhielt.
Sah sie noch in eine dieser großen englischen Limousinen steigen und so verschwand sie in der Nacht und ich fragte mich, wen ich da wohl geküsst hatte, musste ich doch mal durch die Regenbogenpresse schauen oder sie vielleicht wiedersehen - ach besser, ich wusste nichts, sonst stellte ich mich nur noch dümmer an.
jens tuengerthal 27.1.2017
Sie trug schöne Wäsche und wie sie diese trug, wollte sie auch, dass es jeder, der sie genauer ansah, wie ich gerade eben, bemerkte, sie legte also Wert auf das unten drunter und es war ihr nicht egal, wie sie wirkte, was an dem Lächeln mit dem sie meinen Blick erwiderte, sichtbar wurde.
Fragte mich, ob sie wohl auch Strümpfe trug und sah an ihr herunter. Kräftige Schenkel kamen aus dem über ihren breiten Hüften eng anliegenden Rock. Eine Walküre mit ihrer wilden roten Mähne und dem ausdrucksstarken Lachen und der eher betonten als verborgenen Oberweite in der sichtbar schönen Wäsche. Sie hatte viel Leidenschaft und wusste, was sie will, dachte ich und war vorsichtig begeistert. Frauen die auch körperlich mit mir auf Augenhöhe standen, traf ich auch nicht jeden Tag.
Manche Frauen tragen schöne Wäsche, weil sie diese lieben, sich darin schön und reizvoll finden und das eigene Empfinden trägt ja viel mehr zur realen Schönheit bei, als irgendein goldener Schnitt, lieben wir doch die Abweichungen oft mehr als das Ideal. Auch wenn Frauen dazu neigen, sich selbst viel kritischer zu sehen als Männer, wo noch jeder angespeckte Postbeamte, sich beim Blick in den Spiegel wie Adonis fühlt, während Frau auch noch die kleinste pickelige Abweichung vom erträumten Ideal an sich erkennt und entweder sofort zu beseitigen trachtet oder gekonnt zumindest übermalt, schafft Mann es solches zu ignorieren, bei ihr wie bei sich, was viele Frauen, ahnten sie es, vielleicht wesentlich entspannter und damit schöner machte.
Einige Frauen tragen solche Wäsche auch weniger für sich, denn als Mittel zum Zweck der Verführung, den sie verfolgen oder zumindest ein wenig mit beabsichtigen. Betrachteten wir den Akt der Verführung eher juristisch und mit Abstand, fragte sich mit welchem Vorsatz diese Frauen handeln, die zur Verführung einladen wollen, in dem sie sich so schön geschmückt präsentieren und dabei viel männliche Blicke auf ihre primären Reize locken wollen. Ist es, was der Jurist eine invitatio ad offerendum nennt, eine Einladung zum Angebot, wie die Waren im Supermarkt, bei denen der Kunde sein Angebot abgibt, wenn er die Waren aufs Band legt?
Oder ist es viel verborgener und indirekter, wie noch fast jede Frau mir gegenüber mit voller Überzeugung betonte, lassen wir mal offen, wie überzeugend sie dabei waren, wollen sie nie wirklich was, außer sich schön fühlen und haben vielleicht manchmal nichts dagegen, wenn sich zufällig was daraus ergibt?
Diese Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich mich an dem wunderbaren Lächeln der Walküre mir gegenüber erfreute. Sollte ich sie einfach fragen, um den Dialog mit der Unbekannten zu eröffnen, überlegte ich für Sekundenbruchteile, verwarf es aber wieder, denn wäre ein so direkter Angriff eines Gentleman würdig?
Natürlich kann ein Gentleman alles, solange er es mit Würde tut - nie jedoch wird er eine Dame in seiner Gegenwart in eine peinliche Situation bringen oder verunsichern, dachte ich mir und beschloss von der Frage erstmal abzusehen. Interessierte mich diese Dame überhaupt, dahingestellt, ob sie wirklich eine war, so nah kannten wir uns ja noch nicht, war eher die Frage, die mich umtrieb, war ich doch hier, um erotische Geschichten zu schreiben, nicht sie zu erleben, denn sie schien mir einem Kennenlernen nicht abgeneigt zu sein und alles jetzt schon sichtbare, ließ vieles darüber hinaus erträumen.
Ach komm, vergiss die Geschichte, redete ich mir zu, eine echte Frau ist hundertmal schöner als alle nur Literatur und würde ich mich in ihrer Gegenwart noch aufs Schreiben konzentrieren können, fragte ich mich nun ganz ernsthaft und verwarf alle Vorsätze, mich nicht schon wieder vom eigentlichen ablenken zu lassen.
Doch wie, wenn ich nicht nach der Absicht ihrer Wäsche fragen durfte, sollte ich ein Gespräch beginnen - wie immer, mit einem Spruch, der ein Kompliment für sie auch war oder mit einer stummen Verneigung und der Andeutung eines Handkusses, den eine Dame sofort verstünde und entsprechend erwiderte.
Letzteres schien mir am passendsten und schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, dann wüsste ich zumindest, wen ich vor mir hatte und ob weiteres Engagement der Mühe wert wäre. So setzte ich zu einer etwas raumgreifenden aber realtiv formvollendeten Verbeugung grinsend an und griff nach ihrer Hand, die Geste andeutend und nannte meinen Namen.
Sie erwiderte ebenso formvollendet nur mit dem englischen Vornamen und weckte damit meine Neugier noch mehr - ob sie wohl Schauspielerin war oder doch eher von Familie und war, was wir hier spielten für sie eigentlich echt und normal, nur an dem Ort vielleicht etwas ungewöhnlich. Es versprach also irgendwie spannend zu werden dachte ich. Egal ob Schauspielerin oder von Familie, sie hatte Stil und Geschmack, Humor noch dazu, es könnte ein interessanter Abend werden.
