Freitag, 31. August 2018

Ehestandard

Was ist die Ehe heute noch
Als romantisches Überbleibsel
Das seit spätestens Romantik
Versorgung mit Gefühl verband

Sorgte früher einer für den andern
Finanziell sexuell kulinarisch erblich
Sind heute erwartungsgemäß beide
Möglichst finanziell selbständig wenn

Warum aber heiratet überhaupt noch
Wer unabhängig ist ums sich dafür
Formal abhängiger zu machen fragt
Adorno scharf in den minima moralia

So lebt nach dem großen Denker
Dem einst Kopf der Frankfurter Schule
Die Ehe nur noch als schmähliche Parodie
In einer Zeit fort die längst allem was
Das Menschenrecht Ehe ausmachte
Den Boden entzog und zum Trick wurde
Bei dem jeweils einer die Verantwortung
Für alles Üble das er begeht nach außen
Dem anderen zuschiebt während sie
In Wirklichkeit längst trüb sumpfig nur
Gemeinsam noch existieren können

Adorno meint anständig sei eine Ehe erst
Die in ökonomischer Unabhängigkeit frei
Miteinander existiert statt immer abhängig
Als Interessengemeinschaft sich zu bedingen
Da Ehe als Interessengemeinschaft unweigerlich
Die Erniedrigung der Interessenten bedeutete
Aber dennoch in der perfiden Welteinrichtung
Keiner wüsste wie sich dem zu entziehen

Wer nun meint nur die wirklich Reichen seien
Diesen niedrigen Interessen enthoben und frei
Könnten wahrhaft aus Liebe etwa heiraten irrt
Da die Verfolgung der Interessen längst allen
Reichen zur zweiten Natur wurde warum sie
Eben ihre finanziellen Privilegien nur erhalten
Indem sie  dieser gierigen Natur auch folgen
Ohne eine Hoffnung auf Entkommen weil
Doch stets noch genug da ist

Weiter als Adorno es noch sah sind wir
Finanzielle Unabhängigkeit ist Standard
Wird normalerweise eigentlich erwartet
Erledigt sich nur gern mit Kindern dann
Was viele Lieben sehr hart erprobt warum
Der Ausdruck Liebe machen für das Zeugen
Der Kinder eine gewisse Ironie woh enthält
Sind sie doch oft genug die sicherste Form
Liebe und Leidenschaft zu verbannen

Die Ehe ist ein Institut des Staates was
Privilegien an wohlgefälliges Verhalten
Knüpft im gesellschaftlichen Sinne eher
Unromantisch ein Rechtsinstitut ist was
Besonders bei der Trennung als Scheidung
Dem Staat noch manches Geld einbringt
Was ihm durch das Scheitern entging

Ob die Ehe einen moralischen Mehrwert hat
Weiß ich nicht zu beantworten da weder die
Staatliche Legitimation noch die durch den
Aberglauben dazu taugt ein solcher zu sein

Moral braucht allein das freie Gewissen des
Einzelnen was diese Bindung schon formell
Als solche eigentlich einschränkt und darum
Höchst fragwürdig im kantschen Sinne scheint

Nicht umsonst heiratete der Königsberger nie
Auch vom Umgang mit Frauen ist eher wenig
Bekannt außer der Haushälterin dauerhaft

Worauf die Ehe aber heute keinesfalls reduziert
Werden darf soll sie nicht schon vor Beginn
Wieder als völlig verkannt beendet werden

Es gibt gute Gründe mit Adorno auch heute
Wo wir nicht spekulativ sondern auch finanziell
Relativ frei uns in der Ehe verbinden anzunehmen
Sie sei ein untaugliches Objekt für den falschen
Zweck der schon an seiner Form logisch scheitert
Da die unfreie Liebe keine mehr sein kann
Die Normierung der Emotionen mithin schadet
Einzig der gesellschaftlichen Ordnung damit dient
Einem Akt der Anpassung gegen den Gefühl
Als natürlich impulsive Liebe logisch revoltiert

Nicht nur das Scheitern so vieler Ehen
An sich und den Teilnehmern begründet
Vorige Vermutung noch vertiefend doch
Immer noch wagen auch vernünftige
Menschen sich in diesen Stand hinein

Tun sie das als Akt der Anpassung an
Gesellschaftliche Forderungen weil sie
Eigentlich unabhängig wissen müssten
Wie schädlich die gesetzliche Ordnung
Dem erhofften Gefühl logisch immer ist
Folgen sie also einfach der Tradition nur
Aus träger Gewohnheit die sich so gern
Mit Wohlbefinden in uns ausbreitet wie
Die Fettränder unserer Körperlichkeit
Im zunehmend trägeren Alter auch

Kann es kaum beantworten fürchte ich
Zumindest wenig vernünftig auch Adorno
Widerlegen da doch eigentlich gerade die
Selbst gewählte Abhängigkeit ein Kernpunkt
Glücklicher Liebe für mich und ich selbst auch
Ohne alle großen romantischen Neigungen
Meine Liebste sofort heiratete wenn sie will
Statt kritisch darüber zu denken was wohl
Vernünftig wäre aber mir im Gefühl hier
Aus einer Summe von Gründen fernliegt

Zumindest erhoffe ich dauerhaftes Glück
Als erhöhten Mehrwert davon auch wenn
Die vermutlich Illusion mir längst klar ist

Doch wie glücklich wären wir überhaupt
Noch ohne emotionale Unvernunft die
Uns zu formell geordneten Dingen auch
Verführt die eigentlich völlig unvernünftig
Eine größere Probe für die Liebe sind als
Alles vorher miteinander erlebte dabei
Sollten doch beide wissen dass wer liebt
Sich keinesfalls jemals auf die Probe
Stellen sollte um nicht sicher dabei
Enttäuscht zu werden in Wirklichkeit

jens tuengerthal 31.08.2018

Gästefreude

Welch Freude sind doch Gäste
Wenn es nicht zu viele sind
Alle nett und höflich bleiben
Vor allem rechtzeitig gehen

Über die andere Seite wenn
Sie eben nicht so sind sei hier
Aus Höflichkeit nicht weiter
Spekuliert keiner kennt es nicht

Fünf sind geladen
Zehn sind gekommen
Gieß Wasser zur Suppe
Heiß alle willkommen
Hieß es auf einem uralten
Inzwischen auch gerahmten
Leinentuch in Mutters Küche
Das war das Familienmotto
Zumindest theoretisch immer
Wenn auch manchmal dabei
Stirnrunzelnd bis heute noch

Thoreau liebte auch Gäste
Bis zu zwanzig kamen wohl
Manchmal zusammen in seine
Kleine Hütte mit nur 3 Stühlen
In der dann gestanden wurde
Bis zu zwei Gäste durften auch
Sitzen wie einer mehr leicht
Mit bewirtet wurde dabei

Manche haben lieber ihre Ruhe
Als das Haus voller lauter Gäste
Scheuen die Arbeit vor allem
Hinterher wie auch davor
Wenn wir uns Arbeit machen
Statt es einfach zu genießen
Wie es eben gerade kommt

Manche fürchten Gäste könnten
Den Dreck unterm Teppich sehen
Wünschen gut gekocht zu bekommen
Wollen ordentlich bewirtet werden
Was nach Umständen teuer wird
Außer wir senken den Umstand

In den Salons von Hertz und Varnhagen
Gab es nur Tee und höchstens Kekse
Es war eher frugal bescheiden weil die
Inhalte der Gespräche allein dabei den
Romantikern genug wert waren wovon
Sich manche Talkshows kulinarisch wohl
Ein Beispiel nahmen was ihnen jedoch
Inhaltlich eher sehr selten gelingt

Auch Thoreau spricht über Gespräche
Wie sie manchmal immer mehr Raum
Brauchen für Rede und Inhalt warum
Er einige beste Gespräche über den See
Hinweg mit einem Nachbarn führte
Was zumindest keinen dabei einengte

Bewirtung ist ein Knackpunkt vieler
Statt darüber zu reden gehen sie aus
Wenn doch vieles gemeinsam lösbar
Wo jeder sich um einen Teil bemüht
Wie beim gemeinsamen Picknick
Oder dem großen Büffet aller Gäste
Was mehr gemeinsames Essen hat
Zu dem alle handwerklich beitrugen

Zöge solche offenen Abende oder Nächte
Den meisten Cafés noch immer vor da
Sie in heimischer Atmosphäre das Gespräch
Besser konzentrieren als die Beliebigkeit
Der schnell wechselnden Gastronomie
Vielleicht beispielgebend dafür auch die
Bleibenden Werte der Existenzialisten
Was weniger ihre Nachkommen meint
Die in freier Liebe oft schneller gediehen
Als es dem Anspruch ans Sein entsprach
Das Kaffeehaus auch alle zu Gästen eines
Wirts nur macht statt gemeinsam zu sein
Fühlen sich wenige auch verantwortlich

Gastgeber oder Gast ist eine Grenze
Die wir geistig besser überwinden wo
Wir gemeinsam beitragen lebt der Ort
Von allen Beiträgen zum Genuß aller

Welch Freude sind also Gäste die
Keine mehr sind sondern auch
Gastgeber ihres Beitrags zum dort
Gemeinsamen Zusammensein

Welch Freude sind also Gäste immer
Wo wir sie nicht Last uns sein lassen
Sondern die Lust des Besuchs mehr
Genießen lernen ganz entspannt

jens tuengerthal 31.08.2018

Lügenwahrheit

„Üb’ immer Treu und Redlichkeit,
Bis an dein kühles Grab;
Und weiche keinen Fingerbreit
Von Gottes Wegen ab.
Dann wirst du, wie auf grünen Aun,
Durchs Pilgerleben gehn;
Dann kannst du, sonder Furcht und Graun,
Dem Tod’ ins Auge sehn.“

Üb immer Treu und Redlichkeit
Dichtete Hölty im Alten Landmann
So spielte das Glockenspiel einst
Der Garnisonskirche zu Potsdam
Nach der Melodie des Papageno
Aus Mozarts Oper Zauberflöte
Ein Mädchen oder Weibchen

Diese typisch preußischen Tugenden
In der Tradition absoluten Gehorsams
Wurden zum Kult edlen Preußentums
Auf die Spitze getrieben von Hitler
Bei seinem Besuch mit Hindenburg
Eben dort in glorreiche Tradition
Für künftigen Untergang sich stellte

Preußen ging danach für immer unter
Sah wahrlich seinem Tod ins Auge
Wonach es genannt nahmen Polen und Russen
Es blieben nur die Kulturpreußen übrig
Die in historischer Tradition ein wenig
Ästhetische Überbleibsel noch pflegen
Wie die Stiftung preußischer Kulturbesitz

Was ist ohne Zwangsstaat und Gehorsam
Aus den Werten der alten Preußen geworden
Haben Ehre und Treue einen kulturellen Wert
Können sie in der Mediendemokratie überleben
Was ist in Zeiten von fake news gelogen
Wer kennt die Wahrheit und ihre Auslegung

Besteht die Unmoral der Lüge überhaupt
In der Verletzung sakrosankter Wahrheit
Hat eine Gesellschaft das Recht sich auf
Die Wahrheit zu berufen wenn sie ihre
Zwangsmitglieder etwa beim Eide dazu
Zwingt mit der Sprache herauszurücken
Was Adorno beides entschieden verneint

Wenn keiner die Wahrheit ganz kennt
Gibt es höchstens partikulare Wahrheiten
Auf welche die universelle Unwahrheit
Dann nicht bestehen dürfte obwohl sie
Diese zugleich in ihr Gegenteil verkehrt
Wäre die Wahrheit wohl die Erfindung
Eines Lügners also ein nur Treppenwitz

Dennoch haftet der Lüge widerwärtiges an
Die Scham vom alten Kerkermeister noch
Einst uns eingeprügelt womöglich worden
Verrät sie damit doch viel mehr über diesen
Weil wer lügt sich dafür schämt weil er so
An jeder Lüge die unwürdige Welt erfährt
Die ihn zur Lüge zum Überleben zwingt
Ihm zugleich Üb immer Treu und Redlichkeit
Als Totengesang des Gewissens vorsingt

Die Scham aber entzieht den Lügen aller
Innerlich subtiler organisierten Menschen
Alle Kraft und macht sie logisch schlecht
Womit die Lüge zur Unmoral am anderen
Erst wird wenn sie ihn so für dumm hält
So alle Nichtachtung nur ausdrückt

Hat aber heute unter den Praktikern
Die Adorno abgefeimt nennt die Lüge
Längst ihre ehrliche Funktion verloren
Über Wahres zu täuschen weil keiner
Mehr keinem glaubt aber dafür alle
Ganz genau Bescheid wissen denn
Gelogen wird nur um dem anderen
Zu verstehen zu geben wie wenig
Einem an ihm liegt und es einem
Also völlig gleichgültig ist was er
Über einen denkt oder meint

