Dienstag, 13. April 2021

Frühlingsflaneur


Frühlingsflaneur

Zwei Spaziergänge durch Berlin
Zwischen denen eine Nacht lag
Ließen auf genau gleichem Weg
Durch zwei Welten wandern was
Sicher auch an der Sicht des hier
Flaneurs lag aber mehr noch von
Zeit und Witterung beeinflusst war
Mehr als von vielleicht Restalkohol
Vom Helmholtzplatz ins Hansaviertel
Sind je nach Weg etwa 9 km ein
Kleiner Spaziergang von eineinhalb
Stunden auf wohl bekannter Strecke
Doch spannend wird es im Licht vom
Vortrag den nächsten zu ahnen das
Abendglühen als Feuer im Westen
Bei der Ankunft in Westberlin dafür
Strahlende Sonne bei Kühle danach
Am Morgen ihr entgegen gen Osten
Eine aufgeregt eilige Stadt morgens
Gelassen genießend gegen Abend
Bis auf die Jogger die es immer
Etwas eiliger haben weil sie meinen
Sich rasend gut zu tun statt sich mehr
Zeit zu nehmen länger zu laufen die
Bewegung als Programm für den
Körper zu erledigen in Form zu bleiben
Sich fit und gesund zu fühlen auch
Wenn die meisten dabei doch eher
Peinlich aussehen wirkt die Droge
Dessen was viele tun überlegte
Sogar der Flaneur es wieder zu tun
Doch diese kurze Verwirrung endete
Spätestens auf dem Diwan angekommen
Mit dem Wohlgefühl einer kleinen
Wanderung im Körper denn Gehen
Ist die gesündeste Form sich zu
Bewegen trainiert viel besser als
Jeder sonst Sport den Menschen
Heute Fitness nennen die sie mit
Anderen gern in Studios erledigen
Um vorne zu landen im Wettlauf
Des Lebens als Siegertypen die
Dafür ihr Sein hektisch verkaufen
Um unzufrieden und gestresst sich
Weiter zu hetzen in den Urlaub
In dem sie dann von anderen
In Gruppen fitgehalten werden
Besser sie spazierten viel mehr
Um mehr Zeit für sich zu haben
Aber es gibt ja so viel noch zu
Erledigen und anzuschauen was
Sie im Leben gesehen haben müssen
Während ich gerne immer gleiche
Strecken laufe um zu bemerken
Wie sich was ich gut kenne über
Das Jahr hin verändert was ich
Bescheidenen Geistes immer wieder
Überraschend schön finde was mir
Viel über das Jahr und das Sein sagt
Während wer mit dem Rad rast oder
Durch die Gegend rennt keine Zeit hat
Die kleinen frischen Blüten zu sehen
Oder die Veränderungen allerorten
Wie ich diesmal an der Invalidenstraße
Den auf beiden Seiten wie eine Fahrspur
Verbreiteten Radweg und die Menschen
Auf ihm beobachtete die teíls uniformiert
Zu ihrer Arbeit fuhren manche mit Turban
Eher gemütlich teils auf Rädern die so
Aussahen als seien sie von Indien aus
Bis hier gefahren während andere behelmt
Eilig in ihr Büro kommen wollten bot der
Breite Radstreifen ihnen allen Platz
Auf ihre Art vorwärts zu kommen was mir
Da vielfältig typisch Berlin sehr gut gefiel
Auch wenn ich trotz breiter Spur lieber
Laufe um ein Flaneur zu bleiben was
Auch eine Haltung zum Leben ist
Die sich Zeit lässt um zu genießen
Was mir wertvoller scheint als sich
Für irgendwas noch zu hetzen was
Wenig oder eher nichts je wert ist
Weil die Entdeckung der Langsamkeit
Mehr Leben retten würde als Tempo je
An Gewinn wem auch immer brächte
Medizinische Notfälle mal außen vor
So haben die je eineinhalb Stunden
Durch den verschiedenen Frühling
Viele Eindrücke in mir hinterlassen
Über die ich noch lange nachdenke
Auch zeigt die Betrachtung der Unruhe
Der anderen mir was ich wirklich will
Worauf es mir zuerst im Leben ankommt
Wer nun meint ich solle aufs Land ziehen
Die dort Ruhe zu genießen verkennt
Sowohl das Land wie den Flaneur
Der seine Ruhe in der Unruhe liebt
Andere fahren in die Natur um sich
Vom Lärm der Stadt zu erholen was
Keinem gerecht wird aber überall
Permanent unzufrieden nur macht
Unruhe in den Wald trägt durch die
Hektischen Städter wie auch deren
Unzufriedenheit in der Stadt ausbreitet
Entdecke lieber die Langsamkeit
Inmitten der tobenden Großstadt
Weil sie dann kommt um zu bleiben
Während ich dies schreibe konnte ich
Tauben vor meinem Fenster beobachten
Von denen die eine mich beobachtete
Wie ich sie beobachtete und so
Waren wir einen Moment einander
In der Beobachtung hingegeben
Bis eine andere Taube neben dieser
Landete die flügelschlagend mühsam
Nur balancierte und dabei noch gurrte
Worauf sich beide bald erhoben als
Hätten sie etwas eiliges zu tun
Wie so oft brachte dann die andere
Unruhe die sich flatternd verflüchtigte
Was auch immer sich für wen lohnt
Sehe ich am meisten vom Frühling
Wenn ich stehen bleibe und beobachte
Ist jedes Reisen mit einem Termin
Ein Graus für mich während das
Ziellose Flanieren ein Genuß ist
Manche setzen sich gern unter Druck
Meinen dann besonders gut zu werden
Die besten Gedanken kommen mir
Wenn ich ihnen viel Zeit lasse was
Für Erbsenzähler schwer bilanzierbar
Aber mir der größte Mehrwert ist als
Frühlingsflaneur mit Zeit in Berlin die
Langsamkeit zu genießen

jens tuengerthal 13.4.21

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