Freitag, 18. September 2020

Liebesglück

Was macht Liebesglück aus
Gibt es dieses überhaupt je
Oder ist es nur eine Illusion
Die uns Unglück ertragen lässt
Was meist die Mehrheit der Zeit
Die wir uns mit Liebe abgeben
Also in Beziehungen kämpfen
Nüchtern gerechnet ausmacht
Für den Traum erfüllter Lust
Wie emotionaler Anerkennung
Die wir am besten in uns finden
Statt sie bei anderen zu suchen
Die bestätigen sollen was uns
An uns selbst nicht mehr genügt
Ist die Liebe also ein Konsumgut
Was der Selbstbestätigung dient
Habe das Glück schon erfahren
Völlig selbstlos lieben zu dürfen
Doch überwog das Unglück meist
Zeitlich die euphorischen Momente
Wäre gern in der Liebe zufrieden
Wüsste was ich am anderen hätte
Genösse das Mögliche miteinander
Doch war es mir nie dauerhaft
Vergönnt sondern stets endlich
Traum mit schmerzhaften Folgen
Die mich fast das Leben kosteten
Was ich infolge nicht mehr schätzte
Warum der Verstand mir klar sagt
Gib den Traum auf und genieße
Das Leben in jedem Moment statt
Auf siche enttäuschte Erwartungen
Dein Glück aufbauen zu wollen
Fraglich wäre zwar was ohne bliebe
Doch bleibt es unvernünftig immer
Auf ein Glück allein zu setzen was
Nicht von meinem Willen abhängt
Nur wann ist die Liebe je vernünftig
Wirft der Traum vom Gefühl ein
Mit sich zufrieden zu sein ist stets
Der Anfang einer glücklichen Liebe
Sagen alle peinlichen Ratgeber
Diesen ausnahmsweise zu folgen
Könnte glücklicher machen als alle
Vorigen Versuche denke ich mir
Übe es noch ein wenig für mich
Aber solange ich es nur tue um
Glück in der Liebe zu finden bin ich
Noch auf dem Holzweg scheint mir
Zumindest sind Erkenntnis und Wille
Ein Anfang in die richtige Richtung
Am Ende kommt es ohnehin anders
Als vorher irgendwer gedacht hat
Einfluss darauf habe ich sehr wenig
Denke ich und genieße sonstiges
Vielleicht ist genossen zu haben
Ohnehin das größte Glück im Leben
Vom Liebesglück hab ich keine Ahnung
Sag dazu also lieber nichts mehr
Wäre nur unvernünftig was aber
Zumindest zum Thema mal passte
Emotionale Kompetenz suggerierte

jens tuengerthal 18.9.20

Bibliotheksglück

Welch Glück ist es doch
Dass es Bibliotheken gibt
Die das Wissen alter Zeiten
In schönster Form bewahren
Diese wunderbaren Orte voller
Bücher als Quellen des Geistes
Denke ich und trage doch längst
Eine Klassikerbibliothek die viel
Größer ist als meine kleine reale
Im Telefon mit mir herum was die
Bibliotheken zu Museen macht
Die ich zur Lektüre eigentlich
Nicht mehr bräuchte auch wenn
Das Lesen echter Bücher noch
Viel schöner ist als elektronischer
Warum ich noch mit ihnen lebe
Den treuesten Lieben des Lebens
Die sich nach Laune lesen lassen
Mit oder ohne Strom verfügbar
Könnte es anachronistisch sein
Doch gefällt es mir auch sehr gut
Alte Bibliotheken heute virtuell
Besuchen zu können statt noch
Dorthin reisen zu müssen wie
Generationen von Forschern es
Lange für einen Band zu reisen
Der in einer nur zu finden war
Nun findet sich alles Wissen
Unserer Welt auf Telefonen
Oder Tablets überall verfügbar
Wäre dies frei wären wir es
Mehr als es derzeit scheint
Auch wenn ich hoffe nie länger
Ohne Zugriff auf die allergrößte
Virtuelle Bibliothek sein zu müssen
Genieße ich es doch immer wieder
Einen Brockhaus zuhause zu haben
Das Wissen der letzten Ausgabe
In Leder gebunden gedruckt nun
Bei mir stehen zu haben als Basis
Dessen was ich bei Wiki nachlese
Das Lexikon mit dem ich aufwuchs
So mögen die realen Bibliotheken
In digitalisierten Zeiten überflüssig
Als Wissensspeicher geworden sein
Doch sind sie nun schönster Ausdruck
Einer gewachsenen Kultur die auf
Dauer und Fortbestand gerichtet ist
Also vom Frieden in sicheren Zeiten
Als Museum bis in die Gegenwart
Künden vom Traum aller Leser der
Welt voller zu lesender Bücher 
So sind alte Bibliotheken die Tempel
Des Humanismus im besten Sinne
In denen wir unsere Kultur feiern
Allein dafür lohnt ihre Erhaltung
Wie der anderer Sakralbauten
Nur lebten diese vom Glauben
An den Verstand und das Wissen
Sehen wir sie als die Kultstätten
Von Freiheit und Aufklärung wie
Die Enzyklopädie des Diderot einst
Den Geist der Revolution säte
Ausdruck egalitärer Aufklärung war
Als fein gebundenes Wissen der Zeit
Was ein Spiegel auch der Philosophie
Der Aufklärung war die endlich wieder
Fortsetzte was die Renaissance begann
Das Glück des Einzelnen zu betonen
Dessen folglich Freiheit im Zentrum stand
Wie gut ist es also dieses zu betonen
Ein friedliches Miteinander mit Büchern
Zu fördern die auf Wissen setzen statt
Auf Ideologie und Glaube nur wie es
In den USA unter Trump üblich wurde
Feiern wir diese Tempel der Aufklärung
Hegen wir museal unsere Bibliotheken
Auch wenn wir längst digital lesen
Sie sind was es von unserem Erbe
Für die Zukunft zu verteidigen gilt
Bibliotheken sind unser Glück

jens tuengerthal 18.9.20

Krisenglück

Denk ich an meine Tochter
Die auch Greta T heißt wie
In Krisenzeiten groß wurde
Sich in der Flüchtlingskrise
Gerne lautstark engagierte
Für das Klima kämpft wie bei
Corona sehr vorsichtig war
Aus Sorge um die Alten dabei
Über vieles kritisch nachdenkt
Was meine Generation noch
Selbstverständlich machte
Sei es auch nur zum Spaß
Obwohl es völlig asozial war
Wie Reisen oder Wegwerfen
Worüber diese Generation nun
Ganz anders zu denken lernte 
Sehe ich wie gut Krisen tun
Um persönlich zu reifen aus
Schweren Zeiten gestärkt zu
Gehen statt Fehler wieder nur
Mit Ausreden zu verdecken
Wir können Leben genießen
Aber aus Krisenverantwortung
Gestärkt an die Folgen denken
Es wagen konsequent zu bleiben
Ob das Sinn hat oder nichts je
Frage ich lieber nicht weil es
Weniger um Sinn als um die
Soziale Verantwortung geht
Die in Krisenzeiten zu Ende
Gedacht wurde aus Zwang
Der vielen dieser Generation
Ein Bewusstsein gab was
Wäre es vorher vorhanden
Gewesen aktuelle Krisen
Hätte verhindern können
Sie können es also besser
Machen als alle vor ihnen
Müssen zwar unsere Fehler
Noch ausbaden aber tun es
Konstruktiver als je zuvor
Ihr Aufwachsen in der Krise
Könnte das Glück der Zukunft
Werden weil sie wissen um
Was es in Krisen wirklich geht
Eine Chance von den Gretas
Dieser Welt etwas zu lernen
So war die Krise ein Glück

jens tuengerthal 18.9.20

Liebesparadox

Macht Liebe glücklich oder
Stiftet sie eher das Gegenteil
Ist sie das schönste im Leben
Oder Quell ewigen Leidens
Frage ich mich als Liebender
Hatte meine große Liebe
Dachte ich schon gefunden
Sogar schon wiederholt
Real machte sie mich krank
Wie immer wieder unglücklich
Raubte mir die Lebensfreude
Führte zur größten Katastrophe
Brachte mich fast noch um
Bin wenn ich liebe oft eher
Durch zu viel Gefühl behindert
Verhalte mich unvernünftig
Was ich schon lange weiss
Dennoch träume ich von Liebe
Als der grossen Erfüllung
Was viele auch so sehen
Sind wir alle etwas verrückt
Wollen wir unbedingt leiden
Bleiben also unbelehrbar
Gehört das zum Wesen
Der Liebe wie zu uns oder
Ist es Zeit dies zu ändern
Um vernünftig zu leben wie
Sich aus der Unmündigkeit
Aufgeklärt zu befreien nur
Was bliebe vom Leben noch
Ohne den Wahnsinn der Liebe
Hab noch keine Antwort gefunden
Probiere etwas Enthaltsamkeit
Auf emotionaler Seite zu leben
Was immer am Ende bleibt
War das Leben bis heute
Mehr als paradox für mich
Immer wieder dank der Liebe
Ob es anderen auch so geht
Der Wahnsinn Methode hat
Weil ohne wir es nicht täten
Miteinander wie überhaupt
Belegt die Frage ist existentiell
Glaube aber nicht wirklich
Dass der Liebe mit Vernunft
Logisch beizukommen ist
Kapituliere vor der Komplexität
Nenne sie darum paradox

jens tuengerthal 18.9.20

Donnerstag, 17. September 2020

Klimaparadox

Gerade müssen wir erleben
Wie der Klimawandel sich in
Immer mehr Katastrophen
Realisiert doch kann jede
Einzelne von diesen auch
Logisch andere Ursachen
Haben als allein das Klima
Warum interessierte Leugner
Weiter Verwirrung stiften
Können ohne Rücksicht
Auf Verluste infolge dabei
Das Klima ist sehr komplex
Mal heiß oder kalt sagt nichts
Es ist eine Entwicklung die
Aus dauerhafter Beobachtung
Wissenschaftlich folgert was
Sich manchen nicht erschließt
Die lieber schlicht direkt denken
Die Wissenschaft arbeitet klar
Logisch aber nicht für jeden
Scheinbar bleiben manche
Lieber beim Gewohnten statt
Komplex nachzudenken was
Die Parallele zu Corona zeigt
Wo exponentielles Wachstum
Wie seine Gefahr viele nicht
Verstanden bis heute obwohl
Die Folgen real sichtbar waren
Wer behauptet ein heißer Sommer
Hitze noch im September beweist
Die globale Erwärmung irrt auch
Wenn es teilweise richtig ist
Was das paradoxe am Klima zeigt
Weil komplexe Prozesse sich
Nicht an einzelnen Ereignissen
Festmachen lassen es also auch
Extrem kalt werden kann infolge
Globaler Erwärmung weil sich
Vorher stabile Wetterlagen dann
Auflösen und verschieben 
Wir vieles erst ganz langsam
In allen Zusammenhängen
Begreifen lernen warum Klima
Auch mal paradox reagiert aber
Dennoch logisch sich entwickelt
In chaotischen Prozessen die
Für viele schwer verständlich
Dennoch sollten wir nun nicht
Vereinfachen und behaupten
Es wäre doch nun sichtbar
Was die Komplexität fälschlich
Wie ungenau reduziert damit
Den Leugnern Argumente gibt
So sehr es sich nun aufdrängt
Beim Blick nach Kalifornien
Nicht ein Ereignis verändert
Unser Klima sondern die Summe
Warum ganz einfach jeder alles
Nur mögliche tun sollte statt
Sich die eine Ausnahme noch
Weiter zu gönnen lieber die
Verantwortung übernehmen
Damit sich noch etwas ändert
Kein Einzelner kann etwas tun
Aber nur die Summe der Taten
Aller kann das Klima retten
Warum es auf jeden ankommt
Es bleibt am Ende paradox
Weil es komplex ist

