Montag, 10. Februar 2020

Berliner Aufklärung VII

Schadowfreude

Wie kaum einer steht Schadow
Der berühmteste preußische
Bildhauer für den Übergang
Von der Aufklärung zur Romantik
Selbst dem aufgeklärten Klassizismus
Damit dem Geist der Aufklärung auch
Verpflichtet war der Sohn eines Berliner
Schneiders auf ungewöhnlichem Wege
Hofbildhauer geworden hatte zunächst
Durch seine aus Liebe begründete Flucht
Aus Berlin alles getan seinen Erfolg am
Königlichen Hof zu verhindern auch war
Diese Flucht um der Liebe willen
Ein eigentlich typisch romantischer Akt
Dabei sollte er doch die Tochter seines
Meisters des Hofbildhauers Tassaert
Heiraten wie dessen Amt übernehmen
Stattdessen floh er mit seiner Geliebten
Marianne Devidels die er im Salon bei
Henriette kennengelernt haben soll aus
Berlin nach Prag zu ihrem Vater dem
Wohlhabenden Juwelier Samuel Devidel
Der sie im jüdischen Glauben erzog wie
Die Italienreise der beiden finanzierte
Wo Schadow  in Rom katholisch wurde
Was er zurückgekehrt nach Berlin dann
Wieder änderte um Hofbildhauer im
Protestantischen Berlin sein zu können
Dahingestellt was der Berliner glaubte
Wieviel er verliebt nur versprach
Konnte er sich nach erfolgreicher Arbeit
Dennoch bald sein reich verziertes Haus
Nördlich der Linden bauen was der König
Finanzieren würde nachdem er seinen
Lehrer Tassaert im Amt gefolgt war sich
Direkt mit der Vollendung des Grabmals
Für den als Knaben gestorbenen Sohn
Friedrich Wilhelms II. auch bei dessen
Trauernder Geliebter und Mutter des
Grafen von der Mark beliebt machte
Zuvor hatte er sich mit der Gattin aus
Italien zurückgekehrt bei KPM als
Porzellanmaler erfolgreich verdingt
Nach dem Grabmal modellierte Schadow
Als bis heute berühmtestes Werk 1793
Die Quadriga für das Brandenburger Tor
Wie das berühmte 36m lange Münzfries
Für die neu errichtete Münze am Markt
Bald wurde er Mitglied der Akademie der
Künste wie später auch deren Direktor
Als leidenschaftlicher Schachspieler
Gründete er den ersten Schachclub
War als Freimaurer viele Jahre aktiv
So auch im Vorstand der Großloge
Royal York die noch von Friedrich II.
Gegründet worden war dahingestellt
Für wie liberalen Geist diese standen
Nachdem seine erste große Liebe 1815
Verstarb heiratete er 1817 die Tochter
Des aus dem Elsass stammenden da
Bereits erfolgreichen protestantischen
Preußischen Beamten Rosenstiel der
Nebenbei auch Direktor von KPM war
Verhielt sich also ganz ordnungsgemäß
Genügte allen Erwartungen an den
Ersten Künstler der Stadt als Preuße
Berlinerte aber wohl Zeit seines Lebens
Mehr noch als Goethe hessisch dichtete
Wurde also ein Original dieser Stadt
Änderte seinen klassizistischen Stil erst
Mühsam als die Aufträge ausblieben
War in vielen kritisch aufgeklärt auch
Als Freimaurer diesem Geist zugewandt
Tat dennoch viel sehr romantisches
Kann als Brückengestalt gelten die
Auch in ihrer Person den Übergang lebte
Neues wagte Gutes bewahrte 

jens tuengerthal 10.2.20

Machtkultur

Wer hat die politische Macht
Kann eine politisch machtlos
Aber parteilich erfolgreich sein
Fragt sich in Zeiten des Umbruchs

Konnte Merkel erfolgreich ihre
Nachfolgerin installieren ohne
Ihr die Macht auch zu übergeben
War es zum scheitern verurteilt

Was verrät es über die wahre Macht
Wenn wenige Worte aus Afrika mehr
Bei allen Parteien bewirken als viele
Taktische Versuche einer Vorsitzenden

Spekulationen was die Kanzlerin wollte
Ob sie indirekt ihre Macht nur sicherte
AKK ein Bauernopfer dafür nur wurde
Sind an dieser Stelle völlig müßig

Wer die Macht hat und es auch zeigt
Macht andere logisch damit machtlos
So kann sich ein Land darauf besinnen
Was und wen es wirklich braucht

Ob nun im Merzen der Bauer schon
Die Rösser anspannt ist völlig egal
Darüber zu reden überflüssig hier
Wo sich zeigte wer wirklich herrscht

Spannender als Merkels Organisation
Ihres Abgangs oder nicht wird sein
Wo künftig die Mitte stehen wird die
Für Mehrheiten im Land sorgen soll

jens tuengerthal 10.2.20

Sonntag, 9. Februar 2020

Gutundböse

Wie scheiden wir gut und böse
Gibt es einen sicheren Maßstab
Sind wir uns bei Freunden sicher
Sie sein wirklich gute Menschen
Sollten wir sie bei einer Trennung
Ob mit oder ohne Scheidung
Erleben um langfristig eines besseren
Belehrt zu werden doch insofern es
Um ein moralisches Urteil geht
Bei dem Verstand gefragt ist
Wird nichts geeigneter sein das
Gegenteil zu belegen als eine
Starke die Phantasie anregende
Emotionale Beteiligung Liebender
Wie der Autor aus Erfahrung weiß
Der schon viel Unsinn aus Liebe
Tun wollte tat oder auch dachte
Ohne etwas davon zu verstehen
Was uns besonders einmalig scheint
Beurteilen wir mit größter Sicherheit
Obwohl die Einmaligkeit ja belegte
Es gibt keine Vergleichswerte dabei
Das Urteil über gut und böse ist
Sobald es um Liebe geht immer
Untauglich sich der Wahrheit
Von wo auch immer zu nähern
Die ohnehin logisch stets die
Erfindung eines Lügners ist
Was manche über die Liebe
Auch eher sagen würden was
Aber besonders bei Beteiligten
Immer wieder umstritten ist
Da Liebende sich gerne auch
Im Besitz höherer Einsicht wähnen
Wofür spricht dass ihr Werturteil
Vernünftig besehen keiner versteht
Lasse es mit der zumindest noch
Theoretischen Option der Liebe
An dieser Stelle einmal offen
Wer wäre ich mehr zu wissen
Vor allem warum sollte ich jemals
Auf die Blindheit der Liebe verzichten
Was ließe schöner träumen von
Einer guten Welt warum es doch
Zumindest nicht böse sein kann
Auch wenn ziemlich bescheuert
Die Liebe als Maßstab zu nehmen
Nur haben wir keinen tauglicheren
Um am Ende festzustellen dass es
Gut und böse nicht absolut gibt nur
Die Liebe manchmal sehr da ist
Ob wir das wollen oder nicht

jens tuengerthal 8.2.20

Samstag, 8. Februar 2020

Berliner Aufklärung VI

Welche Rolle spielte das Geschlecht
Für den Geist der Berliner Aufklärung
War sie egalitär oder ein bloßer Verein
Älter werdender Männer der irgendwann
Einfach überholt wurde von der dann
Romantisch-erotischen Salonkultur die
Vor allem bei zwei großen Jüdinnen
Henriette Herz und Rahel Levin die
Spät erst Frau Varnhagen von Ense wurde
Als gut besuchte Institution sich etablierte
Jette Herz als Gattin des Kantschülers
Arzt Autor und Philosophen Marcus Herz
Der noch als Kopf der Aufklärung gilt
Während seine Gattin das neue Gefühl
Romantisch sinnlich auch für sich selbst
Kultivierte was zur Gegenbewegung
Wurde durch die ehrenwerte Köpfe wie
Friedrich Nicolai verlacht wurden weil er
Dorothea Veith die Tochter seines längst
Verstorbenen Freundes Moses Mendelssohn
Zur ehelichen Treue ermahnte statt nach
Glühendem Gefühl mit dem romantischen
Flegel Schlegel durchzubrennen wobei
Rahel Levin ihre Freundin unterstützte
Zugleich verkehrten bei beiden Damen
Auch Köpfe wie die Brüder Humboldt
Oder der geniale Prinz Louis-Ferdinand
Flirteten dort und dachten manches an
Was später aufgeklärte Reform in Preußen
Wurde die humanistische Bildung brachte
Wie Bauernbefreiung und Heeresreform
Und so stehen die Salons gebildeter
Jüdischer Damen als quasi exterritoriale
Veranstaltungen im preußischen Berlin
Mit engem christlichen Horizont sonst
Für einen Aufbruch zur Freiheit der
Weiblich geführt war auch diesmal beide
Geschlechter gleichberechtigt beteiligte
Zumindest am Anfang des Diskurses
So ist die stark weibliche Romantik
Auch ein Akt bürgerlicher Emanzipation
Vor allem zuerst jüdischer Frauen
Die im Geist der Aufklärung erzogen wurden
Womit sich zeigt wie nah beide doch
Zusammenhängen auch im Gegensatz
Der mit den weiblichen Salons entstand
Die Aufklärung war noch männlich dominiert
Während die Romantik dies nicht nur
Gefühlt für alle Zeiten änderte dahingestellt
Ob der romantische Weg gut gehen konnte

jens tuengerthal 8.2.20

Eckexistenzen

Früher gab es sie noch
An jeder besseren Ecke
Die Berliner Eckkneipe
In der sich in verrauchter
Atmosphäre damals noch
Herren zu Molle und Korn
Trafen um über die Welt
Im Spiegel des Berliner
Mehr oder weniger damals
Ummauerten Horizont laut
Zu debattieren doch verlor
Sich alles unter dem Druck
Globaler Anpassung die den
Prenzlauerberg in eine bekannte
Alte Sofa-Bar Gegend wandelte
In der die Besucher aus aller
Welt finden wollen was schon
Ihre Anwesenheit verdrängt
Warum sich Friedrichshain wie
Kreuzberg und Prenzlberg so
Sehr als Partymeile gleichen
In der Menschen die besondere
Individuelle Erfahrung machen
Wollen wie alle Welt sich gleicht
Besonders wenn sie sich gern
Ganz individuell inszeniert oder
Sagen wir ehrlicher so verkauft
Dass sogar die Bewohner schon
An ihr höheres Dasein zwischen
Bio-Latte und Yoga-Matte glauben
Versunken in sphärischer Meditation
Erzählen sie sich vom letzten Trip
Meist mit dem Flieger irgendwohin
Ohne über Folgen nachzudenken
Seltener unter wildem Drogen die
Das beschränkte Bewusstsein der
Gesund erleuchteten Existenzen
Irgend erweitern könnte wie das
Geistige überhaupt eher einem
Ominös spirituellen wich in dem
Die sich besonders fühlenden ihre
Große Erleuchtung suchen aber das
Wäre eine andere Geschichte über
Die Zustände in hippen Kiezen die
Auch nichts bleibendes mehr haben
Wo es doch gerade mehr um die
Verlorenen Eckexistenzen geht
In denen noch richtig berlinert wurde
Aber auch dies Gejammer klingt
Schon wieder nach Ethno-Nostalgie
Die heute unter neuem Namen schlicht
Rückwärtsgewandt vorgestriges als
Erhaltenswert definiert um sich nur
Nicht auf neues einstellen zu müssen
Aber noch gibt es einige Eckkneipen
In denen der Ton eher rauh ist
Die für ein altes Bild von Berlin stehen
Eine gewisse Schanktischegalität die
Heute der Bartträger-Mutti-Normalität
Wich ohne zu wissen was nun was
Langfristig wert sein könnte klagt aber
Der gewöhnliche Berliner zu gerne über
Die Zustände was in Gegenwart von
Lauter positiv denkenden wie zugleich
Biogwandeten kerngesunden Nachbarn
Irgendwie komisch wirkt aber dett is
Halt Berlin watt soll ich sagen?

