Sonntag, 17. Juli 2016

Kulturgeschichten 0292

Festmassaker

Wer ein Massaker begehen will
Sucht sich am besten ein Fest
An dem sich Massen zusammen
Zum massakrieren versammeln

Die Massen versammeln sich
Natürlich zum feiern wer will
Schon massakriert werden wenn
Die Wahl dazu bessteht

Warum Menschen dennoch mit
Wehenden Fahnen in Kriege ziehen
Vom patriotischen Taumel voll erfasst
Bleibt kritischen Denkern rätselhaft

Vielleicht sind diese Menschen dann
Als Soldaten in Uniform weniger noch
Mensch als nur noch Masse die sich
Dem Selbstzweck Massaker zubewegt

Vielleicht darum halte ich mich immer
Lieber von allen Massenaufläufen fern
Weil das grölende Heer entmenscht
Für mein weltfremdes Gefühl

Viele lieben es in Fußballstadien oder
Auf Jahrmärkten von denen schon Faust
Verkündete sie seien Volkes Himmel
Lieber bin ich um Mensch zu sein allein

Die Massen auf dem Boulevard Anglaise
In Nizza waren Ziel und wurden Opfer
Eines psychisch Kranken egal ob Islamist
Auch wenn solche Religiosität krank ist

Der Fahrer wurde entweder im Blitzverfahren
Erleuchtet und zum Islamisten oder gab
Seiner schlichten Depression nach was
Inhaltlich beides schlechte Laune macht

Ob nicht jeder fanatisch religiösen Mensch
An einer Zwangsstörung leidet fragt sich
Der Unterschied zum normal religiösen
Fällt dabei schwer ist aber auch egal

Religiöser Wahn der töten lässt ist
Sicher eine kranke Störung wie wir
Sie auch immer nennen wollen heute
Islamisten krank zu nennen hilft

Das Massenereignis war der Nationalfeiertag
Der Franzosen an dem sie an den Sturm auf
Die Bastille erinnern was seit 1790 schon ein
Volksfest mit Namen Föderationsfest war

Am 17. Juli 1791 löste bei eben diesem Volksfest
Ein Schuss auf den Oberbefehlshaber der Nationalgarde
Lafayette der heute als Shopping-Center bekannter ist
Ein Feuer der Soldaten in die Massen aus

Der Schuss auf Lafayette hatte diesem den Hut
Vom Kopf geschossen ihn im übrigen aber nicht
Weiter verletzt anders als die Bürger auf die nun
Sogar gegen Lafayettes Befehl geschossen wurde

Diese Schüsse in die Menge wie die folgende Panik
Töteten zwischen 100 und 50 Menschen was also
Numerisch denen in Nizza vollauf vergleichbar ist
Nur schoss damals der Staat die Bürger nieder

Die ganze Situation war etwas entgleist schon
Über den Tag als zwei schlichte Voyeure noch
Entdeckt wurden die den Frauen bei der dort
Unterschrift unter den Rock schauen wollten

Weil in der Hysterie der Masse diese sogleich
Verdächtigt wurden den Altar sprengen zu wollen
Hängte die Menge sie am nächsten Baum auf
Entsprechend gespannt war die Stimmung

Thema der Unterschriftensammlung war die
Absetzung Ludwigs XVI. wie sie einige der
Radikalen forderten auch das tat sein übriges
Die Stimmung noch weiter anzuheizen

Zeiten in denen Männer gehängt werden
Weil sie Frauen unter die Röcke zu gern
Blicken wollten sind stets mörderisch auch
Wenn sie eines anderen verdächtig waren

Die Selbstjustiz die Voyeure aufhängt wäre
Heute eher von Islamisten denkbar wie noch
Fanatiker gern töten ihre Macht mit Blut festigen
Doch waren es Franzosen auf ihrem Volksfest

Und als die zwei Spanner baumelten sangen sie
Vielleicht die erst fünf Jahre später Hymne dann
Gewordene genauso blutrünstige Maseillaise
Denn so ist ganz schnell Volkes Himmel rot

Immer noch versammeln sich Menschen gern
In Massen und wundern sich wenn sie dabei
Bestes Ziel von Massakern werden als sein
Solche Massenaufläufe nicht ideal dafür

Zwei Jahre später am 17.7.1793 wird auch
Anlässlich dieses Volksfestes der Föderation
Charlotte Corday von der wir schon erzählten
Als Mörderin Jean Paul Marats hingerichtet

Die Hinrichtung war Teil des Volksfestes
Diente der Belustigung wie der Bestätigung
Der Republik in ihrem stolzen Gang auch
Wenn sie mehr das Grauen vor ihr mehrte

Es taugt zur Rechtfertigung wenig dass die
Republik die Menschenrechte auch erklärte
Es dabei nur dem Geist der Zeit folgend
Ihrer Umgebung völlig gleich tat