jens tuengerthal 17.9.20

Coronaparadox

Deutschland hat im Vergleich
Zu Europa die Corona-Krise
Bisher am besten bewältigt
Die Zahlen zeigen deutlich
Wie richtig die Massnahmen
Waren und wie gut sie wirkten
Zugleich galten hierzulande
Die mildesten Repressionen
Dennoch waren die Proteste
Vermeintlicher Freiheitskämpfer
Hier am allerlautesten nimmt
Trotz bald einer Millionen Toter
Die Zahl der Leugner noch zu
Warum fühlen sich Deutsche
Stärker in ihrer Freiheit noch
Beschränkt als andere die
Rigorosere Massnahmen
Stoisch humorvoll ertrugen
Warum ähneln die Proteste
Wie die Wut der Beteiligten
Auf die Regierung Merkel
Denen von Pegida so sehr
Warum die gleichen rechten
Beteiligten die damals schon
Von Moskau finanziert wurden
Wie von dessen Propaganda
Sender RT wie diesmal wieder
Medial unterstützt wurden die
Gegen seriöse Medien hetzen
Sind viele Deutsche so naiv
Meinen seriösen Medien nicht
Trauen zu dürfen weil sie
Alternative Quellen ideologisch
Bestätigen folgen sie diesen
Riskieren damit Menschenleben
Wie wir bei den Nachbarn sahen
Gibt es mehr Rücksichtslosigkeit
Ist das Risiko von Leben egal
Haben die Menschen hier nicht
Verstanden was es heisst über
Leben entscheiden zu müssen
Ist ihnen persönliche Freiheit
Für gewohnte Vergnügen viel
Wichtiger als Leben der anderen
Oder leugnen sie die Realität
Lassen sich von rechten Hetzern
Die ihnen sonst fern ständen
Freiwillig benutzen ohne noch
Kritisches Denken zu haben
Beschuldigen lieber die Regierung
Die das bestmögliche erreichte
Folgen Verschwörungstheorien
Statt vernünftig zu überlegen
Das sonst so nüchterne Volk
Zeigt sich teilweise manipulierbar
Zum Glück nur zu einem Viertel
Doch woher rührt dieses Denken
Warum reden einige schlecht
Was offensichtlich gut läuft
Leisten Widerstand gegen die
Noch mildesten Massnahmen
Verhallen sich unvernünftig
Sind dabei noch so zornig
Statt sich am Guten zu freuen
Übertreten riskant alle Regeln
Handeln verantwortungslos aber
Denken sie sind Freiheitskämpfer
Es bleibt am Ende paradox

jens tuengerthal 17.8.20

Mittwoch, 16. September 2020

Klimalösungen

Über den Klimawandel klagen
Ist das eine etwas ändern aber
Die Aufgabe der Aufklärung
Welche Lösungen vorschlägt
Klimagerechter zu leben statt
Weiter asozial zu gefährden
Was eigentlich einfach ist
Wenn jeder bei sich beginnt
Lesen statt Reisen ist die
Erste Aufgabe für alle um
Vielfältige Probleme zu lösen
Vom Klima über Krankheiten
Bis zum Schutz der Pflanzen
Wenn Reisen nötig ist nur
Klimaverträglich zu reisen
Sich der Verantwortung stellen
Immobilität ist der Schüssel
Für eine bessere Zukunft
Nachhaltig zu leben ist die
Zweite Aufgabe für jeden
Wenn der Staat nun dieses
Verhalten belohnt statt das
Gegenteil noch zu retten
Wären wir auf einem guten Weg
Als drittes die Langsamkeit als
Luxus zu entdecken macht
Es für alle erstrebenswert
Es wird anders und neu
Aber wir haben die Chance
Mit gutem Gewissen zu genießen
Was uns viel wert sein sollte
Alles weitere kommt alleine
Wäre also ganz einfach
Wenn wir wagten mündig endlich
Im Sinne Kants zu sein
Statt weiter wie Trump nur
Den Narren zu geben

jens tuengerthal 16.9.20

Klimarealität

Wie real ist der Klimawandel
Sehen wir ihn in Kalifornien
Sind die dort Waldbrände
Zeichen genug endlich etwas
Zu ändern oder auslegbar
Wie alles nur relativ klar
Warum Trump und Freunde
Es wie Corona weiter leugnen
Oder Unsinn behaupten um
Von eigenen Fehlern damit
Abzulenken statt umzudenken
Natürlich sind die Brände
Ein Zeichen des Klimawandels
Aber nicht ganz direkt sondern
Hier ist abstraktes Denken
Erforderlich was vielen wohl
Mehr Angst macht als das
Logisch nötige zu verstehen
Greta sagte es in Davos
Versucht die Welt seit Jahren
Aus dem Tiefschlaf zu wecken
Fliegt darum nicht mehr weil
Flugverkehr ein Hauptproblem
Es solidarisieren sich Menschen
Mit Friday for Future aber fliegen
In Urlaub als wäre nichts passiert
Sie sind genauso hohl wie Trump
Zu abstraktem Denken scheinbar
Nicht fähig also logisch unmündig
Eine Schande der Menschheit 
Aus Sicht der Aufklärung darum
Ist es Zeit es lauter zu sagen
Wer weiter fliegt oder unnötig
Auto fährt ist real nicht besser
Als die Klimaleugner um Trump
Eigentlich sogar viel schlimmer
Die Hofnarren dort sind noch
Ungebildet und glauben an
Verschwörungstheorien wie
Den üblichen Wahnsinn der
Auch Corona Gegner antreibt
Dort ist wenig zu erwarten wer
Bill Gates zum Gegner wählt
Mit irren Theorien braucht eher
Hilfe und Therapie vermutlich
Aber wer die Realität leugnet
Trotz besseren Wissens handelt
Unmoralisch wie unverantwortlich
Ist für die Folgen damit haftbar
Zumindest ethisch moralisch
Trump ist eine Katastrophe aber
Viele die es beklagen sind nicht
Besser für unser Klima real
Zeit glaubwürdig zu leben

jens tuengerthal 16.9.20

Bibliotheksburg

Die Bibliothek ist eine Burg
Mit festeren Wurzeln noch
Als mancher Glaube besingt
Dafür Quelle der Aufklärung
Ort des sicheren Rückzugs
In dem du zwischen Bänden
Nach Stimmung frei wählst
Wohin die geistige Reise dich
Führen soll ohne je den Raum
Verlassen zu müssen kannst du
Durch Welten und Zeiten wandern
Hast eine geschützte Heimat dort
Die sich um nichts sorgen muss
An der Lektüre allein sich erfreut
Ob es mehr im Leben je braucht
Möge jeder für sich entscheiden
Wer aber eine Bibliotheksburg hat
Kann sich dorthin zurückziehen
Lesend leicht alles übrige vergessen
Abenteuer wie große Liebe erleben
Ohne sein Leben noch zu gefährden
Als friedlicher Leser zufrieden sein
Gedruckte Welten in Ruhe genießen
Manchmal frage ich mich noch wo
Alle noch hin wollen was sie dabei
Zu entdecken hoffen wenn doch
Alles was es gibt in Büchern steht
Diese sogar noch Welten kennen
Die keiner real je betreten kann
Lange noch wünschte ich mir
Dies Glück mit einer zu teilen
Inzwischen aber lernte ich das
Glück des Lesers ist unteilbar
Es für sich genießen zu können
Genügt für ein glückliches Leben
So bin ich lieber wunschlos nun
Gäbe es doch keine der genügte
Was mich allein glücklich macht
Warum ich lieber ungeteilt hier
In der Bibliotheksburg glücklich
Mit meinen Büchern nun bleibe
Nur gelegentlich Augenblicke teile
Was zum verweilen genügt bis
Eine kommt der genügt was ist
Dort glücklich zu bleiben wie ich
Es längst mit meinen Büchern bin
Alles andere kommt und geht
Bücher aber bleiben

jens tuengerthal 15.9.20

Dienstag, 15. September 2020

Naturgrausamkeit

Der Dialog eines Isländers mit
Der Natur aus Giacomo Leopardis
Opuscula Moralia zeigt in seiner
Klaren Schlichtheit Gefahren auf
Die wir gerne beim Blick auf die
Vermeintlich heile Natur übersehen
Weil wir unsere Befindlichkeiten
Für irgend bedeutend halten
Was sie in der Natur niemals sind
So klagt der Isländer der bis in den
Äquatorialen Urwald Afrikas vor
Der grausamen Natur floh die ihn
Aller Moral zum Trotz so sehr quälte
Als er sie dort überraschend trifft
Über ihre unmenschliche Grausamkeit
Dabei zählt der Isländer sorgfältig
Alle Arten der Quälerei noch auf
Erwidert als die Natur ihm sagt
Sein Sein tangiere sie gar nicht
Er sei doch als ihr Gast mit einem
Mindestmaß an Freundlichkeit wohl
Aus zumindest Höflichkeit zu behandeln
Worauf die Natur ihm klarmacht
Sie könne ihn nicht berücksichtigen
Weil alles seinen natürlichen Gang ginge
Bekomme weder sein Leiden noch sein
Glück je mit alle Natur sei ein ewiger
Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung
Der nicht um des Glücks eines einzelnen
Wegen unterbrochen werden dürfe weil
Damit der Lauf der Natur in dem er nur
Ein unbeachtlicher Teil wäre gestört würde
Worauf der Isländer der sein Leben lang
Durch alle Länder vor der Natur floh
Fragt wem dieses Universum das doch
Unweigerlich zu Krankheit und Tod führe
Das Leiden als Kreislauf denn gefalle
Warum sie überhaupt sein müssten
Und so stritten die beiden immer weiter
Die Natur sich auf den Kreislauf in dem
Er keine Rolle spiele sondern eben nur
Teil des Ganzen sei berufend dafür der
Isländer nach einem Sinn darin suchend
Bis zwei ausgehungerte Löwen kamen
Nach einer Sage den Isländer fraßen
Nach anderer beide wobei sich fragte
Was dann an Natur noch bliebe worauf
Aber viele keine Antwort heute haben
Außer Natur als Opfer der Kausalität
Manche sagen dagegen ein Sandsturm
Verschüttete den Isländer der später
Von irgendwem als Leiche ausgegraben
Die Moral von der Geschicht hinterfrag ich
Nicht denn Natur ist wie sie ist jenseits
Aller kleinen menschlichen Vorstellungen
Von Moral oder gut und böse einfach
Sie funktioniert schlicht kausal was die
Argumente der Natur wohl eher stützt
Es geht dabei nicht um mich irgendwie
Sondern ist ein Werden und Vergehen
Was von Leiden immer wieder auch
Ohne Grund manchmal grausam
Verlängert bis zum Ende weitergeht
Darin kann ich als kleiner Mensch nur
Genießen wenn ich es noch kann
Oder das Leiden eben ertragen
Wissend alles endet irgendwann
Dahingestellt ob das ein Trost ist
Denn es kommt auf mich nicht an
Im großen Zusammenhang gesehen
Was mir wichtig sein könnte sollte ich
Selbst angehen um zu genießen aber
Ohne jede Hoffnung einen Sinn im Sein
Zu erkennen als den ewigen Zyklus
Von Werden Leiden und Vergehen
Ob dies nicht grausam ist zu fragen
Bleibt müßig weil es ohnehin ganz
Unabhängig von meinem Meinen
In mir nicht erkennbaren größeren
Zusammenhängen kausal geschieht
Deren Grund nicht ein Wille ist
Sondern das Verhältnis der Kräfte
Die wirken ob ich will oder nicht
Es zu leugnen erfanden Menschen
Zu allen Zeiten ihre Götter als die
Sinngebenden Kräfte über allem
Die ihrem Leiden Gründe gaben für
Wohlverhalten Erlösung versprachen
Alles was es in der Natur nicht gibt
Was auch keiner in ihr entdecken wird
Aber das Leben angenehmer machte
Zumindest manchmal für manche die
Das naturwidrige darin nicht hinterfragten
Wir müssen vor der Natur nicht fliehen
Noch sie beschwören oder verändern
Unser Einfluss ist nur winzig klein
Auch wenn wir uns für groß halten
Darum wollten wir besser weniger
Um mehr zu genießen was bleibt
Mehr gibt es ohnehin nicht mehr
Manche machen sich lieber weiter
Illusionen über Natur und Sein
So kann gute Lektüre auch mal
Ernüchternd wie befreiend sein
Wagen wir weiter zu denken

