Liebeswissen

Liebeswissen

Nach der vermutlich Mitte meines Lebens

Lag es nahe sich zu fragen auf was es

Ankommt in dem was bleibt und wie ich

Das so sehr wie möglich genießen kann

Die größten Empfindungen weckte noch

Stets die Liebe in mir wenn auch das

Sollte ehrlich zugegeben werden nun

In beide Richtungen wohl also vom

Schönsten paradiesischen Glück zum

Schrecklichsten Leiden voller Zweifel

Dem Wunsch es gleich Werther lieber

Zu verlieren als ohne Liebe zu sein

Der angenehmste Zustand war noch

Stets der harmonische ohne große

Ausschläge in den Emotionen aber

Freien Gedanken von guter Lektüre

Wie gelegentlich gelassener Zärtlichkeit

Was nur bedingt für die Liebe spräche

Außer der zu sich um ein angenehmes

Leben mit guter Literatur zu haben was

Nur als Traum gelegentlich geteilt eine

Insel des Rückzugs für sich eher bleibt

Doch frage ich mich nach allen Versuchen

Auf die eine oder andere Art mit der Liebe

Glücklich zu werden ob es ein Wissen gibt

Was diesen Weg erleichtern könnte oder

Ohne rituelle Umwege zum Ziel führt die

Irgendwann mehr langweilen als noch

Neugierig auf erwartbares zu machen

Es liegt mir auf der Zunge zu sagen

Dass es nichts sicheres geben kann

Was das Gefühl betrifft warum der

Versuch scheitern muss doch wäre

Diese Kapitulation eine Feigheit nur

Weil sie sich nicht traute Erfahrung

Die Gewissheit gibt Wissen zu nennen

Ist also vermeintliches Nichtwissen

Was kokett sich ahnungslos tarnt nur

Die charmante Form der Aufschneiderei

Welche mit Dogmen die Freiheit verrät

Die doch vorher als Bedingung der Liebe

Noch hochgejubelt wurde frage ich mich

Ohne eine sichere Antwort zu haben

Auch macht die Vielzahl der Erfahrungen

Nicht wirklich weiser sondern allein in

Der Entscheidung anfälliger für Vorurteile

In der naiven Überzeugung schon etwas

Besser zu wissen was keiner wissen kann

Weil es immer zwei einzelne trifft die

Sich voller Gefühl begegnen also

Ohne bestimmbare Koordinaten

Wie mit keinem tauglichen Kompass

Ernst Jünger sagte einmal nach dem

Kap der guten Hoffnung richtet sich

Der Kurs nicht mehr nach Landmarken

Sondern nach den Sternen und aus dem

Schiffsraum kommt ein neuer Steuermann

Ohne zu wissen was wer als Himmel sieht

Bleibt die Suche nach dem Paradies ein

Hindernislauf im Nebel wohl immer doch

Vielleicht genügt die Illusion geteilter

Gewissheit blind weiter zu laufen

Ohne sich dabei zu verlieren warum

Gutes Festhalten wichtiger sein könnte

Als der einzig wahre Kurs es also mehr

Darauf ankommt dabei zu bleiben als

Wohin die Fahrt dann geht aber ob das

Schon wieder zu viel gedacht ist wie

Zu wenig gefühlt bleibt ungewiss

Am Ende sage ich über die Liebe

Nur was weiß ich schon je

Genießen genügt

jens tuengerthal 9.6.22