Sonntag, 24. August 2014

Liebesüberlegungen

Über die Liebe zu überlegen, scheint schon paradox, folgen wir doch einem natürlichen Trieb dabei und lassen uns dabei gern treiben und es passiert eben einfach, was unserer Natur entspricht, oft sogar erst körperlich, bevor wir mit dem Gefühl hinterherkommen,

Allein diese Reihenfolge, die im Alltag des sich Suchens und Findens viel mehr Raum einnimmt, als sie nach dem Gefühl, um das es doch eigentlich geht vielleicht sein sollte, bezeugt wie sehr hier Natur und Geist zusammenspielen in womöglich verwirrender Weise. Gern wird dabei den Männern ganz konventionell unterstellt, sie dächten ohnehin nur an das Eine und gingen nur in eine Richtung, was so falsch ist, wie die im Alltag zu oft zu belegte Behauptung, Frau spiele die Verweigerung, um sich begehrenswert zu machen - auch das muss scheinbar nicht in der Natur liegen, auch wenn die Gegenbeweise wohl spärlich sind, lohnt es sich über die Natur des Begehrens nachzudenken, um zu verstehen, was wir wirklich voneinander wollen.

So wir uns zunächst der Lust hingeben, auf der eigentlich Suche nach Gefühlen, verpassen wir diese schnell nebenbei, weil die Leidenschaft doch immer wieder relativ raumgreifend ist, was nach der Hingabe zur Leere danach führt, in der wir uns als Fremde begegnen. Warum es oft gut sein kann, sich öffentlich zunächst zu sehen und zu begehren, um dem Gefühl Zeit zu geben, während der Lust Schranken gesetzt sind. So sind wir in dieser Situation wohl längst getrieben und doch noch gezwungen im konventionellen Kontext zu reagieren, gar vernünftig zu reden.

Hier zeigt sich die spannende Seite der Begegnungen zwischen Lust und Vernunft, die für gewöhnlich dialektisch betrachtet wird. Als gäbe es da einen natürlichen Ausschluss, tun wir so, als seien wir stets das eine oder andere und nicht viel mehr immer beides. Diese Anschauung, die wir in der Natur nirgendwo wiederfinden, weil wir dort immer alles als eines betrachten, zeigt uns, wie absurd diese Trennung eigentlich ist. So verhält es sich auch mit den Überlegungen zur Liebe, die nur dem absurd und unlogisch vorkommen, der die Liebe für ein übernatürliches Wunder hält und nicht Teil unserer Natur, die sie womöglich ist,

Es ist also nicht nur vernünftig, über die Liebe nachzudenken für mich, sondern es entspricht auch einem tiefen Bedürfnis, meine Natur verstehen zu wollen, die logisch funktioniert, auch wenn wir die Liebe gern als etwas völlig irrationales betrachten, sie ist auch ein Teil unserer Natur und funktioniert nach den gleichen Gesetzen wie alle Natur, endet mit dem Tod, zumindest für den der stirbt, der also nicht mehr ist. Warum sich die Überlebenden so sehr an die Idee der Unsterblichkeit der Liebe klammern, die sie logisch leiden lässt, ist nicht klar beantworten, aber spannend wäre, was davon unserer Natur entspricht.

Vermutlich hängt dies sehr stark mit dem Aberglauben an die unsterbliche Seele zusammen, von der viele meinen, sie lebte weiter und also hängen sie sich auch mit ihrer Trauer um den Verlust an diese Idee von der unsterblichen Liebe, als sei irgendetwas in der Natur unsterblich und läge nicht gerade in unserer eben sterblichen Natur, nur die Fähigkeit zu lieben für den zauberhaften Augenblick, den wir, wie der Dichter einst, verweilen lassen wollen, weil die Sehnsucht eben auch paradox ist.

Den Tod aufhalten und vom ewigen Lieben zu träumen, scheint noch relativ natürlich, weil wir uns eben wünschen, was so schön ist, möge nie enden, woraus auch noch relativ schlüssig gefolgert wird, da der Geist, der auch Gefühl und Verstand trennt, ja in der Erinnerung wach bleibt, diese unsere Gedächtnisleistung müsse ein Fundament in der eben unsterblichen Seele haben, jenem immateriellen Konstrukt, das unsere Gedanken tragen soll jenseits des Gedächtnisse, was ja auch nur die materielle Grundlage wäre.