jens tuengerthal 15.9.20

Moriakompromiss

1553 Menschen will Deutschland
Von der Insel Lesbos nun retten
Ein Kompromiss der Koalition
Weniger als Grüne gern hätten
Mehr als die SPD zuletzt forderte
Zehnmal mehr als die CSU wollte
Für die AfD schon 1553 zuviel
Ein politischer Kompromiss der
Hoffentlich die Sacharbeit wieder
Ermöglicht und erleichtert
Der nicht sinnvoll aber nötig war
Emotionale Erpressung zu beenden
Nun kennen wir den genauen Preis
Den politische Sauberkeit hier hat
Ist sicher bezahlbar aber
Währenddessen wird klar wer
Brandstifter dort war wie die
Griechischen Behörden nun
Mitteilten wurden abgelehnte
Junge Afghanen verhaftet die
Als schützenswerte Minderjährige
Schon ausgeflogen wurden nun
Kandidaten zur Aufnahme wären
Was der Hetze rechter Kreise
Leider völlig recht gibt diesmal
Was zugegeben naheliegend war
Warum sich die Frage nun stellt
Wem unbeschränktes Willkommen
Politisch wirklich nutzen könnte
Nicht jetzt lieber vernünftig
Geschwiegen wird statt zu fordern
Weil nichts dort Eile hat als die
Hilfe vor Ort für die Menschen
Keiner künftige Täter noch durch
Erfolg dieser Tat anstiften sollte
Stattdessen müsste lokal geholfen
Verfahren rechtsstaatlich beendet
Täter abgeschoben werden auch
Wo minderjährig alle Nachahmer
Künftig abzuschrecken die das
Leben vieler Menschen riskieren
Für den Schlüssel nach Deutschland
Dabei gelten die Grundsätze des
Rechtsstaats in jedem Verfahren
Es wird Zeit bei allen Kompromissen
Wieder mehr Vernunft herrschen
Zu lassen statt bloßer Propaganda
Hoffen wir der Ablass von 1553
Genügt endlich Ruhe zu finden
Tragfähige Lösungen für die Zukunft
Werden immer wichtiger dabei sein
Diese brauchen in Europa Zeit
Wie viel gelassene Vernunft
Dort geht es um Kompromisse
Welche Zukunft gestalten werden
Für die mit 1553 Ruhe gekauft

jens tuengerthal 15.9.20

Venusleben

Gibt es Leben auf Venus
Fragt sich die Wissenschaft
Staunt über Gasfunde dort
Die für biologische Prozesse
Gewöhnlich sprechen was
Schwerlich möglich schien
Aufgrund der Verhältnisse
Aber nichts ist unmöglich
Bis das Gegenteil bewiesen
Während wir Dichter weniger
Erstaunt der alten Römer
Göttin der Liebe und Schönheit
Gedenken die dem Leben
An ihrem Quell so nah doch
Deren Element Zeugung war
Wie wohl manches uns fern
Scheint was in Wirklichkeit
Ideen betrachtend naheliegt
Es mag dort auch Leben geben
Was mich hier wenig tangiert
Kaum die Reise dorthin wert ist
Gemessen am dadurch Schaden
Wichtiger wäre lernten wir mehr
Mit dem Leben hier achtsamer
Künftig umzugehen statt nach
Fernen Planeten zu greifen um
Zu erhalten was es schon gibt

jens tuengerthal 15.9.20


Wortwahl

Die Wortwahl entscheidet über
Politische Bewertung oft allein
Flüchtlinge verdienen Schutz
Migranten dagegen dürfen im
Verteilungskampf abgewiesen
Werden damit genug übrig bleibt
Auch wenn es noch keiner sagt
So wurden von rechts getrieben
Asylanten Asylbewerber schließlich
Zu Flüchtlingen oder besonders
Gutmenschlich gestimmt Refugees
Selbstverständlich zu Migranten
Als fördere diese Wortwahl Integration
Ein Grundrecht auf Asyl besteht
Aber keines auf Migration warum
Der Wandel öffentlicher Sprache
Nichts Gutes langfristig verheißt

jens tuengerthal 15.9.20

Montag, 14. September 2020

Verliererfehler

Die SPD wurde wieder bestraft
Noch dazu in ihrem Stammland
Weil sich die Stammwähler nicht
Mit dieser Politik identifizieren
Dafür gibt es sicher viele Gründe
Will das nicht weiter analysieren
So wichtig ist die Kommunalwahl
Auch wieder nicht aber schlimm ist
Wie die Partei darauf reagiert
Es sich noch schönredet statt
Verantwortung zu übernehmen
Von einer Verbesserung zu reden
Zeugt von sehr viel Ignoranz
Die vermutlich bestraft werden wird
Sie verlieren zunehmend Wähler
Während die Grünen wachsen
Die CDU noch stabil bleibt dabei
Können kommunal Persönlichkeiten
Mehr punkten als im Bund je was
Zeigt es fehlt auch an der Basis
Keine gute Perspektive momentan
Ob es da besonders klug erscheint
Linke und Grüne Positionen im Bund
Im Bund mitzuvertreten wie zugleich
Über ein Linksbündnis zu mutmaßen
Also die eigene Arbeit zu verraten um
Ein wenig links fischen zu können
Was mutmaßlich noch nie gelang
Unter einem eher mittigen Kandidaten
Der mehr Schulden machen will als
Noch Finanzminister was nicht sehr
Zum Vertrauen der Mitte nun beiträgt
Während die CDU unter Merkel längst
Die Mitte breit besetzen konnte bleibt
Wenig Raum für die SPD künftig die
Höchstens Mehrheitsbeschaffer wird
Wo sie dafür noch genug Stimmen hat
Kluge Verlierer lernen aus ihren Fehlern
Bei der SPD bestehen da doch Zweifel
Es ist in Ordnung auch mal zu verlieren
Doch ohne Erkenntnis und Verantwortung
Bleibt unklar was für sie sprechen soll
Der Wählerwille scheint es nicht zu sein
Vermutlich haben linke Flügel wieder
Große Visionen ohne eine Perspektive
Auf ihre Realisierung bleiben sie Verlierer
Politik soll nur die Verwaltung gut leiten
Wenn alles ordentlich funktioniert ist die
Mehrheit zufrieden darum profitiert eine
Regierungspartei die Opposition spielt
In immer wieder Einzelfragen von nichts
Was logisch zu nichts mehr führen kann
Die Wahlergebnisse belegen es klar
Am besten lernte die Partei aus Fehlern
Aber wer kann das schon jemals ohne
Diese sich einzugestehen

jens tuengerthal 14.7.20

Moriavernunft

Mit Menschen in Not sollte nie
Politik gemacht werden doch
Geschieht nach dem Brand
Des Lagers von Moria genau
Das Gegenteil in Deutschland
Beide Lager wollen sich dazu
Profilieren zwischen Abschottung
Begründet durch Misstrauen wie
Vernünftigem Realismus auch
Auf der einen Seiten demgegenüber
Die Willkommenskultur gelobt wird
Menschenrechte verteidigen soll
Die Realität ignoriert wird weil mit
Vernünftigem Realismus betrachtet
Dort Menschen der Tod bald droht
Die verletzt und unversorgt unter
Unsäglichen Bedingungen leben
Keine Besserung in Sicht ist weil
Die Situation dort ist wie sie ist
Milliarden der EU gingen bereits
An Griechen wie Türken um dem
Steten Strom von Menschen in Not
Einhalt zu gebieten aber wer fragt
Wie es mit Verantwortung vor Ort
Steht gilt als unmenschlich weil es
Nur 5 Menschen pro Stadt wären
Was doch kein Problem sein kann
Aber tatsächlich vielen Angst macht
Es fehlt im Diskurs vor allem Vernunft
Die nüchtern abwägt was möglich ist
Welcher Weg sinnvoll sein kann statt
Das Leid der Menschen vor Ort noch
Zu instrumentalisieren lieber langfristig
Tragende Lösungen zu suchen die
Eine europäische Antwort brauchen
Welche aber so schnell nicht erreichbar
Wie Menschen dort jetzt Hilfe benötigen
Klüger als sich nun in der Aufnahme
Ohne Perspektive zu überbieten die
Wieder eine Bewegung in Gang setzt
Welche hier schwer vermittelbar wäre
Kräfte jenseits der Mitte noch stärkte
Was die Demokratie eher gefährdete
Dennoch muss sofort geholfen werden
Weil Menschen in existentieller Not sind
Dies aber sollte maßvoll abgewogen
Vernünftige Lösungen mit allen suchen
Statt bloß Gefühle zu bedienen die
Im Kampf um Stimmen genutzt werden
Aber keine Perspektive bieten können
So könnte der Katastrophenschutz
Vor Ort zur Hilfe eingesetzt werden
Zeltstädte und Krankenhäuser bieten
Um Menschen als erstes zu retten
Derweil kann die Politik Lösungen
Mit abgewogener Vernunft suchen
Die nicht nur auf einen Notfall vor Ort
Reagieren und damit Nachahmer
Wie 2015 anstiften würden was
Ein zu hohes Risiko gerade wäre
Darum sollte jetzt weniger Gefühl
Von Seiten der Politik benutzt werden
Über bloße Zahlen nur zu streiten
Sondern konkrete Hilfe geleistet die
Zur Rettung von Leben kosten darf
Das stände allen Beteiligten besser
Als Bilder voller Betroffenheit oder
Kommunen die sich bereit erklären
Ohne die Kosten selbst zu tragen
Womit die großzügige Bereitschaft
Der ach so sozialen Kommunen eher
Ein Geschäft zu Lasten Dritter ist
Während Hilfe die der Bund leistet
Seine Aufgabe angemessen erfüllte
Das Lager ist so überlegt gewesen
Weil griechische Behörden zu langsam
Türkische Behörden nicht kooperierten
Europa keine einheitliche Politik hat
Falsche Signale gesendet werden
Die von linker Seite noch konterkariert
Einen unklaren Eindruck hinterlassen
Der Menschen zu falschem verführt
Aber voller Gefühl sich human gibt
Während Gegner pauschal damit als
Unmenschen abgestempelt werden
Was die Spaltungsgefahr noch erhöht
Nichts liegt mir ferner als der Populismus
Aus dem Lager der AfD aber die linke
Variante davon ist nicht wirklich besser
Es sollten jenseits aller Profilierung nun
Ruhig vernünftige Lösung gesucht werden
Da die Hilfe aber keine Zeit mehr hat
Sollten wir sie sofort vor Ort leisten
Was ein Kompromiss wäre der zuerst
Den Menschen in Not helfen würde
Statt sich politisch zu profilieren
Was mehr Anerkennung verdiente
Als das aktuelle Gebrüll einiger die
Sich an Peinlichkeit und Hysterie
Dabei zu überbieten noch suchen
Mehr Vernunft und Aufklärung hilft
Langfristig noch immer weiter als
Bloße Symbolpolitik es je könnte

jens tuengerthal 14.9.20

Kapitalismuskritik

Wieder kommt laut das alte Lied
Von der Kapitalismuskritik auf 
Die sich für sozial und nachhaltig
Vor allem aber gerechter hält
Ohne dabei zu merken wie sie
Ideologisch totalitären Dogmatikern
Lieber folgt statt ehrlich zu sein
Konsequent zu Ende zu denken
Eigenes Verhalten zu prüfen
Entsprechend etwas zu ändern
Lieber wird ins marxsche Horn
Weiter geblasen schon lange
Wider besseres Wissen dabei
Laut öffentlich angeklagt damit
Ein Feindbild das Denken ersetzt
Wäre es nicht so durchschaubar
Intellektuell flach alleine der
Entlastung des Gewissens dienend
Würde es nicht so verärgern aber
Diese moralische Verlogenheit
Die sich empört gibt und dafür
Applaus und Tantiemen kassiert
Ist konventionell billiger Ritus
Der gut daran verdient sich
So gut menschlich zu geben
Wie Sybille Berg im Spiegel
Jüngst in linker Tradition klagte
Was ich wie diese Linie auch
Die alte Tradition dort hat
Empörend dumm stets finde
Als dächte keiner zu Ende
Unter den traditionsbewussten
Jüngern des Antikapitalismus
Aber es geht ja auch dabei
Mehr um Glaube als Vernunft
Vor allem Marketing natürlich
Von irgendwas müssen ja auch
Systemgegner noch leben
Kann auch gerne doof sein
Wie Privatfernsehen eben
Verkauft sich auch gut am
Verteufelten Markt des Lebens