jens tuengerthal 8.2.20

Freitag, 7. Februar 2020

Berliner Aufklärung V

In Zeiten des Übergangs ist oft
Schwer zu greifen was herrscht
Noch Aufklärung oder schon die
Romantik gar noch etwas vom
Sturm und Drang dazwischen
Wann wurde es klassizistisch
Widmete sich dem Wahren
Schönen Guten was immer
Diese hohle Formel meinte
Vieles kommt auch parallel
Trägt den Geist des einen noch
Weiter den es zugleich wieder
Entschieden aus seinem Wesen
Verneint weil es anders sein will
Dennoch nichts von beiden ganz
Nirgendwo richtig schon dazugehört
Wie es Günther de Bruyn in seinem
Feinfühligen Werk Als Poesie gut uns
Neugierigen Kulturpreußen beschrieb
Mit seiner umfassenden Literaturkenntnis
Einen riesigen Kosmos eröffnete der
Berlins große Kulturepoche beschreibt
Die vom Tod Friedrichs des Großen bis
Zur Niederlage gegen Napoleon 1806
Ganze 20 Jahre dauert zwischen dem
Dicken wie die Berliner üblich direkt
Liebevoll Friedrich Wilhelm II. nannten
Und seinem Sohn Friedrich Wilhelm III.
Dem Gatten der berühmteren Königin 
Luise aus dem Haus Mecklenburg-Strelitz
Die mit ihrer Schwester Friederike noch
Berliner und Prinzen völlig verzauberte
Deren bekanntester Louis-Ferdinand
Als Dichter Komponist wie guter Reiter
Auch vor den Damen sehr brillierte um
Sogleich gegen Napoleon zu fallen was
Eines des wenigen talentierten Leben
Aus dem Hause Hohenzollern schnöde
Früh leider beendete hier dahingestellt
Wieviele Damen tatsächlich mit Grund
Um den großen schönen Prinzen im
Bald gefallenen Berlin trauerten über den
Fontane später so wunderbar dichtete
Mit dessen Tod auch Preußen einst fiel
Friederike hatte wohl sicher tiefe Gründe
Die tragische Königin überlebte ihn nur
Um weniger Jahre in Zeiten schwerer
Not wie de Bruyns Folgeband heißt
Der aus dem Trauma der Niederlage
Wie der späteren Befreiung daraus
Die Entstehung der Romantik als
Epoche voll tödlichem Gefühl uns
Erst verständlich macht aber noch
Reden wir über die 20 Jahre Übergang
Die mit Friedrichs Tod langsam begannen
In denen der Dicke vielfach eher schlecht
Regierte aber dafür der Kultur Raum bot
Eine Entwicklung unterstützte die auch
In Berlin erstaunliches hervorbrachte
Wie etwa auch die Prinzessinengruppe
Von Schadow die der Witwer als noch
Zu unzüchtig gar nicht mochte warum
Sie erst nach seinem Tod zu Ehren kam
Es lebte in der Zeit des Übergangs noch
Manches parallel im bunten Berlin
Während sich revolutionäre Dichter
Wie Prinzen Jugend und Offiziere
Gerne in den Salons der Damen
Herz und Varnhagen trafen wo es
Schon hochromantisch auch zuging
Lauschte das aufgeklärte Publikum
Lieber den Vorträgen des Dr. Herz
Oder plauderte radikal aufgeklärt
In der Brüderstraße an der Tafel
Des klugen und reichen Nicolai
Tagten dort als Herausgeber auch
Der Berlinischen Monatsschrift die
Noch klar aufgeklärt kritisch dachte
Während die Romantiker nebenan
Sich schon in emotionale Verwirrung
Stürzten in der sich auch mal
Die Ehefrau eines Bürgers in ein
Abenteuer mit einem romantischen
Dichter und Denker der wesentlich
Jünger als sie noch war leichtsinnig
Begab was zwei Romane gebar
Deren einen schrieb Schlegel der
Liebhaber der Dorothea Veith war
Den anderen der alte Nicolai noch
Der das Treiben kritisch beobachtete
Beide fanden ihr Publikum auch wenn
Das Zeitschriftenprojekt Schlegels 
In Berlin noch scheiterte er sich
Darauf zu seinem Bruder nach Jena
Begab wo einige Romantiker dann
In einer bunten WG lebten die sich
Wie üblich bei Narzissten bald schon
Überwarf und im Land verteilte auch
Weil die Toleranz der Aufklärung den
Anhängen des romantischen Absolutismus
Fremd war sie in tiefer Überzeugung
Nur ein entweder oder leben konnten
Aus dem die übersteigert geliebte Nation
Später in Befreiungskriegen emporwuchs
Deren ungesundes Ende bekannt ist
Nur hundertzwanzig Jahre später
Die schon wieder fast in Thüringen
Die Demokraten nun stolpern ließ
Der Roman Nicolais aber ist völlig
Anders als der romantische Schlegels
Appelliert an Vernunft und Pflicht um
So die Tochter seines verstorbenen
Freundes Moses Mendelssohn noch
Im alten Geist zu erreichen wieder
Zur Vernunft und ihrem Gatten dem
Ehrwürdigen Bankier Veith zu bringen
Was bekanntlich fruchtlos blieb denn
Der Geist der Aufklärung ging bald
Im unvernünftigen der Romantik unter
Der sich in Wellen ausbreitete dabei
Noch einmal alle Bereiche erfasste
Voller Gefühl ohne viel Vernunft aber
Mit um so größerer Leidenschaft
Von der wie üblich das Leiden
Erdrückend am Ende übrig blieb
Intoleranz und Unvernunft dabei
Mehr Wege bahnte als viele ahnten
Was auch den Autor dieser Zeilen
Als Spätgeborenen bekannt ist aber
Nicht vor romantischer Verirrung schützte
Was belegen könnte wären wir dabei
Jemals noch klaren Verstandes wie
Nötig mehr Aufklärung und Vernunft
In unserer Gegenwart immer noch ist
Wo wir uns schnell an schöne Bilder
Täuschend echter virtueller Welten
Schon verlieren bevor uns deren nur
Scheinwelt überhaupt bewusst wird
So verlor sich die Berliner Aufklärung
Irgendwann im Geist der Romantik
Der manch schreckliches gebar
Nicht nur schwache Bilder und Verse
Oder ritterlich verklärten Aberglauben
Hinterließ uns ein dunkles Erbe auch
Das sich bis heute gern im spirituellen
Ergeht warum es höchste Zeit wäre
Diese Geister mit dem Licht wacher
Vernunft wieder auszutreiben damit
Statt intuitiver Genies lieber mehr
Aufgeklärt vernünftige Menschen die sich
Aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Befreiten die Zukunft wieder gestalten
Emotionalen Populismus durch die
Vernunft ihrer Argumente begrenzte
Kritische Vernunft statt Esoterik
Es könnte ewigen Frieden bringen
Von dem der Aufklärer Kant schrieb
Was der Militär Moltke verlachte 
Der Kind der Romantik war
Warum ich Aufklärer bleibe

jens tuengerthal 7.2.20

Stillmaschine

Bräuchte es in der Unruhe
Unserer Zeiten nicht dringend
Eine Stillmaschine zur endlich
Wiederherstellung völliger Ruhe
Wie sie in der großen Stadt fehlt
Wo zu jeder Zeit irgendetwas ist
Statt immer kleinerer Kopfhörer
Die längst kabellos uns funken
Mit irgendwelchem Lärm berieseln
Könnten wir dort Ruhe tanken
Innehalten im endlich Nichts
Was echolos in uns verhallte
Wie so vieles was viel Lärm macht
Aber inhaltlich viel weniger bietet
Als das tiefe Nichts der Ruhe könnte
Wagten wir uns nur einfach hinein
In die Stille jenseits von allem
Um es ganz ruhig zu haben
Die uns bekannte Welt um vieles
Überraschend schöner machen

jens tuengerthal 7.2.20

Donnerstag, 6. Februar 2020

Berliner Aufklärung IV

Die Berliner Aufklärung lebte nicht
Nur am königlichen Hof Friedrichs
Sondern vielmehr noch in Zeitungen
Die ein selbstbewusstes Bürgertum
Herausgab und die zeitweise auch
Weniger Beschränkungen unterlag
Als in anderen Teilen des Reiches
Mit dem Bürgertum erstarkte auch
Das Zeitungswesen das teilweise
Von den aufklärerischen Kreisen
Mit herausgegeben wurde wie die
Berühmte Berlinische Monatsschrift
Der Mittwochsgesellschaft die durch
Kants Antwort auf die Frage was
Aufklärung sei Geschichte schrieb
Weil diese Definition allgemein wurde
Wie so vieles was der Königsberger
Philosoph schrieb auch wenn sie
Zunächst nur fast wie ein Leserbrief
Am Rande einer Diskussion zur
Zukunft der kirchlichen Ehe aufkam
So wurde eine Randglosse dank
Der Qualität des Autors zu einem
Zentralen Text der Aufklärung überhaupt
Diese Texte der Aufklärung durften
Im Berlin Friedrichs II. relativ ohne
Zensur erscheinen auch wenn es
Gelegentliche Eingriffe noch gab
Die zu großen Skandalen führten
Die Vossische Zeitung entstand
Aus dem ehemaligen Monopolblatt
Der Berlinisch privilegierten Zeitung
Die Christian Friedrich Voss von seinem
Schwiegervater Rüdiger übernahm
Wurde im Volksmund unter dem
Namen Tante Voss berühmt aber
Wandelte dabei auch mehrfach noch
Ihre politische Haltung so stand sie
Unter Voss der Aufklärung nahe
Während sein Schwiegersohn Lessing
Ein Bruder des aufgeklärten Dichters
Sich sehr für Pressefreiheit einsetzte
Die gute alte Tante Voss überraschend
Sogar 1848 der Revolution nahe stand
Was nach dem Erstarken der Reaktion
Wieder korrigiert wurde wofür die alte
Tante Voss viel Spott wieder erntete
Blieb sie doch bis zu ihrem Ende im
Nationalsozialismus ein Blatt des
Liberalen Bürgertums was im heutigen
Berlin kaum eine Rolle leider spielt
Auch dank der Diktatur im Osten
Daneben waren von Friedrich noch
Die Berlinischen Nachrichten von
Staats- und gelehrten Sachen 1740
Gegründet worden die spätere
Spenersche Zeitung die liebevoll
Im Volksmund Onkel Spener hieß
Sie scheiterte am Vorabdruck des
Romans Kinder der Welt von Heyse
Der viele konservative Abonnenten
Empörte was dem nationalliberalen
Blatt seine wichtigsten Leser raubte
Die Gazette littéraire de Berlin wurde
1764 mit Unterstützung Friedrichs II.
Gegründet und berichtete auf
Französisch für die Hugenotten wie
Den König selbst der dort auch teils
Mitteilungen veröffentlichte über das
Literarische Leben in Berlin und Paris
Hielt den Kontakt nach Frankreich was
Nach der Revolution 1792 zum Ende
Des Blattes führte in dem aber zuvor
Noch 1789 die erste Veröffentlichung
Von Alexander von Humboldt erschien
Eine Übersetzung einer botanischen
Abhandlung aus dem lateinischen mit
Anmerkungen des Naturforschers der
Später so berühmt werden sollte
Schon direkt nach seiner Krönung
Hatte Friedrich bemerkt dass Gazzetten
Wenn sie interessant sein sollen nicht
Genieret werden dürfen ließ sogar 1742
Die Zensur vollständig aufheben die zwar
Während der schlesischen Kriege wieder
Eingeführt wurde aber auch dabei noch
So gering wie nur möglich sein sollte
Was die Berliner Blätter freier machte
Als in allen anderen Staaten im Reich
Insbesondere über Themen die der
Aufklärung dienten durfte völlig frei
Berichtet werden was noch ungeahnt
Manch geistige Revolution brachte
Den Geist der Freiheit im Bürgertum
Stärkte auch wenn die Revolution
Von 1848 scheiterte hatte sie doch
Breiten Rückhalt gerade im Bürgertum
So sind Medien und heute eben auch
Soziale Medien ganz wichtig für die
Entwicklung einer Gesellschaft ist
In den Diskussionen der Aufklärung
Die Basis der späteren Reformen?
Schon zu erkennen von der noch
Steinschen Bauernbefreiung bis
Zur Emanzipation auch der Juden
In der später Preußen genannten Mark
Sich dessen in Zeiten bewusst zu sein
In denen die Demokratie wieder auch
Von den Rändern angegriffen wird
Dabei die bürgerliche Mitte weiter
Gegen populistische Extremisten
Zu verteidigen wird entscheidend

