Donnerstag, 14. August 2014

Gedankenaufstieg

Zum Gedenken an einen wunderbaren Schauspieler und eine seiner schönsten Rollen sind wir alle, zumindest ziemlich viele, auf die Tische gestiegen, manche riefen dabei Oh Captain, my Captain!, einige erinnerten damit noch an einen Dichter und welche sogar an einen amerikanischen Präsidenten, der für den Kampf gegen die Sklaverei starb - ein Aufstieg, um innezuhalten und umzudenken, ist großartig, wir sollten nicht damit aufhören, nicht so schnell wieder runterkommen, sondern oben bleiben und genau schauen, was wir sehen, auch wenn wir nicht an Robin Williams denken, der sich aufhängte, weil er es wollte und damit seinen Frieden hat.

Die Toten gehen uns nichts mehr an, sie sind nicht mehr da, auf sie finden die Regeln des Sachenrechts Anwendung, soweit sie nicht der Friedhofsordnung und der Totenehrung, einer Sache, die albern genug ist und dennoch besteht,  unterliegen, sie sind also Sachen und Dinge, die wir, wie so viele Dinge, oft zu ernst nehmen. Sich mit dem Tod beschäftigen, ändert an diesem nichts, Trauer bewältigt nicht, sondern setzt uns nur dem aus, was wir ohnehin nicht verstehen, außer als Natur eben. Darum beschäftige ich mich nicht mit dem Tod sondern mit dem Leben und dem, was es heißen kann, auf die Tische zu steigen, um sich die Bedeutung eines Gedichtes klar zu machen, etwas laut in die Welt zu rufen, um sich zu hören und sich zugleich hörbar zu machen.

Als ich oben stand, habe ich die sonst gewohnte Welt anders gesehen, nicht viel, wohne ja seit Jahren in ihr, kenne sie und verrücke nur wenig meist, aber doch aus einer anderen Perspektive, die mir den Horizont öffnete. Manche fahren um die Welt, um ihren Horizont zu erweitern und kommen als sture Nationalisten oder gar Gläubige wieder, sind überzeugt, ihren Horizont zumindest horizontal erweitert zu haben. Davon verstehe ich nicht viel, die wenigen male, die ich um die Welt reiste oder in ihr herum, war ich mit Schauen beschäftigt und litt am Reisen, dachte weniger, als ich erlebte und war hinterher selten klüger als vorher, nur beschäftigt eben und mit der Gewohnheit versehen, ich müsste ja nun mehr wissen, mein Horizont gewachsen sein, nur weil ich über den rein visuellen ging.

Weiß nicht, wie es anderen dabei geht, ob sie wie ich damals auch und vermutlich die meisten, nur nachplappern, was die Reiseindustrie uns erzählt - Reisen bilde -, oder wirklich an Reife und Erkenntnis dadurch gewonnen haben, was mich rein logisch erstaunen würde. Sich auf eine Sache zu konzentrieren, um sie ganz zu machen, ist gut für uns und meist im Ergebnis besser, auch wenn es bei uns völlig verpönt ist, sich nicht dem multitasking in allem hinzugeben, wissen wir eigentlich, es ist besser, dies nicht zu tun, schreibt der Leser mit schlechtem Gewissen, der immer mindestens zehn Bücher auf einmal liest, um zwischen den literarischen Welten nach Laune wechseln zu können, was mich geistig frei macht und flexibel hält.

Den einen Tag lieber im Montaigne blättern und lesen, mich seinen ausufernden Gedanken hingeben, dann wieder in Romane tauchen, aus welcher Welt und Zeit auch immer, um im nächsten Band im Stapel über die Zeiten zu lesen - schon der alte Cicero, den ich weniger schätze als seinen Zeitgenossen Lukrez, weil dieser besser dichtete und freier dachte, weniger konform war, aber schon dieser, sicher nicht dumme Mann schrieb vor über 2000 Jahren, was braucht es mehr als einen Garten und eine Bibliothek, um glücklich zu sein.

Den Garten überließe ich dann gerne meiner Gattin, die dort ihre Erfüllung mit den Händen in der Erde und Kontakt zur Natur finden möge, auch insofern dies mir die Bibliothek und die Zeit zu lesen, während sie sich im gärtnern erfüllt, für mich ließe. Völlig unbegabt was alles Grünzeug angeht, auch nicht sonderlich daran interessiert, kann ich mich um so mehr an einem zärtlich gepflegten Garten erfreuen, wenn ich dort nur zum Lesen verweilen darf und teile dann gerne die geistigen Schätze mit der gärtnernden Hälfte der Bevölkerung und so könnte die Welt gut eingerichtet sein, wenn alle Leser Gärtnerinnen aus Liebe wählten und als Gärtner dafür Leserinnen.