jens tuengerthal 14.9.20

Geisterdialog

Große Literatur öffnet manchmal
Tore in unserem Geist von denen
Wir nicht mal wussten dass es sie
In ganz versteckten Winkeln gab
Was mich an Lampedusa's Roman
Über den Leoparen in Palermo
Erinnert und dessen Beschreibung
Des dortigen Palastes dessen letzte
Winkel manchmal seit Jahren schon
Von niemandem mehr betreten 
So ging es mir heute bei der Lektüre
Des Dialogs von Torquato Tasso
Mit seinem Flaschengeist in dem
Band von Giacomo Leopardi aus
Der Anderen Bibliothek in dem der
Mutmaßlich lange geisteskranke Dichter
Sich mit jener Phantasiegestalt so
Klug wie weise unterhält die zeigte
Auch wenn der Dichter am Ende der
Italienischen Renaissance als Franz I.
Mit Karl V. um Vormacht noch kämpfte
Nach heutiger Sicht wohl schizophren
War doch geistig überlegen blieb ob
Seine verehrte Geliebte nun wirklich
Prinzessin aus dem Hause d’Este war
Oder niemals wirklich es wurde allein
Ein idealer Traum von Liebe ihm blieb
Welche gern die große genannt wird
So erzählt er dem Geist wie sehr er
Sich wünsche seine Leonora doch
Nur einmal wiederzusehen worauf
Der Geist ihm verspricht sie ihm
Als Traum erscheinen zu lassen
Was Torquato zurückweist weil
Doch Träume nichts wahres wären
Woraus sich ein Dialog zwischen
Torquato und seinem Flaschengeist
Entspinnt der so wunderbar ist
Wie philosophisch tief zugleich
Viel über das Verhältnis von
Frauen und Männern offenbart
Wie auch die Illusion des Glücks
Dahingestellt ob dieser allein ein
Spiegel seiner Krankheit war oder
Zeichen höheren Genies das auch
Dessen spätere Dichtung noch
In schönster Form uns zeigte
Sicher offenbart dieser Dialog aber
Das Genie des jung verstorbenen
Auch aus altem Adel stammenden
Grafen Leopardi der sich früh schon
In der berühmten väterlichen Bibliothek
Weiterbildete als sein Wissen bereits
Das seiner eigentlich Lehrer überstieg
Sogar Zugriff auf zensierte Bücher hatte
Was eindrücklich sich zeigt als der Geist
Der Torquato Tasso nahelegt lieber
Glücklich mit Träumen zu sein statt
Weiter an der Realität unerfüllter Liebe
Zur jungen Prinzessin d’Este zu leiden
Sich wundert warum die Menschen doch
In der Liebe dazu neigen Frauen zu
Göttinnen zu machen die sie verehrten
Als wären sie vollkommene Wesen
Was der kleine Dichter hier gut kennt
Da auch mit dieser Neigung geplagt
Sich aber wundern wenn sie später
Nachdem sie die Realität menschlich
Miteinander genossen haben sich nicht
Mehr als Engel zeigen sondern natürlich
So menschlich eben unvollkommen wie
Die Männer von denen sie angebetet
Welche gerne Träume von Liebe lebten
Dafür jede Realität bereitwillig leugnen
Wie habe ich meine Göttin angebetet
Sie aber zugleich auch ganz menschlich
Körperlich genießen wollen was aber
Durch vorige Anbetung sphärisch wurde
Wie es uns verwirrten Männern oft geht
Wenn wir überzeugt sind zu lieben aber
Zugleich natürlich begehren wollen die
Menschlichkeit der Göttin aber die so
Unvollkommen ist wie wir gerade auch
In dem was sie uns gerne unterstellen
Was nur ihre Triebe wahrhaft spiegelt
Auch als eigentlich Atheisten verleugnen
So wurde mir plötzlich ganz klar wie
Natürlich menschlich die Liebe ist
Gerade nach heiliger Anbetung die
Natürlich die Realität enttäuscht weil
Traumgestalten nie real werden wir
Nur so schlechte kleine Menschen
Treffen wie es unserem Charakter
Schon immer entsprach sich also
Eins im anderen quasi gleich darin
Spiegelt und es keine Engel gibt
Die Liebe zutiefst menschlich ist
Warum es Glück genug sein kann
Im Leben von einem Geist einen
Schönen Traum als Geschenk zu
Bekommen um glücklich zu sein
Weil mehr als Traum und Illusion
Die Liebe ohnehin nie sein kann
Wir sie entweder als Ideal vergöttern
Was ich lange bereitwillig tat um
Den schönen Traum zu leben
Der in Leiden münden musste
Weil unser ganzes Leben stets
Zwischen Traum und Leid wechselt
Erfüllung Illusion immer bleibt
Wie der Geist Torquato beweist
Wir also besser glücklich träumen
Statt diese leben zu wollen was
Den Traum zur Realität uns machte
An deren Gewöhnlichkeit noch
Jeder Traum zu bald zerbrach
Warum sein Geist Torquato im
Gefängnis seiner Langeweile rät
Dankbar zu träumen um damit
Für ein Leben glücklich zu sein
Mehr wäre nicht zu erwarten
Was ich ernüchtert nun lächelnd
Betrachte und bemerke wie auch
In mir dieser Geist sehr stark ist
Der von großer Liebe gerne träumt
Sein Leben an den Traum hängte
Von der heiligen Prinzessin die
Uns ernüchtert erwachen ließ
Aber lange verklärt noch wurde
Statt sie als Alp zu erkennen
Warum ich Träume nun Träume
Sein lasse in der Realität lieber
Gute Bücher noch mehr lese
So kluge Texte ganz zu genießen
Denke daran wer mir das Buch
Einst schenkte und freue mich
So viel kluges lesen zu dürfen
Vielleicht bleibt ja was hängen
Vom jung gestorbenen Dichter
Der eine Dekade jünger blieb
Als ich es nun bin was mir
Zum Glück nun genügt

jens tuengerthal 13.9.20

Sonntag, 13. September 2020

Mittegalerien

Ein wunderschöner spätsommerlicher Sonntag lud zum flanieren ein. Im Hansaviertel losgelaufen und der Spree folgend gen Mitte am Ufer entlang gewandert. Von Höhe der Brücke, die zu Reichstag, Abgeordnetenhaus und Bundeskanzleramt führt, gen Mitte abgebogen, über Marienstraße, an der schönen Böse Buben Bar vorbei, die eigentlich immer einen Besuch wert ist, nur ausnahmsweise ignoriert wurde, weil die Kunst wartete, wie Friedrichstraße zur Linienstraße. Von dort aus einen kleinen Rundgang durch die Galerien in Berlins Mitte anlässlich des Gallery Weekend gemacht.

Es war noch Sonntagvormittag, der Andrang war relativ überschaubar, einige Galerien waren auch noch geschlossen, wie lange auch immer sie am Abend vorher noch gefeiert haben. Viele schöne Sachen gesehen, die Bilder zeigen es aber wenig,  was mich nachhaltig beeindruckt hat. Aber nette Bilder und viele schöne Menschen, wie gerne im Umfeld der Kunst, es war mal wieder schön.

An der Tucholskystraße dieser südlich folgend die Linienstraße verlassen und an der nächsten Kreuzung östlich in die Auguststraße abgebogen. Dort wartete auch der erste Glanzpunkt, eine Ausstellung von Cover-Fotografien, einer Auswahl der von den Nationalsozialisten verbrannten Büchern. Schlicht, klar und gut, gab sie jedem der verbrannten Bücher mit dem Foto der Cover der verbrannten Bücher ein eigenes Gesicht, umrahmte es schlicht weiß und erinnerte so an die weißen leeren Regale auf dem Bebelplatz, den Ort des Brandes, der an diese Schande mit Leere erinnert, die hier aber bunt gefüllt wurde. Ein schönes Konzept, was mir als Bücherliebhaber, auch wenn völlig ohne Bücher, gut gefiel. Ein würdiges Gedenken, das die Bücher, um die es ging, in den Mittelpunkt stellte und ihr Angesicht der Erstausgabe wieder aufleben ließ.

Im KW gab es nette neue Ideen, die ich mir aber nach dem Blick in den Katalog sparte, um mich auf die umliegenden Galerien zu konzentrieren. Einige schöne Sachen, sogar ein fast dreidimensionales Aufleben des Impressionismus, das durch besonders dicken Farbauftrag in ähnlichem Stil Bilder zeigte, die in den Raum hineinwuchsen. Fand zwar die Farbwürste, die den Malgrund bedeckten, teilweise etwas zu grell, es mir aufhängen zu wollen und es bräuchte schon viel Platz und Abstand, sie richtig wirken zu lassen, aber die Idee des Spiels mit schönem Bekannten in neuer Form gefiel mir gut, verkauft sich vermutlich auch nicht schlecht.

An anderer Stelle waren Holzplatten im Stil spätmittelalterlicher Kirchenmalerei mit Gesichtern oder ganzen Figuren überraschend verändert. Eine spannende neue Kombination, die auf den ersten Blick staunen ließ, wenn aus einem ikonenartigen dunklen Marienbild laubsägenartig mittig ein Stück herausgesägt wurde. Werke, die gut gehängt und vermutlich auch gut verkauft werden konnten, bei denen neu mit alt spielte, was nicht ohne Reiz blieb.

Einige leicht erotische Bilder von mehr oder weniger bekleideten Damen aber alles noch im jugendfreien Bereich, wurden in anderen Galerien präsentiert. Alles schön, kein Skandal, vermutlich gut verkäuflich und so äußerten sich auch die anderen Flaneure beiderlei Geschlechts, es gefiel manches. Empörung oder Staunen war nirgendwo zu sehen. Hier wird gut handelbare Kunst angeboten. Was mir das über die aktuelle Kunstszene und ihre Entwicklung sagt, weiß ich nicht genau, zumindest zeigt es, dass Berliner Galeristen auch an ihre Mieten denken müssen und entsprechend ausstellen, etwas vom Markt und vom Geschäft verstehen, was ja kein schlechtes Zeichen für den Kunststandort Berlin ist.

Schön war es, durch die Galerien zu flanieren, schöne Menschen, vor allem schöne und gut angezogene Frauen beim Betrachten von Kunst zu betrachten und die Werke störten weder den Flaneur noch sonst scheinbar jemanden dabei. Es war ein Erlebnis und wird bestimmt für manche ein Geschäft und ich war zumindest beim Erlebnis dabei von Geschäften verstehe ich ja eher nichts.

jens tuengerthall 13.9.20

Erbeben

Erbeben

Ein gemeinsames Erbeben
Erschüttert stärker als viele
Erdbeben die nur Platten
Tektonisch halt bewegen
Innerlich unberührt lassen
Am Anfang war Bewegung
Wie die Erdbeben zerstören
Zeigt das Erbeben Erregung
Nach geteilten Gipfeln wo
Über allen Wipfeln wieder
Goethsche Ruhe einkehrt
Natur ist beides wohl nur
Bleibt ohne d mehr Lust
Was unsinnig erst klingt
Ist menschliche Schöpfung
Ohne jedes höhere Wesen
Am Ende von hinten göttlich
Auch nüchtern betrachtet

jens tuengerthal 13.9.20

Samstag, 12. September 2020

Sexrollen

Spielen wir beim Sex Rollen
Oder folgen wir unserer Natur
Was will diese überhaupt
Befriedigung oder gut sein
Was ist wirklich erstrebenswert
Gibt es die ideale Stellung
Was mögen Frauen mehr
Wie wollen es Männer
Oder jeweils ganz anders
Nur manchmal passt es
Zufällig oder eine zeitlang
Unabhängig von Rollen
Dann können wir genießen
Wenn wir schon oder noch
Überhaupt können miteinander
Manche brauchen Rollen
Ob sub oder dom ist egal
Um Erfüllung zu finden
Einige experimentieren gern
Andere lieber immer gleich
Befriedigung kann körperlich
Oder durch Nähe geistig sein
Am schönsten war es immer
Wenn es natürlich passte
Sich auf seiner Ebene fand
Überflüssig wird der Sex
Bei Unverständnis was
Sich nicht klären lässt
Nichts muss alles kann
Genuss ist der Maßstab
Erfüllung das Ziel aber
Eines unter vielen nur
Überschätzen wir es nicht
Finden sich Rollen alleine
Die auch wechseln können
Neues zu entdecken was
Immer aufregend bleibt