jens tuengerthal 6.2.20

Angstkultur

Wir leben in einer Kultur der Angst
Der Corona Virus geht um worauf
Manche ihre Angst vor Fremden
Sogleich aggressiv aktivieren
Munter unterstützt dabei von
Den bekannten Angstmachern
In Medien und an den Rändern
Der politischen Landschaften
Wer nichts mehr anzubieten hat
Dem bleibt immer noch die Angst
Die mit schlichten Mustern dabei
Gezüchtet und aufgebauscht
Verwirrte Massen bewegen kann
Mehr ist es nie gewesen egal
Vom Kinderkreuzzug zum Holocaust
Wurde nur die Industrie effektiver
Der Geist blieb heute wie damals
Noch genau derselbe zu allen Zeiten
Es ist die Angst vorm Fremden
Die von ganz unten zugreift
Wo es als Virus noch unsichtbar
Uns lebensgefährlich umschleicht
Bricht gegen alle Vernunft schnell
Panik unter allen Völkern aus
Statt miteinander gegeneinander
Treibt uns die Angst vor sich her
Warum es Zeit wird mit Vernunft
Dagegen vorzugehen statt nur
Panik noch weiter zu verstärken
Innezuhalten und nachzudenken
Nicht immer schneller werden
Die Gefahr des Virus ist gering
Gefährlicher sind wohl die Geister
Die immer zur Panik schon neigen

jens tuengerthal 6.2.20

Mittwoch, 5. Februar 2020

Demokratiekultur

In der Demokratie regiert
Wer die meisten Stimmen
Bei der Wahl bekommen hat
Meistens zumindest ist das so
In Thüringen regiert aber nun
Die Partei mit den wenigsten
Stimmen bei der Landtagswahl
Die noch im Parlament sitzt
Ausgerechnet die FDP die als
Liberale Partei im Osten noch
Die größten Schwierigkeiten hat
Weil das Bürgertum dort fehlt
Systematisch von der SED einst
In der DDR vertrieben wurde
Sie regiert mit den Stimmen
Der rechtsaußen Partei AfD
Die in Thüringen nicht weit
Vom radikalen Rand mehr ist
Worüber sich die linke Seite nun
Lautstark als Tabubruch empört
Wie das Regieren funktionieren soll
Ohne eigene verlässliche Mehrheit
Ist noch völlig unklar womöglich
Gibt es sehr bald dort Neuwahlen
Nach dem taktischen Versehen
Seltsam deutlich erinnert nun
Das Vokabular der linken Seite
An das der rechten als erstmals
Mit der SED Nachfolgerin koaliert
Später sogar unter dieser regiert
Wurde warum dazu wohl erstmal
Enthaltung geboten scheint um
Nicht Opfer des Populismus der
Einen oder anderen Seite zu werden
Ist es nun demokratisch schlimmer
Wenn ein ausdrücklicher Gegner
Der AfD mit deren Stimmen gewählt
Wurde oder wenn ein Mitglied der
SED Nachfolgerin in Koalition mit
Parteien der Mitte gewählt wird
Die Inszenierung als Antifaschisten
Taugt wenig als Argument hier
Schauen wir auf den zu lange
Antifaschistischen Schutzwall
Der ein Stasi kontrolliertes Land
Mit vielfach tödlicher Wirkung noch
Einzäunte scheint die Empörung
Über die überraschende Wahl
Zumindest etwas verlogen doch
Vielleicht schwiegen nun alle besser
Einen Moment um nachzudenken
Wohin all das führen soll ob vielleicht
Weniger Polarisierung die Mitte stärkte
Besser täte nun sachlich zu arbeiten
Statt große Empörung zu inszenieren
Wer immer mit dem Tabubruch begann
Zusammen für die Demokratie zu wirken
Auch Parlamente sind nur gewählte
Verwaltungen die ihre Arbeit machen
Wo sich SPD und Grüne um die
Demokratie sorgen sollten sie lieber
In der Mitte koalieren statt am Rand
Es sollte nicht der AfD normal werden
Dafür die Mitte lieber gestärkt daraus
Hervorgehen dann war es besser so
Am Ende zählt was hinten rauskommt
Philosophierte Kohl einst metaphorisch
Darüber sollten alle nun nachdenken

jens tuengerthal 5.2.20

Dudelgedanken

Was für Gedanken machen sich
Menschen die sich bedudeln lassen
Pausenlos gerne etwas hören über
Kopfhörer oder Lautsprecher was
Noch die Umgebung mit beglückt
Dahingestellt ob sie es schätzt
Können solche Menschen noch
Klar denken oder schließt der
Musische Dauerrausch dies aus
Frage ich mich wenn ich sehe
Wieviele Menschen pausenlos
Irgendwas auch nebenbei hören
Statt die Stille zu genießen 
Jenes Wunder der Ruhe was
Soviel Kraft uns geben kann
Erinnere mich auch an meine
Pubertät als ich selbst pausenlos
Musik noch von Kassetten hörte
Aber irgendwann endet doch die
Phase hormoneller Umstellung
Können wir in uns ruhen statt
Uns pausenlos nur abzulenken
Ruft es fast laut nun aus mir
Manchen fällt es scheinbar schwer
Was mir immer noch fremd ist
Einmal hatte ich eine Liebste eine
Wunderschöne Frau von Familie
Die pausenlos Gedudel brauchte
Dahingestellt wie es mit ihrer Ruhe
Als ewig Reisende je bestellt war
Enthalte ich mich hier jeden Urteils
Denn was weiß ich schon
Höre nahezu keine Musik mehr
Mit seltenen besonderen Ausnahmen
Weil Musik das Denken bestimmt
Was ich gerne frei und selbst tue
Wenn ich mal in einem Club bin
Zum tanzen mit oder ohne Dame
Ertrage ich es zeitweise ganz gut
Freue mich aber auf die Ruhe
Danach in der kleinen Bibliothek
Auch Konzerte kann ich genießen
Tue es allerdings eher seltener
Frage mich ob Menschen die
Ständig etwas hören weniger denken
Was vermutlich Unsinn ist
Arbeitet unser Hirn doch immer
Vielleicht ist es nur mir zuviel
Weil ich gerne geistig flanierend
Frei in meinem Kopf unterwegs bin
Genug damit beschäftigt bin mich
Nicht in den Gedanken zu verirren
Die ständig in alle Richtungen wollen
Das Gefühl habe beeinflusst zu sein
Wenn ich mich beim Denken beschalle
Aber vermutlich denke ich dabei
So viel oder wenig wie andere auch
Versuche es nur mündig zu tun
Wie es der kategorische Imperativ lehrt
Um mich gelegentlich etwas frei zu fühlen
Ohne zu wissen wer sich der größeren
Illusion zur Gedankenfreiheit hingibt
Ständige Musik helfen könnte die
Gelegentlich ungezügelten Gefühle
Durch Ablenkung zu kontrollieren
So lebe ich relativ unwissend in der
Stille neben den Hörern und weiß nicht
Wer am Ende der glücklichere ist
Was wohl Gefühlssache immer bleibt
Zumindest kann ich in aller Stille
Besser darüber nachdenken
Enthalte mich darum am Ende
Dieser Dudelgedanken lieber
Entschieden jeglicher Meinung
Damit jeder nach seiner Fasson
Wirklich glücklich leben kann
Was sonst sollte zählen

jens tuengerthal 5.2.20

Berliner Aufklärung III

Die Freuden des jungen Werther
Des Berliner Aufklärers Nicolai
Reizten den jüngeren Goethe so
Sehr dass er Spottverse zum Schiss
Des Kritikers und Autors hinterließ
Es bekämpften einige Autoren sogar
Den bekannten erfolgreichen Autor
Noch mit Schmähschriften die uns
Über die Zeit gegenwärtig erscheinen
An Fehden zur deutschen Literatur
Zwischen Kritikern und Autoren auch
Nach der Gruppe 47 noch erinnern
Peinlicher Walser und Reich-Ranicki
Von Grass und der SS zu schweigen
Wo Anreizantisemitische Klischees in
Altdeutscher Manier bedient wurden
Was der enge Freund des großen
Moses Mendelssohn nie nötig hatte
Aber der Freimaurer und Illuminat aus
Berlin ließ sich im Eifer für die Literatur
Nie aufhalten so wurde etwa seine
Allgemeine deutsche Bibliothek zum
Wichtigsten Organ der Aufklärung in
Deutscher Sprache was zuvor aus den
Publikationen der Mittwochsgesellschaft
Entstanden war wurde eine Institution
Mit zeitweise über hundert Mitarbeitern
Trotz des Streits um Goethes Werther
Dem Nicolai ein der Aufklärung gemäßes
Ende mit Glück und Leben gab konnten
Goethe wie auch Herder mit dem sich
Der streitbare Berliner Herausgeber schon
Vorher überworfen hatte nicht umhin
Dessen Roman über 'Das Leben und die
Meinungen des Herrn Sebaldus Nothanker'
Als literarische Großtat im Geiste eines
Laurence Sterne hoch zu würdigen
In seiner Reisebeschreibung lässt er
Seine bissige Zunge über Deutschland
Wie seine uneinigen Stämme lästern
Manchen scheint es dabei als hätte sich
Etwa bei der Beschreibung der Bayern
Bis heute nur sehr wenig verändert
Wobei der Dichter als geborener Hanseat
Aufpassen muss nicht in mannschen Spott
Wie gewohnt hier zu verfallen was aber
Einem scharfzüngigen Nicolai wohl gefiele
Als der bekannte Kritiker dann einmal
An Geistererscheinungen litt verfiel er
Glücklicherweise nicht der Esoterik
Sondern ließ sich wie lege artis nach
Der Wissenschaft seiner Zeit Blutegel
Ansetzen an seinem Hinterteil worüber
Er endlich geheilt sogar ausführlich
Im Vortrag vor der Berliner Akademie
Der Wissenschaften berichtete was ihm
Eine Rolle als Proktophantasmist in der
Walpurgisnacht im Faust einbrachte
Mit der dieser geniale Kritiker und Autor
Auch selbst Literatur noch wurde was
Die Vielfalt eines kritischen Geistes zeigt
Wie ihn unsere Zeit manchmal entbehrt
Seit Reich-Ranickis Tod schmerzvoll vermisst
Warum es gut sich mit diesem großen
Berliner Aufklärer zu beschäftigen
Weil es den Geist schärft für das
Was die Literatur künftig braucht