In dieser erfundenen Seele soll auch die Liebe wurzeln, die wir nicht als Reflexion unseres Gehirns über das, was uns gut tut, sehen, also eine physikalische Reaktion unserer neuronalen Netzwerke, unter die sich noch die chemischen der tanzenden Hormone im Gemenge mischen, sondern als etwas ganz eignenes, das für sich lebte und das wir logisch nicht verstehen könnten, da es sich um ein Gefühl handele.

Nur weil wir neurologisch noch nicht jeden Schritt der Gemengelage nachweisen können, die zu dem führt, was wir Liebe nennen, folgt daraus logisch nicht, dass es nicht erklärbar wäre, oder dass es außerhalb der Natur stünde, etwas eigener Art wäre. Warum und wie überhaupt etwas jenseits der Natur und also auch unserer Natur existieren soll, die wir nur Natur sind, ist nicht logisch nachvollziehbar und warum immer wieder versucht wird, die Liebe als etwas außer der Natur zu beschreiben, wo sie doch andererseits ganz natürlich sein soll, leuchtet auch nicht ein.

Vielleicht hängt es mit dieser lustigen Phantasie von der Existenz einer Seele zusammen, die wie manche sogar glauben, über sie hinaus lebte, dass wir, weil uns die Endlichkeit so schwer zu begreifen fällt, wir uns auch in der Liebe an die Idee der Unendlichkeit klammern. Möglicherweise ist es aber auch die Tatsache, dass wir mit der natürlichen Dialektik nicht klarkommen, in der Schönheit eben nur erfahrbar ist, weil sie endlich ist und nicht immer sein wird. So wie die Gier nach dem Höhepunkt beim Sex, den manche noch variantenreich hinauszuzögern trachten, mit hier wieder natürlich logisch ähnlichen Methoden auf dem ganzen Erdkreis, den aber die Franzosen so treffend kleinen Tod nennen, um damit auszudrücken, wie schön es ist, wenn die Zeit steht, zwei quasi füreinander sterben.

Dabei können wir den Sex als mechanischen Vorgang betrachten, den eben Austausch von Körpersäften, der dem inneren Gleichgewicht dient, oder als Vollzug der Liebe, nicht umsonst heißt ja juristisch auch der eheliche Beischlaf Vollzug der Ehe, was, so absurd es zunächst klingt, den Kern doch trifft - da Ursprung der Verbindung von Mann und Frau, dahingestellt, ob sie je überhaupt zusammenpassen, eben die Arterhaltung war und darum die Regelung der Nachfolge in ordentlichen Bahnen, wie sie Kindern gut tun und das Leben erleichtern, was mit Liebe aber erstmal eher nichts zu tun hat.

Die schadet dabei nicht, im Gegenteil, scheinbar tut es sogar vielfach gut, so sie vorhanden ist, aber sie ist nicht nötig, häufig mehr Grund für Probleme als für Glück und dennoch halten wir sie für weitgehend unentbehrlich, um glücklich zu sein. Wer Sex nie mit Liebe teilte und sich nicht fragt, was dieses seltsame Gehopse und umeinander Geturne soll und warum die Menschheit seit Ewigkeiten soviel Aufwand darum betreibt, scheint nicht sehr reflektiert zu sein, würde ich vermuten und weiß es doch selber nicht besser. So gesehen blieben diese Triebwesen, fraglich nur, ob dies eher in unserer Natur liegt als die geistige Verbindung dieses eigentlich nur mechanischen Vorganges oder die Trennung genau das Problem darstellt, warum sich manche so absurde Wege zur Befriedigung ihrer Triebe suchen.

Ob sich wer Sex mit Liebe teilte, nicht fragt, was dieses Gehopse soll, ist auch noch ungeklärt dabei, aber der Blick auf unsere Natur und ihre geistigen Zusammenhänge könnte beides klären, warum wir vor weiteren Erörterungen zur Natur des Hopsens miteinander über das Verhältnis von Natur und Geist in der Liebe nachdenken sollten.

Die Liebe ist ein Gefühl der Zuneigung zu einem anderen Menschen oder auch sich selbst. Sie scheint in unserer Natur zu liegen. Ob die Fähigkeit sie zu würdigen, auch in der Natur liegt, erlernt oder wieder kennengelernt werden muss, könnte wichtig zum Verständnis der Sache an sich sein und womöglich viele Missverständnisse vermeiden.