Immer noch jagte der Gedanke an ihre Unterwäsche scheinbar durch mein Gedächtnis, denn statt der vorigen Geste und Form entsprechend, begann ich das Gespräch auf ihr lautes Lachen hin nicht, wie ich es doch vorhatte mit einem schönen und neugierigen Kompliment, sondern sagte einfach, was ich doch auf keinen wollte, was ich gerade im Stillen vor mich hindachte.
“Tragen Frauen so etwas immer mit Absicht oder nur um ihrer selbst willen?”
Sie lachte mich weiter an, war aber sichtbar überrascht über die Frage und ich war völlig durcheinander, weil mein Mund zwar redete, was ich gerade dachte, aber doch eigentlich auf keinen Fall wollte und wäre es nicht so angenehm halbdunkel auch an der Bar gewesen, sie hätte wohl gesehen, wie ich errötete.
Sollte ich mich nun entschuldigen, weil ich Dinge sagte, die ich gar nicht sagen wollte, überlegte ich noch, egal wie idiotisch ich damit da stünde, wäre alles besser als eine Dame und das konnte sie dem Anschein nach zumindest sein, öffentlich zu beschämen. Legte mir gerade die Worte zurecht, diesen Ausrutscher als ein Versehen eines von so viel gegenwärtiger Schönheit wohl berauschten Narren zu entschuldigen mit einem augenzwinkernden Lachen - aber sie war schneller als ich.
“Sowohl als auch”, erwiderte sie, “schön, wenn es wirkt, aber natürlich hat eine Dame nie eine Absicht und darf von nichts überrascht werden.”
“Bei den Pfadfindern hieß das AZB, allzeit bereit”, fiel mir zugegeben relativ einfallslos dazu ein.
Die Klippe war umschifft und beide hatten das Gesicht bewahrt. Wie gut, dachte ich und freute mich auf das was nun kommen würde. Hoffentlich verließ mich mein Verstand nicht wieder im entscheidenden Moment und gedachte das Thema ihrer Wäsche nun tunlichst zu vermeiden, wusste ich doch nicht, wen ich da vor mir hatte. Während der großen Festivals kam auch einiges an Hochkarätern in die Stadt, auch wenn mir ihr Gesicht nicht bekannt vorkam bisher.
Während ich noch überlegte, wie ich zwischen höflichem Flirt und netter Plauderei höflich und korrekt lavieren sollte, war sie schon wieder schneller als ich und machte mich wieder sprachlos, als sie fragte, was sich Mann denn dabei denke, wenn er denn sehe.
“Mann dachte genau das, war er gerade unbeabsichtigt zu schnell sagte.”
“Was mir nun nicht verrät, ob Mann darin eine Absicht vermutet.”
“Nichts läge mir ferner, als einer Dame solche Absichten je zu unterstellen …”
Puh, dachte ich, endlich gehorchte der Mund wieder dem Verstand und den Geboten der Höflichkeit mehr als dem zugegeben wohl natürlich geweckten Trieb. Dies war sicheres Terrain dachte ich und freute mich schon auf die nächsten Komplimente, die ich ihr mit erhöhter Anrede machen wollte. Doch wieder, war sie schneller als ich noch denken konnte.
“Dann war die Frage entweder rhetorisch, eine Frechheit oder ein Trick des Unterbewusstseins, was eher dessen Absichten offenbarte …”, griff sie meinen Fehler auf und weidete sich zwinkernd und lachend daran.
Sie war wirklich klug und schnell, freute ich mich lachend über ihr Paroli, mit dem sie mit ihrem Florett mir elegant den Gürtel durchschnitt und schon stand ich fast ohne Hose vor ihr - aber, ich hatte es ja verdient nach meiner Dummheit.
Das Stichwort Unterbewusstsein rettete mich und ich griff es sofort auf.
“Glaube zwar nicht an ein Unterbewusstsein, weil es meinem Begriff von Freiheit widerspricht, aber ich muss zugeben, ich weiß nicht, was mich ritt, in Gegenwart einer Dame ungewollt zu sagen, was ein Gentleman nicht mal denken würde.”
“Zöge er nicht alle Möglichkeiten in Betracht und wäre er nicht für jeden möglichen Wunsch gewappnet, wäre er kein Gentleman”, schlug sich mit einem Augenaufschlag blitzschnell mit einer so geübten Eleganz, dass gegen Familie nur ihr rasend schneller Intellekt sprach, waren doch die wirklich großen Geistern nach jahrelanger Inzucht zu seltenen Ausnahmen geworden.
An ihrem Lächeln sah ich, dass ihr unser kleiner Kampf ebenso viel Freude machte wie mir und noch keineswegs sicher war, wie es ausgehen würde, ob sie mich mit Stil abblitzen ließ, weil ich mich zu blöd anstellte und zu langsam war, zu durchsichtig meine Absichten verfolgte oder wir beide mit unseren Gedanken längst in der Horizontalen waren und jeder nur noch darauf wartete, dass der andere den ersten Schritt dahin täte und ich wusste, wenn wäre das nun meine Aufgabe. Aber noch zögerte ich, wusste nicht, ob ich sie wollte oder lieber nicht, ich mich bei einer Dame von diesem Format nur blamieren konnte, sie mich als unter Niveau nur nett belächelte innerlich.
“Ob ich den hohen Ansprüchen eines Gentleman noch so sehr genügen kann, wie Ihre königliche Hoheit eine Dame sind, weiß ich nicht, zumindest wüsste ich nie einen schöneren Grund dafür, es zu versuchen”, erwiderte ich endlich mit dem gebührenden Stil und lieber drei Nummern größer als nochmal von ihr vorgeführt zu werden.