jens tuengerthal 5.2.20

Dienstag, 4. Februar 2020

Paradieskultur

Wie hat der Glaube ans Paradies
Unsere Kultur bis heute geformt
Spielt er überhaupt noch eine Rolle
Hat er sich seit Rousseau gewandelt
Frage ich mich auch beim Blick auf
Fridays for Future die darum kämpfen
Das irdische Paradies auch noch für
Eine lebenswerte Zukunft zu erhalten
Statt es weiter einfach zu verheizen
Was war dieses ursprüngliche Paradies
Wie realistisch ist der Glaube an eine
Heile gute und natürliche Welt noch
Entspricht es unserem Wesen noch
Wie frühere Jäger und Sammler lebten
Oder ist es schlicht überholt weil diese
Sich nach heutigem Wissen mindestens
Genauso oft den Schädel einschlugen
Vergleichende Funde sprechen dafür
Belegen gewaltsame Tode kamen schon
In der Steinzeit so häufig vor wie auch
Im brutalen 20. Jahrhundert mit seinen
Kriegen und Völkermorden nebenbei
Es ist eine Illusion zu glauben es sei
Früher unaufgeklärt besser gewesen
Weil erst globale Kultur uns zivilisiert
Das Paradies biblisch noch dazu war
Ein Garten unbewusster Idioten denen
Also jegliches Bewusstsein für Kultur
Fehlte da sie noch keine gebildet hatten
Die Glück nicht zu würdigen wussten
Ein armseliges Leben nur führten
Im Garten Eden der ihr Paradies war
Lebten halb bewusstlose Narren nur
Die nichts wirklich genießen konnten
Was uns als Grenzüberschreitung so
Große Lust miteinander schenken kann
Dennoch galt das Paradies lange als
Ziel aller Träume und hoffen viele
Bis heute nach ihrem Tod einst dort
Für alles Leid entschädigt zu werden
Hat sich das unkultivierte Ideal vom
Bildungsfernen Naturzustand in dem
Bewusstlose irgendwie selig schweben
Sogar in der Gegenwart gehalten
Nennen wir schöne Orte paradiesisch
Was ja ohne Kenntnis von gut und böse
Eine müßige Feststellung wäre und so
Fragt sich ob das monotheistische Paradies
Trotz aller Ausmalungen in der Kunst
Nicht eine leidenschaftslose Hölle wäre
Die zu erreichen keiner erstreben sollte
Frage ich mich was das Paradies wäre
In dem ich leben wollte denke ich an
Glückliche Momente der Liebe die aber
Um so schöner sie waren immer auch
Den Preis größten Kummers hatten
Nicht umsonst heißt es Leidenschaft
Die wunderschön wohl sein kann
Aber stets mit Leiden auch beginnt
Warum ein ausgeglichen glückliches
Leben mit kleinen Freuden genügt
Um vollkommen glücklich zu sein
Wie es Epikur für seinen Garten
Mit Freunden Wein und Brot beschreibt
Der paradiesische Superlativ mir eher
Verdächtig erscheint ohnehin nur noch
Jenseitig von Gläubigen erträumt wird
Was mir als Mensch völlig fern liegt
Dennoch scheint uns verliebt der Traum
Von Ewigkeit und Paradies naheliegend
Auch wenn er nur enttäuscht werden kann
Weil alles Leben zwei Seiten stets hat
Nichts immer nur vollkommen ist
Eine Liebe erst groß ist wenn sie auch
Gemeinsam Hügel und Täler durchschreitet
So scheint mir das Paradies nach genug
Auch leidvoller Erfahrung nicht mehr
Verlockend und lebe ich lieber zufrieden
Mit dem möglichen statt noch auf
Große Erlösung jemals zu hoffen
Genieße was ist so lange es geht
Hab das Paradies abgeschafft wie
Den Traum davon lieber beerdigt
Und der Tod geht mich nichts an
Zumindest wenn ich vernünftig bin
Träume sind das nicht unbedingt
Sondern sogar stärker vielfach
Als die allerbeste Vernunft
Was herzlich unvernünftig ist
Und so lebt der Traum vom Paradies
Entgegen aller Logik auch in mir
Zumindest was die Liebe betrifft weiter
Lass der Unvernunft ihren Raum
Es könnte ja noch schön werden
Zumindest für den Augenblick
Der so schön verweilt

jens tuengerthal 4.2.20

Montag, 3. Februar 2020

Seinstransplantat

Gerade Friedrich Luft gelesen
Wie seine Sorge ob Herzen je
Wirklich transplantiert werden
Was Ende der vierziger noch
Bloß ein ferner Traum war
Heute selbstverständlich ist
Auch wie wenig ein solches
Fremdes Herz je die eigene
Persönlichkeit beeinflussen kann
Nach der Transplantation die
Selbe Persönlichkeit erwacht
Wie ich es auch beobachten
Durfte bei einigen Patienten
Es hing also niemals alle
Liebe am Herzen vermutlich
Eher überhaupt keine noch
Weil Hirn und Hormone erst
Gemeinsam diese seltsame
Krankheit namens Liebe die
Auch sonst vernünftige Wesen
Lange völlig verwirren kann
Der Autor spricht aus Erfahrung
Wohl auslösen können mit allem
Glück und allem Leiden daran
Nun sind wir wieder in einer
Phase medizinischen Umbruchs
Die Transplantation des Gehirns
Steht bevor und wird probiert
Ein technisch komplexer Vorgang
Der aber bald wohl bewältigbar
Neues Leben schenken könnte
Was erstmal wunderbar klingt
Von mir als Aufklärer gelobt wird
Der Mensch soll tun was er kann
Um andere Leben zu retten
Was moderne Medizin kann ist
In vieler Beziehung großartig
Lebe selbst nur dank ihr noch
Nach einem Zufall der Geschichte
Der mich faktisch ins Jenseits
Das es nicht gibt beförderte 
Warum ich über das nichts nichts
Aussagen kann was aber egal ist
An dieser unmaßgeblichen Stelle
Wo es um Hirntransplantation geht
Weil das eine nicht mehr läuft wie
Der andere Körper nicht mehr kann
Fraglich nur was am Ende bleibt
Überlebt das Hirn mit Gedanken
Im neuen Körper oder bekommt der
Alte Körper einfach einen neuen
Zentralrechner was zählt für uns
Die Persönlichkeit aus dem Hirn
Die hormonelle Steuerung aus
Der Drüsen endlicher Zahl oder
Sind wir nur was wir denken
Gilt das cogito ergo sum dann
Was wenn das Herz oder also
Die Hormone die Frau des vorher
Inhabers des Körpers noch lieben
Der größte sichtbare Teil auch so
Aussieht als sei es der Alte noch
Aber das transplantierte Hirn ganz
Natürlich an der alten Liebe hängt
Wer hat dann Recht oder würde
In diesen noch seltenen Fällen
Die Polygamie wohl zugelassen
Wie wäre es wenn wir in diesen
Fällen merkten wieviel mehr doch
Hirn und Körper zusammenspielen
Was von uns liebt wirklich was bleibt
Müsste wer am broken-heart-Syndrom
Leidet Herz Hirn oder Hormone
Transplantieren lassen gesund zu werden
Wie ließe sich der große Herzbruch noch
Jemals heilen wenn alles zusammenhängt
Sind diese Fragen nur Ausdruck meines
Fraglos zugegeben eher beschränkten
Horizontes oder vernünftige Fragen
Die wir künftig ethisch rechtlich klären
Am besten vorher beantworten können
Denke an das heitere Berufe raten
Das zu meiner Kindheit noch mit
Robert Lembke lief fern aller US-Moden
Hieß die Sendung 'Was bin ich?' womit
Wir beim Kern der Frage sind denn
Wer ist im fremden Körper noch er selbst
Was wäre dabei noch die Onanie
Wo griffe Pflege da ganzheitlich an
Zu merken wie wenig wir wissen
Um wichtige Fragen zu entscheiden
Könnte vernünftig bescheiden machen
Vermutlich wird es wieder umgekehrt
Die Gläubigen die am wenigsten noch
Von der Natur neben ihrem Aberglaube
Verstanden werden wie üblich wieder
Am lautesten sich empören ohne noch
Dabei zu wissen was von wem bleibt
Was wenn der Papst nur mit dem Hirn
Eines radikalen Atheisten überlebte
Wer bleibt übrig worauf kommt es an
Sitzt der Glaube im Hirn oder doch
Wie es dem Ergebnis entspricht eher
Im Hintern mit quasi null Verstand
Was wäre im schlimmsten Falle
Wenn nichts alleine nur wirkt
Alles in großem Zusammenhang steht
Der Liebeskummer auch mit neuem
Herz wie transplantiertem Hirn noch
Tief aus Hormonen uns programmiert
Die Maschine Mensch noch komplexer
Reagiert als je von uns gedacht schon
Weil der Horizont zu eng stets ist das
Große ganz auch zu erfassen wir nur
Kleine Leuchttürme im Nebel erkennen
Dann sind wir ahnungslos wie zuvor
Müssen trotzdem noch überleben
Weil wir es technisch eben können
Ohne zu wissen was am Ende vom
Seinstransplantat wir waren

jens tuengerthal 3.2.2020

Berliner Aufklärung II

Die Aufklärung entwickelte sich
In Berlin am stärksten in Europa weil
Sie von oben weniger behindert
Wurde als an anderen Orten noch
Wo die Kirchen mächtiger waren
Es gab den Freundeskreis des
Königs Friedrich II. in dem frei
Auf französisch debattiert wurde
Doch nahm dieser nicht an der
Entwicklung des Geistes teil
Behinderte sie nur weniger als
Benachbarte Herrscher es taten
Schauen wir jedoch auf die
Parallele Entwicklung in Paris
Zur Zeit von Diderot und Hohlbach
Sehen wir eine größere Radikalität
Die teilweise mit Festungshaft sogar
Verbüßt werden musste häufiger
Verstecktes agitieren erforderte
Sobald sich die Jesuiten etwa als
Vertreter wahrer Lehre angegriffen
Sahen schlugen sie inquisitionär zurück
Über Kirche und Gott durfte dagegen
In Berlin frei nun gelästert werden
Auch wenn die Pietisten murrten
Dagegen verbrannten sie sogar
Texte von Voltaire öffentlich die
Des Königs Schützlinge angriffen
Die Ankunft des Franzosen war
Zu Zwecken der Repräsentation
Von Friedrich noch groß inszeniert
Nach einigem Streit auch über
Fragwürdige Immobiliengeschäfte
War der Philosoph und Autor mit
Viel Spott von Friedrich bedacht
Halb geflohen halb vertrieben bald
Wieder aus Berlin verschwunden
Danach korrespondierten beide
Noch ein Leben lang wobei sie
Sich ihrer Wertschätzung stets
Versicherten ohne sich jemals
Wiederzusehen wie aber auch
Zugleich bissig übereinander
Lästerten wobei Friedrich den
Genialen Franzosen einen
Dieb wie geizigen Schnorrer
Nannte während Voltaire an
D'Alembert vom Berliner Geist
Der Bajonette wie über die so
Schlechten Verse des Königs
Immer wieder laut lästerte
Kündeten ihre Briefe von einer
Tiefen Männerfreundschaft die
Sich Zuneigung wie Hochachtung
Ein Leben lang noch erwies aber
Das gespaltene Verhältnis niemals
Überwand was auch zum Geist
Der Berliner Aufklärung gut passt
Die keineswegs harmonisch nur
Nach mehr Vernunft mit Toleranz
Strebte sondern sich besonders
Mit Lessing und Nicolai auch einen
Namen mit ihren bissigen Texten
Wie öffentlichen Verrissen machte
Es war eine Zeit scharfer Dispute
Die in der Phase zwischen dem 2.
Und 3. schlesischen Krieg noch
Den Geist der Aufklärung etablierte
Der im Montagsklub als ursprünglich
Literarischen Ort der Konversation
Mitte des 18. Jahrhunderts begann
Den der Schweizer Theologe Schulthess
Begründete was typisch für diese
Bürgerliche Aufklärung wurde die
Eigene Wege völlig ohne ihren
Sich aufgeklärt gebenden König
Ging auch widersprüchlich blieb
Unterhaltung neben Aufklärung
Als gleichberechtigt sogar stellte
Sich ab Ende des Jahrhunderts dann
Mit der Mittwochsgesellschaft ein
Organ in der Berlinischen Monatsschrift
Schuf das vielfach Geschichte schrieb
Etwa durch den von Kant aus Königsberg
Eingesandten Diskursbeitrag als eine
Antwort auf die Frage was Aufklärung sei
Der bis heute wichtig und gültig bleibt
Zu sehen wie nötig Aufklärung ist
Die Bürgergesellschaften die später
Sich mit dem Adel in Salons mischte
Als schon die Romantik  längst zur
Gegenbewegung zur Aufklärung wurde
Welcher als junge Männer schon die 
Später Weimarer Dichterfürsten also
Goethe und Schiller damals viel eher
Schwabe und Hesse noch Grenzen
Aufzeigten im Sturm und Drang den sie
Dafür in den aufgeklärten Horen leugneten
Wo sie mehr aufgeklärte Vernunft forderten
Während Goethe insgeheim immer gern
Mit den romantischen Damen flirtete
Was Schiller streng missbilligte
Aber Weimar nicht Berlin nun war
Warum wir diesen Irrweg verlassen
Konzentriert beim Thema zu bleiben
Der Klub mit seinen bekanntesten
Mitgliedern Nicolai und Lessing der
Bis heute noch besteht wurde aber
Im 19. Jahrhundert von einem Ort
Der kritischen Aufklärung zur Heimat
Gehobener Beamten mit Sinn für
Literatur und Kultur dem aber auch
Preußischem Geist entsprechend
Alles revolutionäre völlig abging
Ob wir nun darüber debattieren
Sollten warum es den Klub noch
In Berlin gibt während die spätere
Mittwochsgesellschaft völlig spurlos
Verschwand obwohl sie radikaler
Dachte und so viel mehr bewegte
Nötiger als je wäre um eine Quelle
Radikalen Denkens für Freiheit
Wie Menschenwürde freizulegen
Weil bloß gesellschaftlich nette
Ereignisse nichts verändern werden
Gut situierte Bürger unter sich bleiben
Beim regelmäßigen Speisen ohne nur
Einen Gedanken zur Freiheit zu haben
Den Freimaurern darin sehr ähnlich
Was Leben jenseits dessen ausmacht
Damit den Kern dessen berührt was
Unseren Zusammenhalt ausmacht
Worüber wir dringend nachdenken
Sollten für eine aufgeklärte Zukunft
Vielleicht merkt es noch jemand
Ohne sich zuvor euphorisch schon
In den Krieg zu beten wie üblich