Einst noch war die Lüge eines
Der guten liberalen Mittel der
Kommunikation meint Adorno
Wurde sie in modernen Zeiten
Zu einer der weniger subtilen
Techniken der Unverschämtheit
Mit deren alle Selbstdarsteller dafür
Die Kälte um sich verbreiten
In deren Schatten Schutz sie
Fruchtbar gedeihen können

Dennoch wagen wir bis heute
Die Lüge beim Eid zu bestrafen
Als stünde dem Staat die Sanktion
Des Irrealen je zu wäre nicht seit
Kants Imperativ ohnehin kategorisch
Das Gewissen der einzig taugliche
Maßstab sozialer Behandlung mit
Einer Perspektive für mündige Bürger

Wer kein Gewissen aber mehr hat
Um ohne besser zu überleben
In einer Gesellschaft die fordert
Was sie selbst nicht kennt wie
Das Unmögliche sanktioniert um
Damit auch an das Gewissen weiter
Zu appellieren weil alle Strafe stets
Sühne und Buße zugleich sein soll
Der wird über das Paradoxon lachen
Das der Aberglaube uns einbrockte

Welchen Wert hat die Wahrheit noch
Für das gute Leben nachdem alle
Nicht nur nach Epikur ständig streben
Was sogar die Bundesregierung suchte
Als ein überschätzter alter Zopf zu sein
Der abgeschnitten reinere Form zeigt

Moralisch aufgeladen nicht nur in Preußen
Inhaltlich fragwürdig zu oft missbraucht
Fragt sich was mit der moralischen Lüge
Des Attentäters ist der täuschen muss
Um Freiheit zu verteidigen auch gegen
Alle Treu und Redlichkeit der Offiziere

Gibt es einen Maßstab außer dem Gewissen
Genügen quantitative Maßstäbe gegen alle
Traditionen lieber zu lügen um dafür an eine
Höhere Wahrheit zu glauben bei der nicht mal
Der Tod die also Lügner abschreckt vom Weg
Kann Kant uns Attentätern oder im Widerstand
Noch moralisch helfen oder sind wir immer
Zu vielen Zwängen unterworfen wirklich frei
Also kategorisch korrekt noch zu handeln

Die Lüge wurde längst alltägliche Politik
Anhänger des Verschwörungsglaubens
Fürchten Lügenpresse wie fake news
Überall sehen sie sich bald betrogen
Wie weit ist es von Bayern nach Ungarn
Stehen Dresdens Pegiden Trump näher
Oder sind sie verwirrte Opfer bloß
Russischer Propaganda die heute alle
Begriffe von Wahrheit und Lüge verwirrte

Zwischen virtueller und realer Welt noch
Im irgendwo das auch ein Nichts sein kann
Torkeln wir orientierungslos oft hin und her
Haben weder Wahrheit noch Glaube sicher
Vielleicht taugt dann endlich das Gewissen
Wenn wir wüssten worauf es allein baut
Leicht verlieren wir uns so verwirrt nun
In der Dialektik der ehemals Aufklärung
Wenn sie zumindest englisch erleuchtete
Hülfen Zeitalter gegen die Dunkelheit
Vielleicht bleibt am Ende alles Glauben
Zumindest an mehr Vernunft

jens tuengerthal 30.08.2018

Donnerstag, 30. August 2018

Einsamheiter

Macht Einsamkeit uns traurig
Oder erheitert sie viel eher
Als Gegensatz zur Bedrängung
Die in Gesellschaft ständig ist

Thoreau schreibt über Einsamkeit
Wie wenig einsam er eigentlich war
Als er sich in die Einsamkeit zurückzog
Weiter als eine Meile kein Mensch

Wie ständig etwas Lebendes da war
Ob die Besucher nun Tiere oder auch
Andere Einsiedler waren fühlte er sich
Einsam nur weil er dort alleine war

Einsamkeit ist eine Zivilisationskrankheit
Weil wir ständige Gesellschaft so gewohnt
Haben manche allein Radio oder Fernsehen
Ständig am laufen um nicht einsam zu sein

Thoreau genoss es eine Welt für sich allein
Zu haben in der er Spuren aller Besucher
Sofort in seiner Umgebung erkennen konnte
Lernte den wohltätigen Regenklang lieben

Vor allem bekommt der Einsame mehr
Gespür für die Kräfte der Natur um ihn
Wo er aufmerksamer so mit und in ihr lebt
Merkt wie gesellig die Einsamkeit ist

Gerade in der Einsamkeit schätzte er
Gesellschaft viel eher nur in Maßen
Würdigte seltene Gäste mehr um sich
An der Ruhe danach auch zu freuen

In seiner Einsamkeit fand Thoreau auch
Das Allheilmittel der Natur für sich heraus
Was keine Mixtur von Quacksalbern war
Sondern ein Trunk unverdünnter Morgenluft

Tief im Wald einatmen ist erfrischend
Gerade am frühen Morgen wenn noch
Der Tau silbrig auf allen Zweigen liegt
Ist die Morgenluft erfrischender als alles

Kenne dieses Heilmittel nur zu gut
Nach vielen Nächten im Wald nur
Mit einer Plane bedeckt höchstens
Die Asche des Feuers noch vor mir

Die Morgenluft beflügelt viel mehr
Gerade reine Waldluft statt Stadtluft
Ist einer der feinsten Genüsse hier
Weil Tageshitze noch nicht erdrückt

Im tropischen Urwald dagegen wo
In äquatorialen Breiten konstante
Temperaturen schwül warm herrschen
Entfällt dieses Wunder natürlich

Einmal ganz allein im Wald erwachen
Von Vögeln Wild oder Sonne geweckt
Zeigt uns die Relativität der Einsamkeit
In immer überall auch belebter Umgebung

Auch bei Fahrten im Winter wenn ich
Im Schnee meinen Schlafplatz baute
Kamen zu jeder Zeit viele Geräusche
Manchmal mehr als mir dort lieb war

In kalten Nächten hörst du noch klarer
Jeder knackende Zweig schreckt auf
Die Tiere knirschen beim Laufen auch
Zapfen fallen mit Plopp in den Schnee

Völlige Ruhe im Sinn von Stille ist nie
Immer bewegt sich im Wald noch etwas
Was du desto mehr hörst je weniger du
Dich selbst bewegst also schlafen willst

Die ersten Male macht die Stadtbewohner
Die Geräuschkulissen im Wald noch nervös
Irgendwann schläfst du erschöpft dennoch
Wie im ständigen Brummen der Stadt

Dafür kannst du lauschend die Stille in dir
Dem einzigen Ort der lebend still sein kann
Besser hören wenn du ganz einsam bist
Was eine große Entdeckung immer ist

Manche schwärmen von der Wüste
Der Stille der dortigen Nächte wo
Nichts mehr wächst oder lebt andre
Gehen auf See solches zu erfahren

Bevorzuge eher den unruhigen Wald
Mitten im natürlichen Leben also um
Ruhe und Stille in mir zu finden was
Thoreau auch für sich so beschreibt

Heiter macht diese innere Ruhe
Die du einmal entdeckt überall
Wiederfinden kannst wo du bereit
Die Einsamkeit ganz zu genießen

Kann im Café ganz alleine sitzen
Während drumherum alle reden
Aufgeregt über ihre Wichtigkeiten
Und in Ruhe die Einsamkeit lieben

An der Einsamkeit leiden wir nur
Wo wir sie nicht genießen können
Was immer eine Frage der Haltung
Warum es mir einsam auch gut geht

jens tuengerthal 30.08.2018

Saraszene

Sarrazin macht eine Szene
Ohne inhaltliche Ahnung
Verbreitet er Vorurteile über
Jene die Sarazenen hießen

Sorgen über Spaltung haben
Auch in Berlin sachliche Gründe
Parallelgesellschaft heißt das
Stichwort vieler Angstbürger

Wer fürchtet etwas zu verlieren
Nimmt an seins sei weniger wert
Zeugt von geringer Wertschätzung
Der angeblich bedrohten Kultur

Es gibt manches am Aberglauben
Im Islam wie anderen Sekten wohl
Heute sachlich zu kritisieren wie
Wie an jedem Glauben überhaupt

Doch mit Lügen und Dreistigkeit
Fördert keiner die Aufklärung mehr
Sondern verbreitet bloß Vorurteile
Die Leser kollektiv für dumm erklären

Sarrazin der den Sarazenen schon
Im Namen trägt betreibt Propaganda
Wer ihn liest und den Unsinn glaubt
Beweist nur mangelnde Bildung

Eine Kultur ungebildet zu nennen
Der unsere all ihr Wissen verdankt
Von Medizin Philosophie bis Physik
Ist schlicht verlogene Ideologie

Wer auf Stürmer-Niveau kritisiert
Verliert jede Glaubwürdigkeit
Was eigentlich gut so wäre schadet
Vernünftig begründeter Kritik nur

Bin kein Anfänger irgendeines Aberglauben
Nur zufällig geburtsweise Mitglied einer Sekte
Deren Antisemitismus durch Jahrhunderte
Schlimmer war als alle Islamisten noch je

Europa muss künftig laizistisch sein
Wenn es einen gemeinsamen Weg
Miteinander als Kultur geben soll
Darum sind mir alle Sekten fern

Wer unsachlich falsch argumentiert
Macht sich und seine Sache lächerlich
Verteidigt damit nicht unsere Werte
Sondern macht sie zum Witz

Der Schritt zum Fanatiker ist klein
Früher war Sarrazin gebildet klug
Heute ist er eine Karikatur nur noch
Verdient Mitleid keine Aufregung

jens tuengerthal 30.08.2018

Sachsenapologie

Es ist Zeit Sachsen zu verteidigen
Die schöne Landschaft kann nichts
Für das asoziale Verhalten zu vieler
Seiner eingeborenen Bewohner

Nicht alle Sachsen sind Rassisten
Gegen 6000 Ausländerfeinde dort
Kamen immerhin 1500 der Verteidiger
Viele Antifaschisten auch aus Berlin

Vermutlich spiegeln diese Zahlen gut
Die tatsächlichen Verhältnisse im Land
Dreiviertel haben Angst und Vorurteile
Einviertel fürchtet mehr die Populisten

Aber reden wir nicht nur von Sachsen
In Wismar wurde gerade mal wieder
Ein Ausländer lebensgefährlich verletzt
Von besoffen prügelnden Rechten

Nicht erst seit Rostock-Lichtenhagen
Was gerade trauriges Jubiläum feierte
Wissen wir der Osten ist rechtsradikal
Nicht alle aber tendenziell toleriert

Dafür kann Sachsen überhaupt nichts
Es ist nur etwas lauter gerade dort
Die liberale demokratische Basis fehlt
Ohne Bürgerlichkeit keine Werte mehr

Diese fehlt auf weiter Fläche im Osten
Wurde von der DDR erfolgreich zerstört
Die sonst ausgewogene mittlere Mehrheit
Tendiert zu radikalen Rändern lieber

Die neue nationale sozialistische Linke
Mit ihrer Führerin Wagenknecht nutzt es
Zumal Nähe zur ehemals SED östlich als
Zumindest konservativ statt bürgerlich gilt

Wo die BRD zu lange offene Integration
Nicht genügend thematisierte gab es
Im Osten nur Lager für sogenannt Fidschis
Die sozialistische Insel blieb reinrassig

Natürlich gab es die internationale Solidarität
Aber das war übliches SED Geschwätz halt
Keiner kümmerte sich ernsthaft noch darum
FDJ war Hitlerjugend nur blau statt braun

Sachsen ist nicht so viel schlimmer
Als der ganze übrige Osten sonst auch
Es wählt halt fast die Hälfte eher radikal
Die BRD muss endlich sich integrieren

Der Osten hieß bei der Wiedervereinigung
Die keine sein sollte das Beitrittsgebiet
Dessen Integration ist deutlich mangelhaft
Unter die Werte des guten Grundgesetz

Nicht Sachsen ist an allem schuld
Keines der östlichen Bundesländer
Schneidet dabei wirklich besser ab
In Mecklenburg sieht es genauso aus

Wo die bürgerliche Mitte zerstört wurde
Aus Gründen extremistischer Propaganda
Fehlt der liberalen Demokratie die Basis
Das sollten wir beim Namen nennen

Unausgesprochen sind viele Werte
Auf denen das Grundgesetz basiert
Sie konnte auch früher bürgerliche
Nominell radikale Linke integrieren

Wo diese Basis im Konsens fehlt
Laufen politische Botschaften leer
Der Osten hatte keinen Konsens
Über gemeinsame Werte mehr

Die SED-Führung wurde verspottet
Der Sozialismus krachend gescheitert
Hinterließ erstmal nur große Leere
Die Populisten nun lautstark füllen

