Sammelsurium
Ein Sammelsurium ist eine ungeordnete
Unsystematisch ohne Zweck angelegte
Sammlung es stammt von dem Wort
Sammelsur was ein Essen aus alten
Speiseresten bezeichnet was ich aber
Für die Sammelsurien in denen ich
Aufwuchs bei Vater und Großvater
Völlig unpassend finde denn beide
Waren so ernsthafte Sammler wie
Wissenssucher womit auch zur Zeit
Der Renaissance die Sammlungen
Von Fürstenhäusern begannen die
Mit besonderen Kammern alle ihre
Besucher beeindrucken wollten
Zumindest diesen Zweck verfolgten
Vater und Großvater auch gerne
Wobei der Grotepater genannte
Großvater eher historisch gerne mit
Anekdoten zu Gegenständen seiner
Sammlung beeindruckte und dabei
Wissen über preußische Geschichte
Abfragte ohne dabei noch die erhoffte
Begeisterung der Nachkommen zu
Wecken und auch meine Begeisterung
Für Preußen wuchs erst Jahre nach
Seinem Tod als ich durch Freunde
Wie meinen Umzug nach Berlin quasi
In die preußische Geschichte rutschte
Dagegen ist mein Vater der Arzt stets
Ein Sammler naturkundlicher Dinge
Neben den Antiquitäten auch was die
Vitrinen der Bibliothek bis heute zeigen
In denen sich von Edelsteinen über
Versteinerungen einen Mammutzahn
Bis zum Embryo in Harz gegossen
So einige findet was sein doch sehr
Umfassendes Interesse alles erfasst
So wurde ich in das Sammeln schon
Hineingeboren auch mein anderer
Großvater mütterlicherseits war ein
Großer Briefmarkensammler was mich
Zugegeben nur im frühen Teeniealter
Noch begeistern konnte während ich
Mit Vater Großvater und Mutter bald
Liebe und Sammelleidenschaft für
Bücher teilte die von Taschenuhren
Habe ich inzwischen aufgegeben
Weil Bücher für ein erfülltes Leben
Vollauf genügen sich so viel Platz
Weder findet noch ich Zeitmesser
Sonderlich spannend finde als ein
Leidenschaftlicher Leser viel lieber
Die Zeit vergesse wozu sicher auch
Die Lektüre von Momo beitrug aber
Dennoch habe ich zumindest kleine
Sammlungen überflüssiger Sachen
Zum Verstauben in meinen Regalen
Gestapelt um ein wenig das mir so
Vertraute Museumsgefühl zu haben
Wuchs quasi zwischen Städel und
Senckenberg in Frankfurt auf liebte
Die Besuche im Überseemuseum
In Bremen was meine Großmutter
Noch passend Kolonialmuseum nannte
So gesehen ist ein Sammelsurium
Für mich kein Chaos sondern der
Ausdruck von Bildungsstreben was
Mit dem Selbstbewusstsein was die
Menschheit in Europa wieder seit der
Renaissance beschäftigt einhergeht
Es ist ein Teil der Emanzipation des
Bürgertums sich solche Sammlungen
Wie Kammern zuzulegen und logisch
Sammelte mein Vater später Kunst
Weil er sich für sie wie für so vieles
Begeistern konnte denn zum Sammeln
Gehört eine gewisse Begeisterung
Für das Absurde was uns neue Wege
Zumindest im Geist eröffnet während
Vater und Großvater noch die Welt
Persönlich erobern wollten genügt
Dem Enkel sie erlesen zu genießen
Weil Reisen für mich kein Genuss ist
Aber die Kastanien aus dem Park
An der Ilm wie Goethes Gartenhaus
Oder andere Mitbringsel werden
Auch in meiner sehr bescheidenen
Sammlung von Kitsch verwahrt weil
Die Jagd auf Bücher doch manchen
Zusammenhang neu beleuchtet ist
Nicht ausgeschlossen dass sich hier
Noch Ausreißer finden werden die
Zum musealen Ensemble in dem ich
Gerne lebe und lese irgendwie passen
So werden ich langsam auch museal
Gehört halt zur Familie denke ich
Dabei über mich lachend
jens tuengerthal 5.10.22
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