Dienstag, 22. September 2020

Totengespräche

Vor der Lektüre dieser Verse über einen Text von Leopardi sein alle gewarnt, die gerne weiter an die Seele wie der Geister Unsterblichkeit glauben wollen.

Wie sprechen die Toten wohl
Miteinander wie zu uns fragt
Sich mancher wohl angesichts
Des sicheren Übergangs der
Uns allen irgendwann bevorsteht
Sind sie oder nie mehr etwas
Wie es die Natur uns nahe legt
Überlegte Giacomo Leopardi
In seinen Opuscula Moralia gut
Gibt es im Gespräch zwischen
Friedrich Ruysch und seinen
Mumien was sich auf die von
Dem im 17. bis 18. Jahrhundert
In Amsterdam lehrenden Arzt
Präparierten Leichen bezog
Zu deren Konservierung er
Eine besondere Methode
Entwickelt hatte was ihn noch
Bis heute berühmt machte
Erstaunlich klug wieder oder
Erdachte es meisterhaft
So erfährt der gelernte Apotheker
Den die Mumien mit ihrer Musik
Geweckt hatten dass sie feierten
Weil das große mathematische Jahr
Zu Ende ging und sie zum ersten mal
Sprechen wie singen konnten was
Letzteres bereits ein Ende fand
Nur sprechen könnten sie noch
Eine Viertelstunde mit Lebenden
Denen sie antworten sollen
Ruysch fragt nach dem Erlebnis
Des Todes worauf sie keine
Antwort haben weil sie ihn nicht
Erlebten Sterben wie Einschlafen sei
Sie natürlich nichts erlebten weil
Die Fähigkeit zur Wahrnehmung
Nach der Natur mit dem Tod ende
So sei der Tod eher ein Lustgefühl
Ohne Schmerz weil solcher vital sei
Während im Tod einfach alles ende
Also auch jedes Leid das Gefühl
Dabei erinnere an wegdämmern
Der ruhigen Befriedigung nach
Dem kleinen Tod gliche dieser
Woran sie dann merkten dass
Der Tod eintrat beantworten ihm
Die Mumien nicht mehr sie sind
Wie er nun auch bemerkt tot
Von Nichts kommt nichts mehr
Wie klug ist dieser Dialog doch
Denke ich wenn ich mich an
Den eigenen Tod erinnere als
Minutenlang umgefahren mein
Herz nicht mehr schlug was
Wie die Leserin leicht bemerkt
Nicht das Ende der Geschichte
Für mich bereits war der dies
Nun 33 Jahre schon überlebte
Auf der Suche nach dem Glück
Denn ich erinnere mich an nichts
Weder die Tage davor genauer
Noch die Monate danach die ich
Bewusstlos verbrachte und also
Naturgemäß nichts bemerkte weil
Der angeschlagene Kopf der
Zuvor noch eine Autoscheibe
Zertrümmerte nicht dachte
Solang ich bewusstlos war
Warum ich auch an nichts litt
Bis mir bewusst wurde was war
Aber da lebte ich wieder warum
Alles nicht mehr schlimm war
So ist es mit dem wirklichen Tod
Wohl wie Leopardi klug erkannte
Ganz wie mit dem klinischen den
Dank Unaufmerksamkeit ich für
Minuten kennenlernen durfte schon
Es ist nichts mehr und damit auch
Nichts mehr was ich fürchten müsste
Wie Epikur schon so klug schrieb
Den Leopardi über Huysch aber
Nur für die erfundene Seele mit
Ins Gespräch bringt solange ich
Lebe ist der Tod nicht da aber
Wenn er kommt bin ich nicht mehr
Was Debatten über die Seele wie
Ihre geaberglaubte Unsterblichkeit
Völlig entbehrlich macht am Ende
Bleibt nur fraglich warum wir ihn
So fürchten und schrecklich finden
Manche sich ein Leben lang quälen
Nur ihm zu entgehen ob diese Sicht
Gesellschaftlich gewünscht nur ist
Damit nicht mehr früher entscheiden
Der Qual ein Ende zu machen
Vor allem aber nicht bemerken
Wie Epikur es uns schon lehrte
Dass am Ende nur Genuss zählt
Die Priester nicht arbeitslos werden
Menschen weiter gehorchen wie
Ihr Leben fürs Vaterland riskieren
Sich arbeitend weiter aufreiben
Damit es weitergeht wie bisher
Aber zum Glück war es nur die
Kluge Phantasie von Leopardi
Wo kämen wir auch hin wenn
Mehr Menschen bemerkten
Wie gut alles endet wenn sie
Nicht mehr sind

jens tuengerthal 22.9.20

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