Freitag, 15. Juli 2016

Kulturgeschichten 0290

Massakererfolge

Gemessen an Mittel und Aufwand
Sind Massaker immer sehr effektiv
Es kann ein Laster schon genügen
Viele Menschen wahllos zu töten

Das allgemeine Entsetzen ist groß
Trifft es doch immer Unschuldige
Was für ein dummes Geschwätz
Als gäbe es schuldige Tote je

Schuld und Unschuld sind Teil des
Problems das Menschen dazu bringt
Sich auf diese Art zu rächen an einer
Gesellschaft die sie lange verachtet

Für einen Kreis Außenstehender werden
Die Täter zu Helden um so mehr sie die
Gesellschaft verteufelt die sie bekämpfen
Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter

Glaubt wer wirklich mit mehr Härte würde
Mehr Frieden erreicht intensiverer Kampf
Verhindere Amokläufe von Einwohnern
Die längst Landeskinder auch sind

Massaker waren schon immer erfolgreich
Wenn es darum ging zu radikalisieren
Wie eine Gesellschaft politisch zu spalten
Nie bekamen sie mehr Aufmerksamkeit

Wer nun den Trumps und von Storchs folgt
Muslime vertreiben statt integrieren will
Arbeitet mit den Islamisten zusammen
Die Stärkung der Radikalen nutzt diesen

Betroffenheitsrituale der Anteilnahme sind
So verlogen wie nutzlos bloße Gesten
Der Überforderung ohne jede Vernunft
Nötiger wäre kritische Vernunft dringend

Schauen wir in die Geschichte ein wenig
Zurück sehen wir am 15. Juli 1099 wie
Das Kreuzfahrerheer des ersten Kreuzzugs
Bei der Eroberung Jerusalems fast alle tötet

Kaum ein Bewohner entkommt nach der
Einmonatigen Belagerung noch lebend
Nur die Katholiken wurden zuvor vertrieben
Der Rest wurde einfach massakriert

Dabei wurde noch geraubt und vergewaltigt
Wie dergleichen ritterliches Verhalten mehr
Einmal lohnte es sich in Jerusalem doch
Katholisch zu sein danach nie mehr

Über den Unsinn der Kreuzzüge die dem
Terror der Isamisten in vielem glichen
Römische Beschäftigungstherapie waren
Muss nichts gesagt werden war halt religiös

Daran hat sich nichts geändert bis heute
Die einen verdammen es die anderen
Als Opfer notgedrungen auch wenn
Sie heute nicht anders selbst agieren

Noch wissen wir nicht was den Täter trieb
Ob es depressive Verzweiflung eher war
Oder religiöser Wahn durch soziale immer
Ausgrenzung begünstigend verstärkt

Wer treibt Menschen zur Gewalt gegen
Andere an oder sollte eher was gefragt
Werden um eine Antwort zu finden
Sind wir offen oder wissen wir schon

Der immer gleiche rituelle Charakter dieser
Betroffenheitskulte im Kollektiv relativiert
Sich in seiner Wertigkeit jedes mal mehr
Es bleibt die lächerliche Gewohnheit

Sind die Kerzen derer die nicht mehr
Kritisch denken sondern lieber mitfühlen
Leuchttürme im Meer der Dunkelheit
Oder Heiligenschein der Täter bloß

Tote sind nicht mehr sie sind egal
Dennoch gilt einen zu erschießen
Der andere mit Gewalt tötet ist
Ohne große Fragen gerechtfertigt

Wiegt das Leben vieler das des
Täters auf oder darf Leben nie
Mit Leben aufgewogen werden
Wie es uns das Recht lehrt

Es wird über Extremismus schon
Schwadroniert bevor einer weiß
Was den Täter bewegte oder nicht
Der es tot nie mehr erzählen kann

Massaker lohnen sich für alle
Die bringen viele Klicks auch ich
Schreibe darum darüber als Teil
Des Systems das ich hinterfrage

Die Toten tun uns natürlich leid
Auch die aus Charlottenburg
Nur nicht mehr als alle dennoch
Macht Nachbarschaft eher fühlbar

Dabei sind Tote gar nicht mehr
Nur noch bewegliche Sachen
Leicht beschädigt doch keine
Persönlichkeiten irgend noch

