Donnerstag, 11. Februar 2016

Kulturgeschichten 0126

Belagerungszustand

Bei einer Belagerung wird mit der Zeit
Gespielt die jene draußen denen die
Drinnen belagert werden voraus haben
Wenn die Vorräte knapp werden

Jede Belagerung spielt mit dem Leben
Derer die in der Festung ausharren
Während die anderen sie zwingen wollen
Zur Aufgabe oder zum letzten Gefecht

Ob sie gelingt hängt an vielen Faktoren
Dem technischen Geschick der Belagerer
Der Versorgung der Belagerten wie auch
Mut und Nerven beider Seiten dabei

Aus Sicht der Belagerer ist sie gelungen
Wenn die Belagerten am Ende kapitulieren
Aus Sicht der Belagerten mißlang sie wo
Die Belagerer sieglos wieder abziehen

Eine Belagerung ist ein militärischer Akt
Unter dem die Zivilbevölkerung immer mehr
Leidet als die Kämpfer da sie im Kampf
Ein Störfaktor nur ist der benutzt wird

Am 11. Februar 1573 begann die von
König Karl IX. angeordete Belagerung
Von La Rochelle dabei wollten die Katholiken
Die Hochburg der Hugenotten niederwerfen

Diese Belagerung wurde vom Herzog von
Anjou dem späteren König Heinrich III.
Befehligt und sollte die Protestanten zur
Endgültigen Kapitulation zwingen

Diese waren durch die Ereignisse der
Bartholomäusnacht ein halbes Jahr zuvor
Bei der Hochzeicht Heinrichs von Navarra
Mit der Schwester des Königs geschwächt

Der König und seine Mutter Katharina Medici
Gingen von einem Dominoeffekt aus falls
La Rochelle als Zentrum der Protestanten
In Anwesenheit Heinrichs von Navarra fiele

Neben dem späteren Henry IV. war noch
Henri I. de Bourbon, prince de Condé der
In der Bartholomäusnacht zur Konvertierung
Gezwungen worden war mit dabei

In der Armee von Anjou war der gesamte
Katholische Adel des Landes vertreten
Darunter auch einige der Guisen die sich
In der katholischen Liga hervortaten

La Rochelle war ohne einen Befehlshaber
So war die Stadt in den Händen der Bürger
Während englische Schiffe sie vom Meer aus
Mit Nachschub und Waffen versorgten

Elisabeth I. war offiziell mit Frankreich
Verbündet und verurteilte die Hilfe für
La Rochelle offiziell untertstützte sie aber
Insgeheim als Glaubensbrüder doch

Von Februar bis Juni kam es zu acht
Sturmangriffen auf die Mauern der Stadt
Die Himmelfahrtskommandos eher waren
Da kaum einer unverletzt dabei blieb

Auch Heinrich der Herzog von Anjou wurde
Mehrfach dabei verletzt aber auch eine
Verstärkung durch 6000 Schweizer führte
Zu keinem Sieg der Generalangriff scheiterte

Der vierte Hugenottenkrieg endete mit dem
Frieden von La Rochelle dem aber noch vier
Weitere Unruhen folgen die bis 1598 reichten
Erst mit dem Edikt von Nantes vorläufig enden

Dieses Toleranzedikt des endlich Königs Henry IV.
Nach dem Krieg der drei Heinriche der selbst ein
Zum Katholizismus konvertierter Protestant war
Weil Paris eine Messe wert war blieb vorbildlich

Jedoch änderte es schon sein Sohn Ludwig XIII.
Wieder ab und belagerte La Rochelle erneut
Diesmal mit mehr Erfolg und dessen Sohn also
Der Enkel Henrys Ludwig XIV. vertrieb sie alle

Preußen und Hannover profitierten sehr von der
Vertreibung der Hugenotten die ihre Bevölkerung
Um viele begabte Handwerker und Offiziere
Bereicherte was bei Fontane nicht endete

Opfer der Belagerung gab es auf beiden Seiten
Unter den Belagerern auch zahlreiche als etwa
Eine Granate zu früh explodierte und 150 starben
Mehr noch unter Kindern und Frauen in der Stadt

Religion war der Grund des Krieges vorgeblich
Tatsächlich ging es um die Macht im Staate wie
Den Vorrang der je Intriganten und ihrer Lügen
Wie sich schon in der Bartholomäusnacht zeigten

Karl IX. hatte sich zunächst vom militärischen
Anführer der Protestanten Admiral Coligny noch
Politisch beraten lassen geriet jedoch immer mehr
Unter dessen Einfluss was seiner Mutter ebenso
Wenig gefiel wie den Guisen und der Liga

Coligny hatte die Hugenotten als Partei etablieren
Wollen die am konsequentesten französische
Interessen auch in Übersee verträten während
Die nationale Versöhnung geplant wurde