“Oh, ich bin erkannt, dabei bin ich doch ganz privat hier…”
Schon wieder hatte sie so schnell reagiert, dass ich nicht wusste, ob sie mich nun weiter hoch nahm oder einfach ihrer Natur folgte und ich tatsächlich einer mir noch unbekannten Prinzessin gegenüberstand. Zugegeben, war ich noch nie ein großer Leser der Regenbogenpresse und kenne die gekrönten oder ungekrönten Häupter der großen Familien entweder persönlich oder gar nicht. Wie ich vor einigen Jahren bei einem Fest meiner damaligen Verlobten in Paris mich ewig mit einem Windsor Prinzen unterhielt, ohne es zu merken und erst danach von ihr aufgeklärt wurde, wer da so nett mit mir plauderte. Aber das war vielleicht auch gut so, dachte mir nichts dabei und plauderte gänzlich ungezwungen, wie gerade auch, weil ich tatsächlich keine Ahnung hatte, wen ich da vor mir hatte.
“Ach ich weiß von nichts, täusche nur Ahnung vor”, stapelte ich tief, auch um Zeit zu gewinnen und ging die großen Familien, musste aber zugeben, dass ich keine Ahnung hatte - dass sie so gut deutsch sprach, musste nichts heißen, wie ich wusste. Auf diesem Niveau, wenn sie nicht gescherzt hatten, durchlaufen sie die besten Schulen, sprechen mehrere Sprachen, weil Konversation ihr Geschäft und ihre alte Kunst ist. Die roten Haare ließen Windsor vermuten, aber ich gab es auf, ich hatte keine Ahnung,
Dachte an den Leoparden von Lampedusa, der diese Eleganz und diesen Stil der das Sizilien der Revolutionszeit und der Einigungskriege unter Garibaldi so unnachahmlich schön beschrieb, eben von Innen kommend, mit dem Blick für die Kleinigkeiten, die es dabei ausmachen. So wie es auch seine königliche Hoheit Prinz Asfa Wossen-Asferate in seinem Werk Manieren tat, in dem der äthiopische Prinz, der schon Corpsstudent zu Tübingen war, den Deutschen so schön den eleganten Spiegel vorhielt, 200 Jahre nach dem großen Aufklärer Knigge, dem weithin unterschätzten Freiherrn, der nur an diesem Buch gemessen wurde, dabei wirkte er als Großmeister der Illuminaten so viel weiter für die radikale Aufklärung im Reich und damit gegen die Macht der Kirche.
Hatte mich wohl mal wieder etwas verloren, denn schon wieder erwischte sie mich bei einer Unaufmerksamkeit, brauchte ich zu lange, hatte ihre Erwiderung wohl überhört, denn sie fragte amüsiert, “Und wohin wanderten die Gedanken des Schreiberlings gerade, wenn ich fragen darf?”
Bevor ich mich wieder vergaloppierte oder in eleganten Ausreden verlor, versuchte ich es lieber mit absoluter Aufrichtigkeit, die ich nur mit einem kleinen Kompliment verzierte, als ich sagte, “Dachte an Lampedusa und den Leoparden, seine Beschreibung der alten Eleganz, von dem kam ich auf Wossen-Asferate und war gerade bis zu Knigge und den Illuminaten angekommen …”
“Als ich störte, dass tut mir aber leid, sind ja wichtige Gedanken, schreibt er gerade etwas dazu?”
Sie war umwerfend, schnell, intelligent und stand immer noch lachend mit wogendem Busen vor mir, von dem ich kaum mehr zu träumen wagte, schien mir eine Nummer zu groß, aber nun durfte ich mich nicht wieder in meinen Gedanken verlieren und erwiderte, “Ach, nichts von Bedeutung Hoheit, die Gedanken waren nur durch Ihrer Hoheit Eleganz angeregt…”
“Redeten wir nicht gerade noch von meiner Wäsche? Und nun verlieren wir uns zu Knigge und den italienischen Vettern, dann weiß ich ja nun um ihre Wirkung genug”, schloss sie gespielt schmollend und lachte dabei so sehr, dass ich mir nicht sicher war, wie weit wir spielten oder ob sie sich nur über mich lustig machte.
Was nun, sie machte es wieder zum Thema, es wäre wohl unhöflich, dass völlig zu ignorieren, “Wie an meinem Stottern nur zu deutlich bemerkbar, verfehlt diese ihre Wirkung auf meinen Verstand nicht und ich gebe nur noch dummes Zeug von mir”, erwiderte ich in jedem Sinne wahrheitsgemäß, was sie mit einem gnädigen Lächeln honorierte.
“Und was fange ich mit einem verwirrten, wenn auch zugegeben angenehm gebildeten Gentleman nun mit meiner schönen Wäsche an?”
“Oh, da fiele mir einiges ein”, ewiderte ich für meinen bisher nur bedingt zurechnungsfähigen Zustand, der immer stärker hormonell gesteuert schien, noch relativ schnell, doch war sie wieder schneller und verdutzte mich mit ihrer blitzschnellen Frage.
“Ja? Was denn?”
Dass lernten auch Prinzessinnen nicht auf der großen Bühne, diese Frau war nicht nur elegant und spielte die große Dame perfekt, sie war auch rasend schnell und wahnsinnig intelligent oder ziemlich frech.
“Wir könnten ja mit Tanzen anfangen, um sie zur Geltung zu bringen”, zog ich mich noch irgendwie aus der Affäre.
Sie nahm die ihr im alten Stil angebotene Hand und ließ sich von mir so zur Tanzfläche führen. Nichts ist leichter, als sich beim Tanzen näher zu kommen, zumindest, wenn einer ein halbwegs begnadeter Tänzer ist. Bin leider weder musikalisch, noch tanze ich gut, warum ich fehlendes Gefühl dafür durch um so stärkere Drehungen meiner Partnerin, die ich noch möglichst leidenschaftlich in meine Arme drehte, zu tarnen versuchte. Doch misslang auch dieser Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen mal wieder und sie merkte es.
“Ist ja schön in deinem Arm, aber dafür müssen wir nicht so tun, als ob wir tanzen, oder?”