Das ist kein Problem von Sachsen
Solches findet sich überall östlich
Mangels Achtung bürgerlicher Werte
Der unausgesprochenen Basis

Die Kanzlerin lebte in der Ausnahme
Die Kirche bildete eine Welt für sich
Hier konservierten bürgerliche Werte
Zumindest ein Leuchtturm im Osten

Chemnitz ist nicht schlimmer als Wismar
Dresden kaum radikaler als Schwerin
Erfurt nicht viel besser als Magdeburg
Angst und Ratlosigkeit hier wie dort

Es wird sich nicht schnell wieder ändern
Dazu fehlt die demokratische Basis zu sehr
Aber es sollte endlich benannt werden
Um mit dem Wiederaufbau zu beginnen

Die Linke ist so wenig Partner wie Rechte
Die demokratische Mehrheit zu stärken
Wer mehr bürgerliche Werte wieder will
Muss die Mitte stärken und östlich finden

Der Osten ist nicht rot oder braun
Er schlingert leberwurstgrau noch
Wie einst die DDR überall gewesen
Da sind krasse Farben gut sichtbar

Es wird sich am Problem nichts ändern
So lange Verantwortliche es nicht auch
Beim Namen nennen etwas zu ändern
Dem Osten fehlen bürgerliche Werte

jens tuengerthal 30.08.2018

Mittwoch, 29. August 2018

Privatbürger

Was bleibt vom Bürger übrig
Nach dem Verlust des Privaten
Für den öffentlichen Konsum
Fragte sich Adorno einst noch

Ist einzig mehr Bescheidenheit noch
Wie Theodor W. meinte angemessen
Als Antwort nur nicht aus Erziehung
Sondern aus Scham über die Hölle

Bescheidenheit ziert die Großen immer
Kann zwar peinlich übertrieben sein wo
Sie kleiner tut um größer nur zu wirken
Aber bleibt ein konstruktiver Ansatz

Scham über die reale Hölle liegt uns ferner
Wird ganz privat verständlich für den aus
Hitlerdeutschland vertriebenen Juden noch
Vor Ende des Krieges in der minima moralia

Die Heimat war zur Hölle geworden für viele
Tod und Vernichtung der bürgerlichen Welten
Nach gestörten rassischen Prinzipien ohne
Eine real wissenschaftliche Grundlage je

Wie Celan frage ob nach Auschwitz noch
Lyrik auf deutsch möglich sein wird in der
Sprache der Vernichtungsmaschinerie ist
Weiß Adorno nicht atmen außer beschämt

Viel mehr gefangen in der Hölle des Konsum
Müssen wir heute uns wieder fragen was bleibt
Uns an Privatheit in der digitalen Welt und wozu
Sind Intellektuelle da als die Feinde der Bürger

Die adornosche Dialektik hat sich erledigt
Intellektuelle sind längst bürgerlich auch
Wenn sie sich gerne rot links anmalen
Ist ihr Wesen das der Bürgerlichkeit

Wir brauchen keine Freund-Feind-Lager
Zwischen Bürgern und Intellektuellen mehr
Die Grenzen des Privaten verschwimmen
Jenseits der AGBs sozialer Netzwerke

Wir atmen noch und können genießen
Dürfen laut infragestellen im freiesten
Jemals hier existenten Land aller Zeiten
Unter größtmöglichem Wohlstand dazu

Die einst Alternative hat sich erledigt
Die ehemalige Sowjetunion wurde von
Russland unter Zar Putin beerbt der mit
Gasgeldern Demokratiefeinde finanziert

Alles was ich virtuell schreibe wird wie
Jedes mobile Telefonat zu aller Zeit
Von wirkungslosen Nachrichtendiensten
Überwacht die immer mehr wissen

Die Masse des Wissens wie die längst
Intime Vollständigkeit aller Kontrolle hat
Den Traum aller Geheimdienste nahezu
Wertlos in der Realität wieder gemacht

Was heißt Privat heute
Wo fängt es an wo endet es
Wer darf darüber entscheiden
Wie privat will ich noch sein

Das Bürgertum muss sich fragen
Was von seinen Ideen und Werten
Nach dem Verlust des Privaten in
Der digitalen Gesellschaft bleibt

Wie lebe ich die bürgerlichen Ideale
Die Quelle der Freiheitsrechte waren
Im öffentlichen Raum ohne Privatheit
Was macht die Bürger wieder stark

jens tuengerthal 29.08.2018

Naturtöne

Was sind die Töne der Natur
Welche sind noch natürlich
Was empfinden wir künstlich
Worauf baut die Unterscheidung

Thoreau berichtet in Walden
Sehr anschaulich von Tönen
Welche ihm fehlen welche nicht
Was er dagegen deutlich hört

Natürlich hört er draußen Vögel
Wenn sie singen oder da sind
Weniger hört er in seiner Hütte
Am Ende nur das Eichhörnchen

Deutlich dagegen die Eisenbahn
Deren Personal ihn schon grüßt
Wie einen alten Bekannten nur
Vom täglich Vorüberfahren vertraut

Vielfältig beschreibt er den Klang
Der vom fauchenden Stahlroß wie
Seiner teils lebendigen Ladung tönt
Wie die Eile alles übrige übertönt

Den Schrei des Hahns vermisst er
Staunt über dessen lautes Organ
Dass gackernde Hühner ermahnt
Viele Menschen zur Arbeit ruft

Nie hätte er diesen wilden Fasan
Der einst aus Indien ausgewildert
Gehört sich von ihm stören lassen
Auch wenn es wohl erstrebenswert

Der Hahn der immer früher kräht
Steht beispielgebend für unser Streben
Schneller eher besser immer zu sein
In und für was auch immer dabei

Die Eisenbahn ist das lärmende Dampfross
Dass laut durch in seine Einsamkeit eindringt
Stampfend fauchend pfeifend mehr Raum
Fordert als es einem Transportmittel zusteht

Sie verunsichert Tiere und betäubt Menschen
Wie es heute noch mehr Flugzeuge überall tun
Als müssten wir überhaupt in die Luft gehen
Für den vermeintlichen Gewinn an Zeit

Thoreau kennt noch keine Raketen oder Flieger
Keine Überschalltunnel oder Teilchenbeschleuniger
War nicht überall auch immer allzeit erreichbar
Gelegentliche Züge waren Eindringling genug

Die Stille hören aber konnte er viel besser
Vielleicht weil er sich weniger bewegte
Den Dingen um sich mehr Raum gab
War darum mehr in und bei sich

Viele eilen heute mit Tempo um die Welt
Damit ihnen Gurus irgendwo Wege zeigen
Mit denen sie wieder zu sich finden wollen
Besser sie blieben alle viel mehr da

Wer sich rasant durch die Welt bewegte
Galt meiner Generation als weltgewandt
Ein Siegertyp der sich überall auskennt
Dabei sind solche meist nur haltlos arm

Manche hören heute Wale in Alaska an
Morgen Gebetsmühlen in Tibet leiern
Dann Dampfer im Ozean laut tröten
Um im Lärm einer Großstadt zu enden

Alle die sich um die Welt bewegen
Verursachen dabei immer mehr Lärm
Der uns weniger hören lässt was ist
Aber was ist schon noch natürlich

Bald werden mehr das Meer wie
Den Urwald nur aus der Dose gehört
Haben fraglich nur was besser ist
Für die Natur und ihre Hörer

Wer auf die Töne der Natur hören will
Muss ganz still stehen um zu merken
Was sich um ihn an Schallwellen bewegt
Aufhorchen auch jenseits des Nichts

Aber wen interessiert das Nichts noch
Wozu auf Nachtigallen nächtelang warten
Wenn sie auf YouTube sofort verfügbar
Womit gewinnt die Natur dabei mehr

Wollte einst O-Töne von brünftigen Hirschen
Kletterte ins Gehege mit Tonbandgerät leider
Hörte und sah ich nur Wildsauen viel zu nah
Floh aus dem Wald und nahm eine Platte auf

So stammten die schönsten O-Töne in meiner
Reportage aus dem Herbstwald Anfang der 90er
Schon aus nichtdigitalen Konserven damit es
Echter wirkte als was ich in der Natur vorfand

Viele Hörer begeisterten die eingespielten Töne
Sie berichteten von eigenen Walderlebnissen
Die Sendung bekam damals ein großes Echo
Auch wenn es eigentlich nur Fake-News war

Die Vermittlung eines Gefühls von Natur
Funktionierte besser ohne echte O-Töne
Der Anschein machte die Hörer glücklicher
Als meine echten Erlebnisse in der Natur

Seitdem galt ich im Sender als Spezialist
Für Naturthemen dabei hatte ich Natur nur
Aus der Konserve gezaubert im Radio das
Als Klang kaum gehört schon verklungen

Echt waren die Aufnahmen der Tiere
Die mir ein großer Naturschützer lieh
Mit dem lokalen Wald hatten sie nichts
Zu tun aber die Klangqualität war gut

Lieber ließen sich die Zuhörer täuschen
Über die Echtheit der Naturklänge um sich
Mit entsprechender Erwartung an ihre Natur
Wie die dort nie gehörten Klänge zu erinnern

Untermischte mein Waldgetrampel ohne
Auffällige Töne mit denen aus der Konserve
Bekam noch mit Tonbändern eine Mischung
Die ziemlich realistisch klang am Ende hin

Die Natur liefert vielfältige Töne immer wieder
Heute schiene mir die Stille wichtiger als sonst
Möglichst realistisches Röhren wie ich sie noch
In einsamen Winternächten im Wald hören durfte

Weiß nicht wie der Wald klingt außer vielleicht
Immer verschieden je nach Jahreszeit auch
Hirsche röhren im Frühling Vögel schweigen
Eher im Winter noch viel mehr

jens tuengerthal 29.08.2018

Dienstag, 28. August 2018

Naturnah

Wann leben wir wirklich naturnah
Wenn wir in der Natur im Wald sind
Wie Thoreau es in Walden selbst tat
Wenn wir uns ihr egal wo anpassen

So beschreibt Thoreau in Walden fein
Sein Putzen zu dem er alles raus stellte
Mit Wasser und Sand den Boden schrubbte
Möbel und Habseligkeiten auf der Wiese

Spannend dabei ist seine Beobachtung
Wie gut Möbel dorthin passten als hätte
Die Natur es beim Schreiner abgeschaut
Oder dieser die Natur vermutlich imitiert

Macht es der Wechsel des Ortes erst
Der alles ins Grüne trägt zum Putzen
Durch den wir die Nähe erkennen oder
Ist Erkenntnis niemals ortsgebunden

Bringen uns bestimmte Möbel näher
Zur Natur wenn hölzern oder rustikal
Kommt es auf Form oder Material an
Muss unsere Natur dazu grün sein

Wessen Natur alles Grünzeug fern
Der wird im hölzernen Ökohaus nie
Seine Heimat finden weil genau das
Seiner Natur innerlich widerspräche

Heißt naturnah zu leben darum mehr
Bei sich und seiner Natur zu sein
Oder wie Thoreau es meinte in der
Ursprünglichen Wildnis der Natur

Viele Wege führen immer zum Glück
Wahrheit ist Erfindung eine Lügners
Woher sollte ich wissen was richtig
Solange sich alle dabei wohl fühlen

Menschen die bei sich sind leben
Am glücklichsten sind ausgeglichen
Mit oder ohne Ökosiegel dabei ist
Harmonie eine Quelle des Friedens

Vielleicht heißt naturnah zu sein
Zuerst bei sich anzukommen um
Seiner Natur auch nah zu sein
Weil alles andere eher fern liegt

Es ist egal wo ich lebe und was ich
Dafür tue zu überleben solange wie
Was ich tue auch mir entspricht also
Ein Leben nahe meiner Natur führe

Alles übrige ergibt sich wie immer
Aus den Grundsätzen des auch hier
Gültigen kategorischen Imperativs
Der ohne Götter für Harmonie sorgt

So bin ich sehr für naturnahes Leben
Jeder möge seiner Natur entsprechend
Nach Glück streben mit Rücksicht auf
Die verschiedene Natur der anderen

Frage mich manchmal ob nicht dabei
Manches sich natürlich gliche weil wir
Uns im Wesen nicht sehr unterscheiden
Aber das ist dann eben auch naturnah

jens tuengerthal 28.08.2018

Montag, 27. August 2018

Sächsistisch

Es ist nicht typisch Sachsen
Wenn der Mob in Chemnitz
Menschen hetzt nach einem
Mord an einem Deutschen

Bestimmt gibt es sogar dort
Menschen die es verurteilen
Wie groß der Hass längst ist
Vorurteile sind immer schlecht

Aber hat wirklich noch Vorurteile
Wer feststellt wiedermal Sachsen
Wo das LKA zu Pegida auch geht
Die Rechten immer stärker werden

