Montag, 4. Juli 2016

Buchreisende

Manche reisen um die Welt
Nennen sich dann Weltreisende
Halten sich für global gebildet
Sind doch nur immer unterwegs

Andere gehen lieber in sich
Finden dabei zu sich als Gipfel
Der Selbsterkenntnis bleiben sie
Oft erleuchtet eher beschränkt

Bin weder dies noch das wirklich
Reise eher ungern bin dafür immer
Im Geiste unterwegs dabei ungern
Nur mit mir beschäftigt lieber lesend

Als Leser reie ich mit Büchern stets
Folge anderen Geister und bin nur
Dies reflektierend mit mir beschäftigt
Sehe ich real wenig von der Welt

Leser bilden sich mehr aus Büchern
Sehen die Welt durch die Bilder die
Buchstaben in ihrem Kopf malen
Und wissen doch oft mehr als all

Ersetzt nun das Wissen die sonst
Anschauung bildet Reisen immer
Weniger als Lesen oder braucht es
Beides sich ein Bild zu machen

Vielleicht sind es zwei Welten
Die parallel existieren können
Ohne sich auszuschließen lieber
Einander erst vervollständigen

So weiß ich viel von der Welt
Von der ich weniger sah als
Viele die viel weniger wissen
Und vermisse doch nichts

Glücklich bin ich mit Lesezeit
Brauche weniger Bewegung
Als Ruhe und Zeit für mich
Um zwischen Zeilen zu reisen

Viele verstehen nicht warum
Das Bedürfnis irgendwohin
Zu fahren oder dort zu sein
Weniger wichtig Lesern ist

Ein Strandkorb und Lesezeit
Wäre Urlaub im Leben genug
Muss nirgendwo gewesen sein
Möchte lieber davon lesen

So bin ich ein Buchreisender
Lese viele parallel immer je
Nach Stimmung schlage ich
Das eine oder andere auf

Dann bin ich mit Montaigne
Einige Seiten in Rom oder
Wandere seitenweise durch
Kairo und etwas Barcelona

Die Vorstellung dort überall
Ganz real hin zu reisen wäre
Ein ungeheurer Stress aber
Davon zu lesen das große Glück

Vermutlich ist das etwas entrückt
Sicher nicht ganz normal aber
Eins zumindest ist es sicher eine
Umweltfreundliche Art zu Reisen

Die einen bewegen sich andere
Nur Buchseiten um sich dafür
Zwischen diesen in der Welt
Zu verlieren um anzukommen

So sind Leser lesend unterwegs
Reisende sind es auf Reisen
Beide kommen irgendwo an
Sich sein zu lassen ist Glück
jens tuengerthal 4.7.2016

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