Freitag, 26. Februar 2016

Kulturgeschichten 0139

Reichsdeputationshauptschluss

Manche fürchten schon das Abendland
Ginge unter weil einige Millionen aus
Syrien gen Norden fliehen begleitet
Von denen die sich mehr erhoffen

Was wäre dies Abendland wohl wert
Wenn es unterginge nur weil Menschen
Aus anderen Kulturen hier Frieden
Suchen und eine Zukunft finden wollen

Sind nicht alle die nun den Untergang
Beschwören das Gegenteil von dem
Was sie patriotisch vorgeben zu sein
Weil sie ihrem Abendland nichts zutrauen

Ein Reich das nicht mehr integriert
In den Wechselfällen der Gegenwart
Untergeht nur weil es Hilfe leistet
Ist wert dass es zu Grunde geht

Natürlich kann Europa diese Aufgabe
Leicht bewältigen wenn es einig noch
Vorgeht um zu helfen statt noch mehr
Gründe für Flucht und Terror zu geben

Was macht ein Reich aus und wann
Geht es wirklich unter fragt sich just
Angesichts europäischer Uneinigkeit
Die Grenzen wieder schließen will

Ist Begrenzung und Abgrenzung
Entscheidend oder geht es mehr
Um die Fähigkeit Probleme zu lösen
Statt sich vor Verantwortung zu drücken

Ein Blick in die Geschichte zeigt was
Reiche untergehen lässt wovon die
Auflösung abhängt und warum es mehr
Auf Einigkeit ankommt als auf Zäune

Am 25.2.1803 beschloss der ständige
Reichstag zu Regensburg den
Reichsdeputationshauptschluss zur
Neuordnung des Heiligen Römischen Reiches

Der Beschluss diente nach dem verlorenen
Koalitionskrieg gegen Frankreich und der
Damit Besetzung der linksrheinischen Gebiete
Der notwendigen Neuverteilung der Macht

Alle Fürsten die linksrheinisch Gebiete verloren
Sollten in Deutschland entschädigt werden
Nicht entschädigt wurden die Reichsritter
Sie waren die Verlierer der Vereinbarung

Zur Entschädigung wurden die Kichengüter
Säkularisiert und weltlichen Fürstentümern
Zugeschlagen bis auf Mainz wurden darum
Alle kirchlichen Fürstentümer aufgelöst

Das der Reichserzkanzler von Dalberg
Der Bischof von Mainz nun Aschaffenburg
Als Kursitz erhielt um zumindest ihn noch
Im Amt zu halten ist nur eine Fußnote

Bistümer Klöster und fürstbischöfliche
Residenzen wurden enteignet und fielen
An die weltlichen Landesherren als Ausgleich
Auch die Reichsstädte wurden verteilt

Eine Ausnahme galt nur für Lübeck Bremen
Hamburg Frankfurt Nürnberg und Augsburg
Die freie Städte mit Privilegien blieben wie
Auch der Deutsche Orden und die Malteser

Württemberg Baden und Hessen-Kassel
Bekamen die Kurwürde für die erloschenen
Kurfürstentümer Köln Mainz und Trier auch
Das Herzogtum Salzburg bekam ein Kuramt

Wer ein Kuramt hatte oder Kurfürst war
Durfte den Kaiser wählen so veränderte
Sich durch die Säkukarisation wie die
Folgende Mediatisierung das Reich völlig

Die Reichskirche ging verloren auch
Durch die antiklerikalen Positionen aus
Frankreich womit der Kaiser seiner
Traditionellen Machtposition beraubt war

Der Reichsfürstenrat wurde erstmals
Mehrheitlich evangelisch und durch den
Verlust der Reichsritter wurden aus vorher
Mehreren 100 nun 34 selbständige Territorien

Eine effektive Konzentratio die eigentlich
Bestand und Funktion des Reiches
Deutlich verbessert hätten wären sie
Nicht bereits zu spät gekommen