jens tuengerthal 12.9.20

Beziehungsmodelle

Was ist das Beziehungsmodell
Für eine gute gemeinsame Zukunft
Hatte bisher meist das klassische
Bei dem zwei zusammenleben
Wie ich es aus der Familie kannte
Mit allen dazugehörigen Problemen
Strebte danach auch selbst eine
Eigene Familie zu gründen aber
Passt das Modell noch in die Zeit
Ist es gar zeitlos gültig weil es
Unserer Natur entsprechen würde
Oder bin ich nur gut dressiert
Habe nur weitergemacht was ich
Schon lange so kannte ohne es
Wirklich infrage gestellt zu haben
Bin am angeblich bewährten Modell
Mehrfach sehr leidvoll gescheitert
Ein auch teures Vergnügen was
Viel Energie und Lebenszeit raubt
War es das wirklich wert oder nie
Sollte ich etwas neues probieren
Um damit glücklich künftig zu leben
Statt einer festen Partnerin lieber
Liebhaberinnen die du dann siehst
Wenn beide es auch wollen ohne
Die Mühsal des Alltages zu teilen
Hat viel für sich muss ich inzwischen
Mit klugen älteren Liebhaberinnen
Erfahrener geworden wohl zugeben
Es teilt alles Schöne aber spart sich
Die unangenehmen Seiten der Beziehung
Es gibt eigentlich keinerlei Streit dafür
Intensive schöne Zeit miteinander die
Jedem genug Freiraum für sich lässt
Wollte es zuerst nicht sonder lieber
Das bekannte Modell weiterleben
Die klugen Frauen wollten es so
Aus unterschiedlichen Gründen
Fügte mich hardernd in die Umstände
Aber habe sie schätzen gelernt
Bin ein besserer Liebhaber wohl
Denn Partner je gewesen denk ich
Träume immer noch von Familie
Aber frage mich inzwischen ob
Das Leben so nicht viel schöner ist
Das Modell der Zukunft sein könnte
Nicht nur eine feste Beziehung haben
Sondern mehrere gelegentlich die sich
Alle voneinander unterscheiden damit
Verschiedene Bedürfnisse erfüllen die
Nie ein Mensch alle abdecken könnte
Weiß nicht ob es eine wahre Antwort
Auf diese Frage je geben kann aber
Genieße was ist weil die Damen es
So wollten und also wird es gut sein
Muss nicht alles mehr verstehen
Lieber genieße ich was ist mehr
Das Leben endet schnell genug
Die Zeit zu genießen wie sie ist
Bis es sich irgendwann wieder ändert
Scheint mir gerade das beste Modell
Mit den Umständen wie sie eben sind
So glücklich wie möglich zu sein
Habe also kein taugliches Modell
Für alle Zeiten oder die ferne Zukunft
Aber die Gegenwart zu genießen
Wie sie eben gerade ist könnte für
Einen schlichten Mann genug sein
Besser jedenfalls als die Katastrophen
In die Beziehungen mich oft stürzten
Nicht zu wissen was richtig und gut ist
Verwirrt gelegentlich auch ein wenig
Aber es lässt alles wie es gerade ist
Was etwas Kontinuität auch gibt
Vielleicht ist das auch das einzige
Was ich in der Liebe gelernt habe
Lieber immer genießen was ist
Statt irgend anderes zu wollen
Und auf kluge Frauen zu hören

jens tuengerthal 12.8.20

Inkompatibilität

Schön wieder eine Covidiotin
Dachte ich schon gestern
Als sie beim Flirten andeutete
Mit Mundschutz habe sie es
Weniger warum sie lieber
In eine Bar wollte als zum
Gallery Weekend mit mir
Wovon sie erst begeistert
Darauf schon vorsichtig
Aus unguter Erfahrung
Läutete ich den Rückzug
Noch möglichst höflich ein
Deutete an wie gut ich
Die Politik dabei fände
Worauf sie feststellte
Da wären wir dann wohl
Unterschiedlicher Meinung
Welch weise Erkenntnis
Dachte ich grinsend aber
Sagte nur dann könnte es
Schwierig werden ohne
Noch Hoffnung zu haben
Es sei mehr zu erreichen
Als bestenfalls noch seine
Ruhe voreinander zu haben
Leider wollte sie mich noch
Bekehren als Freidenkerin
Die sie sei wäre das für sie
Kein Problem aber die pro
Regierung seien intolerant
Leugneten das Wissen
Andersdenkender seien stets
Dogmatisch während sie offen
Für alle die Freiheit verteidige
Daraufhin erwiderte ich dass
Die Freiheit die Leben anderer
Zu gefährden und mit Rechten
Sich solidarisieren keine sei
Die geschützt werden müsse
Sondern schlicht asozial weil
Eine Millionen Tote eben keine
Basis für Diskussionen mehr sei
So schön sie sei es würde wohl
Schwierig gehen miteinander
Konnte ich noch mehr sagen
Fragte ich mich etwas verwirrt
Worauf ich als manipuliert beschimpft
Mit Videos der Kennedy-Rede
Ungefragt beschickt wurde
Als ich daraufhin nochmal um
Ruhe bat mit dem Versprechen
Sie auch nie wieder zu belästigen
Wurde mir gesagt ich begriffe
Wohl nichts sei also ein Idiot
Worauf ich noch einmal bat
Keine Belästigung mehr von
Covidioten zu erhalten
Was sie zum Anlass nahm mich
Als Mann ohne Hirn zu titulieren
Und sogleich zu blocken was
Wieder zeigt bestimmte Welten
Sind derzeit schlicht inkompatibel
Der höfliche Abschied liegt nicht
Allen Menschen scheint auch
Eine Frage von Bildung zu sein
Lächelte und innerlich weiterging
Wie gut dass die Mehrheit noch
Vernünftig ist statt im Wahn
Asozialen Scharlatanen zu folgen
So trennt sich Spreu vom Weizen
Manche Diskussionen sind noch
Völlig entbehrlich denke ich
Werde mich künftig nur noch
Höflich verabschieden gegen
Verschwörung hilft keine Vernunft
Nur Abstand bringt noch etwas
Zumindest erstmal Ruhe

jens tuengerthal 12.9.20

Terrorkultur

Wir leben seit dem 11.9.2001
In einer anderen Kultur die
Von Angst vor dem Terror
Geprägt und verändert ist
Auslöser waren Anschläge
Von Al Qaida in den USA
Flugzeuge als Waffe benutzt
Einstürzende Hochhäuser
Stimmung wie im Krieg
Multikulti war vorher
Danach blieb Misstrauen
Was kommt in Zukunft
Solange die Angst regiert
Bleibt der Terror mächtig
Den Frieden gewinnt nur
Wer die Angst ablegt
Eine Kultur des miteinander
Pflegt statt zu kämpfen
Hoffen wir auf mehr Mut
Zu einer Kultur des Friedens
Sonst bleiben Terror und Angst

jens tuengerthal 11.9.20

Freitag, 11. September 2020

Familienzukunft

Hat Familie noch eine Zukunft und wenn ja welche?

Wir sind in einem Prozess der Veränderung, dessen Ausgang noch nicht absehbar ist. Noch stehen in unserer Gesellschaft mehrere Modelle von Familie nebeneinander, doch setzt sich das neue Modell, bei dem beide Eltern gleichberechtigt Verantwortung für familiäre Aufgaben übernehmen, immer mehr durch. Gleichzeitig fürchten die Anhänger des traditionellen Modells der Familie um deren Zukunft und verfechten dies auf verschiedenen Wegen. Ein Zeichen waren die lange Vorbehalte in Teilen der Politik gegen die Homo-Ehe als gleichberechtigtes Familienmodell.

Im Gegensatz zu Frankreich fand dies im protestantischer geprägten Deutschland große Zustimmung in breiten Kreisen der Bevölkerung und kann heute als akzeptiert gelten. Damit erhält der kulturelle Begriff der sozialen Familie größere Bedeutung, der im übrigen schon immer der Kitt war, der Großfamilien zusammenhielt und der stark auch auf der emotionalen Ebene verwurzelt ist, was wiederum auf eine Stärkung der Sozialkompetenz schließen lässt, die heute auch als Führungsqualität von größerer Bedeutung ist, als die früher vorrangigen Macher-Qualitäten, die eher Testosteron gesteuert waren und damit mehr von Männern wahrgenommen wurden.

Inwieweit die verstärkte Übernahme von Elternzeit durch Väter, die das nicht mehr als Karrierehindernis betrachten, schon zu einer neurologischen Veränderung bei den Betreffenden Vätern geführt hat, also die Mutterareale im Hirn stärker aktiviert wurden, konnte noch nicht nachgewiesen werden, doch ist davon auszugehen, was auch für die Entwicklung der Familie eine Veränderung bedeuten wird, da nun beide die Tragweite der jeweiligen Aufgaben kennen und übernehmen können. Der transparentale Weg ist sozial längst eingeschlagen worden. Dies wird das Leben in den Familien langfristig verändern.

Seit Beginn der verstärkten Gleichberechtigung und der häufigeren Übernahme von Elternzeit durch Väter ist zumindest die Scheidungsquote in Deutschland von 52% auf 43% zurückgegangen, was eine überzufällig deutliche Entwicklung zeigt. Mehr Verständnis füreinander in allen Bereichen verursacht wohl ein besseres Miteinander, Die typische Trennungszeit für Eltern junger Kinder, die von den Aufgaben einseitig überfordert sind, ging merklich zurück.

So könnte der scheinbar nur soziale Aspekt stärkerer Gleichberechtigung für eine höhere Stabilität der Familien im konservativen Sinne sorgen, weil auch die sozialen Aufgaben gemeinsam wahrgenommen werden. Die Reformen des Familienrechts, die Gegner für die Aufgabe der klassischen Familie lange hielten, auch weil Männer sich lange nicht vorstellen konnten, selbst die typisch weiblichen Aufgaben, zumindest jene, die lange so gesehen wurden, wahrzunehmen, führten bereits zur Senkung der Scheidungsrate.

Aber auch im Falle einer Trennung, bleiben die vorher Partner nicht mehr lange alleine, sondern gründen eher, oft mit anderen getrennten Elternteilen, eine neue Familie, in denen dann gemeinsame und vorige Kinder zusammenleben. Das sogenannte Patchwork-Modell ist längst normal geworden und wird auch von den Kindern selten als schwierig wahrgenommen. Es gibt dort, neueren Studien zufolge, keine höhere soziale Auffälligkeit als in herkömmlichen Familien. Im Gegenteil weisen diese Modelle sogar oft auf eine besonders hohe Sozialkompetenz hin, womit, was früher als Schande der Scheidung galt, die Ausdruck für ein soziales Scheitern war, heute den Weg zu neuer Kompetenz und Anerkennung eröffnen kann. Das Stigma der Scheidungskinder wird zur besseren Chance der Kinder in Patchworkfamilien, die früh eine höhere Flexibilität erlernen.

So werden alte Begriffe, den Anforderungen der Lebenspraxis entsprechend umgedeutet und helfen so das alte Familienmodell der neuen Zeit anzupassen, womit es wider Erwarten besser am Leben gehalten wird, als viele Kulturpessimisten lange unkten, die transparentale Elternschaft und Hausmänner schon als den Anfang vom Untergang des Abendlandes sahen. Dieser Tonfall, insbesondere noch aus Kreisen der AfD, des früher FN in Frankreich oder der Anhänger von Trump ist ein typisches Beispiel für Fake-News, den die Praxis der letzten Jahrzehnte immer deutlicher widerlegt. Vor allem die gesunkene Scheidungsrate, auch aufgrund höherer Sozialkompetenz der Beteiligten, weist auf eine positive Entwicklung des eigentlich konservativen Familienmodells unter neuen progressiven Vorzeichen hin.

Inwieweit diese positive Entwicklung durch Migration von Personen aus traditionell konservativeren Regionen, die noch stärker religiös geprägt sind, verändert werden könnte, ist nicht bekannt. Der Anteil ist allerdings so gering, verglichen zur Gesamtbevölkerung, dass es vermutlich nicht deren langfristige Entwicklung verändern wird. Jedoch ist auch bei Migranten der zweiten und dritten Generation eine immer stärkere Übernahme der lokalen Gewohnheiten, die dann mit einem sozialen Aufstieg einhergehen, zu beobachten. Zwar wird vermutlich jeder Ausnahmen kennen, die jedoch diese bleiben und auf die Entwicklung keine gravierende Bedeutung haben. Dabei wird auch verstärkte Bemühung um Integration wichtig sein, mit der auch staatlicherseits die gewünschte Entwicklung unterstützt werden kann. Im Gegenteil zu den Vermutungen der Schwarzmaler, werden die Migranten vermutlich eher die Emanzipation in ihren Heimatländern voranbringen, als die hiesige zurückdrehen.

