Freitag, 8. Juli 2022

Elternhaus

Elternhaus

Das Elternhaus hat eine doppelte
Bedeutung zum einen ist es das
Von den Eltern bewohnte Haus
Der eigenen Kindheit wie zugleich
Die Familie mit ihrem prägenden
Erzieherischen Einfluss wozu wir
Sagen diejenigen kämen aus einem
Guten oder schlechten Elternhaus
Kämen nach den Eltern oder wären
Genau das Gegenteil der Familie
Ob als schwarzes Schaf oder als
Jemand der es dennoch geschafft hat
Was immer wir schaffen wollen um
Von anderen anerkannt zu werden
Komme aus einem guten Elternhaus
Denke ich an meine Kindheit zurück
Würde ich sogar sagen es war ein
Sehr gutes Elternhaus wir feierten
Feste im Kreis der Großfamilie
Lernten Anstand und Moral wie
Was von uns als Träger eines
Alten bürgerlichen Namens noch
Erwartet wurde wie zugleich einen
Maßvollen Stolz auf die Abstammung
Für die wir zwar nichts konnten
Die aber Selbstbewusstsein gab
Dahingestellt ob das immer ein
Vorteil ist oder häufiger noch zur
Lähmenden Stagnation führt die sich
Nur eitel in sich noch spiegelt
Habe es nie infrage gestellt
Ein gutes Elternhaus gehabt zu haben
Ob das Ergebnis ein Kompliment für
Die Eltern und Großeltern ist möge
Die Nachwelt entscheiden wenn es
Überhaupt jemand entscheiden muss
Solange sich die Beteiligten wohl fühlen
Ist es zumindest nicht ganz verkehrt
Denke ich und bin wie immer total
Zufrieden mit meinem Elternhaus
Kann und will nichts schlechtes sagen
Was zum einen sicher auch an meiner
Gerade Anwesenheit dort liegt denn
Der verwöhnte satte Bauch klagt nicht
Zum anderen aber auch gerade an
Den Umständen liegt unter denen ich
Mit Stolz auf die Familie aufwuchs
Auch wenn ich mit den meisten dort
Wenig oder nichts sonst zu tun habe
Wir uns durch Lebensumstände immer
Weiter nicht nur räumlich voneinander
Entfernten gibt es doch eine gefühlte
Verbindung geteilter Erinnerungen
Was genügt manches zu ertragen
Wie gelegentlich lieber zu schweigen
Was zumindest den Frieden wahrt
Der so zum Wert an sich wird was
In Anbetracht der Weltlage der Familie
Eine Art Vorbildfunktion geben kann
Wollte ich mal ganz weit ausholen
Was ich mir im übrigen lieber spare
Es geht ja auch nur ums Elternhaus
Was Familie und ihre Werte betrifft
Halte ich meine gerne hoch auch
Wenn jeder für sich denken mag
Was die anderen für Idioten sind
Es untereinander auch ausspricht
Wird nach außen die Familie als
Kraft des Guten hochgehalten und so
Gesehen habe ich ein gutes Elternhaus
Eltern und Geschwister leben in der
Sonnigen Kurpfalz nahe Heidelberg
In die ich erst mit knapp 16 zog meine
Kindheit verbrachte ich in anderen Häusern
Geboren in Bremen lernte ich dort am
Haus meiner Großeltern in Schwachhausen
Wie am Osterdeich im Elternhaus meines
Großvaters laufen verbrachte dann die
Kindheit in Frankfurt und Umgebung
Das Haus meiner Großeltern der
Väterlichen Linie wurde solange sie
Lebten zum Heimathafen aber auch
Dies war kein Elternhaus sondern erst
Erworben worden als die Großeltern
Aus Brüssel zurückkehrten denn das
Haus in dem sie im und vor dem Krieg
Eltern wurden stand in Güstrow wo sich
Die Großeltern bei Bülows kennenlernten
Stand zu dieser Zeit in einem anderen Land
Der DDR die mir ferner lag als Amerika
So wurde das Haus der Großeltern in
Der Wetterau zu so etwas wie Heimat
