Donnerstag, 14. Juli 2016

Kulturgeschichten 0289

Jubelgrauen

Ist Jubel jemals ungeteilt im Glück oder
Wohnt allem Anfang auch ein Ende
Immer inne voller Angst und Grauen
Weil nichts nur schön wohl sein kann

Der 14. Juli ist für alle Franzosen seit 1789
Mit dem Sturm auf die Bastille wie der dann
Befreiung der sieben Gefangenen von dort
Ein wichtiger Gedenktag bis heute

Dabei verschweigen sie lieber die zugleich
Ermordung des Kommandanten dem die
Revolutionäre vorher freies Geleit versprachen
Weil es der Revolution den Glanz nähme

Seit 1790 wird der Tag mit einem Volksfest
Damals Föderationsfest feierlich begangen
Auch die blutige Marseillaise wurde 1795
An einem 14. Juli zur Nationalhymne

Diesen Jubel kennen wir und die sich gerne
Grande Nation nennenden Nachbarn tun alles
Damit die Welt mitbekommt wie stolz sie
Noch immer auf die Revolution auch sind

Der große Nachbar im Osten hat auch aus
Historischen Gründen ein weniger inniges
Verhältnis zum Begriff Nation was auch
Bei dessen Perfektionismus besser so ist

Darum weniger zum bekannten Jubeltag
Mögen sich die Nachbarn in ihm ergehen
Als geschichtsbewusster Deutscher werfe
Ich den Blick lieber auf den 14. Juli 1555

Auf Grundlage der päpstlichen Bulle
Cum nimis absurdum wird in Rom ein
Ghetto für die Juden geschaffen worauf
Viele Juden den Kirchenstaat fliehen

Die päpstliche Bulle richtet sich gegen
Den Ausdruck sozialer Überlegenheit
Der Juden gegenüber den Christen und
Führt zu weitreichenden Einschränkungen

Bedenken wir dass Christentum wie Islam
Als abrahamitische Formen des Aberglauben
Nichts als jüdische Sekten mit Macht sind
Wird die Neidkomponente dabei überdeutlich

Natürlich nennt keiner Christentum oder Islam
Heute noch jüdische Sekten wäre ja eine wohl
Beleidigende Kränkung wie völlige Verkennung
Der heute realen Größenverhältnisse

Dahingestellt ob dies daran liegt dass die Juden
Eben das auserwählte Volk sind und das immer
Nur wenige sein können oder nur daran liegt dass
Die anderen Sekten sich besser vermarkteten

Zu Beginn schon stellt die päpstliche Bulle fest
Die Juden seien durch ihr Vergehen zu ewiger
Knechtschaft verpflichtet um dann in 15 strengen
Anordnungen deren Leben genau zu regeln

Es ist der Geist von Angst und Missgunst der
Auch alle späteren Pogrome noch leitet immer
Die Basis des Antisemitismus war den sich
Besonders Komplexbeladene zu eigen machten

Warum privater Aberglaube überhaupt eine Rolle
Spielen darf bei der Behandlung von Menschen
Scheint heutigen Europäern fraglicher als den
Nachbarn in ethisch rückständigeren Regionen

Vielleicht wäre es wichtiger sich über dies Bild
Vom Menschen zu erheben in dem Glaube
Noch eine zentrale Rolle spielt auch wenn
Solch kulturelle Arroganz böse wirken mag

Der größte Teil der Menschheit strebt nach
Glück und Wohlstand die sich für viele auch
Bedingen im friedlichen Miteinander warum
Viele gen Europa in Krisen lieber flüchten

Erinnert sei auch an zwei weitere Ereignisse
Dieses 14. Juli als Europa noch lieber in die
Klimatisch paradiesische Welt strebte um sie
Zu besetzen zu besitzen auszubeuten als ihre

Am 14. Juli 1884 nahm Gustav Nachtigall Kamerun
Durch Hissen der deutschen Fahne dort in Besitz
Die Hauptstadt Douala wurde zum deutschen
Schutzgebiet erklärt als wäre es Neuland

Eine andere noch peinlichere Aktion war die
Deutsche Beteiligung an der Niederschlagung
Des Boxeraufstandes in China als Tientsin
Am 14. Juli 1900 eingenommen wurde

Imperialismus bleibt hässlich und beutet aus
Unterdrückt große Teile der Menschheit über
Die sich eine eingebildete Herrenrasse erhob
Wie es bis heute in manchen Köpfen spukt

Warum sich viele Menschen einen solchen
Völlig irrationalen Rahmen für ihr Glück suchen
Bleibt dem kritischen Aufklärer unverständlich
Doch ist es wohl nichts als ein Gefühl

Begründet in der Angst vor dem was kommt
Sich um letzte Dinge sorgend wenn doch
Offensichtlich nichts mehr kommt nichts ist
Als Natur um es sich gut gehen zu lassen

Wie befreiend ist das Leben wo es nichts
Mehr erwartet oder will als glücklich sein
In dem kurzen Augenblick den wir haben
Sich darauf allein noch konzentriert

Dies tiefe Glück voller Möglichkeiten
Auch der körperlichen Befriedigung noch
Mit anderen zu genießen ist komplex genug
Uns ein Leben lang voll zu beschäftigen

Dies ist sicher auch ein Plädoyer für das
Kleine Glück großer persönlicher Lust aber
Mehr noch eines für Frieden miteinander
Den Wahrheitsbesitzer niemals finden

Das Leben ist und bleibt immer sinnlos
Es ist nur und je nachdem wie wir es
Uns machen verschieden schön jeweils
Sich daran erinnern fördert Konzentration

Sich auch an diesem 14. Juli voll darauf
Konzentrieren was uns glücklich macht
Könnte schöner werden als irgendwem
Irgendwelche Wahrheiten zu verkünden

Egal was allem Anfang innewohnt wie
Hesse einst so schlecht noch reimte
Kommt es darauf an zu genießen
Was ist mehr haben wir nicht zu tun
jens tuengerthal 14.7.2016

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