jens tuengerthal 3.2.2020

Sonntag, 2. Februar 2020

Menschenzoo

Vor bald zehn Jahren nun
Damals frisch getrennter Vater
Erwarb ich für Tochter und mich
Eine Jahreskarte für den Tierpark
Wie der östliche Berliner Zoo heißt
Das liebe Kind zu unterhalten wie
Bindung wieder zu finden auch
Überwand ich auf Rat meiner Eltern
Die Abneigung gegen den Tierknast
Als den ich Zoos schon lange sah
Gegen den kritischen Geist in mir
Der dieses Jahrmarktvergnügen
Zu Lasten armer Tiere ablehnte
Weil die Freude des Kindes beim
Anblick der Tiere Glück genug war
Auch die menschlichen Besucher
Deren Verhalten große Zweifel am
Entwicklungssprung vom Tier zum
Menschen ließ sogar umgekehrt
Fragen ließ welches die friedlich
Kultivierten Wesen sind die dort
Wildnis der Natur beobachten
Heute lehnt die inzwischen schon
Erwachsene Tochter den Tierknast
Selber als eher fragwürdig meist ab
Außer sie besucht diesen mit den
Jüngeren Verwandten gelegentlich
Frage mich als Beobachter dabei
Ob die distanziert aufgeklärte Sicht
Die ich als möchtegern kritischer
Intellektueller dabei öffentlich pflege
Nun die menschlichere ist oder der
Lachende Pragmatismus der Tochter
Weiß natürlich was Kant dazu dachte
Zumindest logisch gedacht haben würde
Was der kategorische Imperativ gebietet
Wie es aufgeklärt kritisch zu sehen ist
Hatte irgendwann auch mal eine Liebste
Die den Besuch im Zoo des Westens liebte
Als Kind des alten Westens natürlich
Sie mochte auch Musicals von Webber
Wie sogar mich was zu Zweifeln längst
Gründe genug hätte geben können aber
Die Zooliebe einer erwachsenen Frau
War was mich wirklich befremdete
Der Toleranz viel abverlangte damals
Sie ließ es aber nicht scheitern sondern
Andere Gründe unabhängig vom Zoo
Warum es hier völlig irrelevant ist
Es ging auch nur zwei Monate lang
Ohne je den Zoo zu besuchen dabei
Dafür ging ich um diese Zeit noch
Mit meiner jungen Tochter in den Zoo
Der aber Tierpark hieß und östlich lag
Auf dem Gebiet des untergegangenen
Umzäunten Menschengeheges DDR
Die aber seltsam genug eigentlich
Den Tieren mehr Freiheit bot als der
Zoo im goldenen Westen der dafür
Im Zentrum der Shopping-Meile liegt
Auf der anderen Seite dafür noch
An den Tiergarten mit wilden Tieren
Wie sommerlich nackten Menschen
Grenzt die verkehrsumtoste Grünanlage
Zwischen altem Berlin und den Vororten
Der noch viel mehr Menschenzoo ist
Wie Fontane es schon so treffend
Für die Pfaueninsel als alten Zoo
In dem sich Menschen entblößten
Um den Tieren mehr zu ähneln
Was sich bis heute nicht änderte
So halten auch viele Berliner sich
Obwohl in der Großstadt lebend
Noch Tiere in ihren Wohnungen
Reden zärtlich mit diesen immer
Zeigen Toleranz und Liebe zu ihren
Haustieren die keinem Menschen
Gegenüber gewährt werden würde
Das ist eben Berlin sollte ich nun
Wohl sagen und lächeln wäre ich
Je einer noch geworden

jens tuengerthal 2.2.20

Samstag, 1. Februar 2020

Berliner Aufklärung I

Die Berliner Aufklärung ist ein Kind
Der Regierung Friedrichs des Großen
Dank dessen religiöser Toleranz die
Manche als nur Freiheit zum Spott
Verunglimpften um ihrem Aberglauben
Vor scharfer Vernunft zu schützen
In deren gewohnte Dogmenenge
Der kritische Geist neu einbrach
Der alles infrage zu stellen wagte

Wo versammelte sich wer dazu
Berlin zum Zentrum der Aufklärung
In Europa zu machen damit Preußen
Was noch die Kurmark damals war
Als freigeistig bekannt zu machen
Es begann im Montagsclub den der
Schweizer Schultheß 1749 gründete
In dem bald aufgeklärte Köpfe die
Geistige Führung übernahmen

Die drei zentralen Köpfe in Berlin
Waren Lessing Mendelssohn Nicolai
Ihren Geist trug auch die spätere
Mittwochgesellschaft die ab 1783
Zum Zentrum der Aufklärung wurde
Insbesondere mit der Berliner
Monatsschrift in der alle Mitglieder
Publizierten aber auch Kant etwa
Seinen berühmten Aufsatz zur Frage
Was Aufklärung sei publizierte der
Zwar in Konkurrenz zu einem zeitgleich
Veröffentlichten Aufsatz von Mendelssohn
Stand was Kant hinterher peinlich war
Seinem Text aber nichts von seiner
Bis heute gültigen Klarheit nimmt
Der prägend für alle Aufklärung wurde

So steht die Berliner Aufklärung mit
Ihren Köpfen wie ihrem Organ ganz
Im Zentrum europäischer Aufklärung
Wir sind bis heute fern davon in ganz
Aufgeklärter Zeit zu leben zu mächtig
Noch die Macht des Aberglaube wie
Der politischen Verschwörung die stets
Das kritische Denken beendet während
Im Berliner Kulturbetrieb eine mit der
Sozialen Gießkanne begründete sonst
Eher unvernünftige Dominanz Linker
Sich immer noch zeigt die selten nur
Wirklich kritisch denken sondern lieber
In ihren Mustern rituell nur kritisieren
Statt wirklich aufgeklärt zu denken
Was uns zeigt wie wenig aufgeklärt
Unsere Zeiten bisher sind was schon
Kant für seine Zeit feststellte womit
Sich zwar scheinbar viel änderte aber
Unter der Oberfläche noch der alte
Aberglaube herrscht warum es so
Nötig ist mit kritischer Vernunft einer
Neuen Aufklärung den Weg zu bahnen
Worum es in den nächsten Wochen geht
Bei der zuerst die Berliner Aufklärung
Als geistige Wurzel vorgestellt wird

jens tuengerthal 1.2.20

Freitag, 31. Januar 2020

Summasumarum

Wer in virtuellen Netzen flaniert
Bei unendlicher Auswahl unter
Möglichen Partnerinnen die dito
Anzukommen suchen fragt sich
Bin ich ein Beziehungsmensch
Oder lieber ewiger Single der
Im Meer der Vielfalt sich datet
Für nur kurze Abenteuer stets
Was bleibt am Ende wovon übrig
Wobei bin ich wirklich glücklich
Solch komplexe hoch emotionale
Fragen lassen sich am besten
Nüchtern statistisch beantworten
Was falsche Wahrnehmung verhütet
Wie Nüchternheit noch stets das
Sicherste aller Verhütungsmittel war
Wie lange war ich seit meinem 18.
In auf Dauer angelegten Beziehungen
Ist dabei die zielführendere Frage als
Wie oft oder viel sonst was war oder
Was mehr oder weniger dabei zählt
Welche Summe überhaupt zählt
Da sie nicht wertet sondern nüchtern
Zählt statt den einzig wahren Weg
Zum Glück für mich zu suchen
In Summa war ich von 31 Jahren
Dabei 25 in Beziehungen mit Frauen
Von denen ich zumindest zeitweise
Nicht wollte dass sie je enden sollten
Was über 80% der Zeit sein dürfte
Aber non judex non calculat gilt hier
Jedenfalls deutlich mehr als nicht
Was mir genügt mich statistisch als
Beziehungsmenschen zu sehen
Alle verrwirrenden Gefühle dabei
Wie alle sonst Schwüre ignorierend
Macht das Ergebnis relativ gelassen
Es kommt statistisch also alles so
Wie es schon immer gut war
Der Rest sind nur Geschichten die
Nach dem Gesetz der großen Zahl
Hier schlicht ignoriert werden können
Abwarten zählen und Tee trinken
Zeitigt vernünftigere Ergebnisse meist
Denke ich bei einer Tasse Earl Green

jens tuengerthal 31.1.20

Liebestechnik

Verändert sich die Liebe mit
Der in ihrem Dienst verwandten
Technik vom Brief zur Nachricht
Erleben wir Liebe und Lust anders
Wenn wir uns virtuell begegnen
Auf den dort Plattformen schreiben
Herzchen oder Küsse elektronisch
Schicken statt sie von Hand zu malen
Notfalls in Bäume noch zu ritzen
Frage ich mich nach vielen Jahren
Auch virtueller Liebe die alle Ferne
Durch gesandte Bilder überwand
Um sich erregend nah zu fühlen
Sogar lustvolle Filme sich drehte
Verändert die Technik die Liebe
Ist virtuelle Präsenz im Telefon
Ein Vorteil oder eher von Nachteil
Weil es der Liebe durch die Technik
Allen Zauber raubt den Algorithmen
Macht über unsere Gefühle gibt
Die bei der Partnerwahl schon lenken
So wir uns in Netzwerken fanden
Wie nahezu alle Dates heute in Cafés
Was der erfahrene Beobachter sofort
Erkennt darum lächelnd hinwegsieht
So kann ich heute ganz ruhig sagen
Die Technik der Übermittlung ändert
Nichts an Gefühl und Aufregung
Die Flugzeuge im Bauch wie das
Pubertäre Lachen unter Verliebten
Findet sich auch wo beide sich kühl
Virtuell durch Algorithmus nur fanden
Der sie aufeinander zu schickte bis
Die Realität den virtuellen Raum ersetzt
Wonach das virtuelle Medium zum
Mittel der Kommunikation nur wird
Die zeitgemäße Brieftaube ist welche
Liebesbotschaften in Echtzeit überbringt
Was bei Vielfalt stressig werden kann
Der Beschränkung Wert durch Ruhe gibt
In der die Kraft der Konzentration liegt
Die ganz im Gegensatz zur völlig freien
Auswahl unter dem Diktat des Algorithmus
Zu stehen scheint aber mit wachsender
Erfahrung die Treue erst wertvoll macht
Als Kontrapunkt völliger Beliebigkeit der
Größte Auswahl unter paarungswilligen
Damen uns effektiv suggerieren kann
Zeigt wie entspannt es ist zu bleiben
Einmal entschieden glücklicher macht
Als viele entbehrliche Erfahrungen beim
Immer gleichen Spiel der Geschlechter
So verhalte ich mich mental wohl eher
Konträr zum Geschäftsmodell dieser
Virtuellen Partneragenturen immer weil
Der stete Wechsel je normaler er wird
Immer mehr langweilt statt noch reizt
Der Autor dieser Zeilen viel lieber nur
Ankommen will statt weiter zu zählen
Sehen wir von den Geschichten ab aus
Denen Leben wird um davon zu erzählen
Womit der Kreis des Liebens sich wieder
In der Lyrik endlich schließt die beides
Bleibt und ist weil es wird was es war

