Dienstag, 15. September 2020

Naturgrausamkeit

Der Dialog eines Isländers mit
Der Natur aus Giacomo Leopardis
Opuscula Moralia zeigt in seiner
Klaren Schlichtheit Gefahren auf
Die wir gerne beim Blick auf die
Vermeintlich heile Natur übersehen
Weil wir unsere Befindlichkeiten
Für irgend bedeutend halten
Was sie in der Natur niemals sind
So klagt der Isländer der bis in den
Äquatorialen Urwald Afrikas vor
Der grausamen Natur floh die ihn
Aller Moral zum Trotz so sehr quälte
Als er sie dort überraschend trifft
Über ihre unmenschliche Grausamkeit
Dabei zählt der Isländer sorgfältig
Alle Arten der Quälerei noch auf
Erwidert als die Natur ihm sagt
Sein Sein tangiere sie gar nicht
Er sei doch als ihr Gast mit einem
Mindestmaß an Freundlichkeit wohl
Aus zumindest Höflichkeit zu behandeln
Worauf die Natur ihm klarmacht
Sie könne ihn nicht berücksichtigen
Weil alles seinen natürlichen Gang ginge
Bekomme weder sein Leiden noch sein
Glück je mit alle Natur sei ein ewiger
Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung
Der nicht um des Glücks eines einzelnen
Wegen unterbrochen werden dürfe weil
Damit der Lauf der Natur in dem er nur
Ein unbeachtlicher Teil wäre gestört würde
Worauf der Isländer der sein Leben lang
Durch alle Länder vor der Natur floh
Fragt wem dieses Universum das doch
Unweigerlich zu Krankheit und Tod führe
Das Leiden als Kreislauf denn gefalle
Warum sie überhaupt sein müssten
Und so stritten die beiden immer weiter
Die Natur sich auf den Kreislauf in dem
Er keine Rolle spiele sondern eben nur
Teil des Ganzen sei berufend dafür der
Isländer nach einem Sinn darin suchend
Bis zwei ausgehungerte Löwen kamen
Nach einer Sage den Isländer fraßen
Nach anderer beide wobei sich fragte
Was dann an Natur noch bliebe worauf
Aber viele keine Antwort heute haben
Außer Natur als Opfer der Kausalität
Manche sagen dagegen ein Sandsturm
Verschüttete den Isländer der später
Von irgendwem als Leiche ausgegraben
Die Moral von der Geschicht hinterfrag ich
Nicht denn Natur ist wie sie ist jenseits
Aller kleinen menschlichen Vorstellungen
Von Moral oder gut und böse einfach
Sie funktioniert schlicht kausal was die
Argumente der Natur wohl eher stützt
Es geht dabei nicht um mich irgendwie
Sondern ist ein Werden und Vergehen
Was von Leiden immer wieder auch
Ohne Grund manchmal grausam
Verlängert bis zum Ende weitergeht
Darin kann ich als kleiner Mensch nur
Genießen wenn ich es noch kann
Oder das Leiden eben ertragen
Wissend alles endet irgendwann
Dahingestellt ob das ein Trost ist
Denn es kommt auf mich nicht an
Im großen Zusammenhang gesehen
Was mir wichtig sein könnte sollte ich
Selbst angehen um zu genießen aber
Ohne jede Hoffnung einen Sinn im Sein
Zu erkennen als den ewigen Zyklus
Von Werden Leiden und Vergehen
Ob dies nicht grausam ist zu fragen
Bleibt müßig weil es ohnehin ganz
Unabhängig von meinem Meinen
In mir nicht erkennbaren größeren
Zusammenhängen kausal geschieht
Deren Grund nicht ein Wille ist
Sondern das Verhältnis der Kräfte
Die wirken ob ich will oder nicht
Es zu leugnen erfanden Menschen
Zu allen Zeiten ihre Götter als die
Sinngebenden Kräfte über allem
Die ihrem Leiden Gründe gaben für
Wohlverhalten Erlösung versprachen
Alles was es in der Natur nicht gibt
Was auch keiner in ihr entdecken wird
Aber das Leben angenehmer machte
Zumindest manchmal für manche die
Das naturwidrige darin nicht hinterfragten
Wir müssen vor der Natur nicht fliehen
Noch sie beschwören oder verändern
Unser Einfluss ist nur winzig klein
Auch wenn wir uns für groß halten
Darum wollten wir besser weniger
Um mehr zu genießen was bleibt
Mehr gibt es ohnehin nicht mehr
Manche machen sich lieber weiter
Illusionen über Natur und Sein
So kann gute Lektüre auch mal
Ernüchternd wie befreiend sein
Wagen wir weiter zu denken

jens tuengerthal 15.9.20

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