“War wohl zu schüchtern diesem Wunsch Hoheit gegenüber direkter Ausdruck zu geben”, spielte ich unser Spiel weiter.
“Vergiss mal die Hoheit, darum bin ich nicht Inkognito hier”, ließ sie wieder alles offen und forderte mich zugleich heraus.
“Na dann”, umarmte ich sie lachend und schon lagen wir uns im leidenschaftlichen Kuss in den Armen, der mich doch überraschte aber mich zumindest auf vertrautes Terrain brachte. Sie drückte ihren schönen vollen Körper an mich und meine Hand rutschte vorsichtig über ihre Rückseite und drückte wohl am richtigen Ort zu, denn mit einem Ruck presste sie ihr Becken gegen meinen Oberschenkel, als wollte sie darauf zum Höhepunkt nun reiten.
Es waren nicht mehr so viele Leute da, wir fielen also auf in unserer Leidenschaft und ich fragte sie, um alle Peinlichkeit zu vermeiden, ob wir nicht zu mir gehen wollten, wäre um die Ecke.
“Au ja”, erwiderte sie mit der Leidenschaft nach der sie schon auf den ersten Blick aussah und ich freute mich auf eine heiße Nacht, als ein Mann in Uniform die Bar betrat und suchend um sich schaute.
“Oh verzeih mir”, schaute sie mich etwas überrascht und enttäuscht an, “da ist mein Fahrer, ich muss wohl …”
Was sollte ich nun tun, fragte ich mich völlig verzweifelt und alles in mir schrie, nein, nicht das jetzt, dachte ich, sie nimmt mich auf den Arm, war mir aber nicht sicher, was ich davon halten sollte. Sie war elegant und geschult genug, dass mir alles möglich schien. Beschloss unser Spiel fortzusetzen und verneigte mich zum Abschied wie zur Begrüßung, nahm ihre Hand und küsste sie.
“Habe die Ehre königliche Hoheit, auf bald hoffentlich…”
“Ja, auf bald, hoffentlich”, erwiderte sie und nickte dem Fahrer zu, der ihr in den Mantel half und die Tür aufhielt.
Sah sie noch in eine dieser großen englischen Limousinen steigen und so verschwand sie in der Nacht und ich fragte mich, wen ich da wohl geküsst hatte, musste ich doch mal durch die Regenbogenpresse schauen oder sie vielleicht wiedersehen - ach besser, ich wusste nichts, sonst stellte ich mich nur noch dümmer an.
jens tuengerthal 27.1.2017
Freitag, 27. Januar 2017
EroStory 001
Barlust
Eigentlich wollte ich arbeiten und nur in Ruhe einen Tee dazu trinken in der Bar um die Ecke. Sie saß angeregt im Gespräch mit einem netten jungen Mann auf dem Sofa nebenan und trug ein schwarzweiß geringeltes kurzes Kleid. Dem Wetter entsprechend dazu eine dicke schwarze Strumpfhose und eine passende dunkle Strickjacke, auf die ihr langes brünettes Haar offen fiel. Über der Strumpfhose trug sie noch dicke wollene Strümpfe, die auf der unteren Hälfte ihrer Oberschenkel endeten und so wie Strümpf, die ich so mag, aussahen.
Sie redeten über alles mögliche, hörte nicht wirklich zu, wollte ja arbeiten und mich nicht ablenken lassen. Schaute nur lächelnd hinüber und überlegte, ob es ein erstes Date war oder eher zwei Kollegen, die zusammen ausgingen. So wie sie sich von ihren Berufen erzählten, sprach mehr für ein erstes Date, andererseits redeten sie beide so gar nicht schüchtern und engagiert zur Sache, dass es kaum noch nach einem Kennenlernen klang. Fand sie hübsch und in ihrem Engagement, wenn sie sprach schon attraktiv, aber was sollte mich ein fremdes Date interessieren, ich wollte ja arbeiten und so schaute ich wieder weg und auf meinen Bildschirm.
Da verschränkte sie die Arme und nickte nur noch zu dem, was er etwas monoton referierte. Lachte in mich hinein und dachte nur, wäre er erfahren, ließ er sie reden, dann blühte sie auf. Gerade machte sie die Schotten dicht hinter ihren verschränkten Armen und ließ sich berieseln, als sich unsere Blicke trafen. Sie blieben einen Moment länger aneinander hängen als der sonst nur flüchtige Blick, wie er in der Bar üblich war, mal schauen aber nicht hinschauen und nicht zu genau, die schummrige Beleuchtung tat das ihre dafür, sehr viel im Halbdunkel verschwinden zu lassen.
Dachte über Lukrez nach und wie er Epikur zitiert, in Teilen abwandelt und weiter dichtet, was den Tod betraf, der ihn nichts anging. War also eigentlich abwesend und in einer anderen geistigen Welt, als unsere Augen länger als geplant ineinander hängenblieben. Kurz bevor er irritiert stockte, wandten wir den Blick wieder voneinander ab und sie warf irgendwas ein. Sie sprachen wieder wie vorher, er schien etwas gemerkt zu haben und ließ sie einen Moment etwas mehr erzählen und sie wurde wieder mit Händen und Armen engagiert, wie sie es vorher schon war, nur strich sie häufiger ihr Haar zurück als zuvor und begann mit der einen Hand ihren Ring zu drehen.
Lange hat er nicht mit dem Zuhören durchgehalten, da referierte er wieder und im Augenwinkel sah ich, dass sie verstohlene kurze Blicke zu mir warf und mit ihren Händen spielte. Kurz nur warf ich ihr einen Blick zu. Da war es wieder. Doch wir waren vorsichtiger, bevor er es merkte, wand ich den Blick wieder ab, sah, wie sie nun noch häufiger die verstohlenen Blicke zu mir warf und ich lächelte vor mich hin und überlegte, wie es wohl weitergehen würde.