Diese sollte durch die Hochzeit von Henry
Mit Margarete Valois auch nach außen deutlich
Werden um ein Nebeneinander zu ermöglichen
Was Katharina Medici überhaupt nicht gefiel

Der Mordanschlag auf Coligny während der
Hochzeit mißlang dafür fiel er nachdem Karl
Von seiner Mutter überzeugt worden war
Die Hugenotten wollten ihn stürzen bald doch

Mit der Bartholomäusnacht begann das große
Gemetzel dem zig tausend Protestanten in
Ganz Frankreich zum Opfer fielen aber das
War nur die Vorgeschichte der Belagerung

Ähnlich wie den Protestanten in La Rochelle
Geht es derzeit den Syrern in Aleppo doch
Versorgt sie kein Engländer mit Hilfe noch
Sie müssen alleine sehen wie sie überleben

Wir fürchten uns nur vor noch mehr Flüchtlingen
Warum die Kanzlerin nun mit der Türkei die
NATO Überwachung im Kampf gegen Schlepper
Die Flüchtende retten wollen allein beschloss

Die Türkei hat die Grenze zu Syrien geschlossen
Mit einer Mauer auch mit deutscher Hilfe wohl
Im Grenzbau haben hier ja manche noch Erfahrung
Weil 2,5 Millionen Syrer ihnen nun genug sind

Wir führen selbst Krieg in Syrien oder untertützen
Das Chaos was die nicht alliierten Alliierten dort
Miteinander für die Bevölkerung anrichten während
Aleppo weiter von allen Seiten belagert wird

Die früher Hauptstadt der gemäßigten Opposition
Ist längst in den Händen vieler religiöser Radikaler
Die russischen Bombenangriffe tragen dazu bei
Die radikalen Kräfte noch weiter zu stärken

Es gibt in Syrien keine Lösung mit Gewalt
Außer wir wollen konsequent alle töten die
Uns eines religiösen Fanatismus verdächtig
Nur erscheinen wofür es keinen Filter gibt

Übrig blieben dann Assad und die Kurden
Was keiner laut sagen würde wie noch eine
Kleine Schicht gebildeter Menschen die nicht
Dem religiösen Wahn im Land anheimfielen

In Frankreich beendete erst ein konvertierter
König der ruhmreiche Henry IV. den Krieg
Zwischen Hugenotten und Katholiken die
Von der Liga und den Guisen aufgehetzt

Wer diese Rolle in Syrien spielen soll ist
Noch unklar doch scheint mit zunehmender
Gewalt und Verzweiflung jede Lösung gut
Besser zumindest als das weiter so gerade

Von oben militärisch bombardieren oder doch
Als Bundeswehr zumindest dafür aufklären
Wie von unten Mauern bauen gegen die
Dann logisch konsequente Flucht der Massen

Diese konsistente Politik führt uns immer
Weiter in einen Konflikt der nicht unserer
Je war sondern eine Konsequenz gerade
Der Politik der USA im Irak noch ist

Aus der Geschichte lernen hieße heute
Religiöse Konflikte oder Kriege an denen
Fanatiker gleich welcher Religion darum
Beteiligt sind tunlichst zu vermeiden

Stattdessen werden Parteigänger solange
Gefördert und bewaffnet bis sich herausstellt
Dass sie hochgerüstet genauso fanatisch sind
Mehr Waffen nur zu mehr Krieg künftig führen

Wir wundern uns wenn die Menschen aus den
Kriegs- und Krisengebieten in aller Welt hierher
Fliehen wenn wir zugleich unsere Waffen die
Sie direkt oder indirekt vertreiben verkaufen

Es geht nicht um einen Kampf der Kulturen
Den fanatische Rechte nun inszenieren wollen
Die nicht begriffen haben dass alle Menschen
Nur friedlich leben wollen zumindest die Mehrheit

Frankreich hatte den Bürgerkrieg um die Religion
Zwanzig Jahre bevor er in Deutschland begann
Durch ein tolerantes Edikt beendet besser noch
Ginge es Europa wir lebten mehr Laizismus

Was Syrien erlebt ist ein ähnlicher Häutungsprozeß
Wie ihn das Christentum ab 1500 erlebte ohne
Daraus dauerhaft zu lernen außer die Kriege
Lieber ins Ausland zu verlagern wenn möglich

Im Jemen wie in Libyen oder Nigeria droht dies
In gleicher Form und immer werden Menschen
Fliehen um ihr nacktes Leben noch zu retten
Bei denen die genug und mehr als das haben

Die Bewohner von Aleppo von denen die Türkei
Nun wieder 600.000 auf der Flucht erwartet
Wenn nicht genug auf dem Weg schon sterben
Sind die Opfer der Belagerung Sieger gibt es nicht

Was gibt es in einer zerbombten Stadt noch
Zu gewinnen und wer profitiert vom Tod hier
Mehr als er am Überleben leidet und warum
Wundert wen wenn Verzweifelte aberglauben