jens tuengerthal 31.1.20

Donnerstag, 30. Januar 2020

Balzrituale

Weichen wir beim virtuellen
Balzen von Gewohnheiten ab
Machen wir uns anders an als
Im gerne überschätzten realen
Leben auf das im übrigen auch
Die virtuelle Kontaktaufnahme zielt
Was Schreibern naturgemäß liegt
Fast scheint es mir als sei es nur
Ein verstärkter Spiegel des Gewohnten
In dem schlechte Angewohnheiten
Wie Erwartungen kultiviert werden
Frauen beim Spiel ehrlicher sind
Weil sie nur einem noch virtuellen
Gegenüber etwas vormachen
Männer sind auch dabei eher träge
Warum es für einen Dichter leicht ist
Mit wenig Aufwand Eindruck zu machen
Dennoch treiben wie immer im Leben
Die Damen die Herren zur Jagd 
Bei einem geradezu rituellen Ablauf
Der ihr Bemühen deutlich macht 
Was dann huldvoll gern belohnt wird
Als sei jede balzend noch einmal
Prinzessin im Zauberhaus der Liebe
Auf die schönste Erfüllung wartet
Wie ernüchternd ist nach solchen
Je nach Eitelkeitsgrad der jeweils
Prinzessin sich lang hinziehenden
Ritualen der Annäherung dann oft
Der eher durchschnittliche Vollzug
Welcher so lange umkreist wurde
Wobei die Gefahr der Langeweile
Besonders bei denen sehr hoch ist
Die mehr auf innere Werte bauen
Dabei betonen Nähe sei ihnen viel
Wichtiger als Sex wobei sie sich
Sapiosexuell gern nennen völlig
Verkennend dass solche Wesen
Geistiges geil macht nicht anstatt
Aber das ist wie bei vielen Worten
Die auch bei der Begattung stets
Moden unterliegen so gefährlich
Jeder nutzt sie aber keiner weiß
Ihre Bedeutung klar einzuschätzen
So werden etwa sapiosexuelle Frauen
Feuchter wenn ich ihnen vorlese
Als wenn ich sie lecke oder streichle
Was zugegeben selten mir begegnete
Aber natürlich geht es bei der
Begegnung von Mann und Frau
Nie nur um Sex ausser sie haben
Kein oder wieder sehr viel Niveau
Durchschnittlich wird eher das
Genaue Gegenteil dabei betont
Wer kommen kann schätzt es auch
Wie auch Humor was immer hilft
Die Untiefen des Vollzugs elegant
Zu umschiffen denn was kann
In hocherotischer Stimmung nicht
Alles schamvoll schiefgehen durch
Ungewollte Geräusche oder mehr
Was nicht steht wie es gerade sollte
Weil Natur vielen Regeln unterliegt
Aber gewiss nicht unserem Willen
Der möglichst noch geteilt sein soll
Genau dann geht es darum einmal
Die Nerven zu behalten auch jenseits
Aller Balzrituale die uns in Rollen
Wie gewohnte Muster gerne drängen
Aus der ein Lachen befreiend ausbricht
Was nach allem bis heute erlebten
Das wichtigste am Balzritual scheint
Lachen wir mehr wird alles besser
Der Rest ist stete Wiederholung in
Eher eingebildeten Varianten noch

jens tuengerthal 30.1.20

Mittwoch, 29. Januar 2020

Staubwirbel

Habe nun ach mit völlig
Verschiedenen Frauen
Zeiten zusammengelebt
Große Gefühle geteilt
Liebe und liebte sie alle
Auf ihre je eigene Art
Die doch eines verband
Die Neigung sich über
Die begrenzte Reinlichkeit
Im männlichen Heim eher
Wenn auch lächelnd noch
Zu mokieren während ich
Ungern viel Staub aufwirbel
Ihn lieber an Ort und Stelle
Friedlich ruhen lasse da mir
Auch dessen Ruhe wichtiger
Scheint als kurzzeitiger Glanz
Der neues Einstauben doch nur
Deutlicher zeigt als mit Patina
Die über Jahre gewachsen hier
Eine Atmosphäre der Ruhe kreiert
Erstaunlicherweise wussten meine
Liebhaberinnen dies zumindest
Teilweise auch zu würdigen solange
Keine echte Beziehung bestand
Wonach der Drang es staubfrei sich
Schöner zu machen meist überwog
Was dafür sprechen könnte nie eine
Beziehung einzugehen um es dafür
Im Kern miteinander schön zu finden
Nichts daran ändern zu wollen was
Zu der soziologisch spannenden Frage
Führt worin Glück besteht und was
Dessen Wesen im Kern ausmacht
Warum manche lieber verändern wollen
Während andere ganz in sich ruhen
Zufrieden mit dem was ist wie es ist
Will diese Beobachtung keinesfalls je
Geschlechtsspezifisch zuschreiben
Dazu fehlt mir statistischer Weitblick
Fürchtete ich die Genderdeterminierung
Frage mich nur ganz persönlich was
Am Zusammenleben erstrebenswert
Wenn es stets Veränderung bringt statt
Zufriedenheit mit dem was ist zu üben
Ob die Natur uns dazu auch drängt
Welches Verhalten anerzogen ist
Wo unsere Natur zum Vorschein kommt
Ob die Reinhaltung der Höhle über das
Medizinisch notwendige hinaus vielleicht
Eine Entsprechung im Schminken findet
Was mehr sein will als Natur uns gab
Wobei seltsamerweise Männer dazu neigen
Ihre bescheidene Natur zu überschätzen
Während Frauen ihre prachtvolle häufig
Unterschätzen oder verbessern wollen
Durch Anmalen oder starke Betonung
Bescheiden vorhandener Merkmale
Die den Geschlechtstrieb anregen
Wofür sie besonders geistig geliebt
Werden wollen sich sapiosexuell nennen
Ob dies zur Erklärung genügt warum
Manche bei Paarung gerne aufräumen
Während andere von Ruhe träumen
Die einen dringend neues erobern wollen
Derweil ein Teil lieber friedlich lebte
Kann ich mit meinem engen Horizont
Zumal als nur Mann der mit Staub lebt
Weil er außer Frauen Bücher liebt
Nicht wirklich beurteilen so wenig wie
Die Frage ob Kriege also eher von
Einem Geschlecht ausgelöst wurden
Welches dem anderen die Ruhe nahm
Warum der Kampf friedlich erschien
In den sie anstatt zu genießen flohen
Lasse es darum lieber dahinstehen
Genieße die Ruhe bis die Sehnsucht
Uns wieder aus dem Paradies vertreibt
Dessen Chaos unserer Natur entsprach
Schreibe es und denke an John Milton
Dessen verlorenes Paradies unsere
Doppelte sich ausschließende Sehnsucht
Schon treffender beschrieb als es die
Bibel bei Adam und Eva je konnte
Frage mich nur wie natürlich uns die
Immer wieder gespielten Rollen sind
Wie lebt wer gemeinsam zufrieden ist
Ob solches Glück sich erst im Tod
Also im Nichts wo wir nicht mehr sind
Erfüllt mithin völlig egal sein könnte
Für unser Streben hier bei dem allein
Die Fassade als Identität vielen zählt
Lebe niesend unter dünner Staubschicht
Weil alles Leben immer Kompromiss ist
Genieße konsequent so gut ich kann
Was bleibt mir auch so nun allein
Wird manches schöner anderes fehlt
Bis die Welt sich wieder ändert
Gemeinsamkeit zur Reinlichkeit anhält
Der viel von Ruhe dann fehlt

jens tuengerthal 29.1.20

Dienstag, 28. Januar 2020

Großbrüderlichkeit

Brüderlichkeit als drittes nach
Freiheit und Gleichheit wurde
Zum Schlachtruf der Revolution
Von 1789 in Paris die damit
An die Solidarität der Gleichen
Als Bürger appellierte auch in
Der Tradition des Brudermahls
Findet sich das gute Element
Während wer schlecht über
Seine Geschwister sprach mir
Immer eher verdächtig schien
Vernünftig kritisch betrachtet
Der große Bruder der ich war
Ohne je einen gehabt zu haben
Galt als außerordentlicher Schutz
Auch in meiner Kindheit schon als
Der Spruch ich hole meine Brüder
Noch eher seltenheitswert hatte
In den Brüdern Karamasow hatte
Dostojewski einst Brüder zum
Titel von Weltliteratur gemacht
Wie Thomas Mann es später in
Den Buddenbrooks so genial wie
Liebevoll zwischen den konträren
Brüdern Christian und Thomas
Beschrieb Lebemann und Kaufmann
Während Orwell schließlich in 1984
Den Großen Bruder als Überwacher
Im totalen Staat inszenierte was
Seit dem zur dunklen Metapher wurde
Ob das billige Grauen schlechter Sender
Welche die Beobachtung von Menschen
Als Unterhaltung dem Publikum anbieten
Was für Werbemillionen hängen bleibt
Heute zurecht Big Brother heißt ist aber
Kulturell so uninteressant wie die Frage
Ob die Abstimmung über Menschen mit
Hilfe von Sternen am Holocaust-Tag
Nicht unwürdig wäre gäbe vielmehr
Dem Dreck viel zu viel Raum noch
Unter seriös denkenden Menschen
Es ist dies Programm wie all seine
Zuschauer so peinlich dass wir es
Besser stillschweigend ignorieren
Womit dazu genug gesagt ist besser
Mehr über literarische Bruderpaare
Noch nachgedacht würde weil doch
Immer erquicklicher als Fernsehen
Weil Masse und Geld nicht alles ist
Warum mir dazu am Ende zufällig
Die nicht Brüder sondern Vettern
Hans Castorp und Joachim Ziemßen
Einfallen sei dahingestellt alles nimmt
Besser Raum als wesensimmanent
Logisch niveauloses Fernsehen was
Besser niemand nahe käme
Der Rest ist Schweigen

jens tuengerthal 28.1.20

Polygraphielügen

Der Lügendetektor ist keiner
Da er nur Hirnströme misst
Von denen vermutet wird sie
Könnten beim Lügen aktiv sein
Was zu großen Teilen an der
Haltung der Person dazu liegt
Womit mancher Spion schon
Die Technik der CIA täuschte
Wieder und wieder kommen
Wissenschaftler die meinen
Sie hätten die sichere Methode
Wahrheit und Lüge zu erkennen
Den Inhalt technisch zu trennen
Heute maßt sich etwa ein
Deutsch-britische Forscher am
Berliner Bernstein Center auch
An die definitive Methode zur
Wahrheitsfindung über neuronale
Spiegelbilder gefunden zu haben
Was er bei der Befragung von
Islamistischen Terroristen nutzen will
Macht ihn mir eher verdächtig als
Scharlatan im Aberglauben an die
Wahrheit durch eine Wissenschaft
Welche mit beschränktem Horizont
Dennoch meint alles zu erkennen
Inwieweit ein Lügendetektor dazu
Taugt wahre Aussagen zu machen
Könnte schon spannend sein doch
Frage ich mich viel mehr warum
Menschen immer noch glauben
Es gäbe wissenschaftliche Wahrheit
Die letzte definitive Aussage zum
Immer neu erforschten Thema
Erinnert eher an spirituelles Denken
Was nach letzten Wahrheiten sucht
Als dem wissenschaftlichen Versuch
Aus dem logisch folgen muss dass
Die Wahrheit die Erfindung eines Lügners
Immer bleiben muss der sich für Gott hält
Den er so unsinnig negiert wie bestätigt
Warum auch Dylan-Haynes Spiegeltheorie
Nur ein epochal quälendes Monster wird
Dem hoffentlich das Bundesverfassungsgericht
Um der Würde des Menschen willen bald
Formal enge Grenzen ziehen wird denn
Keine Wahrheit zu kennen ist Freiheit
Ohne die definitives Leben würdelos blieb
Wer damit endlich erkennt dass Wahrheit
Auch im Strafverfahren Glaubensfrage ist
Reformierte besser das Strafrecht statt
Den Horizont technisch zu beschränken
Was immer wirkt als würde Star-Wars zum
Nur phantasievollen Maßstab der Wirklichkeit
Von dieser Hollywood-Welt gläubigen Kindern
Wovor uns die Verfassung schützen soll