Müssen wir Mitleid haben weil Chemnitz
Mal Karl Marx Stadt hieß und Identität fehlt
Weil arme Ossis ohne Perspektive da leben
Braucht Sachsen nun unsere Liebe

Ist die Integration einfach verpasst worden
Weil nicht einfach zusammenwächst was
Schon lange nicht mehr zusammengehört
Brauchen die Sachsen Nachhilfe in Demokratie

Keiner hatte was gegen die Sachsen
Es gibt dort bestimmt auch nette Leute
Aber wer soll dort Demokratie sichern
Wenn 43% radikale Parteien wählen

Einzelfälle müssen immer im Einzelfall
Betrachtet werden und die Ausnahmen
Als solche behandelt werden aber wer
Tendenzen übersieht ist schon blind

Wo allein AfD und Linke soviel Stimmen
Wie die übrigen Parteien zusammen haben
Gibt es keine nur laute radikale Minderheit
Da hat der Freistaat ein breites Problem

Es soll wie schon gesagt nicht gegen die
Guten Sachsen gehetzt werden die es dort
Bestimmt auch gibt kenne sogar welche
Aber was tun mit der radikalen Mehrheit

Schönreden und verharmlosen hilft keinem
Sachsen entfernt sich weiter aus der Mitte
Es liegt ja auch ganz am östlichen Rand
Oder ist das schon wieder sächsistisch

Sachsen hat auch viele schöne Seiten
Nur was machen wir mit dem Häßlichen
Was sich immer wieder peinlich zeigt
Welche vernünftige Perspektive gibt es

Wer leistet endlich Integrationsarbeit
Erklärt den Menschen unsere Werte
Die sie auch 28 Jahre später sichtbar
Nicht verinnerlicht haben in Mehrheit

Ein Mord ist schrecklich und die Täter
Werden im Rechtsstaat bestraft werden
Allein der Staat ist dafür zuständig was
Im Pegida-Land wohl nicht alle verstehen

Wir haben ein Problem mit der Einheit
Es gibt sie bis heute nur formell aber
Wie sollen sich Menschen integrieren
Wenn ihr Staat keine Richtung gibt

Brauchen wir schon Reisewarnungen
Ausländer lieber nicht nach Sachsen
Zumindest afrikanischen Freunden
Rate ich vom Osten schon lange ab

Wie aber erreichen wir die Integration
Wenn die Mehrheit radikale Hetzer wählt
Die Ämter von besorgten Bürgern längst
Geführt wie sich die Pegiden nennen

Die Folgen dort sind längst absehbar
Investoren ziehen sich lieber zurück
Armut und Radikalisierung steigen
Der Rest bezahlt den armen Osten

Es gibt für die Integration kein Rezept
Weder Bring- noch Holschuld allein
Beide Seiten müssen sich bemühen
Was inzwischen kaum möglich scheint

Dort ist normal was im Westen verpönt
Hetze gegen Ausländer eher alltäglich
Toleranz wird ganz klein geschrieben
Aber vom Rest unbedingt erwartet

Habe keine Vorurteile gegen Sachsen
Nur wie gehen wir mit Tatsachen um
Wenn immer mehr Menschen inzwischen
Vom Wertekonsens radikal abweichen

Kann leider keine Antworten geben
Stelle nur Fragen wie es weiter geht
Sorge mich um den Zusammenhalt
Wir haben hier ein Sachsenproblem

jens tuengerthal 27.3.2018

Anderenlüge

Viele lügen sich gern vor
Sie täten ganz viel nur für
Andere aus Nächstenliebe
Oder schlicht Altruismus

Sie meinen ihr Egoismus
Der ihnen Befriedigung schenkt
Wo sie sich vormachen sie folgten
Ihm überhaupt nicht sei besser

Dabei sind sie nicht weniger
Egoistisch als anderen einzig
Weniger ehrlich vor sich und
Den Opfern ihres Altruismus

Wer etwas tut erwartet etwas
Als Reaktion seiner Handlung
Folgt dem Gesetz der Kausalität
Wer es leugnet ist mindestens naiv

Dies zu wissen ist gut und bleibt
Ehrlicher im Leben weil es alles
Vernünftig bilanzierbar macht statt
Sich gefährlicher Illusion hinzugeben

Es gibt keine guten Feen und Prinzen
So wenig wie Magie und Zauberei hilft
Außer in der Phantasie besser zu leben
Sondern es sind alles nur Menschen

Belügen wir uns nicht irgendwer sei
Besser als wir und machen wir uns
Nichts vor zu meinen wir seien gut
Wenn wir unsere Natur verleugnen

Der Mensch ist wie jedes Tier Natur
Solche strebt nur nach Befriedigung
Altruismus als Illusion befriedigt uns
Aber ändert nichts an unserer Natur

Lügen wir uns nicht länger etwas vor
Wie es die verlogene Kirche uns lehrte
Wir sind Egoisten und das ist auch gut so
In der Summe dient es dem Vorteil aller

jens tuengerthal 27.08.2018

Nichtsglück

Hat Nichtstun einen Wert
Oder kann das nie sein
Weil aus nichts nie was wird
Außer wir lassen es zu

Thoreau denkt darüber nach
Wie wichtig es ihm doch ist
Vom Sonnenaufgang bis Mittag
Nur in der Sonne zu liegen

Nicht um sich zu sonnen
Auch nicht als Liegekur
Wie Mann im Zauberberg
Sondern um zu wachsen

Nicht an Länge mehr mit 30
Auch weniger in die Breite
Was den Faulen nachgesagt
Sondern über sich hinaus

Frei fand sich Thoreau im Wald
Dort am Waldensee wo keine
Uhr seinen Tag zerhackte so wenig
Wie er noch Wochentage kannte

Der Rhythmus der Natur bestimmte
Wie seine Lust den dort Tagesablauf
Die Tiere folgten der inneren Uhr die
Dem Lauf ihres Tages meist entsprach

Die einen kamen erst mit dem Licht
Andere verschwanden mit ihm ganz
Auch die Geräusche änderten sich so
Im Laufe des Tages immer wieder

Jede Zeit hat ihren Klang den aber
Nur wahrnimmt wer gut zuhört was
Um ihn geschieht statt selbst tätig
Ständig pflichtbewusst zu sein

Denke an ein wunderbares Gedicht
Heute tat ich nichts aber viele Dinge
Geschahen in mir damit alles wieder
Seinen Platz findet im Gleichgewicht

Ist dies thoreausche Nichtstun nun
Eine Sünde wider den Herrn der
Die Puritaner zur täglichen Arbeit ruft
Oder eine Würdigung dessen was ist

Völlig herrenlos ist mir der Aberglaube
Bei der Beurteilung der Moral ganz egal
Lebe für die größtmögliche Lust allein
Die dem kategorischen Imperativ genügt

Genügt das Nichts für alles im Leben
Oder ist es immer nur ein zu wenig
Gegenüber dem eigentlich möglichen
Wonach sollte sich dies beurteilen

Weniger ist in vielem sicher mehr
Wissen wir ökologisch wie emotional
Wo beide am Übermaß eher leiden
Gleichmaß eher Harmonie verspricht

Nicht mehr irgendwo hin zu müssen
Ist den gehetzten Wesen unserer Zeit
Ein Traum der Entspannung anstatt
Sich für Nichts weiter zu hetzen

Statt nichts zu tun meinen aber viele
In ihrem Urlaub irgendwohin zu müssen
Weil sie Bewegung und Freiheit verwechseln
Lustgewinn aus der Hetze ziehen wollen

Das Glück im Nichts zu erkennen ist gut
Danach zu streben hat wirklich Größe
An der es vielen immer häufiger fehlt
Weil sie aus wenig nichts mehr machen

Die Gelassenheit haben es zu genießen
Tage lang dem Wald und der Zeit lieber
Zu lauschen als etwas zu erledigen zeugt
Von der Größe dessen der Zeit hat

Wer dagegen keine Zeit hat weil er sich
Dem Streben nach Erfolg unterwirft ist
Wirklich ein armer Mensch was viele
In heutiger Zeit leider vergessen haben

Wie Thoreau sich über zwei Jahre nehmen
Um ohne alle Zeit jenseits der überall Uhren
Zeitlos zu leben und am Nichts zu wachsen
Zeugt von kostbarer bleibender Majestät

jens tuengerthal 27.08.2018

Sonntag, 26. August 2018

Bibliothekswert

Welchen Wert hat eine Bibliothek
Für eine Gemeinschaft als solche
Wird sie entsprechend gewürdigt
Oder sparen wir am falschen Ort

Thoreau hält Bibliotheken bereits
Für den idealen Platz der Bildung
Der nachhaltige Werte erst schafft
Auf die jedes Gemeinwesen baut

Weniger Brücken sollten wir bauen
Lieber einen Umweg dafür nehmen
Um Geld in Bibliotheken stattdessen
Unabhängig dauerhaft zu investieren

Es sollte der Staat nicht Unternehmen
Die Auswahl der Lektüre überlassen
Sondern selbst freie Büchereien fördern
Um den Mehrwert Bildung zu schöpfen

Der Geist erst kreiert unsere Zukunft
Schafft Zusammenhalt untereinander
Ist der einzig bleibende Wert für alle
In ihn möchte Thoreau investieren

Kann dem klugen Kopf nur zustimmen
Kostbarer als der Geist eines Volkes
Der seine Zukunft trägt und gestaltet
Scheint mir nahezu nichts im Land

Industrie kommt und geht wie Geld
Dessen primitiver Kreislauf allein
Als Wertschöpfung betrachtet wird
Was weder nachhaltig noch weise

Wer ein Land in Freiheit führen will
Wird in die Bildung mehr investieren
Als in Waffen oder Sozialkassen der
Lüge mangelnder Selbstverantwortung

Bibliotheken wie mehr Schulen auch für
Erwachsene mit lebenslangem Lernen
Sind die Basis dauerhaften Reichtums
Hier muss massiv investiert werden

Wo dies fehlt und Fernsehen stattdessen
Die erlesene Bildung ersetzt erstarken die
Ungebildeten Populisten vom Typ Trump
Die tatsächlich nie ein gutes Buch lasen

Wer der Freiheit Zukunft geben will muss
In ihre Basis die freie Bildung investieren
Um die Gesellschaft vor Dummheit besser
Zu schützen wie sie Intoleranz offenbart

Der höchste Wert einer Demokratie ist
Ihr friedlicher Zusammenhalt getragen
Von einem Konsens erlesener Werte
Auf ihn müssen wir dauerhaft bauen

Investiert darum statt in mehr Panzer
Statt in Gehälter der Abgeordneten
Statt in mehr Straßen und Brücken
Endlich in Bibliotheken als Basis

In Genua stürzte gerade eine Brücke ab
Hunderte Millionen schwer diente sie nur
Dem fließenden Verkehr ohne alle Bildung
Auch darum regieren dort nun Populisten

Mehr noch investieren wir in Straßen Autos
Militär Flughäfen Bahn und alles nur um
Irgendwo unterwegs noch zu sein statt
Weniger zu reisen und mehr zu lesen

Der Wert der Bibliotheken eines Landes
Bleibt auf Dauer und wirkt viel nachhaltiger
Als jede Straße oder Brücke die nur weiter
Land nutzbar macht statt Freiheit zu sichern

jens tuengerthal 26.08.2018

Sexperfekt

Sex im Perfekt ist stets
Stets schon Vergangenheit
Dachte ich früher grammatisch
Heute weiß ich es besser

Wir haben immer perfekten Sex
Ist es vorbei freue ich mich schon
Wieder auf das nächste mal
Weiß es wird wieder perfekt

So ist in ihrer Gegenwart alles
Perfekt und hoffe ich nie Vergangenheit
Sondern ewig lustvolle Zukunft
In perfekter Erinnerung was war

Sex in Perfektion hebt ohnehin
Alle Zeiten dabei davor danach auf
Es verweilt der schönste Augenblick
So wunderschön in seinem Höhepunkt

Was jenseits aller Zeiten ist bleibt
Immer die schönste Erinnerung
Wie perfekter Traum der Zukunft
Dabei mir vollkommen gegenwärtig

jens tuengerthal 25.08.2018

Samstag, 25. August 2018

Lektüren

Sich in den Wald setzen
Mit der Natur leben kann
Jeder ohne große Bildung
Darüber klug zu schreiben
Braucht es reichlich davon

Thoreau spricht auch über
Seine Lektüre im Wald die
Ein Spiegel seiner Bildung
Die sich gern klassisch zeigt
Auf das Original dabei pocht

Mehr Bildung ist für Thoreau
Der Schlüssel zum Wohlstand
Einer Nation wie ihrer Bürger
Sie möchte er mit allen Mitteln
Lieber mehr gefördert wissen

Erst geistige Feinheit würde
Den Reichtum der Nationen
Dauerhaft vergrößern weil
Sie das Fundament der Kultur
Die den Edelmann krönt ist

