Montag, 3. Februar 2020

Berliner Aufklärung II

Die Aufklärung entwickelte sich
In Berlin am stärksten in Europa weil
Sie von oben weniger behindert
Wurde als an anderen Orten noch
Wo die Kirchen mächtiger waren
Es gab den Freundeskreis des
Königs Friedrich II. in dem frei
Auf französisch debattiert wurde
Doch nahm dieser nicht an der
Entwicklung des Geistes teil
Behinderte sie nur weniger als
Benachbarte Herrscher es taten
Schauen wir jedoch auf die
Parallele Entwicklung in Paris
Zur Zeit von Diderot und Hohlbach
Sehen wir eine größere Radikalität
Die teilweise mit Festungshaft sogar
Verbüßt werden musste häufiger
Verstecktes agitieren erforderte
Sobald sich die Jesuiten etwa als
Vertreter wahrer Lehre angegriffen
Sahen schlugen sie inquisitionär zurück
Über Kirche und Gott durfte dagegen
In Berlin frei nun gelästert werden
Auch wenn die Pietisten murrten
Dagegen verbrannten sie sogar
Texte von Voltaire öffentlich die
Des Königs Schützlinge angriffen
Die Ankunft des Franzosen war
Zu Zwecken der Repräsentation
Von Friedrich noch groß inszeniert
Nach einigem Streit auch über
Fragwürdige Immobiliengeschäfte
War der Philosoph und Autor mit
Viel Spott von Friedrich bedacht
Halb geflohen halb vertrieben bald
Wieder aus Berlin verschwunden
Danach korrespondierten beide
Noch ein Leben lang wobei sie
Sich ihrer Wertschätzung stets
Versicherten ohne sich jemals
Wiederzusehen wie aber auch
Zugleich bissig übereinander
Lästerten wobei Friedrich den
Genialen Franzosen einen
Dieb wie geizigen Schnorrer
Nannte während Voltaire an
D'Alembert vom Berliner Geist
Der Bajonette wie über die so
Schlechten Verse des Königs
Immer wieder laut lästerte
Kündeten ihre Briefe von einer
Tiefen Männerfreundschaft die
Sich Zuneigung wie Hochachtung
Ein Leben lang noch erwies aber
Das gespaltene Verhältnis niemals
Überwand was auch zum Geist
Der Berliner Aufklärung gut passt
Die keineswegs harmonisch nur
Nach mehr Vernunft mit Toleranz
Strebte sondern sich besonders
Mit Lessing und Nicolai auch einen
Namen mit ihren bissigen Texten
Wie öffentlichen Verrissen machte
Es war eine Zeit scharfer Dispute
Die in der Phase zwischen dem 2.
Und 3. schlesischen Krieg noch
Den Geist der Aufklärung etablierte
Der im Montagsklub als ursprünglich
Literarischen Ort der Konversation
Mitte des 18. Jahrhunderts begann
Den der Schweizer Theologe Schulthess
Begründete was typisch für diese
Bürgerliche Aufklärung wurde die
Eigene Wege völlig ohne ihren
Sich aufgeklärt gebenden König
Ging auch widersprüchlich blieb
Unterhaltung neben Aufklärung
Als gleichberechtigt sogar stellte
Sich ab Ende des Jahrhunderts dann
Mit der Mittwochsgesellschaft ein
Organ in der Berlinischen Monatsschrift
Schuf das vielfach Geschichte schrieb
Etwa durch den von Kant aus Königsberg
Eingesandten Diskursbeitrag als eine
Antwort auf die Frage was Aufklärung sei
Der bis heute wichtig und gültig bleibt
Zu sehen wie nötig Aufklärung ist
Die Bürgergesellschaften die später
Sich mit dem Adel in Salons mischte
Als schon die Romantik  längst zur
Gegenbewegung zur Aufklärung wurde
Welcher als junge Männer schon die 
Später Weimarer Dichterfürsten also
Goethe und Schiller damals viel eher
Schwabe und Hesse noch Grenzen
Aufzeigten im Sturm und Drang den sie
Dafür in den aufgeklärten Horen leugneten
Wo sie mehr aufgeklärte Vernunft forderten
Während Goethe insgeheim immer gern
Mit den romantischen Damen flirtete
Was Schiller streng missbilligte
Aber Weimar nicht Berlin nun war
Warum wir diesen Irrweg verlassen
Konzentriert beim Thema zu bleiben
Der Klub mit seinen bekanntesten
Mitgliedern Nicolai und Lessing der
Bis heute noch besteht wurde aber
Im 19. Jahrhundert von einem Ort
Der kritischen Aufklärung zur Heimat
Gehobener Beamten mit Sinn für
Literatur und Kultur dem aber auch
Preußischem Geist entsprechend
Alles revolutionäre völlig abging
Ob wir nun darüber debattieren
Sollten warum es den Klub noch
In Berlin gibt während die spätere
Mittwochsgesellschaft völlig spurlos
Verschwand obwohl sie radikaler
Dachte und so viel mehr bewegte
Nötiger als je wäre um eine Quelle
Radikalen Denkens für Freiheit
Wie Menschenwürde freizulegen
Weil bloß gesellschaftlich nette
Ereignisse nichts verändern werden
Gut situierte Bürger unter sich bleiben
Beim regelmäßigen Speisen ohne nur
Einen Gedanken zur Freiheit zu haben
Den Freimaurern darin sehr ähnlich
Was Leben jenseits dessen ausmacht
Damit den Kern dessen berührt was
Unseren Zusammenhalt ausmacht
Worüber wir dringend nachdenken
Sollten für eine aufgeklärte Zukunft
Vielleicht merkt es noch jemand
Ohne sich zuvor euphorisch schon
In den Krieg zu beten wie üblich

jens tuengerthal 3.2.2020

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