Babys oder Kinder rufen dieses Gefühl scheinbar automatisch bei ihren Eltern hervor. Was es braucht, dieses tiefe Gefühl von Nähe zu empfinden, könnte ein Schlüssel sein zu der Frage, ob wir sie eher geistig oder physisch verorten, oder die Trennung beider absurd ist.

Es spielen dazu divergente Faktoren eine Rolle. Häufig ist es zunächst die physische Attraktion, die Nähe sucht, aber auch allein geistige Attraktivität kann dazu genügen, den Kontakt zueinander zu finden. Was sich dann, in direkter Nähe abspielt, ist ein primär biochemischer Prozess, allen schönen Worten zum Trotz, denn es geht dabei mehr um das sich riechen und fühlen können, als das ausloten geistiger Nähe. So findet es oft statt und viele scheitern an Kleinigkeiten, auch wenn es sonst perfekt sein könnte, weil sie sich auf Dinge konzentrieren, die keine Rolle spielen für das, was sie miteinander eigentlich suchen.

Vielleicht ist die biochemische Auswahl einfach Teil unserer Natur und sollte darum so hingenommen werden, wie sie ist, vielleicht aber liefern wir uns da auch einem Diktat aus, das die Liebe auf einen rein physischen Prozess reduziert, was es so wenig trifft wie die rein geistige Betrachtung der Liebe als nur sphärisches Geschehen gelöster Geister, denn wem nicht auch mal die Lust dabei durchbrennt und ergreift, dem fehlt wohl in seiner Natur etwas entscheidendes, oder diejenigen befinden sich bereits auf einer Ebene, die meiner eher schlichten Vorstellung nicht mehr zugänglich ist - wobei auch nicht auszuschließen ist, dass die bloße Behauptung einer rein sphärischen Liebe nur dazu dient, den eigenen Marktwert zu erhöhen, womit es am Ende doch wieder um die vermutlich immer gleichen Ziele ginge zwischen Eroberung und Glück auf der Suche nach Befriedigung mehr oder weniger gut getarnt.

Es sind viele Konstellationen denkbar, in der ein unglücklicher biochemischer Zufall uns die Chance verbaut, zur Liebe unseres Lebens zu finden, mit der wir in vieler Hinsicht glücklich wären, deren Deo nur zufällig gerade versagte, oder die hormonell bedingt völlig anders riecht, als es ihrer Natur entspricht oder sich zufällig aufgrund Luftdruck, Hormonen und eigener Temperatur, sich ihr oder sein Duft nicht mit seinen Körper gerade nicht verträgt oder zumindest das Schloss zueinander verschließt und in der Natur gibt es dann normalerweise keine zweite Chance, da wir erstaunlich gut alles abspeichern, was den ersten Eindruck betrifft, den wir seltenst nur wieder verwischen können.

Auch darum könnte es eine gute Hilfe sein, sich erst auf der geistigen Ebene zu finden, um dann erst in die Untiefen der körperlichen Welt vorzudringen mit all ihren Möglichkeiten des Scheiterns und der Fehlgriffe, die so unnötig wären, würde offener miteinander geredet, aber es ist eben noch immer nicht völlig normal, vor dem Vollzug der Liebe oder zumindest Lust, offen miteinander zu reden, was uns je glücklich machte und was uns schwierig erscheint oder Angst bereitet - wem dies gelingt, der hat schon eine der wichtigsten Hürden zu einer glücklichen Liebe genommen, denn wieviel scheitert an fehlender oder mangelnder Kommunikation im dem Bereich, über den eher nicht gesprochen wird.

Aber wir verlieren uns wieder in Details des Vollzuges und bevor wir uns nun darüber auslassen, wie die Stellungsfrage vorab geklärt werden kann, ohne ihr alle Lust zu nehmen, wieder zur Betrachtung der nur scheinbaren Dialektik von Natur und Geist, denn deutlich wurde, es gibt klar physisische Faktoren, ob eben die Chemie stimmt und zwei sich riechen können oder nicht und es gibt weiterhin Faktoren, die es ermöglichen eine große Nähe nur auf geistiger Ebene aufzubauen. So sind auch aus Anschauung Fälle bekannt, wo der reine Briefwechsel ohne tatsächliche Anschauung zur tatsächlichen Biochemie oder jede Berührung genügen kann, ein Bedürfnis nach Familie entstehen zu lassen, die Brücken zu bauen, die wir für natürlich wohl halten können, die schon in unseren Genen zur Arterhaltung angelegt sind.