Auch wenn ich selbst die Erfahrung machen konnte, dass die Partnerschaft mit jemandem, der einem traditionellen Millieu entstammt und die hiesigen Werte teilweise ablehnt, zwar zu einer Stagnation der eigenen Entwicklung führte, weil ich als Mann, von Natur aus träge, gerne wieder auf das alte Modell umschwenkte, solange es gefragt war, aber irgendwann auch feststellen musste, dass diese Art des Miteinanders langfristig keine Zukunft hatte, weil das, was heute Partnerschaft ausmacht, die wechselseitige Übernahme von Aufgaben und Erleichterung im Alltag, sich so nicht realisieren ließ eher Konfrontation und Konflikte alltäglich wurden, die vorher überwunden waren.

Das Rad lässt sich zwar scheinbar und zeitweise, wie es die USA unter Trump gerade noch erleben, zurückdrehen oder zumindest anhalten aber für die langfristige Entwicklung haben solche Ausreißer keine Auswirkung, sie werden historisch bedeutungslose Versuche, die keine Zukunft mehr haben. Vor allem hat sich das alte Modell hinsichtlich der Stabilität der Familien nicht bewährt. Im Gegenteil haben die neuen Modelle zu mehr Konstanz und weniger Trennungen geführt, weil die Aufgabenteilung das Miteinander verbessert.

Wie schnell sich diese Veränderungen im Gehirn manifestieren werden, sich die bei Männern erst sozial zu aktivierenden Mutterareale nachweisen lassen, wird die Forschung in Zukunft ergründen können. Sofern dauerhafte Übung sich wohl auch auf das Erbgut auswirken kann, die frühere Annahme einer klaren Trennung von Anlage und Erziehung ist insoweit wohl auch hinfällig, könnte die geänderte Praxis langfristig zu einer Veränderung der Sozialstruktur der Gesellschaft führen, weil sich die sozialkompetenteren Menschen auch im Miteinander anders verhalten, mehr Lösungen suchen, als Probleme wälzen, die Entwicklung sehr konstruktiv sein könnte.

Insoweit stimme ich Christina von Braun in ihrem positiven Resümé zur Zukunft der Familie zu und das dies auch an der Einführung der homosexuellen Ehe liegt, die gleichfalls zu einer stärkeren Stabilisierung der sozialen Verhältnisse geführt hat, halte ich auch für naheliegend. Widersprechen möchte ich ihr aber am Ende bei ihrer absurden These die Psychoanalyse, jene von Freud begründete postreligiöse Sekte, sei ein gutes Modell zum Verständnis sozialer Prozesse der Zukunft. Ganz im Gegenteil halte ich die Jünger des Unterbewusstseins eher für vorgestrig und das System, so gute und wichtige Beobachtungen es brachte, für ungeeignet einen konstruktiven und bewussten Prozess der sozialen Transformation in Gang zu bringen oder zu begleiten.

Wem nutzt an dieser Stelle ein erfundenes Unterbewusstsein, das den Analytikern eine priesterartige Stellung bei der Auslegung des eigenen Seins gibt, die der katholischen Dogmatik nicht unähnlich ist?

Die Veränderung der Familie infolge höherer Gleichberechtigung und die Entwicklung der transparentalen Elternschaft, in der beide bewusst beide Aufgaben übernehmen, braucht keine Auslegung des Seins aus dunklen Gründen des Unterbewussten, was primär auf die Sexualität mit ödipalen Modell schaute, was auch Christina von Braun kritisiert. Dennoch hält sie als Wissenschaftlerin das unwissenschaftliche Modell der Psychoanalyse, das auf dem nur geglaubten Unterbewusstsein als Einflussträger aufbaut, für geeignet, eine bewusste Gestaltung der neuen Freiheit zu begleiten. Das ist im besten Falle vorgestrig, so gut und bereichernd ihr Buch bis dahin war, ist dieses Ende ein wenig unwürdig und kaum zeitgemäß, zumindest nicht einer freieren Zukunft zugewandt.

Die Psychoanalyse ist das Gegenteil von Aufklärung im kantschen Sinne. Sie wühlt in dunklen Löchern, die sie mit ihrer Dogmatik in das unfrei machende Unterbewusstsein projiziert. Damit ist kein aufgeklärt, emanzipiertes und gleichberechtigtes Verhalten langfristig erreichbar, im Gegenteil. Die Entscheidung für die Familie der Zukunft sollte bewusst erfolgen und ist nur dann ethisch gut und richtig, wenn sie aus dem Bewusstsein frei gestaltet wird. Die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung entsprechend der natürlichen Gleichheit soll bewusst gelebt werden, nicht aus erfundenen Abgründen des Unterbewusstseins abgeleitet werden, die nicht weiterführen als zur Sekte der Psychoanalyse, die eben genau nicht konstruktiv gestaltet, sondern nur Probleme aus unklaren Gründen konstruiert.

jens tuengerthal 11.9.20

Donnerstag, 10. September 2020

Transelternnatur

Ändert sich die Natur der Eltern durch ihre Rolle?

Neue Studien belegen, dass sich der Teil des Gehirns, der bei Frauen für die Sorge für die Kinder zuständig ist, auch bei Männern in dieser Rolle entsprechend verändert. Die Studie wurde zuerst bei homosexuellen Paaren durchgeführt, bei denen ein Partner die Mutterrolle übernahm. Die Entwicklung entsprach der bei Frauen und die entsprechenden Regionen im Gehirn wurden neurologisch aktiviert. Die jeweilige kulturelle Aufgabe kann also eine biologische Veränderung im Gehirn bewirken. 

Das Gehirn ist nicht festgelegt sondern ein flexibles Organ, das sich den Bedingungen seiner Umwelt erstaunlich schnell anpassen kann. Wie neuere neurologische Studien auch an Schlaganfall und Schädelhirntrauma Patienten zeigen, können andere Regionen des Gehirns die Funktion des beschädigten Bereichs vollständig übernehmen. So ist das Gehirn und damit die menschliche Natur also nicht einfach festgeschrieben, sondern wird durch soziale Prozesse und die Übernahme von Aufgaben verändert.

Was für die Funktionsübernahme nach einem Schlaganfall oder sonstigem Hirnschaden gilt, wird auch für andere Bereiche der kontinuierlichen Nutzung gelten. So wird die Übernahme neuer sozialer Funktionen bestimmte Bereiche stärken und mehr Anforderungen dahingehend entwickeln lassen. Ob aufgrund dieser Anforderungen gleichzeitig die traditionell männlichen Bereiche, die vielfach durch Testosteron gesteuert und befeuert wurden, abnehmen und das ein Schaden wäre, ist eine andere Frage.

Innerhalb weniger Jahre hat sich das gesellschaftliche Verständnis der Vaterrolle hierzulande verändert. Während ich zu Beginn meiner Vaterschaft noch meist der einzige Vater auf dem Spielplatz war, ist es heute ein Selbstverständnis in breiten Schichten geworden, dass sich die Aufgaben geteilt werden und Väter sich in früher typisch mütterlichen Aufgaben üben. Es ist davon auszugehen, dass dieses veränderte Selbstverständnis auch zu einer Veränderung im Gehirn der engagierten Väter führt, die damit neue Bereiche aktivieren, die vorher jahrhundertelang in der patriarchal dominierten Gesellschaft brachlagen.

Dieses neue Selbstverständnis der Männer zeigt sich auch in traditionell strukturierten Unternehmen immer mehr, wo es normal wird, dass Väter ihre Elternzeit nehmen oder nicht Vollzeit arbeiten, um gemeinsam die elterlichen Aufgaben mit ihrer Partnerin wahrzunehmen. Es konnte dabei bisher nicht nachgewiesen werden, dass dies zu einer verstärkten Impotenz der so tätigen Männer geführt hätte. Dagegen wurde verstärkt eine Kompromissbereitschaft und Kooperationsfähigkeit auch auf Seiten der Väter wahrgenommen, die also durch ihre Rolle eine höhere auch beruflich wichtige Sozialkompetenz entwickelten.

Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich junge Frauen auch bewusst ihre Partner nach deren Fähigkeit und Bereitschaft zur Übernahme der Vaterrolle aussuchen. Während früher ein hohes Einkommen und die mit ihm verbundenen Statussymbole als Vorteil auf dem Heiratsmarkt galten, ist heute väterliche Erfahrung und Sozialkompetenz, also die Aktivierung auch anderer Bereiche des Gehirns wichtiger geworden. Eine Familie zu gründen und erfolgreich, im Sinne von langfristig und glücklich, darin zu leben, erfordert heute andere Fähigkeiten als noch in meiner Jugend und Männer tun gut daran, ihr Hirn in diesem Bereich zu aktivieren, wenn sie auf dem Partnermarkt nachhaltig erfolgreich sein wollen.

Damit zeigt sich auch, dass, was bei Gender-Studies sonst als bemüht verspottet wurde, eine neurologische Grundlage hat und die Veränderung der sozialen Bedingungen dazu geführt hat, dass erfolgreich eine Familie eher gründen kann, wer diese soziale Qualitäten mitbringt, die im Hirn trainierbar sind. Die Idee transparentaler Elternschaft, bei der beide abwechselnd alle Aufgaben übernehmen und dies auch können, die noch vor einer Generation undenkbar war und von Teilen der Gesellschaft nachwievor als unnatürlich bezeichnet wird, warum die Diskussion zum Thema immer noch zu Konflikten führt, heute bereits immer größere Normalität erreicht.

Habe es selbst gelebt, wenn auch mit zuerst inneren Widerständen, weil ich mich in der Mutterrolle in meiner Männlichkeit beschränkt sah, warum ich Aufgaben wie das Putzen mit besonderem Widerwillen nur hinter mich brachte, als es noch neu und ich ein Sonderling dabei war, der vermutlich Testosteron getrieben auch gerne seine Männlichkeit unter Beweis stellen wollte, so lächerlich fernliegend diese Versuche teilweise waren. Sehe es bei meinem Schwager, der auch die Rolle des Hausmanns übernahm und sie vermutlich noch besser ausfüllt als ich es damals konnte, der noch das Gefühl hatte als ältester Sohn der Familie doch zu einer höheren Aufgabe geweiht zu sein. Als könnte es in einer Familie eine wichtigere Rolle geben, denn die Mutterrolle, die für den Fortbestand, den Zusammenhalt und das Aufwachsen der Kinder sorgt aber als in einem patrilinearen System geprägter ältester Sohn, lag mir eine solche Betrachtung noch völlig fern.

Die Lektüre von Christina von Brauns Blutbande hat mich insoweit deutlich weiter gebracht und mein Verständnis für die Austauschbarkeit der Rollen und den Wert der jeweiligen Aufgaben erhöht, was für eine Zeit schon meinen Alltag prägte. Kann dazu aber von mir sagen, wie fern mich diesem emanzipierten Selbstverständnis, was ich über Jahre lebte, wiederum die Beziehung zu einer jungen Frau gebracht hat, die vom Elternhaus aus noch stärker von der balkanischen Kultur geprägt war, den Feminismus lächerlich fand und die Typen, die Mutterrollen übernahmen eher lächerlich machte, selbst keine Kinder wollte. Zwar hat die Beziehung zu einer fünfundzwanzig Jahre jüngeren Frau mein Denken und mein Selbstverständnis nicht grundlegend mehr verändern können, aber die dort stärker geforderten testosteron basierten Teile des Gehirns, bewirkten eine gewisse Verwirrung und Veränderung, die ich lange nicht verstand, weil vorher weniger genutzte Areale neu aktiviert wurden und ich mich selbst fragen musste, welche Rolle ich neben einer hochintelligenten aber anders sozialisierten Frau spielen sollte, was zu erwartbaren Konflikten führte, die am Ende nicht lösbar waren. So gesehen ist die Rückkehr zur erlernten Position als engagierter Vater auch infolge der Lektüre der Blutsbande, eine sehr positive Wirkung der Lektüre, die vielleicht sogar brachliegende Hirnareale wieder aktivieren könnte.

