Klassenkrampf
Was soll noch der Klassenkampf
Dachte ich immer ein überholter
Begriff in unserer Republik aber
Die Zeit und Begegnungen mit
Menschen lehrten mich wie fern
Die grundgesetzliche Gleichheit
In der Realität doch immer liegt
Wie verschieden Herkunft prägt
Fragte mich ob es intellektuell eher
Bedingt ist als gesellschaftlich weil
Jeder heute jeden Beruf wählen kann
Es mit Begabung viele Wege gibt
Lebe seit über zwanzig Jahren nun
In einer Gegend die Arbeiterviertel war
Sich darauf etwas zugute noch hält
Aber fremdel damit immer noch sehr
War fast zehn Jahre Sozialdemokrat
Doch fremdelte ich dort noch mehr
Mit der Arbeiterpartei wie dem Wort
Sozialismus was eher Allergien mit
Seinen totalitären Wurzeln auslöste
Beobachtete und beschrieb meine
Familie mit Abstand und bemerkte
Wie zutiefst bürgerlich sie war was
Bei der Lektüre der Buddenbrooks
Schon ziemlich offensichtlich schien
Setzte mich mit dieser Identität nun
Offen wie kritisch auseinander aber
Merkte wie sehr sie mir Heimat war
Wie fern mir alles andere blieb was
Für ein Klassendenken spricht das
Sicher auch anerzogen war denn
Früh hörten wir vom Großvater was
Für eine alte Familie wir doch sein
Wie ehrenwert seinen Bruder mal
Außen vor gelassen dabei aber sonst
Lernte das Klassenbewusstsein auch
Bei meiner adligen Verlobten wie den
Freunden von Familie kennen die sich
In manchen von anderen unterschieden
Dabei gibt es auch Brücken zwischen
Den sonst getrennten Welten aber zu
Behaupten es gäbe keine Klassen ist
Schlicht ignorant und verkennt damit
Die eigene geistige Basis es wäre ein
Krampf dies mit Kampf zu überwinden
Jeder soll nach seiner Fasson leben
Nur wundern wir uns nicht was passt
Wo es dagegen nie gehen wird was
Beim Benehmen bei Tisch anfängt
Zu dem Mutter und Großvater noch
In bürgerlicher Tradition drillten was
Heute mir eher als Freiheit scheint
Jeder kann heute alles werden aber
Keiner sollte seine Wurzeln leugnen
Noch meinen etwas anderes zu sein
Um sich krampfhaft anzupassen im
Strom der kollektiven Vermassung
Sondern sein Niveau hochhalten
Weil es Teil seiner Würde ist auch
Wenn es nichts mehr einbringt
Ist es die Geschichte dessen
Was unsere Kultur prägte
Lassen wir den Klassenkampf
Jeder wie es ihm gefällt aber
Keiner ist wie alle und ich
Am allerwenigsten gern warum
Unterscheidung wichtig ist
jens tuengerthal 8.12.22
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