jens tuengerthal 28.1.20

Montag, 27. Januar 2020

Erinnerungskultur

Heute vor 75 Jahren wurde
Das Lager Auschwitz befreit
Das Ende der Vernichtung
Bedeutet den Anfang der
Erinnerung an das was dort
Durch den deutschen Staat
Gewollt und gefördert geschah
Der Tag der Holocausterinnerung
Macht Verantwortung deutlich
Es ist Teil unserer Geschichte
Wie Barbarossa und Bismarck
Gehört dazu wie Goethe und Lessing
Es gibt keine Worte für das Grauen
Aber es gibt eine Verantwortung
Die für alle Zeiten nie wieder heißt
Welche künftig Worte finden muss
Wenn manche vergessen wollen
Was unsere Verantwortung war
Teil unserer Geschichte bleibt
Die mit der Erinnerung Chance
Wird Verantwortung zu tragen
Geschichte wach zu halten um
In Zukunft aus ihr zu lernen

jens tuengerthal 27.1.20

Weltreise

Heute war ich mit Jonathan Franzen
In Costa Rica wie am Amazonas mit
Foster auf der Beagle im Pazifik um
Dann in Humboldts Kosmos dafür
Durch Raum und Zeit zu schweben
Bin ein Weltreisender den die Zeit
Auf seinen Wegen nicht aufhält der
Nebenbei noch frühe Kulturen besucht
Weil ihn alles parallel interessiert
Was Welt und Geist zusammenhält
Andere fahren irgendwo hin um dann
Eine Meinung vom Ort sich zu bilden
Wie Alexander Humboldt es vorgestrig
Noch hoch hielt als er meinte besonders
Fürchte er die Weltsicht von Menschen
Welche die Welt nie gesehen haben
Was heute jeder Flughafen als Unsinn
Leicht beweist um in jeder Bibliothek
Das Gegenteil belegen zu können
Fürchte vielmehr die Vorurteile aller
Die ohne Verstand irgendwo waren
Aber mit Humboldt fälschlich meinen
Eine Meinung haben zu dürfen ohne
Etwas gelesen zu haben als bringe
Solch bloßes Dasein irgendetwas
An geistigem Fortschritt im Leben je
Bin sicher durch bloße Lektüre über
Die meisten Orte mehr zu erfahren als
All die lächerlich getriebenen Touristen
Die ihr Dasein durch da gewesen sein
Definieren was meist so lächerlich ist
Wie gleichnamige Bücher es bleiben
Unternehme immer wieder Weltreisen
Nach je Lektürenlaune weiß dadurch
Inzwischen mehr von der Welt als
Die allermeisten Reisenden die ihr
Austauschbares Erlebnis für einmalig
Asoziale Anwesenheit für bedeutend
Halten statt einmal kritisch zu denken
Was ihnen offenbarte Reisen ist Mist
Zerstört die Umwelt wie Kulturen
Schleppt Krankheiten weltweit ein
Gefährdet sogar geschützte Natur
Stammt aus einer anderen Zeit
Die nur unbedacht fortsetzt wer
Ohne jeden Verstand lebt wie
Keine Verantwortung übernimmt
Die große Kunst von morgen ist
Wie es Künstler immer zeigten
Durch Werke wie Worte alleine
Präsenz zu zeigen statt anzuwesen
Weltreisen heute heißt allein lesen
Wer anderes tut ist schlicht ein Idiot
Zerstört was er meint sehen zu müssen
Noch meine Eltern wuchsen so auf
Reisen war bürgerliches Selbstverständnis
Ein wenig Luxus gemischt mit Abenteuer
Wollten sie noch die Welt erobern
Merkten nicht wie asozial vorgestrig
Diese Sucht nach Orten längst war
So ein Onkel vorbildlicher Umweltschützer
Aber asozialer Weltreisender zugleich war
Wohl nie begreifen wird wie paradox dies
Verhalten zu Ende gedacht stets war
Ein anderer Onkel der eher links war
Engagierter Anwalt wie sozialer Träumer
Schenkte mir als sein Lieblingsbuch einst
Eine Weltkarte und forderte mich auf
Die Welt wie er lange auch zu bereisen
Als er noch kein Herrenreiter geworden
Glaube nicht dass die beiden oder auch
Die Eltergeneration wie meine jemals
Begreifen wird die Zeiten änderten sich
Reisen ist wirklich asozial immer auch
Wenn ich nicht wie Humboldt noch
Eingeborenen Gräber aus Neugier bloß
Plündere sondern weil Flugreisen stets
Mehr Schaden als Nutzen uns bringen
Keiner mehr irgendwo hin muss um
Etwas noch zu erkennen welches auch
Grüne Mäntelchen er sich dabei umhängt
Es braucht weniger Bewegung vor allem
Möglichst keine Flüge mehr um noch
Etwas zu retten was im Bewusstsein
Jedes einzelnen von uns beginnt
Belügt euch nicht länger über euch
Denkt konsequent verantwortlich
Dann sind Weltreisen nur noch ein
Literarisches Thema statt von überall
Idioten die Kulturen nur zertrampeln
Verantwortung heißt heute Rückzug
Nicht mehr Reise mit Geschenken
So kam schon Kolumbus mit allen
Bekannten Folgen kolonialer Vernichtung
Wer den kategorischen Imperativ begriff
Reist nicht mehr irgendwo hin aus den
Bekannt überflüssigen Gründen sondern
Erhält durch Enthaltung vom Reisen
Für die Zukunft was er sehen will aber
Wovon alle mehr wissen wo sie lesen
Das wird viele erstmal ärgern aber
Vielleicht beginnen einige auch endlich
Zu denken was Verantwortung heißt
Um entsprechend gut zu leben
Ohne irgendwo hin zu müssen

jens tuengerthal 27.1.20

Seinsglück

Auf das eigene Sein schauen
Nach allen Krisen allem Leid
Vorsichtig wieder bilanzieren
Lächelnd endlich merken wie
Wunderbar diese Welt ist
Schaue ich nur richtig hin
Könnte eine Täuschung sein
Mit dann bitterem Erwachen
Denke ich vorsichtig noch
Aber es hilft nur wenig
Bilanzen lügen bekanntlich nie
Sagen nüchtern was ist
Bin in Summa glücklicher
Da hilft aller Zweifel nicht
Muss es nur noch glauben
Aber nüchterne Zahlen sprechen
Schlicht dafür was genügt
Zu glauben es könnte so sein
Wie es sich zweifellos gerade
Gegen alle Erfahrung anfühlt
Weil das Leben schön ist
Irgendwie seltsam

jens tuengerthal 27.1.20

Sonntag, 26. Januar 2020

Erfüllungsglück

Was vollkommenes Glück ist
Bin ich eher unsicher jedoch
Kenne ich was ihm nahe ist
Schönste Erfüllung hinterlässt
Befriedigender geteilter Sex
Oder ein sonntägliches Frühstück
Gehören für mich fraglos dazu
Der dritte Aufguss feinen Tees
Wirklich gute gebundene Bücher
Schenken auch solche Erfüllung
Manche finden sie eher reisend
An fern liegenden Orten irgendwo
Was mir noch nie sehr nahe lag
Näher dagegen immer schon
Zärtlich lustvolle Nähe die sich
Gut tut und also bereichert
Glücklich wer solches erfährt
Was erwartungslos nur kommt
Um zu bleiben als sei die Welt
Von nun an füreinander gemacht
Fände ihre Erfüllung ineinander
Genügt sie sich an und für sich
Wie ein feiner Tee der Aufguss
Für Aufguss dreimal feiner wird
Was das Geheimnis schönster
Erfüllung miteinander wohl ist
Denke ich beim Teetrinken

jens tuengerthal 26.1.20

Samstag, 25. Januar 2020

Schlangenkultur

Schlange stehen gilt heute
Als lästig und zeitraubend
Darum finden sich immer
Findige die Schlangen lieber
Umgehen oder sich lächelnd
Vordrängen als sei es ihr Recht
Andere erniedrigen sich sogar
Nur um vorgelassen zu werden
Weil sie das Warten nicht ertragen
Sollte ich mich über Drängler ärgern
Oder diese lieber bemitleiden weil
Sie so arm sind keine Zeit mehr
Übrig haben in Ruhe anzustehen
Was eine eigene Kultur sein kann
Die sich rasender Zeit entgegen stellt
Die Gleichheit aller Menschen uns
Bei offensichtlicher Ungleichheit nur
Ganz deutlich vor Augen führt warum
Wer drängelt sich darüber erhebt was
Mehr geistige Armut offenbart als der
Geringe Zugewinn weniger Plätze je
Ausgleichen könnte noch dazu das
Moralische Gewissen unnötig belastet
Hier ließe sich ausnahmsweise etwas
Von der totalitären Mangelwirtschaft
Der untergegangenen DDR lernen
In der Menschen aus Notwendigkeit
Lernten diszipliniert Schlange zu stehen
Was viel preußische Haltung offenbart
Im Sinne einer humanistischen Kultur
Die noch dazu Langsamkeit würdigt
Statt durch Tricks gewinnen zu wollen
Lieber sich aufrecht einordnet dabei
Bescheidenheit noch mehr übt statt
Auf Sieg um jeden Preis zu pokern
Denke dabei auch an den alten Moltke
Der lieber viel leistete als viel glänzte
Mehr war als er noch erscheinen wollte
So war der große Schweiger preußisch
Im kulturell positiven Sinne der auch ein
Verständnis füreinander uns deutlich zeigt
Obwohl ein Krieger der den Kampf als
Kind seiner Zeit für notwendig hielt
Die Schlange so zu sehen um dabei
Haltung und Disziplin zu wahren aber
Gleichzeitig das positive Element 
Im Schlangestehen sehen was uns
Langsamkeit entdecken lässt hilft
Mit dem was ist besser zu leben
Das Sein auch in der Schlange noch
Mit Epikur genießen zu können dafür
Mitleid mit armen Dränglern zu haben
Was sicher glücklicher macht