Konzentrierte mich wieder auf die philosophisch spannende Frage, warum uns der Tod nichts anging und das Nichts, dass dann ist, nichts ausmacht, weil Nichts eben nichts macht. War es wirklich so einfach, fragte ich mich, war all unsere Betroffenheit angesichts des Todes nur gut dressiert, nicht Teil unserer Natur. Vermissten wir doch die Toten, wenn sie uns nah waren und war das nicht ganz natürlich, überlegte ich und fand doch den Gedanken attraktiver, ihnen die Freiheit des Nichts zu gönnen, sich für sie zu freuen, statt über unser verletztes Ego verlassen worden zu sein, zu jammern. Es passte zu meinem Begriff von Freiheit. Wer liebt will doch gönnen und nicht besitzen und festhalten, zumindest dem Ideal nach, auch wenn ich wusste, dass die Realität uns oft genug das Gegenteil lehrt.
Da stand sie auf - einen Moment überlegte ich, ob sie wohl gehen wollte, aber sie griff nicht nach ihrer Jacke, musste wohl nur und dazu wiederum musste sie direkt an mir vorbei. War gespannt, was nun passierte und sah, wie es in ihrem Kopf rotierte und sie überlegte, was sie nur tun könnte, damit wir uns irgendwie näher kämen. Sie trug relativ flache Stiefel, das weibliche Stolpern würde also kaum passen, dachte ich und täuschte mich. Sie knickte neben mir um und strauchelte.
Ein zarter Hauch von ihrem Duft wehte mich in diesem Moment an und ich reichte ihr die Hand, die sie dankbar annahm, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Fast wäre sie auf meinem Schoß gelandet, sie hatte es wirklich gut inszeniert, dachte ich und lächelte innerlich. Allerdings wiederum eine Spur zu auffällig - auch ihr Begleiter war aufmerksam geworden und wollte ihr zu Hilfe eilen.
Bevor noch passierte, was sie auf keinen Fall wollte, wimmelte sie ihn ab und sagte, es sei alles in Ordnung, dann bedankte sie sich mit etwas längerem Blick bei mir, der aber wieder bewusst unauffällig war, damit er bloß nichts bemerkte und ich fragte mich, offen für alles, was immer nun geschehen sollte, was sie wohl weiter geplant hätte.
Da kniff sie mich schmerzhaft in die Hand, Mit den Nägeln voller Kraft, in der sich die geballte Lust, die neben dem netten jungen Mann einzuschlafen drohte, zeigte. Zuckte kurz zusammen, schon lag mir das, hej was soll das, auf den Lippen, konnte ich denn ahnen, warum sie nun ihren Retter kniff, als mir eine Eingebung riet, es runter zu schlucken und ihr schweigend zu zu nicken.
Wusste immer noch nicht, was sie wollte. Sie stellte sich wieder, befühlte kurz ihren Knöchel, kniete sich dazu so neben mich, dass ich mir schon Mühe geben musste, nicht unter ihren Rock zu schauen und, zugegeben, strengte ich mich dabei nicht sehr an. Sah aber im Halbdunkel nichts als das blickdichte Schwarz ihrer Strümpfe, aber die Geste gefiel mir und ließ mich statt über Lukrez und den Tod lieber über die natürliche Lust nachdenken.
Sie verschwand durch den Vorhang hinter meinem Rücken. Kenne die Bar schon lange und ziemlich gut. Auf diesem, meinem Stammplatz saß ich schon sehr oft. Konnte hören, welche Tür sich öffnete, ob es die erste für Herren oder die zweite für Damen war und ohne zu wissen, was nun geschehen sollte, ob sie einfach tun würde, was sie vorhatte, hörte ich, wie sie die Herrentür öffnete - fragte mich, ob sie sich geirrt hatte, was sie aber gleich merken würde, wenn sie die dort Pissoirs sah, ganz schnell wieder herauskäme.
Sie kam nicht und auch nicht langsam. Ihr netter junger Begleiter war mit seinem Telefon beschäftigt, schien sie nicht zu vermissen. Da kam mir ein Hauch einer Idee, was sie vielleicht wollen könnte und ich machte mich auf den Weg, ihr zu folgen. Versteckte meinen Rechner im Rucksack und ging durch den dichten Vorhang nach nebenan. Sah sie nicht, die Tür zur Kabine der Herrentoilette war geschlossen. Na vielleicht hatte ich mich ja getäuscht dachte ich und stellte mich über das vor der Tür aufgehängte Pissoir, dann musste sie über meinen Schwanz stolpern, wenn sie unerwartet herauskam.
Kaum stand ich so in aller Seligkeit bereit und ließ es fließen, als sich die Tür öffnete und sie tatsächlich erst nach unten und dann in meine Augen sah. Was sie sah hatte sie scheinbar nicht abgeschreckt. Die Situation war nur etwas ungünstig gerade, denn noch floss ja unten aus mir, was vorher an Tee oben reingelaufen war. Was sie aber scheinbar nicht störte, ihr Kopf näherte sich meinen und sie hauchte, mein Retter, wie schön.
Diese Frau war nicht nur sehr süß und geschmackvoll angezogen, sie hatte auch Stil und Witz und wusste sichtbar, was sie wollte. Das gefiel mir gut. Als sich unsere Lippen näherten und meine freie Hand über ihren Rücken zu ihrem Po glitt, hatte sich das mit dem Wasserlassen erledigt.
Obwohl ich ja sehr gerne und häufig pinkle, was bei den vielen Litern Tee jeden Tag auch nicht weiter verwundern muss, finde ich das Gefühl etwas aus meinem Schwanz fließen zu lassen auch immer wieder in vieler Hinsicht wunderbar, bedauerte ich nicht, dass sich meine Mitte nun aufrichtete, sie zu begrüßen, auch wenn das vielleicht etwas stürmisch und voreilig war, entsprach es doch der schon so lange fühlbaren Spannung.
