Dienstag, 28. Januar 2020

Großbrüderlichkeit

Brüderlichkeit als drittes nach
Freiheit und Gleichheit wurde
Zum Schlachtruf der Revolution
Von 1789 in Paris die damit
An die Solidarität der Gleichen
Als Bürger appellierte auch in
Der Tradition des Brudermahls
Findet sich das gute Element
Während wer schlecht über
Seine Geschwister sprach mir
Immer eher verdächtig schien
Vernünftig kritisch betrachtet
Der große Bruder der ich war
Ohne je einen gehabt zu haben
Galt als außerordentlicher Schutz
Auch in meiner Kindheit schon als
Der Spruch ich hole meine Brüder
Noch eher seltenheitswert hatte
In den Brüdern Karamasow hatte
Dostojewski einst Brüder zum
Titel von Weltliteratur gemacht
Wie Thomas Mann es später in
Den Buddenbrooks so genial wie
Liebevoll zwischen den konträren
Brüdern Christian und Thomas
Beschrieb Lebemann und Kaufmann
Während Orwell schließlich in 1984
Den Großen Bruder als Überwacher
Im totalen Staat inszenierte was
Seit dem zur dunklen Metapher wurde
Ob das billige Grauen schlechter Sender
Welche die Beobachtung von Menschen
Als Unterhaltung dem Publikum anbieten
Was für Werbemillionen hängen bleibt
Heute zurecht Big Brother heißt ist aber
Kulturell so uninteressant wie die Frage
Ob die Abstimmung über Menschen mit
Hilfe von Sternen am Holocaust-Tag
Nicht unwürdig wäre gäbe vielmehr
Dem Dreck viel zu viel Raum noch
Unter seriös denkenden Menschen
Es ist dies Programm wie all seine
Zuschauer so peinlich dass wir es
Besser stillschweigend ignorieren
Womit dazu genug gesagt ist besser
Mehr über literarische Bruderpaare
Noch nachgedacht würde weil doch
Immer erquicklicher als Fernsehen
Weil Masse und Geld nicht alles ist
Warum mir dazu am Ende zufällig
Die nicht Brüder sondern Vettern
Hans Castorp und Joachim Ziemßen
Einfallen sei dahingestellt alles nimmt
Besser Raum als wesensimmanent
Logisch niveauloses Fernsehen was
Besser niemand nahe käme
Der Rest ist Schweigen

jens tuengerthal 28.1.20

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