Michel de Montaigne einer der klügsten Denker
Des 16. Jahrhunderts dessen Worte uns heute
Noch Wegweiser und Hilfe oft sind erlebte diese
Zeit des Unfriedens selbst als Bürger und Politiker

Läsen mehr der heute Agierenden Montaigne
Setzten sie vielleicht andere Prioritäten die dann
Weniger Menschenleben kosteten als das Glück
Aller noch zu mehren um das es ihm ging

Montaigne schrieb weniger von Weltgeschehen
Das tat er nur plaudernd in Zitaten nebenbei
Als von seiner Sicht und Suche dabei auf dem
Weg zum Glück für sich selbst betrachtet

Der Katholik Montaigne lebte im Périgord
Einer Gegend die zwischen den Konfessionen
Von Ort zu Ort wechselte wie auch in seiner
Familie sich beide meist friedlich fanden

Er war Freund und Berater des später Henry IV.
War eine zeitlang als Jurist in Bordeaux tätig
Brachte es dort bis zum Bürgermeister bis er
Sich lieber in seinen Turm zurückzog zum Lesen

Vor allem aber auch zum Schreiben seiner Essays
Denen sich der Skeptiker und Anhänger des Lukrez
Nun ausgiebig und in Ruhe widmete um der Welt
Ein literarisches Vorbild zu hinterlassen

Eines das jeder Politiker in Ruhe lesen wie
Ob seines Geistes bedenken und würdigen
Wohl sollte um menschliche Lösungen zu suchen
Auf dem Weg zum kleinen Glück

Es ist nicht viel was wir erreichen können
Wahnhaft ist wer meint die Welt zu verändern
Aus nur seinem Willen dafür ist wohl weise
Wer sein Glück zu genießen weiß

Bemühten wir uns mehr um diesen Genuß
Gönnten wir ihn auch dem anderen statt uns
Neidisch nur um unseres stets zu sorgen
Wäre die Welt um vieles friedlicher sogleich

Habe keine Antwort auf die Fragen die sich
In dem syrischen Konflikt stellen wer etwa
Schuld ist am Anfang und wer Recht hat
Verstehe nur warum Menschen fliehen

Gönne allen Menschen ein friedliches Leben
So lustvoll wie sie es nur können mögen sie
Jeden Tag genießen was ist um sich mehr
Am Miteinander zu erfreuen in Frieden

Weiß nicht was ich für den Frieden tun soll
Als friedlich und glücklich leben zufrieden
Mit dem was ich habe statt mich um das
Zu sorgen was mein Nachbar besitzt

Vielleicht ist mein Horizont zu begrenzt
Als dass ich mir vorstellen könnte was
Menschen so sehr unterscheiden könnte
Dass sie nicht friedlich leben wollten

Sehe wohl wie sehr die Religion sie
Immer wieder daran hinderte noch
Doch frage ich weiter was Glück ist
Wie wir es miteinander erreichen

Vielleicht ist eine Belagerung etwas
Typisch Menschliches und wir alle
Belagern uns ständig gegenseitig
Um unsere eigenen Ziele zu erreichen

So frage ich mich gerade ob die Welt
Wohl friedlicher wäre wagten wir nur
Zu tun was uns gut tut um glücklich
Damit zu sein statt besser als andere

Zögen sich mehr in ihre Türme zurück
Widmeten sich ihrer Bibliothek oder ihrem
Garten da beides doch nach Cicero alles
Ist was es zum Glück braucht es wäre gut

Kann der Welt heute noch ein besserer
Ratschlag gegeben werden als der Rückzug
Dessen der sich in Frieden seinen Büchern
Widmet statt Kriege noch gewinnen zu wollen

Dies Schreiben bringt mich auf den Gedanken
Ob nicht der Sport in seinen Wettkämpfen nur
Eine Form des Krieges mit anderen Mitteln ist
Wir ihn also hinterfragen sollten wären wir klug

Was aber stünde es mir sportlich Unbegabten
Zu die Leidenschaft anderer zu beurteilen
Wenn es sie glücklich macht sollte ich wohl
Lieber gönnen um glücklich zu sein

Dennoch ist die Frage da ob Europa etwa
Zu seiner Einigung mehr nationale Sieger
Bei egal welchen Spielen braucht oder mehr
Zurückgezogen friedliche Glückssucher

Von der Belagerung von La Rochelle zu
Der von Aleppo hin zum zeitgleich lebenden
Montaigne war ein kleiner Schritt dagegen
Könnte der Weg zum Glück verschlungen sein

Sich aufmachen zum Glück so scheint es mir
Könnte die Welt friedlicher machen als eine
Zufällig gefärbte politische Antwort auf eine
Gerade aktuelle Krise irgendwo
jens tuengerthal 11.2.16

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