Samstag, 2. Juli 2016

Kulturgeschichten 0277

Rittergeschichten

Rittergeschichten handeln von Stolz und Ehre
Von Männern in blechernen Uniformen die sich
Drachen oder andere totschlagen wie zarter von
Schönen Fräuleins in verwunschenen Türmen

So sagt es uns die Erinnerung die noch von
Camelot und der Tafelrunde träumt an der
König Arthus mit stolzen Rittern saß oder von
Siegfried und dem Gold der Nibelungen tönt

Manche mögen auch an den Götz denken
Den alten Raubritter der die Mainzer erpresste
Sich mit den Bauern gegen den Kaiser schlug
Bis seine Nachfahren wieder pleite waren

Dann ging die vom erpressten Geld einst
Am Neckar wunderbar gekaufte Burg mit
Schloss und Weinbergen an die irgendwie
Verwandten des Bischofs aus Rheinhessen

Da leuchtet neben Götzens goethschen Zitat
Er möge mich im Arsche lecken doch schon
Auf wie normal auch die Zeiten meist waren
Wie es immer um Geld und Macht nur ging

Mancher hält die Ritterehre heutigen Politikern
Noch vor in memoriam des Don Quijote von
Cervantes dabei verkennend wie sehr der
Abenteuer hier eine Karikatur eben schuf

Am 2. Juli 1298 besiegte Albrecht I. von Österreich
Den deutschen König Adolf von Nassau in der
Schlacht bei Göllheim und errang damit auch
Die deutsche Königswürde für Habsburg wieder

Der deutsche Adel war demokratisch und wie
Heute auch damals föderal es wurde der König
Von den Kurfürsten gewählt bis sich das Haus
Habsburg auf dem Thron faktisch festsetzte

Im Mittelalter aber war ihnen ihre Selbständigkeit
Zumindest formal manchmal noch sehr wichtig
Was zu dieser für Adolf tödlichen Schlacht führte
Nachdem ihn die Kurfürsten los werden wollten

Der Nassauer Adolf der nur einfacher Graf war
Wurde von den Kurfürsten um vieler Kompromisse
Wegen gewählt die sie ihm abrangen und darum
Gerade weil er so unbedeutend eigentlich war

Eine Machtdemonstration gegen das Haus Habsburg
Mit dem die Kurfürsten noch einmal ihre Macht auch
Den Wienern zeigen wollten was später nur noch
Selten Bayern und Luxemburgern überhaupt gelang

Die Schlacht war lange vorbereitet auch mit der
Untertützung der Kurfürsten die sich von Adolf
Abgewandt hatten als dieser sich nicht mehr
An die versprochenen Zugeständnisse hielt

Bei Alzey lagen die Truppen Albrechts die vom
Reichserzkanzler dem Kurbischof von Mainz
Gerufen worden waren während Adolf von Worms
Aus gen Burg Alzey nun voll gerüstet zog

Albrecht wich erst dem Kampf und damit auch
Dem ersten Treffen aus um sich schließlich bei
Gölheim nahe dem Donnersberg der Schlacht
Gegen Adolfs Truppen zu stellen

Von morgens um 9h bis 15h fand der Kampf
In drei Treffen statt wobei im Dritten Adolf
Tödlich getroffen wurde und seine Truppen
In heller Aufruhr flüchteten sobald sie es merkten

Erschlagen wurde der König angelblich zumindest
Von einem Raugrafen namens Georg was doch
Für die Ehre wichtig war denn nicht jeder durfte
Einen heiligen König im Felde besiegen

Albrecht wollte dem erschlagenen Vorgänger
So dann nicht die Ehre erweisen ihn auch in Speyer
Bestatten zu lassen sondern ließ ihn im Kloster
Der Zisterzienser in Rosenthal beisetzen

Das Ergebnis der Schlacht wurde allgemein
Als Gottesurteil aufgefasst dennoch bestand
Albrecht auf die formale Wahl der Kurfürsten
Womit das Königtum habsburgisch wieder war

Im Jahre 1308 durfte dann die Witwe Adolfs
Imagina von Isenburg-Limburg noch die
Beisetzung ihres Mannes im Speyrer Dom
Miterleben wo er neben Albrecht I. lag

Dieser Sieger der Schlacht bei Gölheim
War kurz zuvor in internen Machtkämpfen
Des Hauses Habsburg durch seinen eigenen
Neffen Johann ermordet worden

Alles Königsglück ist so wohl manches mal
Von kurzer Dauer länger hielt dagegen das
Gedenkkreuz das Imagina bei Gölheim ihm
Errichten ließ und das heute noch dort steht

So zeigt sich auch bei den Rittersleuten
Die gerne noch die Ehre hochhielten wie
Gut gerüstet in die Schlacht selbst zogen
Es ging um Macht und Geld wie immer

Wer die Länder verprellt hat in Deutschland
Auf Dauer keine Chance auch wenn sich
Familien mit Macht und Gewalt durchsetzen
Beschränkt sich diese intern selbst gewaltig

Ob die Gefahr die an der Macht haftet je
Das Risiko wert ist angesichts des mit ihr
Zu erwartenden Gewinns der nur Ruhm
Selten aber Glück und Zufriedenheit ist

Fragt sich der Betrachter mit Abstand
Ritter Adolf der König wurde anstatt
Hatte nichts davon Albrecht nur kurz
Habsburg hielt sich länger als alle

Der Schritt zur Republik der kurz ist
Verglichen mit der Zeit seit 1300 scheint
Heute unumkehrbar doch auch hier
Änderte sich wenig beim Spiel um Macht

Ritterehre ist eine schöne Geschichte
Der Alltag zeigt um was es immer ging
Wir verleihen Ämter nur noch auf Zeit
Was nichts an den Bedingungen änderte

Die Politik spielt immer noch nach den
Gleichen Regeln nahezu auch wenn
Diese heute etwas verkleidet werden
Damit es nur menschlicher aussieht

Statt dem Adel balgen sich heute
Die Parteien um die Macht im Land
Es trägt keiner Rüstungen mehr
Auch Uniformen sind hier verpönt

Betrachten wir die mittelalterlichen
Kämpfer der IS sind sie nur ehrlicher
Als der Westen der nun angeblich
Sauber mit Drohnen fern tötet

Gerade veröffentlichten die USA
Zahlen zu ihren Drohnenmorden
Zehntausende erfolgreich getötet
Angeblich nur 126 versehentlich

Ob die Zeiten besser waren als
Sich die Könige noch selbst im Feld
Totschlugen und so über die Macht
Persönlich entschieden ist fraglich

Mehr verzichten und weniger wollen
Dafür glücklicher mit viel weniger
Länger bleiben klingt ahistorisch
Bisher bewiesen wir das Gegenteil

Vielleicht wäre es Zeit mehr darüber
Nachzudenken wie glücklich wenig
Machen kann wenn es uns alles ist
Um Leben mehr wert zu schätzen

Den Aberglauben und die Macht lieber
Vergessen um das Leben mehr noch
Zu genießen denn die Macht ist kein
Glück sondern nur eine begrenzte Last

Außer dem Leben haben wir nichts
Sicher zumindest wissen wir nur
Von dem was ist und nur damit können
Wir es uns so schön wie möglich machen

Himmelreiche oder Machtfülle sind kein
Glück noch je ein mehr an Zufriedenheit
Genießen können was ist dagegen ist
Die hohe Kunst gelungenen Lebens
jens tuengerthal 2.7.2016

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