Samstag, 19. September 2020

Weltpuffwelt

Heute das Nachwort gelesen
Das den Weltpuff Berlin auch
Literarisch ins Werk des Autors
Einordnet und manches aufzeigt
Nicht weil ich schon fertig wäre
Sondern weil mich manches
Immer wieder wundern ließ
In diesem großartigen Roman
Der Fragment womöglich blieb
Wie so vieles was der Dichter
Rudolf Borchardt anfing aber
Im Überschwang für andere
Große Ideen liegen ließ wie
Im Weltpuff Berlin zu merken
Wo manches nicht stimmig ist
KaDeWe und Adlon gab es 1901
Zur Zeit der Handlung aus der
Jugend Rudolf Borchardts etwa
Noch nicht auch manche Clubs
Oder Tanzstätten tauchten erst
Später im Nachtleben auf doch
Zeigt sich Borchardt als guter
Kenner des Berliner Stadtlebens
Beschreibt Menüs en Detail wie
Rituale auch in den Bordellen die
Den erfahrenen Insider offenbaren
Es korrigierte nur kein Lektor
Manche Figuren haben reale Vorbilder
Sind diesen getreu nachgezeichnet
Wie Vater und Mutter insbesondere
Andere sind Kompositionen auch
Welche Vorbilder wie auf den
Reifen Autor wirkten der auf seine
Jugend zurückschaut während
Der Herausgeber Gerhard Schuster
Nur teilweise eher nebenbei würdigt
Wie Borchardt in seinem Werk zuerst
Eine Kulturgeschichte des Bürgertums
Schrieb wie der Sexualität dieser Zeit
Als unterhaltsame Nebensache dazu
Halte ich ersteres für den Kern des Buches
Aus einer nun schon fernen Zeit in der
Die Buddenbrooks auf den Markt kamen
In der Borchardt sexuell freizügiget
Freier als unsere befreite Zeit schrieb
Wenn auch auf Kosten der Frauen oft
Oder weniger öffentlich zumindest dabei
Die bürgerliche Kultur des Kaiserreichs
Sehr genau beschrieb von der viele
Etwas verschwommene Vorstellungen
Nur haben sich damit größere Verdienste
Erwarb als in dem meiner Meinung nach
Eher ironischen sexuellen Eskapaden
Des dort omnipotenten Rudolf Borchardt
Die aber immer noch zur Aufklärung über
Das ewige Spiel der Geschlechter dienen
In ihrer Schreibweise dabei eher wie auch
Schuster feststellt an Casanova erinnern
Den Mann der die Frauen liebte als an
De Sade oder Miller liebevoll stets mit
Leidenschaft und Verehrung geschrieben
Stets neue Superlative für jede findet der
Das Gefühl der Einmaligkeit gegeben wird
Was beide Geschlechter so sehr lieben
Auch sein immer wieder Spiel mit Sprache
Wie mit verschiedenen Sprachen die dabei
In der Konversation leicht nebeneinander
Bestehen und sich ergänzen auch wenn
Er sich bereits als Dichter bezeichnet
An den Inselband erinnernd der diesen
Großen Literaten schon vorstellte
Ein wunderbar ironisch eitles Spiel
Was noch über Manns Keuschheit 
Mit frecher Dreistigkeit 1938 spottet
Was ist als verspotteten wir die Moral
Der 80er was mir nicht nahe liegt
Es bleibt erstaunlich wie ein Autor
Aus bester Familie der tatsächlich
Die Promotion nie fertig schrieb für
Die der Vater ihn nach Berlin rief
Der dafür ein Jahr später verschwand
Lange nicht von seinen großen Ideen
Wirklich leben konnte dafür im Alter
In umso freizügigeren Stil schrieb
Der im Reich kaum zu veröffentlichen
Während er sich früherer Potenz
Nur noch sehnsüchtig erinnerte wohl
Als er mit 62 dieses Werk schrieb was
In vielem unvollendet blieb dennoch
Ein umstrittener Skandal lange war
Dessen Publikation die Erben noch
Zum Schutz der Familie verhindern
Wollten was nicht mehr gelang
Warum wir das Glück haben nun
In das Kaiserreich zu schauen mit
Den Augen des gebildeten Bürgers
Aus alter jüdischer Familie der dabei
Mit feinem Gespür für die Sitten
Beschreibt was die Menschen umtrieb
Und natürlich wie sie es trieben
Es lohnt unbedingt zu lesen auch um
Der Relativierung des freien Sex wegen
Der zur normalen Nebensache wird
Was manche Prioritäten korrigiert die
Viele noch immer leichtfertig setzen

jens tuengerthal 19.9.20

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