Den größten Zuwachs an Land wie Volk
Erhielt Preußen gefolgt von Bayern Baden
Und Württemberg die letzteren drei dann
Napoleons willige Unterstützer wurden

Drei Jahre später gründete sich unter dem
Protektorat Napoleons der Rheinbund der
Seinen Austritt aus dem Reich erklärte
Das sich einen Monat später auflöste

Kaiser Franz II. legte nach dem Austritt
Am 6. August 1806 die Krone nieder und
Erklärte das Reich für endgültig aufgelöst
Das zuvor fast 1000 Jahre bestanden hatte

Franz erfand jedoch als der Statusverlust
Absehbar wurde bereits 1804 das neue
Kaisertum Österreich und nannte sich also
Nach der Abdankung Kaiser von Österreich

Die vermögensrechtlichen Folgen der Auflösung
Wirken sich bis heute auf das Verhältnis zur
Katholischen Kirche aus und stellen mit den
Staatsleistungen ein ungelöstes Problem dar

Mancher trauerte dem Reich nach das schon
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss seinem
Untergang geweiht war weil es seine Grundfesten
Verlor ganz im Sinne Napoleons

Mit dem Rheinbund hatte er seine Partner
Im vorher deutschen Reich gestärkt wie dem
Kaiser die Basis der Macht geraubt das Reich
Das seit 1648 siechte schied nun dahin

Ein damit uneiniges Deutschland stellte für
Frankreichs Napoleon keine Gefahr mehr da
Wurde zum willigen Staliten künftiger Kriege
Bis Napoleon in Rußland 1812 scheiterte

Das folgende kleindeutsche Reich mit dem
Später preußischen König als Kaiser das dem
Kaiser in Österreich nur noch benachbart war
Hielt schließlich keine 50 Jahre mehr bis 1918

Ob Deutschland mit dem Verlust der vielen
Kleinen Staaten gewann oder verlor ist heute
Unstrittig und wurde nach der Niederlage
Napoleons endgültig deutlich am Wiener Kongress

Erfolgreich und stark wurde das zweite Reich
Durch die Zollunion wie die politische Union
Unter Preußens Führung nach Bismarcks
Vorstellungen vom neuen Reich aus Berlin

Betrachten wir die heutige EU sehen wir
Die Gefahr neuer Grenzen wie der Tendenz
Zu nationalen Lösungen deutlich vor uns
Die Europas Ökonomie nachhaltig schädigt

Die Angst vor den Fremden die gerade den
Traum vom einigen Europa wieder von Osten
Her dominiert zeugt von einem Mißverständnis
Sie zeigt Schwäche wo es Stärke bräuchte

Nicht Merkels Kurs der an die Kraft Europas
Bei der Lösung der Flüchtlingsfrage glaubt
Gefährdet Europa sondern im Gegenteil
Die zunehmende nationale Abgrenzung

Der Nationalstaat als Idee ist eine Ausgeburt
Des Widerstandes gegen Napoleon und der
Neuorganisation nach seinem Untergang
Das Römische Reich war nicht national

Das mit dem Reichsdeputationshauptschluß
Dem Untergang geweihte Heilige Reich
Mit seinen vielen deutschen Staaten glich
Eher der EU nur ohne demokratische Basis

Wenn sich Europa nun spaltet über die
Frage des Umgangs mit den Flüchtlingen
Werden die Folgen katastrophal für die
Volkswirtschaften aller Mitglieder

Wer Europa und das Abendland in seiner
Tradition des Römischen Reiches noch
Retten will muss nun für Einigkeit plädieren
Statt kurzsichtige Spaltpilze zu züchten

Der Untergang des Abendlandes droht
Von Innen durch Pegida und AfD mehr
Als durch die Zuwanderung aus einem
Früher Teil des römischen Reiches
jens tuengerthal 25.2.16

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