Musilmann
Weiß nicht ob es Schriftsteller gibt
Deren Schreiben nichts mit ihnen
Zu tun hat die sich nicht in ihrem
Werk auch irgendwie spiegeln
Habe ich gedacht bis ich mal im
Buchhandel arbeitete und sah was
Alles bedruckt als Buch angeboten
Von den Massen zumeist gekauft so
Kann ich nur noch hoffen dass die
Wenigsten dieser Autoren sich in
Dem was als Buch verkauft wird
Wiederfinden oder spiegeln weil
Das meiste was erscheint wert ist
Schnell wieder vergessen zu werden
Oder faustischer zugrunde geht
Der Unterhaltung geistig eher träger
Massen dient die weniger denken
Als sich berieseln lassen wollen was
Für sonst Werktätige bestimmt ein
Verständlich ehrenwertes Bedürfnis
Sein mag wie schön ist es dagegen
Musil Mann oder Proust zu lesen wo
Du in jedem Satz den Autor findest
Du manches mehrfach wieder liest
Absätze lächelnd wiederholst weil
Sie so voll genialer Gedanken sind
Beim Mann ohne Eigenschaften ist
Dies in so vielen Details spürbar
Auch in Konflikten die Musil noch
Mit sich im Roman ausficht bleibt
Der Mensch dahinter so spürbar
Dass ich dankbar für jeden Tag bin
Den ich solche Literatur lesen darf
Die Welten in sich schließt wie ein
Panorama gedanklicher Universen
Großer Geister nebenbei umfasst
Fast frage ich mich manchmal wozu
Andere Leute leben die nicht lesen
Mit was sie ihr Sein jenseits der
Großen Autoren füllen und woher
Ihr Geist Anregungen noch erhält
Vermutlich machen sie lieber Sport
Aber Erfahrung und Vorsicht raten
Bestimmte Fragen nicht zu stellen
Weil die Antwort enttäuschen könnte
Ob der Leere die dich überall umgibt
Die sich für Fülle im Nichts noch hält
Was sie mit Erlebnissen kompensiert
Doch wie gut wenn gute Bücher auch
Toleranz lehren und dir zeigen was du
Lesend noch entdecken darfst ohne
Es denen zu neiden die noch viel mehr
Entdecken dürfen da gönne ich gern
Musils Mann ohne Eigenschaften ist
Eine so großartige Entdeckung
Denke ich seit Jahren immer wieder
Wenn ich einige Kapitel in ihm lese
Bin längst eingezogen in Musils Welt
Die Ulrichs in dem kleinen Schloss ist
Wechsel mit ihm die Perspektive auch
Auf die Prostitution weil es wohl wie
Musil im Halbsatz treffend bemerkt
Bei nichts so sehr auf die Perspektive
Ankommt wie bei der Prostitution die
Auch er der Ehe so ähnlich findet
Dass es der Randbemerkung wert
Wie schwer die Unterscheidung ist
Bei Hergabe und Hingabe je nach
Bedürfnis in wechselnder Situation
Wie Stellung dabei selbstverständlich
Dabei nur ganz nebenbei zu bemerken
Dass Musil selbst über Jahre seine
Erfahrungen in der Sexualität nur
Mit der einen Prostituierten sammelte
Die ihn quasi professionell sexualisierte
Es ist eben doch alles eine Frage der
Perspektive auch beim Verkehr aber
Bevor ich mich im Detail verliere in das
Musil so verliebt ist wie in seine teils
Verdichte ich nur ganz allgemein wie
Gut es tut gutes zu lesen um damit
Mehr bei sich zu sein als je weil dich
Große Autoren mitnehmen in ihre
Wortwelten dich zu finden
Vielleicht ist das alles
Um was es geht mir
Zumindest ist es genug
jens tuengerthal 2.6.22
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