Dort feierten Eltern und Kusinen die
Wie Geschwister für mich lange waren
Ihre Feste wie die Familie sich zu gern
Damals wohnten wir noch in gemieteten
Häusern und Wohnungen als Gäste
Auf Zeit wie in einem Hotel irgendwie
Als meine Eltern das Haus kauften
In dem sie heute noch leben sogar
Mit einem Teil meiner Geschwister
Wurde dies spätestens nach dem
Tod der Großeltern zur neuen Heimat
Der Familie aber wird es jemals mein
Elternhaus oder ist dieser Begriff
Unabhängig von nur Immobilien
Die mir wie so vieles außer Büchern
Völlig egal sind ein geistiges Konstrukt
Mehr als der genetische Zufall der
Eine Gruppe Menschen verbindet
Wie sehr gehören darum auch die
Großeltern zum Elternhaus dazu
Was macht es für wen gut oder schlecht
Wer hat heute noch ein Elternhaus
Wie hängen Traditionen mit der
Gegenwart noch zusammen was
Soll für kommende Generationen
Noch bleiben was verschwindet
Besser frage ich mich und habe
Keine Antwort parat weil es ein
Prozess mehr ist als etwas das
Immer das gleiche darstellt so
Sehe ich Familientraditionen heute
Mit über fünfzig ganz anders als
Vor Gründung der eigenen Familie
Nichts scheint mir mehr sicher
Viel weniger als ein Wert an sich
Dafür sind die Umstände freier
Vieles ist mir fremd geworden
Anderes scheint mir wesentlich
Lasse mich überraschen was bleibt
Beobachte die bürgerliche Familie
Als Chronist für das was war wie
Ein Dritter der zwar liebt womit er
Einst aufwuchs aber es relativiert
Kann das Gebet vor dem Essen
Im Familienkreis sprechen auch
Wenn Gott für mich nur eine alberne
Erfindung ist die keiner mehr braucht
Reiche den Liebsten vor dem Essen
Die Hände wie es die Großeltern lehrten
Halte dagegen die Idee der Momogamie
Für eine gescheiterte Lüge die allein
Dem Erhalt chauvinistischer Strukturen
Zur Sicherung männlichen Erbes diente
Welche weibliche Sexualität über
Jahrtausende verkümmern ließ
Wider ihre eigentlich potentere Natur
Männliche Dominanz mit allen Folgen
Zu lange vorherrschend machte
Möchte kein Haus mit Garten haben
Lieber gelegentlich eine Geliebte
In ihrem besuchen wenn es sich
Für beide danach anfühlt bin ein
Familienmensch der sich etwa auch
Um die Kinder seiner Geliebten sorgt
Aber wehe eine kämpft um ihre Rolle
Wie gegen die Freiheit der Liebe
Dann flüchte ich lieber schnell
Kenne das cholerische Element
Was in meiner Familie wie früher
Auch bei mir unter besonders
Emotional nah gehenden Umständen
Ausbrechen kann warum ich die
Freiheit entschlossen verteidige
Was zu Familie nicht passt und so
Bin ich als Chronist der Familie
Der bürgerliche Tradition hochhält
Wie sie Thomas Mann so wunderbar
Im Requiem Buddenbrooks besang
Im Kern auch deren Gegenteil
Halte ich die traditionelle Familie
Weniger für ein Zukunftsmodell als
Eine Schadensursache in vielen
Von den Umständen lädierten Psychen
Wie zugleich für die beste Lösung
Für eine künftige Sozialstruktur
Es ist halt Familie und bleibt
Darum immer widersprüchlich denn
Auf das Elternhaus kommt es an
Aber es spielt auch keinerlei Rolle
Vom Grundgesetz aus gesehen
Sofern sich jemand noch zu
Benehmen weiß als hätte er
Ein gutes Elternhaus denn
Benimm ist der Schlüssel

jens tuengerthal 8.7.22

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