Kulturuntergangsängste
Die Angst vor dem Untergang der Kultur
Ist so alt wie die Kultur selbst vielleicht
Sogar noch älter weil es sie immer gab
Auch als die Menschheit unkultiviert war
Ob sie heute kultivierter ist als etwa die
Römer oder Griechen waren scheint mehr
Als fraglich angesichts des herrschenden
Aberglauben und der brutalen Gewalt
Kultur ist alles was der Mensch irgend
Gestaltend hervorbringt wie das Wort
Cultura aus dem lateinischen belegt
Es heißt Bearbeitung Pflege Ackerbau
Im Gegensatz zur Kultur stand die Natur
Die natürlich einfach ist jedoch seit Kant
Sahen wir wieder der kultivierte Mensch
Ist Endzweck der Natur die in Moral ist
Dies nimmt den Begriff der Natur auf
Wie ihn schon Epikur und Lukrez vor
Über 2000 Jahren in Worte fassten
Der Mensch ist immer bloß Natur
Wo Menschen walten ist es Kultur
Die zum Wert wird durch die Moral
Welche dem Handeln zugrundeliegt
Was zur Kriegskultur einiges sagt
Lange lernten wir im Abendland Rom
Ging an der Dekadenz zugrunde die
Inzwischen verstorbener Westerwelle
Noch spätrömisch abschreckend sah
Doch zeigt sich diese These als so
Falsch wie von nur Vorurteilen noch
Geprägt denn Rom ging unter als
Keusch christliche Moral herrschte
Stark und selbstbewusst war es ohne
Götter noch während im Kaiserreich
Der Untergang mit der Vergöttlichung
Begann die sich für erhaben hielt
Ob das Christentum der Untergang war
Oder nur eine zufällige zeitliche Nähe
Dort auffällt neben vielen anderen Gründen
Lässt sich schwer klar entscheiden
Sicher ist nur Rom starb nicht an der
Spätrömischen Dekadenz sondern ging
Zu einer Zeit unter als christliche Moral
Mit dem Gegenteil eher dominant war
Die Lehre der Dekadenz angereichert
Noch um rassische Theorien wurde
Im Nationalsozialismus vertreten aber
Hat wie manche Gedanken überlebt
Die Retter des Abendlandes die sich
Vorgeblich um unsere Kultur fürchten
Sich als Verteidiger der Freiheit der
Frauen gerieren sind das Gegenteil
Wäre die abendländische Kultur noch
Irgendwie christlich gehörte Asyl dazu
Die Menschen aus Syrien kämen von
Den Wurzeln dieser Kultur zu uns
Zum Glück sind die Werte aber heute
An den Geist der Aufklärung gebunden
Freiheit und Menschenrechte sind Teil
Unserer Geschichte und genügen dafür
Der kategorische Imperativ ist der Maßstab
An dem sich Moral auszurichten hat heute
Womit es weder Glauben noch Gesetze
Braucht moralisches Handeln zu begründen
Die höchste Kultur bräuchte daher wohl keine
Gesetze mehr sondern fände ihre Rechtfertigung
Allein aus dem Gewissen dem anderen gegenüber
Das innerlich zum guten Handeln verpflichtete
So kultiviert sind wir noch lange nicht
Ob darum unkultiviert gleich ist wer sich
Nur auf sein Recht beruft scheint dagegen
Gewagt aber doch einen Gedanken wert
Es geht um Macht und Schutz vor dieser
Die der Rechtsstaat auch bietet warum
Bloße Berufung darauf noch nicht gleich
Unmoralisch sein sollte scheint es
Beim Blick auf Unrechtsstaaten dagegen
Ist die Möglichkeit der Rechthaberei auch
Die bessere Wahl als die dort nur Willkür
Wie sie in vielen Teilen der Welt herrscht
Auch die Römer sahen ihre Kultur immer
Wieder gefährdet durch Einfälle der Barbaren
Die aus dem Norden kamen der heute meint
Das Abendland gegen den Süden zu verteidigen
Am 30 Juli 101 vor Christus schlug Gaius Marius
Die Kimbern auf den Raudischen Feldern
Nahe Vercellae und bannte damit die
Germanengefahr für längere Zeit erfolgreich
Die Kimbern waren ein germanischer Stamm
Mutmaßlich aus Jütland im Westen Dänemarks
Sie zogen mit Teutonen und Ambronen auf der
Suche nach Land gen Süden ab 120 vor Christus
In den Kimbernkriegen brachten diese vereinten
Stämme den Römern einige doch empfindliche
Niederlagen bei bis sie vernichtend geschlagen
Weitere Wanderungen aufgaben und verschwanden
Die Teutonen hatte obiger Marius schon im Jahr
Zuvor in der Provence vernichtend geschlagen
Warum die Kimbern allein gen Rom zogen noch
Ihre Spuren verlieren sich in der Gechichte wohl
Cäsar erwähnt sie noch im gallischen Krieg
Einige wären zur Bewachung geblieben
Aus denen sich ein kleiner Stamm entwickelte
Die Römer führten wohl Vernichtungskriege
Nach Plutarch fielen in der Schlacht auf den
Raudischen Feldern über 120.000 Kimbern
Die übrigen 60.000 gerieten in Gefangenschaft