Leider meinen wir oft die geteilten Hobbys sollten sich ergänzen und um so mehr wir teilten, um so glücklicher wäre die Verbindung, um so erfolgsversprechender die Liebe. Die Praxis beweist oft das Gegenteil, da Menschen die Dinge nach ihrer Art eben völlig unterschiedlich wahrnehmen und beurteilen - darum träumte ich mir zwar immer eine Frau, die Bücher liebt wie ich und so zärtlich mit mir umgeht wie mit ihnen, doch vermutlich führte die so tief geteilte Liebe zu nichts als beständiger Sorge eines jeden, nicht erkannt zu werden, was so albern wie absurd ist und dennoch bleibt die Sehnsucht, uns im anderen wieder zu finden, völlige Nähe nicht nur horizontal und mittig zu erleben die große Sehnsucht unseres Lebens.

Zumindest scheint es mir möglich, dass diese Sehnsucht der Kitt ist, aus dem wir Beziehungen sonst eher nicht zusammen passender Partner schweißen und deren sozial nötige Haltbarkeit eher gewähren, als es ohne wäre, denn nach was streben wir eigentlich, wenn wir uns verbinden und was soll der Gewinn einer Partnerschaft sein - falls nun einige fürchten, ich hätte den Ausgangspunkt vergessen, den Aufstieg auf die Tische zur Erweiterung des Horizontes, so sein diese beruhigt, die Umstände aus denen wir aufsteigen und in die wir irgendwann wieder herunter müssen, sind sehr wichtig für das, was mit unserem Horizont geschieht, um den es ja bei allem geht und der sich durch den Aufstieg erweitern soll, warum der status quo aus dem wir uns emotional heraus wühlen, nicht völlig unwichtig ist.

So müsste ich, wäre ich weise, nach einer bücherliebenden, leidenschaftlichen Gärtnerin Ausschau halten, um mich mit ihr zur Mehrung und Optimierung des beiderseitigen Glücks zu paaren. Die Praxis hat diese These bisher weder widerlegt noch bestätigt. Wir sind nicht klüger geworden, haben vielleicht Erfahrung gewonnen und auch an den Träumen hat sich wenig geändert und wenn mal eine so in allem passte, wurde die gemeinsame Existenz im Kontext relativiert, was dem Ganzen schnell dem Reiz nahm oder den ihren relativierte, weil sich in etwas immer irgendwas besseres findet.

Dennoch gab es und gibt es sicher die eine oder andere, die vollkommen passte und mit der sich der Traum einer Liebesgeschichte denken ließe, wie sie meist nur in Träumen existiert und an den üblichen menschlichen Unzulänglichkeiten in der Praxis scheitert. Um es kurz zu sagen, wenn es also im Bett so gut klappt, wie im Diskurs, die geteilte Liebe sich ergänzt und nicht eifersüchtig bewacht, wäre das Glück vollkommen und es gäbe keinen Grund mehr, darüber nachzudenken, weil alles gut ist. Warum es uns Menschen oder zumindest mir und den meisten, die ich kenne, so selten gelingt, diesen Traum genüsslich zu leben, wo doch so viele, dem Hören und Sagen nach zumindest, genau davon träumen, gehört zu den heißen Rätseln der Weltgeschichte.

Manchmal sind es die Umstände, die Romeo und Julia artig die eigentlich idealen Paare daran hindern, zusammen zu kommen, der andere Gatte, die Kinder, die Entfernung, der Job und was sich da noch so als Ausrede findet, den anderen weiter zu idealisieren und vom ewigen Begehren genau wie von der größten Nähe zu träumen. Es ist kein Fall bekannt, in dem die Praxis diesen Traum je völlig erfüllt hätte, aber wir dürfen ja noch Träume haben, ist dann die liebste Ausrede, der nicht pragmatisch orientierten Beziehungsträumer, zu denen sich der Autor immer wieder gerne zählt, auch wenn er eigentlich viel lieber pragmatisch jemanden in einsamen Nächten neben sich hätte, der, also eigentlich nach meiner Natur Die, aber egal, wenn er lieber für sich liest, gern den Garten mit Leidenschaft bearbeitet oder den schönen Körper beim Sport pflegt, solange dies nicht gegenseitig sein muss.

