Donnerstag, 23. Juni 2022

Eigenschaftslos

Eigenschaftslos

Welche Eigenschaften machen uns aus
Sind diese gerade typisch oder eher nie
Fragte ich mich nach der Lektüre des
Mann ohne Eigenschaften von Musil
Heute wo Ulrich sich dies selbst fragte
Der Autor es kritisch erörtert ohne eine
Antwort zu geben genug Verwirrung in
Arrivierten Geistern stiften konnte die
Wie ich etwa diese Frage bisher kaum
Bei sich selbst bedachten denn was
Sind meine Eigenschaften wirklich
Habe ich solche die typisch sind
Für Männer oder Menschen oder mich
Bin ich all das zugleich oder doch ein
Ding eigener Art was sich ja jeder
Der über sich nachdenkt insgeheim
Zumindest ein wenig erhofft denn
Wer wäre gerne durchschnittlich
Was ist familiäres Erbe dabei
Wann unterscheide ich mich
Wie weit ist eigenes je eigen
Oder ist es besser ohne solche
Eigenschaften zu sein um sich
Flexibel anpassen zu können an
Die sich wandelnden Umstände
Zum Glück geht es ja nicht um mich
Sondern um Literatur und welche
Gedanken sie im Leser anregt was
Die Antwort entbehrlich macht denn
Was genau nur meine Eigenschaften
Sind weiß ich nicht so genau wie ich
Gerne täte sicher überlegen zu sein
Besonders schwer wird dabei die
Unterscheidung zwischen eigenen
Eigenschaften und Anpassung was
Also macht mich als Einzelnen aus
Wo bin ich ein Teil der Herde das
Sich bloß konform verhält um so
Angepasst durchs Leben zu gleiten
Woran kann ich unterscheiden was
Eigentlich zu mir gehört und wo ich
Teil größerer Konformität bin etwa
Bei Liebe und Lust die ich für sehr
Individuell gehalten hätte bin ich
In vieler Hinsicht ganz konventionell
In der Lust ist dies physisch bedingt
Eher normal die Varianten sind da
Relativ überschaubar auch wenn
Frauen Mann gerne glauben lassen
Er sei einmalig was illusionär ist aber
Wohl die Bindungswirkung erhöht
Die ein Durchschnittsschwanz weniger
Empfände und worauf aus zu sein die
Frauen lange abgerichtet wurden um
So Brutsorge als Ehrensache noch
Biologisch zu legitimieren auch wenn
Darin schon eine Konvention liegt
Versuche dagegen gerne alles um
Als Liebhaber als einmalig noch in
Erinnerung zu bleiben was dann
Zur gelegentlich Wiederholung eher
Einlädt als nur guter Durchschnitt 
Aber vielleicht ist das eine Illusion
Was bin ich dabei wirklich und wo
Ahme ich nur gattungsgemäß nach
Was in Lust und Liebe erwartet wird
Leugne gerne jede Erwartung um
Der Liebe theoretisch Raum zu geben
Berufe mich dabei auf Kant oder den
Verehrten Montaigne dessen Motto
Was weiß ich schon ich auch hier
Schon wieder zitiere aber ist das
Eine Eigenschaft von mir oder eher
Das konventionelle Bild was ich gern
Von mir vermitteln würde wo ist der
Maßstab der ureigenes von unecht
Unterscheidet was ist konventionell
Überlege ich und habe keine sichere
Antwort auf diese komplexe Frage
Was ist wirklich meines und wie
Unterscheidet es sich von anderen
Denke aber es könnte egal sein
Wenn alle so ähnlich denken aber
Es für ihre Eigenschaft halten dann
Ist es nach Mehrheitsmeinung so
Vielleicht ist es eine Eigenschaft
Sich diese Fragen zum Sein die
Bei der Lektüre auftauchen zu stellen
Aber auch das ist wohl illusionär wie
Bestenfalls durchschnittlich lese ich
Doch einen großen Klassiker den
Millionen vor mir schon verschlangen
Wie sich ihre Gedanken dazu machten
Ob nun die Metaebene sich über die
Gedanken zu den Gedanken anderer
Vielleicht einen eigenen mir bringt ist
So unklar wie was eigen sein soll
Bevor ich mich darin nun verirre
Lasse ich es dahinstehen denn
Die vielleicht Illusion der Freiheit
Als zumindest eine der Gedanken
Wäre ein zu schmerzhafter Verlust
Sie für eine bloße Eigenheit wie
Eigenschaften aufzugeben denn
Diese dem Vergleich dienenden
Besonderen Merkmale sind eben
Nur komparativ denkbar warum es
Müßig ist eigenes von uneigenem
Verbindlich zu unterscheiden
Weil wir alles in Summa sind
Ob nun mit oder ohne kann
Im übrigen dahinstehen

jens tuengerthal 22.6.22

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