Parallelgesellschaft
Parallelgesellschaft ist ein hässliches
Wort was ich eigentlich lieber meide
Weil es meist der Ausgrenzung dient
Doch plötzlich wurde ich mitten am
Heimatlichen Helmholtzplatz Teil einer
Solchen als ich einen alten Bekannten
Der zu Corona-Zeiten ein wenig wie
Dann immer mehr wohl abdriftete
In das Umfeld der Querdenker wie
Impfgegner und Coronaleugner
Ein sonst belesener Mann mit dem
Sich gut über Literatur reden lässt
Wurde zum Fanatiker der meinte
Wenn die Impfpflicht käme ginge er
In den Untergrund was ihn bald zum
Helden der Querköpfe wohl machte
Bin nicht sicher ob dieser sonst eher
Apolitische Kulturmensch es tat weil
Er hoffte dort Frauen zu beeindrucken
Die Quote war wohl eher überschaubar
Oder als Sonderling Freunde zu finden
Halte ihn nicht für dumm eigentlich
Eine Zeit lang mieden wir uns lieber
Inzwischen rede ich gerne wieder
Über Literatur oder Frauen mit ihm
Die wir beide mit liebenden Augen
Betrachten statt abschätzig nach
Schema aber in dem Moment als ich
Bei ihm Platz nahm gesellte sich
Noch ein zu DDR Zeiten bekannter
Liedermacher mit an den Tisch der
Auch zum Kreis der Verschworenen
Gehört die sich regelmäßig hier am
Platz beim Palästinenser treffen der
Während der Testpflicht aus Protest
Geschlossen hatte und so zum Ziel
Der Teilnehmer der Montagsdemos
Vor der nahen Gethsemanekirche
Wurde und es wurde ein nettes
Gespräch über Musik und Kultur
Weil wir dies Thema tunlichst mieden
Vielleicht ist Ignoranz eine Strategie
Für ein künftiges Miteinander auch
Wenn es mir schwer fällt zu ignorieren
Dass Menschen es wichtiger finden
Ihren Egoismus zu verteidigen als Leben
Zu retten die gefährdet werden aber
Da war jede Diskussion müßig denn
Diese Menschen sind ja überzeugt
Dass mehr Menschen an Impfungen
Starben als an Corona warum es
Müßig ist zu fragen warum ihnen auch
Rücksicht mit Mundschutz den sie als
Maulkorb bezeichnen und gegen den
Sie alle möglichst Atteste hätten so
Schwer fällt aber all das habe ich
Bei der Runde am Tisch nicht mit
Einem Wort angesprochen zumal
Der Bekannte dort sogleich vor mir
Warnte als einem der zum anderen
Lager gehörte gegen das sie sich
Untereinander solidarisiert haben
Ein Feind also war und es war doch
Seltsam in der Blueskneipe im Kiez
Zu sitzen und zu wissen wer hier
Dazugehört und wer ein Gegner ist
Die Nachts dort nicht mehr verkehren
Eine Parallelgesellschaft im eigenen
Kiez die sich solidarisiert aus Furcht
Vor einem Staat der sie bedroht wie
Sie in gut gepflegter Angst meinen
Ob diese Menschen irgendwann
Wieder zurück in die Mitte finden
Den unsinnigen Fanatismus erkennen
Weiß ich nicht aber bin erstaunt wie
Schnell und weit Spaltungen führen
Mit welcher Energie sie noch dazu
Ideologisch befeuert werden aber
Hoffe auf die Heilkraft der Zeit die
Allen hysterischen Unsinn bügelt
Bis keiner mehr besonders auffällt
Nicht alle dort sind verkehrt aber
Einige sind weit abgerutscht auch
Wenn unklar ist woher dieser
Fanatismus stammt geht alles
Seinen Gang und wird Geschichte
Die Integrationsarbeit nach Hitler
War deutlich schwieriger als diese
Etwas verrutschten Egoisten die
Sich für Freiheitskämpfer halten
Da mir bis dahin diese kleine
Parallelgesellschaft nicht weiter
Auffiel halte ich sie für egal aus
Entfernter historischer Sicht
Kein Wort der Aufregung wert
Übt es zumindest meine Toleranz
jens tuengerthal 22.6.22
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