Während die Römer nicht mehr als 1000 verloren
Die den Germanen dreifach unterlegenen Römer
Verdankten ihren Kampfesmut einem Sandsturm
Der die Ebene durchzog sie verkennen ließ wie
Groß das Heer ihrer Gegner eigentlich war
Die Römer gewannen die Schlacht auch dank
Guter Aufstellung und besseren Trainings dabei
Was sie beweglich im Feld machte die Hitze
Waren sie besser gewohnt als die Kimbern
Marius hatte seine Truppen so aufgestellt
Dass die Kimbern gegen die Sonne noch
Kämpfen mussten wie das Aneinanderketten
Um Flucht zu verhindern die Kimbern lähmte
Das besser trainierte und kampferfahrenere
Römische Heer besiegte die zahlenmäßig
Weit überlegenen Kimbern und vernichtete
Diese als Volksstamm danach völlig
Angeblich sollen später beim Aufstand des
Spartacus auch einige Kimbern als Sklaven
Unter den Gladiatoren mitgewirkt haben
Eine letzte Spur in der Geschichte geben
Es schlugen die angeblich dekadenten Römer
Das wilde Volk der Germanen in Unterzahl weil
Dank kutlureller Entwicklung zu Taktik fähig
Die der Häuptling der Gegner nicht durchschaute
Angeblich erschlugen noch die Frauen der Kimbern
Ihre fliehenden Männer erdolchten die Kinder bevor
Sie sich selbst am Wagen aufhängten um nicht als
Römische Sklavinnen in Gefangenschaft zu enden
So war denen ohne abendländische Kultur noch
Der Tod lieber als abhängiges Leben in Rom je
Unklar ist inwieweit solche Erzählungen rein
Taktischer Natur sind die Römer zu motivieren
Ähnlich wie wohl Tacitus Bericht über die Germanen
Mehr eine Streitschrift nach innen war um Römer
Zu motivieren die Kampfkraft zu stärken ist wohl
Auch dies Urteil über die Germaninnen zu lesen
Die Betrachtung anderer Kulturen unter rein
Erzieherischen Aspekten gibt dem sonst nur
Abgesang auf den Untergang der Kultur eine
Gewisse Komik wie bei Hitlers Gemanenkult
Hätte das sogenannte Dritte Reich nach dem
Tausendjährigen und dem Sechsundvierzigjährigen
Währte es nur Zwölf Jahre nicht so tödliche Folgen
Für Millionen wäre seine Dummheit zu lächerlich
Die Argumente der Verweichlichung der Jugend
Der Zersetzung der natürlichen Instinkte waren
Zu allen Zeiten die gleichen und nie begründet
Gelernt hat keine Generation der Wiederkäuer
Jede neue Elterngeneration brachte die alten
Lügen vom gesunden Geist im gesunden Körper
Wieder hervor auch wenn schon tausende Jahre
So falsch wie unnütz gewesen galten sie als nötig
Die Pegiden mit ihrem Hass auf alle die sie für
Linksgrünversifft halten in sprachlicher Verrenkung
Fürchten die Lügenpresse und schwärmen lieber
Von der guten alten Zeit als es keine Musels gab
Verteidigen ein Abendland dessen Werte sie
Weder kennen noch achten noch irgendwas
Von dessen Kultur wüssten die sie verteidigen
Wo es ihnen nur um gezüchtete Angst geht
Es drohte nie der Untergang des Abendlandes
Weil dies eine historische Epoche ist die bloß
Geschichte noch ist in bunten Kulturräumen
In denen Menschen ohne Grenzen leben
Schreihälse und Populisten sind ein Produkt
Von Kriegen und Auseinandersetzungen die
Auf der Straße ausgetragen werden von den
Instrumentalisierten Narren dieser Bühne
Politische Kultur heißt Zusammenhänge auch
Verstehen lernen im größeren Kontext der Welt
Warum finanziert Moskau die Rechten in Europa
Im Kampf mit NATO und EU wird vieles klarer
Fürchten wir weniger den Untergang der Kultur
Denken wir lieber mehr und kritisch darüber nach
Was Kultur ausmacht und was von uns bleibt
Wo unsere Wurzeln liegen statt nur zu meinen
Alle Generationen von Menschen soweit wir wissen
Jammerten über die jüngere Generation die doch
Zügellos verkommen oder spießig angepasst sei
Vielleicht würde die Welt besser ließen wir das
Sprechen wir nicht mehr vom Kulturuntergang
Sondern fördern lieber deren Erhaltung durch
Kenntnis der Geschichte statt gefärbter Sagen
Aufklärung und nachdenken statt Propaganda
Es könnte mehr Kultur entwickeln als die
Erdachten Gefahren je zu zerstören drohten
Selber denken ist die Devise die eben jener
Der Aufklärung mit ihrem habe Mut gleicht
Aufklärung ist Befreiung aus selbstverschuldeter
Unmündigkeit durch Denken und Verstand statt
Aberglaube und Propaganda können sich die
Menschen viel weiter entwickeln künftig
jens tuengerthal 30.7.2016
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