Mochte ihren Geschmack und ihren Duft, ihre Lippen auf meinen. Wir hatten beide sehr volle Lippen und so schmiegte sich eins ans andere, während unsere Zungen vorsichtig miteinander spielten. Nebenbei glitt meine freie Hand unter ihren Rock und ihre Hand wanderte auch zielbewusst nach unten und zu gerne, gäbe ich ihn ihr nun in die Hand, um mit der dann freien Hand ihre schönen vorderen Rundungen zu berühren. Was halt so im Stehen auf dem Klo möglich war.
Sie antwortete meiner Hand auf ihrem Hinterteil mit einem kräftigen gut trainierten Anspannen der Muskeln, das mich ahnen ließ, was schönes mich da erwarten würde. Unser Kuss halb umarmt noch voller Leidenschaft versprach viel für das, was kommen sollte. Mag es, wenn Frauen beim Küssen so schön mit der Zunge spielen, sich halb entziehen, zart beißen und nicht einfach nur den Mund aufmachen und sich gegenseitig den Lappen ins feuchte Loch stecken, sondern um jeden Millimeter dort voller spürbarer Lust ringen und dabei spielerisch leicht großes Theater spielen. Das konnte sie und wir fanden uns dabei gut zusammen.
Langsam wagte ich vom Rest der Nacht zu träumen, wenn ich diesen wunderbar festen Po küssen würde und meine Zunge tief in sie tauchen würde, an den Rest wagte noch kaum zu denken. Es ist wirklich selten beim ersten Kuss schon alles so richtig und so gut, dachte ich und vergaß für die Sekunden, die es dauerte Ort und Zeit. Diesmal stimmte einfach alles. Konnte sie gut riechen und schmecken, fand sie in allem perfekt und traumhaft, vor allem ihre eine Hand, die mich nicht im Arm hielt, sondern sich längst ihrem Ziel genähert hatte.
Wie gut dachte ich, dann dürfte ich wohl auch und suchte den Weg unter ihre Strumpfhose, die relativ hoch saß und fühlte darunter nur einen Hauch von nichts, zwischen den festen Backen ihres trainierten Pos. Es schien wie aus einem schlechten Film, dachte ich und fragte mich, ob eine so spürbar trainierte Frau mit meiner Unsportlichkeit leben könnte aber eigentlich war das ja gerade völlig egal, wir wollten uns und es fühlte sich gut an. Sie war parallel zu meiner mittigen Härte offen und nass. Überlegte, ob ich mit ihr nun schnell in der Kabine verschwinden sollte.
Bevor jemand kam, dachte ich wohl unbewusst, als hätte ich es geahnt. Wir schracken beide zusammen und sie sprang so schnell zurück in die Kabine, dass ich nicht mehr hinterher kam, was immer sie sich dabei dachte und so stand ich mit dem für diesen Zweck zu großen Schwanz in der Hand und etwas Lippenstift auf dem Mund vor dem Pissoir, als sich die Tür öffnete. Es war der Barkeeper, er kam gar nicht rein, rief nur, wir schließen jetzt und ich fragte mich, wie lange wir wohl geknutscht hatten.
Das war es dann wohl, dachte ich, als sich wieder die Tür öffnete, geh vor meinte sie, mein Bruder soll nichts merken und ich wusste, dass sie log, aber das war nun auch egal. Der angebliche Bruder spielte noch an seinem Telefon herum, als vermisste er niemanden und wären es tatsächlich nur wenige Minuten gewesen, was mir wie eine Ewigkeit schien.
Packte meine Sachen zusammen und machte so langsam wie nur möglich, damit sie noch mal an mir vorbei müsste, dass konnte doch jetzt nicht einfach enden. Sie ließ sich viel Zeit, sah mich nur kurz an und sagte zu dem netten jungen Mann, dann müssen wir nun wohl. Der schrak vom Telefon auf und sagte, ja, genau, hab schon gezahlt, fahre dich eben nach Hause.
Also hatte ich umsonst getrödelt, um so schneller zahlte ich nun, gab ein viel zu großes Trinkgeld und dachte nur, wenn der nur wüsste wofür und lachte in mich hinein. Als ich raus kam, sah ich nur noch ihre Rücklichter im Nebel verschwinden.
jens tuengerthal 27.1.2017
Eigentlich wollte ich arbeiten und nur in Ruhe einen Tee dazu trinken in der Bar um die Ecke. Sie saß angeregt im Gespräch mit einem netten jungen Mann auf dem Sofa nebenan und trug ein schwarzweiß geringeltes kurzes Kleid. Dem Wetter entsprechend dazu eine dicke schwarze Strumpfhose und eine passende dunkle Strickjacke, auf die ihr langes brünettes Haar offen fiel. Über der Strumpfhose trug sie noch dicke wollene Strümpfe, die auf der unteren Hälfte ihrer Oberschenkel endeten und so wie Strümpf, die ich so mag, aussahen.
Sie redeten über alles mögliche, hörte nicht wirklich zu, wollte ja arbeiten und mich nicht ablenken lassen. Schaute nur lächelnd hinüber und überlegte, ob es ein erstes Date war oder eher zwei Kollegen, die zusammen ausgingen. So wie sie sich von ihren Berufen erzählten, sprach mehr für ein erstes Date, andererseits redeten sie beide so gar nicht schüchtern und engagiert zur Sache, dass es kaum noch nach einem Kennenlernen klang. Fand sie hübsch und in ihrem Engagement, wenn sie sprach schon attraktiv, aber was sollte mich ein fremdes Date interessieren, ich wollte ja arbeiten und so schaute ich wieder weg und auf meinen Bildschirm.