Statt billiger schlechter Romane
Sollten sie lieber Klassiker lesen
Was geistige Größe erst ausmache
Nach der jeder streben sollte
Fraglich wer darüber urteilen darf

Finde sein Bemühen ehrenwert
Aber mit mehr Erfahrung müßig
Menschen lesen immer am liebsten
Wenn sie es mit Lust am Buch tun
Statt mit Zwang dem Gewissen folgend

Dazu gibt es verschiedene Wege
So unterschiedlich wie alle Leser
Wer Menschen bilden will muss
Die Bildung lustvoll geil machen
Damit verführt was gut tun soll

Wer Massen lesen lassen will
Sollte über seinen Horizont weit
Hinweg oder zurückschauen um
Die Bedürfnisse auch zu treffen
Statt von sich nur auszugehen

Literaten lieben Elfenbeintürme
Dahinein ziehen sie sich exklusiv
Als die Leser des Guten zurück
Erhoben über die tumbe Masse
Die begeistert ihre Bücher kauft

Ist es wichtiger den Homer noch
Im altgriechischen Original zu lesen
Lukrez lateinisch zu buchstabieren
Das Alte Testament auf hebräisch
Den Konfuzius gar auf chinesisch

Kommt es mehr auf das Denken
Dabei wie dadurch an als auf das
Längst uralte Wort der Klassiker
Die nur durch Deutung überleben
Weil Originalität stets Illusion ist

Soll lebendig aktiv sein was gut ist
Oder tot in starrer Gestalt erhalten
Nur längst vergangener Mode nach
Deren Echo sie lediglich noch wäre
Statt die Zukunft zu gestalten

Eine Diskussion wie oft im Theater
Für und wider des Regietheaters
Wurden längst zur Glaubensfrage
Die seltsamste Auswüchse findet
Das Publikum ist gern empört

Lektüre soll sicher aufwecken wie
Zum Denken anregen weiterhin
Um Gesellschaft mitzugestalten
Was starr ist stirbt dabei schlicht
Was an und aufregt aber lebt

Mancher erregt sich über Moden
Auf den Bühnen wie in Büchern
Etwa den Grad der Sexualität dort
Als sei es nicht nur ein Spiegel
Eines natürlich sexuellen Lebens

Eine Gesellschaft entwickelt immer
Die ihr entsprechende Lektüre auch
Sex ist ein immer aktuelles Thema
Wichtiger ist das noch gelesen wird
Als wer dabei Originale buchstabiert

Vielleicht ist der Anspruch gegenüber
Thoreau gesunken der gern die alten
Klassiker als Zentrum noch hochhielt
Vielleicht sind wir einfach toleranter
Um mehr noch teilhaben zu lassen

Selbst schrieb Thoreau auf englisch
Wie Montaigne die Essais französisch
Obwohl beide Latein gut noch konnten
Was beiden sicher mehr Leser brachte
Als humanistische bloße Exklusivität

Gut ist was begeistert und lesen lässt
Was ich gern lese ist meine Sache
Solange Menschen überhaupt lesen
Freue ich mich daran doch genug
Egal ob Klassiker oder ganz trivial

Gerne fragte ich den Klassiker hörigen
Thoreau wer deren Konsens überhaupt
Machte und mit welchem Hintersinn dabei
Worum geht es uns bei der Lektüre noch
Wie wichtig ist ihm die reine Lust dabei

Vielleicht ist es auch typisch puritanisch
Sich gegenüber den großen Klassikern
Klein und unbedeutend fühlen zu wollen
Statt Lektüre voller Lust zu genießen
Von der Thoreau eher weniger wusste

So spiegelt jeder Spiegel seine Zeiten
Vor allem den Horizont des Verfassers
Was er ist und als was er scheinen will
Wobei mir Thoreau zu sehr Lehrer war
Der allen sagte was gut für sie wäre

Könnte auch so eine Liste erstellen
Sicher stünden darauf Werke Manns
Oder Goethe und auch Montaigne
Vermutlich auch der gute Thoreau
Aber das ist für andere eher egal

Es erleichtert die Kommunikation sicher
Wenn es einen Konsens der Lektüre gibt
Aber leicht wird auch schnell langweilig
Warum ich mich vor alle  Rezepten hüte
Der Lust hier lieber folge als Thoreau

jens tuengerthal 25.08.2018

Ostseegold

Bernstein heißt das Gold der Ostsee
Es ist versteinerter Harz der Pflanzen
Aus anderen Zeiten manchmal auch
Leben noch in sich eingeschlossen

Frage mich manchmal ob auch das
Wesen des Fossil dessen Liebhaber
Besser beschreibt als alle Kunst sonst
Lebendig klebrige Masse tot versteinert

Manches wird erst sterbend schön
Anderes ist tot am allerschönsten
Zumindest nicht mehr sterblich
Fragt sich was lebenswert ist

Nimmt Bernstein die Angst vorm Tod
Weil erst schön wenn nichts mehr ist
Ist manche Schönheit zu sterben wert
Was ist überhaupt so lebenswert

Heute würde Leonard Bernstein 100.
Sieben Jahre jünger als meine Großmütter
Starb er mehr als eine Dekade vor beiden
Ist aber längst für viel mehr unsterblich

Bernsteins Kunst war Musik also Klang
Der flüchtiger als jeder Harz dennoch
Ein Gefühl von Ewigkeit uns schenkt
Als sei Unsterblichkeit erstrebenswert

jens tuengerthal 25.08.2018

Geschlechterneigung

Zeigt sich im Sex am klarsten
Unser Wesen nach seiner Natur
Sind wir eindringlich oder erfüllt
Entsprechend unserem Geschlecht

Dringe leidenschaftlich gern ein
Dabei steht erregt etwas von mir ab
Bin ein Höhlenmensch vom Wesen
Eng und dunkel macht mich an

Ein errigierter Penis erregt mich nicht
Eine warme Höhle dagegen um so mehr
Schöne feste Brüste finde ich stehend geil
Außer bei Männern da sind sie peinlich

Umgekehrt bei meiner Liebsten
Das steife Glied macht sie heiß
Dann öffnet sie sich mittig feucht
Will mich in sich irgendwo haben

Das scheint unsere Natur zu sein
Darum klappt die Fortpflanzung
Bereitet jedem auf seine Art Lust
Aber sagt es etwas über unser Wesen

Im heißesten Akt wird sie leidenschaftlich
Gern auch fest von mir rhythmisch gestoßen
Das treibt uns beide zum Höhepunkt doch
Erreicht sie ihn immer wieder auf mir reitend

Sagt die Stellung dabei etwas über die
Stellung zueinander dabei und sonst
Oder ist Befriedigung der Lust völlig
Unabhängig vom sonst sozialen Kontext

Handeln wir beim Sex ganz natürlich
Folgen den Trieben unserer Natur
Ist sie unser Wesen in Reinkultur
Oder ist es immer auch ein Kampf

Geht es bei der Suche nach Befriedigung
Um größtmöglichen Einklang mit der Natur
Oder offenbaren wir unverstellt ehrlich so
Erst unsere wahre auch soziale Natur

Manche meinen wir wecken so das Tier
Fragt sich ob das ein Kompliment ist
Oder ist triebhafte Natur ganz jenseits
Von Gut und Böse weil bloß natürlich

So lange es gut passt fragt es sich nie
Dann genießen wir es natürlich ganz
Fraglich wird's bei sozialen Kontrollen
Oder dem Missbrauch von Macht

Wenn es nicht so perfekt passt
Wie bei mir und meiner Liebsten
Lasse ich es lieber ganz für immer
Was ich heute für alle sonst sage

Das Besondere zu schätzen wissen
Gibt dem biologischen Trieb Inhalt
Alles wollen würde schnell beliebig
Das Gefühl erst macht es perfekt

Gefühl mischt sich also mit Trieben
Oder ist die Emotion Teil der Natur
Wie dann aber auch der Verstand
Als natürlicher Teil meines Wesens

Was aber bleibt dann von der Natur
Deren Wesen sich im Sex offenbart
Wenn Leidenschaft logisch vernünftig
Können wir es überhaupt genau sagen

Das Thema scheint unendlich komplex
Merke der anfängliche Plan war zu eng
Besser es voller Lust einfach nur tun
Wenn zwei Wesen sich darin finden

Damit bleibt obige Fragen unbeantwortet
Aber ich folge meiner Natur in die Liebste
Womit unsere beiden Wesen glücklich
Was mehr könnte Natur noch wollen

jens tuengerthal 24.08.2018

Freitag, 24. August 2018

Zeitfluss

“Die Zeit ist nur ein Fluß, in dem ich fischen will, Ich trinke daraus, aber während ich trinke, sehe ich seinen sandigen Grund und entdecke, wie seicht er ist. Seine schwache Strömung verläuft, aber die Ewigkeit bleibt. Ich möchte in tieferen Zügen trinken, im Himmel fischen, dessen Grund voller Kieselsteine liegt.”
[Henry David Thoreau, Walden, Kapitel 2 am Ende]

Im ewigen Fluss der Zeiten sucht
Thorau stets nach dem wo und wofür
Er lebt und weiß wer achtungsvoll und
Ohne Eile ist zur Wirklichkeit vordringt

Er könnte leicht ohne Post leben meint er
Weil in unseren Zeiten zu eilig gelebt wird
Er sich aber gegen den eiligen Strom stellte
Vor über 150 Jahren als wäre es heute

Dringende Nachrichten verlacht er
Was wäre schon wirklich wichtig etwa
An englischen Ernten außer für die
Spekulanten und ihre darauf Wetten

Kaum können wir uns vorstellen ohne
Smartphone auf dem wir regelmäßig
Über alle Nachrichten informiert werden
Jeden Brief in Echtzeit bekommen zu leben

Ist die Zeit uns noch ein seichter Fluss
Auf dessen sandigen Grund wir durch
Klares Wasser noch blicken können
Oder längst eher eine trübe Untiefe

Sehen wir den Platz der Ewigkeit
Aus schwacher Strömung ragen
Oder liegt unser Himmelsgrund
Schon vorher voll tückischer Felsen

Reißen wir uns tödlich die Leiber auf
An jenen kantigen Felsen im Strom
Verbluten zwischen nichts und immer
In der Warteschleife der Unendlichkeit

Wie wäre es die Zeit nicht mehr halten
Zu wollen im ewigen hätte ich doch
Sondern einfach anstatt zu tun was
Wir schon immer eigentlich wollten

Sich kein morgen mehr länger quälen
Lieber vom gestern weiter schwärmen
In immer genossener Gegenwart weil
Was kommt doch immer besser wird

Nehme ich den riesigen Strom der Zeit
Als keinen Bach zwischen Hügeln die
Fundament meiner Staudämme waren
Sehe ich sandigen Grund mit Kieseln

Der Durchblick des klaren Wassers
Lässt tiefer blicken als wir hoffen
Solange wir in trüben Teichen fischen
In deren Schlamm die Aale modern

Lasse die Aale lieber am Grund
Mögen sie im Dreck weiter wühlen
Trinke aus klaren Quellen der Vernunft
Nehme den Zeitstrom an seinem Beginn

jens tuengerthal 24.08.2018

Waldbrandenburg

Früher galt immer:

Es gibt Länder, wo was los is
Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt
BRANDENBURG BRANDENBURG

Aber heute haben sie einen Waldbrand in Brandenburg am Waldrand von Jüterborg

Da ist südlich von Potsdam richtig was los
Alle Nachrichten berichten vom Waldbrand
In Brandenburg Hallelujah in Brandenburg

Alle fürchten den Brand in Brandenburg
Sogar Berlin bekam Katastrophenmeldung
Aus Brandenburg wo es brannte um die Burg

Feuerwehr Polizei und Bundeswehr sind
Im Einsatz in Brandenburg ohne Regen
Keine Kontrolle des Brandes bei Wind
Die Monokultur ist wirklich ein Segen

In Brandenburg hat wieder jemand
Feuer gelegt bis aller Wald verbrennt
immer größer wird dort der Brand
Aus den Dörfern jeder wegrennt

In Brandenburg ist mal richtig was los
Alle Welt schaut nach Brandenburg
Der Kiefernwald zwar nur einmal brennt
Doch inzwischen jeder Brandenburg kennt

Dorfdisco und Landpomeranzen war gestern
Rechte Schläger und AfD ist halt Sachsen
Während es in Brandenburg richtig brennt
Wer denkt da noch an Ausländerhass

In Brandenburg wo der deutsche Wald brennt
Hat eben Mutti um Kevin im Graben geflennt
Doch heute lebt die internationale Solidarität
In Brandenburg in Brandenburg ist was los

Bisher gab es nur Kiefern und Seen
Nun brennt es wie in Kalifornien
Bald gibt es hier auch noch Wüste
In Brandenburg wo nie was los war