Eigentlich Autist im Denken und gern für sich, beobachte ich die Menschen in den Cafés lieber, als mich unter sie zu mischen. Manchmal rede ich auch mit welchen, genieße die flirtenden Spiele und gelegentlich kommt es hier wie dort auch zu Berührungen und dabei stets den großen Traum im Hinterkopf, den ja theoretisch viele teilen, nahezu alle, mit denen ich darüber sprach zumindest und doch findet sich sehr, sehr selten gemessen an dieser eigentlich hohen Übereinstimmung tatsächlich Nähe und ließen wir die wenigsten auch nur an uns heran, dennoch nicht ahnen, dass sie vermutlich das gleiche denken und also nur unser wechselseitiger sozialer Autismus in Aktion beide am eigentlich möglichen Glück hindert.

Theoretisch hindert, denn es kommen ja noch andere Faktoren dazu, der Anblick etwa, der verschieden je nach Position zu bewerten ist - wie gestern etwa, als sich eine sehr blonde Polin von ausladender Oberweite nah neben mich setzte, das ich streck den Finger aus und ziehe mich zurück Spiel spielte, mich tief blicken ließ, während sie sich unnahbar gab und streng schauen wollte, den tätowierten Schriftzug auf ihrem Rücken sichtbar präsentierte - was nun bei dieser, sonst eher an eine üppig gewordene Barbie erinnernde, irgendwie nur Schönen, eher amüsant wirkte. Eine üppige Blondine also, mit erotisch östlichem Akzent, einem lyrischen Schriftzug zwischen den Schulterblättern, deutlich Nähe suchend, nichts, was ich nüchtern betrachtet, sofort ignorieren würde und dennoch, als sie mich aufforderte, mit ihr auf ein Sofa im Keller zu wechseln, lehnte ich dankend ab, so interessant war sie nicht und etwas schreckte mich ab.

Wie mich Kleinigkeiten häufig schon abschrecken und zurück schrecken lassen, ein falscher Kiez, ein unangenehmer Duft, ein Kettchen um das Fußgelenk, zweifarbig lackierte Nägel, ein nackt rasierter oder ein unrasierter Schoss und andere Dinge mehr, die uns auf die feinen Klassenunterschiede aufmerksam machen, nach denen der Bürger wählt oder eben nicht - es sind nur Nuancen, die uns manchmal darauf hinweisen, was passt oder eben nicht, wie der Blick an den Büchern der Bibliothek des Dichters hängen bleibt, die ja in wenige Meter fußnähe von den fraglichen Cafés gelegen ist, in denen sich dies oder das mal trifft, wenn er nicht vollständig mit Schreiben beschäftigt ist.

Selten handeln wir in dem Moment, in dem sich Kontakt findet, völlig rational, vielmehr folgen wir einer Mischung von Trieb, Eingebung und scheinbar rationalem Verhalten, das dem Konsens folgt, der gerade herrscht, was das Benehmen wie auch die Wortwahl angeht. Entsprechend unausgewogen ist das Ergebnis meist und Beziehung, eine auf Abstimmung und Konvergenz ausgerichtete Einrichtung, die auf Bestand zielt, beginnt häufig aus dem Bauch oder nur Gefühl, was fraglos unsinnig ist, wenn es dabei bleibt, denn worauf basiert Gefühl, was beeinflusst es und wie frei ist unsere Entscheidung, wenn wir uns diesem irrationalen Konglomerat von Gründen unterwerfen.

Es wäre also, bevor wir in langfristige oder zumindest emotional nahe Beziehung zueinander treten sehr sinnvoll, auf den Tisch zu steigen, um einen Überblick zu bekommen. Spannend wäre, ob es einen speziellen Tisch gibt, der dazu besonders geeignet ist, etwa der geteilte, wie umgekehrt bei der Scheidung von der Trennung von Tisch und Bett früher gesprochen wurde, was sich ja glücklicherweise erledigt hat. Es könnte auch jeder beliebige Tisch sein, solange wir nur die Position verändern, uns aus dem horizontal beschränkten Liebesrausch befreien, über uns hinaus wachsen, erkennen, worauf es letztlich ankommt.

Erschreckend könnte sein, wieviel Distanz wir dabei von unserem Liebesrausch finden und wie wenig wir erwarten können, nüchtern betrachtet. Doch weiß ich wirklich mehr, nur weil ich mal die Position wechsle, oder bleibt all dies illusionär, fragt sich nur, wer es von unten betrachtet, rein theoretisch, der Akt des Besteigens, ohne jetzt gleich wieder zu naheliegenden Assoziationen abzuschweifen, um die geht es nur im Kontext, nicht der Sache nach, wechselt Sicht und Position rein tatsächlich und damit ist die Welt, die mir zu Füßen liegt eine andere.