Da verschränkte sie die Arme und nickte nur noch zu dem, was er etwas monoton referierte. Lachte in mich hinein und dachte nur, wäre er erfahren, ließ er sie reden, dann blühte sie auf. Gerade machte sie die Schotten dicht hinter ihren verschränkten Armen und ließ sich berieseln, als sich unsere Blicke trafen. Sie blieben einen Moment länger aneinander hängen als der sonst nur flüchtige Blick, wie er in der Bar üblich war, mal schauen aber nicht hinschauen und nicht zu genau, die schummrige Beleuchtung tat das ihre dafür, sehr viel im Halbdunkel verschwinden zu lassen.
Dachte über Lukrez nach und wie er Epikur zitiert, in Teilen abwandelt und weiter dichtet, was den Tod betraf, der ihn nichts anging. War also eigentlich abwesend und in einer anderen geistigen Welt, als unsere Augen länger als geplant ineinander hängenblieben. Kurz bevor er irritiert stockte, wandten wir den Blick wieder voneinander ab und sie warf irgendwas ein. Sie sprachen wieder wie vorher, er schien etwas gemerkt zu haben und ließ sie einen Moment etwas mehr erzählen und sie wurde wieder mit Händen und Armen engagiert, wie sie es vorher schon war, nur strich sie häufiger ihr Haar zurück als zuvor und begann mit der einen Hand ihren Ring zu drehen.
Lange hat er nicht mit dem Zuhören durchgehalten, da referierte er wieder und im Augenwinkel sah ich, dass sie verstohlene kurze Blicke zu mir warf und mit ihren Händen spielte. Kurz nur warf ich ihr einen Blick zu. Da war es wieder. Doch wir waren vorsichtiger, bevor er es merkte, wand ich den Blick wieder ab, sah, wie sie nun noch häufiger die verstohlenen Blicke zu mir warf und ich lächelte vor mich hin und überlegte, wie es wohl weitergehen würde.
Konzentrierte mich wieder auf die philosophisch spannende Frage, warum uns der Tod nichts anging und das Nichts, dass dann ist, nichts ausmacht, weil Nichts eben nichts macht. War es wirklich so einfach, fragte ich mich, war all unsere Betroffenheit angesichts des Todes nur gut dressiert, nicht Teil unserer Natur. Vermissten wir doch die Toten, wenn sie uns nah waren und war das nicht ganz natürlich, überlegte ich und fand doch den Gedanken attraktiver, ihnen die Freiheit des Nichts zu gönnen, sich für sie zu freuen, statt über unser verletztes Ego verlassen worden zu sein, zu jammern. Es passte zu meinem Begriff von Freiheit. Wer liebt will doch gönnen und nicht besitzen und festhalten, zumindest dem Ideal nach, auch wenn ich wusste, dass die Realität uns oft genug das Gegenteil lehrt.
Da stand sie auf - einen Moment überlegte ich, ob sie wohl gehen wollte, aber sie griff nicht nach ihrer Jacke, musste wohl nur und dazu wiederum musste sie direkt an mir vorbei. War gespannt, was nun passierte und sah, wie es in ihrem Kopf rotierte und sie überlegte, was sie nur tun könnte, damit wir uns irgendwie näher kämen. Sie trug relativ flache Stiefel, das weibliche Stolpern würde also kaum passen, dachte ich und täuschte mich. Sie knickte neben mir um und strauchelte.
Ein zarter Hauch von ihrem Duft wehte mich in diesem Moment an und ich reichte ihr die Hand, die sie dankbar annahm, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Fast wäre sie auf meinem Schoß gelandet, sie hatte es wirklich gut inszeniert, dachte ich und lächelte innerlich. Allerdings wiederum eine Spur zu auffällig - auch ihr Begleiter war aufmerksam geworden und wollte ihr zu Hilfe eilen.
Bevor noch passierte, was sie auf keinen Fall wollte, wimmelte sie ihn ab und sagte, es sei alles in Ordnung, dann bedankte sie sich mit etwas längerem Blick bei mir, der aber wieder bewusst unauffällig war, damit er bloß nichts bemerkte und ich fragte mich, offen für alles, was immer nun geschehen sollte, was sie wohl weiter geplant hätte.
Da kniff sie mich schmerzhaft in die Hand, Mit den Nägeln voller Kraft, in der sich die geballte Lust, die neben dem netten jungen Mann einzuschlafen drohte, zeigte. Zuckte kurz zusammen, schon lag mir das, hej was soll das, auf den Lippen, konnte ich denn ahnen, warum sie nun ihren Retter kniff, als mir eine Eingebung riet, es runter zu schlucken und ihr schweigend zu zu nicken.
Wusste immer noch nicht, was sie wollte. Sie stellte sich wieder, befühlte kurz ihren Knöchel, kniete sich dazu so neben mich, dass ich mir schon Mühe geben musste, nicht unter ihren Rock zu schauen und, zugegeben, strengte ich mich dabei nicht sehr an. Sah aber im Halbdunkel nichts als das blickdichte Schwarz ihrer Strümpfe, aber die Geste gefiel mir und ließ mich statt über Lukrez und den Tod lieber über die natürliche Lust nachdenken.
Sie verschwand durch den Vorhang hinter meinem Rücken. Kenne die Bar schon lange und ziemlich gut. Auf diesem, meinem Stammplatz saß ich schon sehr oft. Konnte hören, welche Tür sich öffnete, ob es die erste für Herren oder die zweite für Damen war und ohne zu wissen, was nun geschehen sollte, ob sie einfach tun würde, was sie vorhatte, hörte ich, wie sie die Herrentür öffnete - fragte mich, ob sie sich geirrt hatte, was sie aber gleich merken würde, wenn sie die dort Pissoirs sah, ganz schnell wieder herauskäme.
Sie kam nicht und auch nicht langsam. Ihr netter junger Begleiter war mit seinem Telefon beschäftigt, schien sie nicht zu vermissen. Da kam mir ein Hauch einer Idee, was sie vielleicht wollen könnte und ich machte mich auf den Weg, ihr zu folgen. Versteckte meinen Rechner im Rucksack und ging durch den dichten Vorhang nach nebenan. Sah sie nicht, die Tür zur Kabine der Herrentoilette war geschlossen. Na vielleicht hatte ich mich ja getäuscht dachte ich und stellte mich über das vor der Tür aufgehängte Pissoir, dann musste sie über meinen Schwanz stolpern, wenn sie unerwartet herauskam.
