Dienstag, 4. Februar 2020

Paradieskultur

Wie hat der Glaube ans Paradies
Unsere Kultur bis heute geformt
Spielt er überhaupt noch eine Rolle
Hat er sich seit Rousseau gewandelt
Frage ich mich auch beim Blick auf
Fridays for Future die darum kämpfen
Das irdische Paradies auch noch für
Eine lebenswerte Zukunft zu erhalten
Statt es weiter einfach zu verheizen
Was war dieses ursprüngliche Paradies
Wie realistisch ist der Glaube an eine
Heile gute und natürliche Welt noch
Entspricht es unserem Wesen noch
Wie frühere Jäger und Sammler lebten
Oder ist es schlicht überholt weil diese
Sich nach heutigem Wissen mindestens
Genauso oft den Schädel einschlugen
Vergleichende Funde sprechen dafür
Belegen gewaltsame Tode kamen schon
In der Steinzeit so häufig vor wie auch
Im brutalen 20. Jahrhundert mit seinen
Kriegen und Völkermorden nebenbei
Es ist eine Illusion zu glauben es sei
Früher unaufgeklärt besser gewesen
Weil erst globale Kultur uns zivilisiert
Das Paradies biblisch noch dazu war
Ein Garten unbewusster Idioten denen
Also jegliches Bewusstsein für Kultur
Fehlte da sie noch keine gebildet hatten
Die Glück nicht zu würdigen wussten
Ein armseliges Leben nur führten
Im Garten Eden der ihr Paradies war
Lebten halb bewusstlose Narren nur
Die nichts wirklich genießen konnten
Was uns als Grenzüberschreitung so
Große Lust miteinander schenken kann
Dennoch galt das Paradies lange als
Ziel aller Träume und hoffen viele
Bis heute nach ihrem Tod einst dort
Für alles Leid entschädigt zu werden
Hat sich das unkultivierte Ideal vom
Bildungsfernen Naturzustand in dem
Bewusstlose irgendwie selig schweben
Sogar in der Gegenwart gehalten
Nennen wir schöne Orte paradiesisch
Was ja ohne Kenntnis von gut und böse
Eine müßige Feststellung wäre und so
Fragt sich ob das monotheistische Paradies
Trotz aller Ausmalungen in der Kunst
Nicht eine leidenschaftslose Hölle wäre
Die zu erreichen keiner erstreben sollte
Frage ich mich was das Paradies wäre
In dem ich leben wollte denke ich an
Glückliche Momente der Liebe die aber
Um so schöner sie waren immer auch
Den Preis größten Kummers hatten
Nicht umsonst heißt es Leidenschaft
Die wunderschön wohl sein kann
Aber stets mit Leiden auch beginnt
Warum ein ausgeglichen glückliches
Leben mit kleinen Freuden genügt
Um vollkommen glücklich zu sein
Wie es Epikur für seinen Garten
Mit Freunden Wein und Brot beschreibt
Der paradiesische Superlativ mir eher
Verdächtig erscheint ohnehin nur noch
Jenseitig von Gläubigen erträumt wird
Was mir als Mensch völlig fern liegt
Dennoch scheint uns verliebt der Traum
Von Ewigkeit und Paradies naheliegend
Auch wenn er nur enttäuscht werden kann
Weil alles Leben zwei Seiten stets hat
Nichts immer nur vollkommen ist
Eine Liebe erst groß ist wenn sie auch
Gemeinsam Hügel und Täler durchschreitet
So scheint mir das Paradies nach genug
Auch leidvoller Erfahrung nicht mehr
Verlockend und lebe ich lieber zufrieden
Mit dem möglichen statt noch auf
Große Erlösung jemals zu hoffen
Genieße was ist so lange es geht
Hab das Paradies abgeschafft wie
Den Traum davon lieber beerdigt
Und der Tod geht mich nichts an
Zumindest wenn ich vernünftig bin
Träume sind das nicht unbedingt
Sondern sogar stärker vielfach
Als die allerbeste Vernunft
Was herzlich unvernünftig ist
Und so lebt der Traum vom Paradies
Entgegen aller Logik auch in mir
Zumindest was die Liebe betrifft weiter
Lass der Unvernunft ihren Raum
Es könnte ja noch schön werden
Zumindest für den Augenblick
Der so schön verweilt

jens tuengerthal 4.2.20

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