Naja, sie sieht zumindest etwas anders aus, denn sie ist natürlich noch die gleiche, wie ich jedesmal erschüttert feststellte, wenn ich irgendwo wieder herabstieg, warum mir der Sinn des Bergsteigens nie ganz klar wurde, außer ich erhebe die Anstrengung zum Zweck an sich, betrachte es als körperliches Training zum Bergsteigen, was ich aber nur brauche, um auf einen Berg zu steigen, was dem entbehrlich ist, der seinen Horizont an jedem beliebigen Tisch erweitern kann, weil es nur um den Wechsel geht, nicht dessen Höhe.

Weiß nicht, ob die Erschütterung des Abstiegs oder die Erkenntnis des Aufstiegs oder der Moment des oben sein entscheidend dazu beiträgt, sich im einen oder anderen wohler zu fühlen, den Horizont zu erweitern, auch emotionale Dinge rationaler zu sehen, jedenfalls scheint die Unterbrechung überaus geeignet zu sein, meinen an sich beschränkten Horizont und meine Neigung zu Schwärmerei und hingebungsvoller Liebe zu relativieren, womit ich, bildlich gesprochen, durch das auf die Tische steigen, wieder Bodenhaftung bekomme und Wurzeln finde, eine paradox konträre Korrektur mit immer wieder spannender Wirkung.

Wenn ich es mir so überlege, sollte ich viel häufiger, bevor ich etwas tue oder entscheide, nicht nur darüber schlafen, sondern auf einen Tisch steigen - wie bereits gesagt, mir helfen da Berge da nicht, da zum einen die Erschöpfung dabei den klaren Geist völlig dominiert und zum anderen, mich solche immer zu sehr von allem konkret entfernen, mich mehr mit Aufstieg beschäftigen als mit dem, um was es mir geht, warum ich immer fand Bergsteigen, beschäftigt sich nur mit sich selbst, erweitert nicht den Horizont, sondern nur die Erschöpfung aber das mag an meinen köperlichen Defiziten liegen und meiner Faulheit. Anderen gibt der Berg vielleicht Überblick und Durchblick, weil sie dabei nicht mehr so sehr mit sich beschäftigt sind und ihrem Körper wie ich.

So frage ich mich, was wohl passierte, wenn alle Staatschefs, bevor sie eine Entscheidung treffen oder die 100. Sanktion verhängen für sich auf einen Tisch stiegen, O Captain, my Captain!, sagen müssten, um einen Moment innezuhalten und welche Auswirkung das auf die Bauweise von Tischen und die Ernährung der Betreffenden hätte.

Das letztere vernachlässigend, weil in dieser Frage uninteressant, darum mögen sich die Spezialisten kümmern, ich denke nur über das Denken nach, ohne davon allzuviel zu verstehen, aber immer noch mehr als von Tischen oder Diäten, bleibt die Frage inwieweit der Aufstieg der Gedanken sich abnutzt, wenn er zum Kontinuum wird. Ob die dann Trittleitern an Tischen und die vermutlich Überschuhe aus japanischer Produktion für mobiles Tischebesteigen, den Akt an sich nicht lächerlich machen, das Besondere, wenn es alle tun, ein Witz wird, weil es alle tun, oder dies immer etwas besonderes bleibt, weil wir für gewöhnlich an Tischen sitzen und nicht darauf stehen, ist ja auch zugegeben bequemer.

Was wir immer machen, ist nichts besonderes mehr. Um so häufiger wir es tun, um so mehr wird es normal. Es ist wünschenswert, häufiger die Perspektive zu wechseln, um die eigene Beschränkung zu erkennen, neue Lösungen jenseits des Horizontes derer zu sehen, die unten wühlen. Daher ist dieser Aufstieg logisch etwas für Eliten und Entscheider, könnte jetzt eingewandt werden und es gäbe keinen Widerspruch - nur wer entscheidet braucht Überblick, wer nur Befehlen gehorcht, für den ist jeder Aufstieg eine unnötige Anstrengung, die seine Funktionsfähigkeit im Alltag zu beschränkt, funktional betrachtet unsinnig wäre.