Deutlich aber zeigt es, wie stark auch geringe kulturelle Unterschiede sich auf das Miteinander und die Verständigung auswirken können und wie sehr auch soziale Kontakte unser Gehirn und seine Funktionsfähigkeit beeinflussen, weil wir, was wir nicht mehr benutzen auch schnell deaktivieren, während uns wesensmäßig fremde Muster anderer Kulturen zu unlösbaren Konflikten führen können, die wir froh sein können, überwunden zu haben. Das Ideal hoher Flexibilität bei der Übernahme von Aufgaben, die nicht mehr mit der anderen Natur verbunden werden, ist eher fähig, gemeinsame Wege zu gehen, als die Kompromisslosigkeit alter Strukturen, die logisch mit kollidierenden Erwartungen zu Konflikten führen musste. So hat die Beschäftigung mit der Kulturgeschichte der Familie, wie sie Christina von Braun in ihren Blutsbanden erzählt, meinen Horizont nicht nur erweitert, sondern sogar geholfen typische innere Konflikte zu erkennen und zu lösen, die mich schon lange begleiteten und mich ex post mit der vorigen Rolle nicht nur zu versöhnen, sondern mich stolz darin als einen, wenn auch etwas widerwilligen, Vorreiter zu sehen, der schon einmal die künftig wichtigen Areale im Hirn aktivieren konnte.

Spannend ist am Ende dieses Buches, von dem nur noch das Resümé auf mich wartet, wie sehr die klassische Unterscheidung von Biologie und Kultur verfließt und beide sich gegenseitig beeinflussen. Es gibt keine feste Natur und Biologie, sondern auch diese wird durch Veränderungen in unserem Denken verändert. Es stehen uns spannende Zeiten bevor.

jens tuengerthal 10.9.10

Sexquali

Was macht Sex wirklich gut
Sind es bestimmte Techniken
Dass beide dabei kommen
Am besten zusammen
Was ich früher stets dachte
Orgasmen überschätzend
Ist es Harmonie und Nähe
Zählt zuerst der Egoismus
Der sich befriedigen will
Genügt wenn eine bebt
Ist er schnell und wild oder
Erotisch wie spielerisch
Was bleibt was kommt
Was verschwindet wieder
Warum hinterlässt Porno
Wie Prostitution mehr Leere
Als Erfüllung zu schenken
Wie fasse ich richtig an
Bei Frau immer anders
Je nach Stimmung Zyklus
Person Uhrzeit unterschiedlich
Bei Mann immer gleich
Kann ich dazu etwas sagen
Frage ich mich gerade
Aber ehrlich gesagt hab ich
Keine Ahnung davon
Fragt mich nie davor
Danach weiß ich es
Es hängt an vielem
Mindestens zwei sind
Meistens daran beteiligt
Dazu Männer und Frauen
Zumindest bei uns Heten
Was soll ich da sagen
Bessee schwiege ich
Manchmal geht es gut

jens tuengerthal 10.9.20

Erotikerfahrung

Was schafft erotische Stimmung
Miteinander wie überhaupt so
Frage ich mich und denke dabei
Scharf nach was ersteres hilft
Kombiniert eher weniger bringt
Weil Triebe selten denken aber
Gewollte Erotik eher peinlich ist
Wenn die Puffelsmuze plötzlich
In Strapse vor dir tanzt bist du
Am Ende eher verwirrt als geil
Wo der Dame aus Versehen
Der Rock etwas verrutscht
Den Strumpfansatz nur zeigt
Reizt das wie nichts anderes
Weder Alter noch Schönheit
Zählen für die Erotik wirklich
So führt die erotische Absicht
Meistens eher zum Gegenteil
Was nur Liebe noch zart tarnt
Erotische Stimmung geschieht
Wo wir nicht danach drängen
Der Spannung Raum geben
Zwischen uns zu wachsen
Was mehr sein kann als alles
Das sich gern erotisch nennt
Dies wechselt je nach den
An der Lust dabei Beteiligten
Wie Stimmung und Zeitpunkt
Beim Sex endet die Erotik meist
Manchmal bleibt sie auch noch
Als unerlöstes Wunder zurück
Für dann sicher nächste male
Die Kenner zu schätzen wissen
Erotik befriedigt sich nicht mehr
Aber reizt bis zum Wahnsinn
Sie ist der große Zauber
Neben sonst nur Natur

jens tuengerthal 10.9.20

Andenken

Denke immer an dich
Dabei und sonst auch
Egal mit wem bist du
Immer da und also nie
Sonst dächte ich nicht
Sehnsüchtig an dich
Die für immer weg ist
Dann wärst du ja da
Was kitschig klingt
Alles was da ist fehlt
Nie nur was weg ist
Wird durch sein nichts
Immer kostbarer mir
Darum haben wir so
Andenken eigentlich
Völlig bescheuert wohl
Gut dass du weg bist
Sonst dächte ich nicht
Immer für immer an dich
Aber ist jetzt auch egal
Weiß ja nicht mal mehr
Wer du eigentlich bist

jens tuengerthal 10.10.20

Bibliotheksdiwan

Eine Bibliothek ist der schönste Ort
Den ein leidenschaftlicher Leser je
Für sich finden kann weil zugleich
Heimat und ganze Welt in einem
Auch wenn sie bescheiden eher
Wenig mehr braucht es zum Glück
Mit vorhandenen Mitteln bestückt
Enthält sie so viele Geschichten
Das eine Leben kaum reicht sie
Alle gelesen zu haben doch mehr
Noch ist sie Teil des Leben dessen
Der in einer solchen leben darf
So freue ich mich jeden Tag daran
Wieviel schöne Bücher um mich sind
Liege auf dem Diwan in der kleinen
Bibliothek im Seitenflügel hier am
Helmholtzplatz mitten in Berlin wo
Draußen das Leben meist tobt
Was den Leser nicht tangiert doch
Wieviel schöner noch wird diese
Welt voller Bücher die doch schon
Mehr ist als ich zu träumen wagte
In Erinnerung der Lust die ich hier
Mit wunderbaren Frauen erlebte
Wie ich sie nackt vor Büchern 
Voller Glück betrachten durfte
Ihnen so nah wie nur möglich war
Höchste Lust in Gegenwart von
Vielen Büchern genießen durfte
Dankbar denke ich wenn alleine
Wie gerade dem Regen lauschend
Wie reich mein Leben doch war
An Büchern und Frauen bis jetzt
Welch Gnade es eigentlich ist
Dies zu erleben und zu genießen
Komme was immer wolle habe ich
Auf dem Diwan in der Bibliothek
Ein wunderbares Leben gehabt
Mehr als Liebe und Literatur ist
Kaum vorstellbar mir und also
Bin ich glücklich mit dem was ist
Auf dem Diwan in der Bibliothek
Die bescheiden mir Welt genug
Wer immer kommt um zu bleiben
Während der Wind mit dem Regen
Die Bäume im Hof wild bewegt
Der Herbst als Lesezeit beginnt
Habe ich die ganze Welt um mich
Voller Erinnerungen und Bücher

jens tuengerthal 9.9.20

Mittwoch, 9. September 2020

Relativvater

Verschwindet der biologische Vater?

Die Reproduktionsmedizin macht den biologischen Vater überflüssig. Dieser bekommt sein Geld für die Samenspende, danach ersetzt ihn technisch der geistige Vater im Labor wie nach der Geburt der soziale Vater in der Familie.

Potenz ist damit kein Maßstab möglicher Fortpflanzung mehr, diese kann durch finanzielle Mittel erworben werden. Lesbische Beziehungen brauchen bald gar keinen Mann mehr, um Kinder zu bekommen, sobald sich, was im Versuch schon glückte, aus Körperzellen Samenzellen zu machen, durchsetzt. Damit ist der biologische Vater de facto überflüssig geworden, um Nachwuchs zu zeugen.

Nach der Relativierung seiner sozialen Rolle verliert der Mann damit auch seine biologische Notwendigkeit, beruhigend dabei kann für davon frustrierte Männer nur sein, dass es der momentan biologisch noch für nötig gehaltenen Mutter vermutlich bald ähnlich geht und wir uns als zur Zeugung überflüssige Wesen nun allein dem Vergnügen dabei widmen können, wie es uns Epikur schon vor über 2200 Jahren weise riet, weil das Leben keinen Zweck verfolgt, als glücklich zu sein.

Zum Glück macht der Vorgang der Zeugung den meisten Beteiligten noch relativ viel Freude, warum nicht gleich mit einem Aussterben der überflüssig gewordenen Gattung zu rechnen ist, wie es die Natur sonst über einige Generation mit überflüssig gewordenen Funktionen macht, die sich in ihrer Funktion erledigt haben.

Ob Menschen also in einigen tausend Jahren noch funktionierende Geschlechtsteile haben oder sich dieser Bereich dank der labormmäßigen Herstellung optimierter Menschen erledigt, könnte eine spannende Frage sein, die allerdings so weit in die Zukunft greift, dass ich mich dazu lieber enthalte. Auch ob die Tendenz zum Unisex in Mode und Gesellschaft, schon eine soziale Vorstufe dieser Entwicklung ist oder eher Ausdruck eines Kampfes um Emanzipation, möchte ich lieber offen halten, um mich bei diesem Thema nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, was sich als Mann beim Thema Feminismus immer empfiehlt.

Spannend könnte aber sein, ob sich unser Sexualverhalten ändert, sofern es nicht mehr der Fortpflanzung sondern allein der gegenseitigen Befriedigung dient. Fraglich könnte dabei etwa sein, ob dann Frauen mehr auf ihre persönliche Lust achten als bisher und wie sich Paare unter den veränderten Rahmenbedingungen verständigen können. Werden wir die reine Lust als solche genießen können oder werden wir überflüssig gewordenen Väter noch impotenter als uns der Konsum des mit Hormonresten weiblicher Verhütungsmittel angereicherten Trinkwassers ohnehin schon lange macht?

Wie wird sich das Sexualverhalten ändern, sofern die Männer nicht mehr zur Arterhaltung, um eine Frau werben müssen, sondern dies zum gegenseitigen Vergnügen tun sollen oder werden sich dann alte Riten umkehren und Frauen plötzlich um Männer werben, die sie befriedigen sollen, die aber davon genervt, betonen, es ginge ihnen in der Begegnung nicht nur um Sex?

Werden die Männer sich lieber wieder mehr der Onanie widmen, die weniger zeitaufwendig und anstrengend ist, keine sonstigen Spielchen braucht, mehr Zeit für andere Hobbys lässt?

Die Befreiung der Väter aus ihrer biologischen Funktion gibt ihnen auch die Chance, in der sozialen um so mehr zu glänzen. Zwar stellt sich die Frage, ob die Bindung auch ohne biologische Verwandtschaft noch so innig ist, aber zumindest besteht die theoretische Chance zu einem aufgeklärt positiven Umgang damit, dahingestellt, was die Praxis und die männliche Neigung zur Trägheit anschließend daraus macht.

Wie wird sich der Markt der männlichen Bewährungsproben auf vielen Gebieten verändern, wenn diese als Beweise der Potenz nicht mehr nötig sind, sollten Porsche und Ferrari umsatteln oder schon Konkurs anmelden, weil ihre Schwanzverlängerungen keiner mehr braucht?

Der Untergang des Pharmaherstellers Pfizer mit seinen Viagra-Pillen wird verschmerzbar sein, wobei nicht klar ist, ob die Nachfrage nicht noch viel größer wird, weil mit Wegfall der natürlichen Motivation noch weniger Männer einen Grund sehen, sich aufzurichten, statt gemütlich schlaff in der Ecke zu hängen, wie es ihrem Wesen entspricht, was zumindest friedensstiftende Wirkung weltweit haben könnte.

Es wird sicher noch viele Generationen dauern, bis normal wird, was gerade beginnt und das lächerlich pubertäre Verhalten von Trump oder Putin belegt, wie stark das Bedürfnis nach alten männlichen Mustern in vielen schlichteren Gemütern noch ist, so untauglich sie praktisch auch sind, doch das sind nur die üblichen Zuckungen in Extreme, die beim Untergang alter Strukturen anstehen, wie sie der Islamismus noch zeigt, bevor sich die Mehrheit der intelligenten Muslime von ihrem Aberglauben so abkehren wird, wie die Mehrheit der europäischen Christen von dem ihren und er wie aller Hokuspokus nur noch ein Vergnügen für das Privatleben wird, damit der alte Straßenräuber genannt Prophet endlich seine Ruhe hat.