Kaum stand ich so in aller Seligkeit bereit und ließ es fließen, als sich die Tür öffnete und sie tatsächlich erst nach unten und dann in meine Augen sah. Was sie sah hatte sie scheinbar nicht abgeschreckt. Die Situation war nur etwas ungünstig gerade, denn noch floss ja unten aus mir, was vorher an Tee oben reingelaufen war. Was sie aber scheinbar nicht störte, ihr Kopf näherte sich meinen und sie hauchte, mein Retter, wie schön.
Diese Frau war nicht nur sehr süß und geschmackvoll angezogen, sie hatte auch Stil und Witz und wusste sichtbar, was sie wollte. Das gefiel mir gut. Als sich unsere Lippen näherten und meine freie Hand über ihren Rücken zu ihrem Po glitt, hatte sich das mit dem Wasserlassen erledigt.
Obwohl ich ja sehr gerne und häufig pinkle, was bei den vielen Litern Tee jeden Tag auch nicht weiter verwundern muss, finde ich das Gefühl etwas aus meinem Schwanz fließen zu lassen auch immer wieder in vieler Hinsicht wunderbar, bedauerte ich nicht, dass sich meine Mitte nun aufrichtete, sie zu begrüßen, auch wenn das vielleicht etwas stürmisch und voreilig war, entsprach es doch der schon so lange fühlbaren Spannung.
Mochte ihren Geschmack und ihren Duft, ihre Lippen auf meinen. Wir hatten beide sehr volle Lippen und so schmiegte sich eins ans andere, während unsere Zungen vorsichtig miteinander spielten. Nebenbei glitt meine freie Hand unter ihren Rock und ihre Hand wanderte auch zielbewusst nach unten und zu gerne, gäbe ich ihn ihr nun in die Hand, um mit der dann freien Hand ihre schönen vorderen Rundungen zu berühren. Was halt so im Stehen auf dem Klo möglich war.
Sie antwortete meiner Hand auf ihrem Hinterteil mit einem kräftigen gut trainierten Anspannen der Muskeln, das mich ahnen ließ, was schönes mich da erwarten würde. Unser Kuss halb umarmt noch voller Leidenschaft versprach viel für das, was kommen sollte. Mag es, wenn Frauen beim Küssen so schön mit der Zunge spielen, sich halb entziehen, zart beißen und nicht einfach nur den Mund aufmachen und sich gegenseitig den Lappen ins feuchte Loch stecken, sondern um jeden Millimeter dort voller spürbarer Lust ringen und dabei spielerisch leicht großes Theater spielen. Das konnte sie und wir fanden uns dabei gut zusammen.
Langsam wagte ich vom Rest der Nacht zu träumen, wenn ich diesen wunderbar festen Po küssen würde und meine Zunge tief in sie tauchen würde, an den Rest wagte noch kaum zu denken. Es ist wirklich selten beim ersten Kuss schon alles so richtig und so gut, dachte ich und vergaß für die Sekunden, die es dauerte Ort und Zeit. Diesmal stimmte einfach alles. Konnte sie gut riechen und schmecken, fand sie in allem perfekt und traumhaft, vor allem ihre eine Hand, die mich nicht im Arm hielt, sondern sich längst ihrem Ziel genähert hatte.
Wie gut dachte ich, dann dürfte ich wohl auch und suchte den Weg unter ihre Strumpfhose, die relativ hoch saß und fühlte darunter nur einen Hauch von nichts, zwischen den festen Backen ihres trainierten Pos. Es schien wie aus einem schlechten Film, dachte ich und fragte mich, ob eine so spürbar trainierte Frau mit meiner Unsportlichkeit leben könnte aber eigentlich war das ja gerade völlig egal, wir wollten uns und es fühlte sich gut an. Sie war parallel zu meiner mittigen Härte offen und nass. Überlegte, ob ich mit ihr nun schnell in der Kabine verschwinden sollte.
Bevor jemand kam, dachte ich wohl unbewusst, als hätte ich es geahnt. Wir schracken beide zusammen und sie sprang so schnell zurück in die Kabine, dass ich nicht mehr hinterher kam, was immer sie sich dabei dachte und so stand ich mit dem für diesen Zweck zu großen Schwanz in der Hand und etwas Lippenstift auf dem Mund vor dem Pissoir, als sich die Tür öffnete. Es war der Barkeeper, er kam gar nicht rein, rief nur, wir schließen jetzt und ich fragte mich, wie lange wir wohl geknutscht hatten.
Das war es dann wohl, dachte ich, als sich wieder die Tür öffnete, geh vor meinte sie, mein Bruder soll nichts merken und ich wusste, dass sie log, aber das war nun auch egal. Der angebliche Bruder spielte noch an seinem Telefon herum, als vermisste er niemanden und wären es tatsächlich nur wenige Minuten gewesen, was mir wie eine Ewigkeit schien.
Packte meine Sachen zusammen und machte so langsam wie nur möglich, damit sie noch mal an mir vorbei müsste, dass konnte doch jetzt nicht einfach enden. Sie ließ sich viel Zeit, sah mich nur kurz an und sagte zu dem netten jungen Mann, dann müssen wir nun wohl. Der schrak vom Telefon auf und sagte, ja, genau, hab schon gezahlt, fahre dich eben nach Hause.
Also hatte ich umsonst getrödelt, um so schneller zahlte ich nun, gab ein viel zu großes Trinkgeld und dachte nur, wenn der nur wüsste wofür und lachte in mich hinein. Als ich raus kam, sah ich nur noch ihre Rücklichter im Nebel verschwinden.
jens tuengerthal 27.1.2017
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