Auf die Tische also nur für Führungskräfte und alle, die sich lieber unten einordnen oder keine weiteren Ambitionen haben, würden und könnten unten bleiben?

Soweit es um strategische Fragen auf politischer oder unternehmerischer Ebene geht, keine Frage - die Reinigungskraft der Deutschen Bank muss nicht auf Fitschens Tisch steigen, um sich Gedanken darüber zu machen, wie die Bank künftig zu führen ist, auch wenn hier bewusst trotz des schlechten Beispiels, das zum Spott verführt, nicht gefragt werden soll, ob dies dem Unternehmen nicht besser täte, denn wie der Fall Koch bei Bilfinger & Berger jüngst zeigte, leisten externe Kräfte selten überragendes, ist es schon gut, wenn der Schuster bei seinen Leisten bleibt. Aber es wird viele Punkte geben, wo es für ihr Leben wichtig ist und für die Entscheidungen, die sie zu treffen hat, ab und an mal auf den Tisch zu steigen, aus der Rolle zu fallen, um einen besseren Überblick zu haben.

Funktionale Fachidioten gibt es sichtbar genug, konstruktive Gestalter dagegen eher nicht im Übermaß - Entscheidungen in Unternehmen werden meist von einem immer gleichen Kreis gleich ausgebildeter und in die gleiche Richtung blickender Kräfte getroffen und entsprechend innovativ sind sie auch und verändern immer nur soviel wie gerade nötig ihre fortgesetzte Existenz zu legitimieren. Ob es für sie in ihrer Funktion besser wäre, sie stiegen täglich auf den Tisch, um sich einen Überblick über ihre Situation zu verschaffen, scheint mehr als fraglich, es würde vermutlich nur möglichst schnell nach einer Möglichkeit gesucht diese in unsere Gewohnheiten einzubinden und jede Gewohnheit strebt nach Fortsetzung, nicht nach Veränderung oder Gestaltung.

Auf die Tische wäre ein Wahlspruch, den dieses Land dringend bräuchte, um häufiger die Perspektive zu wechseln, damit dies nicht nur eine dann deutsche Gewohnheit wird, die mit Trittleitern und Tischschuhen verunziert wird wie Vorgärten mit Gartenzwergen, darf sie kein Kontinuum werden - eine spontan chaotische Veranstaltung, am besten extern angeregt, um für andere mitzudenken, was die liebste Neigung der Deutschen, das Besserwissen nämlich, noch stärkte und also leichter Zuspruch fände. Das Land braucht mehr Chaos und mehr Spontanität, die sollte hier doch ordentlich organisiert werden können, damit partizipativ und politisch korrekt alle Bürger etwas davon haben, auch Migranten, Behinderte und Frauen.

Wir verirren uns schon wieder im Spott über die Landsleute, statt ernsthaft zu Ende zu denken, wie die des #aufdieTische zum nützlichen Kontinuum werden könnte, aber uns fällt auch im tiefen Sessel schon auf, wie paradox diese Aufgabe eigentlich ist und wie große Zweifel zurecht bestehen, ob ich sie je bewältigen werde und nicht nur eine Art anarchischer Kraft durch Freude auf die Tische e.V. daraus wird, denn uneingetragen wäre ja das Haftungsrisiko zu hoch beim freien Denken.

Merke also, mir fehlt wohl der genügende Ernst, die Sache zu einem guten Ende für dieses Land zu führen, darum bin ich auch nur dilletierender Dichter und nicht Bundeskanzlerin, aber vielleicht ist dieses Produkt des #aufdieTische in Deutschland schon mehr wert als Kants berühmtes “Was ist Aufklärung?” - und das sage ich, der diesen Text für den wichtigsten der Aufklärung ohnehin und vermutlich der deutschen Philosophie bis heute hält. Es geht mir nichts darüber und jeder sollte ihn lesen und verinnerlichen, was aber autoritär vorgeschrieben schon die Idee ad absurdum führte, vergessen wir es also und freuen wir uns, wenn es es vielleicht einen Schlüssel gibt, der dieses träge und faule Volk ein wenig aus der Fassung bringt und bewegt, wenn sie auf die Tische steigen und O Captain, my Captain! ausrufen oder was auch immer ihnen einfällt, vielleicht  nicht gerade Deutschland, Deutschland über alles, aber mit diesem Fauxpas fallen mir zumindest schnell die linken Grenzen meines Denkens auf und damit hatte zumindest ich etwas von dieser kleinen Reflexion, was andere daraus machen, mögen sie entscheiden.
jt 14.8.14

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