Montag, 3. September 2018

Emigrationsisolation

Sind emigrierte Intellektuelle isoliert
Weil sie mit der Heimat logisch auch
Ihrer schärfsten Waffe beraubt sind
Der Sprache im sozialen Konsens

Führt Emigration notwendig auch
Zur Behinderung die jeder bald
Erkennen muss wenn er nicht
Grausam darüber belehrt werden
Möchte hinter den Türen seiner
Verschlossenen Selbstachtung
Von der alltäglich weniger bleibt

Werden geistige Wesen also ihrer
Heimat beraubt zu bloßen Schatten
Ihrer nur noch Scheinexistenzen
Wie Adorno es grausam klar sagt
Der selbst Emigrant aus tödlicher
Verfolgung des Hitlerregimes war

Daraus resultierte eine größere
Vergiftung der Beziehungen unter
Den Verstoßenen als mit allen
Einheimischen während sich auch
Das Private vampyrhaft vordrängt
Weil es einfach nicht mehr existiert

Gegen die manische Entwicklung
Die notwendig hier folgt hilft allein
Meint Adorno die standhafte Analyse
Seiner selbst um so durch mehr
Bewusstsein wenn schon nicht ganz
Der Gefahr zu entgehen so sich doch
Der verhängnisvolleren Gewalt der
Blindheit wenigstens zu entziehen

Hüten sollten sich alle Emigranten
Zumindest soweit sie Intellektuelle
Vor allen von denen sie noch etwas
Erwarten können weil der Blick auf
Vorteile der Todfeind menschlicher
Beziehungen schon immer ist

Genauso warnt Adorno vor allen
Schmeichlern und Schorrern im
Umgang die sich Vorteile erhoffen
Womit immer eine ungute Abhängigkeit
Ohne alle geistige Freiheit entstünde
Die den Begünstigten wie auch seine
Bewunderer herabzöge ohne einen
Gewinn für eine der beiden Seiten
Sondern letztlich beiden einzig ihre
Je Unbeholfenheit noch vorführte

Ein Rettungsanker schien Adorno
Dem offensichtlich auch einsamen
Emmigranten die Strenge gegen sich
Was aber auch moralisch nur den
Wenigsten zur Verfügung stünde
Da den meisten die es besteigen
Hungertod oder Wahnsinn drohe

Frage mich manchmal mit wem der
Griesgram Adorno der in dieser Zeit
Auch mit Horkheimer über Dialektik
Der Aufklärung schrieb überhaupt
Noch gelassen und frei kommunizierte
Ob ihm die Geige immer näher war
Als Menschen jemals dennoch ist
Der Gedanke gedanklicher Isolation
In Zeiten der Flucht wieder wichtig
Wichtiger wird er zur Integration

Wir müssen mit Wanderung leben
Fraglich bleibt wie wir vernünftiger
Damit künftig umgehen als bisher
Die Erkenntnis der auch geistigen
Totalen Einsamkeit die folglich ein
Moralisches Loch danach hinterlässt
Stellt die Frage nach Antworten
In einer Gesellschaft die lange Zeit
In einem moralischen Konsens der
Über Jahrhunderte wuchs relativ
Isoliert lebte bis mit der Wende
Die alten gewohnten Strukturen
Für fast alle viele Geister zerbrachen

Die westlichen Geister versuchten noch
Ihr gewohntes Modell zu transferieren
Durch Anschluss und Übernahme die
Scheinbar auf ökonomischen Erfolg
Beruhte warum sie die also Besiegten
Anzupassen hatten wofür aber ein
Gemeinsamer neuer Weg einfach
Verpasst wurde weil der alte des
Grundgesetz sich ja bewährt hatte

Will sagen wir haben nicht nur viele
Flüchtlinge aus den Nahen Osten
Sondern mehr Millionen noch nicht
In gemeinsame Werte integrierte die
Östlich der Elbe länger aufwuchsen

Sind die geistigen Hohlräume die sich
Bei AfD Wählern wie just in Chemnitz
Zu deutlich zeigen nur das Produkt der
Moralischen Leere nach der Wende
Die blühende Landschaften versprach
Aber so einigen erst die graue Realität
Des Ostens düster offenbarte ohne dass
Sie sich diese Erkenntnis bis heute
Eingestehen konnten als Opfer

Die Angst vor Flüchtlingen wie auch
Die Furcht vor allem Fremden ist dort
Am höchsten wo die Systeme wechselten
Alle Gewissheit verloren ging einmal
Was viel mit geistiger Isolation zu tun hat
Die noch keine Heimat wieder fand
Um die sich manche in ihrer Leere
Jetzt so lautstark verlogen sorgen

Machen wir uns lieber alle klar statt
Adornos dunklen Tönen zu folgen
Wir sind alle Flüchtlinge und sobald
Wir geistig tätig sind auch Emigranten
Für die es keine Sicherheit mehr gibt
Außer mit uns nachdem alle Grenzen
Fielen und globale Märkte ohne die
Hoffnung auf ein Ende konkurrieren

Keine Sicherheit und keine Gewissheit
Kann Angst machen oder Mut weil es
Der Anfang der großen Freiheit auch ist
Die wir ohne Verlassenheit nicht erkennen

Es liegt an mir wie ich mich zur Welt
Wie sie eben ist stelle oder ob sich
Die Welt zu mir verhält und damit mich
Herumkommandiert im Bewusstsein

Die Isolation ist alltäglich und dafür ist
Jede Gewissheit dahin auch für jene
Die noch transzendente nachbeten
Sollte über zweihundert Jahre nach
Kant langsam klar werden wo die
Moralische Gewissheit allein liegt
Warum diese Freiheit ein Glück ist
Auf das wir uns einlassen müssen
Um es genießen zu können

Jeder ist heute Emigrant irgendwo
Immer im Welten verbindenden Netz
Das alle Grenzen zugleich aufhebt wie
Aus der Isolation befreit die uns noch
Alte Gewissheiten gaben dafür aber
Uns vogelfrei moralisch entlässt
Bis wir den Mut haben zu denken

jens tuengerthal 03.09.2018

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