Wer wie Erdogan nun von Gottesgnade
Angesichts von hunderten Toten spricht
Ist Kind dieses Geistes der sich auch
In Deutschland mörderisch breit machte

In der Zeit kurz bevor die erste Republik
Auf deutschem Grund wieder unterging
Am 17. Juli 1932 fand der Blutsonntag
In Altona statt der 18 Leben kostete

Die SA hatte zur Demonstration ins
Traditionell rote Altona gerufen das da
Noch zu Schleswig-Holstein gehörte
Es drohten Straßenschlachten wieder

In diesem Vorwahlkampf waren bereits
Über hundert Menschen im Land ums
Leben gekommen hauptsächlich wieder
Zwischen Nazis und Kommunisten

Auch diese Schlacht wurde eine solche
Während Nazis und Kommunisten noch
Aufeinander einschlugen wurden zwei
SA Männer von irgendwo erschossen

Nun flohen SA und SS aus Altona dafür
Kam die Polizei um zu entwaffnen was
Infolge 16 hauptsächlich Kommunisten
Aus Altona das Leben kosten sollte

Es wurde nach dem Massaker bei dem
Polizei Jagd auf Heckenschützen machte
In ähnlicher Situation wie auf dem Marsfeld
Verängstigt und in Panik zurückgeschossen

Zwei Nazis starben an Schüssen aus noch
Unbekannter Quelle die übrigen 16 erlagen
Dem Feuer der Polizeikarabiner womit der
Rechtsstaat für Sicherheit und Ordnung sorgte

Kaum war die NSDAP an der Macht im Land
Kam es zu einem Schauprozess in dessen
Folge vier Kommunisten zu Tode verurteilt
Hier war bereits klar was Deutschland drohte

Bei einer Weideraunfahme des Verfahren 1992
Wurden die Angeklagten voll rehabilitiert sie
Waren nun Opfer des NS-Unrechts es fanden
Sich keine Beweise für Heckenschützen mehr

Auch in den Akten war kein einziger Waffenfund
Bei den Kommunisten vermerkt worden so blieb
Bis heute unklar wer die beiden Nazis ermordete
Wie die Todesschützen der Polizei unerkannt blieben

Zu Nizza wurden nun angebliche Hintermänner oder
Frauen verhaftet die dem Mörder geholfen haben
Was die Islamismus-These gegen Amok erhärtete
Worauf es letztlich aber kaum ankommt noch

In den Händen von Fanatikern wird nun alles zum
Mordwerkzeug und es wird nicht mehr nur die
Schnellen lauten Taten geben sondern noch viel
Gefährlicher die leisen die erst langsam wirken

Von der Wasserversorgung über Strom und Eisenbahn
Schnellstraßen und Flughäfen sind wir überall noch
Verletzlich wo Menschen einander böse wollen
Es gibt davor keinen Schutz mehr ist die Lehre

Die Millionen Toten im Nahen Osten haben einen Preis
Alle Opfer in unseren Breiten werden ihn bezahlen
Auch die USA wird es immer wieder mal treffen
Ist es das wert und was wäre eine Antwort

Weniger Masse beugt immer der Gefahr von
Massakern in dieser vor allerdings nicht allein
Der Preis der Freiheit ist angreifbar zu sein
Dagegen hilft nichts als keine Freiheit

Keine Freiheit bietet aber auch keine Sicherheit
Sondern nur bessere Kontrolle wie den Anschein
Von Sicherheit im Alltag die real keine sein kann
Wir haben dann nur keine Freiheit mehr

Massaker kommen vor in der Masse
Zurzeit häufen sie sich besonders von denen
Die Gewalt ausgesetzt waren es sei denn
Sie fliegen Flugzeuge gegen Berge

Auch der LKW Fahrer von Nizza war wohl
Depressiv sollen also psychisch Kranke nun
Kollektiv zur Sicherheit interniert werden
Damit wir ungestört fröhlich leben können

Wer Bombenkrieg spielt und Kinder zur Flucht
Unter grausamsten Bedingungen zwingt muss
Mit den Folgen in seiner Gesellschaft leben
Wer es nicht tut auch wenn es die anderen tun

Die Massaker sind ein Risiko der Masse
Nur wem das eigene Leben mehr wert ist
Wird dies nicht für idiotische Ideen riskieren
Um sich dafür ein Jenseits zu erfinden

Die einzig wirksame Waffe gegen Terror
Ist Liebe und Lebenslust zu lehren wie
Aufklärung gegen die Verblendung alles
Übrige ist dagegen immer entbehrlich

Wenden wir uns lieber der Liebe zu
Wie der toleranten Lust um mehr
Zu genießen könnt es schöner werden
Was immer mehr lohnt als Krieg
jens tuengerthal 17.7.2016

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