jens tuengerthal 25.1.20

Freitag, 24. Januar 2020

Lebensbetrachtung

Kommt es auf etwas wirklich an
Bei der Betrachtung des Lebens
Zählen die Ereignisse oder Orte
Dann wäre jede Stewardess längst
Jedem Intellektuellen weit überlegen
Woran sonst mancher zweifelte
Vielleicht aus Unkenntnis beider
Was aber nicht auszuschließen ist
Aus praktischer Erfahrung heraus
Enthalte ich mich da doch lieber
Da nahe liegendes oft fern liegt
Entscheiden die gelesenen Bücher
Gäben zumindest ein fundierteres
Urteil als die vermeintliche Erfahrung
Derer die überall schon waren ohne
Sich über das Sein egal wo viele
Gedanken zu machen was wohl
Geschmacksache immer bleibt
Würde ich das Leben besser kennen
Als die meisten Zeitgenossen sonst
Woran meine praktischen Fähigkeiten
Das Leben im Alltag zu bewältigen
Manchen wohl zweifeln ließen mich
Manchmal fast verzweifeln lassen
Aber irgendwie geht es dann doch
Weiter und wieder für alle die auch
An sich manchmal leiden weil sie
Zum Zweifeln neigen was aber Leben
Erst aufregend eigentlich macht
Für alle die in sich mehr entdecken
Als jene sehen die ständig reisen
Um nie ankommen zu müssen
Bei oder mit sich ablenken auch
Ein Leben lang gelegentlich was
Wenn es endet keiner mehr bemerkt
Also egal bleibt eigentlich wäre da
Nicht der Hang zur Lebensbetrachtung
Die fälschlich gern zur Bewertung neigt
Wer sich viel bewegte also viel erlebte
Hält sein Sein häufig damit für erfüllt
Auch wenn es keinen Inhalt als die
Immer asoziale Bewegung noch hatte
Die in vieler Hinsicht schädlich ist
Aber noch immer Gewohnheit vieler
Die wenig darüber meist nachdenken
Mit der Herde durch die Welt trampeln
Aber jenseits meiner Meinung dazu
Die den Lesern weithin bekannt ist
Fragt sich worauf es wirklich ankommt
Was in der großen Bilanz übrig bleibt
Sind es die Lieben und welche zählen
Ist die verwirrte letzte ernst zu nehmen
Oder gerade nur weil sie so verwirrte
Zählt die Geburt der eigenen Kinder
Mehr als die Nummern beim Sex
Ist nur wirklich guter Sex am Ende
Wichtig wo beide zusammen kamen
Was vieles schnell wertlos machte
Wogegen mein Herz klar opponiert
Aber was weiß ich schon was zählt
Denke mir aber dabei eigentlich ist
Alles egal solange du den Augenblick
In dem du bist nur genießen kannst
Denke ich mit Goethe gern oder
Bleiben die stressigen Krisen eher
In Erinnerung als kurze Glücksmomente
Was keine Frage mehr für die Zukunft ist
Sobald du wieder den Augenblick ganz
Ohne jeden Vorbehalt genießen kannst
Weil dieser gegenwärtig auch hormonell
Noch jede Erinnerung wohl toppt aber
Vielleicht ist das die ganze Bilanz
Des Lebens das so schön ist wie wir
Es zulassen ganz zu genießen
Was ist was es ist oder
Nur meine geringfügige
Meinung am Ende

jens tuengerthal 24.1.20

Donnerstag, 23. Januar 2020

Bahnpoesie

Lehne das Reisen eigentlich ab
Weil es uns von uns entfernt
Nichts als Unruhe stets bringt
Ökologisch fragwürdig eher ist
Sesshaftigkeit Kultur hervorbringt
Bewegung nur ein Ersatz ist
Aber Bahnfahren mag ich gern
Es herrscht im Abteil rollende Ruhe
Ein Raum der Reisende vereint
Erstaunlich nah bringen kann
Vielfältig sogar nutzbar dabei ist
Lesen wie Liebe und Lust dient
Zugleich oder nacheinander mit
Manchmal wechselnden Partnern
Sogar Gespräche ermöglicht
Als säßen wir in einem Café
Dagegen ist der Großraumwagen
Ein Omnibus auf Schienen nur
Voller Lärm und Unruhe häufig
Kein verschlossener Rückzugsort
Eher Aufenthalt für Stadiongäste
Cluburlauber und Vielflieger dürften
Sich dort auch zuhause fühlen
Aber das plaudernde Abteil mit
Gebildeten oder zumindest noch
Sinnlichen Gästen strahlt Poesie aus
Erzählt rollend Geschichten bildet
So einen Raum im Raum voller
Begegnung mit auch Überraschung
Lohnt Bahnfahren im Abteil immer
Um neue Geschichten zu erzählen
Ist eine konzentrierte Welt dabei
Aus der geistiges wie erotisches
Konzentrat reisend uns wächst

jens tuengerthal 23.1.20

Mittwoch, 22. Januar 2020

Momentaufnahme

Momentaufnahmen sind beliebt
Sie halten die Zeit an wie es uns
Goethe viel zitiert im Faust einst
Dichtete lassen den Augenblick
Verweilen was wir vom schönsten
Gerne mit viel Gefühl uns träumen
Etwa in der unsterblichen Liebe
Als gäbe es je etwas von Dauer
Sei nicht alles Leben endlich
Die Kameras unserer Telefone
Lassen uns nun Bilder und Filme
In bester Qualität drehen so dass
Die festgehaltenen Momente längst
Zu inflationärer Massenware wurden
Was das Verweilen fast so beliebig
Macht wie Beziehungen auf dem
Virtuellen Jahrmarkt der Eitelkeiten
Spannend wäre nun zu fragen ob
Diese Relativierung hilfreich ist
Die kleinen Momente die uns bleiben
Gebührend zu genießen oder längst
In den Gigatonnen digitaler Archive
Alle Erinnerung an große Träume
Beliebig austauschbar wurde wie
Die bearbeiteten Gesichter auf Insta
Unsere Augenblicke makellos werden
Dahingestellt ob damit schon Kunst
Sicher irgendwie künstlich nur sind
Was immer davon wirklich bleibt
Entwertet Inflation in der Regel
Kann jedoch auch Konzentration
Auf bleibende Werte hier fördern
Wenn alles sonst wertlos wird
Was sich im Schatten sozialer Netzwerke
Mancher wohl schon erschrocken fragte
Der daran Herz wie Verstand verlor
Wobei ich nicht von Neuland rede
Sondern die neue Heimat gut kenne
Auch wo dem Herzen mal zu nah
Kommen ohne wirklich zu kommen
Spurlos aber schmerzvoll berühren
Verwirrung vor dem Nichts offenbaren
Was von nur Daten in uns übrig bleibt
Da werden wir uns wohl manches mal
Noch wundern wie wirklich sich so ein
Nur virtueller Moment schon anfühlt
Von dem wir so viele Bilder haben
Obwohl am Ende nichts bleibt

jens tuengerthal 22.1.20

Dienstag, 21. Januar 2020

Klimazauberberg

Die Welt trifft sich mal wieder
In Davos um halb offiziell über
Die Zukunft der Welt zu reden
Diesmal das Klima zu retten
Zur Begrüßung jubelte Trump
Die USA und ihre Arbeiter in
Bekannter Manier nach oben
Sprach nicht von Klimalüge
Was zumindest Fortschritt ist
Gemessen an dessen Horizont
Keine Verschlimmerung gegen
Was von ihm zu erwarten war
Klimatisch eine Katastrophe bleibt
Schlicht wirkungslos dabei ist
Auch Greta extra angereist
Redete und ermahnte zum
Innehalten im üblichen Ton
Damit bleiben die innovativen
Retter wieder Bremser nur
Während sich die Fraktion
Wachstum und weiter so
Hinter Trump versammelt
Auch wenn Klima Thema ist
Sind wohl keine Fortschritte
Bei irgendwas zu erwarten
Wir haben darüber geredet
Damit das Gewissen beruhigt
Weiter geht's im Programm
Dabei wäre die erste Antwort
Ganz einfach Schluss machen
Mit Reisen zu Konferenzen
Alle Meetings online abhalten
Wäre vorbildlicher Gewinn für
Klima und weltweite Entspannung
Wir müssen nirgendwo mehr hin
Sind virtuell real genug präsent
Darüber Gespräche zu führen
Können uns alle Flugreisen künftig
Sparen wie Reisen überhaupt um
Langsamkeit als Luxus endlich alle
Zu erkennen sollte politische Führung
Dies konsequent vorleben im Alltag
Ein Ende aller Konferenzen die dafür
Online nur geführt würden wäre ein
Wirklich glaubwürdiger Schritt endlich
Davos findet nur noch virtuell statt
Damit einher könnte endlich eine
Neue nachhaltige Kultur wachsen
Was klimatisch wirklich was brächte
So müssen wir endlich weniger
Überall sein wollen um uns für
Wichtig zu halten sondern lieber
Dableiben als größeren Luxus
Begreifen lernen weil Bewegung
Mehr Unruhe als Gewinn bringt
Wäre eine tragfähige Kultur die
Uns in eine bessere Zukunft führt
Dann kann Greta Zuhause bleiben
Die Staatsführungen ohnehin
Dafür bräche zwar der Tourismus
Als Markt völlig ein was aber bei
Diesen Terroristen verschmerzbar
Könnte durch Luxus im Heim gut
Ersetzt werden was es für alle
Auf lange Sicht schöner machte
Die Aufgabe von Davos sollte sein
Sich überflüssig künftig zu machen
Damit wäre Klima und Welt geholfen
Mehr als dort je möglich wäre

jens tuengerthal 21.1.20

Lesestimmung

Lese immer viele Bücher
Um nach Stimmung dabei
Das passende zu wählen
In eine Welt zu tauchen
Die mir gerade gut tut
Weil ich auch lesend ein
Genießer bin lege ich auch
Ein Buch was mich nicht
Berührt oder anspricht
Erstmal zur Seite suche ihm
Einen Platz im Regal wo es
Manchmal länger wartet
Wenn es nicht gleich hier
In den Bücherbaum wandert
Habe gerne viele Bücher
Um mich wie überall nah
Schlafe zwischen ihnen
Trotz Stauballergie lieber
Als ohne die Liebsten zu sein
Sie geben die Lesestimmung
Die meine Gäste auch lieben
Mit denen ich gemeinsam lese
Bei Tee aus dem Samowar
Im Sessel oder auf dem Diwan
Während der Kamin knistert
Als wäre er wirklich einer
Was aber die passende Stimmung
Als vollkommene Illusion erhält
Womit dahinstehen kann was ist
Leben sich wunderbar anfühlt
Entspannt in guter Lesestimmung

jens tuengerthal 20.1.20

Montag, 20. Januar 2020

Sprachverstand

Wann verstehen wir einander
Können wir es je wirklich
Wie fühlt es sich richtig an
Woran liegt es wenn nicht
Was erleichtert Verständnis
Wo bleiben sich Welten fremd
Zählt Heimat mehr als Herz
Frage ich mich mitten in Berlin
In Erinnerung mancher Liebe
Die auch am Verständnis scheiterte
Weil scheinbar gleiche Begriffe
Völlig unterschiedlich genutzt
Emotionale Nähe verhinderten
Zum verständnislosen Vorwurf
Einander gemacht ex post wurden

Auch zwischen Ost und West gab es
Erstaunliches Unverständnis wie
Aus unterschiedlich genutzter Sprache
Bei völlig gleichem Wortlaut andere
Erinnerungen damit geweckt werden
Blieb manches einander Neuland
Fühlten sich Menschen eher vertraut
Die auch Erinnerungen teilten
Was nur überwinden kann wer
Sich dessen bewusst ist wie
Gleichzeitig auch vertrauen lernt

Können wir uns je wirklich nah sein
Fragte ich mich nie aber nun mehr
Da ich mit dem anderen konfrontiert
Merkte wie separiert meine Welt ist
Wie das norddeutsch meiner Mutter
Was bremisches mit bürgerlichem
Mischte mir immer sehr vertraut war
So öffnete der hanseatische Klang
Schneller mein Herz als anderes
Das eher eine Aversion überwand
Bis ich es nah an mein Herz ließ

Kam lange nicht klar mit Berliner
Grobheit auch Schnauze genannt
Bis ich merkte wie zärtlich sie
Darunter eigentlich ist eigene
Unsicherheit lautstark verbergend
Berlinerinnen näher kennenlernte
Doch fremdel ich manchmal noch
Wenn auch lächelnd inzwischen

Gehe ich mit Verstand daran
Betrachte die Wurzeln dabei
Erscheint mir vieles ganz anders
Doch berührt mich bestimmte Sprache
Mehr als andere bleibt manches fremd

Wo fühle ich mich verstanden
Bei wem öffnet sich mein Herz
Warum wirken bestimmte Konstanten
Im ewig unsteten Leben noch weiter
Was verstehe ich mit dem Verstand
Wo erfühle ich Sprache eher mehr
Kenne ganz wunderbar feinfühlige
Menschen aus allen Teilen des
Landes das irgendwie Heimat ist
Aber reagiere auf bestimmten Klang
Emotional leichter als auf anderen
Manches daraus auch gelernt
Über den Sprachverstand der
Emotional versteht aber dabei
Vernünftig zur Natur uns führt
Höre heute sehr genau hin
Was am Ende die Frage stellt
Wie nah Heimat dem Herz ist

jens tuengerthal 20.1.20