Nun endlich sind sie wer in Brandenburg
Alle Welt schaut nach Teltow-Fläming oh yeah
Und der Rauch zieht bis ganz nach Berlin
Brandenburg sagt an was dort los ist

Waldbrand am Waldrand in Brandenburg
Halleluja jeder kennt nun Brandenburg
Alle Berliner fürchten nun die Mark
Halleluja dem Waldbrand in Brandenburg

jens tuengerthal 24.08.2018

Donnerstag, 23. August 2018

Julianer

Die Julianer heißen Julier
Ihnen entstammte jener Julius
Nachdem die Kaiser so heißen
Waren das julianische Geschlecht
Eines der vornehmsten Roms

Sie stammten aus Alba Longa
Der Sage nach ist ihr Stammvater
Ascanius oder Julus der noch ein
Sohn des Aeneas aus Troja war

Über den Trojaner der selbst Sohn
Der Aphrodite der Sage nach war
Sahen sich die Julier den Göttern
Verwandt in ihres Stammes Herkunft

Glaube längst an keine Götter mehr
Wozu auch höhere Götzen anbeten
Wenn die Natur so wunderbar genug
Aber bete meine Julia täglich an

Wer das nun für paradox hält
Versteht wohl nichts von Liebe
Die dies ihrem Wesen nach ist
Wie wären wir sonst so närrisch

Die Liebe ist wohl Teil der Natur
Gibt der Fortpflanzung den Rahmen
Der sicheres Aufwachsen garantiert
Dafür uns große Lust bescheren kann

So habe ich nur doch eine Göttin
Jene Julia die schöner als alle
In jeder Hinsicht und Lage verzaubert
Das Glück meines Lebens wurde

Sie ist menschlich und alles dabei ist
Ganz natürlich für Geist und Triebe
Die vollkommen miteinander harmonieren
Was könnte göttlicher mir erscheinen

Der tägliche Gottesdienst für sie beginnt
Mit dem morgendlichen Liebkosen ihrer
In meinem Arm träumenden Schönheit
Ist also bereits mehr als himmlisch

Über weitere Messen schweige ich
Sie werden nach dem Erwachen erst
Allerorten hingebungsvoll gelesen
Wie es dem Paradies halt entspricht

Dieses vollkommene Glück hat heute
Am 23. ihren eben Geburtstag was ich
Kaum zu sagen wage in unverdienter Gnade
Mit der ihre Liebe mich einst noch eroberte

Über das Alter der Frauen schweigt der
Gentleman besser zu allen Zeiten außer
Es ist jenseits aller Vorstellung nur noch
Ein ferner Traum für einen der beiden

Ein Vierteljahrhundert älter scheint mir
Die magische Zahl so fern schon zu liegen
Dass ihre Erwähnung für mich eher der
Einer benachbarten Galaxie wohl gliche

Göttinnen haben kein Alter sie sind
Natürlich unsterblich da ich sie längst
Zu meiner machte spielen Zahlen keine
Rolle mehr denke ich und vergaß sie

Weiß nicht mehr wie alt meine Frau ist
Sehe nur wie jung und schön sie bleibt
Während mir die Schläfen längst grau
Wird sie jeden Tag immer schöner

Heute vor irgendwann also hat sie
Einmal damit angefangen sich mit
Fast Lichtgeschwindigkeit noch der
Vollkommenheit jährlich zu nähern

Längst überschritt sie die Grenze
Zu weiblicher Vollkommenheit bevor
Wir uns trafen so genieße ich diese
Als himmlisches Aroma um mich

Der 23. ist ein vielfach besonderer Tag
Doch schweige ich zu allen Details nun
Genieße  lieber weiter mein göttliches
Geburtstagskind menschlich zu feiern

jens tuengerthal 23.08.2018

Lebensaufgabe

Jeder Mensch meint Thoreau
Hat die Aufgabe sein Leben
Würdig zu gestalten in allen
Einzelheiten der Betrachtung

Thoreau zog in den Wald um
Dem Leben näher zu treten
Damit er alles lernen könne
Was es ihn zu lehren hatte

Dies war ihm so wichtig damit
Er nicht das Gefühl hat wenn
Es ans Sterben geht nie gelebt
Zu haben weil es so kostbar ist

Tief bis in die Mark leben wollen
Um alles Leben voller Lust dabei
Aufzusaugen ohne Entsagung um
Es direkt an der Wurzel zu erleben

Dort wo das Leben gemäht wird
Wollte Thoreau es in die Enge treiben
Es auf seine Wurzel reduzieren um
Alles von ihm erkennen zu können

Kenne diesen Anspruch nur zu gut
Danach lebte mein Vater immer
Der von Wald bis Wissenschaft
Sein Leben lang ein Suchender war

Habe lange Zeit vieles nicht beachtet
Vielleicht um mich auf wichtiges lieber
Zu konzentrieren vermutlich aber eher
Weil ich ein dummer Ignorant darin war

Das Vorbild des Vaters lehrte Neugier
Auf alles und immer statt Konzentration
Was mich überfordert eher abschreckte
Zog mich zurück um mich nicht zu verliere

So hat die Naturkunde meines Vaters
Der gefühlt jeden Baum und jede Blume
Kannte und wissenschaftlich bestimmte
Den Knaben Jens davon abgeschreckt

Der familieninterne immer Wettkampf
Erster der Besserwisser zu sein ging
Damit in Teilbereichen verloren wofür
Vertieftes Wissen in anderen es gab

Irgendwann stellte ich fest mit diesem
Zunächst Trotz nichts zu verpassen
Sondern meinen Weg zu finden der
Später erst den anderen kreuzte

War ich nun lieber ein reduzierter
Spezialist für Literatur und Geschichte
Einer der vielen überall Fachidioten
Nur ohne passendes Jodeldiplom

Muss ich mich für alles interessieren
Um ins Leben ganz tief einzutauchen
Es voller Lust in allem aufzusaugen
Oder traf sich alles auf seinem Weg

Bedenke ich wie sich vieles gleicht
Frage ich mich ob nicht alles doch
In allem im Detail immer schon steckt
Urknall und Orgasmus sich ähneln

Zu dieser Theorie der Parallelen will ich
Später noch an anderer Stelle detailliert
In Versen philosophieren doch hier reicht
Die Frage nach der Lebensaufgabe aus

So es meine Aufgabe im Leben ist sich
In Geschichte und Verse zu vertiefen
Wird sich die ganze Welt darin spiegeln
Der Sache darin ich auf den Grund gehen

Fern lag es mir immer Pflanzen zu bestimmen
Nach den Sternen zu sehen oder Gesteine
Aufzuschlagen als Spiegel der Erdgeschichte
Dafür suche ich Worte dies weiter zu erzählen

Im Gegensatz zu Thoreau hier denke ich
Es gibt nicht den einen Urgrund allen Seins
Jeder suche seine Gründe irgendwo für sich
Freude dabei zu haben ist was alleine zählt

Parallel aber wieder mit Thoreau merke ich
Wie sich bei jeder Suche im Detail nach egal
Welcher Erkenntnis sich die Interessen treffen
Weil dann doch alles mit allem zusammenhängt

Darum erfinde ich keinen Schöpfer für mich
Kenne keine Götter und sehe in allem Natur
Die ich als solche achte und genieße was
Als Genuß wohl lebenslänglich Aufgabe ist

So trifft sich in den Aufgaben wenn wir
Auf den Grund der Dinge gehen wieder
Was uns vorher in Welten streng geteilt
Geschieden schien als eines in vielen

jens tuengerthal 23.08.2018

Sächsismus

In Sachsen proleten Mitarbeiter
Des LKA ganz privat bei Pegida
Mehr muss keiner mehr wissen
Dieser Staat ist im Kern verseucht
Treten wir ihn einfach an Polen ab

jens tuengerthal 23.08.2018

Mittwoch, 22. August 2018

Nichtsmehr

Auf nichts freue ich mich mehr
Als die Rückkehr meiner Liebsten
Heute kommt sie zu und mit mir
Endlich kein Tag mehr warten

Wenn nichts mehr bleibt
Ist alles da zumindest wenn
Vorher eine fehlte ansonsten
Bliebe ja auch nichts mehr

Mehr oder weniger nichts
Ist schwer denkbar solange
Nichts ist was aber nie ist
Wenn etwas wieder ist

Mit null enden die negativen Zahlen
Jenseits davon beginnen die positiven
Wenn sie nicht mehr weg ist endet
Die negative Zeit im positiven Glück

Nichts ist mehr als nichts weil nichts
Bekanntlich nichts ist also unendlich
Warum das komparative mehr nichts
Taugt über das Nichts etwas zu sagen

Nun ist es kein Tag mehr bis sie kommt
Was soll ich noch dazu sagen außer
Wie ich mich freuer darauf darob darunter
Nichts mehr brauche ich noch zum Glück

jens tuengerthal 22.08.2018

Königsfreiheit

Ich bin König, soweit als das Auge mir reicht,
Mein Recht kann mir keiner bestreiten. [H.D. Thoreau nach William Cowpers)

Könige sind selten wirklich frei
Sie stehn im Zwang des Hofes
Hängen an Herrschaft über Land
Stehen ständig unter Beobachtung

Als freier Mensch wollte ich nie
Etwa König von Deutschland sein
In Knabenmorgenträumen war ich’s
Dort diente das Reich nur der Lust

Es gab weniger Pflicht als Vergnügen
Sicher kämpfte ich auch wohl Schlachten
Doch starb dabei niemand wirklich
Musste ich nirgendwo repräsentieren

Kein Boulevardblatt zerriss sich darüber
Wenn ich mal wieder sitzen blieb oder
Die Liebe mit Kummer oder ohne wechselte
Was ich tat wollte - außer den Eltern - keiner wissen

Die Gedanken sind frei sangen sie einst
Als Revolutionäre 1848 in Baden und Berlin
Daran hat sich erstaunlich wenig geändert
Unser Reich in Gedanken bauen wir allein

So bin ich viel weiter König als nur Augen
Reichen können denn auch das darunter
Öffnet sich meiner Phantasie stets willig
Untersteht in Gedanken mir einfach alles

Doch anders als der Kaiser der daran litt
Dass in seinem Reich die Sonne nie unterging
Bedrücken mich keine Sorgen ums Reich
Das glückliches Österreich einst erheiratete

Sicher fehlte mir auch dessen Aberglaube
Weil ich eben nichts über mir anerkenne
Fürchte ich weder Himmel noch Hölle
Bin ich einfach endlich dabei glücklich

Wird es zu viel im geträumten Königreich
Öffne ich einfach wieder die Augen schon
Bin ich aller Pflichten ledig und völlig frei
Weil meine Gedanken es eben können

Auch reisen trete ich darum wenn möglich
Nur noch mit geschlossenen Augen an
Damit sie mit einem Lidschlag beendet
Wenn das Reisen wie immer lästig wird

Das ist die wahre königliche Freiheit
Alle Welt ist mein ohne mich dabei
Zu irgendetwas verpflichten zu können
Brauche nichts als Phantasie dafür

Was sollte ich da mit vielen Millionen
Mit Macht Militär und Goldschätzen
Die nur Neider und Diebe wecken
Was meine ollen Bücher nie tun

Dies Recht heute ein König zu sein
Kann mir niemand bestreiten da es
Kind meiner Gedanken alleine ist
Was mehr wollte einer je werden

Denke bei der Lektüre von Thoreau
Auch an Max Stirner der seine Welt
Im Einzigen auch auf sich gestellt
Nichts über sich mehr anerkennt

Moralisch handelt ohnehin nur wer
Kants kategorischen Imperativ folgt
Also allein dem Gewissen treu ist
Niemanden mehr über sich hat

So sind Kant Stirner und Thoreau
Die Basis meines grenzenlosen
Königreichs auf der Suche nach
Dem Glück allein im Augenblick

Beherrsche niemanden auf der Welt
Möge jeder nach seiner Fasson leben
Gebe aber auch niemandem Macht
Über mich und mein endloses Reich

Vielleicht können wir erst glücklich leben
Wenn jeder ein König ist ganz für sich
Verantwortung für sein Reich übernimmt
Im Wissen es ist reine Phantasie

jens tuengerthal 22.08.2018

Dienstag, 21. August 2018

Einsamende

Nur noch eine Nacht alleine
Dann endet die Einsamkeit
Mit der Rückkehr der Liebsten
Von der nicht einsamen Insel

Einsam beginnt mit eins aber
Endet mit der Zweisamkeit
Wenn wir unser Leben teilen
Um weniger allein zu sein

Während ich so über 1 und 2
Schreibe wie ihr Verhältnis auch
Zur 0 auf der alle Informatik basiert
Fühle ich mich weniger einsam