Ist das dann schon Liebe, kann ein Gefühl aus nur Briefen so groß sein, wie eine reale Liebe, kann die virtuelle also die wirkliche ersetzen oder bleibt sie auch dann immer unvollständig?

Die Möglichkeit zur Liebe und die Bereitschaft dazu, mit genau den physischen Auswirkungen auch im Schambereich, die sonst erst der direkte Kontakt auslöst, wie ein erregtes Glied nach der Lektüre oder ein sich feucht öffnender Schoß nur infolge der vorab Liebkosung durch nichts als Worte, sprechen Bände für die geistige Variante der Liebe. Sie existiert, sie ist tatsächlich fühlbar und sie kann uns intensiver aus der Bahn werfen, als der rein tatsächliche Vollzug, der oft eine Neigung zur Normalität hat. Beispiele aus der Geschichte gibt es genug und der Fall des Werther, in dem der gerade Rechtsreferendar Goethe am Reichskammergericht zu Wetzlar eine Liebesgeschichte verarbeitete, damit berühmt wurde und letztlich nach Weimar kam, spricht Bände, wieviele fühlten sich verstanden und nahmen sich das Leben infolge unglücklicher Liebe danach, prägte ein Band eine ganze Epoche, den Sturm und Drang, von dem der später Geheimrat erst wieder zur Klassik zurückfinden musste.

Es gibt die geistige Liebe und sie kann so intensiv fühlbar sein, mehr sogar noch, als die ganz normal reale im Alltag mit ihren Berührungen und ähnlichem mehr. Fraglich ist nun, ob wir sie von der physischen trennen müssen und was unserer Natur am ehesten entspricht.

Jenseits aller Typfragen, dem einen ist das pimpern immer wichtiger, dem anderen der Diskurs oder doch zumindest der Dialog, die eine will alles unter Kontrolle haben, die andere möchte geführt werden und verführt und doch schließen sich diese nicht aus sondern ergänzen sich und so wie mir in einer Beziehung ohne Lust das Salz in der Suppe fehlte, wäre eine darauf reduzierte nur scheinbar scharf, in Wirklichkeit aber erschreckend schnell langweilig.

Vermutlich verhält es sich mit der Liebe ähnlich, sie ist nie nur das eine oder andere, sondern immer ein viel mehr im Diskurs der Ebenen und findet sich im Zusammenschluss erst - die schönste Liebe in Briefen, verfliegt, wo sie keine Realität findet, irgendwann zu nichts als schönen Gedanken - die wildeste Lust ohne Fundament bleibt oberflächlich, wird nur sportlich mit der Zeit. Es lohnte den Aufwand nicht, der darum teilweise betrieben wird in tollsten Verrenkungen, wenn uns doch das gesunde Mittelmaß am glücklichsten machte und es immer auf den harmonischen Ausgleich der verschiedenen Bestandteile der Liebe ankäme.

Wir streben dennoch nach Extremen, rasen mit Autos im Kreis herum und ähnlichen Blödsinn mehr, von dem wir wissen, wie unsinnig er ist, wie Vergrößerungen der Brüste, Verlängerungen der Schwänze und Operationen der Schamlippen, um schöner zu sein, wie wir meinen und uns doch nur einem billigen käuflichen Ideal unterzuordnen, das uns vorgauckelt, so wäre schön und besonders und die ihm folgen, merken gar nicht, wie sie sich nur billigen Durchschnitt kaufen, der sich widerlich anfasst und sie nicht schöner sondern nur konventioneller macht.

Es zählen die Rekorde an der Börse wie im Stadion, wir wollen reicher sein, besser, erfolgreicher, was auch immer, das uns in einer deutlich kranken Mühle weiterstreben lässt, denn eigentlich wissen alle, dass diese lächerlichen Etappensiege auch im Sport keine sind, nicht glücklicher machen, sondern nur ablenken vom Glück oder oft genug vom Unglück mit dem sich die Betroffenen nicht abfinden wollen und darum rasen, rennen, springen, werfen, operieren sie sich weiter, als gäbe es am Ende des Lebens, etwas zu gewinnen.