Amüsant daran ist, die Parallelität der verschiedenen Kulturen zu beobachten, die teilweise noch in mittelalterlichen oder älteren Strukturen hinsichtlich ihrer Sozialgewohnheiten feststecken. So kommen sich die Einwohner fortgeschrittener Kulturen auf der Welt wie in einem ethnologischen Museum vor, dürfen das aber nicht denken oder sagen, um niemanden zu diskriminieren, auch wenn kulturelle Entwicklung schlicht linear verläuft und die Überwindung des Aberglauben hier zwar schon in der Aufklärung begann aber immer noch mit unterschiedlich benannten Ausläufern zu kämpfen hat, die sich in Esoterik, Tempeln wie Kirchen bis zum Yoga tummeln.

Yoga als eigentlich autoritäre indische Lehre, der viele Großstädterinnen zumindest gymnastisch hinterherlaufen, ohne das geistige System und seine Verknüpfungen zu reflektieren ist ein typisches Beispiel für das Wiederaufflammen des postreligiösen Aberglauben anstelle der Vernunft, was natürlich kein vernünftiger Mann heute laut sagen würde, der sich lieber sexuell an der erhöhten Dehnbarkeit still erfreuen sollte, wäre er klug, denn manche Debatte kann auch mit aller Vernunft nicht vernünftig geführt werden und es könnte nur verlieren, wer es wagt eine Mode der bewusst und gelassen, ökologisch korrekt lebenden Menschen als atavistisch autoritär und völlig unvernünftig infrage zu stellen, warum auch ich solchen Unsinn lieber lasse und die Damen mit ihren Matten freundlich anlächle.

Was wird also aus uns Vätern im Zeitalter unserer biologischen Überflüssigkeit frage ich mich am Ende nochmal und komme zu dem Schluss, am besten wäre es entspannter Genießer zu sein, sich weniger um die üblichen Schemen zu kümmern und in alten Rollen sich profilieren zu wollen, sondern was bleibt, zu genießen, wie es ist, mehr geht ohnehin nie und so könnte ihre biologische Überflüssigkeit als Väter die Männer zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückbringen als gemütliche Genießer, was auch ein ökologisch sehr nachhaltiges Leben ermöglichte - dahingestellt, ob Frauen damit klar kämen aber auch darauf käme es dann letztlich künftig nicht mehr an. Vielleicht müssen diese ihre Erwartungen genauso schnell beerdigen, wie wir unsere Rollenmuster mit dem bekannten Potenzgeprotze, es könnte lustig werden und Männer und Frauen könnten sich vielleicht endlich aufrichtig begegnen und geistig voneinander mehr profitieren statt überholte, langweilige Spiele zu spielen, die nur einer sehr atavistischen Form der Bestätigung dienen, die uns immer noch vieles ertragen lässt, worüber ein Kant, der nicht ohne Grund unverheiratet blieb, nur müde gelächelt hätte.

jens tuengerthal 9.9.20

Missgeburten

Gibt es überhaupt Missgeburten
Oder ist alles plangemäß manches
Nur ungewohnt fragt sich nicht mehr
Wer Montaigne gut las der gewohnt
Nüchtern aber liebevoll berichtet
Wie ihm siamesische Zwillinge
Die damals noch unbenannt
Von Bauern der Umgebung
Die zeigend Geld verdienten
Vorgeführt wurden die am Bauch
Verbunden nur einen Kopf hatten
Aber aus je zwei Öffnungen ihr
Wasser und Stuhlgang ließen
Er berichtet dabei noch von
Anderen Fehlbildungen aber
Bemüht sich die Abweichung
Als nur ungewohnt darzustellen
Meint in der Natur hätte alles
Seinen Zweck manchmal nur
Könnten wir ihn nicht erkennen
Es sei meint Montaigne der
Von Zwillingen wenig wissen
Kann am Ende der Renaissance
Nichts wider die Natur sondern
Alles ihr gemäß manchmal nur
Erschiene uns etwas ungewohnt
Doch sollten wir alles Erstaunen
Über abwegige Erscheinungen
Der uns umgebenden Natur
Lieber ablegen lernen was
Weise und tolerant scheint
Mehr zur Integration täte als
Deren zwangsweise Durchsetzung
Nennen wir nichts mehr behindert
Dafür mit Montaigne variantenreich
Was Natur so erschafft könnte
Das miteinander menschlicher
Werden und sein

jens tuengerthal 9.9.20

Moriamoritate

Die Geschichte vom Lager
In Moria auf der Insel Lesbos
Ist auch das alte Lied vom
Versagen europäischer Kraft
Wo geteilte Verantwortung
Fraglicher als Zuschüsse war
Flüchtlinge plötzlich Migranten
Zur Relativierung genannt
Für viele Bedrohung waren
Vor allem innenpolitisch
Weil Populisten gegen diese
Lautstark als Gefahr agierten
Nun ist das Lage abgebrannt
Das überbelegt von Corona
Bedroht unhaltbare Zustände
Zur Abschreckung pflegte
Brandstiftung wird vermutet
Vielleicht auch von Innen als
Schrei nach Aufmerksamkeit
Nun muss etwas geschehen
Meinen Gute wie Böse die
Sich wechselseitig dafür halten
Mit den Slums am Tor Europas
Über das was wird mutmaßlich
So lange gestritten bis jede
Mögliche Lösung sich erledigt
Was wir wollen oder eine
Taugliche Antwort dort wäre
Ist unklar vor allem wer dabei
Den ersten Schritt tut offen
So geht es irgendwie weiter
Die 12.000 dort kein Problem
Was nach ihrer Rettung kommt
Könnte eines werden falls
Erdogan die Tore öffnet
Bald Klima nicht Krieg viel mehr
In der ganzen Welt vertreibt
Bis dahin sollten wir Antworten
Haben um gerüstet zu sein
Dafür ist Moria nur das Vorspiel
Die Ouvertüre der Weltoper
In der es um Sein und Haben geht
Wer überlebt und übrigbleibt beim
Spiel was Flüge täglich verstärken
Zeit es so deutlich zu sagen
Denn in Moria brannte nicht
Die Moral von Europa sondern
Eine Fackel der Zukunft
In der noch wer leben will

jens tuengerthal 9.9.20

Coronatrennung

Nun habe ich die erste
Coronatrennung erlebt
Mochte sie sehr gern
Es war schön miteinander
Auch ziemlich zärtlich
Wie etwas leidenschaftlich
Es gab einiges verbindendes
Fand sie auch wirklich schön
Vieles fühlte sich gut an
Dann gestand sie mir
Sie sei eine Covidiotin
Wie ich sie in Versen nannte
Wäre auch auf der Demo
Wie ihre ganze Familie
Darauf zog ich mich 
Ganz entschieden zurück
Wer mit Rechtsradikalen
Demonstriert ist mir fern
Heute wollten wir uns
Würdevoll verabschieden
Nach Wegen noch schauen
Was uns gelungen ist
Liebevoll am Ende aber
Im Gespräch lagen Welten
Diesmal zwischen uns
Sie kam mit anderen Quellen
Nicht die gesteuerten Medien
Wie die Covidioten so gerne
Die das Risiko leugnen
Um ihrer Freiheit willen
Lieber andere Leben riskieren
Für Verschwörungstheorien
Gegen eine Regierung brüllen
Die mit ruhiger Hand viele
Leben rettete schlimmeres
Hierzulande verhindern konnte
Schauen wir nach Europa
Gegen Masken für Schüler
Sei sie ohne Argumente
Sie schien wie ferngesteuert
Brachen es irgendwann ab
Es konnte nicht gehen
Dabei mochten wir uns
So etwas tut schon weh
Vielleicht kommen mal
Andere Zeiten wenn wieder
Mehr Vernunft überall herrscht
Bis dahin geht es nicht
Corona steht zwischen uns
Hab sie wirklich sehr lieb
Aber diese beiden Welten
Sind gerade unvereinbar
So frisst Corona auch mal
Noch ganz zarte Gefühle

jens tuengerthal 9.9.20

Dienstag, 8. September 2020

Tapferkeitstugend

Montaigne lesen tut immer gut
Bringt zum Nachdenken auch
Über schlechte Gewohnheiten
Wie das warum unserer Wertung
Was vieles wieder infragestellt
Was ihm auf dezente Art gelingt
Die manchmal erst ganz langsam
Klar und deutlich wird während
Es bei der Lektüre abstrus scheint
Lächle ich oft im nachhinein mehr
Weil er wirklich gewitzt erzählt
Den Horizont dabei erweitert
Heute über Tapferkeit und Tugend
Staunte ich über seine absurden
Möglichst abgelegenen Beispiele
Auch die nahen ganz aktuellen
Klangen eher nach Boulevard
Vom Mann der sich das Glied
Abschnitt aus Frustration über
Das eigene Versagen am Ziel
Bei der so lange Angebeteten
Um es dieser dann zu schicken
Oder der genervt über die ewige
Eifersucht seiner Gattin der er
Es dann ins Gesicht warf aus
Lauter verstümmelnden Trotz
Worüber ich innerlich laut lachte
Oder auch die Suizidentin die
Nachdem sie ihr Mann jahrelang
Quälte und verprügelte beschloss
Der Qual ein Ende zu setzen
Zuvor ihre Dinge noch ordnete
Allen klaren Verstandes schien
Dann von der Brücke ins Wasser
Sprang und wortlos dort ertrank
Auch die indischen Witwen die sich
Nach Montaignes Erzählung darum
Drängen dem geliebten Gatten als
Erste in die Flammen folgen zu dürfen
Weil sie das als Lieblingsfrau zeige
Wie der Todesmut muslimischer Kämpfer
Die völlig dem Schicksal vertrauen
Was von Gott schon festgelegt sei
Warum sie sich auch ohne jede Angst
In den Kampf stürzen können dessen
Ende wie das ihre schon lange zuvor
Von höherer Macht bestimmt wurde
Wie der Glaube wohl vielen Menschen
Unglaublichen Mut verleiht was heute
Die Liebe gelegentlich noch schafft
Sofern sie uns nicht lächerlich macht
Was aller Erfahrung nach viel häufiger
Vorkommt als wir uns gern eingestehen
Ob das Wagnis der Liebe damit Beispiel
Für Tugend und Tapferkeit eher wäre
Wie er es für Eingeborenenvölker noch
Beim Tod des einen Gatten berichtet
Wäre auch einen Gedanken wohl wert
Scheint mir sogar viel näher zu liegen
Als die abstrusen Berichte Montaignes
Die aber wie so typisch für ihn bewusst
Besonders abwegig gewählt wurden
Um die Tugend der Tapferkeit damit
Als solche eher infrage zu stellen
Denn das erwartete Loblied zu singen
Weil sie immer wieder Menschen zu
Völlig absurden Verhalten führt was
Allerdings die große Ähnlichkeit mit
Der Liebe weiter offenbart welche
Darin wohl immer ungeschlagen bleibt
Allerding selten als Tapferkeit gerühmt
Während dafür die Beispiele Montaignes
Den Tugendcharakter der Tapferkeit
Deutlich infrage stellen weil er meist
Mörder Attentäter oder Menschen
Nahe dem Wahnsinn dafür anführt
Wobei sich die Frage stellt ob dies
Nicht viel mehr Wahnsinn offenbart
Derer die so darüber urteilen wollen
Es sei wie es sei zumindest hat die
Lektüre von Montaigne wieder mal
Gute Gedanken geweckt zu denen
Als bleibender vielleicht gehört dass
Die Liebe das größte Wagnis bleibt
Was wir eingehen können im Leben
Die uns jenes leicht riskieren lässt
Weil im Verhältnis nicht Wert hat
Der Todesmut der Verzweifelten
Dem Fatum der Gläubigen gleicht
Das Montaigne wiederholt anführt
Als quasi Hinnahme des Schicksals
Was den erwartet der liebt und sich
Damit den Gefühlen anderer ausliefert
Die kommen und gehen wie sie wollen
Womit ich sicher sagen würde dass
Die Liebe höchste Tapferkeit fordert
Dahingestellt ob sie Tugend noch ist
Oder eher eine Form von Wahnsinn
Was sich manchmal sehr nahe steht

jens tuengerthal 8.9.20