Mittwoch, 23. September 2020

Welterkunder

Während Globetrotter heute als
Hobby die Kontinente durchstreifen
Es zumindest bis Corona kam taten
Trifft die Erinnerung an Kolumbus
Der noch wirklich ins Ungewisse
Aufbrach den Seeweg nach Indien
Zu entdecken ein Bedürfnis vieler
Mobilität gilt noch als ein Wert
Dessen Folgen lieber ignoriert werden
Damals weil unbekannt heute wohl
Eher weil denken unbequem ist
Manche schweifen dazu ins Universum
Phantastische Welten zu erobern
Ins Unbekannte vorzudringen nachdem
Jeder Ort der Erde längst vermessen
Begrenzt wie Staaten zugehörig die
Weltteile als ihr Territorium betrachten
Giacomo Leopardi erkannte diese
Menschliche Sehnsucht und ließ sie
Im Dialog zwischen Christoph Kolumbus
Und Pietro Gutierrez wiederaufleben
Die zu seinen Opuscula Moralia gehören
Jener Operette Morali die uns lehren soll
Über unsere Leiden lieber zu lachen
Sie führen ihn auf der Santa Maria nach
Vielen Wochen auf See ohne Aussicht
Auf Land endlich zurück zum Kern
Auf die Frage des Freundes ob ihm
Nicht auch gelegentlich Zweifel kämen
Antwortet Kolumbus natürlich denn wie
Sollten ihm im Ungewissen keine kommen
Wo sie weder wissen ob der vermutete
Kontinent tief im Westen bewohnbar ist
Dort Menschen hausen oder nur Meer ist
Es einen westlichen Seeweg nach Indien
Geben kann oder alles ohne Land bleibt
Sie reden über Anzeichen wie vorige
Berechnungen die logisch dafür sprechen
Aber dass es natürlich keine Gewissheit
Geben kann sondern nichts sicher sei
Der Mensch so wenig wissen könne
Was ihm im Unbekannten erwarte wie
Wann sein Leben ein Ende findet auch
Wenn gewisse Dinge wahrscheinlich sind
Sich aus der Logik wohl vermuten lassen
So werden Seeleute die solches wagen
Wie Soldaten als todesmutig bezeichnet
Vermutet sie legten weniger Wert auf ihr
Leben doch wüssten im Gegenteil sie
Die es immer wieder riskierten es darum
Besonders zu schätzen und können den
Wert kleiner Dinge wie gerade eines Stück
Landes unter ihren Füßen höher schätzen
Als alle die ständig darauf herumstehen 
Warum Aufbruch und Gefahr uns erst
Schätzen ließen was alltäglich scheint
Die Möglichkeit des Glücks vermehrt
Wie auch die Globetrotter zu gerne
Heimgekehrt von ihren Abenteuern
Erzählen zu denen sie keiner zwang
Aus warmen Studierstuben aufzubrechen
Wie es auch in Humboldts Reiseberichten
Forsters Weltumseglung mit Cook wie den
Vielen anderen Schriften der Reisenden
Die ihre Leiden auf Reisen gern schildern
Ein jeder Leser immer finden kann wobei
Sich der mit Vernunft begabte fragen wird
Ob das Leid für die Reflektion erforderlich
Die Wertschätzung nicht viel besser im
Genuss gefunden werden könnte ohne
Zu längst unnötigen Reisen aufzubrechen
Dem toten Reflex asozialen Kommerzes
Die meist mehr erleben lassen als lehren
Auch wenn dies gegen die Mode geht
Nach der viel gilt wer überall gewesen
Von dort Abenteuern erzählen kann
Ob es Gründe gibt nachdem die Welt
Erobert und vermessen ist auch durch
Sie umkreisende Sattelitten überall nun
In die Weiten des Universums aufzubrechen
Oder lieber innezuhalten um zu genießen
Was da ist und zufrieden zu sein statt noch
Zu meinen irgendetwas zu müssen was
Nut zwanghafte Unfreiheit ausdrückt die
Unter Reisenden weit verbreitet ist welche
Dies oder das noch meinen sehen zu müssen
Besser diese Weltzerstörer läsen mehr
Etwa Leopardi über die hohe Kunst
Über unsere Leiden zu lachen vielleicht
Wären dann viele glücklicher mit dem
Was ist statt in lächerliche Dialektik ewig
Zu flüchten die meint es bräuchte Leiden
Um das Glück wertschätzen zu können
Zwar weiß der Seemann landend wohl
Den festen Grund zu schätzen nach
Wochenlangem Schaukeln was noch
In ihm schwankend weiter wirkt bis er
Wieder ankommt und die Dialektik seine
Sehnsucht nach der Ferne wachsen lässt
Erneut unsinnig aufbrechen lässt statt das
Mögliche nach Möglichkeit zu genießen
Weil Menschen immer noch glauben
Lust käme nur mit Leid im Duett daher
Schreibe es und überlege wie ich mich
Künftig quälen noch werde auf langen
Märschen durch die Stadt und merke
Wie zweifelhaft alle Moral doch ist
Schön wäre nur dächten mehr über die
Folgen ihres Handelns für andere nach
Wie des einen Vergnügen die anderen
Ihrer Zukunft beraubt damit jene noch
Dies oder das gesehen haben auch
Wenn es die angeblich geliebte Welt
Die sie nie ruhig genießen können
Damit immer weiter logisch zerstört
Denke über Leopardis Dialog nach
Bin froh vor Ort genießen zu können
Brächen mehr aus der Dialektik aus
Würde es vielleicht etwas ruhiger
Aber kritische Vernunft bleibt rar
Mehr Lesen könnte wohl helfen
Nur wer verrät es den anderen
Die statt Lesen lieber Netflixen
So ändert sich vermutlich nichts
Alles bleibt wie es ist bis wer es
Genussreich wie lustvoll vorlebt 
Oder der Laden einfach untergeht
Was mir nach 50 Jahren Leben
Egal sein könnte denn jetzt wird
Nur noch körperlich abgebaut die
Erhaltung der Restbestände wird
Immer teurer und bleibt Unsinn was
Als Gedanke zu Leopardi passt
Aber heute kein Thema sein soll
Dieser zumindest starb früh was
Die Weisheit seiner Worte noch
Viel schwerer wiegen lässt denke ich
Am Ende darüber lächelnd

jens tuengerthal 23.9.20

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