Festzustellen, es wird nichts geben, es wird nichts bleiben und all das Hetzen hat nur Zeit gestohlen, statt mehr Lust zu gewinnen, könnte helfen, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich glücklich macht in der Liebe und was selten das extrem ist, als vielmehr der harmonische Durchschnitt, weil wir alle eigentlich ähnlich glücklich sein wollen und die Extreme, die uns als erstrebenswert vorgeführt werdden, oder als Sternchen über uns schweben, sind nicht Glück sondern nur in kleinen Teilen Leuchttürme, damit sich die übrigen in ihrem Durchschnitt nicht zu wohl fühlen, noch in Bewegung bleiben.

Es gibt nichts, zu überlegen, bevor wir lieben aber es gibt viel zu überlegen, wie wir es tun und auf welche Art wir es am meisten genießen, was unserer Natur entspricht und was wir uns nur aufsetzen lassen, um konform zu gehen.

Bei sich zu sein, gilt in diesem Bereich des Glücks als ausgesprochen wichtig und viele erzählen davon, nur wer sich selbst liebt, kann einen anderen lieben, wer sich vergisst, könne nicht lieben. So ein Blödsinn, der die Natur der Liebe verkehrt und aus einem falschen Verständnis der Predigt des Durchschnitts redultiert. Es liebt nur, wer sich und sein blödes Ego überwindet und bereit ist, sich ganz dem anderen zu geben - in seinen Händen zu sein, um den anderen glücklich zu machen. Alles, was etwas zurückhält oder sich nur halb hineinbegibt, hat nichts mit Liebe zu tun, es ist Berechnung und der Versuch sein Ego zu streicheln, warum auch immer das versucht wird, denn mit Liebe hat es nichts zu tun, auch wenn es sich meist so nennt und glücklich macht es eher niemand, weil halbe Liebe nicht existiert, Liebe unter Vorbehalt, nicht glücklich macht und die Möglichkeit des Widerrufs bei etwas wesensmäßig einmaligen nur einsam machen kann.

Lieben kann nur, wer es wagt, über sich hinaus zu gehen, alle Grenzen zu überschreiten, um den anderen glücklich zu machen, weil es um nichts anderes geht, als Glück schenken zu wollen, Passt diese Konstruktion eines altruistischen Zieles zu unserer natürlich beschränkten Natur, die eben egoistisch ist und sich befriedigen will. Ob sie dies, wie Adam Smith und andere kluge Köpfe behaupteten, wirklich ist oder uns nur so erscheint in den Zwängen des Sozialen und die Fähigkeit zur Liebe eben das Zeichen dafür wäre, dass wir unsere egoistische Natur überwinden könnten, wenn wir es wagen und tun, könnte ein Schritt zur Lösung des obigen Konfliktes zwischen Natur und Geist sowie Vernunft und Gefühl sein.

Aber es spricht wenig sachlich dafür, dass sich die menschliche Natur je änderte, wir weniger egoistisch wären, nur weil wir liebten und die praktische Erfahrung zeugt zu oft vom Gegenteil, gerade in der Liebe versuchen viele, statt zu schenken, zu bekommen, sammeln Trophäen der gebrochenen Herzen, wie wir bildlich doch ganz schön physisch nennen, was eigentlich nur ein Gefühl ist. Es gibt diese seltenen Ausnahmen, in denen wir wirklich die Grenzen überschreiten wollen, uns ganz geben und jenseits der Hingebung dem anderen nur gut wollen, aber es sind Ausnahmen und sie sind selten, schnell werden sie von den alltäglichen Ängsten eingeholt und ob die Ausnahme taugt, etwas über die Natur des Menschen zu sagen, wäre auch eine Überlegung zur Liebe wert.

Wenn ich mich aus Liebe einlasse und nicht nur mit Liebelei spiele, will ich es ganz tun - seltsam nur ist dieses Vorhaben, wohl auch aufgrund der natürlichen Dialektik zwischen Mann und Frau, selten von dem Erfolg gekrönt, den sich beide vorab davon versprachen. Meist ist es das Eindringen alltäglicher Probleme, welche alle Hoffnungen relativieren. Es gibt nichts unwichtigeres als die Probleme des Alltags für das Ideal der Liebe, das ungerührt alle Zweifel übersteht und es gibt keinen sichereren Test als die Prüfung im Alltag, was vom hehren Gefühl übrigbleibt und wie weit es trägt, jenseits der Ideale.