Immer beginnt einsam mit eins
Was wir lieber durch zwei dann
Ersetzen um durch zwei alles
Künftig miteinander zu teilen

Eins und Null sind schon alles
Was es braucht um die Welt
In Rechenmaschinen zu verstehen
Es ist zwei weniger eins nur

Nach zehn Tagen kann ich nun
Neun abziehen die mit manchem
Noch gefüllt waren auch wenn am
Ende nur 1 und 0 übrig bleiben

Morgen nicht mehr allein zu sein
Ist was immer übrig bleibt von wo
Auch immer ich abziehe was da war
Wird kein Tag alle Erfüllung bringen

jens tuengerthal 21.08.2018

Zypressenfreiheit

Was macht Freiheit am Ende
Im Schatten der Ökonomie aus
Gibt es sie am Markt überhaupt
Womit bestimmen wir über sie

Am Beispiel eines Gleichnisses
Das ihm von Arabien her bekannt
Erläutert Thoreau dem Leser genial
Seinen gültigen Begriff von Freiheit

Gefragt warum die Zypresse frei hieße
Obwohl sie keine Früchte trägt erläutert
Der Weise weil sie immergrün genau
Keine Früchte trägt unvergänglich sei

Daraus sollten wir lernen unser Herz
Nicht an vergängliche Güter zu hängen
Die Ströme flössen auch noch wenn alle
Kaiser längst das Zeitliche segneten

Solches Denken treffen wir gewöhnlich
Im Umkreis der Religionen die lehren
Alles Vergängliche sei nur ein Gleichnis
Für paradiesische Ewigkeit im Himmel

Warum erzählt ein freiheitlicher Denker
Wie Thoreau dieses am Ende des Teils
Über die Ökonomie oder verweist es nur
Auf typisch amerikanischen Aberglauben

Wie könnte ich diese Geschichte lesen
Ohne sie mit Hokuspokus zu transzendieren
Die Zypresse bringt keine Blüten am Markt
Dafür hält sie sich kontinuierlich ganz grün

Was die eine weniger hat hier also Blüten
Hat sie den verblühenden dafür voraus
Mit immergrünen Schatten spendenden
Zweigen die nichts sonst aber bieten

Wer zu riesigem Reichtum schnell erblüht
Vergammelt genauso schnell wieder zu nichts
Was wir gestern noch an Blüten bewunderten
Ist morgen nur noch alter Kompost wohl

Die Freiheit der Zypressen hat ihren Preis
Immergrün zu sein ohne allen Wechsel
Bedeutet keine schönen Blüten zu haben
Die aber auch nicht am Ende herabfallen

Wer mit weniger Pracht im Leben auskommt
Verblüht dadurch nicht ganz so schnell wieder
Frei werden nur die Zypressen noch genannt
Unfrei ist also wer Blüte und Wechsel sucht

Ob ich eher der Zypresse gleichen möchte
Die im grünen Gleichmaß durch Leben zieht
Oder den schönsten Rosen in kurzer Blüte
Ist wohl eine Frage von Wesen und Weg

jens tuengerthal 21.08.2018

Hey Mutti

Versuch einer Rap-Ballade an Merkel

Hey Mutti wir müssen mal reden
Deine ruhige Hand war sehr gut
Politik nur verwalten ist viel besser
Als sich dabei zu wichtig zu nehmen

Hab nichts mehr mit Parteien am Hut
Möchte in Ruhe friedlich leben können
So wie Millionen andere in diesem Land
Finde Verwaltung eher lästig langweilig

Aber langsam nervt es wirklich schon
Wie dominant polarisiert heute wird
Als ginge es um den Weltuntergang
Nimmt sich manche Politik zu wichtig

Früher glaubten die Menschen noch
Der Kaiser käme von Gott warum
Gehorsam religiös begründet war
Heute begründen Götter nichts mehr

Der Rechtsstaat betet nur zu Normen
Gesetze sind heute das Ding mit G
Nichts ist drüber aber viele drunter
Manche haben das wohl vergessen

War stolz auf unsere Kanzlerin einst
Die menschlich Tore öffnete für alle
Die in Not in jenem Sommer kamen
Meinte wir schaffen das als Gute

Tatsächlich haben wir es geschafft
Die Lage ist relativ ordentlich nun
Außer in Berlin vielleicht aber da
Herrschte vorher schon Chaos

Nun zeigen uns die Statistiken
Die nüchtern Zahlen aufführen
Der Anteil der Gewalttäter ist
Unter Flüchtlingen zu hoch

Alles schönreden hilft nicht mehr
Wir müssen was ändern und tun
Damit nicht Angst das Land spaltet
Gegen Gewalt härter vorgehen

Darüber sollten wir offen reden
Das Problem erkannt ist gebannt
Verleugnet aber wird's verlängert
Zu Gunsten der friedlichen Mehrheit

Wie kann wer gegen unsere Bürger
Brutale Gewalt begeht sich länger
Auf Schutz vor Folter noch berufen
Da schützt der Rechtsstaat falsch

Wer sich friedlich integriert gehört
Endlich dafür belohnt während alle
Die Gewalt anwenden damit ihren
Anspruch auf Asyl voll verwirken

Haben wir den Mut das Grundgesetz
Insoweit zu ergänzen dass Integration
Belohnt aber Gewalt ebenso bestraft
Wie Täter ihren Schutz ganz verlieren

Dann kann auch jeder ein Einzelfall sein
Der Rechtsstaat Widerspruch erlauben
Dennoch moralisch konsequent handeln
Weil jeder Staat auf seine Bürger aufpasst

Wir haben eine Bundeswehr die sogar
Das Totschießen übt um unser Land
Vor Feinden sicher zu schützen aber
Foltergefahr verhindert Abschiebung

Darum spaltet sich dies Land mehr
Weil die Angst haben sich unverstanden
Fühlen mit ihren schlimmen Gefühlen
Andere sie dafür noch beschimpfen

Richtig ist es braucht eine europäische
Lösung damit sich etwas ändern kann
National ist mit dem Euro zum Glück
Faktisch für immer vorbei

Viele haben das noch nicht begriffen
Zeit es ihnen endlich ehrlich zu sagen
Dass der Nationalstaat am Geld hing
Ohne nur noch Kulturhülle bleibt

Noch mehr braucht es Lösungen vor Ort
Investitionen und mehr Perspektiven
Da sind sie wohl einigermaßen dabei
Bevor Europa wie Australien handelt

Hey Mutti auf deinem Schreibtisch
Steht ein Bild der großen Katharina
Du bewunderst wie ich die Aufklärung
Jene die alte Freundin meines Diderot

Das finde ich gut und mag ich sehr
Auch wenn das C deiner Partei eher
Für Übelkeit bei mir sorgt aber darum
Hab ich mit Parteien nichts am Hut

Aufklärung und ruhig verwaltete Mitte
Scheint mir genau richtig in dieser Zeit
Nur Verwaltung braucht der Rechtsstaat
Also die berechenbare Ehrlichkeit

Hey Mutti wir können beide so Typen
Wie Trump und Putin eher nicht leiden
Die sich wichtig nehmen und zocken
Statt einfach ruhig zu verwalten

Habe nie CDU gewählt wegen des C
Aber deine ruhige Hand Mutti mag ich
Achte Frau Dr. Merkel als Kanzlerin sehr
Wie einen völlig zuverlässigen Beamten

Bei meiner Zuneigung für Angela Merkel
Brennt keine große Leidenschaft mit
Woher wozu und wohin auch damit
Dafür viel Hochachtung und Respekt

Sie macht ihre Arbeit sehr ordentlich
Ist intelligent talentiert fleißig bescheiden
Muss nicht persönlich noch glänzen als
Erste Dienerin des deutschen Volkes

Hey Mutti du hast also alles was es braucht
Sogar meine politische Zuneigung erobert
Bitte verspiel es nicht durch Nichtstun wo
Eingreifen Handlung und Schutz so nötig

Es geht nicht darum Asylrecht aufzugeben
Sondern dies glaubwürdig wieder zu machen
Dann verdient kein Gewalttäter hier Schutz
Gegen die verteidigen wir uns ebenso

Hey Mutti es ist doch ganz einfach
Damit dich wieder alle lieben können
Zeig Verständnis und ändere etwas
Damit wir alle gut und sicher leben

So schrieb es sich die CDU ins Programm
Klar die Dinger nimmt keiner zu ernst
Dabei ist es der Schlüssel zum Glück
Darum muss für Ordnung gesorgt sein

Hey Mutti und zum Abschluss noch was
Bessere PR wäre leicht möglich wenn
Probleme ernst genommen würden denn
Ernsthaft und seriös kannst du voll gut

Als Formulierung ginge vielleicht durch
Der Anspruch auf Asyl erlischt bei der
Anwendung von Gewalt hierzulande
Die Abschiebung erfolgt automatisch

Hey Mutti mach es besser du kannst es
Wer sonst sollte das Land beruhigen
In solch aufgehetzten Zeiten dringend
Verwalte einfach ehrlich dein Amt

jens tuengerthal 21.08.2018

Montag, 20. August 2018

Grauggrüngrau

Am Samstag wanderte ich wieder
Rund 36 km durch Berlin gen Süden
Beginnen am grünen Helmholtzplatz
Ging es durch das graue Berlin bis
Wieder ins grüne Tempelhofer Feld

Sonnig und heiß war es wenn auch
Weniger als die Wochen zuvor was
Grund genug schien die Wanderung
Über eine längere Strecke zu wagen
In der Hoffnung zu trinken zu finden

Auf geradem Weg über die Choriner
Richtung Mitte von dort aus entlang
Dem Hackeschen Markt bis zur hier
Museumsinsel die ich rechts liegen ließ
Auch wenn alle Museen dort so schön

Stattdessen der Spree folgend am
Humboldt Forum vorbei von da aus
Über die Fischerinsel nach Kreuzberg
Bis ich am Prinzessinnengarten pausierte
Die Hitze forderte Flüssigkeitsnachschub

Bis dahin mit meiner Liebsten im Ohr
Die leider noch in Dublin weilt ging es
Nun alleine weiter zum Landwehrkanal
Den ich an der Admiralstraße wieder
Weiter gen Süden ziehend überquerte

So verließ ich das schöne Grün wieder
Dem ich seit den Gärten gefolgt war
Doch das kleine Grün in der Mitte der
Grimmstraße tröstete das hier auch von
Vielen schönen Gebäuden umstanden

Ein wenig nur grau mit Straßenbäumen
Wurde es dann die Fichtestraße hinab
Was durch viele bunte Kneipen wieder
Reichhaltig ausgeglichen wurde vor allem
Sah ich schon die Hasenheide vor mir

Das schöne städtische Grün dieses Parks
Durchquerte ich in südwestlicher Richtung
Bewunderte noch den wilden Tümpel
Der sogleich an Walden denken ließ
Ein Stück wilde Natur mitten in Berlin

Zivilisierte Kultur dagegen erblickte ich
Mit der Sehitlik-Camii Moschee die dort
Am Columbiadamm vorm Feld gebaut
In das ich dann in südlicher Richtung
Endlich am Ziel der Wanderung einbog

Beeindruckend wie laut und fröhlich dort
Ganz friedlich Menschen vieler Kulturen
Miteinander aßen musizierten feierten
Folgte den alten Landebahnen bis zum
Südlichen Ende der Flughafengebäude

Neben dem Containerdorf für Flüchtlinge
Überall Menschen auf den Wiesen liegend
Spielend oder schmusend skatend singend
Pausierte dort ein wenig abseits in Ruhe mit
Einem arabischen Iraner sehr nett plaudernd

Auf dem Rückweg durch den Bergmannkiez
Fiel mir auf dass ich meinen Geldbeutel wohl
Entweder verloren oder vergessen hatte was
Den Flaneur unruhiger machte als die Liebste
Die inzwischen wieder in meinem Ohr saß

Nachteil dieses Mangels war wachsender Durst
Der sich durch den Mangel noch steigerte über
Kilometer hinweg vom Blücherplatz bis zur
Friedrichstraße die Linienstraße entlang fand
Endlich ich in der Choriner für 1 Euro Wasser

So vorm Verdursten gerettet ging es wieder
Über den Kollwitzplatz zum Helmholtzplatz
An dem ich zum guten Ende der Tour den
Geldbeutel auf dem Küchentisch wiederfand
Vor allem aber genug zu trinken nun hatte

jens tuengerthal 20.08.2018

Zweisamkeit

Noch zwei Nächte einsam
Dann teilen wir endlich wieder
Nächte Bett Lippen wie Lust
Als ein Paar ganz beieinander

Mehr als zwei die eins werden
Weil sie es wollen und dazu
Noch in allem können gibt es
Im Leben an Glück niemals

Ob überwundene Einsamkeit
Erst die Zweisamkeit uns so
Wertvoll macht scheint fraglich
Doch ist Liebe mehr als Dialektik