Dann tun uns die Angehörigen leid
Denen Mitleid meist weniger hilft
Eigentlich sollten wir uns leid tun
Weil uns diese Nachrichten aufgeilen

Währenddessen vereinbaren noch
Die USA die Kooperation mit Russland
In Syrien noch auszubauen im Krieg
Gegen den selbstgeschaffenen Terror

Auch der NATO-Rußland-Rat plaudert
Wieder munter miteinander die Krise
Die so dramatisch allen schien ist
Plötzlich schon fast vergessen

Das der Amoklauf wenige Stunden
Nach der Verkündung der Aufhebung
Des Ausnahmezustandes stattfand
Gibt guten Grund zur Rücknahme

Syrien und seine Nachbarn leben auch
Schon lange im Ausnahmezustand
Ist es eine Form von Gerechtigkeit
Wenn der Terror auch hierher kommt

Voller Mitleid nun erstarren statt weiter
Kritisch auf Ursachen und Perspektiven
Auch hier zu schauen ist so dumm wie
Amokläufer als Helden zu bejubeln

Es kann jeden treffen passiert überall
Der Krieg gegen den Terror hat dem
Klassischen Stellvertreterkrieg sein
Schlachtfeld geraubt er ist überall

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit
Überhaupt mal getroffen zu werden
So rein statistisch betrachtet ist wohl
Tägliches Fahrradfahren gefährlicher

Anders verhält sich das in Syrien
Auch weil dort immer weniger noch
Mit dem Auto fahren im zu lange Krieg
Statistisch ist immer alles kein Problem

Verglichen mit den Schäden der bisher
Abgeworfenen französischen Bomben
Ist der Terrorschaden in Frankreich noch
Sehr gering oder treffen sie etwa nicht

Wer Unglücke relativiert gilt schnell als
Unmenschlich ohne Verständnis für die
Betroffenen wie die Verständnisvollen
Gern laut schreien im Helferdrang

Die Getroffenen aber sind tot und die
Geht also nichts mehr und mich geht
Der Tod nichts an weil er das Sein
Beendet wenn träfe es Hinterbliebene

Die trifft es nicht weil sie keiner angreift
Wer trauern will in der Hoffnung es hilft
Soll dies ungestört tun nur wer noch Reste
Von Verstand hat denke bitte besser nach

Diese Attentate meist von Bürgern begangen
Die lange hier lebten und durch Ausgrenzung
Wie sozialen Mißerfolg sich radikalisierten
Sind nicht importiert sie sind hier heimisch

Wer dies verneint und schärfere Maßnnahmen
Meist gegen die fordert die es nicht waren
Fördert eine Kultur der Ausgrenzung wie
Der Radikalisierung und damit Attentate

Integration und Offenheit wie Chancen
Für alle am Rande der Gesellschaft sind
Unsere einzige Möglichkeit wenn wir nicht
Bald Internierungslager haben wollen

Es gibt keine schnelle Lösung oder Antwort
Wer sie verspricht lügt genau wie diejenigen
Die behaupten dieser Krieg sei  zu gewinnen
Krieg gegen den Terror wird das zweite Vietnam

Ob das Massaker von Nizza dazugehört oder
Der Fahrer nur Amok lief weil verzweifelt als
Sozialer Absteiger ohne Aufstiegschancen
Scheint mehr die Frage als Terrorkrieg

Lasst die Russen und die USA den Nahen Osten
Miteinander befrieden Europa möge sich dabei
Lieber heraushalten mische mich ja auch nicht
In die Zaunstreitigkeiten meiner Nachbarn ein

Die Aufgabe nach Nizza wird sein endlich mehr
Für Integration zu tun und Wertevermittlung
Statt weiter zu polarisieren und zu radikalisiern
Wer Freiheit will muss sich dafür gedulden

Es gibt keine schnellen Antworten mehr
So wenig wie einfache Lösungen denn
Alles braucht nun viel Zeit damit wir
Künftig friedlich gemeinsam leben

Umsonst gestorben sind die Toten ohnehin
Kosten wird nur die Beseitigung der Leichen
Doch würdigt es diese wenn wir zumindest
Versuchen etwas daraus noch zu lernen

Nicht auf den Tisch hauen und neue Bomber
Gegen böse  Islamisten schicken bringt uns
Dem Frieden näher sondern Rückzug ins
Private Glück das wichtiger wohl ist
jens tuengerthal 15.7.2016

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