So zeigt sich die Liebe also auch in der Praxis als lebensfähig oder als fixe Idee ohne realen Grund und zumeist bleibt die erste Idee an den alltäglichen Leitplanken hängen, wenn wir uns quasi ungeschminkt mit unserer eigenen Unfähigkeit bemühen, irgendwie zu überleben und dabei schnell vergessen, dass wir dem anderen eigentich nur gut wollen, es aber auch nicht immer können, weil wir selbst zu sehr mit uns beschäftigt sind, um bedingungslos gönnen zu können, zumal im Alltag zwischen Begehren und der Angst, verlassen zu werden, uns zu weit zu öffnen, dadurch vielleicht uninteressant zu erscheinen auf dem Markt, auf dem wir umeinander konkurrieren.

Vielleicht ist es darum eine Überlegung wert, die Liebe zu relativieren und sie nicht als ein Ideal über allem zu sehen, sondern nur als eine Form des Miteinander, die wachsen muss und Zeit braucht und mal da ist und dann wieder verschwindet und wir, zumindest ich, der zu wenig davon begreift, noch je glauben würde, die Frauen zu verstehen, die Komplexität der Natur nur bewundern können, die uns manchmal seltsame Wege einschlagen lässt. Natürlich ist die Liebe Teil unserer Natur und die Gefühle entstehen aus einem Gemisch aus Hormonen und Gedanken in unserem Gehirn, dabei laufen mehr oder weniger gut nachvollziehbare biochemische Prozesse ab, die uns zeigen, es ist alles ganz logisch und eben wohl Teil unserer Natur. Solange wir fühlen und denken können und noch dazu anfangen über unsere Gefühle nachzudenken, lieben wir auch. Manche einfach so, andere sehr vorsichtig und bedacht, die meisten wohl auf irgendeinem Mittelweg und auch wenn ich mir sicher bin, dass die Liebe stets nur ein Superlativ von “für den anderen gut wollen” ist, begreife ich ihre Wege und Gründe trotz aller Offenheit und Klarheit nie ganz, weil ich nur ich bin, mit meinen eben beschränkten Mitteln und kaum je die Chance habe den anderen zu verstehen, besonders wenn es sich um eine Frau handelt.

Vielleicht ist dies Wissen, dass es zwar Natur ist, die wir aber immer nur zu einem ganz kleinen Teil begreifen können, der Grund warum sich viele Menschen die Brücke einer Seele bauen, oder vom Herz sprechen, wenn doch alles in Wirklichkeit im Gehirn abläuft, was uns da umtreibt. Wenn es hilft mit dem Unbergreiflichen, was die Natur da immer wieder überraschend mit uns anstellt, besser umzugehen, wird es wohl gut für diejenigen sein, die es sich so erklären wollen. Ob es leichter ist, mit einer unlogischen Erklärung für die Liebe zu leben, weiß ich nicht, komme ja mit meiner logischen auch nicht viel weiter und am Ende geht es ja doch immer nur darum, irgendwie glücklich zu sein, wie wir es nennen, bleibt dabei egal.

Es gibt sicher vernünftige Formen der Liebe und die Liebe ist bestimmt eine vernünftige Einrichtung der Natur, damit wir trotz des realen Unverständnisses irgendwie miteinander auskommen, die Art erhalten helfen, aber was wäre die Liebe noch, wenn sie uns nicht auch so vollkommen unvernünftig machte, für ein Gefühl, was immer das nun wem ist, alles zu wagen. Ob uns das wirklich in Summa immer glücklicher macht, weiß ich nicht und will auch keine Bilanz dazu aufstellen, weil ich in meinem beschränkten Horizont, ob nun gerade verliebt oder entliebt, bestimmt ganz wichtige Faktoren vergesse und es darum immer unvollständig bliebe.

Kann also am Ende keine überprüfbare Aussage zur Liebe machen, weiß ein wenig hier und da, habe wunderschöne und weniger schöne Erfahrungen, glaube nicht, dass mich eine positive Bilanz glücklicher machte, habe nur gemerkt, dass es gut sein kann, sich dem was ist, hinzugeben, um zu genießen, auch wenn ich es weder erklären noch verstehen kann und wenn es stimmt, spüren wir es, dann geht es nur noch darum, es zu leben und das klingt ja zumindest relativ logisch und scheint im Einklang mit der Natur und ich glaube immer noch, dass es die Richtige gibt, auch wenn das wiederum sehr unvernünftig sein könnte, aber das wäre eine andere Geschichte wohl jenseits dieser Überlegungen.
jt 24.8.14

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