Will wieder zwischen ihre beiden
Lippen wie Brüste und Beine
Am wichtigsten aber ist in ihrem
Einen Herzen für immer zu sein

Solange wir zwei uns einig sind
Immer eins bleiben zu wollen
Gibt es keine Fragen mehr dann
Haben wir alles Glück doppelt

jens tuengerthal 20.08.2018

Erwartungsgenügsam

Was erwarten wir vom Leben
Wann scheint es uns erfüllt
Wieviel braucht es zum Glück
Genügt mehr oder weniger

Bei der Lektüre von Thoreau
Werden ständig Gewohnheiten
Infrage gestellt auch im Alltag
Die mich neu staunen lassen

Er fragt sich wieviel Tage er
Arbeiten muss zum überleben
Staunt wie wenig es nur ist
Tut auch nicht mehr als nötig

Dennoch empfiehlt er sein Tun
Nicht als Vorbild für andere weil
Zufriedenheit für jeden anderes
Auslöst wie bei der Befriedigung

Toleranz bei zugleich Enthaltsamkeit
Die nicht dogmatisch sondern liberal
Offen und neugierig in die Welt schaut
Scheint ihn glücklich gemacht zu haben

Sollen wir uns also kasteien im Verzicht
Oder weniger brauchen um damit nur
Noch zufriedener zu sein ist die Frage
Bei der Thoreau auf den Epikuräer trifft

Fliege und Reise nahezu gar nicht
Weil ich den Vorgang an sich völlig
Reizlos finde wie die meisten Ziele
Was sich in Berlin relativ leicht sagt

Kann auch mein vieles Laufen gut
Ökologisch nach außen rechtfertigen
Erkläre meine Enthaltsamkeit aber
Lieber zum Luxus den ich genieße

In den heutigen hektischen Zeiten
Was alle Alten über alles neue sagten
Ist Langsamkeit eher eine Behinderung
Tue so als wäre sie für mich Reichtum

Was nun wirklicher ist weiß ich nicht
Nur wie ich die Welt mehr genieße
Indem ich Dinge anders betrachte
Werde ich völlig Erwartungsgenügsam

Brauche dazu immer weniger und
Genieße was ich habe wie etwa
Liebe und Lust viel mehr jeden Tag
Weil es mir mehr darauf ankommt

Nichts bleibt uns als das Gefühl
Ob wir glücklich im Leben waren
Zufrieden lebten statt zu hadern
Danach zu streben ein hehres Ziel

Kein anderes Ziel erstrebe ich mehr
Brauche dazu zugleich immer weniger
Was ergo das Leben immer schöner
Wie leichter zugleich mir macht

So kreuze ich bei der Lektüre
Thoreaus Gedanken mit Epikurs
Nehme was mir gefällt und gut tut
Um das beste Leben zu haben

So lebe ich einerseits immer im
Superlativ des Schönsten erkenne
Aber wie wenig es zum Glück braucht
Was aller Euphorie Dauer verleiht

jens tuengerthal 20.8.2018

Sonntag, 19. August 2018

Dreier

Alle träumen vom flotten Dreier
Außer denen die es schon kennen
Die wissen einer kommt zu kurz

Wer alles mit einer hat wie ich
Wollte sie weder noch teilen
Warum Dreier völlig absurd ist

Lieber denke ich nun daran
Dass er nur noch 3 Tage sind
Bis wir wieder zusammen kommen

Drei ist nur noch zwei und eins
Eigentlich also eher fast nichts
Das ist kaum bedacht vorbei

Drei Nächte noch alleine scheint
Am Dritten Tag sie begrüßen bald
Nicht mal mehr eine halbe Woche

Auf drei Arten können wir uns dann
Endlich inniglich ganz verschlingen
Was wieder einfach traumhaft wird

Sicher weiß ich wie gut sie ist
Weil ich sie länger als drei Tage
Bereits kenne und immer liebe

So ist die drei ganz beschwingt
Wie ein Walzerschritt im 1, 2, 3
Dreht sich die Lust im Einerlei

Drei Orte einzudringen mit dem
Einen an allen dreien glücklich
Sind nur noch drei fast schon da

jens tuengerthal 19.08.2018

ÜberLebensmittel

Was braucht es zum überleben
Wieviel fressen wir ohne Grund
Womit schaden wir uns mehr
Welche sind völlig unentbehrlich

Viele meinen Fleisch und Eiweiß
Ihre Beweise jedoch zweifelhaft
Warum sollte Mensch mehr brauchen
Als ein ausgewachsener Stier

Manche schwören auf allein Reis
Thoreau schreibt dies auch für sich
Dennoch aß er mehr Kartoffeln
Bohnen und ein wenig Speck

Uralt wurde er dabei nicht
Aber ist das ein gutes Ziel
Frage ich mich gleichzeitig
Beim Betrachten der Alten

Unabhängig dafür und frei
Lebte der Selbstversorger
Der undogmatisch dabei
Ohne Fleisch besser lebte

Spannend ist seine Begründung
Für eine vegetarisches Leben
Weder Geschmack noch etwa
Die erfundene Tierseele zählt

Es ist seine Freiheit dabei
Nicht von Tieren abhängig
Sondern so wenig wie möglich
Für seine Pflanzen nur zu tun

Thoreau denkt pragmatisch stets
Vernünftig und dennoch auch ethisch
Wird bei Betrachtung der Ökonomie
Seine Gedankenwelt ganz sichtbar

Was gut sein soll muss funktionieren
Klingt puritanisch und pragmatisch
Typisch amerikanisch ohne Ideale
Oder hehre abstrakte Prinzipien

Doch braucht es keine Götter mehr
Pragmatisch irdisch zu reagieren
Dazu genügen Vernunft und Natur
Mit Blick auf tägliche Lösungen

Bin ich zu sehr noch Europäer
Wenn ich das Prinzip dahinter
Für alle Fälle statt die konkrete
Lösung im vorliegenden suche

Thoreau erprobt sich im Wald
Kehrt zur Natur der Bedürfnisse
Dabei pragmatisch wieder zurück
Verbindet Idee und Leben so

Trinke gern feinen Tee aus China
Könnten sicher auch Kräuter sein
Esse Pampelmuse in meinem Müsli
Lebe bescheiden aber kontinuierlich

Habe nahezu das ganze Jahr immer
Die gleichen Lebensmittel weil ich sie
Hier günstig bekommen kann im Laden
Aber ginge es mir schlechter ohne sie

Sicher genügte es mir dabei völlig
Meine Haferflocken mit Kräutertee
Aufzugießen ohne alles Obst extra
Aber es schadet mir wohl auch nicht

Nur alles mehr an Komplexität
Beim Essen und Kochen mach mich
Ein Stück weit unfreier und abhängig
Statt einfach für mich zu sorgen

Bin aber kein Bauer und will es nie
Gartenarbeit war nie meine Sache
Feldarbeit schon gar nicht denke ich
Heuschnupfengeplagtes Stadtkind

Was vor 150 Jahren gut für ihn war
Muss ich nicht genauso weiter leben
Besser pragmatisch eklektizistisch
Sich auswählen was täglich nutzt

Es gibt beim Essen keine Wahrheit
Nicht das eine Prinzip für alle gültig
Sondern so viele Wege wie Menschen
Gut ist was uns glücklich macht dabei

Darüber aber wieder neu nachdenken
Gewohnheiten auch mal infragestellen
Scheint mir dagegen sehr vernünftig
Aus weniger mehr machen gefällt mir

Werde alles was ich esse überprüfen
Wie nötig ich es will was mir ohne
Wirklich fehlte und dann überlegen
Auf mehr wieder zu verzichten

Anders als viele Menschen esse ich
Meist nur einmal am Tag in Ruhe
Statt mehrfach zu schlingen oder
Sich hektisch kompliziert zuzubereiten

Weiß nicht was richtig und gut ist
Doch scheint mir weniger immer
Mehr von etwas zu wollen aber
Schöner auf mehr zu verzichten

Vielleicht ist das eine Lösung
Für ganz viel in Zeiten wie diesen
Wenn Ressourcen knapper aber
Platz nur spärlich bemessen ist

jens tuengerthal 19.08.2018

Samstag, 18. August 2018

Quartett

Quartett ist zwei und zwei finden
Die passend zusammen gehören
Dabei waren es eigentlich vier
Mit denen es gespielt wurde

Auch in der Musik spielen vier
In einem Quartett zusammen
Um gemeinsamen Klang im
Einklang miteinander zu finden

Auch die ersten beiden Strophen
Des Sonetts bilden ein Quartett
In der Quantenmechanik dagegen
Ein Zustand mit Multiplizität vier

Für mich nur noch zwei mal zwei
Tage bis die Liebste wieder kommt
Zu und mit mir einfach wieder da ist
Was jenseits aller Zahlen wunderbar

Doch teile ich das Quadrat von zwei
Damit es mir weniger erscheint was
Noch an harter Trennung vor uns liegt
In der die Lust aufeinander nur wächst

Keine Handvoll mehr und doch so viel
Wie Finger die meine Liebste überall
in - und auswändig streicheln wollen
Voller Zärtlichkeit und Liebe bald

jens tuengerthal 17.08.2018

Reisezeit

Weniger Reisen aber dafür
Alles langsamer ansehen
Um es richtig zu würdigen
Schlägt uns Thoreau vor

Wandern sei viel besser als
Mit der für ihn schon 1850
Viel zu schnellen Eisenbahn
An Orte unnötig zu eilen

Er fiel und fällt aus der Zeit
Damals wie heute noch mehr
Doch irrt er oder bringt uns der
Ruhige Spaziergang viel mehr

Das Tempo beim Laufen ist
Auch nach Thoreau weniger
Wichtig als die Erfahrung sich
Land erst erlaufen zu haben

Der Ort an dem ich am längsten
In meinem Leben wohne ist Berlin
Doch Heimat wurde es mir erst
Als ich mir die Stadt ganz erlief

Sie mit der Ringbahn umfahren
Ist eine Kleinigkeit von kaum einer
Stunde ohne etwas dabei zu sehen
Durch die Stadt radeln zu schnell

Schaue ich mein Berlin an kann ich
Thoreau nur bestätigen dass erst
Mit der Langsamkeit die Entdeckung
Überhaupt möglich sein kann

Was ich durcheile erfahre ich nie
Wer rast ist nirgendwo ganz da
Sondern immer mehr unterwegs
Meint nur schneller da zu sein

Fontane wanderte durch die Mark
Wie auch jenseits des Tweed durch
Schottlands Geschichte und Berge
Er schreibt mit viel Gefühl darüber

Wandere außer durch mein Berlin
Am liebsten durch Bücherwelten
Was den Horizont mehr erweitert
Als diesem hinterher zu laufen

Es hat nicht jeder so viel Zeit
Stundenlang durch die Gegend
Wie andere Städte zu laufen
Um sie so kennenzulernen

Sicher viele Touristen buchen
Europa in einer Woche um sich
Alles wichtige zeigen zu lassen
Ohne etwas wirklich zu sehen

Wer keine Zeit hat zu reisen
Sollte nicht reisen oder sich
Die Zeit dazu nur nehmen
Denn Zeit ist immer genug

Hinfahren anschauen weiter
Ist noch schlimmer als der
Verachtenswerte Cluburlaub
Nur eben noch gehetzt dabei

Wer eilt kann nichts erkennen
Sondern wird nur unterhalten
Konsumiert Gegenden wie die
Chipstüten beim Fernsehen

Wer seine nähere Umgebung
Wirklich zu Fuß erobert kennt
Sie erst wirklich im Gegensatz
Zu vielen die nur mal da waren

Wichtiger als etwas zu kennen
Was nur ein Maßstab übereilter
Konkurrenz von Geltungsgier ist
Ist es bei sich anzukommen

Bin eigentlich täglich unterwegs
Mit ganz wenigen Ausnahmen
Laufe ich bei jedem Wetter immer
Womit ich viel Zeit gewonnen

Nicht was ich sah oder wieviel
Tausend Kilometer ich dabei lief
Ist der Maßstab meines Glücks
Sondern wie wenig es braucht

Veränderungen am gleichen Weg
Betrachten der Pflanzen im Jahr
Wechselnde Witterung in der Stadt
Neue und verschwundene Gebäude

Laufen ist ein Glück auf dem Weg
Nicht rennen sondern lieber flanieren
Sich Zeit nehmen um anzuschauen
Was ist und sich daran zu freuen

In der Frage der Reisezeit
Stimme ich Thoreau voll zu
Bei Telegrafenkabeln sehe ich
Mehr Nutzen im Fernsprecher

Muss nichts mehr erledigen
Nichts unbedingt gesehen haben
Nirgendwo noch gewesen sein
Um hier einfach glücklich zu leben

jens tuengerthal 17.08.2018